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Bon heute ist nicht nur auf uns beschränkt und gar nicht einmal[ mit deutschen Mitteln am allerwenigsten durch Dittaturgeschwätz oder gar Dittaturerrichtung allein heilbar. Die Welt ist frant, sie leidet an den Folgen eines Krieges, der sie gerade in ihren höchst fultivierten Teilen bis ins Mart getroffen hat und von denen sie sich noch auf lange Zeit hinaus nicht zu erholen vermag. Darüber hinaus tranft die Welt an dem zur Zeit geltenden Wirtschaftssystem unserer Gesellschaft. Jede einzelne Nationalpirtschaft schließt sich ängstlich und eifersüchtig von allen anderen ab und umgibt sich mit einem Kettenpanzer von Hochschutzöllen.
Und in den einzelnen Nationalwirtschaften wiederum findet sich teine hinreichende allgemeinvolkswirtschaftliche Verantwortung, sondern nur eine Vielzahl von unsystematisch darauf los arbeitenden privatwirtschaftlichen Unternehmungen, die kaum ein anderes Intereffe als das der Rentabilität, des möglichst hohen Profites tennen. Es gibt leider noch keine Weltwirtschaft in dem Sinne, daß die Menschen aller Erdteile und Länder etwa wirtschaften nach den Gesezen der Vernunft und einzig allein unter dem Gesichtspunkt, daß jede Bodenbearbeitung und alle Warenproduktion, die heute nur im Hinblick auf Rentabilität vor sich geht, in Wirklichkeit nur dann Sinn und Zwed hat, wenn aus ihren Erzeugnissen die Menschen des Erdballs gesättigt und gekleidet werden können und in ihrem fulturellen und gesellschaftlichen Zusammenleben sich höher entwideln!
Eine Wirtschaft fann nicht gut sein, bei der an der einen Stelle Lebensnotwendiges in ungeheurem nicht zu bewältigenden Ueberfluffe vorhanden ist und am andern Orte Notwendiges fo fehlt, daß Hunger und Not die Menschen schlägt und vernichtet. Nicht gut fann eine Wirtschaft sein, die zulassen kann, daß überschüssige, so wichtige Produkte wie beispielsweise Weizen, Baumwolle und Kaffee teilweise ihrer natürlichen Bestim mung entzogen, isoliert, ja absichtlich zerstört werben, nur um durch ein geringeres Angebot auf dem Markte den Preis zu halten oder höhere Preise zu erzielen. Die Räder der Wirtschaft der Belt sollten so ineinandergreifen, die Berteilungsorganisation sollte technisch so ideal gestaltet sein, daß jeder, solange die Erde nur das Notwendige hergibt, auch die Möglichkeit und das Recht zu leben hat, wenn er nur will.
Ein Bolt allein ist machtlos, nur wenn die Völker zusammengehen, zusammen handeln und zusammen organisieren, werden fie imftande sein, den Kampf gegen die Not zu bestehen. Was die Welt braucht, ist Solidarität der Bölfer im rein Menschlichen und im Wirtschaftlichen und darüber hinaus Logit und poli fischen Verstand.
Man fordert von uns Deutschen als Verewigung der Tributzahlungen aus dem verlorenen Kriege in einer in der Menschheitsgeschichte noch nie gekannten Form und Härte jährlich Milliarden. Jeder Verständige weiß, daß wir diese Milliarden, wenn überhaupt, so höchstens nur in Sachlieferungen, in Waren, in Erzeugnissen deutscher Arbeit und deutschen Gewerbefleißes und deutscher Ingenieurtunst leisten fönnen. Aber man nimmt uns die Baren nicht ab und erschwert zudem ihren Absatz auf dem Weltmarkt durch übertriebene Sperr- und Zollmaßnahmen. Könnten wir die rund 2,7 Milliarden Mart, die wir schon jetzt im Jahre und die Ziffern werden sich noch steigern an unsere Erwerbslosen im Wege der Arbeitslosenunterstützung, der Krisenfürsorge und Wohlfahrtspflege aufwenden müssen, als Arbeitslöhne an daffende Menschen verausgaben, fönnten wir weiter die so erzeugten Waren auf dem Weltmarkt abfeßen, jo fähe das Bild wesent Hth anders für uns aus. So müffen aber millionen fleißige Hände bei uns feiern, und aus einer aufs Schwerste um ihren Absah tämpfenden Wirtschaft und aus einem verarmenden Bolle müffen wir trotzdem die Reparationslaften herausholen!
