Im Vann unwürdiger Liebe. Lim des Geliebten willen zur Diebin geworden. Die unglückselige Ceidenschnsl zu einem Eintänzer, den sie in einem Ballsaal kennengelernt hatte, führte die 28jährige Hildegard B. vor das Schöffengericht Eharlottenburg, wo sie als Diebin auf der Anklagebank sasz. Die Angeklagte, die aus sehr begütertem Hause stammt, hatte sich mit dem Eintänzer, den sie zuerst nur in seiner Berufseigenschaft kennengelernt hatte, angefreundet und war sehr bald ganz unter seinen Einfluß geraten. Der Mann verband seine Freundschaft mit immer dringenderen G e l d f o r d e r u n g e n, die die Angeklagte aus Angst, ihn und seine Liebe zu verlieren, auch erfüllte. Schließ- lich ging sie dazu über, dem Mann Gelder ihrer Eltern, die ihr zu Geschäfts- oder Besorgungszwecken anvertraut waren, zu geben. Sie führte ihn auch in ihre Familie ein, und der Vater versprach, im Falle einer Heirat ihm eine Stelle als Ingenieur zu verschaffen. Die Nachforschungen ergaben soviel Ungünstiges über den Mann, daß die Familie den Verkehr mit ihm abbrach. Die Tochter hielt' aber weiter zu ihm und entschloß sich sogar, Geld auf unlautere Weise zu beschaffen. Sie ging in Juwelenläden und stahl goldene Uhren, die sie in der nächsten Pfandleihe versetzte, um dem Ge- liebten die Summen zu bringen. Nach mehreren geglückten Dieb- stählen wurde sie schließlich bei einem Versuch ertappt. In der Verhandlung, die auch gegen den Eintänzer wegen An- slistung zum Diebstahl geführt wurde, bestätigte es sich, daß sie völlig im Bann dieses Mannes gestanden und niemals aus eigenem Willen solche Taten begangen hätte. Sie erklärte, daß er jenem Typ an- gehöre, dem sie besinnungslos gehorchen müsse. Bereits hätte sie von einem Artillerieoffizier sich zu ähnlichen Taten hinreißen lassen. In der Verhandlung stellte sich heraus, daß der Mitangeklagte, von dem sie sich inzwischen gänzlich getrennt hatte, bereits wegen Zuhälterei best rast war. Da der Vater der Angeklagten die bestohlenen Firmen entschädigt hatte, war der Staatsanwalt, der zuerst einen Monat Gefängnis gegen die Angeklagte beantragte, schließlich mit der Einstellung des Verfahrens wegen Ge- ringfü'gigkeit einverstanden, so daß das Gericht auch auf Grund des 8 153 danach handelte, weil die Schuld der Angeklagten gering sei. Gegen den angeklagten Eintänzer mußte auf Freispruch mangels Beweises erkannt werden, da sich nicht nachweisen ließ, daß er seine Freundin zu der Tat direkt angestiftet hatte.
Oer Gast muf$ zahlen. Eine Steuer zur Behebung sozialer Not.
Tricks der Handtaschendiebe. Frauen und Mädchen seien gewarnt. Die Handtaschendieb« sind jetzt aus einen neuen Trick versallen. Sie nähern sich ihren Opfern nicht mehr als Fußgänger, sondern fahren miteinemAutoandieBürger steige heran, reißen den Frauen und Mädchen blitzschnell die Taschen weg, springen in die Wagen zurück und sausen davon. Es scheint hier eine ganze Bande an der Arbeit ziß sein. Am Sonntag wurde einer Modistin vor dem Hause Albrecht-Achilles-Straße 3 die Tasche ge- raubt. Hinter ihr fuhr ein Auto langsam an die Bordschwelle heran, ein Mann in Chauffeurkleidung stieg aus, entriß der Ahnungslosen die Tasche mit dem Monatsgehalt von 15l> Mark und den Schlüsseln und fuhr in schnellstem Tempo davon. Die Beraubte sah, daß in dem Wagen noch ein zweiter Mann saß. Leider hat sich die Mo- distin die Nummer nicht gemerkt.— Ein zweiter Handtaschendiebstahl wurde vor dem Haus« Rönnestraße 24 verübt. Auch hier bedienten sich die Täter eines Kraftwagens. Mitteilungen, die geeignet sind, dem Treiben dieser Burschen ein Ende zu machen, erbittet die Dienst- stelle C. 3 im Polizeipräsidium.
