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Sturmvogel , Glück ab! Große Kundgebung des Flugverbandes Ansprache Geverings

I Rochus G l r e s e das Haupioerdiensi an dieser Inszenierung. Jürgen Fehling sührte die Regie. Barlach müßte viel öfter aufgeführt werden. Alexander von Sacher-Masoch.

Anläßlich de» verbandskags des Sturmvogels fand Sonnlog mittag im Plenarsaal des Preußischen Landtags eine Kundgebung statt, an der zahlreiche Abgeordnete. Vertreter von Behörden, Ge­werkschaften, der custhaasa, der wissenschaftlichen Gesellschaft für Lustsahrt, der cnflsahrlindusttie und andere Verbände teilnahmen. Im Tlamen des Vorstandes begrüßte der ehemalige Landtagsabge- ordnete E. Stahl die Gäste und sprach vor allen Dingen dem Reichsverkehr»., dem Handelsministerium und dem Gesamlvcrband seinen herzlichsten Dank für die bisl)erige Förderung des Sturm- vogels aus. Dann ergriff, lebhast begrüßt, Staolsminister Genosse S e o c r i n g das wort: Als im Jahre 190S Mitglieder des Reichstags an einem Probe. fing eines Zeppelinluftschiffes teilnahmen, ahnten wohl die wenigsten von ihnen, welchen ungeheuren Aufschwung die Luftfahrt innerhalb zweier Jahrzehnte nehmen würde. Es gab eine große Anzahl von Skeptikern im deutschen Volk«, und die spöttischen Anspielungen auf denverrückien Grafen" wollten nicht verstummen. Es ist mir eine besondere Freude, heute, wo jeder Mensch an die große Zukunft des Luftfahrzeugs glaubt, zu Ihnen sprechen zu können. Ich bin k«in° Flieger, wenngleich man mir oft genug ge- wünscht hat, daß ich fliegen möchte. Aber ich gehöre zu den Menschen, die sich der Bedeutung, die die Luftfahrt einst im Kulturleben der Völker haben wird, wohl bewußt find. Der Ikarustraum der Menschheit ist der Erfüllung nähergerückt. Als di« Gefahr drohte, daß die Luftfahrt nur eine Bewegung bemittcl- tcr Kreise bleiben würde, setzte derSturmvogel " ein. Sein Ziel ist, olle Schichten des deutschen Volkes mit der Fliegerei zu ver- knüpfen. Denn die Technik ist nicht um ihrer selbst willen da, son- dem ihre Aufgabe ist, das allgemeine Kulwrnioeau zu heben. Und gerade die Luftfahrt kann sehr viel zur Verständigung der Völker durch die Ueberwindung trennender Entfernungen beitragen. Vor allen Dingen dann, wenn sie erst ein Mittel des Mastenoerkehrs geworden ist. Leider aber hat bis jetzt jeder technisch« Fortschritt auch zerstörenden Zwecken gedient, und es muß mit allen Mitteln verhindert werden, daß auch das Flugzeug wieder zu einer Geißel der Menschheit werde. Dem Frieden soll die Fliegerei nutzbor gc- macht werden: es gilt. Brücken zu schlagen, mcht. Brücken niedcrzu- reißen. Und diese Aufgabe hat sich derSturmvogel " gesetzt. Nicht einer Partei darf und will er dienstbar sein, sondern allein dem Volke. Und wenn dle Farben Schwarzrokgold aus seinen Flügeln leuchten, so, weil wir wissen, daß nur im demokralischen Volks- siaal die Gewähr geboten wird, daß die Luslfohrl dem Frieden diene. DerSturmvogel " hat bewiesen, daß er lebt, wir wissen, daß seine Bestrebungen in den breitesten Volksschichten Anklang finde». Stnrnrvogel! Dieser Name ist Symbol für unsere bewegte Zeit. Dem Sturm« trotzen, im Sturme tätig sein, ist heute Losung über- all. Es wäre gut um das deutsche Volk bestellt, wenn auch im poli- tischen Leben wahrer Pilotengcist gepflegt würde, der Geist der Verantwortung, des Akutes und der Kameradschaft. Glück ab! heißt der Gruß der Flieger. Ich bin Optimist; ich lfabe mir den: Glauben an eine bessere Zukunft bewahrt. Ich weih, daß zu neuen Usern auch neue Tage locken werden. In diesem Sinne: Sturmvogel, Glück abl Langanhaltender, stürmischer Beifall folgte den Worten Seve-

