Der Abend
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Spätausgabe des„ Vorwärts"
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Nr. 594
B 296 47. Jahrgang
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Mißtrauensantrag abgelehnt
Kläglicher Abfall deutschnationaler Demagogie
Der Preußische Landtag lehnte soeben den deutschnationalen Mißtrauensantrag gegen den Ministerpräsidenten Braun und den Innenminister Severing in namentlicher Abstimmung mit 224 gegen 182 Stimmen bei zwei Stimmenthaltungen ab. Der Mißtrauensantrag war bekanntlich mit der Stellungnahme der beiden sozialdemokratischen Minister zum Verbot des Remarque - Films begründet worden.
Das Resultat nahmen die Regierungsparteien mit Bei fall auf. Auf der rechten Seite des Hauses hörte man Pfui- Rufe. Eine größere Debatte entwickelte sich über den Hauptausschuß bericht, der die Annahme des
empfiehlt.
Staatsvertrages mit der Bolfsbühne
Abg. Dr. Lauscher( 3.) betonte, es gäbe keine andere Möglichfeit, als die gütliche Verständigung mit der Volfsbühne, um von dem alten Vertrag fortzukommen. Die Kroll- Oper müsse ivegen Unrentabilität geschlossen werden. Der neue Vertrag gewähre der Volfsbühne rund 1½ Mill. Mark und sichere ihr bis 1936 pro Jahr 54 000 Piäße in der Lindenoper.
Abg. Dr. Rose( D. Bp.) wendet sich aus juristischen Gründen in längeren Ausführungen gegen den Vertrag. Im Ausschuß sei eine Klärung nicht erfolgt. Insbesondere seien die Vertreter feiner Fraktion nicht ausreichend zu Worte gekommen.
Abg. König( Soz.):
Das Ziel der Auseinandersetzung mit der Volksbühne darf nicht sein, die Kroll- Oper zu schließen, sondern zu einer Ber ständigung zwischen Städtischer Oper und Linden oper zu kommen. Leider haben wir diese unsere Auffassung nicht durchsetzen können. Wenn jetzt die Leistungen des Staates an die Volksbühne kritisiert werden, so erinnern wir an das Entgegen kommen der Volksbühne in der Kroll- Oper während der Zeit des Umbaues der Lindenoper. In Wirklichkeit ist die Bolksbühne bei dem neuen Vertrag der gebende Teil. Jedenfalls muß Die Frage geprüft werden, ob die Kroll- Oper trotz des Vergleiches, vielleicht nach einem Vorschlag des Generalintendanten Tietjen in Form einer gemeinnützigen Gesellschaft, weitergeführt werden
fann.
Abg. Schulz- Neukölln( Komm.) wendet sich in sehr scharfen Ausdrücken gegen den Vertrag.
Auf Antrag des Abg. Riedel( Staatspartei) wird die Debatte unterbrochen und die Etatsberatung weitergeführt. Vorgemerkt sind für diese Etatsdebatte bis jetzt noch zehn Redner.
Die nationale Rebelkappe. Berichterstattung à la Bugenberg.
Ein Musterbeispiel objeftiner" Berichterstattung liefert der Hugenbergsche ,, Tag" vom Freitag. Sein Bericht über den Franzen. Prozeß sieht folgendermaßen aus: Zunächst merden in 25 Zeilen die Ausfühungen des Verteidigers Franzens wiedergegeben, namentlich seine Ausfälle gegen den Polizeimajor Heinrich. Die Ausführungen des Rechtsanwalts Dr. Jasper für den beklagten ,, Bolksfreund" find nicht einmal erwähnt. Dann folgt der Bericht über die Beweisaufnahme. der folgendermaßen aussieht:
Nachdem Dr. Franzen eine Schilderung der fraglichen Ereignisse gegeben hatte, erklärte Landwirt Guth in feiner Zeugenaussage, daß Franzen ihn auf dem Polizeirevier nicht als den Abgeordneten Lohse identifiziert habe. Aehnliche Ausfagen machte auch Abgeordneter Lohse. Darüber fam es zu lebhaften Auseinandersetzungen. Die Vereidigung der Zeugen wurde vom Gericht abgelehnt.
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,, Und wie geht es weiter? Weiter geht's nicht mehr!- Mehr hier zu verlangen, unbescheiden war"", hat der Dichter Otto Julius Bierbaum einst gesungen. Daß fünf Berliner Polizeibeamte auf das entschiedenste und bestimmteste gegen Franzen ausgesagt haben, davon bekommt der Leser des„ Tag" nichts zu erfahren. Sogar die Tatsache ihrer Bernehmung wird ihm verschwiegen. Die fünf Polizeibeamten wurden bekanntlich nach dem Kläger Franzen und vor dem Zeugen Guth vernommen. Im Tag" aber sieht das so aus:„ Nach dem Dr. Franzen eine Schilderung der fraglichen Ereignisse gegeben hatte, erklärte Land= wirt Guth usw. ufm."
Bas dazwischen war, ist für den Tag" nicht passiert. Dieses nennt fich ehrenmerte, anständige Journalistit. Im Gerichtsforridor von Braunschweig hängt ein Schild: Mann bittet, nicht auszuSpuden. Es hängt zu recht da.