Kinder bescheren Kinder. Großer Festrummel in der allzu klemen Aula der städti- schen Aufbaujchule, Frankfurter Allee 3 7: am Podium steht dichtgedrängt eine Jungmädchenschar im Festkleid und blickt erwartungsvoll auf des Musikmeisters Zeichen zum Liedeinsatz. Fröhllche Bolls- und Wanderlieder, launige Kinderweisen entströmen den jungen Kehlen, dann tritt eine vor und spricht mit schönem Bortrag proletarische Dichtungen: Vom Weihnachten der Armen. Dann wird ein Film gezeigt:„Fröhliche Schule im Walde", das Cichkamper Sommerdorado der Schule, das jetzt, weil das Gelände der Bebauung verfällt, leider zu Ende ist. Aber die Friedrichshainer hoffen, daß sich mit einigem guten Willen für das nächste Jahr wieder wo ein Plätzchen finden wird, wo all die zarten, blassen Großstadtkinder Luft, Sonne und Erholung finden. In der Paus« geht's dann an die Verlosung der stattlich beschickten Tombola: Kissen und Deckchen, Bilder und Bücher, Spielsachen kleine Ziergegenstände und sonst noch allerlei Hübsches und Nütz- liches. Alles von geschickten, gebefreudigen Kinderhänden selbst ge- fertigt, sogar das appetitanregende Büfett mit pikanten Salaten und süßen Plätzchen wurde im Kochsehrgang der Schule hergestellt. Alljährlich sammeln die Schülerinnen der Ausbauschule auf diese Weise für eine Weihnachtsbescherung ihrer Hortkinder. Einrühren- des, nachahmenswertes Hilfswerk! Für den Erlös der Tombola werden dann Weihnachtsgeschenke für die Kleinen gekauft. Große, ausführliche Wunschlisten besagen, wonach sich das kleine Herz sehnt. Di« praktischen Mädels schwärmen für warme Wollsachen, ein« Puppe, ei,, Buch, die Jungens sind restlos der Technik oder dem Sport ergeben: Eisenbahn, Dampfmaschine, Laubsäge, Schlitt- schuhe und Rodelschlitten: einer überließ dem freundlichen Weih- nachtsmann die Wohl: entweder Schlittschuhe oder den„Leder- strumpf". ftnnft aus Zehlendorf Das Bezirksamt Zehlendorf hat in seinem neuen Verwaltungsgebäude(2 Minuten vom Wannseebahnhof Zehicndorf- Mitte, eine Ausstellung von Werken im Bezirk Zehlendorf an- sässiger Maler,'Bildhauer und Graphiker veranstaltet, die am Sonntag eröffnet wurde. Bürgermeister Dr. Schumacher dankte besonders Professor Max Liebermann , der in Wannsee ansässig ist, sich um das Zustandekommen der Ausstellung bemüht hat und als Ehrenpräsideirt an ihrer Spitze steht. Der zweite Redner, Professor Ludwig Dettmann , schlug sehr forsche Töne an und meinte,«ine scheinbar schon ganz internationale Kunst werde heute mit großem Talent vorgetragen, sei aber nur ästhetisch niemals künstlerisch zu werten. Wahre Kunst erwachse nur aus einem starken religiös sittlichen Gemeinschastsgedanken. Nationale Volksverbundenheit werde auch eine neue deutsche Kunst hervor- bringen. Wenn Dettmann damit die Unklarheit, die Zwiespältig- keit und Unsicherheit unserer heutigen Kunst charakterisieren wollte. so liefert allerdings die Ausstellung dafür den vollgültigen Beweis. Die alten Herren haben uns wenig zu sagen. Da sind Por- träts, die ebenso gut kolorierte Photographien sein könnten. Do sind Landschaften en masse. Da sind gepinselte Sachen, die sich stolz Gemälde nennen, in Wirklichkeit aber bunte Illustrationen sind. Der Altmeister L i e b« r m a n n hat ein Dameirbildnis bei- gesteuert. Von Hermann S a n d t u h l überrascht ein famos er- faßter trotzig blickender Proletarierjunge. Robert Kaemmerer
