Serif» sendet Wünscbe an ftundtunb und Host Die Mehrzahl der Rundfunkhörer bevorzugt g e f ü l l i g e Musik als Unterhaltung. Diese stellt die geringsten Ansprüche an die Konzentrationsfähigkeit. Man empfindet sie als angenehmes Geräusch, bei dem nian sich gleichzeitig nach Neigung oder Not- wendigkcit irgendeiner anderen Beschäftigung hingeben kann. Diese Art, Musik zu genießen, ist keineswegs grundsätzlich zu verurteilen. Die Kurmusik, die Musik bei Tisch, auch die musikalische Unter- malung der stummen Filme entstanden aus der Erkenntnis, daß ein musikalisches Nebenher, das kaum zum Bewußtsein dringt, Wohl- behagen auslösen oder die Stimmung einem Zweck entsprechend beeinflussen kann. Die Radiounterhaltungsmusik ist nicht anders zu bewerten. Solange das Programm dieser Darbietungen sich auf anspruchslosen Wohlklang beschränkt, soll man dagegen nichts ein- wenden. Peinlich wird es erst, wenn sich die Grenzen verwischen und stärkster musikalischer Ausdruck den» Hörer als billige Stim- niungsmusik geboten wird. Eine Zeitlang gaben die Berliner Pro- gramme in dieser Hinsicht zu manchem Mißvergnügen Anlaß: all- mählich ist eine auffallende Besserung eingetreten. Das Pro- gram m der vergangenen Woche wies fast aus- nahmslos einwandfreie und geschmackvolle Zu- sammcnstellungen der Unterhaltungsniusik auf: höchstens könnte man der Kapelle Gebrüder Steiner einen kleinen Vorwurf deswegen machen, daß sie in ihrem Konzert am Mittwoch- nachmittag das titschig« Lied„Still wie die Nacht" in der Gesell- schast beachtenswerter Kompositionen brachte. Aber das war ein Mißgriff, der höchstens die untere, keiner, der die obere Grenze verletzte, die der Unterhaltungsmusik gezogen ist. Nicht aus eng- herziger Nörgelei ist dieser Verstoß hier erwähnt. Sicherlich würde man heute noch vielen Hörern ihren„Genuß" an den Radio- darbietungen rauben, wollte man alles sentimentale Schmalz aus der Unterhaltungsmusik verbannen. Doch reinliche Scheidung ist wichtig: man macht es dem musikalisch ungeschultcn Hörer sonst zu schwer, sein Musikverständnis zu entwickeln.— Leider fehlen gute Einführungen zu musikalischen Dar- bietungen noch immer im Berliner Funk pro- gram m. Allgemeinverständliche Darstellungen dieser Art sind sehr schwer zu geben. Aber es dürften sich bei einigem Bemühen doch Musikwissenschaftler sindcn lassen, die dazu imstande sind. Solche Einblicke in den Ausbau eines musikalischen Kunstwerkes würden in ihrer Bedeutung jür die Hörer weit über den Einzelfall hinaus- gehen, aus den sie sich beziehen. Sie könnten die Freude am bc- wußten Musikhören überhaupt wecken. Bietet man dann nach nach Möglichkeit qualitativ einheitlich« Programme, so entwickelt sich die i Konzentrationsfähigkeit ohn« weiteres: sobald der Hörer empfindet, daß ein Programm ihm persönlich etwas zu geben hat. wird er es von Werk zu Werk aufmerksamer verfolgen. Gewiß läßt sich der unmusikalische Hörer auf keine Weise in einen musikalischen verwandeln: doch soweit musikalische Anlagen vorhanden sind, können sie entwickelt werden. Man macht dem Rundfunk heute noch— nicht ganz zu Unrecht— den Vorwurf, daß er die musikalischen Meister- werke entwerte. Jede Sendcstelle jollje ihren Ehrgeiz darein setzen, Hörer zu erziehen, die sich nicht ihren Kasseeklatjch von Beethoven - Sinfonien und ihr Feierabcnd-Kartenspiel von Mozarts„Requiem " begleiten lassen.