Polizei entsendete eine starke Abtheilung Wache dahin. Die Arbeiter hatten sich inzwischen in den umliegenden Wirthshäusern angesammelt. Die mehrmalige Aufforderung der Polizei, die- selben zu verlassen, wurde von ihnen nicht befolgt. Schließlich schritt die Polizei mit blanker Waffe ein und vertrieb die Arbeiter. Dieselben versammelten sich jedoch und begannen sich energisch zur Wehre zu setzen. Die Polizei wurde mit Steinen beworfen, woraus berittene Polizisten eine Attaque auf die Masse ausführten. Dabei wurden mehrere Arbeiter schwer verletzt; viele geriethen unter die Hufe der Pferde. Ein schwer bedrängter Polizist feuerte mehrmals aus seinem Revolver und verletzte einen Arbeiter lebensgefährlich. Wie bisher festgestellt wurde, sind etwa dreißig Personen verwundet. Zehn Rädelsführer find verhaftet. In der Ziegelei Virava kam es zwischen ungarischen und slovakischen sozialistischen Arbeitern zu einem blutigen Zusammenstoß«, wobei viele Arbeiter schwer verletzt wurden. Auch hier wurden zahlreiche Verhaftungen vorgenommen. Die Polizei verweigert jede Auskunft über die gestrigen blutigen Vorfälle. Schweiz . Bern . Unter strömendem Regen zog der Demonstrationszug, 1700 Mann zählend, in den ersten Nachmittagsstunden durch die Hauptstraßen der Stadt und nach dem eine halbe Stunde entfernten Wabern . Die dort statt- gehabten Fe st Versammlungen zählten weit über 2000 Theilnehmer. Die Genossen Scherz und HeinrichSchmidt und ein italienischer Redner hielten die Festreden. Basel . 2. Mai. Die diesjährige Maifeier war eine der imposantesten, die Basel je gesehen. Zwar war die Witterung nichts weniger als günstig, aber dessen ungeachtet war die Zahl der Feiernden eine sehr große. Die Mehrzahl der Arbeitgeber erklärten, daß sie den 1. Mai zwar nicht als Feiertag anerkannten, daß sie es aber jedem Arbeiter anHeim stellen, den Tag zu feiern auf feine Kosten, ohne Ent- lassung und Maßregelung zu befürchten. Aus diesem Grunde war die Theilnahme der Arbeiter eine sehr große. Bereits am Morgen fanden sich 400 Arbeiter zur Tagreveille ein. Und am Nachmittag war die Betheiligung eine geradezu großartige. 32 Vereine mit ihren Bannern und drei Musikkorps bildeten den Zug; bürgerliche Zeitungen selbst, denen man nichts weniger als Arbeiterfreundlichkeit zutrauen kann, gaben die Zahl der Theil- »ehmer auf über 2000 an. Ueberall, wo sich der Zug zeigte, wurde er von der Bevölkerung sympathisch begrüßt. Polizei war fast nirgends zu sehen; sie mußte sich auf Anordnung des Polizei» Präsidenten auf den Posten aufhalten. eine Anordnung. die allenthalben begrüßt wurde. Die Burgvogteihalle, wo die Feier stattfand, erwies sich als viel zu klein, es konnten nicht alle Platz finden. An stelle des Reichstags-Abgeordneten B u e b- Mülhausen sprach Genosse Z'graggen, General-Staatsanwalt in Bern , über die Bedeutung des Tages und schlug den An- wesenden die Annabnie einer Resolution vor, worin Festhalten am achtstündigen Arbeitstag gelobt und Ausbau der Arbeiter- schütz- Gesetzgebung verlangt wird. Abends fand ein Fackelzug statt, an dem sich diejenigen betheiligten, die tagsüber arbeilen mußten. Die Zahl der Theilnehmer ist mit 3000 nicht zu hoch geschätzt. Nach Auflösung des Zuges in der Festhalle hielt Genosse Z'graggen die Festrede, in der er auf die Nothwendig- keit des politischen Kampfes hinwies; ein italienischer Genosse hielt darauf an seine Landsleute eine kurze