Der 27. November war für Gastwirte, Kellner und Gäste ein schwarzer Tag, denn da wurde von dem Oberpräsidenten der Pro- vinz Brandenburg und von Berlin jene Steuerverordnung für die Erhebung einer Getränkesteuer verkündet, für die man im Publi- kum gar zu gern die Sozialdemokratie verantwortlich machen möchte. Das wird aber nicht gut gehen, denn diese neue Steuer geht zurück, wie die im Amtsblatt der Stadt Berlin vom 3i). November vorgenommene Veröffentlichung ausdrücklich besagt, auf die Verordnung des Reichspräsidenten Hinden- bürg zur Behebung finanzieller, wirtschaftlicher und sozialer Not- stände vom 26. Juli 1936. Da man im Publikum nur weiß, daß man jetzt einen Zuschlag von 19 Proz. auf Getränke zahlen muß und bei Wirten und Kellnern gleichfalls Unklarheiten bestehen, erscheint es angebracht, auf die wichtigsten Punkte der neuen Verordnung einzugehen: 8 1 der Verordnung besagt folgendes:„Die entgeltlich« Abgabe von Wein, weinähnlichen und weinhaltigen Getränken, Schaum- wein, schaumweinähnlichen Getränken, Trinkbranntwein, Mineralwässer, künstlich bereiteten Getränken sowie Kakao, Tee und anderen Auszügen aus pflanzlichen Stoffen zum Verzehr an Ort und Stelle, insbesondere in Gast- und Schankwir schaften und an sonstigen Stätten, wo derartige Getränke entgeltlich verab- reicht werden, unterliegt einer Steuer." Nach dem Wortlaut dieser Verordnung sind also von der Besteuerung ausgenommen: Bier(das einer Sondersteuer unterliegt), Milch und merkwürdi- gerweise auch Fleischbrühe, da die Verordnung ausdrücklich besagt, daß Auszüge aus pflanzlichen Stoffen besteuert werden müssen. Auch Suppen, z. B. Schokoladensuppe und Weinsuppe, wird man nicht als Getränk« bezeichnen können. Verzehr an Ort und Stelle— Pauschalsteuer. In den Aussührungsbestimmungen zu dieser Ver- ordnung heißt es dann: Steuerpflichtig ist jede entgeltliche Abgabe der im Z 1 der Steuerordnung aufgeführten Getränke zum Ver- zehr an Ort und Stelle. Darunter fällt nicht nur der Ver- zehr in öffentlichen Lokalen, sondern an allen übrigen Stätten, wo derartige Getränke entgeltlich verabreicht werden, z. B. in Kasinos, Klubs, Logen, Kantinen, Sport- und Vereinsheimen, einschlich- lich der Heime von Studentenverbindungen, privaten Pensionen, Sanatorien, Erfrischungshallen und-ständen, an fahrbaren Erfrischungs ständen, an Prioatmittagstischen, beim Zimmeroermieten. Befreit von der Steuer sind nur die Krankenhäuser, die öffentlichen Kliniken, das städtische Obdach und alle gemeinnützigen oder wohltätigen Untertunfts- stätten, die Getränke an Patienten verabfolgen. Da man voraus- gesehen hat, daß eine bis ins kileinste gehende Abrechnung mit den vielen Tausenden von Gaststätten sich zum mindesten außerordentlich schwerfällig gestalten muß, sieht der Z 8 der Verordnung ausdrücklich vor, daß die Steuerstelle mit den steuerpflichtigen Verein- barungen über die zu entrichtende Steuer(z. B. über ihr« Be- rechnung, Fälligkeit, Erhebung und Pauschalierung) treffen kann, soweit diese die Besteuerung vereinfachen und das steuerliche Er- gebnis bei dem Steuerpflichtigen nicht wesenllich verändern. Es gibt also die Möglichkeit zur Zahlung von Pauschal- st e u e r n, die der Unternehmer wahrscheinlich in allen jenen Fällen vorziehen wird, wo es ihm daran gelegen ist, unliebsame Erörterungen zwischen Gästen und Kellnern zu vermeiden. Tat
