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Beilage

Freitag, 28. November 1930

BERLIN  

Der Abend

Spalausgabe des Vorwärts

BERLIN

PRAG  - WIEN  - REGENSBURG  

RANDGLOSSEN ZU EINER BERUFLICHEN AUTOREISE VON VIKTOR SCHIFF

Es mag sein, daß eine Autofahrt Berlin  - Wien   auf der| Hause mindestens sechs Verbindungen absolvieren. ,, Ne ro. fürzesten Strecke, das heißt über Prag  , vom nächsten Frühjahr ab ein Genuß sein wird; einstweilen kann man nur dringend davor warnen. Landschaftlich sind die ersten 200 Kilometer ziemlich ohne Reize, interessant ist nur der Anblick der riesigen Braunkohlen­gruben hinter Senftenberg  , einer Stadt, die sich augenscheinlich erst in den letzten 25 Jahren um die Briketterzeugung herum mit amerikanischer Schnelligkeit und Stillosigkeit entwickelt hat. Erst hinter Dresden   lohnt es sich, den Blick vom grauen Band der Chaussee abzuwenden, soweit die scharfen Kurven der oft auf- und niedersteigenden Straße eine solche Ablenkung zulassen. Durch die enge und malerische Schlucht von Dippoldiswalde   erreicht man baid den Kamm des Erzgebirges und damit auch die tschechische Grenze:

sumy!" flang es stereotyp jedesmal durch den Apparat zurück, wenn ich mein Anliegen deutsch   vortragen wollte, und dann das Schlußzeichen. Ich entsann mich dunkel, daß ,, rosum" etwas mit | ,, Berstand" zu tun hat. Das nächste Mal beugte ich vor und sagte gleich selber: ,, Ne rosumy!" Ich verstehe nicht." Diese tele­phonische Reverenz vor der Nationalsprache wirkte Wunder: ich bekam nunmehr fast mühelos alle Verbindungen, die ich brauchte. Ein sonderbares Schauspiel.

3innwald.

Ueber die tschechoslowakische Grenze. Zollformalitäten, rechts in dem deutschen, dann schräg links in dem tschechischen Grenzwächteramt. Dunkelgrüne Beamte, auf die Paul von Hindenburg   aus seinem Rahmen streng herab­schaut, entlassen einen gratis aus dem eigenen Lande, während ihre thafifarbenen Kollegen auf der anderen Seite unter dem steptischen Lächeln von Thomas Masaryk   den fremden Autofahrer willkommen heißen indem sie ihm für 48 Stunden 40 Tschecho­tronen abnehmen.

,, ints fahren!" mahnt ein großes Schild an der Grenze. Ach, wenn das der einzige Unterschied wäre! Aber schon nach dreißig Metern wird einem das Steuerrad durch einen scharfen Ruck, dem ein zweiter, ein dritter, ein vierter sofort folgen, fast aus den Händen gerissen. Fünf Stunden hatte man das Steuer auf der vorzüglichen Chaussee faum ernsthaft festhalten müssen, jetzt aber beginnt der Kampf und der Krampf. Löcher, Querrinnen, Pfützen, aus­geweichte Seitenstellen, überdies ein recht steiler Abstieg nach der Ebene, so daß man sehr bald die Vorzüge und die Notwendigkeit der Handbremse tennen lernt, die man eigentlich in Berlin   und Umgebung nur anzuziehen pflegt, wenn der Wagen schon hält.

D

Reges Treiben in der Hauptstraße der uralten Industrie- und Kurstadt Te pliz Schönau, die aber an diesem Spätnachmittag im November so düster und schmußig aussieht, daß man ihr wohl die Fabriken, aber nicht die Thermalbäder anmerkt. Der Kurkapellen­musiker, den wir an der Grenze auf seinen Wunsch mitgenommen haben, verabschiedet sich von uns mit der Versicherung, daß hinter Tepliz eine ganz neugebaute Chaussee bis nach Brag führt. Das stimmt nämlich für die ersten zwei Kilometer, dann ist die Straße im Bau und eine langwierige Umleitung durch recht ungemütliche, moraftige Nebenstraßen bringt einen erst nach etwa 25 Kilometer zwischen Loboschütz und Theresienstadt   zu der ver­heißenen tadellosen Straße nach Brag.