Ansprache, worauf die Feier mit einem Hoch auf die Sozialdemokratie geschlossen wurde. In Zürich wurde am Vormittag die neue rothe Fahne der italienischen Sozialisten eingeweiht, wobei die Mit- gliedschaft der deutschen Sozialisten Pathenstelle vertrat, und italienische sowie deutsche Ansprachen vor etwa 1000 Personen im Kasino Außersihl gehalten wurden. Ueber die Bedeutung des 1. Mai sprach Lang. Der Nachmirtags-Umzug zählte 4000 Theil- nehmer, worunter auch Frauen und Kinder, und er führte zirka 40 Fahnen sowie sechs Mufikkorps mit. In der Ver- sammlung unter freiem Himmel hielt sodann Seidel die Festrede. Abends war das Kasino Außersihl voll besetzt und wurden Hauptmann's„Weber" mit vielem Beifall und Begeisterung aufgenommen.— Nach den vorliegenden Berichten waren die Feiern in den meisten Orten bedeutender als in früheren Jahren. In Genf zählte der Zug 2000 Theil- uehmer, es sprachen Dr. W a s f i l i e f f und Moriaud; in Chaux-de-fonds sprach Heritier. In Bern zählte der Zug 1200 Theilnehmer. Redner: Müller und Schmidt. — Luzern . Der Demonstrationszug zählte trotz strömenden Regens ca. 3ö0— 400 Theilnehmer. Im Saale des Löwengartens waren über S00 Personen anwesend. Genosse M ä r t e n s von Zünch hielt die Festrede, welche oft durch lauten Beifall unter- brachen wurde. Die von uns in der letzten Nummer veröffent- lichte Resolution wurde begeistert angenommen. Ebenso das Verlangen nach eidgenössischer Kranken- und Unfallversicherung. Die Maifeier halte einen schönen Verlauf und kann sich ihren Vorgängerinnen ebenbürtig zur Seite stellen. Italien . Arbeitsruhe wird ferner aus Venedig , Turin und Bologna gemeldet. Paris , 2. Mai. (Eig. Ber.) Die akute politische Krise und die Gemeiirderathswahlen haben der diesjährigen Maifeier in Frankreich bis zu einein gewissen Grade Abbruch gethan. In Paris beschränkte sich die Kundgebung auf Versammlungen, die zum Theil im Laufe des Tages abgehalten wurden. Am Vormittag tagte hier der zweite Jahres-Kongreß der„Liga für die Verfassungs- revision durch das Volk", der sich, angesichts der gegenwärtigen poli- tischen Lage, zu einer wirkungsvollen Kundgebung gestaltete. Es wurde unter anderem beschlossen, in Paris sechsVolksversammlungen zu gunften der Revision zu veranstalten. Die erste wird am 10. Mai stattfinden, d.i. am Jahrestage des kläglich gescheiterten Mac Mahon 'schen Staatsstreiches von lS77. Der Pariser Lokalvorstand der Gewerkschaften, die der„Nationalen Gewerkschafts-Föderation" isozialdemokratischen Richtung) angehören, hielt eine Vormittags- Versammlung ab, ebenso wie die Bauarbeiter-Föderation. Am Machmittag fanden zwei große Versammlungen statt, die eine aus Initiative des Revolutionären Zentralkomitees, die andere im Volkshause der sozialdemokratischen Partei. Außerdem ist «ine Anzahl Versammlungen in den einzelnen Stadtvierteln zu verzeichnen. Neben den Maiforderungen wurde kräftig die Noth- wendigkeit der Verfaffungsrevision betont und der Senat nebst dem Präsidenten Faure und dem Ministerium hart mitgenommen. Unnütz zu sagen, daß die Regierung abends umfassende wie zwecklose„Sicherheitsmaßnahmen" angeordnet hatte. Seltsamer- weise aber wurde keine einzige Bombe„gefunden". In der Provinz wurde der Maitag vielfach durch Ar- beit�niederlegung gefeiert, und zwar nach den bisher vorliegenden Berichten in folgenden Orlen: in Lyon (fast all- gemeine Arbeitsruhe), R o a n n e(in den meisten