rings. Dann sprach der Berbandsvorsitzend« desSturmvogels", Waltsr Binder: Manche Menschen sind geneigt, hinter das Thema unserer heuti- gen KundgebungLuftfahrt Sache des ganzen Volkes!" drei große Fragezeichen zu setzen, denn bis heute hat die Luftfahrt auf die einfachen Volksgenossen wenig Gewicht gelegt. Wie aber soll man das Volk dazu bringen, etwas für seine eigene Angelegenheit zu halten, was es nur aus der Ferne kennt? Auch heute schwankt noä) immer das Urteil der Laienwelt über die Luftfahrt zwischen spöttischer Skepsis der einen und himmelhoch jauchzender chosfnungs- freudigkeit der anderen, ein Zeichen, daß das junge Luftfahrzeug noch nicht mit der gleichen Selbstverständlid)keit hingenommen wird wie etwa Eisenbahn oder Auto. Und doch sollte diesen Zweiflern und Rückwärtsgewandten gerade ein Rückblick auf die ersten Jahre der Eisenbahn und des Autos zu denken geben. Also Vorsicht. skeptische Zeitgenossen, der phantasiebegabte Mensch, der auch noch nie gesehene Dinge für möglich hält, hat gegenüber dem nüch ernen angeblich sorealistischen" Lerstandesakrobaten sich in der Geschichte stets als der realere erwiesen. Und wich das Luftfahrzeug wird allen Beweisen feiner Unwirtschaftlichkest zum Trotz, seinen Weg als Verkehrs, und Wirtschaftsinstrument gehen, es wird zwar nie als Ersatz, wohl aber als wertvolle und m Zukunft unentbehrliche Ergänzung an die Seite der erd- und wassergebundenen Verkehre- mittel treten. Wenn wir aber am der einen Seite die Vorur eile der Zweifler an der Luftfahrt zurückweisen, so ist es doch anderer- seits notwendig, vor der Illusion zu warnen, die ans der Bewunde» rung des technischen Fortschritts eine Art Götzendienst machen. Nichts wäre gefährlicher, als sich einzubilden, daß die Ueberbrückung von Raum und Zeit an sich schon«im Ueberbrückung menschlicher Gegensätze zur Folge hätte. DerSturmvogel " lann in der heutigen Zeit materieller Not seine Ziele nicht allzu weit stecken. Er muß sich vorerst darauf be- schränken, chunderttausendan das Erlebnis des ersten Fluges zu er- sd,winglichen Preisen zu verschossen, die Jugend mit dem Segelflug und Modellflugzeugbau vertraut zu machen. DerSturmvogel braucht praktische Hilfe und nicht nur platonische Liebe. Nie» mal» hat er die Absicht gehabt, andere Lustfahrtorganisationen als Konkurrenzunternehmen zu bekämpfen: er will mit allen kamerad- sdzastlich zusammenarbeiten, man muß ihm dann aber den Platz einräumen, der ihm zukommt. An die noch gleichgültig abseits- stehenden Gesinnungsfreunde ober richten wir den dringenden Appell, an unsere Seite zu treten und uns zu helfen, der Republik und ihrer Verfassung auf einem Gebiete Einfluß zu erobern, wo er leider bisher nur höchst unzulänglich vorhanden ist, aber im In- teresse friedlicher Fortentwicklung besonders dringend geboten er- scheint. Mit Heinrich Wittes Rezitation aufrüttelnder Vers«, Darbietun- gen des vom Dirigenten Oskar Schumann geleiteten Lendvai -Chores und der Verlesung eines in herzlichem Tone gehaltenen Vegrüßungs- idegramms der Lufthansa schloß die Kundgebung. Der Verbandstag, zu dem zahlreiche Delegierte aus allen deutschen Gauen erschienen waren, verlies in»ollster Harmonie. All« Debatten standen im Zeichen der Sachlichkeit und Kameradschaft, aus allen Anregungen leuchtete der Wille zum weitere» Ausbau des Flugverbandes. Der bisherige Vorstand desSturmvogels" > wurde einstimmig wiedergewählt.

