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Berlin sendet

Unbekannte vor dem Mikrophon

Rechtsfragen des Tages

Ueber Weihnachtsgratifikation. fünfzigstel der Weihnachtsgratifitation zu beanspruchen haben. Eine Die neueste Rechtsprechung des Reichsgerichts und des Reichs- derartige Auffaffung würde auf eine völlige Einebmung des Unter­arbeitsgerichts hat der Weihnachtsgratifitation den Schiebes zwischen dem Zeitlohn und der einmaligen auf Jahresende Charakter des Gehaltes zugesprochen und hiermit zum Ausdruck stellung miderspricht der allgemeinen Verkehrsauffassung, daß die in Aussicht stehenden Zuwendung hinauslaufen. Diese Gleich­gebracht, daß die sogenannte Gratifitation Entlohnung und nicht zu Weihnachten oder zu Neujahr gewährte Gratifitation eine Ein­eine freiwillige Zuwendung ist. Einen flagbaren Rechtsrichtung ist, die aus der Sitte hervorgegangen ist, zu dem genannten anspruch auf die Gratifitation erwirbt der Arbeitnehmer aber Zeitpunkt andern eine Freude zu machen und dem Arbeitnehmer nur dann, wenn der Arbeitgeber die Weihnachtsgratifitation frei eine Bethilfe zu gewähren zu den gesteigerten Bedürfnissen der willig und regelmäßig seinen Angestellten gezahlt hat, ohne Haushaltsführung, die sich um diese Zeit einstellen und dem An­dabei jeweils bei der Auszahlung zu erfennen zu geben, daß fie gestellten besonders fühlbar werden. jederzeit widerruflich und freiwillig erfolgt. Hieraus folgt, daß das Recht auf die Gratififation als erworben angesehen werden muß mit dem Zeitpunkt, an dem die Gratififation regelmäßig ver teilt wird, also zu Weihnachten oder zu Neujahr. Davon, daß der Arbeitnehmer noch über diesen Zeitpunkt hinaus im Dienste des Arbeitgebers verbleibt, wird der Arbeitgeber ihre Gewährung nicht mehr abhängig machen können, da der Zwed der Weihnachts gratifitation, als Ansporn für weitere Dienstleistungen zu dienen, zwar im Sinne des Arbeitgebers liegen mag, aber von der Erfüllung dieses 3medes tann der Anspruch nicht mehr abhängig gemacht merden.

