Eine Denkmal Enthüllung
Lodzer Stadtpräsident brandmarkt Pilsudsti- Regime
Die Pilsudski - Clique der Obersten usw. herrscht über Polen so, daß man sie längst mit treffendem Vergleich als Off up anten bezeichnet. Um so mutiger war die Rede des Lodzer Stadt präsidenten, des polnischen Sozialisten 3jemjenzki bei der Enthüllung eines Denkmals für den Freiheitskämpfer Tadeusz Kosciuszko . In Gegenwart aller möglichen Regierungsvertreter, eines großen Militäraufgebots usw., führte er aus:
Die Stadt Lodz , die dieses Denkmal errichtet, sieht darin eine Ehre für ganz Polen , nämlich ein Symbol des Kampfes Kosciuszkos um die republikanische und demokratische Freiheit des Voltes, da Kosciuszko doch nicht nur für Bolen, sondern auch für die Freiheit anderer Wölfer, wie der Amerikaner, gefämpft hat. Da Kosciuszko , der Nationalheld, nicht die entsprechenden Kräfte hatie, mußte er schließlich der
Die Abstimmung im Schnee
Eine neuartige Methode, um die Arbeitnehmer in der Wahrung ihrer Rechte zu behindern, hatten die Leitungen einiger Berliner Großbanken, vor allem der DD.- Bant, erfunden Sie verweigerten den Angestellten die Möglichkeit, über den Schiedsspruch in den Arbeitsräumen abzustimmen. Die Angestellten aber ließen sich nicht beirren. Sie stellten die Abstimmungs * urnen auf der Straße auf, so daß die Entscheidung über die Ablehnung des Schiedsspruchs im winterlichen Schneegestöber fallen mußte. Unser Bild zeigt eine Episode aus diesem cigenartigen Abstimmungstampf.
( russischen) Gemalt unterliegen, als er am ganzen Körper vermundet war. Erst später wurde die Idee dieses ungewöhnlichen Helden fortgesetzt und 1905 hat das polnische Bolt
den Okkupanten den unerbittlichen Kampf um das polnische Cand angekündigt,
und 1920 ist endlich die Idee Kosciuszkos durch die Vertreibung
des Antrages wegen der Vorfälle in Brest Litoff. Car ist als früherer Justizminister der Hauptverantwortliche für die Geschehnisse in Brest- Litowsk ! Die Berichterstattung wurde einem Regierungsabgeordneten Paschalski übertragen. Die Oppofiicn legte schärfste Verwahrung ein und verwies darauf, daß solcherart eine umfassende Untersuchung der Angelegenheit von BrestVitowsk verhindert werde.
Politische Willensbildung.
3ft das englische Wahlrecht besser?
In einem von der Vereinigung Republikanische Presse" veranstalteten Ausspracheabend sprach Dr. Teipel über Parlamentarismus und politische Willensbildung:
Der Laie, der die Entwicklung der parlamentarischen Vorgänge beobachtet, wird eine starke Infonsequenz feststellen müssen. Was in früheren Jahren sich schon mehr oder minder start zeigte, ist durch das Verhalten der Regierung Brüning nach dem Ausgang der lezzien Reichstagswahlen gekrönt worden. Der Wahlausfall ließ feinen Zweifel, daß die Regierung die Mehrheit des Volkes nicht hinter sich habe. Die Regierung erklärte sich jedoch für ungeschlagen und blieb! Die zahlreichen kleinen Parteien mit ihren menigen aber meist ausschlaggebenden Stimmen verhindern in der Politik jede flare, Sicht, jede Stetigkeit, und vertreiben dadurch die Wähler aus dem politischen Leben. Der Gegensatz zwischen Welt anschauungsfragen und politischen Fragen in Deutschland ist ein zweiter Punkt, der die politische Willensbildung des deutschen Boltes außerordenlich erschwert. Der Wähler kann mit diesem System nichts anfangen! Wie wäre es aber möglich, die Wäter wieder politisch denken zu lehren? Mir scheint hier das englische Wah system das einzig mögliche zu sein: Eine große Bahl fleiner Wahlkreise, in denen Kandidat und Gegenkandidat vor das Bolt treten und jeder Wähler demjenigen seine Stimme gibt, von dem er weiß, daß er seine Anschauungen und Wünsche vertritt. Das Parteisystem wird zur Mitte gedrängt. weil nur solche Wahlparolen Aussicht auf Erfolg haben, die praktisch durchführbar find. Die geringen Mängel, die man diesem System nachsagen
fann, find auch beim deutschen Parlamentarismus neben anderen viel stärferen Mängeln vorhanden und können deshalb nicht als wesentlich ins Gewicht fallen. Eine Demokratie ist nur tebensfähig, wenn in ihr ein arbeitsfähiges Parlament vorhanden ist.