— In dieser Woche hätten für musikalische Er- läuterungen besonders fruchtbaren Boden geboten: das Oktett von Schubert, das Orchesterkonzert am Mittwoch- abend, aber auch die„Chansons der neuen Zeit" am Montag. Es wäre die wichtig st e und dankbarste Aufgabe, um allgemeines Verständnis für nicht allzu schwer verständliche Werte zu werben. Das gesprochene Wort zwingt den Hörer naturgemäß zu größerer Aufmerksamkeit als die musikalische Darbietung. Pro- gramme mit kurzen verschiedenartigen Vorträgen stellen an die Hörer die geringsten Anforderungen: daraus erklärt sich ihre Be- liebtheit. Das aus den Möglichkeiten des Rundfunks heraus- gewachsene Hörspiel lebt vorläusig erst in einigen, zum Teil recht schwächlich entwickelten Werken. Deshalb mußte man sich ein«r Uebertragung besonders freuen, die Berlin aus Le'ipzig übernahm.„Der Kampf u m d e n H i m m e l" von Arno S ch i r o- k a u e r war ein Gefüge von Hörszcnen, in denen tatsächlich aus jede optisch« Bildvorstellung verzichtet war. Geistige Vorstellungen sollten geweckt werden und an Gefühl und Verstand appellieren. Die Gefahr liegt nahe, daß aus solcher Voraussetzung ein Produkt überkultivicrrer Literaturphilosophie entsteht, das im günstigen Fall «inigen wenigen etwas zu sagen hat. Schirokauer bot mehr: fein Werk war keine geniale Dichtung, nur eine Diskussion von Pro- blemen, die dem Versasser wichtig schienen. Aber er fand dafür eine Forni, die die wesentlichen Dinge blitzhaft erleuchtet« und die in der Verbindung von Sachlichkeit und Stinnnungswerten einen eigenartigen und gelegentlich sehr wirkungsvollen künstlerischen Aus- druck darstellte. Dies« Hörszenen zeigten deutlich, daß eine von der optischen völlig losgelöste akustische Vorstellungswclt allgemein zugänglich gemacht werden kann: sie wiesen die Richtung, in der ein noch un- bearbeiteter Boden liegt, der sich für das Hörspiel fruchtbar machen läßt. Die Leipziger Aufführung bewies großes Verständnis für das Werk. Die Regie schuf ihm eine tönende Kulisse, die niemals aufdringlich mit Klang oder Geräusch das Wort überdeckte, sondern die nur dazu diente, die Bedeutung der Worte klarer herauszuheben. Einen recht bösen Mißgriff lzatte Verlin mit der von Robert S c i tz für den Rundfunk bearbeiteten„3 o b s i a d e" getan. Man glaubt« anscheinend damit eine volkstümliche Aufführung zu bieten, und bewies nur, daß mau von dem, was„volkstümlich" ist, eine höchst unzureichende Borstellung hat. Sonst gab es keine Entschuldi- gung für diesen verunglückten'Abend: irgendwelche künstlerischen Werte wies er nicht auf. Doch wurde für diese Ausführung ein Apparat in Bewegung gesetzt, der bei gutgläubigen Hörern die Vorstellung wecken mußte, daß es sich hier um ein bedeutendes, nur ihnen unverständliches Werk handele. So sehr es zu begrüßen ist, wenn die Funkfeuder auf der Suche nach neuen Werken und jungen Kräften auch vor Experimenten nicht zurück- scheuen, so sehr muß man dagegen protestieren, wenn die Beiträge der Hörer an offensichtlich wertloses Zeug verschwendet werden. „Die Beiträge der Hörer"— das ist ein Stichwort für einen Weihnachtswunsch. Der Preisabbau der Rundfunkgebühren, die in Deutschland höher sind als wohl in allen europäischen Staaten, ist ja vorläufig wohl noch nicht zu erwarten. Aber wäre es nicht wenigstens an der Zeit, den Arbeitslosen den Empfang der R u nd f u n kd a r b i e t u n g e n möglich zu machen, indem man ihnen die Gebühren erläßt? Manche graue Stunde ließe sich dadurch erhellen, manche müßige nützlich ausfüllen. Die Reichspost sollte sich schon im eigenen Interesse zu diesem Geschenk an die Erwerbslosen entschließen; sonst erzieht sie sich selber ihre Schwarzhörer, und die in Zeiten der Not dazu wurden, bleiben es leicht, auch wenn die Verhältnisse sich gebessert haben. Tes. j