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Mit vereistem Flugzeug abgestürzt
Todessturz eines Wetterflugzeuges- Aus 7000 Meter Höhe in die Tiefe Pilot und Meteorologe getötet
Von einem gräßlichen Infall ist heute morgen das Königsberger Wetterflugzeug betroffen worden. Bei seinem Aufstieg in 7000 Meter Höhe vereiste die Maschine vollständig, so daß die Steuerorgane fest froren und das Flugzeug nicht mehr manövrierfähig war. In 600 Meter Höhe erfolgte dann die Katastrophe. Der Albatros- Doppeldecker neigte sich vorn über und stürzte senkrecht vor den Augen zahlreicher Menschen in die Tiefe. Der Flugzeugführer Schwabe, ein älterer und sehr erfahrener Wetterflieger, sowie der Königsberger Meteorologe Dr. Steiner wurden auf der Stelle getötet. Die Maschine ist vollkommen zerfchellt.
größeren Höhen nicht mehr zur Zufriedenheit gearbeitet, denn der Albatros- Doppelbeder D 1680 fam in einem ungewöhnlich steilen Gleitflug hernieder.
Ob den Führer die Besinnung verlassen hat oder ob ein Steuerorgan infolge Ueberanspruchung gebrochen ist, wird sich faum feststellen lassen.
Der Apparat stürzte wie ein Stein zu Boden und wurde völlig zerstört. Der Motor bohrte sich fast drei Meter tief in den Boden ein. Der Führer Schwabe und der Meteorologe Dr. Steiner fanden auf der Stelle den Tod. Es ist eine Untersuchung eingeleitet worden. um zu versuchen, die Ursachen dieses Unfalles festzustellen.
In Berlin , Hamburg , München und Königsberg steigen jeden Petroleumschiff in Flammen.
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Der
Belgrad , 19. Dezember. Auf einem großen Petroleumtantschiff ist gestern früh auf der Donau ein Brand ausgebrochen. Es handelt sich um einen Dampfer hatte drei Petroleumtanks nach Budapest zu schleppen Schleppzug der rumänischen Petroleumfirma A motra. und war in der Nähe von Pancjova vor Anker gegangen. Durch unvorsichtiges Hantieren mit einer Laterne wurde die Ladung des einen Schiffes in Brand gesetzt. Der Kapitän fand den Tod in das andere Ufer der Donau gebracht. Man erwartet jeden Augenden Flammen. Die beiden anderen Tankschiffe wurden sofort auf blid die Explosion des noch immer brennenden Tankschiffes. dessen Flammen viele Kilometer weit zu sehen sind
Morgen doppelfißige Flugzeuge bis zu einer Höhe von 7000 Meter empor, um dort Bind.messungen und andere meteorologische Durch eine Laterne in Brand gefeht. Der Kapitän erflict. Beobachtungen vorzunehmen. Die Flugzeuge sind gewöhnlich mit sehr starken Motoren versehen, da die größte Höhe in etwa einer halben Stunde bis 40 Minuten erreicht werden muß. Im Winter bieten diese täglichen Höhenflüge besonders an der Küste, wo häufig starter Nebel herrscht, besondere Gefahren, denn die Maschinen bereisen sehr schnell und man hat bei Landungen schon häufig eine mehrere Zentimeter starke Eisschicht auf der ganzen Maschine festgestellt. In Königsberg war das Wetterflugzeug unter Führung des Piloten Schwabe gegen 7% lihr morgens aufgestiegen und machte in der vorgeschriebenen Höhe seine Beobachtungen. Gegen 349 Uhr setzte der Führer zum Gleitflug an. Bei dem unfichtigen Wetter kam die Maschine etwas vom Flugplatz ab und befand sich über der. Ortschaft Turau. In 600 Meter Höhe ereignete sich dann die Katastrophe. Offenbar hat nach den Berichten der Augenzeugen das Höhensteuer infolge Bereifung schon in den
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Fridericus
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Ich habe zwar gefagt, daß Gazetten nicht sollen genieret werden und daß ein jeder nach feiner Faffon felig werden foll. Aber Konkurrenzen gegen meine Ufa- Gebühr Filme toleriere ich nicht:"
Bulfanausbruch auf Java.
15 Menschen vom Lavaffrom eingeschlossen und verbrannt. Batavia ( Java), 19. Dezember.
Der im Mittelpunkt der Insel Java gelegene Bulkan Merapi, der feit zwei Wochen Zeichen wachsender Täfigteit gegeben hat, befindet sich jetzt in vollem Ausbruch. 15 Todesopfer find bereits zu beklagen.
Aus dem Krater fließt ein etwa 200 Meter breiter und 20 Meter hoher Lavastrom in die benachbarten Täler; er hat eine Strecke von fast acht Kilometern zurückgelegt. Die 15 Menschen, die er über= raschte, verrichteten in der Nähe eines Dorfes Feldarbeiten. Sie wurden von dem glühenden Strom so schnell eingeschloffen, daß sie ihm nicht mehr entrinnen fonnten. Weite Flächen fruchtbaren Landes sind durch Aschenregen in eine Wüste verwandelt worden. Die Bevölkerung in den benachbarten Dörfern ist aufgefordert worden, sich zur Flucht bereitzuhalten. Viele Dörfer wurden bereits geräumt. Der Vulkan, der von einer Wolke dichten, schwarzen Rauches eingehüllt ist, die von Zeit zu Zeit von Blizen durchzucki wird, bietet einen schaurigen Anblick.
Schwere Schäden an der Küste und in den Häfen. Paris , 19. Dezember. Gestern fegte über Algerien nach monatelanger Dürre ein Wirbelsturm hinweg, wie man ihn seit 1898 nicht mehr erlebt hat. Sämtliche Verbindungen von der Küste zum Candesinnern find unterbrochen. Man rechnet mit einem gewaltigen Schaden. Allein im Hafen von Algier wird der durch das Unwetter angerichtete Schaden auf 30 millionen geschäßt Es steht noch nicht fest, ob Menschen ums Leben gekommen find.
Außerordentlich schmer betroffen ist die Stadt Algier , über die zunächst ein sintflutartiger Regen niederging, der die Straßen in furzer Zeit in reißende Bäche verwandelte und dadurch den Verkehr vollkommen lahmlegte. Gegen Abend wuchs der Wind