Nr. 585 47. Jahrgang
1. Beilage des Vorwärts
Sonntag, 14. Dezember 1930
Licht
Kerzenfabrikation.
Die Freude am Licht war es, die den Naturmenschen immer
wieder bewog, das Feuer zu entfachen. Denn als Wärmespender
war es für ihn sinnlos. Die Urheimat des Menschen lag in warmen
Zonen, wozu brauchte der Wilde dort die Feuersglut. In einigen
Tagen werden die Menschen des nordischen Kulturkreises um den Weihnachtsbaum sitzen, an dem die Kerzen brennen. Es wird kaum jemand auf den Gedanken kommen, sich an einer dieser Kerzen zu wärmen. Die Freude am Licht läßt den Kulturmenschen in der Weihenacht die Kerzen entzünden, die Freude an diesem schönen, milden Lichterglanz.
Dabei ist unsere Kerze ein alter Geselle. Die primitivsten Zeiten unserer Beleuchtungstechnik hat sie noch gekannt, wie sie im Grunde genommen nur die bessere Schwester des Kienspans ist. Allerdings eine verkümmerte Nebenlinie unserer Beleuchtungstechnik, deren Hauptlinie vom Herdfeuer als der frühesten Lichtquelle des Menschen über den Kienspan zur Oellampe und von da weiter zum Glühstrumpf und zur Metallfadenlampe geht.
Vorläufer Kienspan.
msd Die Kerze ist, alfo eine Nebenlinie des Kienipans, ihre ursprüngliche Form waren mit einem brennbaren Material, wie Pech, Harz oder Wachs umkleidete getrocknete Binsen oder dergleichen, wovon dann später nur noch das Wachs zur Verwendung fam. Die alte germanische Kerze war ein Holzstab, um den man geharztes oder gefettetes Werg flocht. Später kam der von einer Brennmasse, wie Talg oder Wachs, umgebene Docht auf: der Kulturmensch hatte das Lichtziehen entdeckt. Dabei ist die Heimat der Kerze umstritten. Aus Babylonien und Assyrien , also aus sehr früher Zeit, find sogar Leuchter erhalten, in die man Kerzen steckte, auch der altgriechische Kulturkreis hat die Kerze gekannt, aber nur wenig verwendet, dafür war sie bei den germanischen Völkern geradezu heimisch. Von hier brachte sie der Stamm der Etrusker nach Italien , wo sich der Kantelaber( candela Kerze) entwickelte. Umgekehrt brachten die römischen Legionäre ihre Dellampen nach Gallien und Germanien , ein fleiner Kreislauf des Kulturfortschritts. Am Ende des zweiten Jahrhunderts unferer Zeitrechnung unterschied man schon deutlich zwischen Talg- und Wachskerzen, ohne daß sich dann siebzehnhundert Jahre lang ein Fortschritt bei der Kerze erkennen ließ. Der große Sprung gelang erst 1831 dem Arzt Motard , der an Stelle der in der Natur gebildeten Brennmassen die Kunstprodukte Stearin, Baraffin und 3eresin einführte, zur gleichen Zeit, als der Kammerherr am Hofe Karls X., de Milly, das Gießen der Kerzen erfand und Cambacéris ein übriges tat und zum ersten Male einen geflochtenen Docht benutzte. Der Weg zur Kerzenindustrie war frei.
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Die große Zeit der Kerze.