l&echfsfvaffen des Tages
Pflichken des Lehrherrn. 'Nach einer rechtskräftigen Entscheidung des Land esarbeits- g e r i ch t s Berlin kann„ein Buchdruckerlehrling, der bei der Gesellenprüfung völlig versagt hat... von dem Lehrherrn Schadenersatz verlangen, wenn dieser ihm eine ganz Mangel- hast« Ausbildung hat zuteil werden lassen, ihn insbesondere zum Akzidenzdruck kaum hinzugezogen, weil er ihn beim Zeitungsdruck brauchte und ihn ferner wiederholt von d«r Berufsschule zurück- gehalten hat". Dies Urteil ist für viele Eltern von Bedeutung, die ih>r«n heranwachsenden Kindern eine bestimmte Berufsausbildung zuteil werden lassen wollen und dafür das ofi recht große Opfer auf sich nehmen, noch jahrelang für ihren Lebensunterhalt zu sorgen. Eltern wie Lehrlinge müsien nachdrücklich gegen den Mißbrauch geschützt werden, daß Meister die ihnen anvertrauten Zögling« als billige Arbeitskräfte benutzen, ohne für ihre sachgemäße Berufs- ausbildung Sorge zu tragen. Mangelhafte, vor allen: einseitige Unterweisung seitens des Lehrherrn ist leider gar nicht selten, da diese von einer routinierten Arbeit des Lehrlings in einem Spezial- zweig ihres Berufes(im vorliegenden Fall im Zeitungsdruck) größeren Vorteil haben. Bekanni ist ja auch, daß viele anerkannt tüchtige Lehrlinge sofort nach Ablegung der Gesellenprüfung brot- los werden, da die Meister es vorziehen, neu« Lehrlinge einzustellen, um den höheren Gesellenlohn zu sparen. Aus diesem Grunde werden auch oft Lehrlinge in Betrieben eingestellt, wo ihre allseitige Aus- bikdung gar nicht möglich ist. Mit Recht betont daher das Landes- arboisgericht:„War d«r Betrieb zur Lehrlingsausbilduiig ungeeignet, so hätte der Beklagte keine Lehrlinge annehmen dürfen." Doch hat in diesem speziellen Fall„der Lehrling di« HAfte des Schadens selbst zu trogen, da er durch Schwerfälligkeit und m a n g e l n d e n F l e i ß den Schaden mitoerschuldet hat". Einen derartigen Nachweis wird der Lehrherr bei Streitigkeiten innner zu führen suchen und der Lehrling kann sich schwer dagegen wehren. Es ist daher wichtig, daß sich die Eitern während der Lehrzeit öfter erkundigen, wie der Meister mit seinem Zögling zufrieden ist, um eine nachträgliche Herabsetzung unmöglich zu machen.— Davon abgesehen, ist die Entscheidung des Landesarboitsgerichts wichtig, weil sie dos grundsätzliche Recht des Lehrlings auf allseitige Berufsaus-
bildung anerkennt und seststellt, daß er nicht dazu da ist, einfach eine andere Arbeitskraft zu ersetzen, wenn darunter di« sür ihn not- wendige Unterweisung und praktisch« Durchbildung leidet. Bloßer Verdacht kein Enllajsungsgrund. Eine andere rechtskräftige Entscheidung des Landcsarbcits- gerichts Berlin besagt, daß:„eine bisher völlig unbescholtene Buch- halterin, die in einem Strafverfckhrcn wegen Unterschlagung frei- gesprochen ist, nicht wegen eines bloßen Verdachtet fristlos entlassen werden kann: auch nicht wegen einer selbständigen Vorschußentnahme, zumal eine solche im