Kunsttänze und Amüstertänze

Abstrakte Rhythmen. Seit Helga Normann ihren persönlichen Stil gefunden hat, arbeitet sie unermüdlich an dessen Verseincrung, Vertiefung, Veredlung. Jedes Jahr bringt ein neues Programm mit reiferen und reicheren Werken. Der Tanzabend ün B a ch s a a l gipfelte in der musiklosen KompositionTraumwege". Ein Menschenleben in ab- strakte» Rhythmen. Aus komplizierter, verwickelter, fast chaotischer Ballung sich entfaltend zu immer klareren, einfacheren, reineren Formen. Auf der Höh« mächtiges Aufwärtsstreben, Zielsuchen. Dann, abklingend, leises Ermatten, Verblühen, Ruhe. Ein ganz großes Werk, das zu den klassischen Schöpfungen des modernen Tanzes zählt. Sehr schön auch der gliederwirbelnde Elan des Einleitungstonzes(Eon flancio"): die biendende Technik der raschen Wendesprünge inCorgitta": das wiederholte ergreifende Niedersinken und Zusammenbrechen im neu durchgearbeitetenAus der Bah» gerisien". Bezeichnend ist. daß da, wo bei der Komposition ofsenbar mehr der Verstand als das Gefühl mitgewirkt hat. sich leicht pantomimische Elemente in den abstraiien Stil eindrängen(Fern- her"). Gelegentlich« Ballettanklänge stören nicht, da sie klug und ge- schmackvoll nur als choreographische Motive benutzt werden und An­laß zu neuen eigenartigen Bcwegungsformen geben, zum Beispiel in derRussischen Bagatelle" mit ihrem wundervoll leicht fließenden Flattern, Fliegen und Schwimmen durch die Lust. Helga Normann ist eine der wenigen Tänzerinnen, die den modernen Stil ganz rein und streng erhalten und unter Verzicht auf alle wohlfeilen Efiekte allein mit den vornehmsten Mitteln zu wirken verstehen. J. S.

Nächtlicher Tanz in der Komödie. Ella I l b a k hotte ihrer Tanzvorstellung eine sehr feierliche Ausmachung gegeben: st« veranstaltete sie in derÄ o m ö d i e" als Nachtaufführung. Die Beleuchtungstechnik, di« in dem Theater natür» lich vollkommener ist als in irgend einem Vortragssaal, wurde nach Möglichtelt auszenutzt, die Tanzbilder in stimmungsvolle Färbung zu tauchen. Die gut gewachsene hübsche Tänzerin zeigte sich in gefälligen, bei einzelnen Darbietungen sogar in künstlerisch jchönsn Kostümen: doch selbst diese betonten das Streben nachNiedlichkeit" ein Streben, das den gesamten Tanz Fräulein Ilbaks nicht nur bestimmt, sondern überhaupt schuf. Sie ist das Tanzgirl, das seinen Solistinnenehrgeiz befriedigen kann. Ihre Tanze, sobald sie ernst» hast sein sollen, sind in kitschig« Aleinmädchen�Sentimentalität ge- taucht. Unber andere Gefühle verfügt diese Tänzerin nicht. Deshalb bleibt auch die Formel ihrer Geste im Grunde immer dieselbe. Em Marsch", der seinem rhythmischen und musikalischen Charakter nach tänzerischen Posen nicht widersprach, log ihr verhällnismäßig gut, am besten jedoch rein Bewegungstcchnisches. dem sie allerdings gestützt auf die Musik von Granados den anspruchsvollen Titel Spanisches Motiv" gab. Ein künstlerischer Tanz wurde nicht dar» aus, denn der Mangel an Ausdruck, die völlige Unsähigkeit, tänze- rische Formen zu erfinden, trat auch hier zutage. Innere Erlebnisfähigkeit kann man nicht vortäusckzen. Ter ernst zu nehmende modern« Tanz stellt an die ihn ausübenden Künstler sehr große Ansprüche. Ella Ilbak mit ihrem gut trainierten Körper sollte sich das Variete als Wirkungsstätte suchen. 8 r.

