Nr. 597 47. Jahrgang
2. Beilage des Vorwärts Contes 21. Desember 1930
Schutz der Hochschule vor Terror!
Minister Grimme spricht vor den Studenten.
Der Kreis Berlin des Deutschen Studenten.] verbandes veranstaltete einen Teeabend im Haus der Breffe, zu dem die Hochschulprofefforen überaus zahlreich erschienen waren.
Ein Referat von Heinrich Ka un. der über die Ziele der republi. tanischen Studentenbewegung und über die Möglichkeiten einer engeren Zusammenarbeit zwischen republikanischen Hochschullehrern und Studenten sprach, leitete den Abend ein. Danach überbrachte Prof. Dessoir die Grüße des Rektors der Berliner Universität, namens der Technischen Hochschule sprach Prof. Dr. Drawe. Ge heimrat Kahl führte eindrucksvoll aus, daß er an der Demokratie die Verantwortlichkeit aller Staatsbürger für das Bolksganze zu schätzen gelernt habe. Er bekenne sich zu dem großen Teil der repu blikanischen Studenten, als verantwortungsbewußte Jugend der Gegenwart ins Auge zu sehen und mitzuhelfen am Ausbau des demokratischen Staates. Gegenüber einigen Professoren, die sich zum Ideal des unpolitischen Hochschullehrers bekannten, legte Prof. Chajes ein rückhaltlojes Bekenntnis zur politischen Mitarbeit der Dozentenschaft an der Republit ab. Nachdemn noch von vielen Seiten zahlreiche Anregungen zur Zusammenarbeit und Attivierung der hochschulpolitischen Arbeit gegeben worden waren, sprach der preußische Minister für Wissenschaft, Kunst und Bolfsbildung.
Er erklärte, daß es zwei Dinge wären, die Grund zur Resignation geben könnten. Einmal sei es die Tatsache, daß trotz des seit Jahren eingeführten staatsbürgerkundlichen Unterrichts an den höheren Schulen, der gerade die Achtung vor der Meinung des Gegners erziehen solle, es nicht gelungen sei, eine studentische Generation auf die Hochschulen zu bringen, die es gewohnt ist, sich mit der Meinung des Gegners fachlich auseinanderzufezen. Trotzdem refigniere er nicht. Er fei vielmehr überzeugt, wenn erst im stärteren Maße jüngere Lehrer tätig seien, es gelingen werde, die Ziele dieses Unter
Grimme erklärte, er sei fest entschlossen, alles zu tun, um das tost. barste Gut der freien Meinungsäußerung weiter zu erhalten. Die Professoren, die heute noch abseits ständen, machten sich mit. chuldig am Untergang der akademischen Freiheit. Gegenüber dem Teil der Studentenschaft, der glaube, der gegnerischen Meinung nur dadurch Herr werden zu können, daß man den Menschen, der diese Meinung vertrete, selbst treffe, müsse die Idee der Toleranz vertreten werden. Es trete bei der Jugend hinzu, bag ber Nationalsozialismus ihrem Drang nach Aktivität entgegenkomme. Jeder Mensch habe die Sehnsucht nach etwas Abso. lutem in sich. Da Teile der Jugend an alten Jedalen irre geworden feien, fomme sie vielfach dazu, die Nationalsozialistische Partei als das Absolute anzusehen. Es müsse versucht werden, im beständigen Kampf diese Jugend von ihren Scheinidealen zu lösen. Dieser Kampf fönne aber nur gewonnen werden, wenn Studenten und Professoren in einer Front ständen.
Prof. Gustav Mayer übermittelte den Dank der Professoren und erflärte, daß die Professorenschaft heute attiv zu den politischen Fragen Stellung nehmen wolle. Die republikanischen Professoren seien bereit, überall da, wo die Studenten sie brauchten, nach besten Kräften mitzuarbeiten.
Für die Freiheit der Kunst.
Geistesarbeiter und Künstler in gemeinsamer Abwehr.
Den machtvollen Protestversammlungen, die das Reichs. banner vor einigen Tagen gegen das Berbot des Filmes„ Im Westen nichts Neues" veranstaltet hatte, folgte am Freitag der Kampfausschuß gegen 3ensur" in einer Rundgebung im großen Saale des ehemaligen Herrenhauses, durch die gegen die Vergewaltigung der geistigen und fünstlerischen Freiheit protestiert
wurde.
Sonntag,
in ber Reichsverfaffung gewährleisteten geistigen Freiheit. Der Dramatiter Karl 3udmayer sprach ein flammendes Manifest im Namen der Kriegsgeneration, die den Krieg überstand und nicht zerbrochen wurde. Diese Frontgeneration fühlt sich durch den Film in ihrem Kriegserlebnis nicht verlegt, wie die Jungens, die heute zu Deutschlands Unheil heil" rufen. Gegen den Terror der Straße appellieren wir an den republikanischen Staat zum Schuße der von ihm gesetzten Freiheiten. Karlheinz Martin , der fünstlerische Leiter der Volksbühne, forderte gegen die strupellose Arbeit verantwortungsloser Landknechtsnaturen nicht nur Brotest, sondern den 3usammenschluß der Werftätigen Die Verbote von des Geistes zur Abwehr dieses Treibens. Theaterstücken in den letzten Wochen find bedenkliche Anzeichen der Beschränkung geistiger Freiheit. Früher wurden Theaterstücke durch die Theaterpolizei verboten, heute ist es ein konglomerat von Polizei, Nationalsozialisten, reaktionären Behörden( wie Frid in Thüringen ) und alten Weibern . Die geistigen Arbeiter müffen ihre Stellung durch Zusammenschluß stärken und vereint gegen die Zenfurreaktion und für die Freiheit des Geistes tämpfen.