Die große Zeit der Kerze verlief parallel mit der Blütezeit der Kirche, später, als der Protestantismus seinen Einzug gehalten hatte, feierte sie noch einmal ihre Renaissance durch den Lurus der Fürstenhöfe. Die römische Kirche übernahm den Kerzenkult von den Barbaren, schon im 3. Jahrhundert finden wir in Rom bei den gottes dienstlichen Handlungen überall Kerzen, die in goldenen Leuchtern stecken. Die Kerze verfinnbildlichte die theologischen Tugenden des Glaubens, der Liebe und der Hoffnung, in mystischer Verklärung symbolisierte sie den menschgewordenen Sohn Gottes, der sich selbst das Licht der Welt nennt.( Joh. 8, 12.) Und das versiegende, in Licht aufgehende Wachs soll weiter ein Sinnbild des Gläubigen sein,|
sacht
und vergeht
der sich im Dienste Gottes verzehrt. Ohne Lichter eine Messe zu zelebrieren, ist nicht erlaubt, vor Beginn einer Messe müssen die Kerzen schon brennen und dürfen nicht vor Schluß des letzten Evan geliums ausgelöscht werden. Auf dem Hauptaltar jeder Kirche müssen sechs Leuchter mit Kerzen stehen, an jeder Seite des Kruzifir drei und auf den Seitenaltaren vier oder zwei Leuchter. Beim feierlichen Pontifikalamt des Bischofs haben sieben Leuchter auf dem Altar zu stehen, bei der einfachen missa cantata vier und für die Privatmesse genügen zwei. Dabei haben die Kerzen aus reinem Wachs zu sein. Hierzu fommt die vom Papst Sergius I. ( 687-701) als Konkurrenz gegen die heidnischen Lustrationsfeste eingeführte Lichterweihe, die sich in katholischen Gegenden bis auf unsere Tage erhalten hat in der Mariä Lichtmeß , die am 2. Februar gefeiert wird. Die an diesem Tage von einem Geistlichen geweihten Kerzen bewahrt der fromme Katholik in seinem Hause auf, um sie später bei Gewittern, Krankheiten, Geburten und der letzten Delung anzuzünden, wobei die Kerzen heifen und schützen sollen. Und in ganz orthodoxen Landstrichen wird am folgenden Lage, dem 3. Februar, der Hals von Halsleidenden mit zwei in Kreuzform zusammengebundenen Kerzen berührt und dazu der St.- Blasius- Segen geprochen. Gegen diesen übertriebenen Kerzenfult des Katholizismus machte der Protestantismus Front . Luther selber, um seine Stellung zur Kerze befragt, sprach also: ,, Da lassen wir die Meßgewand, Altar und Lichter noch bleiben, bis sie alle werden oder es uns gefällt, zu ändern. Wer aber anders will fahren, so lassen wir geschehen."
100 Jahre Stearinferze.
Aus persönlichen Ueberlieferungen hat sich eine hübsche Anekdote erhalten, die ein aufschlußreiches Licht auf die Geschichte der Kerzen fabrikation wirft. Die Große Armee Napoleons , die im Sommer 1812 gegen den Baren marschierte und am 7. Dezember die russischen
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Truppen in der grauenvollen Schlacht von Borodino überrannte, fam im Winter in die ärgsten Berpflegungsschwierigkeiten. Der gewaltige russische Raum wurde zum unüberwindlichen Element der russischen Macht, und am 19. Oktober blieb Napoleon nichts weiter übrig, als den Befehl zum Rückzug zu geben. Die Geschichte des Rückzugs dieser napoleonischen Gespensterhaufen ist jedem deutschen Schulbuben hinlänglich bekannt, wird sie der deutschen Jugend doch alljährlich mit einem Höchstmaß von Schadenfreude eingetrichtert. Nur waren die russischen Verfolger nicht minder ein Trümmerhaufen wie die Große Armee, unfähig, den Feind über den Njemen hinaus zu verfolgen. Die Zeche dieses Feldzuges bezahlten die ostpreußischen und litauischen Bauern, denen plündernde Marodeure das letzte Hühnchen aus dem Stalle geholt hatten. Um diese Zeit war es gebräuchlich, fich die Kerzen selbst herzustellen, ein wollener Docht wurde so lange in flüssigen Talg getaucht, bis er die gewünschte Dide einer Kerze hatte, die dann hinter der Tür auf einen Leuchter einem litauischen Bauern ins Haus traten, galt ihr erster Blick den gesteckt wurde. Jedesmal nun, wenn die nachsehenden Ruſſen zu Talgkerzen hinter der Tür, und sofern man eine fand, war sie flugs verschwunden, der russische Soldat hatte sie aufgegeffen und verschludt, weil Talg in der Kälte gut schmedt. Schlimme Zeiten waren das im 1812er Winter, als man die Talgferzen lieber auffraß, ehe man sie abbrannte. Diese Talgferze gehört der Bergangenheit an, im nächsten Jahre werden wir das hunderjährige Jubiläum der Stearinterze feiern fönnen. Auch das Bienenwachs als Brennmaterial für die Kerzen ist entthront und findet nur noch in bescheidenem Maße Verwendung für die Herstellung von Kirchenlichtern. Das Feld erobert hat sich allenthalben die moderne Kompofitionsferze, eine Mischung aus Stearin und Paraffin, deren Grundstoffe hinwiederum Palmöl und Knochenfett sind. Und damit unsere Weihnachtskerzen auch die nöfige Härte haben, erhalten fie einen geringen Zusatz von Karnaubawachs und zur Verhinderung der Kristallisation einen weiteren Zusatz von Kokosfett. Aber die größte Schwierigkeit, eine dem modernen Fortschritt angepaßte Kerze zu schaffen, lag nicht auf dem Gebiete des Brennmaterials, sondern des Dochts. Der nachglimmende Docht aus früherer Zeit entwickelte eine Reihe von Gasen, die wie die Pest stanken, bis man entdeckte, den geflochtenen Baumwolldocht vorher mit einer Lösung leicht schmelzender Salze zu imprägnieren, vor allem Borsäure, wodurch der Docht geruchlos ohne jeden Rückstand verbrennt. Unsere fleine Weihnachtsferze wird heute zu Tausenden in Gießmaschinen amerikanischen Patents hergestellt, ohne daß die entstehenden Kom positionsterzen, die überdies nocy willig jede Färbung annehmen, eines Menschen Hand berührt. Nur die großen, langen Wachsferzen für firchliche Zwede werden immer noch wie vor beinahe zweitausend Jahren gezogen und gerollt.
