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Edward Stilgebauer :

Der Sultan von Koweit

Ali Ben Mandeb, der Sohn der Tränen, war 17 Jahre alt| und Sultan von Koweit. Den Namen hatte ihm der Vater ge­geben, nachdem die Favoritin, die ihm das Leben geschenkt, bei feiner Geburt gestorben war. Den Thron das Schicksal, das Ali Ben Ali, seinen Erzeuger, noch nicht vierzigjährig, auf der Löwen­jagd ums Leben kommen ließ.

Zu Häupten seines Königspalastes glutete die arabische Sonne, und über den Gärten seiner Dächer wölbte sich die Kuppel des Himmels wie ein geschliffener Saphir. Fünfhundert silbermeiße indische Pfauen stolzierten zwischen den blühenden Rosenstöcken der Hecken und schlugen zur Freude Ali Ben Mandebs das kreis­runde Rad. Dreißig zahme Fasanen aus Birma und Siam ge­horchten seiner lockenden Stimme und fraßen die goldenen Körner aus seiner flachen Hand.

Wenn er den Königsmantel und die Krone nicht trug, sah er aus wie ein schwindsüchtiger Knabe, aber wenn er den Schmuc angelegt hatte, verschwand er unter der gewaltigen Pracht. Dreifach war die Krone aus schwerem Gold, die ihm den Nacken nieder­

drückte, und in der Mitte ihres dritten Reifes leuchtete ein gras­grüner taubeneigroßer Smaragd.

Bierhundert zarthändige Mädchen aus den Rosengefilden von Schiras hatten zehn Jahre lang an dem Mantel gestickt, den Ali Ben Mandeb trug. Sein breiter Saum fündete in Bildern die Ge­schichte des Propheten und sein wallendes Schulterstück war aus purpurfarbener chinesischer Seide gewebt. Blutrote Rubinen aus Ratnapura , afrikanische Diamanten und leuchtend gelbe Topafe aus den Felsenschluchten des Himalaya besäten die Schleppe, die von zehn ebenholzschwarzen Nubiertnaben getragen wurde, wenn Ali Ben Mandeb sich von dem goldenen Throne seiner Bäter erhob.

Sechzehnhundert Frauen und Mädchen harrten in den Serails des königlichen Palastes, aber er liebte nur die Scheherazade, die ihm in der Stunde des Sonnenunterganges, wenn er das Gebet gesprochen hatte, Märchen aus dem Buche des Harun al Raschid las.

Denn Koweit lag an der großen Handelsstraße, die von den Ulfern des Perfischen Golfes durch die fruchtbaren Niederungen des Euphrat und Tigris in des Kalifen wunderbare Zauberstadt führt.

Da trat eines Morgens Sela Pascha, der alte Ratgeber seines Baters, den Ali Ben Mandeb in seinen Diensten behalten hatte, vor die Stufen des Herrscherthrones, auf dem der Sultan von Koweit saß, um des Regierens schwere Geschäfte zu üben. Er ver­neigte sich dreimal tief mit gefreuzten Armen, so daß seine spige Nase den geftampften Estrich der königlichen Halle berührte und sprach:

" Erhebe dich, Ali Ben Mandeb, von dem goldenen Throne deiner Väter und steige mit mir auf das Dach deines Palastes und schaue, was sich von Osten kommend der Hauptstadt deines Landes naht!"

Ali Ben Mandeb erschraf. Aber Sefa Pascha lächelte. Es ist kein Feind, Herrscher der Herrscher, und du haft nichts zu sorgen, so lange das Auge des alten Sela Pascha über dir und deinem Throne wacht!"

,, Das weiß ich, Sela Bascha," stammelte der Sultan , reichte dem Alten huldvoll die Hand und stand auf.

,, Bleibe, Herrscher der Herrscher," fuhr Sela Pascha da fort, und warte, bis ich dir Bericht erstattet habe, denn siche, noch hast

die Zeit!"

Da ließ sich Ali Ben Mandeb müde auf dem goldenen Throne nieder und lauschte aufmerksam der Rede Sela Paschas und dieser

sprach:

Schulter ganz unruhig wurde und endlich freischend in die Rosen­hecken der Dachgärten flog.

Doch plöglich verfinsterte sich Ali Ben Mandebs Stirn. Fragend waren seine Augen auf Sela Pascha gerichtet und er jagte mit fester Stimme:

Und um welchen Preis, Sela Bascha, bringt mir der weiße Sahib aus dem fernen Nebellande des Nordens den Stern, deffen Glanz Glanz vor allen anderen Sternen leiht?"