Geschäft ein- gerissen war". Wohin sollte es auch führen, wenn ein Mensch, der das Unglück hat, in falschen Verdacht zu geraten, einfach von Heine auf morgen mittellos auf die Straße gefetzt werden dürfte. Wird doch auch jeder Beamte, der wegen eines gegen ihn schwebenden Ber- fahrens vom Dienst suspendiert war, ohne Beeinträchtigung wieder eingestellt, sobald er durch das Gerichtsurteil als schuldlos erklärt ist. Erfreulicherweise hat das Landesarbeitsgericht der Buchhalterin auch aus ihrer selbständigen Vorschußentnahme keinen Strick gedreht. In kleinen Betrieben, wo zwischen Inhaber und dem nicht zahlreichen Personal ein gewisses Bertrauensverhällnis besteht, ist das manchmal gang und gäbe und wird einfach verbucht. Trotzdem kann man einem Angestellten nicht genug davon abraten, denn der Nach- weis, daß es Brauch sei und er im guten Glauben gehandelt habe, ist von vielen Unwägbarkeiten abhängig. Es ist Glückssache, ob er eindeutig genug geführt werden kann, nur sür das Gericht maßgebend zu sein.— Im vorliegenden Fall sprach das Gericht der Buchhalterin nicht nur ihr volles Gehalt für die Küudigungszeit zu, sondern auch eine Gewinnbeteiligung, die ihr unter der Voraussetzung zugesagt war, daß sie bis Jahresende bei der Finna tätig sei. Sie hatte zwar die Arbeitsstelle schon früher verlasien, doch lief ihre Kündigungsfrist bis dorthin, und das Landesarbdlisgericht brachte mit diesem Entscheid unzweideutig zur Geltung, daß die Firma es sich selbst zuzuschreiben habe, wenn ihr die Tätigkeit ihrer Angestellten nicht zugute kam. . Dia hier»enannim llölla sind dam im Verlag Georg Etilka erscheinen- den.Mittcilungablatt". herausgegeben von Landgerick>tsdire!tor E. N u b c n und Landgerichtsrat Dr. K. Seil, beide Vorsihende beim Landgericht Berlin . entnommen.
eBuch
Dicente Blasco Zbanez: Die Ateno.*) Wenn nicht alles trügt. verliert der Stierkampf, diese grausige Erinnerung an blutige Ur- instinkte der�lltenschheit, auch in Spanien langsam an Boden. Aber als Jbanez, der Zola Spaniens , seinen Roman schrieb, war er noch das Symbol des Landes. Indem er mit der Meisterschaft realistischer Darstellung auf der Grundlage dokumentarischer Studien den Stierkampf in den Mittelpunkt rückte, konnte er zugleich ein Bild ganz Spaniens geben. Mehr oder weniger waren die Jnteresicn vieler Bevölkerungsschichten mit dem nationalen Kampfsport ver- knüpft. Durch ihn wurden fast alle Boltstreise aufgepeitscht— von der Aristokratie, die die Stier« züchtete, bis zum Bettler, der seinen letzten Groschen opferte, um sich als Herr in der Arena zu fühlen. Die Geschichte eines berühmten Toreros gibt Anlaß, restlos alles in den Ronran«inzubezlehen. was mit dem Stierkampf zusammen- hängt. Der Held der Arena ist zugleich der Sklave seiner Popu- larität: sie schreibt Ihm seine große Liaison und schließlich sein tragisches Ende vor. Rücksichtslos enthAlt Äanez die Hintergründe des Scheinglanzes, der von den Interessen diktiert wird: indem er menschliche Sympathien für seinen Gallardo wirbt, zeigt er die ganze Roheit und Nichtigkeit dieser Karriere. Das Schlußwort ist zugleich sein vernichtendes Verdikt: ,Ln der Arena brüllte die Bestie, die wahre, die einzige"(das Publikum, das nach dem Tod des vergötterten Lieblings alsbald neue Sensationen fordert). Die Gutenberg -Gilde hat sich ein Verdienst erworben, als es *) Büchergilde Gutenlberg, Berlin.
