Nr. 597 47. Jahrgang
J. P. Mayer:
5. Beilage des Vorwärts
Sonntag, 21. Dezember 1930
Nationalökonomie/ Philofophie Recht/ Staat
Ueber eine unveröffentlichte Schrift von Karl Marx
In dem Handschriftlichen Nachlaß von Karl Marg findet sich in ihren besten Vertretern wie Heidegger und Scheler geht die gleichen| druck der Gesellschaftlichkeit der Arbeit innerhalb der Entfremdung eine unveröffentlichte Schrift, die nach der Vorrede, die Marg dieser Wege.) Die Geschichte der Industrie wird ihm zur sinnlich vorliegen ist. Hier schließt er an Smith, Say, Starbet, Mill fritisch Arbeit beigegeben hat, etwa folgenden Titel führen könnte: ,, leber| den Psychologie. So faßt er dann die Wissenschaft vom Menschen an. Weiterhin untersucht Marg dann das Verhältnis von Kapital den Zusammenhang der Nationalökonomie mit Staat, Recht, Moral als Produkt der praktischen Selbstbetätigung des Menschen. Die und Arbeit, er charakterisiert das Geld, er konfrontiert Grundeigenund bürgerlichem Leben nebst einer Auseinandersetzung mit der Lösung der theoretischen Rätsel ist ihm eine Aufgabe der Praxis, tümer und Kapitalist. Auch die Nationalökonomie drückt in ihrer Hegelschen Dialektik und der Philosophie überhaupt." Ueber die wie die wahre Praxis die Bedingung einer wirklich positiven Weise die moralischen Gesetze aus. philologischen Probleme, die dieses Manuskript*) zur Lösung Theorie ist. aufgibt, foll anderenorts gesprochen werden, hier soll lediglich auf die materiale Bedeutung dieser Schrift hingewiesen sein. Es handelt sich bei dieser Arbeit von Marg um fein drudfertiges, in jeder Hinsicht ausgefeiltes Manuskript. Die Arbeit zeigt vielfach fonzeptartigen Charakter, Mary ringt hier gegen die ihm überlieferte traditionelle Terminologie mit der Freiseßung seiner eigenen Weltanschauung, Nicht nur, daß dieser frühe Entwurf die eingehendste Auseinandersetzung mit der Hegelschen Philosophie Philosophie im fachlichen Sinne im Hinblick auf die Marrsche Kritik des Hegelschen Staatsrechts" enthält, auch der erste Aufbau von Marg' ökono mischen Einsichten wird hier dargelegt, die Arbeiten von eß, Weitling, Feuerbach werden in positivem Sinne angeführt, andererseits steht die negative Abgrenzung gegen die zeitgenössische ,, fritische Theologie"( Bruno Bauer ) schon feft.
Marg zeigt sich uns hier ähnlich wie in der um ein Jahr späteren Deutschen Ideologie " in der„ Selbstverständigung" begriffen. Damit ist die Frage nach der Entstehungszeit der Arbeit aufgeworfen. Ich bin der Ansicht, daß Marr diese Schrift in dem Zeitraum vom Februar bis Ende August 1844 in Paris zu Papier gebracht hat. Ende Februar waren die„ Deutsch- Französischen Jahrbücher " er schienen. Ende August bis Ende September weilt Engels in Paris ; während des Engelsschen Aufenthalts entstehen Teile der gemeinsamen Arbeit an der Heiligen Familie". Ich vermute, daß Mary seine Ideen über den Zusammenhang usw." schon vorher nieder gelegt hat, weil sich in der Heiligen Familie" schon wesentlich reifere Formulierungen der materialistischen Geschichtsauffassung finden als in der Schrift, von der ich hier berichte. Man weiß, daß Engels ökonomische Arbeiten in den„ Deutsch- Französischen Jahrbüchern " auf Marg einen starten Eindruck gemacht haben- namentlich Engels ,, Umrisse zu einer Kritik der Nationalökonomie" und es darf als ficher gelten, daß sich Marg, nicht zuletzt von diesen Arbeiten angeregt, mit der Vehemenz auf ökonomische Studien warf, die unser Manustript erkennen läßt. Marg sah, daß er das Messer der dialektischen Methode an dem Stoff der Nationalökonomie zu bewähren habe. Dieses wissenschaftliche, fritische Studium der Nationalötonomie" zwingt Marg zur Auseinandersetzung mit Hegel , im besonderen mit Hegels Methode. Nirgends finden sich in Marg Schriften so ein gehende Untersuchungen über Hegels Philosophie. Hierin möchte ich die einzigartige Bedeutung dieser Schrift überhaupt sehen, Wir nehnten gleichsam an dem Bollzug der Margschen Ausein anderschung mit Hegel teil. Wir können hier nicht alle Stadien dieser Auseinandersehung durchlaufen, dies forderte eine eingehende Paraphrase des Mareschen Manuskripts; wir wollen lediglich das Grundsätzliche festhalten.
