Lothringen; Gesammtobstimmung über daS Gesetz gegen denunlauteren Wettbewerb.—Das prenstische' Abgeordnetenhaus genehmigte amDonnerstag in dritter Lesung den Gesetzentwurf betr. die Er-höhn na des Grundkapitals der Zentral-Genossenschaftskasse von 5 auf 20 Millionen sowie inzweiter Lesung den Gesetzentwurf betr. Abänderung deSGesetzes über gemeinschaftliche Holzungen nachden Beschlüssen der Kommission. Hierauf trat das Hausin die Berathung des von den freikonservalivenAbgg. Brütt und Freiherrn v. Zedlitz eingebrachtenAntrages, welcher die Staatsregierung auffordert, ihrenEinfluß dahin geltend zu machen, daß von den Vorschläge nder Kommission für Arbeiterstatistrk betr.die Regelung der Verhältnisse der An-gestellten in offenen Ladengeschäften demVorschlag, daß offene Verkaufsstellen von ö Uhr abends bis5 Uhr morgens für das Publikum geschlossen sein müsse»,keine Folge gegeben wird. Mit dem Verlauf derheutigen Debatte kann die Sozialdemokratie nur zufriedensein; sie zeigte wieder einmal klar und deutlich, daßdiese„Volksvertretung" wohl ihre eigenen Interessenauf Kosten des arbeitenden Volkes wahrzunehmen versteht, daßsie aber den Proletariern auch nicht die geringste Vergünstigungzu theil werden lassen will, sondern im Gegentheil alle auch nureinigermaßen arbeitersreundlichen Bestrebungen entschieden be-kämpft, selbst wenn diese Pläne, wie es bei der vorliegendenFrage der Fall war, kaum über das Stadium der Erwägungenhinaus sind. Gegen den Antrag Zedlitz sprachen nur derAbg. Stötzel(Z.) und der keiner Fraktion angehörende Abg.St öcker, während sämmtliche anderen Redner in holder Eintrachtsich dafür aussprachen. Wirklich stichhaltige Gründe wurdenfreilich von keiner Seite angeführt, man müßte denn den Grund,daß die Vorschläge der Kommission für Arbeiterstatistik abgelehntwerden müsse», weil sich die Sozialdemokratie dafür erwärmt,gelten lassen. Man erlebte heute das wunderbare Schauspiel,die Herren Richter und Stöcker, Brütt(fk.) undG o t h e i n(frs. Vg.) Arm in Arm zu sehen.Abg. Richter, der ausnahmsweise nicht im Namen seinerPartei, sondern nur für sich sprach, äußerte sich in einer Weise,die jeden in Erstaunen setzen mußte, der Richter's sonstigensozialpolitischen Standpunkt kennt. Er erklärte näinlich, daß erdie vielfach in Ladengeschästen hervortretenden Mißstände wohlanerkenne und daß der Achtuhrschluß auch vielen Besitzern sehrerwünscht sei; doch fei der geeignete Weg zur Abschaffung derUebrlstände der Weg der Selbsthilfe, wie er in England ein-geschlagen fei. Die Methode, durch gesetzliche oder polizeilicheMaßnahmen Mißstände zu beseitigen, sei nur Wasser auf dieMühle der Sozialdemokratie. Da Richter auch die ganze sozial-politisch« Gesetzgebung seit den kaiserlichen Erlassen vomFebruar 1890 in den Kreis seiner Betrachtungen zog,sah sich der Handelsminister Frhr. von Berlepsch zu einerVertheidigung des Weges veranlaßt, den die Regierung seitjenem Erlaß betreten hat. Das zur Erörterung stehende Themastreifte der Minister nur kurz, er mußte sich aus die Erklärungbeschränken, daß die Regierung sich mit dem Vorschlage derKommission noch nicht befaßt habe und deshalb zu dem vor-liegenden Antrage keine Stellung nehmen könne.Im Laufe der Debatte wurde viel sozialpolitische Weisheitverzapft und ein hoher Grad von arbeiterfeindlicher Ge-sinnung an den Tag gelegt. Die Krone gebührt aber