Der Abend
Erscheint täglich außer Sonntags. Zugleich Abendausgabe des Worwärts". Bezugspreis beide Ausgaben 85 Pf. pro Woche, 3,60 M. pro Monat. Redaktion und Expedition; Berlin SW68, Lindenstr. 3
Spätausgabe des„ Vorwärts
"
10 Pf.
Nr. 588
B 293 47. Jahrgang
Auseigenpreis: Die einspaltige Nonpareillezeile so Pf., Reklamezeile 5 M. Ermäßigungen nach Tarif. Pssscheckouts: Borwärts- Verlag G. m.b.H., Berlin Nr. 37536. Fernsprecher: Dönhoff 292 bis 297
Mißtrauen in zehn Minuten
Ueberflüssige Landtagsarbeit- Goebbels vor 120 Jahren
Auf der Tagesordnung der heutigen Landtagssikung stehen die deutschnationalen Mißtrauens. boten gegen den Ministerpräsidenten Braun und den Innenminister Severing wegen ihrer Gegnerschaft gegen das Verbot des Remarque. Films.
-
Abg. Schwecht( Dnat.): Ein falscher Kriegsleutnant mie Re marque hat sich mit dem polnischen Juden Lämmle zusammengetan, um das ganze deutsche Frontfoldatentum zu beschimpfen.( Lachen links. Seit mann ist Lämmle ein Jude?) Der Film ist von einer viehischen Realiftit. Die deutschen Soldaten find Verbrechertypen.( 3uruf links: Schwindel!) Bielleicht finden Sie barin Ihre Photographie wieder.( Großer Bärm fints.) Die amerikanische Fassung des Films enthält den Saz: Es sei schangig, für bas Baterland zu sterben.( Stürmische Zurufe lints: Lüge, Berleum dung! Abg. Ruschte: Haben Sie dem den Film überhaupt gesehen?) Gott sei Dant, night.( Schallende Heiterfeit lints und in der Mitte.) Wir wollen dem Breußen der Rorruption( stirmishe zurufe fints: Raiffeisen! Sugenberg!) und Würdes Tofigkeit( Buruje lints: bei Mussolini !) das Preußen Friedrichs des Großen, das Preußen der Ordnung und Baterlandstiebe in schwarz meißroten Deutschland entgegenstellen.( Beifall rechts, foutes Lachen links.)
Abg. Kuttner( Soz.):
Als deutscher Kriegsteilnehmer und Gründer der größten deutschen Kriegsbefchädigtenorganisation fpreche ich den Herren Heimkriegern und Hofenmäßen das Recht ab, über das Fronterleben des deutschen Soldaten zu urteilen.( Stürmischer Beifall fints.)
Herr Goebbels , der während der vier Jahre Weltkrieg die Schul- und Universitätsbänke mit dem Hosenboden wetzte, mag das Bedürfnis empfinden, jeht nachträglich seine Minderwertigkeitsgefühle in Straßenstandalen abzureagieren. Aber jedenfalls müffen wir Frontsoldaten daran festhalten:
die Herren Heimtrieger haben das Maul zu halten, wenn über Fronterleben gesprochen wird.
( Stürmischer Beifall bei den Sozialdemokraten.) Ich hätte es auch tattvoller gefunden, menn Herr Abg. Paul Baeder, den sein
törperlicher Zustand ebenfalls an der Kriegsteilnahme gehindert hat, auf die Mitwirkung bei der Entscheidung der Oberfilmprüfstelle verzichtet hätte.( Sehr wahr!) Die ganzen Lügen über den Remarque. Filin erledigen sich durch die einfache Tatsache,
daß foeben Polen den Film ebenfalls verboten hat, weil er aufdringliche Propaganda für Deutschtum und deutsches Heldentum freibe.
( Große Heiterfeit und Bewegung links.) Die ganze Heße entspringt in erster Reihe den geschäftlichen Bedürfnissen des Herrn Hugenberg.( Lebhafte Zustimmung links.) Herr Hugenberg hat eine ganze Reihe offensichtlich deutschfeindlicher, omeritanijder Kriegs. filme für seine Ufa erworben und durch Ausschnitte zurechtgemacht. Kein Patriotismus der Deutschnationalen hat etwas dagegen eingementet.