Theresienst a dt, eine uralte, ausrangierte Festung aus dem Siebenjährigen Krieg, war einstmals t. u. f. Garnison  . Dort er­blickte ich vor vierzehn Jahren im Militärlazarett einen aschgrauen tleinen Schatten, der unter doppelter Postenbedeckung seine tuber­kulösen Knochen zur ärztlichen Visite schleppte: es war Gavrilo Princip  , der schußsichere Attentäter von Serajewo, der zuletzt dort seine lebenslängliche Strafe verbüßte. Doch schon drei Wochen nach dieser flüchtigen Begegnung las ich die Nachricht seines Todes: vor ihm, nach ihm und vielleicht auch durch ihn sind viele Millionen Menschenleben vernichtet worden. Jetzt ist Theresienstadt  zur Abwechslung wieder Garnison. Die graublauen Uni­formen von ehedem sind durch thafifarbene ersetzt. Als wir aber in der Dämmerung an der uralten Kaserne vorbeifahren, rücken gerade die Rekrutentompagnien von dem Ausmarsch ein. Im Hof­marschieren sie genau wie einst auf, die letzten dreißig Meter im knallenden Paradeschritt, um Frische" und Strammheit" vor dem ehemaligen f. u. t. Hauptmann, dem jetzigen tschechischen Oberst leutnant, zu demonstrieren. Ich tausche einen Blid mit meinem Mitreisenden, einem englischen Genossen und Kollegen. Auf unsere Lippen steigt gleichzeitig der gleiche Ausruf: ,, Genau so blöd wie ehedem!" Bielmehr: er sagte geistreich", ich sagte ,, blöd", und wir meinten natürlich beide genau dasselbe.

Fahrt durch die Nacht.

Es ist Nacht geworden. Aber die Scheinwerfer leuchten auf eine fast terzengerade, neue, erstklassige Chaussee. Und doch muß man dauernd höllisch aufpassen: trotz des recht starken Auto­verkehrs ist es anscheinend in der Tschechoslowakei   noch nicht Vor­schrift, daß Pferdefuhrwerke in der Dunkelheit beleuchtet sein müssen. Die ersten zwei, drei Male erkennt man diese ungewohnte Gefahr mit einem kleinen Schreck im letzten Augenblick, dann fügt man sich fluchend dieser sonderbaren Landesunfitte und mäßigt cben das Tempo; zumal es die 3uderrübenerntezeit ist und die Landstraße mit solchen unbeleuchteten Karren- und noch mehr mit den heruntergefollerten Rüben übersät ist.

Am nächsten Vormittag Begegnung mit den Genessen von der Deutschen Sozialistischen Partei, die gerade im Rudolfimum, dem jezigen Barlamentsgebäude, eine gemeinsame Fraktionssigung ihrer Abgeordneten und Senatoren haben. Beim Mittagessen im Parla­mentsrestaurant mit unserem lieben Freunde Dr. Czech, dem Parteivorsitzenden   und jetzigen Minister für soziale Fürsorge, erlebe ich ein sonderbares Schauspiel. Nicht ein, nicht zwei--jon­dern mindestens fechsmal während des Essens treten dern mindestens fechsmal während des Essens treten Besucher, teils allein, teils durch Abgeordnete eingeführt, an den Ge­nossen Czech   heran, tragen ihr Anliegen vor, diskutieren mit ihm und kümmern sich einen Teufel darum, daß das Essen, dabei kalt wird. Bei der Suppe fing es an: nach dem ersten Löffel erschien ein kommunistischer Abgeordneter mit einem Schüßling. Er, der Abgeordnete, hätte sich diese Störung bestimmt nicht bieten lassen, aber dem ,, sozialfaschistischen" Minister mutet er sie ohne weiteres zu. Der vorgetragene Fall ist aussichtslos, von den staatlichen Aerzten bereits negativ begutachtet, vom Ministerialreferenten ent­sprechend entschieden, der Mann hat das Geld für die Rückreise in die Heimat bereits ausgehändigt erhalten, hat es aber für seinen eigenmächtigen weiteren Aufenthalt in Prag   verbraucht und ver­langt neues, unterstützt durch den kommunistischen   Abgeordneten. Schließlich gibt ihm Dr. Czech das Geld aus der eigenen Tasche. Jezt fann er wenigstens seine taltgewordene Suppe aufessen.