Nach einer kurzen Diskussion, in der u. a. von sozialdemokra tischer Seite auf die starken Schat enseiten des englischen Watl. fystems hingewiesen wurde, konnte der Vorsigende Dr. Spieder mit Recht erklären, daß Dr. Teipel zwar nicht alle Hörer überzeugt. aber doch alle lebhaft interessiert habe.
Stürme über dem Schwarzen Meer. Deutscher Dampfer abgetrieben und verschollen. Mostau, 19. Dezember.
Auf dem Schwarzen Meer toben seit mehreren Tagen schwere Stürme, die die Schiffahrt völlig zum Stillstand gebracht und großen Schaden angerichtet haben. Mehrere Schiffe, darunter ein deutscher und ein italienischer Dampfer, die im Hafen von beiden Dampfern war bisher keine Spur zu entdecken. Mehrere Odessa vor Anker lagen, sind ins Meer abgetrieben worden. Bon russische und ein griechischer Dampfer sind in der Nähe der Krim auf Felsen gelaufen. Die Besagung eines- russischen Rettungsbootes, das einem bedrängten Dampfer zu Hilfe eilen wollte, ist ertrunten. Der Schaden, der in den Hafenanlagen angerichtet wurde, ist außerordentlich groß.
Theaterauffchwung in Steffin. Das Stettiner Stadttheater ( Intendant Hans Meißner ) hat im Monat November durch die Indoppeln können. Im Vorjahre zählte das Stadttheater in 41 Aufbetriebnahme eines zweiten Hauses seinen Besuch mehr als ver führungen 22 400 Besucher, in diesem Jahre in 40 Borstellungen 26 523. Im zweiten Hause wurden insgesamt 27 095 Besucher verzeichnet. Die Zahl der Besucher in drei Abstechervorstellungen ist in diesen Ziffern nicht enthalten.
Das Hermann Allmers - Haus. 3um 110. Geburtstag von Her mann Allmers am 11. Februar 1931 soll das Wohn- und Arbeitszimmer im Anwesen des Marschendichters zu Rechtenfleth der öffentlichen Besichtigung freigegeben werden. Die Körperschaften, die der zur Erhaltung des Hauses gegründeten Hermann Aumers Gemeinschaft angehören, wollen Mittel bewilligen, um den Verfall des Hauses zu verhindern und seine Feuersicherheit zu erhöhen.
Die Disfuffion über die Maßnahme" findet am 20. Dezember, 8 Uhr abends, in der Schulaula, Weinmeisterftr. 17/18, statt. Bulaẞ nur gegen Gintrittstarten von der Aufführung am 13. Dezember.
Sprünge in der„ Kafafombe". Im Kabarett„ Katalombe"( Bellevueftr.) führten. Die Stätafombe" gebenft aber weiterzuspielen. haben sich Differenzen entwidelt, die zum Ausscheiden verschiedener Künstler
Warum der Stahlhelmfilm verboten wurde
Die Gründe der Filmprüfstelle
In der Kammerfizung vom 12. Dezember 1930, an der teilgenommen haben
a) als Vorsitzender Regierungsrat Dillinger,
b) als Beisiger: Herr Schlesinger( Lichtspielgewerbe), Herr Goldschmidt- Faber unst und
Literatur),
Herr Döscher( Boltewohlfahrt), Frl. Seifarth( Boltswohlfahrt)
c) als Jugendlicher: Herr Wolff, ist über dem Bildstreifen:
folgende
verkündet worden:
Entscheidung l
werden, daß es zu Kundgebungen und Gegenfundgebungen und da durch zu beträchtlichen dauernden Störungen der öffentlichen Ord nung und Sicherheit tommen werde.
Der Vorsitzende legte gegen diese Entscheidung Beschwerde ein, weil sie die Gutachten der Sachverständigen nicht berücfidjtigt hat.
Das amtliche Protokoll, das der Presse nicht zugänglich gemacht wurde, wird im Stahlhelm" veröffentlicht. Wir geben ihm hiermit die Publizität, die es verdient. Möge die Oberfilmprüfftelle nun auch recht bald die Gründe mitteilen, auf Grund deren sie das Berbot aufhob. Die Deffentlichkeit kann dann entscheiden, wo die wirkliche Volksstimmung und wo der politische Kalkul richtunggebend
waren.
Die Beisiger der( unteren) Filmprüfstelle aber werden es
Die öffentliche Borführung des Bildstreifens im fich in Zukunft überlegen, ob sie sich weiter zur Dekoration hergeben. Deutschen Reiche wird verbo te n.