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Hegels Werk ist Marg natürlich vollständig präjent. Der sechs undzwanzigjährige Marg zeigt sich auf diesen Seiten als souveräner Meister der dialektischen Methode. Aber er differenziert sie doch schon ganz sichtlich von der Hegels. Thesis Negation- Negation der Negation so war der Dreischritt der Hegelschen Dialettit. Marr zeigt jedoch, wie die Hegelsche Philosophie letztlich des Posi tinen ermangelt. Der absolute Geist, der Philosoph( Hegel felbft) wird das Maß aller Dinge. Die Hegelsche Philosophie verflüchtigt so die Welt in das Abstrakte. Hier kann Marg nicht stehen bleiben und hier ist dann auch die Stelle, wo er der großen Berdienste Feuerbachs gedenkt.( Bon dessen Arbeiten erwähnt er die Thesen zur Reform der Philosophie", die 1843 in den Schweizer Anecdota erschienen waren, und„ Die Philosophie der Zunkunft".) Im Gegen fasz zum jungen Segeltum" Marg findet schon erheblich scharfe Worte gegen feinen ehemaligen Freund Bruno Bauer behauptet Mary. von Feuerbach, daß er allein ein ernsthaftes und fritisches Verhältnis zur Hegelschen Dialettit habe. Feuerbachs große Tat ist: 1. Der Beweis, daß die Philosophie nichts anderes ist als die in Gedanken gebrachte und denkend ausgeführte Religion.... 2. Die 2. Die Gründung des mahren materialismus in der reellen Wissenschaft, indem Feuerbach das Verhältnis des Menschen zum Menschen" ebenso zum Grundprinzip der Theorie macht. 3. Indem er der Negation der Negation, die das absolut Positive zu sein behauptete, das auf sich selbst ruhende und positiv auf sich selbst begründete Positive entgegenstellt."
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Aber Marr präzisiert seine Stellung zu Hegel , die er soeben mittelbar umriß, noch wesentlich eingehender unmittelbar. Nämlich so:„ Das Große an der Hegelschen Phänomenologie und ihrem Endresultat der Dialektik, der Negativität als dem bewegenden und erzeugenden Prinzip ist also, einmal, daß Hegel die Selbsterzeugung des Menschen als einen Prozeß faßt, die Bergegenstände lichung als Entgegenständlichung, als Entäußerung und als Auf hebung dieser Entäußerung; daß er alfo das Wesen der Arbeit faßt und den gegenständlichen Menschen, wahren, weil wirklichen Menschen, als Resultat seiner eigenen Arbeit begreift." Freilich sehe Hegel die Arbeit nur als abstrakte, geistige Arbeit. Er vermag nicht, die ganzen Wesenskräfte des totalen Menschen fruchtbar zu machen. Ja, er geht noch weiter. Nicht die Religion hebt Hegel in der Philosophie auf, sondern schon ein Wissen von der Religion: die Dogmatit; deshalb, so schließt Marg, kann von einer Affomodation Hegels gegen Religion, Staat usw. teine Rede sein, ,, da diese Lüge die Lüge feines Prinzips ist".( Philofophiegefchichtlich wäre hier daran zu erinnern, daß etwa die„ Ethit des reinen Willens" von Hermann Coben ebenso„ Ethit der Jurisprudenz" war. Die Philosophie der Gegenwart fann gegen Cohen nicht anders argumentieren, als hier Marr gegen Hegel .)
Hegel erscheint hier in neuer Beleuchtung. Man sieht, daß sich hier Marg und Hegel wechselseitig erhellen. Marr führt Hegel nur in die wahre Lotalität aus, wenn er schreibt: Für den fozia listischen Menschen ist die ganze Weltgeschichte nichts anderes als die Erzeugung des Menschen durch die menschliche Arbeit.
Es ist geradezu erstaunlich, wie Mary versucht, trotz aller Be hinderungen durch den traditionellen Begriffsapparat zu der Totalität der Sachen selbst vorzustoßen.( De moderne Phänomenologie » Ich habe es gemeinsam mit Friz Salomon entziffert.
