Ulrich Rauschers Bestattung.

Trauerfeier in Gt Blasien.

St. Blasien, 20. Dezember.  ( Eigenbericht.) Ulrich Rauscher   wurde am Sonnabendnachmittag in Gegenwart zahlreicher Behördenvertreter aus Deutschland   und Bolen auf dem Bergfriedhof von St. Blasien   bestattet. Die eigentliche Trauerfeier fand in der Friedhofstapelle statt, die zu klein mar, um die von fern und nah erschienenen Trauergäste zu fassen. Der Sarg, mit der Reichsflagge geschmückt, verschwand unter einer Fülle von Kranzspenden. Der Reichstanzler, die Reichsregierung, die polnische Regierung, der polnische Außenminister, der polnische Gesandte in Berlin   und viele andere mehr hatten Kranzspenden geschickt.

Am Grabe sprach Staatssekretär von Bülow. Er hob die Berdienste hervor, die fich Ulrich Rauscher   als erster Reichspressechef und Gründer des Reichspresseamtes nach dem Kriege erworben habe. Mit unerschöpflichem Lebensmut und Tatkraft habe er die deutschen  Intereffen auch im Auslande stets wahrgenommen. Reichspressechef Bechlin gedachte bei der Kranzniederlegung in warmen Borten des Freundes und Begründers des Reichspresseamtes. Minifter Szumiałowsti, der Kabinettschef des polnischen Außen­ministers Zalesti, der einen Kranz von roten Rosen mit einer Widmung des polnischen Außenministeriums am Grabe niederlegte, ibmete der Witwe sowie der deutschen   Regierung herzliche Worte des Beileids.

Frick und Versailles  .

Hat das Geraer Reichsbanner militärische Uebungen abs gehalten? Das Reichswehrministerum soll prüfen.

Minister Frid hat dem Reichsinnenminifterium in der Sache des Geraer   Reichsbanners ein Antwortschreiben geschidt. Der Brief ist inzwischen vom Reichsinnenministerium geprüft worden. Der Reichsinnenminister hält das ihm vom thüringischen Innenminister bereits mitgeteilte Material über die Reichsbannerübungen in Gera  zur Begründung eines Berbotes auf Grund der be. fannten Artikel des Versailler Bertrages nicht für aus reichend. Er hat das Material zunächst dem Reichswehr­minister mit der Bitte zugeleitet, zu prüfen, ob die llebungen militärischen Charakter gehabt haben oder nicht.

Rumänischer Parlamentsfrach.

Beinahe Prügelei.

Bukarest  , 20. Dezember.

In der rumänischen Kammer verlas Abg. 2eon einen Artikel des Univerful", in dem behauptet wird, daß Aderbau­minister Madgearu in den Jahren 1927 und 1928 teine Steuern gezahlt habe. Diese Behauptung erwidert der Finanz­minister mit den Worten: Sie lügen, ich bulbe nicht, daß Sie etmas über Madgearu sagen."

Bei diesen Worten tam Madgearu in den Gaal und rief dem Redner zu: Sie sind nicht würdig, daß ich Ihnen antworte. Sie sind ja ein Wahnsinniger."

Lupu forderte die sofortige Surechtweisung Mad­gearus. Der Präsident ertiärte, daß er erst später feststellen fönne, Baber eine Burechtweisung zu erteilen habe. Auf blefe Worte des Präsidenten erwidert Lupu:„ Schämen. Sie sich. Sie ge­wiffenlofer alter Narr."

Der Präsident erklärte, er nehme von Lupu teine zurecht­weisung an. Lupu rief: Dann gehören Sie und mit Ihnen die ganze kammer nicht hierher, fondern ins 3rrenhaus. Diese Borte veranlaßten den Präsidenten, dem Abgeordneten Lupu einen Ord­nungsruf zu erteilen, den Lupu mit den Worten erwiderte: halten

Sie endlich das Maul, Sie alter Pharisäer."

Nach diesen Worten gingen Abgeordnete der Regierungspar. teien auf Lupu zu und es schien, als ob sie ihn tällich angreifen wollten. Lupu verstedte sich jedoch unter feiner Bant und protestierte in nicht wiederzugebenden Worten gegen bas Borgehen der Regierung. Der Präsident mußte die Sigung

aufheben.

Antifaschisten Prozeß in Rom  .

Vor dem Ausnahmegericht.

Rom  , 20. Dezember.( Eigenbericht.) Die antifaschistischen Intellektuellen, die fürzlich wegen um stürzlerischer Umtriebe verhaftet wurden, werden sich am Montag vor einem Ausnahmegericht zu verantworten haben. Die Angeklagten find außer der alten Witme des Dichters De Bofis zwei bekannte Journalisten aus Rom  , ein Lehrer und dessen Frau aus Verona  , ein Rechtsanwalt und der Kontrolleur der Telegraphenzentrale in Verona  .