Da lächelte der alte, schlaue Sela Bascha, wie ein Jude, der auf dem Markte in Damastus eine arabische Stute verhandelt, rieb sich wie ein solcher die Hände, zuckte mit. den Schultern und meinte: ,, Der Ruf deiner Macht und deines Reichtums, Herrscher der Herr­cher, ist eben bis in das ferne Ndebelland gedrungen, und die Größ­

ten der Erde buhlen um deine Gunst!"

Aber Ali Ben Mandeb beharrte:

,, Um welchen Preis, Sela Pascha, um welchen Breis?"

Da dachte Sela Pascha an die englischen Pfundnoten, die man ihm von Aden aus in die Hände gespielt hatte, und seine Seele jauchzte vor Glück. Denn er besaß viele Karawanen, die beladen mit indischen Tüchern, mit Moka und Elfenbein, mit Tee und Reis durch die arabische Wüste zogen, und mit diesem Gelde konnte er die Zahl seiner Kamele und Treiber verdoppeln. Aber zu dem Herrscher der Herrscher sagte er:

., Eigentlich um gar teinen, Herrscher der Herrscher! Es ist nur

ein wertloses Stüdchen Band drunten am Hafen, das man von bir fordert und um das man dir den Stern überläßt, dessen Glanz Glanz vor allen anderen Sternen leiht!"

,, Welches Stückchen Land, Sela Bascha?"

Die Reede, wo die Schiffe anlegen, Herrscher der Herrscher, und das felsige Vorgebirge, auf dem fein Halm wächst und das die Reede umschließt!"

Mitleidig lächelte Ali Ben Mandeb.

,, und sonst verlangt der weiße Sahib nichts?"

..Sonst verlangt der weiße Sahib nichts, Herrscher der Herr­scher! Er begehrt nur auf der Klippe ein Haus bauen zu dürfen, in dem seine Leute, wenn sie in Koweit landen, nächtigen fönnen!" Es war eine fönigliche Handbewegung, mit der Ali Ben Mandeb seine Antwort begleitete, und diese Antwort lautete:

,, Diese Bitte ist dem weißen Sahib gewährt, Sela Bascha!" Unterdessen hatten sich die beiden britischen Kriegsschiffe, die Sela Pascha seinem Herrn gezeigt hatte, der Reede von Koweit ge­

nähert.

,, Wir wollen dem weißen Sahib, der mir den Stern bringt, entgegengehen, Sela Pascha", entschied da Ali Ben Mandeb ,,, denn ich freue mich auf diesen Stern!"

Auf einen leisen Wink des Ministers erfaßten die zehn eben­

holzschwarzen Nubierknaben die Schleppe am Mantel des Herrschers, und Ali Ben Mandeb stieg, gefolgt von Sela Pascha, wieder hinab.

Und noch am Abend desselben Tages war der Vertrag unter­zeichnet, der die Unabhängigkeit des Herrschers von Koweit von der türkischen Krone in Konstantinopel erklärte und den Endpunkt der Bagdadbahn an die englische Kontrolle band.

Mein Igel und meine Schildkröten

Von Richard Haupt

An einem herrlichen Sommernachmittag purzelte auf einem Platz irgendeiner Provinzstadt ein kleiner Igel umher, der sicher­lich vorzeitig seiner Igelmutter entlaufen war.

Kinder neckten und quälten das Tier, so daß es nicht ein noch aus wußte. Da tat der Jungigel das Schlaueste, was er tun fonnte und was jeder Igel in dieser Situation tut: er rollte sich zusammen. Busammengerollt blieb er beharrlich liegen, bis irgendein Tierfreund sich seiner erbarmte und den fleinen allerliebsten Kerl in den Hausflur meines Wohnhauses seizte.

Hier entdeckte ihn meine Frau, welche sehr tierlieb ist. 3u­nächst brachte meine Frau das Tier vor Kindern und Hunden in Sicherheit, indem sie es in den Garten sette, wo der Spitz­schnäuzige" in einem abgelegten Winterhut meiner Frau wärmenden Unterschlupf fand.

Unsere Schildkröten sind beileibe nicht die dummen und stumpf­sinnigen Tiere, als die sie immer wieder hingestellt werden. Am meisten Freude machen sie, wenn draußen helles, flares und vor allem warmes Wetter ist, zuzuschauen. Oder sie stecken wie lieb­tosend die Köpfe zusammen und reiben sich ihre hornigen Mäuler.