Mein englischer Freund hat inzwischen von der Prager   Polizei­direktion die Erlaubnis erhalten, auf Grund seines Londoner  Führerscheins und ohne befonderen internationalen Ausweis den Wagen zu steuern. Wir freuen uns beide, ich über die Ablösungs­möglichkeit, er über die Beendigung seiner passiven Mitfahrerrolle. Er wird sich aber nicht lange der teinen Freude hingeben können. Schon die Ausfahrt aus Prag  , durch einen südlichen Verort, vorbei an dem prachtvollen neuen Masaryk   Altersheim, ist in einem unwahrscheinlichen Zustand. Die Karosserie ächzt, die Federn drohen zu brechen.

Dann wird es besser. Ich tausche den Führersiz mit dem

Kollegen, und bald genieße ich als stiller Mitreisender, ohne die Nerven und Muskelspannung des Steuerlenkers, eine Bollgasfahrt auf schönem Asphalt, bei der der Geschwindigkeitsmesser auf 80, 90, 100 Kilometer steigt... ,, Tabor, 86 km", so lautete eine Wegetafel am Ausgang Prags  . Dann werden wir eben bei Anbruch der Dunkelheit den ersten Teil des Weges nach Wien   zurückgelegt haben. Gegen 10 Uhr abends sind wir dann in Wien  , können noch der Arbeiterzeitung" einen Besuch abstatten, uns über den österreichischen Wahlkampf informieren.

Schöne Illusion, die bald vorüber ist. 3manzig Kilometer hinter Prag   ist die Straße wieder im Bau und bleibt es, fast ohne Interlaß, bis Tabor. Wie so eine im Bau befindliche tschecho­siowakische Straße aussieht, davon macht man sich keine Vorstellung. Kilometerlang nur eine schmale Fahrrinne, die durch einen langsam voranschreitenden Bauernwagen versperrt ist. Manchmal muß man auch eine Viertelstunde warten, um der ent­gegenkommenden Polonase von Pferdefuhrwerken, Autos, Last­autos oder der nahenden Dampfwalze den Vortritt zu lassen. Ge= segnet sei die Dampfwalze, wenn sie wenigstens ihr Bensum schon absolviert hat. Aber oft und endlos lang fährt man über grobe Echottersteine, die so spitz und fantig sind, daß man jeden Augen­blick damit rechnet, daß ein Knall signalisieren wird, daß die eine oder die andere Gummidecke durchbohrt wurde. Ich möchte gern tung arbeitet", seufzte ich verzweifelt.

Aber beim Braten tam schon eine neue, und dann eine dritte Deputation. Die anderen deutschen   Genossen lächeln über mein Erstaunen und zucken mit den Achseln: so wird eben die sprichwört-| missen, nach welchen Grundsätzen die tschechische Straßenbauverwal­liche Gutmütigkeit des Brünner Rechtsanwalts ausgenügt. Um so mehr wird er freilich von seiner ganzen Partei verehrt.

Wieder auf der Landstraße.

Als ich mich von diesen gar zu patriarchalischen Regierungs­methoden verabschiede, ist der Nachmittag bereits start fortgeschritten.

,, Vielleicht steckt sie mit einem Reifentonzern unter einer Dede", antwortet faltschnäuzig der Engländer.

Er hat leicht spotten es find ja nicht seine Reifen. ( Fortsetzung folgt.)

DAS GROSSTE GEBIRGE­

AUF DEM GRUNDE DES MEERES

In aller Stille ist vor kurzem eine Expedition zurüdgekommen,| Blanktons, verursacht wird. Das falte Schmelzwasser des Ost­die unsere Kenntnis der Oberfläche unserer Erde in ganz ungeahn­ter Weise erweitert hat. Unter Führung von Prof. De fant, des Direktors des Instituts für Meereskunde vom geophysikalischen Institut Göttingen  , hat eine Gruppe von deutschen   Forschern, dar­unter Prof. Schulz von der deutschen Seewarte, und Professor Weidmann, in den Jahren 1929 und 1930 die große Expedi­tion des Vermessungsschiffes der Reichsmarine Meteor" fortgefeßt und den nördlichen Atlantik in der Gegend zwischen Oftgrönland, Island   und Irland   durchforscht.