Von hier ist dann leicht der Uebergang in ökonomische Darlegungen aufzuzeigen. Das materielle, unmittelbare sinnliche Privateigentum ist Marg der Ausdruck eines entfremdeten, sinnlichen Lebens. Religion, Familie, Staat, Recht, Moral, Wissenschaft find nur besondere Weisen der Produktion. So hat also Marg das Prinzip seiner Geschichtsauffassung schon 1844 formuliert. Von diesem Horizont her beleuchtet er das Problem der Arbeitsteilung, die ihm der nationalökonomische Aus
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Wie kann das ist die entscheidende Frage der Mensch aus der Entfremdung der bürgerlichen Gesellschaft, die ihn zur Ware. gemacht hat,„ aufgehoben" werden?„ Um das wirkliche Privateigentum aufzuheben, dazu gehört eine wirkliche kommunistische Attion. Die Geschichte wird sie bringen und jene Bewegung, die wir in Gedanken schon als eine sich selbst aufhebende wissen, wird in der Wirklichkeit einen sehr rauhen und weitläufigen Prozeß durchmachen...." Wir stehen heute mitten in diesem weitläufigen Prozeß...
Der Mann am Steuer
In der Nähe von Santiago da Cuba lief der Sechstausendtonner| weit und breit auf der Brücke zu sehen gewesen war. Es gibt doch Patria" auf die Glasgow "; und es war heller Tag und die See war ruhig und man sah am Horizont die braunen Segel der Fischerbarken, die ohne Haft und wohlbeladen mit Fischen zum Hafen zurückkehrten.. Die See hatte Kazenpfötchen und die Brise, die von Süden fam und der Insel und ihren Zuckerplantagen zustrich, hatte eine feuchte Wärme mitgebracht, die sich an den Kajütfenstern niederschlug. Auf dem Hinterdeck hatten die Wäscher die Tropen anzüge der Offiziere gewaschen, und der zweite Offizier, ein Mann mit einem Spißbärtchen, hatte mit dem Hund gespielt, indem er ihn auf das Schwein hetzte, das manchmal Jim und manchmal John gerufen wurde; obwohl es nichts als ein einfaches, schmutziges Schwein war, das der Hinrichtung harrte und für das schon das Messer in der Küperbude gewetzt war.
Es war ein schöner Tag gewesen; ein Tag, an dem man sich in den Tropen wohlfühlte; man hatte gesehen, wie die Spizen der großen Königspalmen von dem Wind über den spiegelglatten Strand der kleinen Inseln gebogen wurden. Man hatte wohlig und zu frieden die salzige Frische des Waffers geatmet, das in schäumenden Kielwellen hinter der Patria" herzog. Hin und wieder scheuerten Tangstreifen den Schiffswänden entlang; man sah den Schwanz eines Delphins und erinnerte sich der vielen dreieckigen Haifischschnauzen, die einem auf der Fahrt begegnet waren.
An diesem Tag hatte die Patria" die„ Glasgow " gerammt. Rein Mensch fonnte nerftehen, wie das geschah. Es war tein Sturm gewesen und es hatte teine Seenat bestanden und das Wasser war glatt gewesen und der zweite Offizier hatte mie gefagt mit dem Hund und mit den Schweinen gespielt. Die Trimmer hatten fich auf dem Hinterded gelümmelt und um einen Eimer hatten sie gestanden und sich gewaschen. Und einer hatte auf einer Otarina gespielt, ein Pole mit Namen Midlewig oder so ähnlich. Und die Leute hatten alle zugehört; auch der zweite Offizier, der mit den Tieren gespielt hatte. Niemand hatte geahnt, daß die ,, Glasgom", ein fleiner Dampfer, der taum 3000 Tonnen Laderaum hatte, schon so nahe war. Dieser oder iener der Mannschaft; soweit er um das Laufded spaziert war, um ein wenig Wind in die Jackensegel zu bekommen, hatte die Glasgow " bemerkt. Aber was bedeutet es schon, wenn einem so ein fleiner Tramp entgegenkommt, der mit acht Meilen Höchst geschwindigkeit die Weltmeere furcht und von dem man weiß, daß das Essen nach Teerseife schmeckt und daß im Kaffee Zementstücke sind. Himmelherrgott! Das sind eben Seeleute wie wir auch. Sie machen ihre acht Stunden Arbeit herunter und fie spielen Karten wie wir und wenn sie ihre Nase in die Karibische See tauchen, sehen sie nach dem Barometer, weil um diese Jahreszeit hin und wieder ein Taifun von der