Die Rundfunksender sind heute die Bortragspodien und Lehrstühle, um die sich die Masse versammelt. Der Künstler, der fich von dieser Stelle aus bewährt, hat den Schritt in die Deffent­lichkeit getan. Berlin versucht neuerdings, mit einer regelmäßigen Stunde der Unbetannten", die Möglichkeit zu diesem Schritt zu geben. Die Absicht verdient Dant; die Ausführung dieser Darbietung ist leider für Künstler und Publikum noch nicht recht befriedigend. Es hieße den Sinn des Rundfunks mißverstehen, wollte man eine fritisaje Betrachtung dieser Neueinführung aus der Perspektive der Künstler beginnen. Der Rundfunk ist eine Einrichtung, die das Publikum bezahlt, auf die es also das erste Recht hat. Es fann von einer Veranstaltung verlangen, daß sie mindestens für einen großen Teil der Hörer lehrreich oder unterhaltend ist. Die Stunde ber Unbekannten" ist als Unterhaltungsstunde gedacht. Für welche Gruppe von Hörern? Es märe nichts weiter als eine billige Bhraje, wollte man behaupten, daß fie fich an alle Hörer wende. Aber fo, wie gegenwärtig die Beranstaltung noch aufgebaut ift, gibt es tatsächlich teine Möglichkeit, die Hörerkreise zu beftimunen, die ihr immer wieder mit besonders freudigen oder gespannten Er­wartungen entgegensehen können. Es ist leider auch zu befürchten, daß diese Hörerfreise nicht existieren. Das liegt nicht an den ein­Es entsteht hier die Frage, ob ben Anspruch auf Weihnachts zelnen Darbietungen, die man bisher in dieser Stunde zu Gehör be- gratifitationen der Arbeitnehmer aud dann erwirbt, menn er fam. Kein Verständiger wird von einem Experiment Bollkommen schon vor Weihnachten aus dem Dien fte ausscheidet. heit erwarten. 2lber was bisher geboten murde, war in Aus Hierzu hat das Reichsarbeitsgericht in einer Entscheidung drudswollen und Ausdrudsmitteln piel zu artfremd zu vom 4. Januar 1930 Stellung genommen und das Bestehen eines sammengewürfelt, um gespanntes Interesse, das vielleicht Teilanspruchs auf Gratifitation für den Fall des freiwilligen Der ersten Stunde entgegengebracht wurde, wach zu erhalten. Breßt vorzeitigen Ausscheidens mit Recht perneint; denn der Anspruch man moderne und dem klassischen Stil nahe Musit, ernste Literatur auf die Gratification entsteht nicht im Laufe des Jahres anteilmäßig, und Kabarettkunst in einer einzigen Stunde der Unbesondern erst zu Weihnachten oder zu dem Zeitpunkt, der für die sannten" zusammen, fo läßt man die Hörer das ihnen Zufagende Zahlung der Weihnachtsgratifilation oder Abschlußgratifitation aus und Berständliche in dieser Beranstaltung durch den Merger über bes drücklich vereinbart ist, oder nach der regelmäßigen llebung als ihnen Unverständliche und Mißfallende bezahlen. Diese Stunde, die vereinbart zu gelten hat. Troßdem die Weihnachtsgratifilation dem das Kunstwissen bereichern sollte und als wichtige geistige Anregung reinen Gehalt gleichgestellt ist, fann also dennoch der Arbeitnehmer für die Hörer gedacht war, fintt dadurch in ihrem Wert beträchtlich. bei vorzeitigem Ausscheiden feinen anteilmäßigen Anspruch auf Für die erste Stunde der Unbefannten hatte die Gratififation geltend machen; andernfalls würde der Arbeitnehmer, Vielheit der Darbietungen eine Berechtigung: man tonnte sie als wie das Reichsarbeitsgericht ausführt, bei seinem Ausscheiden Programm der ganzen Reueinführung nehmen. Nun aber fann bereits in der ersten Lohnwoche des neuen Jahres ein 3weiund­man erwarten, daß jede einzelne Stunde ihren flaren Charakter bekommt. Das braucht ja feinesfalls zu heißen, daß nun etwa eine Stunde lang nur ernste Literatur oder nur moderne Mufit oder nur Schlager und Chansons geboten werden sollen. Bielleicht sollte man zugunsten der Abwechslung überhaupt eine deutliche 3weiteilung vornehmen;&. B eine halbe Stunde ernſte, eine halbe Stunde heitere Kunst; eine halbe Stunde Mufif, eine halbe Stunde Literatur. Bei diefer letzten Einteilung wäre, es durchaus möglich, daß man vor dem Konzert ein Gedicht sprechen, nach den Rezitationen eine Rompofition zum Vortrag bringen läßt; aber diese Vor- und Nachspeisen sollen ja dem auf andere Kost ein Seftellten Hörer das ganze Menü noch schmackhafter machen, nicht ihm den Appetit daran nerderben. Darum muß ihre Auswahl besonders vorsichtig getroffen werden.

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Mit solcher Programmgestaltung wäre auch den bis dahin un­bekannten Künstlern gedient. Ihre Darbietungen fänden einen grundsäßlich aufnahmebereiten Hörertreis. Die Beranstaltung per före aber aud) für sie selber den frostigen Epamencharakter, was auf die Darbietungen der nachschaffenden Stünftier nicht ohne Eine fluß bleiben dürfte ein Gewinn natürlich auch für die Hörer. Im Interesse der Künstler vor allem ist aber eins zu forderu: daß, sofern es nicht aus besonderen Gründen dem Künstler selber un erwünscht ist, der Name des llnbefannten" deutlich gemacht wird. Der von dem Mitrophon ein- odec höchstens zweimal genannte Name wird von den meisten Hörern sofort wieder ver­geffen. Notwendig erscheint es deshalb, daß im Funtwochen­programm, falls die Aufstellung einer genau geordneten Ueber­ficht noch nicht möglich ist, wenigstens die Namen der Mitwirkenden und die Art ihrer Darbietungen aufgeführt werden: damit die Un­bekannten wirklich aus dem Dunkel heraustreten.