! dieses klassische Werk des Nobelpreisträgers, das 1910 im„Vor- wärts" erschien, in der bei ihr gewohnten guten Ausstattung neu herausgab. I«. Ii. Döscher. drenc flemironfky:©arid Qolder Das Buch dieser jungen Russin erschien zuerst in Paris und «rregte Aufsehen. Ohne Frage: gut geschrieben, wie nicht 3 oft bei einem Frauenbuch, spannend und bei allem, was noch de rüber zu sagen sein wird, gekonnt. Gekonnt nämlich, wenn die Nemi- rowsty Situationen sieht und sie klar und fast atemlos schildert, da weht schon der Hauch eines Dichters hindurch. Konstruiert leider manchmal die Psychologie der Personen, es ergeben sich Dinge in diesem realistischen Buch, die in dieser Art, wie sie die Remirowsky darstellt, nie geschehen sein können. Da gibt es z. B. eine Geschäfts- Verhandlung zwischen Sowjetleuten und dem Finanzmann Golder, die an Unwahrschelnlichkeit nichts zu wünschen übrig läßt. Es wird viel Pappe geredet, und alles paßt besser in einen Kriminal- film von Harry Piel . Dieses Buch spielt in solchen jüdischen Kreise,:, die keineswegs so sehr zahlreich sind, und zeigt daher also anstatt eines Querschnitts den zufälligen Einzelfall David Golder. Zllle Frauen sind hier Puten, größenwahnsinnig, brillantsüchtig und oberflächlich. Will sich mal eine ein Herz fassen, so geht das nicht... weil sie keins besitzt: aber dafür sind sie alle sehr kapitalkräftig. Großartig jedoch, wenn Golder, der Raffke, zusammenbricht, mensch- lich gesehen und menschlich dargestellt. Der Tod Golders ist schon ein... Massentod— der Tod aller derer, deren verpatztes Leben in der letzten Lebenssekunde kaleidoskopartig und fast unbewußt vorbeizieht, und der zu Dutzenden täglich gestorben wird. Der Tod, der die Klarheit von der vorangegangenen Sinnlosigkeit eines Daseins bringt... und der darum fast in Güte„ausartet". Axel Ar beus.
WAS DER TAG BRINGT
Wochenragout Die Zeitung„Der Nationalsozialist" in Weimar empfiehlt ihren Lesern zum Weihnachtssest«„Spitzen mit Haken- kreuzreflex, rote Kugeln mit Hakenkreuz auf silbernen: Grunde und h«Mutende Glocken mit Aufschrist„Heil Hitler !"— mit solchen Jnsignien werde man ein rechtes deutschinniges Weihnachten feiern — Wenns nicht so jüdisch klänge, würde man sagen: famoser Christbaumschmock...— Frau von Opel unterhäll einen Rennskall und hat jetzt ihren Pferden Namen aus der Autobranche gegeben: es gibt einen Hengst Anlasser, eine Stute Fehlzündung(hoffentlich gibt's kein«!), eine Luftklappe(aber, Frau von Opel !), einen Vergaser(nochmaliges Aber!) und eine Isolierung.— Es ist zu wünschen, daß sich nicht etwa auch ein Käsefabrikant einen Rcnnstall zulegt. Sonst haben wir demnächst auf dem deutschen Turf einen Edamer, einen Harzer, einen Emmentaler ohne Rind«. Bemerkenswert wäre dann nur eins: je älter sie wären, desto besser würden sie laufen...— Die Prohibitionsbchörden Amerikas haben«in neues Mittel gc- funden, um den beschlagnahmten Alkohol ungenießbar zu machen. Es schmeckt nach einer Mischung von Benzin und Chloroform und hat den Dorteil, ungiftig zu sein.— Der heimlich bezogene Schnaps schmeckt, so sagen die„Nassen", genau so und hat jenen Vorteil nicht... Apropos Alkohol: Eine süddeutsch« Brauerei ließ kürzlich eine große Menge unbrauchbar gewordenen Bieres in den Dorsteich lausen: die Karpfen, die darin lebten, wurden dadurch so berauscht, daß sie regelrecht im Wasser umhertaumelten.