sächlich gibt es bereits eine Anzahl von Gaststätten, in denen die Steuer äußerlich überhaupt nicht in Erscheinung tritt, sei es, daß man für die Pauschalsteuern stillschweigend den Preis für die Tasse Kaffee, der ja besonders getroffen wird, um fünf Pfennig erhöht hat, fei es, daß man die Qualität ein wenig mindert. In den Automatenrestaurants läßt man einfach etwas weniger in die Tassen und Gläser laufen. Familienkaffeekochen steuerfrei. Wie vorauszusehen, haben sich sofort Grenzfälle eingestellt, die die Haupt st eueroerwaltung des Magistrats bereits geregelt hat. Danach ist also das beliebte Berliner Familien- Kaffeekochen im Restaurant frei, weil hierbei nur ane„entgeltliche Abgabe von heißem Wasser" erfolgt. Auch Fleisch- b r ü he ist, wie schon erwähnt, steuerfrei. Was werden aber die vegetarischen Restaurants machen, die unter Zusetzen von Würzen eine durchaus fleischähntiche Brühe erzeugen, die aber garantiert keinen Fussel Fleisch aufweist? Hier ist bereits ein neuer Grenz- fall. Ausdrücklich wird jedoch betont, daß steuerpflichttge Getränke auch im gefrorenen Zustande steuerpflichtig bleiben. Die Verord- nung meint wahrscheinlich eisgekühlte Getränke, wie Eiskaffee oder Eisschokolade. Mokkaeis hingegen dürfte wohl kaum besteuert wer- den müssen. Klarheit darüber täte not. Steuerpflichtig sind auch Mischgetränke. Wer sich also einen oerkehrten Kaffee bestellt, in der Meinung, daß das eine Tasse steuerfreier Milch mit einem Löffel voll Kaffee sei, der muß sich eines bessern belehren lassen. Dasselbe gilt z. B. auch für K a k a o m i l ch. Für K a n- t i n e n bleibt die Steuerpflicht bestehen, wenn auch das Getränk mitgenommen und in anderen Räumen verzehrt wird. Getränke hingegen, die der Steuerpflichtige, also der Wrt, selbst zum eigenen Verbrauch an Ort und Stelle entnimmt, und auch die Getränke, die an Angestellte des Betriebes(Kellner, Serviermädchen usw.) als Teil eines Lohnes abgegeben werden, sind steuerfrei. Pfennig- bruchteile werden natürlich nach oben abgerundet. Das Bier unterliegt, wie schon erwähnt, in der Gemeinde- biersteuer auch einer Besteuerung, die in einer am 27. Novem- der d. I. erlassenen und gleichfalls auf die Verordnung des Reichs» Präsidenten zurückgehenden Steuerverordnung festgesetzt worden ist. Danach beträgt die Gemeindebiersteuer für Einfachbier 2,50 M., für Schankbier 3,75 M., für Vollbier 5 M. und für Starkbier 7,59 M. je Hektoliter. Der Biertrinker kann sich also je nach Ouasität und Menge, die er oerzehrt, ausrechnen, wieviel sein Wirt an Steuern zahlen muß. Bei einem zweieinhalb Zehntel Schankbier würde das nur einen Pfennig Steuer ausmachen. Dieser neuen Steuer wird es gehen wie allen Steuern: Man wird über sie schimpfen und wird sie verdammen, aber man sollte nicht die Begründung unbeachtet lassen, die der Oberpräsident der Provinz Brandenburg und von Berlin der Steuer gegeben hat. Es heißt in seinem Erlaß vom 27. November: Die Genehmigung dieser Steuerordnung ist erfolgt mit Rücksicht auf die Belastung der Stadt Berlin mit Wohlfahrtslasten in außerordentlichem Umfang. Es steht also fest, daß jeder, der«in Getränt in einer Gastwirtschaft zu sich nimmt, mit seinen paar Pfennigen Steuern die Not derer lindern hilft, die mit ihren Angehörigen am Rand der Verzweiflung stehen. Diese.Tatsache wird für manchen die neue unliebsame und äiich wohl unbequeme Steuer erträglich, zum mindesten aher verständlich machen.