entschiedendem nationalliberalen Abgeordneten B u e ck, der sich mit dem-selben Recht als Freund der Arbeiterschutzgesetzgebung bekannte,wie sich neulich im Reichstage Graf Kanitz zur Erheiterung desHauses als einen warmen Freund der Börse bezeichnet hatte.Der Redner ging scharf mit der Kommission für Arbeiterstatistikzu Gericht, die ganz„unter dem Einflüsse des SozialdemokratenMolkenbuhr und des fast denselben Standpunkt vertretendenAbgeordneten Hitze vom Zentrum" stehe. Es schade denjungen Leuten nichts, wenn sie lange arbeiten, er kenneviele hervorragende Industrielle, die eine sehr schwereLehrlingizeit durchgemacht und nur dadurch zu wohlhabenden Leutensich emporgeschwungen hätten. Der lebhafte Beifall, der diesenWorten folgte, veranlaßte den Redner, einige weitere Prohenseiner sozialpolitischen Einsicht zum besten zu geben und sichgegen einen Maximalarbeitstag für erwachsene männlicheArbeiter zu erklären, da diese nicht zu den wirthschaftlichSchwachen gehörten. B u e ck zog auch die Maifeier in denKreis seiner Erörterung und führte als warnendes Beispieldas Verhalten der Metallarbeiter an, die die ihnenfür die Feier des ersten Mai auserlegte Strafe alsKontraktbruch aufgefaßt hätten und in den Lohn.kämpf getreten wären. Aehnlich war die Rede des Abg.Möller(natl.). der die Einführung eines Maximal-arbeitstages für erwachsene Arbeiter für eine Versündigung ander Nation erklärte, da es dem Arbeiter nur möglich sei, sicheniporzuschwingen, wenn man ihm Ueberstunden gestatte. Nachdiesen Proben sozialpolitischer Weisheit ist es kein Wunder.daß der Antrag mit großer Mehrheit angenommenSyrup überzogen, klebte die Tischplatte von dem ver-schütteten Bier.Die Bauern verließen das WirthshauS und eilten nachverschiedenen Richtungen ihren Dörfern zu. Ueber dasSträßchen herüber kamen drei unter ihren schweren Milch-körben ächzende Mägde. Ehe sie nach dem Fußsteige ein-bogen, der nach der Stadt führte, stellten sie ihre Körbeauf den Wiesenschranken, um zu verschnaufen. Als derletzte Bauer außer GeHörweite war, Hub die Aelteste, einderbknochiges Mädchen an:„Habt's g'seh'n, Moidla? Da waren d' größten Höf'vom ganzen Egerlande basamm. Na ja.. Gestern warTraidmarkt, und da haben s' halt wieder g'spielt bis in d'Früh... Na ja.. Z' thuen habn's ja nix. und Geldhabn's a, mehr wie gnuach.. U' ihra alten Brummeisendaham...."Die anderen Mädchen kicherten, sie konnten sich diealten Bauernweiber, die ihre Gefährtin Brummeisen genannt,recht lebhaft vorstellen..Das ich's aussag', Moidla. Sunst schind't der alteHetsch die Laus um an Balg. Seine zwa Moidla sanschon hübsch alte Zieg'n. Aber sie dürf'n net heirath'n,weil da Alt mit'n Geld net aussa will.„Uebergeb'n" thutda Glock'nstrick, hat er g'sagt. Aber zan Spielen hat erGeld... Na ja. Bei uns is ja a net anders. Arbeit'nkann ma ihnen nie z'viel. Aber wann ma was hab'n will,a Afbesserung oda sunst was, dann heißt's allweil:„Ja,Moidl, dös geiht net, mia verdeina ja selber nix."„Der junge Streicher aus unserm Dorf war a dabei,"fuhr das jüngste der Mädchen, ein pralles, braunes Ding,fort..Der soll si nur in acht nehmen. Schon letzt malhält' a bald kein Dienstboten kriegt!'S Brot is kaumz' anießen, und wenn a Dienstbol was va sein Lohnnnssahab'n will, muß er's erst bei der ganzen Freundschaftz'sanmborg'u. In all'n Wirthshäusern steht a af der Tafel.Meiner Seel, Moidla, denkts an mi, mit dean nimmt's nua mal a schlechtes EndDie Mägde nahmen ihre Körbe auf und wanktenweiter, eine hinter der andern, zur Niederung hinab, wosie in dem von der Eger aufstetgeuden Nebel ver-schwanden.