— Es gab also„Karpfen blau!"— In London wurden kürzlich in einem Konzert ausschließlich Musikstücke vorgetragen, die von den verschiedenen Frauen des eng- tischen Blaubartkönigs Heinrich VIII. komponiert waren. Heinrich VIII. ließ sich bekanntlich von all seinen Frauen scheiden und trachtete einigen sogar mit mehr oder weniger Erfolg nach dem Leben. Musikkenner, welche sich die Kompositionen anhörten, er- tlärten, ihnen sei das nun oerständlich...— In der französischen Kammer soll fortan die Ab- stimmling durch elektrische Apparat« erfolgen, die sich am Platze jedes Parlomerrtsmitgliedes befinden: jeder Abgeordnete soll dann den zu seinem Apparat passenden Schlüssel erholte«.— Die Frauen
minniuinii der verheirateten Deputierten sollen von Parlaments wegen gebeten werden, ihren Männern diesen Schlüssel zu lassen.— Auch in Frankreichs Privatwohnungen gibt's eine Neuerung: das sind Tischtücher, auf denen Landkarten gedruckt sind.— Als Briand kürzlich bei Poincars zu Gast war, bat er höflich lächelnd: „Bitte, Herr Poincore, reichen Sie mir doch Zündholz und Reib- fläche— sie liegen im Saargebiet.. Der falsch kopierte Götz Kürzlich haben politische Gegner den finnischen Expräsidenten Stahlberg entführt— man las das ja. Frau Stahlberg wurde gleich mitentführt— ob das als besonderes Entgegenkommen oder als besondere Niedertracht gedacht war, ob man dem Gatten das Exil dadurch genußreicher gestalten oder eine genußreiche Aus- wertung im Gegenteil verhindern wollte— das ist schwer festzustellen. Jedenfalls aber kam Herr Stahlberg ganz am Ende seines Aben- teuers doch noch zu einem Abenteuer, gewissermaßen außerehelichen — noch ehe seine Angetraute das inhibieren konnte: und noch dazu konnte der Dam«, die die Ursache war, der Bor- wurf allzu freundschaftlicher Gesinnung gegen den Expräsidenten nicht gemacht werden: ganz im Gegenteil! Nämlich sie, sünfund- zwanzig Jahre alt, auffallend hübsch und sehr gut gewachsen, rasfi- niert angezogen und von flinkem Geist— sie bekümmerte sich um Politik, und sie gehörte zu Stahlbergs erbittertsten Gegnerinnen. Sie konnte sich's auch nicht versagen, dem Präsidenten, als er wieder auf dem Bahnhof von Helsingfors ankam, ihre Mißachtung möglichst deutlich zum Ausdruck zu bringen. Möglichst deutlich— nun, auch eine finnische Dame kennt ihren Goethe, kennt seinen Götz. Und sie eiferte ihm nach: machte in der vordersten Reihe oes Spaliers jubelnder Menschen stehend, plötzlich, als Herr Stahlberg und Frau an ihr vorbeikamen, eine Kehrtwendung, bückt« sich— und hatte sich gewaltig verrechnet. Denn Götz von Berlichingen , nicht wahr, war alt, derb, dick. Diese Dame aber, wie gesagt, war in allem das Gegenteil. Und so ist es verständlich, daß Stahlberg, als ihr Vater aufgeregt zu ihm kam und fein« Verzeihung erbat, dem resoluten Töchterlein die Bitte ausrichten ließ, sich dieses De- monstrationsmittels ihm gegenüber so oft wie möglich zu bedienen.,. Ueber Frau Stahlbergs Stellungnahm« hingegen wurde nichts bekannt: Moral: Wenn zwei dasselbe tun, ist es nicht dasselbe: und wenn zwei dasselbe sehen, auch nicht...