Das melle Buch

Zwischen Wittenberg und Rom

Billy Hellpadh als Reformator beider christlicher Kirchen! Etünde diefer Titel auf dem mehr als fünfhundert Seiten umfassen­den bei S. Fischer erschienenen Buch des Heidelberger Professors, so wüßte der Leser von vornherein, was Hellpach im Sinne hat. Er mill nämlich eine Revision der Reformation" vornehmen, aber es soll bei dieser Gelegenheit auch der katholischen Kirche gezeigt werden, daß sie revisionsbedürftig ist. Nun, die christlichen Religionen find baß fie revisionsbedürftig ist. Mun, die christlichen Religicnen find alt, haben eine lange und stürmische Geschichte. Os fie fich freilich Ob von einem deutschen Profeffor, und feien feine Ideen in noch so bez geisterter Sprache vorgetragen, auf den richtigen Beg, den Forberun. gen des Tages und ber Zeit gerecht zu werden, hinleiten laffen, fann man bezweifeln. Denn Religionen find gesellschaftliche Mächte und gesellschaftliche Mächte werben von gesellschaftlichen Kräften gesellschaftliche Mächte werben von gesellschaftlichen Kräften bestimmt. Um dieser Erkenntnis beizupflichten, muß man allerdings Margist sein. Nun ist Marg zwar ein tugendhafter Hausvater nach Hellpach , aber seine Lehre hat den subalternen Kleinkampf

Im

Arbeitnehmer infolge Kündigung seitens des Arbeit­Anders dagegen gestaltet sich die Rechtslage für den gebers, oder wenn der Arbeitnehmer aus dem Dienst getreten ist aus Gründen, die in der Person des Arbeitgebers lagen. ersteren Falle muß dem Arbeitnehmer aus dem Gesichtspunkt des § 162 Abfat I BGB. dann ein Teilanspruch auf die Gratifikation zugestanden werden, wenn der Arbeitgeber in unzweifelhaft er tennbarer Absicht, die Auszahlung der Gratifikation zu vereiteln, dem Arbeitnehmer vielleicht nur wenige Wochen vor der Auszahlung aufgekündigt hat, z. B. zum 1. November oder zum 1. Dezember. In diesem Sonderfall hat der Arbeitgeber den Eintritt der Bedingung für das Entstehen der Gratifikationsschuldhaft ver­hindert. Hat dagegen der Arbeitgeber aus nicht vorgeschütztem, sondern triftigem Grund 3. B. wegen Betriebsstillegung, Einschränkung des Betriebes, das Dienstverhältnis vor Weihnachten aufgefündigt, so fann von einer Berurteilung des Arbeitgebers zur Zahlung eines entsprechenden Teiles einer Weihnachtsgratififation entsprechend dem oben Ausgeführten wegen Nichtentstehung des Anspruches teine Rede sein. Gibt im letzteren Falle der Arbeitgeber durch sein Verhalten dem Arbeitnehmer Beranlassung zur Kündigung, liegt fomit ein wichtiger Grund für die Auflösung des Dienstverhält niffes seitens des Arbeitnehmers vor, so muß dieser Tatbestand ebenso behandelt werden, wie der oben erwähnte, in dem der Arbeit­geber zum 3wede der Bereitlung der Auszahlung der Gratifikation dem Arbeitnehmer gefündigt hat. Es müßte also auch hier eine Berurteilung des Arbeitgebers zur Zahlung eines Teiles der Gratifitation erfolgen, was auch das Reichsarbeitsgericht in der oben erwähnten Entscheidung angedeutet hat.