Fait täglich füttere ich die beiden mit Milchbrötchenbrocken, grünem Salat, Tomaten oder falz- und pfefferfreiem Schabefleisch ( Rindfleisch). Dann streichle ich manchmal wohl zart über die harten, gehornten Köpfe, daß mich die Tiere neugierig und ver­wundert anschauen. In ihren schwarzen Berlaugen liegt dabei un­endliches Vertrauen und stumme Dankbarkeit. Ist nicht die Liebe zum Tier eine der heiligsten Pflichten der Menschen? Liegt hierin nicht eine der edelsten Betätigungen für die Jugend? Beschreiten wir hier die Wege, wie sie uns ein Zola, ein Rosegger, ein Ber­lepsch u. v. a. aufgezeigt haben und wir sind auf dem rechten Wege.

Neulich hat Hansbock, weil es draußen talt und regnerisch mar, Als das zwei Wochen geschlafen, zwei Wochen hintereinander. Wetter umschlug und die Sonne schien, war er auch wieder munter und mobil. Darauf hin nahm ich ihn aus seiner mit Heu aus­gelegten Kiste. Mich sehen und mit mehrmaligem furzem Pfeifen begrüßen, war eins.

Mittags, als ich aus dem Büro heimfam, zeigte mir meine Frau den Fang. Eine sofortige Leibesvisitation ergab, daß den Igel ungeheuer viel Flöhe plagten. Er hatte nicht sie, sondern sie hatten ihn. Es war flar, hier mußte Abhilfe geschaffen werden. Also ging ich zum Drogisten und kaufte Insektenpulver. Damit wurde der Igel tüchtig bestreut und darauf in eine größere leere Konservenbüchse gesetzt. Hier sollte er die erste Nacht fampieren und sollte vor allen Dingen erst einmal seine Beiniger los werden. Die Büchse mit Inhalt stellte ich in einen Schuppen meines Gartens. Am anderen Morgen war mein erster Gang zum Igel. Die Büchse zu fizen, apathisch, regungslos. Kein Treffen, kein Saufen loft fie lag um, und fein Igel war zu sehen er hatte sich aus der ihm nicht zusagenden Gefangenschaft befreit. Schon glaubte ich, er hätte sich verzogen. Aber plötzlich hörte ich ein lautes Husten. Das Husten wieder sich. Dann hörte ich etwas schnüffeln und pfupfern. Jeht geht mir ein Licht auf. Nicht lange brauche ich zu suchen, und ich entdecke meinen Findling und einer Reisigwelle.

Biele tausend Meilen entfernt von Koweit liegt eine Insel im Nebelmeer des Nordens, und der sie beherrscht, ist der größte König dieser Erde, denn seine gewaltige Hand umfaßt das Morgenholte

land und das Abendland."

Ali Ben Mandeb zuckte zusammen.

Daß einer auf Erden mächtiger sein sollte als er selber, mochte er niemals gern hören. Darum fragte er rasch:

Sage mir, Sela Pascha, hat er auch fünfhundert silberweiße Bfauen aus Indien , die das Rad in den Rosenhecken seiner Gärten ichlagen?"

Und Sela Bascha antwortete:

,, Nein, Herrscher der Herrscher, die hat er nicht!" Beglückt lächelte Ali ben Mandeb, ehe er weiter fragte: ,, Hat er auch dreißig Fasanen aus Birma und Siam, die die goldenen Körner aus seiner Hand fressen, Sela Pascha?" Und Sela Pascha antwortete:

,, Nein, Herrscher der Herrscher, die hat er nicht!" Da wurde Ali Ben Mandebs Gesicht schon wieder ganz heiter, und voll Verachtung zuckte es um seine Lippen, als er die dritte Frage an den alten Ratgeber seiner Krone richtete:

Sage mir, Sela Bascha, hat er auch sechshundert Frauen und Mädchen, die von den Eunuchen bewacht werden und die in den

Serails feines föniglichen Palastes feines Winkel gewärtig find?" Denn er ahnte die Antwort, die Sela Pascha auch wirklich gab: Nein, Herrscher der Herrscher, die hat er nicht!" Was hat er sonst, Sela Pascha?" fragte da Ali Ben Mandeb ganz mitleidig.

Das werde ich dir sagen, Herrrscher der Herrscher, wenn du jetzt mit mir auf das Dach des föniglichen Balastes steigst!"

Und wieder erhob sich Ali Ben Mandeb. Die zehn ebenholz­schwarzen Nubierfnaben erfaßten die Schleppe, und so schritt der Sultan , gefolgt von seinem Minister, die Stufen zu den Gärten der Dächer empor.

