Nr. 597 47. Jahrgang
3. Beilage des Vorwärts
Revision des Young- Planes.
Die Entwicklung ist für Deutschland .
Deutschland hat sich, indem es den Young- Plan angenommen hat, nicht verpflichtet, auf eine Revision oder Revisionen zu verzichten, sondern falls es eine Revision erstrebt, nur den im Yong- Plan selbst festgelegten Weg zu gehen.
Es ist selbstverständlich, daß jeder Mensch in Deutschland den allerſtärksten Wunsch nach Herabsehung der Reparationslasten hat. Jedem von uns wäre es am liebsten, alle Reparationsverpflichtungen vollkommen los zu werden. Wenn es sich nur um den Wunsch nach der Revision handelte, so wären überhaupt keine Meinungs verschiedenheiten vorhanden, und jede Diskussion, geschweige denn ein politischer Kampf, wäre völlig überflüssig. Wenn aber jetzt über die Revision diskutiert wird, so ist dem gar nicht so, als ob einige Parteien die Revision wünschen und die anderen diesem Wunsch widerstreben. Es handelt sich um die praktische Politik, die zu der Revision führen kann. Darum handelt es sich wenigstens für uns, während bei manchen anderen die Forderung nach der Revision vor allem ein Vorwand für eine wüste und in erster Linie innenpolitisch orientierte Demagogie ist.
Es ist entweder vollkommene Unwiffenheit oder offene Demagogie, wenn von der Reichsregierung die fofortige
Erklärung des Moratoriums verlangt wird,
d. h. des Aufschubs der Uebertragung der Reparationszahlungen. Die momentane, außerordentlich schwierige Finanzlage des Reichs fann gar nicht durch ein solches Moratorium er= leichtert werden, ebensowenig die vorhandene, außerordentlich schwierige Wirtschaftslage überhaupt. Das Moratorium fann drei Monate, nachdem es angekündigt ist, in Kraft treten und fich vorläufig nur auf die Uebertragung( auf den Transfer) der Reparationen erstrecken; erst ein Jahr später, also fünf zehn Monate nach der Ankündigung des Moratoriums, darf das Moratorium auch auf die Aufbringung der Zahlungen ausgedehnt werden. Mit anderen Worten, wenn die Reichsregierung jetzt das Moratorium erklärt, so darf es erst ab April 1931 die Uebertragungen und erst ab April 1932 auch die Aufbringung des geschüßten Teils der Reparationen einstellen. Es tönnte also auf diese Weise nicht einmal der Etat für 1931/32, sondern erst der Etat für 1932/33 entlastet werden.
Irreführend ist auch, wenn man so tut, als ob Deutsch land das Moratorium brauche, um die Revision des Young- Planes einzuleiten. Gewiß wird die Wirtschaftslage Deutschlands von dem Sonderausschuß bei der Internationalen Bant geprüft, wenn das Moratorium erklärt wird.
Die Prüfung der Wirtschaftslage fann aber auch ohne Moratorium veranlaßt werden. Darüber wird im Absatz 119 des Young- Planes ausdrücklich gesagt:
,, Rach Erklärung eines Aufschubs soll die Bank für den internationalen Zahlungsverkehr den Beratenden Sonderausschuß einberufen. Auch wenn ſonſt zu irgendwelcher Zeit die deutsche Regierung erklärt, fie sei in gutem Glauben zu dem Schluſſe gekommen, daß die Währung und das Wirtschaftsleben Deutsch lands durch den teilweisen oder vollständigen Transfer des aufschiebbaren Teils der Annuitäten ernstlich in Gefahr gebracht werden könnten, soll der Ausschuß ebenfalls einberufen werden." Ueber die Aufgabe des Beratenden Sonderausschusses in diesem Falle läßt der danachfolgende Absatz 120 teine Unklarheit übrig.
,, Nach seiner Einberufung soll der Beratende Sonderausschuß unverzüglich die Umstände und Verhältnisse untersuchen, die zu der Notwendigkeit des Aufschubes geführt oder eine Lage geschaffen haben, in der nach Ansicht Deutschlands feine Währung und sein Wirtschaftsleben durch weiteren Transfer des aufschiebbaren Teils der Annuität ernsthaft gefährdet werden fönnen. Er foll ferner in eine gründliche Prüfung der Lage Deutschlands hinsichtlich der unter diesem Plan ihm obliegenden Verpflichtungen eintreten."