Werkstätten), o u r m i e s(in 0 Spinnereien), C a r m a u x(Kohlengräber, laspascha Ressöguier gab natürlich de» Tag nicht frei), Montluyon (Glashütte). In Fourmies fand, wie alljährlich, eine Kund- gebung am Grabe der Maiopfer von 1891 statt, in L i m o g e s wurde die Arbeitsbörse eingeweiht, in Toulon blieben die Bureaus des sozialistischen Gemeinderathes den ganzen Tag ge- schloffen, in R o u b a i x wurden am Mittag die Delegirten der Gewerkschaften im Sradthause empfangen, am Abend sprach Jaurös im Theatersaal, in Bordeaux legte eine Delegation die Maiforderungen in der Präfektur nieder. In B a st i a (Insel Korsika) wurde der Weltfeiertag durch ein Banquet gefeiert. In ganz Frankreich verlief der 1. Mai, zum Leidwesen des Ordnungsministeriums, ohne die geringste Ruhestörung. Belgien . Im ganzen Lande wurde die Maifeier festlich be- gangen. Viele Orte, so die Arbeiterquartiere Brüffels machten am 1. Mai den gleichen Eindruck wie an großen Festtagen. Vielfach wurde die Arbeit ruhen gelassen, wenn auch der Freitag, nls ein Tag am Ende der Woche, wo den meisten Arbeitern das r&elb au�ewngen ist, sich vielfach fühlbar machte. AuS den einzelnen Orten ist erwähnenswerth, daß in Jemappes ein Fackelzug stattfand. AuS Antwerpen wird uns geschrieben: Der Maifestzug versprach imposant zu werden. Er wurde aber durch den Bürgermeister verboten. Die Manifestanten mietheten nun eine Anzahl Omnibusse und manifestirten auf diese Weise. Die Be- theiligung der Arbeiter an der Feier war eine sehr rege. Aus Charleroi wird uns geschrieben: Die Maifeier verlies hier großartiger als jemals vorher. Genosse Vandervelde sprach im„Maison du Peuple du Nord" mit flammenden Worten:„Ueber den 1. Mar". Eine Menge von ca. 10 000 Ar- bester bildete den Zug. Die Häuser vieler Straßen find beflaggt. Viele Frauen betheiligen sich an der Manifestation. Eine Anzahl Bergwerke und großer Fabriken feiern. Alles ist im Festtags- kleide. Nachmittag sprach Genosse Pastur in Templ de la Lience. In M ar ein elle sind die Schulen geschlossen. Am Abend findet Theater im Maison du Peuple statt, serner Konzerte und Bälle in den angrenzenden Ortschaften. Kein Unfall ist vor- gekommen. Holland. Amsterdam , 1. Mai.(Eig. Ber.) Die Arbeit ruhte nur in einigen Diamantfabriken und unter den Bauarbeitern in A m st e r d a m, wo das Verbrüderungsfest für den„verkürzten Arbeitstag" der 30 Gewerkschaften und Sozia» listenbündler mit Musik und Gesangchöre im Volkspalast mehrere tausend Besucher zählte. Die sozialdemokratische Arbeiterpartei hielt mit den Diamantarbeiter-Gewerkschaften ein Meeting für den gesetzlichen Achtstundentag ab, wo die Redner sich dahin aus- sprachen, daß nur Verbrüderung in der Sozialdemokratie möglich sei und wo der revolutionäre Charakter der Forderung des Normalarbeitstages gegenüber jener des verkürzten Arbeitstages hervorgehoben wurde; fie zählte 000 Besucher. In Utrecht eine Straßendemonstration mit Fackeln, Umzug durch die Stadt unter allgemeiner Theilnahme der Arbeiter, nachdem eine Volks- Versammlung für den gesetzlichen Achtstundenlag mit 1300 Be- suchern glänzend verlaufen war. Rotterdam , Haag, Haarlem , Arnheim , Greningen, Maastricht und in mehreren kleineren Orten Volksversammlungen, eine Straßenkundgebung im Jndustriedistrikl Twenthe. England. London , I. Mai.