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Wahnsinnige Folgen des größten Wahnwizes, den die Weltgeschichte je gelannt hat, des Weltfrieges, mit feinen 12% Mil lionen Toten und dem nu: mühsam verhüllten wirtschaftlichen Ruin Europas !
Doppelter und dreifacher Wahnsinn aber, unter derartigen Umständen mit dem Gedanken eines neuen Kriegsabenteuers zu spielen und von einer Vergrößerung der Katastrophe ins Mak lofe die Heilung zu erhoffen! Europas
Völker und das große Gläubigerland jenseits des großen Ozeans müssen zu der Einsicht kommen, daß wir mit den gegen wärtigen Wirtschafts- und politischen Methoden nicht weiterfommen, sondern den Zustand des Nachkriegschaos noch verewigen. Nur wenn man überall den Mut zur Abrüstung findet und gleichfalls zu der Erkenntnis, daß es eine wirtschaftliche Soli= darität der Menschheit gibt, die man praktisch durch eine falsche und törichte Wirtschaftspolitik nicht dauernd ungestraft ver= leugnen darf, darf die heute lebende Generation auf eine Besserung hrer Lage rechnen.
Wir müssen für diese Gedanken der wirklichen Völker= versöhnung und der tatsächlichen Befriedung der Menschheit mit aller Kraft arbeiten, weil nur von diesen großen und entscheidenden Zielsetzungen her auch Endgültiges zur Abhilfe der deutschen Not Bommen kann.
Wir fämpfen für diese Ziele in der deutschen Republit und mit und für die Demokratie. Jeder Defaitismus, jede müde und verzweifelte Resignation in solchen Zeiten, jebes, Gefühl:„ Schlimmer fann, es ja nicht mehr tommen" sind eine Berfündigung am deutschen Volte und am wahrhaft deutschen Geiste.
Jawohl: Es fann noch viel schlimmer tommen, wenn wir nämlich wirklich an uns und an der Fähigkeit verzweifeln, uns als freie Menschen, durch die gesammelte kraft eines freien, auf Selbfiregierung gestellten Boltes emporzuarbeiten.
Nur Minderwertigkeitsgefühle, nur Schwachheit und Scheu vor der Selbstverantwortung bringen Bölker dazu, sich in die Arme eines Diktators zu flüchten, der uns zu suggerieren sucht, daß er der Starte sei, daß er uns retten fönne.
Es gibt nichts Stärkeres, als das gesammelte demokratische, feines Wertes bewußte und seine politischen Freiheiten gegen jeden Raubverfuch verteidigende Deutschland .
Dieses Deutschland , das monarchische Bevormundung abgestreift hat, will dafür nicht die noch unerträglicheren Ketten einer auf unwahrhaftigkeit und Voltsbetrug aufgebauten, vor feiner Gewalttätigkeit und vor feiner Riedertracht zurückschreckenden Diktatur eintauschen. Der Diktaturiput wird verfliegen, wenn wir fest bleiben und in schwerem und langem Ringen uns eine Besserung unserer Wirtschaftslage, eine minderung unserer Tri. butlaften, erfämpft haben. In den Jahren der Not und des Rampjes, des allmählichen Eindringens in die wahren Ursachen feiner politischen und Wirtschaftsnot, im Abwehrkampf gegen alle Störenfriede wird das deutsche Boff, das zu unvermittelt und scheinbar zu leicht das große Geschent der Demokratie und der politischen Freiheit erhalten hat, sich diese Demokratie gedantlich gang erobern, um fie in richtiger praktischer Handhabung zum Segen und zum Nuzen ganz Deutschlands und zur Mehrung der Ehre seines Namens in der Belt auch wirklich zu befizen!
en Gott sei Dank nicht! D
Baren Sie im Kriege?"
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Zwischenruf: Saben Sie denn den Film gesehen?" Abg. Schwecht( Dnat.): Gott sei Dank nicht? Kleines Zwischenspiel im Landtag.
PROTEST GEGEN DEN SCHAND FILM
5
000
„ Ne, Gott sei Dant nicht!"
L
47
・・
" Haben Sie
den Remarque - Film gesehen?"-Gott sei Dant och nicht!"- Na, dann unterschreiben Sie mal hier!"