versuchte sich in interessanten Lichtstudien. Das best« sind die Plastiken. Allen voran Hermann' Nonnenmachers„Hiob", „Abschied" und„Rhythmus der Arbeit": Tina Ha im- Went scher mit einem Kopf der Durieux: Fritz Röll mit einem Kotzenpaar und Rudolf T a u b e r t mit einem Mandrill. Die Aus- stellung ist täglich bis zum 28. Dezember unentgeltlich geöffnet.
Auf der Bersuchsbühne gelangt am Sonntag nachmittag ein interessantes Hörspielexperimsnt zur Aufführung. Das Stück heißt„Stimmen im Kampf" und hat Hermann Wilhelm zum Ver- fasser. Es handell sich um folgendes: Bei den auftretenden Personen soll nicht das, was sie tun, sondern das, was sie denken, zur Dar- stellung kommen. Zeitlupenaufnahmen ins Sprachliche übertragen. Zwei Leute spielen in diesem Stück Tennis und geben chre Empfin- düngen, ihren sich überschneidenden Gedanken Ausdruck. Die Welt der Darstellung ist also das Gehirn des Menschen, in dem die Er- scheinungen gebrochen werden. Problematisch wirkt, daß hier nicht eme einheitliche Welt gestaltet wird, sondern zwei entgegengesetzte. Hat dieses Experiment Aussicht auf Verwendung? Kaum. Wenigstens nicht als neue Form der Spielhandlung. Es fei denn, daß man über- Haupt nur die Gedanken darstellen will und nicht die gewöhnlichen Reden und Unterhaltungen, von denen man erst auf die Gedanken schließen kann. Anders liegt der Fall, wenn die Handlung über- Haupt nur in der Erinnerung oder als gegenwärtiges Erlebnis im Hirn eines einzelnen abläuft. Dies könnte einmal als Hörspielstoff gewählt werden.— Danzig sendet in den Mittagcswnden unbw Otto Selbergs Leitung ein vorzügliches Orchssterkonzert. Weber und Schubert erfahren«ine klare, sachgemäße Ausdeutung, die nur dem Werk dienen will. Auch die Provinz besitzt gute Orchester und Dirigenten Eine halbe Stunde zeigt die hohe Künstlerschaft des Geigers Henry Marteau. Der Vortrag„Eine Wanderung durch deutsche Malerateliers", den Staatssekretär a. D. Heinrich Schulz am Montag im Berliner Sender hielt, beschränkt sich nicht allein auf eine inter - cssierende Schilderung, nicht allein auf den Hinweis auf die Deutsche Kunstgemeinschast, er deckt vielmehr die soziale Lage der deutschen bildenden Künstler auf, die sich von Tag zu Tag verschlimmert. Es fehlen die Absatzmöglichkeiten. Schulz gibt in diesen: Rahmen gleichzeitig eine Kritik an der Gegenwart, an ihrer Zivilisation der Oberfläche.— Reizend die Jugendstunde. Heins R e i m a n n liest eigene Kindergedichte, spielerisch geistreiche und mit Witz geladene Sächelchen, leicht und graziös geformt, naiv und auch ironisch, jeden erfreuend und von emem Meister des Vortrags gesprochen. Das„Musikalische Magazin", von vornherein eine begrüßenswerte Einrichtung des Rundfunks, beweist immer mehr feine Daseins- berechtigung. Streichquartette, Ballettkompositionen und Opern- fragmente stehen diesmal auf dem Programm. Es sind Stücke, die in Berlin noch nicht ausgeführt worden sind. Bieten sie auch kein abgerundetes Bild, so vermitteln sie wenigstens einen ungefähren Eindruck von dem Stilwillen des Komponisten und von den Strömungen in der internationalen Musik. Die Veranstaltung „Bolladen in Wort und Musik" gibt nicht, wie sonst, allgemein Bekanntes. Rudolf Rieth, ein ausdrucksstarker Sprecher mit aus- geprägtem Gefühl für Rhythmus, spricht neuere Dichtungen, die das moderne Leben in die Form der Ballade zwingen wollen. ?. Lck.