Die Kammer nahm zur Kenntnis, daß die als Sachverständige
Ser Bolschewiki aus den Grenzen der Republik mit dem Siege gehörten Vertreter des Auswärtigen Amtes, des Reichswehrministe
gefrönt worden. Kosciuszko hat den
Grundfah der Gleichberechtigung für alle Bürger Bolens, auch für die Angehörigen anderer Konfeffionen und Nationalitäten
aufgestellt. So wie das Denkmal Kosciuszkos sich über den Straßen und Häusern unserer Stadt erheben werde, schloß der Stadtpräsident, so möge fich auch seine Idee im täglichen Leben auswirken, die sich in die Worte zusammenfassen läßt:
3m freien Vaterland ein freier Mensch!
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Diese Rede ist ein einziger Protest gegen das Regime des Folter- Marschalls und seiner Komplicen. Der Zeitungsbericht sagt, daß die Rede tiefen Eindruck auf die versammelte Riesenmenge gemacht hat. Darauf spielte die Militärkapelle die Nationalhymne. Das war sehr passend, denn ihre Anfangsworte sind:
Noch ist Polen nicht verloren, solange wir leben....
Ehren- Pilsudski im roten Wien .
Mittwoch um halb 12 Uhr mittags tam der Warschauer D- Bug im Wiener Nordbahnhof an. Etma 50 Wadleute und 25 Kriminalbeamte hatten unauffällig" Dienst zu machen. Ein halbes Duzend Pressephotographen rückte ebenfalls auf.
Daraufhin fragte ein Kriminalbeamter einen Journalisten: Was machen die Photographen am Bahnhof?" Auf die Antwort: Sie erwarten Pilsudsti", meinte der Geheime ganz erstaunt: ,, Ja, wieso weiß mann denn, daß er kommt, mir haben den Auftrag, die Angelegenheit sehr vertraulich zu be= handeln. Als man dem Kriminaler ein Morgenblatt gab, in dem die Ankunft Pilsudskis angekündigt war, eilte er mit dieser Zeitung, erstaunt, erregt und diensteifrig, zum Polizeioffizier.
"
Pilsudski hat die Bahnhofshalle nicht betreten. In der Tür feines" Salonwagens erschien er einige Male und unterhielt sich mit den Herren der polnischen Gesandtschaft.
Durch das unauffällig" postierte Aufgebot der zwei Duhend Kriminalbeamten wurden zahlreiche neugierige Eisenbahner angelodt. Pilsudski verschwand daraufhin fofort
in das Innere des Salonwagens und ließ die Fenstervorhänge herab. Der Salonwagen wurde auf den Westbahnhof verschoben und zum Schuße des Dittators war abermals im begleitenden Ge pädmagen eine Abteilung Wiener Polizei untergebracht.
Car foll unterfuchen!....
Warschau , 19. Dezember. Der Rechtsausschuß des Sejm hat den früheren Justizminister Car zum Vorsitzenden gewählt. Dem Ausschuß obliegt die Erledigung
riums und des Reichministeriums des Innern keine Bedenken gegen den Bildstreifen erheben. Die Kammer war der Ansicht, daß es für die Prüfung des Bildstreifens nicht nur darauf ankomme, ob die gezeigten Borgänge erlaubt und von den Behörden zugelassen seien, sondern darauf, welche Wirkung der Bildstreifen bei einer öffent. lichen Vorführung auf die Zuschauer ausüben müsse. Hinsichtlich der Beurteilung dieser Wirkung fonnte sich die Kammer dem Gut achten der Sachverständigen nicht anschließen. Die Kammer tam bei Berücksichtigung der Wirkung vielmehr zu der Entscheidung, den Bildstreifen auf Grund des§ 1 des RLG. zu verbieten, wegen der von ihm bei Zulassung zur öffentlichen Vorführung der Gefährdung Beziehungen Deutschlands zu bestimmten auswärtigen Staaten und wegen der gleichfalls zu befürchtenden Gefährdung der öffent. lichen Ordnung und Sicherheit.