Reichstagsabgeordnete Adele Schreiber sprach im Namen der Frauen. Man wirft dem Remarque - Film Entstellung der Wahrheit vor, aber selbst in Büchern rechtsstehender Kriegsbejahe: wird der Krieg ebenso schonungslos geschildert wie in diesem Film und Remarques Buch. Das Verbot des Films ist eine Verbeugung Geist des Friedens siege über den Geist des Krieges. vor dem Dämon der Straße, beeinflußt von der Angst, daß der Gerade die Frauen haben alle Ursache, fich dagegen zu wenden, daß eine neue Jugend in einen neuen Krieg gehetzt wird. Zum Schluß wurde eine Entschließung angenommen, die sich gegen das Filmverbot und das Berbot von Theaterstücken, wie zulegt Döblins„ Ehe" in München , wendet.
Artistenfinder am Weihnachtstisch.
Im Dönhoffbrett! hat die Internationale Artisten Loge den traditionellen Weihnachtstisch für ihre Artistenkinder aufgebaut. Eine ungemein interessante Kindergesellschaft hat sich da zusammengefunden, das bringt der Beruf der fahrenden Leute mit sich; nichts Bodenständiges haftet ihnen an, die ganze Welt ist ihre Arbeitsstätte. Und so sigen zwischen den waschechten fleinen Spreeathenern junge Chinesen, Japaner, Mulatten, Eng
richts durchzusehen. Viel eher fönnte es Anlaß zur Resignation richtete sich gegen die sich mehr und mehr ausbreitenden reaktio- länder, Franzosen, fast alle Rassen sind vertreten. Ein wenig nach
geben, wenn sich heute noch ein Teil der Hochschullehrer als un= politisch bezeichne und glaube, es mit dem Amt nicht vereinbaren zu fönnen, zu politischen Fragen offen Stellung zu nehmen. Diesen Hochschullehrern ruje er zu, daß es im Kampf auf den deutschen HochSchulen um das Recht der freien Meinungsäußerung, um das Ethos des freien Lehrens und Lernens gehe. Man habe ihm Metternichfhe Methoden vorgeworfen. Dabei habe man aber nicht die große Umschichtung auf den Hochschulen berüdfichtigt. Zu Metternichs Zeiten sei die Staatsgewalt zur Unterbrudung der Freiheit auf den Universitäten eingesetzt worden. Menn heute die Schupo die Hochschule betrete, fo geschehe es, um die Freiheit vor dem Terror zu schützen.
Es ging hier nicht nur um den Remarque - Film, der Proteft nären Bestrebungen, die künstlerische Freiheit zu bedenklich, fast an der Grenze des Melancholischen gucken todernste nären Bestrebungen, die fünstlerische Freiheit zu be einträchtigen. Genosse Robert Breuer schilderte eingehend chinesische Kinderaugen in die ieuchtende Bracht des Lichtervaumes, dann versenken sich die kleinen Hände in den Inhalt des süßen Tellers, die Entwidlung bis zum Verbot des Remarque - Films, wobei er u. a. auch die Zusammenseßung der Oberprüfstelle der vor ihnen steht; und als gar Knecht Ruprecht erscheint und seine. fritisierte und dabei dem Gedanken Ausdrud gab, daß man wohl fleinen Freunde herzlich begrüßt, da will das Staunen schier kein hier das Glück zugunsten des Verbots etwas forrigiert habe. Selbst Ende nehmen. Dann sprechen deutsche Kinder Weihnachtsgedichte, wenn die Oberprüfstelle behauptet, daß das Berbot nicht unter dem Ontel Bauchredner führt seine Puppen vor, ein Clown macht seine Drud der Straße erfolgt sei, ist es doch als ein Erfolg der Hitler Späße, und der unsterbliche Kasperle sorgt für die gute Stimmung. und Goebbels anzusehen. Das Berbot bedeutet eine Gefähr heut treten die Künstler nochmal so gerne auf, obwohl es keine Gage Dung des deutschen Ansehens in der ganzen Welt. gibt, dafür aber leuchtende Kinderaugen und felige Gemüter. Ein Diese Erfüllung der Forderung des politischen Terrorismus unter- jedes Kind von den 120 Bescherten bekommt zum Schluß noch ein gräbt die Staatsautorität und ist nicht zuleßt eine Berletzung der hübsches Geschent. Aber auch den Eltern gedachte man...
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