Wieder Nazihorden im Westen. Auf Nollendorfplah und Witienbergplah. In den gestrigen Abendstunden war der Nollendorfplatz wieder wie am Sonntagabend von nationalsozialistischen Horden dicht umlagert. Da der Verkehr unter allen Umständen aufrecht- erhallen werden mußte, konnten die Demonstranten von der Schutz- Polizei nur immer truppweise abgedrängt werden. Schließlich gelang es den Polizeibeamten, den ganzen Platz rundherum abzusperren. Vom Nollendorfplatz zogen die Massen, die zu 99 Proz. aus Jugendlichen, zum Teil sogar aus re'nen Jungen bestanden, un- gehindert hinüber zum W i t t e n b e r g p l a tz, wo sich Goebbels sogar seinen getreuen Untertanen zeigen und eine wüste Hetzrede halten durfte. Natürlich gab es auch hier Geschrei, Gebrüll und Drohungen. Die Polizei mußte sich darauf beschränken, einige der Ungehörigsten festzunehmen. Die anderen verzogen sich zu Bier und Schiraps in ihre Kneipen. Im Theater selbst verliefen beide Vorstellungen ruhig vor aus- verkauften Häusern.« Wintergarten Das Weihnachtsprogromm des Wintergartens atmet richtige Feststimmuiig. Allen voran marschiert Alex H y d e mit seinen zwölf musikalischen Damen. Alle dreizehn haben einen Rhythmus im Leibe, daß man Lust bekommt, mit ihnen zu musizieren, zu singen, zu tanzen. Hyde selbst versteht sich nicht nur auf Jazz, sondern auch aus seriöse Musik. Tschaikowskis Ouvertüre 1812 wird mit rauschendem Beisoll aufgenommen. Die o i e r K a r r e y s stellen wohl das Großartigste und Unwahrscheinlichste dar, was in dem plötzlich wieder ganz modern gewordenen Schlangenmenschen- akt gezeigt wird. Bei diesen Gliederverrenkungen kann man kaum glauben, daß es noch Menschen mll normalem Knochenbau sind. Das bekannte Medini-Trio zeigt einen großartigen Lellerakt. Hanni Garden ist wiedergekommen: sie heißt nicht nur die Venus des Varietes, sie weiß das auch nur zu gut. Aber es ist ein Genuß, den eleganten gemessenen Bewegungen dieses schönen Körpers am Trapez zu folgen. Die zwei amüsanten Lindgreens bieten höchst komische Rollschuhakrobatik. Cata- l i n i fährt wild und toll mll einem Motorad auf rasend rollender Scheibe. Natascha und Maxon tanzen sehr eindrucksvoll und beherrscht Tango. Willi Schaeffers und Hugo Fischer-Köppe kommen mll einem lustigen Sketsch, dem Schaeffers ein kleines Satirspiel vorausgehen läßt. Alles in allem ein Augen- und Ohrenschmaus. Man ist versucht zu sagen: Ein solches Variete befriedet und befriedigt den Menschen von heute mehr als das Theater. Achlung, Aakurfreunde! Touristenverein„Die Naturfreunde"! Max Gott schar ist freiwillig aus dem Leben geschieden. Die Beerdigung findet am Dienstag, 14 Uhr, auf dem Gemeindefriedhof Brieselang statt. Um rege Tellnahme wird gebeten. Abfahrtzeit ab Lehrter Hauptbahnhof 12.92 b's Finkenkrug Auch Sie müssen sich schützen gegen Grippe, Halsentzündung und Erkältung Tagelange Arbeitsunfähigkeil. Gliederschmerzen, Fieber usw. sind gefürchtete Folgen der Nachlässigkeit Jeder ist gleichermaßen der Grippegefahr und Ansteckung ausgesetzt. Schützen Sie sich durch Panflaoin-Pastillen(Acridiniumderival).