Bolfsbühne und Staat.
Der Vertrag im Hauptausschuß angenommen.
Der Hauptausschuß des Preußischen Landtags beriet Mittwoch| Wert der Minister Boelitz und von Richter gemesen sei. Der abend den mit der Boltsbühne abgeschlossenen Vertrag wegen der Republikoper.
Nach dem Bertrag verzichtet die Boltsbühne auf ihre Ansprüche aus dem bisherigen Bertragsverhältnis und allen früheren Rechtsbeziehungen mit dem Staat, wogegen ihr zur Abgeltung eine Reihe Don Leistungen des Staates gewährt werden. Der Staat zahlt an die Boltsbühne eine Entschädigung, bei deren Berechnung ein jährlicher Betrag von 100.000 mt für die Dauer des alten Bertrages( bis 1949) zugrunde gelegt ist. Die Zahlung foll fo geschehen, daß der Betrag für sechs Jahre sofort gezahlt wird und in den Jahren von 1934 bis 1946 einschl am 1. April ein Betrag von je 100 000 RM. fällig wird. Der Staat ist berechtigt, die letztges nannten Zahlungen in zwei Pauschalraten von je 450 000. am 1. April 1932 und 1. April 1933 zu tilgen. Nach dem Ablauf des Spieljahres 1930/31 in der Republitoper werden der Boltsbühne für die Zeit vom 1. September 1931 bis 1. September 1936 vom Staat während der durchschnittlich zehnmonatigen Spielzeit 54 000 Bläge für Opern in geschlossenen Vorstellungen in der Linden oper gegen Vergütung von 2 RM. zuzüglich 0,30 RM. Garderoben gebühr für den Plaz geliefert. Die im nördlichen Anbau der Republikoper befindlichen, der Boltsbühne bisher zur Verfügung gestellten Bureauräume sollen ihr bis zum 1. September 1936 mietefrei über laffen werden.
Der Berichterstatter Dr. Lauscher( 3) ging auf die Geschichte des Vertrages zwischen Staat und Volksbühne ein, der ein
Doppelverdiener.
Ein fozialdemokratischer Antrag im Reichstag. Die sozialdemokratische Reichstagsfraktion hat folgenden Antrag zur Beschäftigung der Doppelverdiener eingebracht:
Der Reichstag wolle beschließen, die Reichsregierung zu ersuchen, alsbald einen Gesezentwurf vorzulegen, der folgenden For derungen Rechnung trägt:
1. Allen in Reichs-, Staats: oder Kommunaldiensten oder in Diensten öffentlich- rechtlicher Körperschaften ständig beschäftigten Personen( Beamten, Angestellten und Arbeitern) ist die leber: nahme und Ausführung außerdienstlicher entgeltlicher Berufstätigteit grundsäglich zu unter. sagen. Wissenschaftliche, literarische und kunstschöpferische Betätigung ist ausgenommen.
2. Der Reichsarbeitsminister ist zu ermächtigen, für Berufe, die erfahrungsgemäß besonders unter der Beschäftigung von Doppelverdienern und Schwarzarbeit zu leiden haben, den 3 wang zur Meldung aller offenen Stellen bei den Arbeitsämtern und zur Benuzung der Arbeitsämter einzuführen und
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jezige Bertrag bedeute eine Befferung für den Staat und das Maximum des Erreichbaren. Bord( Dnat.) fragte nach der Höhe des Defizits der Republifoper; man spreche jetzt von 2 Millionen. Wenn die Lindenoper 34 Spieltage an die Bolfsbühné abgeben foll, jo widerspricht das ihrer Aufgabe als Repräsentationstheater(!). Auch der Volksparteiler Stendel verlangte nähere Ausfünfte über Sonder- und Nachtragsabkommen. Redner der Wirtschaftspartei und des Bandvolks fchloffen sich ihm an. Grebe( 3.) war der Ansicht, daß eine Möglichkeit, vom. Bertrag mit der Bolfsbühne loszukommen, nicht bestehe. Nur darum werde das Zentrum zustimmen.