Der blaue Boll ." Staatliches Schautpielbauet. Die Dämmerung eines späten regnerischen Nachmittags, an dem einer auszieht, in den schweren schleppenden Seemannssticseln der Wasserkante, um die Wahrheit zu finden. Er sucht sie mit einer kleinen bleichen Laterne, di« den Nebel kaum durchdringen kann, und geht große Irrwege dabei. Aber zwischendurch schickt Gott einen klaren kühlen Windstoß vom Himmel, der den Nebel wegfegt wie Papier , und dann liegt das Land da, die Erde duftet, die Speicher find voll Korn, dos Vieh brüllt und erkennt die Menschen, die ihm entgegenkommen: den Guisbesitzer Boll vo» drüben, die junge Dörsterin Grete, die sie Hcxc nennen, den hinkenden Wirt, der eben noch den Teufel gespielt hat, und ejnen Herrn, den niemand kennt, der aber so flüstern sie im Dorf wohl niemand anders fein kann als der Herrgott selbst. Die Kunst Ernst Barlachs ist von gestern und von morgen. Die letzten Dinge sind vielleicht klar und einfach, aber wir können sie nicht formen. Und wer heute klar und einfach formt(das heißt Sachlichkeit der Kunst), wird die letzten Dinge nicht siressen können. Das Leben i>t lo stark imBlauen B o l l". daß es sich mit dem i Tod verbrüdern köutue, um immer noch lebendig zu sei». Und es veUttüdcrt mit den Dingen, lüe hinter ihm stehen, und die uns

anfechten, wenn wir eines Tages den Kopf heben, und aus dem festen Gesäge des gewohnten Dasein» hinausblicken, müde vom Gleichschritt der selbstgebauten Tretmühle, mit einer leichten Neu- gierde zu erfahren, wer wir denn eigentlich seien. Man kann hier kaum eindringlich genug loben: so ist es vielleicht am besten, wenn man die Stimmung gibt, die vom Werk herüberweht, denn man müßte ein Dichter sein wie Barlach und subtilste Dinge in derbstes Leben umsetzen können, ohne Verlust wie er. Ein Gutsbesitzer, stark, stiernackig, vital, üb«rjd)reitct den Höhe­punkt seines Lebens.Der blaue Boll ", dem nichts zu teuer, nichts zu schwer war, bisher. Und jetzt gerät er in das Labyrint seiner eigenen geheimsten Blutbahnen, die gespenstisch mit dem Herzschlag von ein paar Menschen zusammenhängen, die er kaum kennt. Eine letzte Liebestollheit des Fleisches, wandelt sich in«inen Weg der Erlöstmg aus Schmach und unwürdiger Enge. Heinrich George ist für diese Rolle geboren, oder dies« Roll« für ihn. Man kann sich keine bessere Besetzung denken Margarete M elzer erwirbt sich in der Rolle der.F)exe' den Titel«iner großen Künstlerin. Jürgen Fehling , der Regisseur, gibt den Herrgott" mit viel Orlginalität, und in diesem Stück war auch sonst kein Darsteller, der nicht das Maximum feiner Leistung hergegeben hätte. Berkachs Werk rd-lte feine Interpreten. Sofern Bühnenbildkunst ein Ten der Inszenierung ist, hat