(Eig. Ber.) Der Himmel meint es schlecht mit dem Arbeiterfeiertag in London . Die Vertreter der Idee, dem ersten Mai auch auf Englands Boden Bürgerrecht zu erobern, haben nicht nur mit dem konser- vativen, an gewohnten Formen zäh festhaltenden Geist der Arbeiterschaft zu kämpfen, sondern auch mit merkwürdig zäher Ungunst des Wetters. Jahr für Jahr hat es am 1. Mai ge- schneit, geregnet, gestürmt, und wenn man bedenkt, daß dem Londoner Arbeiter, der von den Jndustriequartieren und den Bororten der Metropole nach Hydepark pilgert, keine gastlichen Biergärten mit gedeckten Räumen offen stehen, so kann man sich auch vorstellen, von welchem Einfluß das Wetter für das Gelingen oder Mißlingen der Demonstration sein muß. Kalt, windig, regnerisch— so war das Wetter heut Vor- mittag. Zeitweilig nur schien die Sonne die Regenwolken ver- drängen zu wollen, aber dann kam auch sofort wieder ein Regen- schauer nach, gerade wie eine Warnung, sich nur ja nicht nach dem Park zu wagen, es werde doch nichts nützen. Aber London hat eine wachsende Schaar von Sozialisten, die kein Wetter von der Bethätigung ihrer internationalen Gesinnung abzuschrecken vermag, und ihre Schaar wurde verstärkt durch einige besonders radikale Ge- werkschaften und eine Anzahl der in Ausstand getretenen Bauarbeiter (nur die Maurer, denen die Meister in der letzten Stunde die Forderungen bewilligt, sind nicht in Ausstand getreten). So war es immerhin ein der Rede werther Zug, der sich am Viktoria Embankment(das nördliche Themseufer in der Nähe von Westminster) aufstellte, und nach Hydepark zog. Wie im vorigen Jahre gaben ihm eine ganze Reihe von festlich geschmückten Wagen mit Kindern in Fest- kleidung, bei der das Roth eine große Rolle spielte, emen anmuthigen stimmungsvollen Charakter. Von den Gruppen, die mit ihren Bannern aufmarschirten, war die des, gewissermaßen die deutsche Sozialdemokratie repräsentirenden kommunistischen Arbeiter- Bildungsvereins eine der bestbesetzten. Noch einmal, gerade als der Zug in Hydepark einschwenken wollte, gab es einen Regenschauer; aber er verzog sich schnell, und von da ab spielte der Himmel den Klügeren und gab»ach. Das Meeting konnte ohne Unterbrechung zu Ende geführt werden. Nur die Redner hatten von dem ziemlich scharfen Winde zu leide». Die Liste der Redner umfaßt 42 Namen, und dies allein ent- hebt mich wohl der Aufgabe, über die Reden zu berichten. So- weit ich dieselben gehört, ließen sie an sozialem Radikalismus nichts zu wünschen übrig. Alle Gruppen und Richtungen der vorgeschrittenen Arbeiterbewegung waren auf den Tribünen ver- treten. Die deutsche Sozialdemokratie war unter den Rednern durch Fr. Leßner und E. Bernstein repräsentirt. Den Anarchisten halle das Organisationskomitee eine besondere Plattform ein- geräumt. Im ganzen wird die Zahl der Theilnehmer an der Demon- stration IS 000 betragen haben. Für London nicht sehr viel, aber jedenfalls erheblich mehr als an irgend einer der vorher- gegangenen Feiern des 1. Mai. Heute Abend halten die Sozialdemokratische Förderation und die Unabhängige Arbeiterpartei zur Feier des Tages Fest- lichkeilen ab, bezeichnend für England beide in Sälen, die Lokal- Verwaltungen gehören: die Föderation in der Halle des Kirch- spiels von St. Martin, die Arbeiterpartei in der des Kirchspiels Holborn. Die im Hydepark auf den fünf sozialistischen Tribünen zur Abstimmung gebrachte Resolution besteht aus zwei Theilen und lautet: „1. Diese Arbeiter-Massenversammlung sendet den an diesen Tagen versammelten Kameraden allerorts die brüderlichen Grüße und bekräftigt mit ihnen den festen Entschluß, auf den Sturz des Lohnsystems und des Kapitalismus hinzuarbeiten und durch ver- eintes Bemühen jene internationale genossenschaftliche Gemein- schaft zu errichten, in welcher alle Produktionsmittel von organisirten Gemeinschaften geeignet und kontrollirt werden und allen Angehörigen gleiche Möglichkeit geboten wird, ein gesundes, glückseliges, menschenwürdiges Leben zu führen." 