1 gezüchtet, der täglich und stündlich das Klassenbewußtsein" an hundert Quisquilien aufpeitscht, den Pöbelinstinkt der zwergenhaften Ge­häffigteit großgezogen, das Reifen und Geifern der Agitation, die ganze Einseitigkeit der Nichts- als- ökonomischen- Blickrichtung, die Er­niedrigung auch der größten historischen Stunde durch Lohnfragen, die blöde Entgeistung aller Weltbetrachtung, die Berzerrung des ganzen Daseins zum Futterplag und jedes Strebens zum Geraufe um den Futteranteil das alles ist margiftisch im eigentlichen Sinne."( S. 284 ff.) Marristisch? Nein, das ist Anti- Margis mus". Diese Stelle mußte hier aufgezeichnet werden, vielleicht findet sie bald Eingang in die Nazipresse. Lassalle dagegen ist zwar ein Libertin, aber seine Lehren sind ,, tnorte".( Das letzte Wort gebrauchen wir, nicht Herr Profeffor Hellpach.) Eine böse, kompli­zierte Welt, in der fugendhafte Hausväter Gift und Galle spuden, ausschweifende Lebemänner jedoch Sittlichkeit und Begeisterung in Die Belt bringen. Ich gebe gerne zu, daß nicht alles bieser Probe entspricht, was Hellpach mitteilt. So finden sich einige gute Bemer­fungen z. B. über die junge Generation der Gegenwart ,, die Gene­ration ohne Geheimnis", sie wird weit verständnisvoller ge­würdigt als Karl Marg. Die Gottesgliedschaft der Welt und des Menschen, auf der Hellpach besteht, muß man glauben, wider­legen fann man sie nicht. S. P. Mayer..

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WAS DER TAG DER TAG BRINGT

Die Rattenfänger von Liegnitz

Hoffentlich gelingt es der Funkstunde, recht viele Künstler vor das Mitrophon zu bringen, denen man diese Gelegenheit, befannt zu werden, wünschen fann. Es spricht für Edlef öppen, den Leiter der Literarischen Abteilung, der auch für diese Dar bietung verantwortlich zeichnet, daß er gerade auf dem Gebiete der Literatur sowohl in den schaffenden als auch in den nachschaffenden Günstlern eine nicht schlechte Auswahl traf. Daß das ganz große Genie noch nicht darunter war, wird ihm sicher niemand zum Borwurf machen; übrigens würde es mahrscheinlich faum einer merten, menn es wirklich in dieser Stunde erschiene. Sie kann mit ihren rasch wechselnden Darbietungen nur das erste grobe Sieb für Talente und Talentchen fein. Aber die Funkstunde follte denen, die sich bei dieser ersten Probe wirklich bewährt haben, auch Gelegenheit geben, mieder por das Mitrophon zu treten falls das möglich ist. Es gibt ja manchen Bubertätszeitliteraten, dem unter Duhenden schlechter Gebichte und minderwertiger Novellen ein einziger guter Wurf gelingt. Es liegt fein Grund vor, dieses eine gute Wert den Hörern vorzuenthalten, aber erst recht feiner, nun daraufhin auch seine wertlosen Produtie vor das Mitrophon zu bringen. Auch von den musikalischen Darbietungen, besonders von denen der ausübenden Künstler schien manches per­heißungsvoll obschon schweres Mitrophonfieber manches Können offensichtlich ungünstig beeinflußte. Auch hier muß die Forderung gelten: schafft denen, die diefe erste Probe beheilig: fie bewilligten und sie nahmen sogar mit Freude davon standen, die Möglichkeit, ihr Können in etwas umfangreicherem Maße im Rundfunk zu be­Daraus foll teine regelmäßige Bera pflichtung des Rundfunks gegen die Künstler erwachsen; aber der Weg in die Deffentlichkeit tönnte durch solch ein zweites Auf­treten vielleicht doch manchem Künstler wirklich erschlossen werden. Ein dramatisches Werf, das in der ersten Stunde der Unbekannten" teilweise zu Gehör gebracht wurde, ließ wahrscheinlich bei wielen Hörern den Wunsch wach werden, es als Sendefpiel zu erleben. Allerdings ist es begreiflich, daß die Funtstunde nicht unmittelbar nach furchtbaren Bergfatastrophen ein Hörspiel mit diesem Inhalt zur Aufführung bringen will und die Sendung für einen späteren Termin festsetzt. Aber vielleicht würden es viele Hörer der ,, Stunde der Uea bekannten" begrüßen, wenn vor Beginn dieser Beranstaltung ge­legentlich mitgeteilt werden würde, ob und welche Bereicherungen für das fünftige Funkprogramm sich aus den bisherigen Versuchs stunden ergeben sollen.

weisen.