Guayanaecke losbricht, so daß einem Hören und Sehen vergehen kann, wenn man nicht aufpaßt. Der Mann am Steuer hieß Paul Grüber und fein Mensch hatte ihm irgend etwas Besonderes angesehen. Er fuhr seit zehn Jahren als Bootsmann auf Frachtschiffen, und er steuerte gut wie die anderen, und er tannte die Meere und die blumigen Mädchen, die in den egotischen Häfen auf die Sehnsucht der Seeleute warten. Da er alle diese Dinge, die Freuden und Leiden unseres Lebens ebenso genau tannte wie wir selbst und da sein Gesicht so war wie unferes; das heißt, ein Gesicht, dem das Seemasser die Hoffnung, die Neugierde, aber auch die Schmerzempfindung ausgewaschen hatte; da er so ein Kerl war und da wir mit ihm hundertemal auf der Bersenning der vierten Luke gelegen hatten und uns gleichgültiges Zeug erzählt hatten, war er uns nicht mehr weiter aufgefallen. Ich entsinne mich nur eines einzigen Vorfalls; als Grüber einen besonderen Eindruck auf mich gemacht hatte. Wir standen in Reihen auf dem Ded und warteten auf den Hafenarzt es war in irgendeinem dieser zahllosen Häfen, deren nähere Beschreibung sich nicht lohnt- und wir sprachen mit gedämpfter Stimme und spuckten ein wenig, mit dem Kehllaut, der besagt:„ Ach der Teufel, was lohnt es sich schon, zur See zu fahren." Dann war der Arzt gekommen, ein trummbeiniger Tropenmensch, dem der Whisky und die Malaria das Geficht verzogen hatten, so daß er aussah wie eine Ratte, und er hatte versucht, sein Hörrohr oder wie der Sertant heißt, dessen sich diese Männer bedienen, auf unsere nackten Brustkörbe zu setzen. Als er aber zu Grüber gekommen war, hatte Grüber erklärt, er laffe sich nicht untersuchen. Er schrie den Arzt an und meinte, ér folle mit seinem Hörrohr sich das Schwein vornehmen oder den Hund oder wenn es ihm Spaß mache auch ein Stück Holz oder einen Ventilator. Ja, einen Ventilator, ich erinnere mich. So hatte Grüber gesagt, und er hatte dem Arzt geraten, dem Ventilator auf den Bauch zu klopfen und ihm Aspirintabletten in den Hals zu werfen, fo viel er wolle. Am Ende mußte der erste Offizier fommen und dem Grüber den Standpunti flar machen denn Hafenärzte müffen ja fein und dann fleß sich Grüber untersuchen, aber er ballte die Fäuste, und er sah den Hörrohrmann an wie einen Wilden, den man mit dem Brotmesser abfangen muß.
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Der Kapitän war einen Augenblick von der Brücke gegangen, als das Unglüd geschah. Er wollte sich umziehen oder schneil einmal einen Kümmel trinfen oder sich eine Patience legen. Und so kam es, daß Grüber allein am Steuerrad gestanden hatte und niemand
Augenblicke, wo man sieht und doch nicht sieht, weil man von Gedanken so eingewickelt wird, daß man eine Binde über den Augen hat. Und so ein Augenblick muß es gewesen sein, als Grüber die Glasgow " bemerkte oder sie vielmehr nicht bemerkte. Die ,, Glasgow " ist ein sehr niedrig gebautes Schiff, während die..Patria" damals sehr hoch über dem Wasser lag; und es war natürlich nicht so ganz leicht, vom Steuerrad aus die Entfernung abzuschäzen. Aber unter gewöhnlichen Umständen hätte Grüber sehen müssen, woran er war. Run, er hat nicht gesehen, woran er war. Und das war die Ursache des Unglücks; wir haben der Glasgow " den Bauch aufgerissen; es famen allerlei Kisten und Unrat aus diesem Bauch heraus und vielleicht ist es gar nicht schade um diesen alten Trampdampfer gewesen; aber die Richter haben behauptet, der Kapitän und Paul Grüber seien die Schuldigen und man müsse sie für das Unglück verantwortlich machen. Dem Kapitän yat man das Patent entzogen, weil er sich zur Zeit des Unglücks nicht auf de Brücke, fondern in seiner Kammer befand und dort irgend etwas lat, was mit seinem Dienst nichts zu tun hatte. Die Verhandlungen um Grüber schmeben noch; aber fie werden ihn sicherlich verurteilen, da er es doch gemesen ist, der das Schiff lenkte, als wir der Glasgow " den Bauch aufrissen.