Das Wrad des Hamburger Schonets Cuff, das hier eingeschleppt wurde, enthielt nicht einen Mann der Besatzung. Das läßt darauf schließen, daß die gesamte Besatzung im Augenblick höchster Gefahr das Schiff im Rettungsboot verlassen hat. Bei der Stärke des Orfans und der hohen See fand die Besatzung den Tod in den Wellen. Bei der Durchsuchung der Schiffsräume find noch einige den Schiffsleuten gehörende WertDas ist bie tnappe Geschichte der Kerze. Fast jedes alte, vergegenstände gefunden worden. Bis auf das neue Schiffstagebuch, gibte Haushaltsbuch aus Urgroßmutters Seiten hatte noch sein Redas nicht gefunden wurde, waren alle Schiffspapiere in bester Ord- zept für das Selbstziehen von Tafgterzen. Und wer nung. Aus der in der Kapifänsfajüte gefundenen Musterungs- fich die Talgkerzen nicht zu Hause herstellte, holte sich vom Krämer rolle geht hervor, daß der ums Leben gekommenen Besatzung angehörten: der Kapitän Nauschütz aus Hamburg , Stewardesse Agnes Nauschüh, Köchin Irmgard Brüdner( Stieftochter), Steuermann Hinrich Engelland aus Breiholz , Dedjunge Friß Mangelfen aus Kiel , Matrose Franz Posfögel aus Naum burg , Leichtmatrose Alfred Mügge aus Blankenese , Leichtmatrose Karl Heinz Seeland aus Breslau , Schiffsjunge Wilhelm Kommerch aus Elsdorf , Jungmann Friedrich Schröder aus
Stocholm, 13. Dezember.
Am Sonnabendmorgen teilte der deutsche Dampfer Konful Schulze" den schwedischen Küstenstationen burch Funkspruch mit daß sich ein Dampfer in sinkendem Zustande in der Nähe von Svenska Högarn befände. Infolge des hohen Seeganges fonnte das deutsche Schiff teine Hilfe bringen, hielt sich aber in der Nähe auf. Die Brandung schlug über das Wrad hinweg, deffen Bejahung auf das Kajütended geflüchtet war. Gegen Mittag glückte es dem schwedischen Kriegsschiff Munin", Hilfe zu bringen. Die aus neun Personen bestehende Besatzung fonnte in erschöpftem Zustande gerettet werden. Es handelt sich um den finnischen Schoner ,, Meeri rettet werden. Es handelt sich um den finnischen Schoner Meeri Laafi".
einen Wachs stoc, von dem er ein Stückchen abschnitt, das untere Ende erwärmte and dann an einen Tannenzweig tlebte, denn einen Kerzenhalter fannte auch noch niemand. Was noch gewissermaßen bessere Leute waren, die es so hatten, denn als wir einen alten Berliner fragten, was für Lichte denn sie damals am Baum hatten, lachte er nur und meinte: Weihnachtsbäume, oh, das war vor 50, 60 Jahren etwas für die Reichen. Zu meiner Zeit waren die Weihnachtsbäume noch fündhaft teuer. Als wir Kinder waren, hatten wir eine Papiertrone mit Rosetten, die wurde in jedem Jahre wieder vorgeholt und an die Dede gehängt, und hieran tamen die Lichte. Manchmal gab es auch einen Tannenzweig, aber einen ganzen Baum, den fonnte ein armer Handwerksgeselle oder Maschinenarbeiter aus Schulze- Deligfchs Zeit nicht gut erschwingen." So sind die Weihnachtsbäume im Berhältnis zu den gestiegenen Einfünften billiger geworden, mir die Preisgestaltung der Kerze verlief umgekehrt: heute ist sie unser kostspieligstes Beleuchtungsmittel. Trotzdem müssen sich einmal in jedem Jahre, am Weihnachtsabend, die großen Widersacher der Kerze, das Gaslicht und die Elektrizität, vor ihr beugen, die Lampen verlöschen und mild, zart und feierlich erstrahlen die Kerzen.
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