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Ein einziger wirklicher Fehlschlag mar in diesen beiden ersten Stunden zu verzeichnen. Nun wird man naturgemäß mit einzelnen Fehlschlägen bei dieser Beranstaltung immer rechnen müssen, und man darf sie nicht schwer bewerten. Hier scheiterte aber jemand an einer Aufgabe, von der es sich wohl hätte voraussehen lassen, ob er thr gewachsen war oder mcht. Die Reportage aus dem Senderaum" war ein durch keinerlei merkliche Spuren von wirklicher Darstellungs. gabe getrübtes Gerede. Die Unfähigkeit des jungen Mannes, mesent­fizes zu beobachten und anderen anschaulich zu machen, trat so deut­lich zu Tage, daß man sie nicht als bloßes ifrophonjieber" beuten konnte. Tes.

beizubringen mußten, also daß sie das Weichbild der Stadt schleunigst Jene schägensmerten Mitbürger, die den Ratten die Flötentone verließen, scheinen seit dem Mittelalter ausgestorben zu sein; die Raiten felbst leider nicht. Die Frage, wie diesen liebenswürdigen Tieren mit anderen Mitteln beizukommen sei, bildet deshalb eine Sorge jeder rührigen Stadtverwaltung, und es macht dem fortschritt lichen Sinn der Stadtpäter von Liegnt Ehre, daß sie den Kampf fozusagen psychologisch führten. In rühriger Erfenntnis der Tat­fache nämlich, daß der Mensch von Kopf bis Fuß aufs Materielle eingestellt ist, segten fie für jebe getötete Ratte eine Belohnung aus, niedrige Summe von 50 Bf. Es ließ sich nicht verkennen, daß diese und zwar für jeden abgelieferten Rattenschwanz die gar nicht Maßnahme half: wenigstens wurden bei der zuständigen Stelle eine Maßnahme half: menigstens wurben bei der zuständigen Stelle eine Unmenge von Symänzen eingeliefert; eine derartige Menge fogar, mußte nachforschen, Jahr für Jahr stieg die notwendige Summe, daß die zur Verfügung gestellten Mittel nicht ausreichten; man und heuer erreichte sie das dritte Taufend: 3000 M. sollten die Stadt­mußte nachforschen, Jahr für Jahr stieg die notwendige Summe, väter bewilligen, und das in diesem Winter der Sparsamteit! Es war traurig, die guten Männer meinten, aber der 3wed war heilig: fie bewilligten und fie nahmen sogar mit Freude davon bürger der Stadt Liegniß in der Bertilgung von Ratten besonders Kenntnis, daß sich ganz bestimmte, sonst nicht gerade beliebte Mit­bürger der Stadt Liegniß in der Bertilgung von Ratten besonders hervortaten; hatte man es doch verstanden, in dieser Weise aus Müßiggängern und Tagedieben mußbringende Glieder der mensch Müßiggängern und Tagedieben nugbringende Glieder der mensch­lichen Gesellschaft zu machen. Auffallender war schon, daß diese lichen Gesellschaft zu machen. Auffallender war schon, daß diese Rattenfänger in Liegnik nur zur Ablieferung der Beute erschienen und sofort nach Erhalt des Geldes mit unbekanntem Ziel wieder verschwanden; noch auffallender, daß fleinere Orte in der Umgebung, die feine Belohnung für Rattenschwänze ausgesetzt hatten, nichts. destoweniger ihre Ratten los wurden, Liegnitz felbft hingegen nicht. Solch sonderbare Fernwirkung machte denn doch einige 3weifel­süchtige stußig, und schließlich fragte einer von ihnen in der Dis­fussion an, ob man sich denn davon überzeugt habe, daß wirklich iegnißer Rattenschwänze prämiiert würden und nicht etwa solche aus Breslau oder Kattowitz ? Hierauf holten die Stadtväter zu einem fürchterlichen Schlage gegen das neu aufblühende Gewerbe zu einem fürchterlichen Schlage gegen das neu aufblühende Gewerbe Der Rattenfänger aus: fie verordneten fategorisch, daß nur Schwänze von in Liegnig beheimateten Katten angekauft werden sollten. Das Broblem, wie dann die Liegnizer Ratten sich von den sonstigen schlesischen Ra'ten unterscheiden, blieb der zuständigen Stelle zur Lösung überlassen; wie es heißt, will man einen Sachverständigen aus Schilda zu Rate ziehen....