Nobelste Schauspielerkunst Frankreichs . Dumas Oer Lungere:Demi-Monde". Um Mitternacht war es zu Ende. Eine französische Dawe neben mir entrüstete sich:Welch«in niederträdstiges Stück!" In, das stimmte. Dumas war von zwei Menschenalieru ganz unbarmherzig. Die Frau, das berühmte und verhätschelte Liebeswesen der fran­ zosischen Dramatik, wurde plötzlich zur Angeklagten. Jedes Milleid wurde ihr versagt. Ihr wurde nicht verziehen, wie Balzac ihr ver- zieh, weil jedes weibliche Wesen eine Verwandte der Gottesmutter sei. lliein, in die verachtete Halbwest wurde sie hineingestoßen, wenn sie sid) aus der Portierloge in die Palastgemächer der Gesellschajt ein- schleichen wollte, die mit ihr zu Bett ging. Abgelehnt wurde die Ehe- schleicherei der tapferen Halbweltdame von dem jüngeren Dumas, and er wurde zu jeiner Zeit als ein patriotischer Tugendbold gefeiert. Darüber hinaus war er ein entzückender Theatermann. Herrlich verstand er das Bühnenhandwerk. Wo existiert heute nach ein deutsches Bürgerschauspiel, das nach 60 bis 70 Jahren erträglich wäre? Bei Dumas wirkt noch heule ssde Szene als Extrakt der hellsichtigsten Theaterlogik. Was für ein prächtiger Regisseur er war! Eine Anekdote beleg« es: er wohnte auf dem Lande. Bei einem Theaterabend haste er sich verspätet. Der Schauspieler Me- lingue bot ihm Gastfreundschaft in Paris an Man ging schlafen. Mitten in der Nacht hörte Melinguc in der Wohnung Ricsenlärin. Aus dem Zimmer des Gastes Dumas spektakelte es. Erschreckt eilte Melingu« herbei. Da sah er. daß Dumas in seinem Gastzimmer die Möbel umstellte, bevor er sich zu Bette begab. Das war echt Dumas. Der Dramatiker mußte stets Regie machen, wohin er auch kam: mit Möbeln, mit Menschen, mit Schicksalsmachten, mit Moral» Prinzipien. Darum ist er heute noch ein so wirksamer Dramatiker. Daß er den Frauen das Wahlrecht über ihr Lebensschicksal oer- weigerte, ist nicht verwunderlich. Die Franzosen geben auch heute iwch den Frauen keinerlei Wahlrecht. Clemenceou wurde gefragt, warum er diese Reaktion nicht abschaffe.Was," schrie er..chen Frauen das Wahlrecht geben? Es ist schon traurig genug, daß man es den Männern nicht wegnehmen kann!" _ Diese Herrin der Halbwelt paßt vortrefflich zur Kunst der Madam« S o r e l. Außerordentlich beherrscht sie das Register ihrer Kunst. Ein Ton für den Sdzmerz, ein anderer für den Hohn, ein dritter für den Aufruhr ein vierter für die Zärtlichkeit. Meisterlich wird das alles vorgebracht. Aus diese Künstlerin trifft das Paradox über den Schauspieler zu. das Diderot einstmals so genial auflösts. Kalt, blütig eignet sie sich alle technische» Talente zur BewSUizung des Seelenousdrucks an, und hieraus wurde diese Künstlichkeit zu ihrer Zwesten Natur. Nichts Besseres und nichts Lobenswerteres läßt sich über sie sagen.~ Herr L e Bargy bemeistert die gleiche Virtuosität. Er spielt wundervoll mit seinem Talent. Alles scheint Leben, obwohl alles nur vollendete Kunst ist. Seine Virtuosität wirft sich auf die Intelli- genz, die Virtuosität der Madame Sarel auf die Leidenschaft. Da wir heute die Klugheit höher schätzen als das hitzige Gefühl, ge- langen wir zu dem Schlüsse, der allerdings ein Trugschluß ist, daß Lc Bargy der leichtere Charokteristiker, also der behendere Komödiant ist. Beide, der Herr und die Dam«, auf der Bühne das Paar, das sich mit den zündenden Repliken herauszusorder» hat. repräsentieren die Blüte und das Beispiel der nobelsten Schouspielerkunst Frank- reiche. Max Hochdorü Gäste in der Städtischen Oper. Carmen" undRigoletto ". Carmen " mit George Vaklanofs,.Migoletto" mit Jean Kipura zwei Vorstellungen aus dem ständigen Repertoire, wir erhalten gewissermaßen