2.„Dieses Meeting erhebt sernerhin die Forderung auf unverzügliche Ein- führung des Allgemeinen Stimmrechts für alle Erwachsene, des Slichwahlsystems, der Bezahlung von Diäten und amtlichen Wahlkosten, eines gesetzlichen Achtstundentages und der unentgelt- lichen Speisung aller die Gemeindeschule» besuchenden Kinder. als Mittel zur friedlichen Durchführung ihrer ökonomischen Be> freiung und zur Gegenwirkung gegen die schreckliche physische Verkünimerung unserer Klasse." Dänemark . Kopenhagen . I. Mai.(Eigener Bericht.) Die Mai-Demonstrationen in Dänemark waren sehr umfangreiche. Die Theilnahme war überall groß und die Siimmung begeistert. Das Wetter war während der Demonstrationszeil schön. Es wurde demonstrirt in Kopenhagen und in IS der größeren Städte der Provinzen, sowie auch in vielen Landdistrikten. Die Hauptdemonstration in Kopenhagen wurde auf dem „Nörre Folled"— ein großer im Freien belegener Exerzierplatz, dicht bei der Staat — abzuhalten. Um 4 Uhr versammelten sich auf dem großen Platze ca. 00 Fachvereine mit ihren Bannern, und als die Festreden ihren Anfang nahmen, waren 30 000 bis 40 000 zielbewußte Arbeiter aus dem Platze anwesend. Von zwei Redneriribünen sprachen die Parreigenoffen, Oberhaus- nütglied und Präsident der Sozialdemokratie in Däne- mark, P. Knudsen , Tischler M. Olsen, Unterhaus-, Mitglied und Präsident der Gewerkschaften in Dänemark - I. Jensen und Unterhausmitglied Ohsen. Dw vor gelegte Resolution wurde einstimmig angenommen. Die Reso- lution hat folgenden Wortlaut:„In Ueberelnstimmung mit dem Programm der Sozialdemokratie und den Beschlüssen auf den internationalen Kongressen in Paris 1889, Brüssel 1891 und Zürich 1893 fordert die Versammlung, daß die erhöhte Produktivität, welche die menschliche Arbeit jetzt im Berhältniß gegen früher leistet, den Arbeitern zu gute kommen soll durch einen durch Gesetz bestimmten Maximal- Arbeitstag, der in den ökonomisch fortgeschrittenen Ländern auf acht Stunden innerhalb 24 Stunden festgesetzt werde» muß. Zur Begründung erklärt die Versammlung folgendes: Die gegenwärtige längere Arbeitszeit bewirkt in einer großen Menge von Fächern, daß die Arbeiter überangestrengt werden, ihre Gesundheit zu gründe gerichtet und daß der Ar- beitslohn infolge des erhöhten Angebotes freier Arbeitskraft ver- mindert wird. Im Gegensatz hierzu bringt der Achtstunden- Arbeitstag folgende Vortheile: Der Achtstunden-Arbeitstag vermindert die Arbeitslosigkeit und schafft durch die erhöhte Nachfrage nach Arbeitskraft Bedingungen für eine Erhöhung des Arbettslohnes. Der Achtstunden-Arbeitstag erhöht die Kaufkraft der Arbeiter und ruft dadurch erhöhte Produktion und erhöhten Umsatz hervor. Der Achtstunden-Arbeitstag schafft den Arbeitern die noth- wendige Zeit zur Ruhe und Erholung, sowie zur Entivickelung ihres Familienlebens. Der Achtstunden-Arbeitstag verschafft den Arbeitern Gesund- heit und fördert ihre Arbeitstllchtigkeit und geistige