Ministerialdirektor Hübner betonte, daß die Volksbühne stets die vereinbarten 210 000 Pläge abgenommen und prompt bezahlt habe. König( Soz.) erklärte den Vertrag als gutes Geschäft für den Staat. Generalintendant. Tietjens erklärte, daß er nicht den Auftrag habe, einen neuen Etat für die Republikoper aufzustellen; er habe nur ein Gutachten auf Wunsch des Betriebsrates darüber abgegeben, mit welchen Mitteln ein nichtstaatliches gemeinmüßiges Unternehmen unter freiwilligen Opfern aufrechtzuerhalten sei.
Nach weiterer Debatte wurde der Vertrag mit den Stimmen der Regierungsparteien angenommen. Ein volksparteilicher Antrag, das Staatsministerium möge dahin wirken, daß die Arbeitsgemeinschaft zwischen Staatsoper und Stadtoper Wirklichkeit werde, wurde abgelehnt.
Anzeigers", Heimburg , sie sprachen einander das Recht ab, sich als nationale Journalisten" bezeichnen zu dürfen.
Es handelt sich um die Beleidigungsklage des Herrn Hirth gegen die Herren Heimburg und Stahl, die ihm angeblich Spionage und Berrat vorgeworfen haben sollen. Die beiden Beklagten bestritten gestern mit aller Entschiedenheit, derartige Vormürfe überhaupt erhoben zu haben. Der Nebenkläger Hirth blieb jedoch dabei, daß dies der Fall gewesen sei und behauptete unter anderm, der beflagte Stahl habe sein Material gegen ihn von dem Separatistenführer Matthes erhalten. Stahl legte dagegen energisch Berwahrung ein und erklärte, daß er nur einmal gegen Reichsverbandes der deutschen Bresse, Richter, und ein zweites Mal feinen Willen auf wiederholte Aufforderung des Vorsitzenden des in der Sache Ulstein sich mit Matthes in Verbindung gesezt habe. Die Versuche des Gerichts, einen Vergleich herbeizuführen, scheiterten. Die zur Sache vernommenen Zeugen, der Kaufmann Krudenberg aus Paris und der frühere Chef des Herrn Hirth, Robens, brachten feine ausreichende Klärung. Das Gericht vertagte die Berhandlung. Beide Parteien sollen Schriftfäge mit neuen Beweis anträgen einreichen, damit eine weitere Beweiserhebung vorgenommen werden könne.
zwar auch insoweit nur eine Gelegenheitsarbeit oder vorübergehende Studentenduell mit Polizeipräsidenten .
Beschäftigung in Betracht tommt.
3. Die Arbeitsnachweise sind zu verpflichten, Personen, die in anderen Berufen oder Betrieben berufsmäßig als Arbeitnehmer tätig sind, nur dann in eine zufäßliche Beschäftigung zu vermitteln, wenn für diese Beschäftigungen geeignete Arbeitslose des in Betracht kommenden Berufes nicht zur Verfügung stehen.
Nationale Journalisten.
Sugenberg Korrespondenten vor Gericht.
Feudale Gitten in Rumänien . Bukarest
, 17. Dezember. Etma 1700 Studenten hielten in Bukarest eine Versammlung ab und zogen dann in fleinen Trupps durch die Straßen. Sie zer. schlugen die Fensterscheiben des Hauses der Freimaurer , des Marschalls Mardarescu und des Polizeipräsidenten Marinescu . Die Bolizei ging darauf rüdsichtslos mit dem Gummitnüppel vor. Aus ben Reihen der Studenten fielen Schüsse, worauf die Polizei gleichfalls das Feuer eröffnete. Ein Polizist und ein Studentenführer wurden mit lebensgefährlichen Verlegungen ins Krankenhaus gebracht. Außerdem trugen zahlreiche Personen leichtere Berlegungen davon.
Die Verhandlung im Journalistenstreit Hirth contra eim burg und Stahl, die vor einem Monat vom Einzelrichter Im Zusammenhang mit diesen Demonstrationen haben die antiBerlin- Mitte vertagt wurde, ist immer noch nicht zu Ende gekommen. In der gestrigen Verhandlung ftritten fich wieder der frühere Bariser semitischen Studenten beschlossen, den Polizeipräsidenten zu einem Rorrespondent der Dinazeit( Dienst nationaler Zeitungen), Prof.Duell herauszufordern. Die Studenten werden einen Bertreter Hirth, und der jezige Pariser Berichterstatter des Lokal- wählen, der sich mit dem Obersten schlagen soll.