Als sie beide am Rande der von roten Rosen bewachsenen Balustrade standen, und Yoko, der Lieblingsfasan, auf der rechten Schulter des Herrschers der Herrscher saß, deutete Sela Pascha gen Osten und sagte:

Bemerfst du die beiden Schiffe dort auf dem blauen persischen Meer, Herrscher der Herrscher? Sie gehören jenem großen König der Insel im nordischen Nebelmeer, von dem ich dir sprach!" " Und wen führen die Schiffe an Bord, Sela Pascha?" fragte da Ali Ben Mandeb, und schon wieder huschte es durch seine Worte wie das Zittern der Angst.

" Den weißen Sahib, Herrscher der Herrscher, der dir das Ge­ident Seiner Königlichen Majestät überbringt, deren Hand das Morgenland und das Abendland umspannt!"

Welches Geschenk?"

Den goldenen Stern!"

Welchen Stern?"

..Den Stern, der Glanz vor allen anderen Sternen leiht!". Bei dieser Antwort Sela Baschas erweiterten sich die Augen des jungen Ali Ben Mandeb. Seine Stimme nahm den Ton der Rerzüdung an, als er die Worte seines alten Ratgebers wiederholte: ,, Den Stern, Sela Pascha, der Glanz vor den anderen Sternen leiht?"

,, So sagte ich, Herrscher der Herrscher!"

Da flatschte Ali Ben Mandeb vor lauter Freude wie ein Kind in die Hände, so daß Yoko, der Lieblingsfasan, auf seiner rechten

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Rarline" vermag stundenlang in der Küche unter dem Herd dann vor. Kaum aber, daß meine Frau fünf Minuten in der Küche meilt, ist die Kröte da und umtreit fie unentwegt, spaziert über ihre Füße, schaut empor unb bemegt lebhaft das fleine schlangen­artige Köpfchen.

Noch ein fleines Intermezzo. Die Sonne strahlt prächtig vom wolkenlos- blauen Himmel. Meine Frau, ich und die Tiere sind im Garten. Den Igel habe ich in den alten Winterhut meiner Frau Fünf Minuten später betam er sein Frühstück. Knorrs Hafer- gefezt. Mollig und zufrieden fitzt er dort und blinzelt in die Welt­

flocken und Haselnüsse mundeten ihm trefflich. Zum Schluß jetzte ich ihm ein Schälchen frischer Milch vor. Hier hub er ein ganz ver­heerendes Schmatzen an und ging nicht eher von dem Schälchen,

als bis fein Restchen mehr darinnen war.

Mit der Zeit wurde mein Igel ein Feinschmecker. Seit er ein­mal Milch gekostet hatte, lehnte er jede andere Nahrung ab. Am liebsten fraß er Brötchen mit Milch, allenfalls noch Kartoffelbrei mit Butter oder Eier.

Da der Kerl im Zimmer zuviel Schweinerei macht, hat er sein Domizil im Schuppen. In der Ede sichert ihm ein Bündel Heu ein weiches Lager und Unterschlupf. Am Tage schläft er und dann geht er schnüffelnd, feckernd und hustend auf Patrouille.

Sein abends reichlich gefülltes Schüsselchen war mit einem Male am anderen Morgen wie ausgeleckt. Das war sonst nicht seine Ge­wohnheit; gewöhnlich ließ er immer einen Rest übrig.

Meine Frau und ich tippten auf Mitesser"; denn im Schuppen gibt es auch Mäuse und in den letzten Tagen treibt sich eine dicke Ratte mit einem widerlich langen und nadten Schwanz im Hof

umher.

Eines Tages, als ich wieder einmal meinen Igel besuche, wird der sonst seelensgute Kerl fuchsteufelswild. Ich brauche gar nicht

geschichte. Zwischendurch speichelt er, daß es eine Art hat. Hans­

bock schaut interessiert zu, zieht aber dabei ein Gesicht, wie ein schwergetränkter Professor. Lange sitzt er so und sinnt und sinnt. Endlich kommt ihm die erleuchtende Idee. Mit langen Schritten marschiert er umweglos auf den Hut mit dem Igel zu. Ohne viel Federlesen zu machen, wirft er den Swienegel" heraus und setzt sich hinein.

Meine Frau hat den Vorgang beobachtet. Erst lacht sie dar­über, dann nimmt sie Hansbock und placiert ihn ins Grüne. Keine 5 Minuten sind jedoch verstrichen, und die Schildkröte hat den Igel wieder an die Luft gesetzt. Dreimal und noch viel mehr dauerte der Sput, dann räumte der Igel freiwillig das Feld, indem er mit lautem Gepruste und Gepfupfer, zwischendurch leckernd und fpeichelnd, den Gartenzaun entlang 30g. Sonst aber, bem Fressen, Saufen und Schlafen, vertragen sich die drei prächtig beim Schlafen nur dann, wenn Hansbock, die größte Schildkröte, den besten Platz einnimmt. Fehlt eins von den dreien, suchen die beiden anderen nach dem Vermißten.