Die jungen Leute von der Straßendemonstration gegen Remarque haben also in erster Reihe für die Konkurrenzintereffen der Firma Hugenberg gekämpft.
Der zweite wirkliche Verbotsgrund ist die Kriegsheße: die gegenwärtige Jugend soll nicht mehr erfahren, wie der Krieg mirtlich war. Niemand ist lächelnd ins Trommelfeuer ge schritten, und Himmelstöße hat es Hunderttausende gegeben.( Sehr wahr! links.) Die wirklichen Leiden, Gefahren und Entbehrungen des Frontsoldaten fann fein Film darstellen.( Sehr wahr! linfs.) Selbst der realistischste Film fann nur einen schwachen Abglanz der Wirklichkeit geben, niemals eine lebertreibung.
зачитана также телеграм- шихся женщин», ской делегация. Комментируя иногласно избравный президиум, коммунистической партии Атовощах представительницы труд» лишет:« Эта неслыханная
CTPRIDAR SPY CHENKER MEHHIK Rosaursi Чженщие всех районов Германии бросает яркий свет на то овашей с приветствовал рым охвачен правящий • введения в почетный пре- правдивым изображ германской легатами внут
цера сно
Берлина.
„ Wahrheit"
für die Jugend!
Dieser Ausschnitt stammt aus der Komsomolstaja Bramba vom 24. November 1930, der Wahrheit für die russische kommunistische Jugend. Das Photo- für unsere deutschen Leser flar erkennbar als eines der üblichen ina dischen Aufstandsbilderträgt in dem fommunistischen cob Jugendblatte von Mostou die Unterschrift:
Koyces шавской BAZA KAS
TATAB Kopp.)
ROLEGATE'S
ZET PR VONERY&
„ Die Polizei jagt eine Demonstration der arbeitenden Frauen in Berlin auseinander."
Damit niemand an der Richtigkeit der Ortsbezeichnung zweifle, ist das Bild mitten in einen Auffah über den jos genannten Rongreß der arbeitenden Frauen Deutschlands " zeypo geftellt, der bekanntlich auch eine fommunistische Er findung war.
HATESS
"
Diese Prawba"( Wahrheit) muß ihren russischen Befern so unendlich tiefe Stenntnisse zutrauen, daß sie ihnen Berliner Arbeiterfrauen in die weißen Gewänder der Inder und die preußische Schußpolizei in die Uniformen der indischen Eingeborenen Bolizisten steden darf, ohne nach den Solowki - Inseln verschickt zu werden.
Madrid , 16. Dezember.( Eigenbericht.)
Die Regierung hat über Madrid und die Zentralprovinzen das Kriegsrecht verhängt. Sie schritt zu dieser Maßnahme, nachdem 24 Flugzeuge vom Militärflugplatz in Madrid unter Führung des Fliegermajors Franco und eines Generals die afernen der spanischen Hauptstadt mit Flugblättern belegt haffen. Die Regierung war von der Abficht dieses Fluges frühzeitig unterrichtet worden, so daß die Maschinen noch vor der Rüdfehr mit Flugabwehrgeschützen beschossen wurden. Außerdem wurde der Flugplah befeht, so daß die Befehlshaber der Aufstandsbewegung. Franco und der Kommandeur des Militärflugplatzes, nicht mehr landeten, fondern, von regierungsfreuen Fliegern verfolgt, nad der portugiesischen Grenze zu flüchteten. Der am Montag in zahlreichen fpanijchen Städten veranstaltete Generalstreit ist bis auf San Sebastian und Santander überall ruhig verlaufen.
In San Sebastian versuchten Arbeiter arbeitswillige Kollegen von der Arbeit abzuhalten und die Milch- und Lebensmittelzufuhr von der Stadt zu unterbinden. Als die Polizei einschritt, tam es zu blutigen Zusammenstößen. Auf beiden Seiten maren Tote und Verwundete zu beklagen. Die Nachricht von dem Blut bergießen ging wie ein Lauffeuer durch die Stadt. Läden und Cafés wurden baraufhin geschlossen. Ein anderer Zusammenstoß war in San Sebastian zu verzeichnen, als Anhänger der Aufstandsbewegung in die Büroräume des Gouverneurs einzubringen ver suchten. Die an dem Eingang stehenden wachhabenden Polizeibeamten wurden von den Rebellen", wie es in einem amtlichen Bericht heißt, niedergemacht. Zivilgarde und Polizei nahmen Bericht heißt, niedergemacht. Zivilgarde und Polizei nahmen fofort die Verfolgung der Aufständischen" auf. Mehrere wurden getötet, zahlreiche verwundet und viele verhaftet.