Der letzte Satz hat für uns einen sehr großen Wert, weil er besagt, daß sich die Prüfung nicht auf die Untersuchung der vorhandenen Bedingungen für den Transfer einschränken, sondern ,, eine gründliche Prüfung der Lage Deutschlands hinsichtlich der"... ihm obliegenden Verpflichtungen sein soll. Wir haben uns immer gegen die einseitige Hervorhebung des Transferproblems gewandt und darauf hingewiesen, daß während der Krise, in der die 2a st der Reparationen wirtschaftlich für uns besonders drückend werden muß, der Transfer dagegen am leichtesten funktionieren werde. Wir haben damit die gegenwärtige Situation völlig
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Sonntag, 21. Dezember 1903
nicht der Illusion hingeben, daß diese Chance allein entscheidend As werden fann. Jetzt hat nicht Deutschland allein, sondern haben auch andere Länder die schwerste Wirtschaftstrise, von der überall die staatlichen Finanzen getroffen werden. Die ausländischen Zahlungen sind deshalb willkommener als je. Wenn
Leere Demonftrationen helfen nichts. Die amerikanische Regierung jezt ein Haushalts.
Wer eine Revision des Young- Planes wirklich vorbereiten will, muß vor allem alle unfinnigen, gefahrvollen und aussichtslosen Demonftrationen verwerfen. Wenn man durch solche Demonstrationen, wie eine fofortige Moratoriumserklärung, jedes Vertrauen in die Kreditwürdigkeit Deutschlands erschlägt, so wird man teinen Gewinn, sondern nur eine Katastrophe für die deutsche Wirtschaft herbeiführen. Es ist einmal so, und kein Hitler wird daran etwas ändern können, daß die Reparationen ein tompliziertes, übernationales Problem sind, welches nach dem Wunsche Deutschlands allein nicht geregelt bzw. revidiert werden kann, sondern für seine Lösung auch in der Form einer Revision günstige politische Voraussetzungen in anderen Ländern erfordert. Es sind gewiß bestimmte Anzeichen dafür vorhanden, daß sich
besonders in amerikanischen Banffreisen eine für uns günftige Einstellung
zur Revisionsfrage verbreitet. Wahrscheinlich gehört auch Herr Morgan zu den Anhängern des Revisionsgedankens, zumal die sogenannten ,, internationalen Bantiers" in USA . schon längst für die Herabsehung oder sogar für die Streichung der interalliierten Schulden sind. Das ist weiß Gott tein Wunder und alles andere als ein Ausdruck glühender Menschenliebe. Die amerika nischen Banten profitieren doch von den Schuldenzahlungen der früheren Alliierten nicht, die direkt an die Staatstaffe abgeführt werden. Sie möchten sehr gern, daß die gleichen Summen ganz oder wenigstens zum Teil als Zinsen für die von ihnen vermittelten Anleihen an Amerika fließen. Da alle Zahlungen der interalliierten Schulden jetzt auf Deutschland übergewälzt werden, so würde ihre Herabsetzung vom Standpunkt der internationalen Bantiers" eine erhöhte Aufnahmefähigkeit für Anleihen in Deutschland bedeuten. Bir verkennen gar nicht, daß eine solche Einstellung der amerikanischen Bankiers sowie die gleiche Einstellung anderer tapitalistischer Kreise aus anderen Gründen für uns eine günstige Gelegenheit darstellen können. Man darf sich aber
defizit von 180 Mill. Dollar, also von Milliarden Mart, zu decken hat und sich vor die Notwendigkeit gestellt sieht, die Steuern zu erhöhen, so ist sie froh, daß sie wenigstens die Schuldenzahlungen der Alliierten für die Deckung ihrer Ausgaben zur Verfügung hat. Die amerikanischen Steuerzahler dürften aber jetzt weniger als je geneigt sein, ihre Zustimmung zur Herabsetzung, geschweige denn zur Streichung der interalliierten Schulden zu geben. mit den interalliierten Schulden sind aber die Reparationen immer noch untrennbar verbunden.
Weltpreissenkung eine Gelegenheit zur Revision.