Der Meteor  " hatte 1925 bis 1927 mit mehr als 60 000 Lo­tungen den Atlantischen Ozean   zwischen der afrikanischen und der südamerikanischen Küste vermessen. Das Ergebnis war die genaue Festlegung eines ungeheuren Gebirgsrüdens, der Atlantischen Schmelle", die in der Antarktis   ihren Anfang nimmt und sich fast genau in der Mitte zwischen den beiden Kontinenten Amerika  und Afrika   nach Norden erstreckt. Bis dahin war der Verlauf dieses Gebirges im Dzean nur sehr ungenau bekannt, und auch nach Be­endigung der Meteor  "-Fahrt nahm man immer noch an, daß die Atlantische Schwelle" in der Breite der Cap Verdischen Insein ihr Ende erreichte.

Weiter nördlich war eine andere Erhebung, der Reykjaneß­Rücken, festgestellt worden, dessen Verlauf nun Prof. De fant mit seiner Expedition untersuchte. Mehrere tausend Echolotungen wurden auf der vorjährigen und der diesjährigen Meteor"-Reise ausgeführt. Das sensationelle Ergebnis ist die Festlegung, daß der Reykjanesrücken und die Atlantische Schwelle zusammen­hängen, daß sich also auf dem Grunde des Atlantik  das größte Gebirge der Erde von Island   bis zur Antarktis   hinzieht, dessen tiefste Tiefe im Argentinischen   Becken mehr als 8000 meter unter dem Meeresspiegel liegt und dessen höchste Erhebungen die Infelgruppen zwischen Europa   und Amerita darstellen. Eine weitere wichtige Entdeckung ist die Tatsache, daß dieses Riefengebirge vulkanischen Ursprungs ist. Durch zahlreiche Bodenproben ist das einwandfrei bewiesen worden.

Ein Lichtmeer taucht in der Ferne auf, das mit jeder Minute heller und breiter wird, der Straßenverkehr wächst, eine rote Straßenbahn steht an ihrer Endhaltestelle, die Häuser werden höher. Die Kleidung der Menschen wird großstädtisch, die Straße fenft sich Die Frage ist nun, wie dieses Gebirge zwischen den Erdteilen von einem Plateau in einen weiten Taltessel. Man ist in Prag  !| entstanden ist, insbesondere wie es sich mit der Kontinentalver Die Schutzleute weisen einem auf deutsche   Fragen mit auf schiebungstheorie Wegeners in Uebereinstimmung bringen läßt, fallender Höflichkeit den Weg in die innere Stadt. Seltjam, bei| nach der bekanntlich die Erdteile Europa   und Amerifa ursprünglich früheren Gelegenheiten hatte ich eine solche Bereitwilligkeit recht oft eine Einheit waren und dann vor Jahrmillionen auseinanderge­vermißt. Sollte sich das innerhalb von drei Jahren so weit gebeffert schwommen sind. Prof. De fant nimmt an, daß die Auffindung haben? Ein Prager   Deutscher, dem ich später diese erfreuliche eines vulkanischen Gebirges, das sich in der ganzen Länge zwischen Beobachtung mitteilte, erwiderte mit ſteptischer Bitternis: ,, Damals den Kontinenten hinzieht, eher für ais gegen Wegeners Theorie gingen Sie eben zu Fuß und man hielt Sie für einen Deutsch  - spricht. Man könne sich vorstellen, daß durch das Auseinander Böhmen  : den läßt man gern fühlen, daß nur das Tschechische schwimmen der Kontinente ungeheure Zugkräfte entstanden sind, in Prag   die Staatssprache ist. Aber an Ihrer Wagennummer ertennt die schließlich zu einer solchen Aufwerfung geführt haben. man, daß sie Reichsdeutscher sind. Dem Deutschen   von jenseits der Grenze gibt man gern und höflich Auskunft in seiner Sprache. Das ist der große Unterschied."