--—(Fortsetzung folgt.)wurde. Daß außer dem Zentrum auch vereinzelte Konservativeund Nationalliberale dagegen stimmten, ist lediglich dem Schluß-wort des Abg. K a r d o r s f zuzuschreiben, der erklärte, daß erstets ein Gegner der seit den Februarerlassen befolgten sozialenGesetzgebung gewesen sei und aus diesem Grunde den Antragmilunterzeichnet habe.Freilag: Dritte Berathung des Richtergehälter-Gesetzes und der Kreditvorlage, sowie kleinere Vor-lagen.Die gestern von«ns erwähnte Verwarnung andie preußischen Beamten, daß sie ja die Politikder Regierung verfolgen sollen, soll unter der preußlsckienBeamtenschaft einen panischen Schrecken erregt haben. Wasist„die Politik der Regierung"? Hat der Zickzack-Kurs einePolitik? Wer es dem Zick recht machen will, stolpertüber den Zack— und wer es dem Zack recht macht, ver-dirbt's mit dem Zick. Was ist da zu thun?Wir geben den unglücklichen Beamten den Rath, sichzu vereinigen nnd eine Gesammtbitte an die Regierung zurichten, sie solle doch das Geheimniß ihrer Politik ver-rathen, damit ein braver Beamter nicht straucheln müsse.Das wäre auch für das ganze Land von sehr großemNutzen.Freilich, die armen Beamten dürfen sich ja nicht ver-einigen— sie haben nicht das Koalitionsrecht.Also— was thun?-—Ten Konservativen wird's doch etwas unbehaglich zuMuthe bei dem Eindruck, den ihr Verhalten beim Bäckerei-schütz hervorgerufen hat. Da die Zcntrumspartei dabeiweit besser abschnitt, kehrt sich ihr Groll gegen diese Kon-kurrenten. Das Partei-Organ„Konservative Korrespondenz"stellt die unfreiwillig komische Behauptung auf, das Zentrumsei den Konservativen bei der Sozialreform„nur in derFixigkeit über". Wir meinen, die Fixigkeit ist ganz auffeiten der Konservativen und Antisemiten, denn sie habendie Sozialreform schon beim ersten Hahnenschrei ver-leugnet.—Die Junkerpartei muß auf politischem Gebiete merkwürdigstoffarm sein. Die„Kreuz- Zeitung" behandelt heute in einemlangen Leitartikel die Frage:„Konnte Marschall Bazaine imJahre 1370 Frankreich retten?" Sie meint, daß er es sehr wohlgekonnt habe und daß er„an dem Riff einer Festung ge-scheitert" sei.Eine so hohe Genugthuung«s für uns ist, zu erfahren, daßunsere ursprüngliche Auffassung: Bazaine's Fall sei nichtrein militärischen Ursachen geschuldet, von dem Hauptorganunserer Junker- und Militärpnrtei bestätigt wird, fo dächlen wirdoch, für einen politischen Leitartikel gäbe es jetzt aktuellereFragen.Oder greift man vielleicht so weit in die Ferne und in dieVergangenheit, um die Aufmerksamkeit von Vorgängen abzulenken,die sich in nächster Nähe und in brennendster Gegenwart voll-ziehen?—Ueber die Wahl des dritten Mai sucht die ganzefranzösische Regierungspresse— das heißt jetzt diePresse aller reaktionären Parteien in Frankreich—systematisch falsche und irrige Auffassungen zu verbreiten.Die radikalen und sozialistischen Blätter werfen der Regie-rung mit vollem Recht vor, daß sie das Gesammtresultatder Wahl geflissentlich zu verdunkeln und das Urtheildes Publikums zu fälschen bestrebt sei. Es kann keinemZweifel unterliegen, daß die Sozialisten und Radikalen am3. Mai sehr bedeutende Erfolge gehabt haben