ein Bild vom Alltag der Städtischen Oper. Allerdings beide Ausführungen wohl ein bißd)«n auf neu hergerichtet für dic Presse, die um der berühmten Gäste willen zur Berichterstattung eingeladen ist. Ein französisch singender Bariton, ein italienisch singender Tenor im deutschen Ensemble, Zwicgesang und Wechselrede in zwei Sprachen, daß der künstlerische Gesamteindruck unter solcher Uneinheillichkcit allemal leidet, ist selbst» verständtich. In der Tot konzentriert sich das Interesse an Abenden dieser Art wesentlich auf die Darbietung Ijps Gastes: und die Auf- merksomkest vom Ganzen abgelenkt, wendet sich vergleichend dem Detail der Darstellung, den fängerischen EinzeUeistungen zu. Solcher Betrodstungsweise kommtRigolet! o" mehr ent­gegen alsCarmen". Die Wirkung ist hier immer zum große« Teil auf die Besetzung von drei Rollen gestellt. Jean Kipura als Herzog jugendlich, strahlend im verführerischen Glanz seines herrlichen Organs, von einnehmender Liebenswürdiglest, wenn auch gewiß ohne überragende Schauspielerguolität der junge Künstler hat, seit er zum erstenmal auf einer Berliner Opernbühn« erschien, an der Mailänder Skala, in der strengen Schul« Toscaniniz be- deutende Fortschritte auf dem Weg zur Vollkommenheit gemocht. Mit Hans Rein mors stimmlich außerordentlichem, persönlich fesselnden Rigoletto, mit M o r g u e r i t e P e r r a s, die als Gilda, mädd)enhaft rührend, eine gesanglich überragende Leistung bietet, hat die Städtische Oper einen sehr glücklichen Abend. Viel weniger erfreulich ist der Gesamteindnick derC arme n"- Vorstellung. Die Rolle des Escammillo, der nur drei ganz kurze Auftritte hat, gibt dem Gast, George Baklanoff, kaum Gelegenheit, beherrschend hervorzutreten. Die faszinierende PersSn- lichkeit des großen Bühnenkünstlers ist sozusagen nur momentweise zu spüren: allerding- ist auch die Begrenztheit seiner stimmlichen Möglichkeiten nicht zu überhören. Mafalda S a l v a t i n i, un- sehlbar in der Beherrsdzung ihrer schönen Mittel, gestallet die Carmen auch inst schauspielerischer Ueberlegenheit. Ihr Partner, Don Jose, läßt sich erst im Sdstußduett in dl« Höhe der musikalischen Situation mitreihen. Die Aufführung, die erst in der vorigen Spielzeit neu herausgebrocht worden ist, zeigt in den Chor- und Tnsembleszenen schon Spuren gelockerter Disziplin, auch im Musiko- tischen trotz Leo Blech , der in dieier von ihm unzählige Male von ihm dirigierten Over durch ungewohnt« Uebernuancierung der Tempos mehr befremdet als überzeugt. K. P.

Exwilhclm verschärft fiunfiivcric in Amerika ? Aus New Park wird gemeldet, daß ein großes amerikanisches Kunstauktionsyaus eine Versteigerung wertvoller Gemälde aller Art ankündigt, die aus dem Besitz Wilhelms II. stammen sollen. Der Aution.skatalog nennt Werke von Franz Hals, Werner. Terborgh, Rujsdael, Murillo, Tiutoretto, Tingoto usw. Es wird nötig sein, dieser Scdse aus den Grund zu gehen. Ein Abbe-Insttkut in Zeno. An der Universität Jena ist ein neues Institut für wissenschzstlidie Mikroskopie und angewandte Optik sowie' für mathematische Forschung eröffnet worden, das nach dem großen Jenaer Theoretilcr und Praktiker der Optik, Prof. Ernst Abbe » benannt worden ist.