Schade, daß man seine reichsdeutsche Wagennummer nicht durchs Telephon zeigen kann. Das Netz ist zwar jetzt automatisch, aber die meisten ummen geändert und stimmen zur Zeit nicht mit denen des Verzeichnisses überein. Und bis man sich am Telephon ohne tschechische Sprachkenntnisse verständlich gemacht hat, tönnte man zu

Außerordentlich interessant und aufschlußreich sind auch die sonstigen ozeanographischen Untersuchungen der Expedition. Sie hat u. a. festgestellt, daß zwischen dem warmen Wasser des Atlantik und dem kalten des Polarmeer es eine ähnliche eine Polarfront" Grenzlinic besteht, mie zwischen den warmen und falten Luftschichten. An dieser Grenzlinie wurde ein ganz ungewöhnlicher Fisch reichtum festgestellt, der wiederbum durch große Mengen Meerestebewesen, des sogenannten

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grönlandstroms, das die obere Deckschicht der Polarfront des Wassers bildet, ist naturgemäß außerordentlich arm an Nährstoffen, die dafür in den tieferen Schichten des Polarmeeres um so reich­haltiger vorhanden sind. Dieses nährstoffreiche Wasser ist aber in­folge seiner großen Kälte arm an Lebewesen. Wo es sich nun mit dem planktonreichen, warmen Wasser des Atlantik mischt, finden die Kleinlebewesen reichliche Nahrung, weshalb der Reich­tum an Plankton gerade in der Nähe der Polarfront besonders groß ist. Die fleinen Meeresbewohner ziehen aber die größeren nach sich und diese Gewässer sind geradezu ein Fischparadies, in dem sich von den Walen bis zu den Heringen   zahllose Fisch­schwärme aller Arten tummeln.

Die deutsche   Fischerei, die schon seit einiger Zeit auch an der sehr fischreichen Westküste Grönlands   fischt, ist durch die Feststellun gen der Meteor  "-Expedition auf diese neuen Fischgründe aufmert­fam gemacht worden; die Expedition hat also nicht nur der Wissen­schaft, sondern auch der Wirtschaft Nutzen gebracht.

Dr. A. Gunsleben.

POLITISCHE PARTEIEN

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Der liberale Rechtslehrer van Calter versucht in einer tieinen Schrift Wesen und Sinn der politischen Parteien" zu ergründen( Mohr, Tübingen  ). Er geht aus von dem, was ihm bei allen gemeinsam erscheint: ihre Einwirkung auf die Gestaltung des Gemeinschaftslebens, dessen Ergebnis neue rechtliche Gestaltung ist. In diesem Sinne bezeichnet er die Politik als Funktion des Rechts, das Recht als Funktion der Politif; Sinn und Wesen der politischen Parteien glaubt er, indem er ihre Funktion als Organe der Rechtsgestaltung" aufzeigte, genügend geklärt zu haben. Diese einseitig juristische Definition wird den politischen Parteien jedoch nicht gerecht und kann auch keine erschöpfende Erklärung geben, aber sie ist wenigstens aus einem Guß, mit Geist und Ueberzeugung menn auch nicht überzeugend vorgetragen. Aber was Herr Dr. Hans friz Röder in seiner Untersuchung über Parteien und Barteienstaat in Deutschland  "( Mar Hueber. München  ) eigent­lich beabsichtigt, wird nicht ganz klar. Es sollte ein System der politischen Partei und ihres Verhältnisses zum Staat in Recht und Wirklichkeit" gegeben werden, aber als Frucht der gewiß fleißigen Arbeit ist ein Konglomerat fremder Meinungen entstanden, das vor lauter Einserseits Andererseits die eigene Ansicht des Verfassers taum noch festgestellt werden kann. Er kommt schließlich unter vielen Wenn und Aber zu dem Ergebnis, daß der Staat unter dem Ein­fluß der ,, unverkennbaren. Oligarchie der Parteiführer" zum Parteien­staat geworden sei, daß sich die Parteien von idealen Welt­anschauungsparteien" zu ,, realpolitischen Interessenparteien" ent­wickelt hätten, und, da es ihnen gelang, die staatliche Legislative und Erekutive in die Hand zu bekommen", der alte Grundsatz von der Trennung der Gewalten praktisch beseitigt wurde". Aber mann mar das je praktisch verwirklicht und mann sind Parteien nicht Inter­effenparteien" gewesen? Bei beiden Autoren ist zu bemängeln, daß sie auf das Wesen der Parteien als Klassenorganisationen entweder gar nicht( wie van Caller) oder ungenügend eingehen. Richard Junge.