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Nun ist eimas Merkwürdiges zu berichten. Kurz bevor wir nadh Hamburg zurüdgefehrt maren und Grüber und der Kapitän erwarten mußten, daß man gegen sie verhandeln würde, hatte mir Grüber ein Stüd Papier in die Hand gedrückt. Ich habe das Bapier lange in der Hosentasche mit mir herumgetragen, weil ich mir aus Papierfegen nichts mache und da ich muß das eingestehen- mir das Schicksal des Mannes nicht besonders wichtig erschien, weil uns Seeleuten viele Dinge nicht wichtig erscheinen, die auf Land riesengroß sind und weil dann, wenn man viele Stürme und Unglücksfälle hinter sich hat, die Wichtigkeit und das Schicksal der Menschen überhaupt an Wert verlieren. dudel on 1
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Ich freute mich sehr, als ich meine Frau wieder sah, die 14 Monate auf mich gewartet hatte; und wir hatten auch ein wenig Geld, um unsere Freude flar zu machen und oft sind wir wie zwei dice wohlhabende Kaufleute nach Blantencje hinausgefahren und haben auf der Terrasse eines Cafés gefeffen und haben seine Dinge gegessen. Nach einigen Tagen sagt meine Frau:„ Du hast da ein Stüd Papier in der Hosentasche gehabt. Es steht etwas darauf geschrieben. Ich werde es wegwerfen..." Ich nahm das Stück Bapier und las diefe Borte: Herta ist am 15. gestorben." Diese Worte schienen zuerst gar keinen Zusammenhang mit dem zu haben, was wir in der Karibischen See erlebt hatten, das Bauchaufreißen der Glasgow " und der Dinge, derentwegen der Kapitän und Baul Grüber jetzt vor Gericht stehen. Nun, Weiber haben eine besondere Schläue; und meine Frau meinte sofort, es könne sich dabei nur um jemand handeln, die oder der aber es war doch ein Weib, also die dem Paul Grüber besonders nahe gestanden habe. Wir haben uns ein wenig erkundigt; und meine Frau hat ausfpioniert, daß am 15. März vor zwei Jahren im Krankenhaus St. Georg eine Frau gestorben ist, die Herta Bölker hieß und die, wie man sagt, an einem kind gestorben ist, daß man ihr nicht rechtzeitig weggenommen. ich meine, verstehen Sie mich recht. Diese Herta Völker war die Frau des Matrosen Paul Grüber; und wir wußten davon nichts; und am 15. März vor zwei Jahren starb sie im Hospital St. Georg an einer unglücklichen Geburt; oder was da mar, ich weiß es nicht. Jedenfalls hat es sich um ein Kind gehandelt; und am 15. März, ein Jahr später, stand Paul Grüber am Steuer, als wir die Glasgow " rammten, einen schäbigen Trampdampfer, der eigentlich das ganze Gerede nicht wert ist.
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So wie ich diesen Paul Grüber fenne, wird er vor den Richtern nie von Herta Völker sprechen, die ja in Wirklichkeit Herta Grüber hieß und deren Mädchennamen wir nur durch einen Zufall erfahren haben. Sie starb im Kindbett oder vielleicht war es auch ein böses Fieber, das durch eine Geburt verursacht war Aber die Richter, wie ich sie kenne, werden Paul Grüber die ganze Schuld geben und einen weiteren Grund als die Schuld des Kapitäns und des Matrosen Baul Grüber werden sie wahrscheinlich niemals feststellen.
Woher stammt das Wort„ büffeln"? Dieser befannte Ausdruck scheint seinem Wortlaut nach auf ein Tier, den Büffel zu verweisen. Sein Ursprung dürfte aber aus einer anderen Bebeutung hervorgegangen sein. Nach den Forschungen Beckers kommt der älteste Beleg für das Wort„ büffeln" in einer Predigt des im 16. Jahrhundert lebenden Predigers Mathesius vor, wo es in bezug auf die Arbeit der Bergleute heißt: baß mancher oft hart und lang püflen" muß, bis er zum Erz gelangt". Nach Grimm bedeutete das Wort„ büffeln" in der Schmetz aud) mader prügeln". Man kann also annehmen, daß das Wort„ büffeln" ursprünglich aus dem alten Wort" buffen" oder" puffen", d. h. schlagen oder stoßen, hervorgegangen ist, woraus der Volksmund dann das Wort„ büffeln" machte. Wer büffelte, der schlug sich eben mit dem Lernen herum und mußte, ebenso wie der Bergmann das Erz, die Wissenschaft durch unermüdliches Büflen" zu errringen suchen.