Eine Revision des Young- Plans wird dann möglich sein, wenn sich die wirtschaftlichen Voraussetzungen, unter welchen der Plan angenommen war, wesentlich ändern. Es spricht vieles dafür, daß wir in solchen Aenderungen schon mitten drin sind. Wenn der jezige Preissturz auf dem Weltmartt nicht nur eine vorübergehende Erscheinung ist, sondern wenn zugleich, was als sehr wahrscheinlich erscheint, eine dauernde herabsetzung des allgemeinen Preisniveaus eingefeßt hat, so tritt damit auch eine wesentliche Aenderung der Voraussetzungen des Young Plans ein. Dann wird der Wert unserer Zahlungen durch die allgemeine Senfung der Warenpreise wesentlich erhöht, und unsere Verpflichtungen werden einem viel höheren Wert enisprechen, als dem im Young- Plan angenommenen.
Diese Erhöhung des Wertes der Reparationen durch die Senkung der Warenpreise bedeutet nicht nur eine Erschwerung der Reparationslast für Deutschland , sondern auch eine Berstärkung des Drudes der deutschen Ausfuhr auf dem Weltmarkt. Das wird nicht nur von unserem Standpunkt, sondern auch für alle interessierten Länder ein sehr schwerwiegender, ja hoffentlich ausschlaggebender Grund für die Revision sein. Es gilt also vor allem, sorgsam auf den Zeitpunkt aufzu= passen, an dem die schon jetzt vorhandene Wahrscheinlichkeit der dauernden Sentung des allgemeinen Preisniveaus als sichere Gelegenheit wahrgenommen werden kann. Hier haben wir unsere wichtigste Chance, und wir dürfen sie uns nicht durch irgendwelche voreiligen oder nur demonstrativen Schritte verscherzen.
nicht unter die Richtlinien. 2. Die Beratungsstelle hat über An
Optimistische Handelskammer. Teihegeſuche binnen 2 Wochen zu entscheiden, während fie
Die Berliner Industries und Handelskammer erwartet Wirtschaftsbefferung.
In dem von der Industrie- und Handelskammer zu Berlin bereits jetzt der Deffentlichkeit übergebenen ausführlichen Jahresbericht für 1930 wird zu den Aussichten der Wirtschaftsentwicklung gejagt:
Wir glauben jedoch, daß gewisse Aussichten für eine Besserung der Lage vorhanden sind. Es darf nicht übersehen werden, daß die Aufrechterhaltung der Ausfuhr fowie die Aktivität der Handelsbilanz zwei verhältnismäßig günstige Faktoren im Wirtschaftsbild 1930 darstellen. Die durch die tonjuntturellen Einflüsse bedingte Flüssigkeit am internationalen Geldmarkt und die verhältnismäßige Leichtigkeit des internationalen Kapital marktes bieten für den Zeitpunkt eines Wiederansteigens der Kenjunktur für ein auf fremdes Kapital so start angewiesenes Land wie Deutschland besondere Vorteile, die sich vornehmlich in der Berringerung der Zinslaft für die aufzunehmenden fremden Mittel auswirken werde. Die unter dem Zwang der Verhältnisse durchgeführte äußerste Einschränkung der Lagerhaltung in Halb- und Fertigfabrikaten muß bei Eintritt selbst der dringendsten Bedarfsdeckung durch die notwendige Auffüllung der Läger die Erzeugung anfurbeln. So ergeben sich aus dem langen Verlauf der Krise einzelne Umstände, die eine Bereinigung der Gesamtlage darstellen und den Boden für eine Besserung bereiten."
WebA
früher die Entscheidung oft monatelang verschleppte und damit die Anleihe häufig zerschlug. 3. Die fommunalen Darlehen sollen im allgemeinen nur für werbende Zwede und zur Deckung außerordentlichen Bedarfes aufgenommen werden, wobei aber die Abdeckung von kurzfristigen Verpflichtungen, die bis jetzt eingegangen wurden, auch als außerordentlicher Bedarf gilt. Der Fortschritt der neuen Richtlinien gegenüber der alten Beratungsstelle unſeligen Angedentens und gegenüber den ursprüng lichen Absichten für die Neuregelung der kommunalen Kredittontrolle ist unverkennbar. Unsere grundsählichen Bedenken gegen die Auferlegung von Bindungen für den kommunelen Kredit unter Freilassung des privaten Kredites von jeglichen Bindungen wird aber davon nicht betroffen. Im übrigen wird es natürlich sehr darauf ankommen, wie die neuen Richtlinien von den beteiligten Instanzen gehandhabt werden. Es wird scharf darüber gewacht werden müssen, daß, wenn der Kapitalmarkt wieder funktioniert, die Befriedigung des wirtschaftlich berechtigten Kapitalbedarfs der Kommunen nicht fünstlich gedrosselt wird.