Die Anklageschrift beschuldigt die genannten Intellektuellen eines Attentats gegen die Verfassung. Sie hätten durch heimliche Flugschriften zur Empörung aufgefordert und die Absicht ge habt, den bewaffneten Aufstand und den Bürgerkrieg zu entfeffeln. Ihr Organ sei die ,, Nationale Alliance" gewesen. Ihre Geheimorganisation habe den gleichen Namen ge­tragen. 3wed dieses Geheimbundes fei, alle antifaschistischen Kräfte, mit Ausnahme der Kommunisten, zu einer Aktion zusammenzufaffen und die faschistische Herrschaft zu stürzen.

Neue Ingenieurs ,, Verschwörung". 24 Berhaftungen durch die Gpu.

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aber...

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3m Often nichts Neues.

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H.ABEKING

Sozialisierung von Agrarierpleiten

Sugenberg annulliert Milliardenforderungen und fordert Milliarden Entschuldung.

Landabgabe nur auf Antrag des Eigentümers erfolgen. Wis Preis für die Landabnahme soll an die Eigentümer erheblich mehr als der Bertaufsmert gezahlt werden; wenn aber die Reichs landgesellschaft einer( natürlich rein agrarischen östlichen) Siedlungs­gesellschaft Land verkauft, soll das dem Eigentümer mit Ueberpreisen bezahlte Land den Siedlern weit unter Breis abgegeben werden. Also ein weiterer Raubzug auf die Taschen des Steuer­

In den Mitteilungen der Deutschnationalen Boltspartei" teilt| aber für die Gesellschaft die Pflicht zur Abnahme besteht, darf die Sugenberg Einzelheiten eines Gefegentwurfs der deutschnatio­nalen Reichstagsfraktion mit, die geradezu phantastische Pläne erfennen lassen. Eine Verordnung betreffend Ent. schuldung" und eine weitere Berordnung über die Rechtsver­hältnisse der entschuldeten Betriebe foll nach dem Wunsche der Deutschnationalen die gejamie bisherige Landwirtschaftshilfe im Diben burch die Umstellung von der individuellen zu einer generellen Entschuldung revolutionieren.

Auf Antrag der Grundeigentümer sollen alle nicht mündelsicheren Schulben, b. h. also sämtliche Personaltrebite, von einer Entschuldungsstelle übernommen werden. Dieser Entschul­dungsstelle soll der Eigentümer 25 Jahre lang hindurch jährlich 6 Proz der Schuldfumme zur Tilgung der Schuld zahlen. Die Gläubiger erhalten von der Entschuldungsstelle Ablösungs. scheine, die in 25 Jahren mit jährlich 4 Proz. durch Auslosung getilgt werden soll Die 3infen für diese Ablösungsscheine soll also die Entschuldungsstelle tragen. Someit Gelder vorhanden sind, sollen Handmerter. und Lieferantenforde­rungen sowie auch rückständige Löhne und Gehälter in bar gezahlt

merden.

Mit den Milliardenbeträgen, die das Reich, der preu­bische Staat, die Reichsbant, die Rentenbanktrebitanstalt, die Gold­distontbant und die Preußentaffe der Landwir.schaft als Personal­tredit und mittelfristigen Kredit zur Verfügung gestellt haben, foll reiner Tisch gemacht werden. Sie werden prattisch annul liert. Ein derartiges Vorgehen sei

nur die unmittelbare unvermeidliche Folgerung aus dem durch die Politik des Reichs und der Länder herbeigeführten Zusammen bruch der Landwirtschaft. Der ganze Wust der zentralen Not­standskredite"

zahlers zugunsten der Agrarier.

Man ist von Herrn Hugenberg ja schon allerlei gewöhnt in

Deutschland  . Aber was er und die deutschnationale Reichstags­frattion, scheinbar unter geistiger Förderung durch die Zeiter der ritterschaftlichen Realtreditinstitute( Landschaften) sich hier geleistet haben, das ist wirtschaftlicher Wahnsinn.

Hugenberg   erklärt den völligen Bankrott der deutschen   Land­

wirtschaft.

Sugenberg fordert die Sozialisierung der agrarischen Pleiten, aber nicht etwa so, daß der Staat nun die übrigbleibende Substanz über­nimmt, sondern daß der Staat mit Milliarden von Steuergeldern den agrarischen Pleitenzustand verewigt, ohne daß die Grund­befizer von ihrer Pleite etwas zu merken brauchen. Wären diese Pläne nicht offenbarer Wahnsinn, so müßte man sie als Verbrechen bezeichnen!!

Berbotene Kundgebungen.

Schuh geaen Hafenfrenzler.

Koblenz  , 20. Dezember.( Eigenbericht.)