zu
befürchtenden
Was den ersten Berbotsgrund betrifft, so war die Kammer der Auffassung, daß der Bildstreifen, der in der Hauptsache den Aufmarsch des Bundes Stahlhelm am 4. und 5. Oftober in Koblenz wiedergibt, in der Versammlung der uniformierten Massen, in den Parade aufstellungen und Vorbeimärschen ein start militaristisches Bild zeige, wenn auch jede Bewaffnung fehle. Als Ganzes fönne der Bildstreifen den unrichtigen Einbrud erweden. als, ob große Teile des deutschen Voltes friegsbereit feien und sich in einer Teile des deutschen Boltes friegsbereit feien und sich in einer Kriegs- und Revanchestimmung befänden. Dieser Eindruck sei geeignet, die friedlichen Beziehungen Deutschlands zu feinen Nachbarn zu gefährden. Falls der Bildstreifen, was berücksichtigt werden müsse, im Ausland vorgeführt werden würde, oder falls er von Ausländern in Deutschland gesehen werde, so müsse er ein durch aus einseitiges und unrichtiges Bild von dem deutschen Wesen und von der Stimmung des deutschen Volkes geben. Auch sei ein Auslandspublifum nicht in der age, zu unterscheiden, wieweit es sich bei dem Appell des Stahlhelms um Mitglieder eines politischen Vereins oder um Soldaten handele. Die reine Bild- und Tatsachen berichterstattung von dem Reichsfrontsoldatentag werde zudem durch die Einschaltung zahireicher Zitate aus der nationalistischen franzö fischen und der faschistischen Preise in eine ausgesprochene politische und außenpolitische Beleuchtung gerüdi. Dadurch werde die oben gekennzeichnete Wirkung des Bildstreifens noch verstärkt öffentlichen Ordnung und Sicherheit betrifft, so war Was den zweiten Berbotsgrund der Gefährdung der die Kammer der Ueberzeugung, daß der Bildstreifen wegen der einseitigen Einstellung und wegen seiner militärischen Grundtendenz bei jeder öffentlichen Vorführung dazu führen müsse, die politischen und meltanschaulichen Gegenfäße im Volte zu verschärfen. Es müsse bei der gegenwärtigen und im Bolte zu verschärfen. Es müsse bei der gegenwärtigen und gereizten Stimmung des Publikums mit Sicherheit damit gerechnet
Man wundert sich in der Rechtspresse darüber, daß die Fimbeifizer es magen, gegen die Gutachten von drei Regierungsstellen zu ent
fcheiden, und es nicht einmal für angemessen halten, an diese Fragen
zu richten. Man zeigt sich bekümmert darüber, daß die Kammer ohne Kommentar zum Reichslichtspielgesetz von Dr. Ernst Seeger, dem die Sachverständigen in geheimer Abstimmung entscheidet. Der jetzigen Vorsitzenden der Filmoberprüfstelle, besagt aber: Die Lichtbildzensur ist eine Boltszen sur, die im Intereffe des all gemeinen Wohls und der Volksgesundheit ausgeübt wird. Die Beifiber haben den beamteten Borsitzenden bei der Rechtsfindung zu beraten und zu unterstügen. Sie sind ebenso stimmberechtigt wie er. Die Beisiger sind daher mehr als bloße Sachverständige im Sinne der Prozeßordnung; sie sind sachverständige Richter etwa wie der Handelsrichter." Und an anderer Stelle: Selbständigkeit und Selbstverantwortung sind die Wesenszüge dieser Spruchbehörden. Dadurch unterscheiden sie sich von den Trägern der früheren Polizeizenfur, die lediglich Verwaltungsbehörden waren.
Die Filmbeisiger, die den Film verboten, sind also offenbar der Ansicht gewesen, die Rechte einer Volfszenjur auszuüben, die nicht an ministerielle Weisungen gebunden ist. Sie haben selbständig und mit Selbstverantwortung sich eine andere Meinung gebildet, als die Bertreter der Ministerien, die im Sinne ihrer Vorgesetzten zu handeln haben.
Es widerspricht durchaus dem Geist des Filmgefeges, wenn das Votum der Sachverständigen zur maßgebenden Richtsch nur gemacht wird. Die Filmbeisiger haben zusammen mit dem Vorsitzenden die Zensur auszuüben, die Sachverständigen sind nur anzuhören.
Wenn die Filmbeifizer weiter darauf hingewiesen haben, daß dieser Film die öffentliche Ordnung in Deutschland gefährde, so haben sie offenbar das Gutachten des Reichs. innenministeriums in Sachen des Films ,, Im Westen nichts Neues" vor Augen gehabt. Darin steht der Passus: ,, Das deutsche Volk ist in diesem Winter in einem Zustand so tiefer seelischer Not und innerer Zerrissenheit, daß alles abzulehnen ist, was geeignet ist, den inneren 3wiespalt noch zu vertiefen." Sie wären nach unserer Auffassung den Aufgaben nicht gemachien, zu denen sie berufen sind, wenn sie auf diese Gefahren nicht eindringlich hinweisen würden. Dder glaubt irgend jemand, vielleicht der Herr Minister des Innern, daß der überwiegende Teil des deutschen Volkes sich die Großmannsfucht und die Vaterlandsretterei des Stahlhelms, der sich in diesem Film als geistigen Rämpfer" aufspielt, gefallen lassen wird, wenn er befürchten muß, daß diese Militärprogerei uns in den Augen des Auslands unabsehbar schaden wird?
Es sind früher wiederholt Filme von legalen und illegalen Aufmärschen des Stahlhelms verboten worden, mit denen er Propaganda treiben wollte. Es ist kein Grund einzusehen, warum ernste und gewissenhafte Männer jetzt anders handeln sollten, weil das Aus wärtige Amt und das Innenministerium thre frühere Pragis mit einem Male aufgegeben haben,