.
Cissabon gelandet, wo sie von portugiesischen Polizeibeamten in Empfang genommen und bis auf weiteres interniert wurden. Die Regierung ließ am Montagnachmittag durch Extrablätter mitteilen, daß die Rebellion der 5000 Mann starken Besatzung des Flugplages 3u den vier Winden" ohne große Schwierigkeiten niedergeschlagen werden konnte und die Aufständischen sich nach turzer Beschießung des Flugplages gegen 12,30 Uhr mittags burdy Hissen einer weißen Fahne ergeben haben. Die Führer des Aufstandes find, soweit sie nicht mehr flüchten fonnten, verhaftet worden. Der Flugplatz felbft wurde von einem starten Gendarmerie aufgebot besetzt.
Grenzen gesperrt
nur Radio funktioniert.
Der Telephonnertehr Berlin - Madrid , der infolge der Bore tommniffe in Spanien feit Montagmittag unterbrochen ist, ruht auch heute noch. Befördert werden von Madrid aus bis auf weiteres nur Telegramme, die die Benjur passiert haben. Im Funkdienst zwischen Spanien und Deutschland waren Unterbrechungen bisher nicht zu verzeichnen.
Die Grenzübergänge von Spanien nach Frankreich sind restlos gesperrt. Auch die internationalen Züge verlehren vorläufig weber von noch nach Spanien ,
Mit dem Ableben wird ernstlich gerechnet.
Paris , 16. Dezember.( Eigenbericht.) Der Gefundheitszustand Poincarés hat sich in den letzten Stunden so verschlimmert, daß man bestimmt das Ableben erwartet, Die Pariser Nachrichtenagenturen und großen Zeitungen haben in
Vor 120 Jahren wurde im Königlichen Schauspielhaus ein Stück vom Spielplan abgefeßt, weil die Offiziere der Regimenter Garde du Corps und Gensdarmes deswegen mit einem Theater das Stüd standal drohten, weil Offizier auf die Bühne brachte, der sich vor dem Tode Berwundeten ist noch unbekannt. Wie in San Sebastian so wurden der Nähe der Wohnung Poincarés einen ständigen Ueberwachungs
einen preußischen
fürchtete. Der Dichter dieses Stückes hat sich im Jahre barauf
am Kleinen Wannsee erschossen, sein Name war Heinrich npn Kleist, sein Stück ist„ Der Bring von Homburg".( Große Bewegung.)
Wir danken den preußischen Ministern, daß wenigstens fie fich der neuen Kriegshehe nicht gebeugt haben und sprechen ihnen unverändert Dank und Bertrauen aus!( Stürmischer Beifall bei den Sozialdemokraten.)
Die Debathe geht metter
Auch in Sevilla und Cadix, wo am Montag aus Maroffo zurüdbeorderte Truppen ausgeschifft wurden, kam es zu Zusammenstößen zwischen Arbeitern und der Polizei. Die Zahl der Toten bzw. der auch in Sevilla und Cadig zahlreiche Personen verhaftet. Der geführt.
Generalstreit wird in den genannten Städten auch heute weiter
Franco in Portugal niedergegangen.
Madrid , 16. Dezember.( Eigenbericht.) Franco und der Kommandeur des Madrider Flughafens, die vach der Befchießung des Militärflugplages mit zehn Offizieren im Flugjeng flüchteten, find am Montagnachmittag in der Nähe von
dienst eingerichtet, durch den sie ihre Abonnenten bzw. Leser über den Krankheitsverlauf ständig auf dem laufenden halten.
Befinden vorläufig unverändert.
Der Rrantenbericht über das Befinden Poincarés, ber heute früh um 8 Uhr ausgegeben wurde, besagt lediglich, daß vor zwei ober drei Tagen mit einer wesentlichen en berung im Befinden bes ehemaligen Bräsidenten der Republit nicht zu rechnen ist.