Und gegen Kommunisten.

Das Polizeipräsidium in Koblenz   hat Bersammlungen müffe aus dem landwirtschaftlichen Kreditverkehr verschwinden. und Umzüge der Nationalsozialistischen   Partei Diese öffentlichen Forderungen sollen an eine Reichslandgebis auf weiteres für das Gebiet des staatlichen Polizeibezirks Koblenz  fellschaft übergeführt werden. Das Reich fall allen beteiligten verboten. öffentlichen Stellen, die zur Bilanzaufstellung verpflichtet sind, alfo Rentenbanftreditanstalt, Reichsbant, Gold­distontbant und Preußentasse, über die entstehenden Uebergangsschwierigkeiten" hinweghelfen. Da aber nach dem Plan diese Institute nicht etwa tilgbare Ablösungsscheine erhalten follen, sondern nur Kapitalteile der Reichslandgesellschaft deren Sub­

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ftanz nur aus nicht eintreibbaren Schulden der Landwirtschaft be­steht würden selbstverständlich diese Institute, einschließlich natürlich sämtlicher landwirtschaftlichen Genossenschaften, sich als zahlungsunfähig erklären oder vom Reich entsprechende Zer- natürlich Mittel erhalten. Die Reichsbant müßte für die Golddiskontbant Kredit aufnehmen oder Noten druden.

Kowno  , 20. Dezember. Die OPGU. hat in Moskau   eine große Verschwörung entdeckt, die angeblich als Zweig der Organisation der Industriepartei anzusehen ist. Die Organisation foll sich angeblich mit der 3er störung des sowjetrussischen Eisenbahnwesens, besonders der Verbindungslinien zwischen Moskau   und dem Donezbecken   beschäftigt haben. Die OẞGU. hat 24 Ingenieure verhaftet und angeblich be lastendes Material gefunden, wonach die Gruppe zu den Industriellen in Paris   in Beziehungen gestanden haben soll.

Konflikt Japan  - Rußland. Die Blabimoftofer Filiale der japa­nischen Bant von Korea  " ist wegen angeblicher Balutavergehen ge­sperrt, der Drahtverkehr Wlabiwostot- Mandschurei unter Extra­zensur gestellt worden, um die Verbindung dieser Bank mit japa­nischen Firmen und Stellen zu verhindern. Sowjetbontott gegen Japanfchiffe ift angedroht. Japan   proteftiert und verlangt Wiederzulaffung der Bant.

Zum Vizetönig von Indien   wurde der bisherige General­gouverneur von Kanada  , Biscount Billingdon, ernannt.

Der Plan verlangt aber nicht nur die Berzinsung der in 25 Jahren zu tilgenden Personalschulden auf Staatsfosten und nicht nur die praktische Annullierung fämtlicher öffentlichen Fo de rungen gegenüber der Landwirtschaft, sondern außerdem noch für die Berzinsung der sogenannten mündelsicheren Schulden eine Sub­vention. Alle sogenannten Entschuldungsbetriebe sollen für ihre Hypothekenschulden während der ersten drei Jahre einen 3inszu­huß von 2 Pro3. der Kapitalschuld und während der nächsten zwei Jahre einen Binszuschuß von 1 Proz. der Kapitalschuld vom Staat erhalten. Hugenberg sagt nicht, daß das zusätzlich mehrere hundert Millionen pro Jahr foften wird.

irb. ganb

Die Grundeigentümer sollen sich auch durch Landabgabe entschulden dürfen, die an die Reichslandgesellschaft erfolgt. Während

Bremen  , 20. Dezember.

Der Polizeipräsident gibt bekannt: Infolge der kommunistischen  Ausschreitungen am Freitag, dem 19. Dezember, hat die Polizei­direttion alle fommunistischen Bersammlungen der Erwerbslosen unter freiem Himmel und Umzüge bis zum 28. Dezember 1930 verboten.

Der offelbische Gefichtswinkel.

Was sie vom Sozialismus wiffen.

Die Ostpreußische Zeitung" in Königsberg   hat einen Wutanfall über die Rundfunkrede von Otto Braun   erlitten. Sie veröffentlicht eine Sammlung von Anwürfen gegen die Sozial­demokratie. Darin befindet sich der folgende Gaz:

Die Sozialdemokratie hat feine Weltanschauung; denn der margistische Sozialismus ist zunächst einmal die Erfindung eines literarischen Hochstaplers, sodann aber eine Einrichtung, um einer jtrupellosen Bonzokratie hochbezahlte Posten an der Futterkrippe zu sichern."

Ganz dem Verständnis des Leserkreises der Ostpreußischen Zei­tung" angepaßt! So stellen sich deutschnationale Großagrarier die größte politische und kulturelle Bewegung Deutschlands   vor.