92 Die deutsche Ernte 1930.
Der öffentliche Kapitalbedarf. bem sich auch hiergegen ein Weniger( um 11.4 Broz.) ergibt. An
Der Ersatz für die Beratungsstelle.
Die Vereinbarungen zwischen dem Reich und den Ländern über die neuen Richtlinien der kommunalen Kredit: tontrolle sind zum Abschluß gelangt. Sie enthalten die BeStimmungen, die im wesentlichen schon bekannt geworden find, also die Aufnahme zweier Kommunalvertreter in die Beratungsstelle für Auslandskredite und die Beschränkung der Kontrolle auf die Anleihebedingungen, während früher auch der Verwendungszwed geprüft
Berglichen mit den reichlichen Erträgen der Ernte 1929 bleiben die Ergebnisse der diesjährigen Ernte zwar bei einigen Getreidearten, wie Roggen( um 5,8 Pro3.), Gerste( um 10 Proz.) und Hafer ( um 23,4 Pro3.) zurüd, übertreffen aber bei den meisten wichtigeren Fruchtarten sowohl die vorjährigen Erträge als auch die Ernten im Durchschnitt der letzten sechs Jahre mit Ausnahme von Hafer, bei Brotgetreide zusammen ist im Vergleich zum Mittel der Ernten 1924/29 ein Mehr um 10 Broz., an Gerste um 2.6 Proz., an Kartoffeln um 24,5 Proz. und an Zuckerrüben sogar um 39,8 Proz. festzustellen. Auch an Heu find die Mehrerträge im allgemeinen nicht unbedeutend, und zwar sowohl an Wiesenheu(+12 Proz.) als auch an Kleeheu(+ 11 Pro3.) und besonders an Luzernenheu
(+ 30,4 Pro3.).
richtig vorausgesehen: wir haben jetzt die schwerste Kriſe, der wurde. Kommunale Kreditkontrollen wurden ferner, wie schon Abschluß der Spandauer Reichswerte.
Transfer funktioniert aber besser als je, weil wir eine starte attive Handelsbilanz haben. Die Notwendigkeit der Revision mit den Echwierigkeiten des Transfer zu begründen, wäre ein völlig ausfichtsloses Unternehmen.
Die Nationalisten aller Schaffierungen haben bis jetzt keinen gangbaren Weg für die Erreichung der Revision gezeigt, fie haben nur Forderungen gestellt, die im Falle ihrer Erfüllung durch die Reichsregierung zu einem vollkommenen Mißerfolg führen würden. Der Berdacht liegt nahe, daß man eigentlich diesen Mißerfolg braucht, um für die nationalistische Hehe einen noch günstigeren Boden zu schaffen.
früher bekannt wurde, auf die Inlandsanleihen ausgedehnt, und zwar in der Form, daß dem zentralen Kreditausschuß der Kommunen ein Vertreter des Reichsfinanzministeriums, des Reichswirt fchaftsministeriums, der Reichsbant und der zuständigen Länderregierungen zugeführt wird. Der Reichsfinanzminister hat in diesem Gremium ein Einspruchsrecht und die Länder regierungen verpflichten sich in diesem Falle, eine Anleihe nicht zu genehmigen, bevor eine Verständigung mit dem Reichsfinanz ministerium stattgefunden hat.
Wichtig sind noch folgende Bestimmungen: 1. Rommunale Versorgungsbetriebe mit eigener Rechtspersönlichkeit fallen
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Zwei Millionen Verlust.- Starter Belegschaftsabbau.
Die aus dem Reich gehörende Deutsche Industriewerte A.-G. in Spandau schließt ihr Geschäftsjahr 1929/30 mit einem Berlust von fnapp 2 Millionen Mart ab. Die Höhe des Verlustes ergibt sich einmal aus dem start gesunkenen Geschäftsgewinn, der nur 3,7 gegen 5,3 Millionen beträgt und zum anderen aus einer ganz beträchtlichen herauffezung der Abschreibungen auf die Anlagen, die mit 1,77 Mill. gegenüber nur 750 000 Mart sich weit mehr als verdoppelt haben. Es ist befremdend, daß das Unternehmen diese überraschende Erhöhung
MARKE
SALA
AMAND
SALAMANDER