Entivickelung. Die Versammlung betrachtet fer n'e r de« Achtstunden-Arbeitstag aus folgenden Gründen für durchführbar: In mehrere» Staaten und Gemeinden ist er bereits durch- geführt, theils bei allen Staats- und Gemeinde-Arbeiten, theils als allgemeine Regel in den betreffenden Gebieten. Er ist ferner in vielen Arbeitsfächer» im Auslands durch private Bestrebungen durchgeführt. Das Prinzip einer Begrenzung der Arbeitszeit auf gewisse Stunden täglich ist in fast allen Ländern und in den meisten Arbeitsfächern durchgeführt, und die Erfahrung hat bewiefen, daß die Fächer, die mit der kürzesten Arbeitszeit arbeiten, in der Regel den Arbeitern die günstigsten ökonomischen Verhältnisse bieten. Endlich ist die Forderung nach dem Achtstunden-ArbeitStag international. Sie wird von den Arbeitern in allen ökonomisch vorgeschrittenen Ländern gestellt, und wird darum der Kon- kurrenztüchtigkeit des einzelnen Landes nicht Hinbernd in den Weg treten. In bezug auf die angeführten Gründe schließt die Ver- sammlung sich dem von den Repräsentanten der Sozialbemokralie im Reichstag vorgelegten Gesetzentwurf betreffs des Achtstunden-Arbeitstages an und richtet eine energische Aufforderung an die Regierung und den Reichstag , sobald wie möglich diesen Vorschlag durchzuführen. Der Parteigenosse, Advokat Meyer aus Christiania , brachte einen Gruß von den norwegischen Brüdern. Um 4 Uhr bewegte die mächtige Demonstrationsoersammlung sich wieder nach der Stadt, wonach abends 8 Uhr sechs große Versammlungen in unseren drei Versammlungsgebänden und in drei der größeren privaten Etablissements abgehalten wurden. Auch hier wurden von unseren Parteigenossen unter großem Enthusiasmus Reden geHallen. Telegramme von den Provinzen konstatiren, daß auch überall außerhalb der Hauptstadt die Demonstrationen unter großer Theilnahme stattsande» und ausgezeichnet verliefen. Schweden . Landskron, 1. Mai.(Eig. Ber.) Die Maifeier ist hier großartig gefeiert worden. Nach einer guten Rede bewegte sich der lange Temonstrationszug mit vier rothen Fahnen unter der Begeisterung der Masse durch die Stadt. Rumänien . Bukarest , 1. Mai.(Eig. Ber.) Die Bukare st er Parteigenossen veranstaltete» am Sonntag, den 3. Mai(21. April a. St.) einen Umzug mit Fahnen und Musik vom Garten„Cismagiu" aus durch die belebtesten Straßen der Stadt nach dem Festlokale. Vor 2 Jahren betheiligten sich ca. 9000 f ersonen an der Manifestation. Im Vorjahre wurde jedwede traßenkundgebung durch ministerielle Verfügung untersägt. Bei der diesjährigen Maiseier hingegen wirkte sogar eine— Militär kapelle mit. Vevprnmnlungen. Tie Parquetbodenleger waren am Sonntag bei Zubeil, Lindeuftraße, versammelt, um über die in Aussicht genommene Lohnbewegung Beschluß zu fassen. Der ausgearbeitete Tarif, der bereits vor einigen Wochen den Fabrikanten zugesandt wurde. zieht alle vorkommenden Arbeiten m betracht und weist in den einzelnen Posten nur minimale Forderungen auf. Außer den geringen Lohnzuschlägen wird gelordert: 1. für Lohuarbeiten pro Tag 6 M.; 2. bei Bedarf von Parquetboden- legern ist der Arbeitsnachweis der Holzarbeiter Berlins , Annenstr. 