Verlieb dich zur rechten Zeit!

Die Liebe, die von den Dichtern und sonstigen weltfremden Leuten vielzuviel gepriesen wird, hat neben anderen Nachteilen besonders eine unangenehme Eigenschaft: sie überfällt ihre Opfer besonders eine unangenehme Eigenschaft: sie überfällt ihre Opfer stets zur unrechten Zeit. Davon weiß mancher durchgefallene Prüf­

Beamte

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ling, mancher wegen ständiger Geistesabwesenheit entlassene Lehr­ling, mancher jahrelang zuverlässige und jählings helllos zerstreute und davon weiß vor allem Bill Burns aus New Dort zu erzählen, der bis vor einigen Tagen einen schweren und verantwortungsvollen Beruf vorbildlich ausüben konnte und den die Liebe mitten in dieser Ausübung zur Strede brachte. Besagter Beruf bestand darin, daß Bill von Zeit zu Zeit die Türen nicht allzu gutgehender Geschäfte unverhofft öffnete, die Inhaber unsanft begrüßte und an einen Stuhl band, die Tagestasse fachkundig revi­dierte und mit deren Inhalt nicht ohne Eile entschwand. Jahrelang nährte das Unternehmen seinen Mann, bis Bill Burns fürzlich das feinem Besuche beehrte. Bill hatte mit allen gerechnet, mit der Strumpfwarengeschäft von Miß Tauber, 123. Avenue, mit Stonitruttion des Schlosses, der Festigkeit des Bindfadens zum effeln, der wahrscheinlichen Höhe der Tageseinnahme, nur mit einem nicht: mit Miß Tauber selbst. Schon als er diese an den Stuhl band, begann seine Hand zu zittern; während er die Kaffe öffnete, starrte er sie an; und als er den Laden verließ, zog er tief den Hut, obgleich er berufstüchtig genug war, fie einstweilen auf ihrem Stuhl befestigt zu lassen. Der Einbrecher hatte sich in sein recht hübsches Opfer verliebt und das Schicksal nahm seinen Lauf. Bill verwandte die erbeutete Summe zum Ankauf eines prunfvollen Blumenstraußes und überfandte ihn andern Tages der angebundenen Angebeteten, die inzwischen von anderer Seite aus ihrer mißlichen Lage befreit worden war. Da der Strauß nicht zurückgewiesen wurde, glaubte Bill sich wiedergeliebt und forderte die Schöne brieflich zu einem Stelldichein auf. Frauen indes haben, allen amerikanischen Filmen zum Troß, feine Spur von Romantif; Miß Tauber, deren Seele ihr Strumpfgeschäft war, benachrichtigte die Polizei, erschien beim Stelldichein und ließ den verliebien Einbrecher verhaften. Er size in Frieden! Miß Kinkels Kuh

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Herr Charles Kinkel aus Warschau in Indiana , USA. , legt Wert auf die Feststellung, daß er ein durchaus modern denkender Mensch ist. Aber gegen die Gütertrennung, den Wunschtraum der Chereformer, ist er trotzdem. Diese Gütertrennung nämlich ist das Unglüd seiner Che oder richtiger Frau Kinkel und ihre rigorose Auf­faffung von der Gütertrennung. Miß Kinkel nämlich brachte eine Ruh mit in die Ehe, und Herr Rinkel hatte sich begreiflicherweise auf den Genuß der sozusagen eigenen Milch gefreut- ihn wird jeder begreifen. Allein Frau Stintel ertlärte, daß das Tler ihr ge­höre. und daß Herr Kinkel für jedes Glas Milch 20 Pf. bezahlen müsse. Herr Kinkel hat Scheidungsflage eingereicht. Es ginge ja noch an, so führte sein Rechtsanwalt aus, wenn sich ein geplagter amerikanischer Ehemann in anderer, weniger milcherner Art schad= los hallen tönne. Das aber verhindere wieder die Prohibition. Gütertrennung sei ganz gut und Trockenlegung sei ganz gut, abcr Gütertrennung und Trockenlegung das sei zuviel! Herrn Kinkel ist von Herzen ein verständnisvoller Richter zu wünschen.