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ihn, sondern nur seine Schlafstätte, den Heuhausen, wo er drin Ein Mittel gegen den Schnupfen

figt, zu berühren, und er hüpft, springt und stachelt sein Gefieder", daß ich ihn gar nicht wiedererkenne. Seine flugen, schwarzen Berl­äugelein glühen vor Kampfbereitschaft. Ich stehe vor einem Rätsel. Die unmotivierte Bosheit des Tieres ist mir schleierhaft. Doch bald finde ich des Rätsels Lösung. Wie ich mit einem Rechen den Heu haufen wegrechen will, um ihm neues Heu für seine Lagerstätte hinzuwerfen, stoße ich auf etwas im Halbdunkel des Schuppens Un­definierbares. Bei näherem Zusehen entpuppt sich der schwärzliche Klumpen als tote Ratte.

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Seit Tagen wurde die Ratte nicht mehr gesichtet. Schon dachten wir, sie hätte sich verzogen. Wahrscheinlich war sie dem Igel beim Fressen eine treue Helferin gewesen. Doch muß ihm eines Tages die Sache zu bunt geworden sein oder die Ratte hat ihn beim Fressen aus dem Felde schlagen wollen. Auf jeden Fall hatte er ihr erbitterte Feindschaft angesagt. Die Bißwunde an der Kehle der Ratte bewies, daß er der Täter war.

"

So hatte unser kleines Salonigelchen" im Kampf mit einer gleichgroßen Ratte sich nicht nur tapfer seiner Haut gewehrt, sondern jogar noch den Sieg davongetragen.

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Meine Schildtröten find treue, anhängliche und dankbare Geschöpfe. Eine, die männliche, Hansbod genannt, ist genau noch einmal jo groß wie zu der Zeit, da ich die Amphibie erstand. Kar. line", die weibliche Schildkröte, ist lädiert. Meine Frau sah sie in der Tierhandlung mit schwerbeschädigtem Schildplatt in der Blech tiste trübjelig im Sande fiken und gelangweilt an einem halbverdorr­ten Salatblatt herumzerren. Komm, wir wollen dem armen, ge­quälten Tier ein wenig Sonnenschein bescheren," sagte meine Frau. Und so' wurde der Kauf perfett.

Ein Tropfen Jodlinktur

Der Bonner Arzt Dr. Weiß setzt sich in der ,, Münchener Medizinischen Wochenschrift" für eine Schnupfenbehandlung ein, die von dem bekannten Berliner Gelehrten Professor Bier zuerst ange­wandt worden ist. Eine Behandlungsmethode, die im allerersten Stadium des Schnupfens angewandt werden muß, wenn sich sein gefürchteter Ausbruch durch Kraken im Halje, Juckempfindungen in der Nase und durch Niesen ankündigt. Machen sich diese Symptome bemerkbar, dann tritt das Jod in Erscheinung. Der behandelnde Arzt gibt einen Tropfen Jodtinktur auf ein Glas Wasser, das der Batient auf einen Zug austrinten muß. Diese Medizin wirkt Wunder. Der Schnupfen wird dadurch ,, kupiert", er wird in seinen Anfängen erstickt, er fann nicht zum Ausbruch kommen. Professor Bier hat sein neues Mittet in zahlreichen Fällen angewandt und immer die besten Erfolge damit erzielt; aber nur dann, wenn es sich um das erste Stadium des Schnupfen handelt. Bei fort­geschrittenem Schnupfen ist nichts mehr damit auszurichen.

Der Bonner Arzt tritt nun in seinem Artikel absolut für diese Behandlungsweise ein, die er an sich selbst ausprobiert hat. Er hatte jahrelang an besonders schweren Schnupfenanfällen gelitten, die fich regelmäßig wiederholten, etwa alle sechs Wochen. Er begann dem qualenden llebel auf den Leib zu rüden, mit einem Tropfen Jodtinktur auf ein Glas Waffer. Er erzielte einen durchschlagenden Erfolg und er ist seit der neuen Behandlungsweise von seinem Schnupfen befreit. Der Schnupfen, der durchaus nicht immer harm­los auftritt, der vielmehr häufig eine empfindliche Erkrankung be­deutet, kann also durch einen Jodtropfen wirkjam bekämpft werden. Die frappante Wirkung dieses Tropfens Jodtinktur wird auf homöo­pathische Heilwirkung zurüdgeleitet.

St. F