39 zu berücksichtigen; 3. der Arbeitgeber ist verpflichtet, sämmtliche Fuhren zu übernehmen, sowie die erforderlichen Nägel zu liefern. Mit der letzten Forderung will man den llebelstand beseitigen, daß die Parquetbodenleger die nothwendige» Werkzeuge, wie Hobelbank u. s. w. auf eigene Kosten nach dem Arbeitsplatz zu schaffe» haben. Dies fällt umsomehr ins Ge- wichl, als es häufig vorkommt, daß die betreffenden Arbeiter vorher wochenlang arbeitslos gewesen und mittellos sind. Wie verschiedene Redner anführten, haben ein Theil der Fabrikanten in der geineinsamen, sowie in der Fabrikanten- Versammlung erklärt, sämmtliche Forderungen zu beivilligen. Die reellen Firmen glauben, durch dielallgemeine Durchführung der gestellten Forderungen die Schmutzkoukurrenz beseitigen zu könne» und stehen daher der Sache sympathisch gegenüber. Nach kurzer Diskussion gelangte folgender, von den Vertrauens- männern. vorgeschlagene Antrag zur einstimmigen Annahme: „Die Versammlung verpflichtet alle Parquetbodenleger, über- all wo der neue Tarif nicht bezahlt wird, die Arbeit ruhen zu lassen. Weiter verpflichtet sich die Versammlung. die Kollege», welche gezwungen sind die Arbeit niederzulege», moralisch und finanziell zu unterstützen" Außerdem wurde be- schlössen, daß diejenigen, welche bewilligt erhalten und arbeiten. pro Woche mindestens 1 M. an die Kommission abzuliefern haben. Das Streikbureau befindet sich bei Schöning, Köpnicker- straße 68. Dortselbst sind die Vertrauensmänner verpflichlet. Bericht zu erstatten und können die Arbeitsberechlignngs-Karten. für diejenigen, welche die Forderunge» bewilligt erhatten, in Empfang genommen werde». Fricdrichsberg. I» der Generalversammlung deS Arbeiter- bildnugsvereins, die am 21. April tagte, unterbreitete der Vor- stand die Abrechnung vom ersten Quartal. Danach betrug die Einnahme 334,60 M., die Ausgabe 302,25 M. Die hierauf voll- zogene Wahl des Vorstandes ergab folgendes Resultat: Jacobi. Vorsitzender; Krail, Schriftführer; Günther, Mönch und Weiß- flug Beisitzer; Schulz. Mix und Pamann Revisoren. Ard»itrr.Silduno»schu>-. Dienllag Abend von 9— 10X Uhr: Süd' o N- S ch u I e Wald-marslr. 14: Oeffcnlltche B esund h e ttsp sleg° INahrunps- und EenubmiUel, Wohnung und Gesundheit, ösfenllicher Kinder' schuh , SchulgesundbeaSpflege, Fabritgesehgebung, yürsorge für Arbette- rinnen.) Herr Dr. Gustav Heylnaiin.— Nordfchule, Müllerstrave>?oa: Nalur-Srkenntniß.(Antike und modern« NaturbeNachlung. Revo- lution durch KopernikuS. Galilei und Newton. Erperimemelle Forschung. Vhiiosvphie und naturwistenfchastlich- Forschung. Innerer Zusammenhang der Naiurlräfte. Rod. ffliotjer, Heimholh. Gesetz von der Erhaltung der Kraft und des Stoffes. Sinheillichleit der Malert«. Grundzüge des Darwinismus.) Herr Dr. T. JoA. Bei allen Unterrichtsfächern werden neue Theilnehmer, Damen und Herren, jeder Zeit aufgenommen. Arbeiter- Kantzerdun» Herlin« und Zln>a-g»ud. Vorsitzender Ad. Neumann, Paiewallerstrahe 8.— Alle A-nderungen im Vereins- kalcnder sind zu richten an Fried. Kortum, Manteuffelstr. 49, v. 9 Tr. Arbeiter zin»ich»rb»»»d Herlin» und Zlingegend. Aenderungen im vereinskalender sind zu richten an Otto Schulz, Kottbuser Damm 7z. Kamaritrrilnrsn» für Arderter»»d Arbeiterin»«,� Beginn de» Sommerkurfus. Sonntag, den lo. Mai, nachmtltags: Sptelauiflug mit prall. Uebungen nach Junafernbatde(Waldkatcr). Montag.»SN II. Mai, abends sü Uhr, in Sohn's F-stsäle», Bcuthstr. so: Gtuleitsnder Vortrag über den weck und die Ziels des SamarUerlursuS. Aufnahme neuer Mtiglieder. äst- stild willkommen. Theater»»»»!«„Tata Sat»", Heule, abends 8 Uhr, bei O. Rvllig, Neue Friedrichs»!. 44; Sitzung.
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