unddaß die Grundlage, auf welcher der Senat ruht, arg erschüttertworden ist. Die Stichwahlen werden dieses Resultat nochschärfer hervortreten lassen.Wie unehrlich die Gegner zu Werke gehen, um ihreNiederlage zu verschleiern, erhellt z. B. schlagend aus demUnistand, daß sie behaupten, in P a r i s sei Alles beimAlten geblieben. Ja— infolge des Wählens nach kunst-voll im Interesse des Großkapitals abgezirkelten Kreisen,konnten den Reaktionären in Paris die paar Schlupf-winkel, die sie noch haben, nicht entrissen werden, aber dasGros der sozialistischen und radikalen Wähler hat sich inParis seit den letzten Wahlen um 60 000 vermehrt. Dasist doch Fortschritt.Die Vogelstrauß-Politik, welche die französische Regie-rung mit dezug auf die Wahlen des 3. Mai treibt, hatbeiläufig in dem Verhalten der deutschen Reichsregierungnach den Reichswahlen des Jahres 1893 ein Seitenstück.Damals hielt die Rcichsregierung bekanntlich ein halbesJahr mit der Wahlstatistik zurück, um die fatale That-sache zu verbergen, daß über eine MillionStimmen mehr gegen die Militärvorlage, alsfür sie abgegeben worden sind.Ganz ebenso will die französische Regierung die That-fache des mächtigen Anwachsens der sozialistisch-radikalenStimmen verdecken.Aber Thatsachen schafft man nicht aus der Welt, indemman sie todt schweigt.—*Deutsches Reich.— Mit einer Audienz beim Minister debütirt derSchutzverband gegen agrarische Uebergrisse.Bei dem Minister v. B ö t t i ch e r erschien am Sonnabend HerrSchräder als Führer einer Deputation, um die Gründe darzu-legen, die ein Verbot des Getreideterminhandels als schädigendfür den Handel, für die Müllerei wie für die Landwirthschasterscheinen lassen. Herr v. Bötticher bat die Herren, die ihmmündlich vorgetragenen Gründe nochmals schriftlich zu über«reichen, auch das«st geschehen. Im Anlichambriren werden dieagrarischen Junker den Kommerzienrälhen wohl noch die Stangehalten können. Im politischen Leben bedarf es wirksamererMittel.-— Die Zentrums-Fraktion hat gestern ihr fünf-undzwanzigjähriges Jubiläum mit einem Bankett gefeiert. Wiedas bei solchen Gelegenheiten üblich ist, schwamm die Versamm-lung in eitel Wohlbehagen. Kein geniaßregelter Zentrums-agrarier hat bei dem Bankett die Rolle von Banqno's Geistgespielt.—— Gegen den Pfarrer Kötzschke in Sangerhauscn,der sich an der Majestät König Stumm's versündigte und des-halb mit einem Disziplinarverfahren bedacht wurde.erkannte das Konsistorium auf Versetzung. Vorher hatlenoch eine Versammlung dagegen proleftirl, daß das Konsistoriumbehauptet hatte, Kötzschke habe das Vertrauen seiner Gemeindeeingebüßt. Bei diesem Prolest werden es die braven Sanger-Häuser jetzt wohl bewenden lassen, trotzdem viele mit dem Aus-tritt aus der Landeskirche gedroht haben. Andere planen eine»„Fackelzug". Mit dieser Leistung wird dann wohl die Oppositionsich ausgetobt haben.—— Der Genosse B ä ck e r m e i st e r Petzold inLöbtau bei Dresden sendet uns eine Erklärung gegen de»Abg. Vielhaben, der ihn in der Sitzung des Reichstags am28. April in der Debatte über die Backereiverordnung des Bundes-raths verdächtigt hatte, der wir folgendes eninehmen:Herr Vielhaben balle hehauplet, Petzold liefere nur demLöbtauer Konsumverein Brot, niemand sonst nehme Brot vonihm,„weil er von der Menge des BroteS die 10 pCt., die erdem Konsumverein gewähren muß, gleichfalls abzieht."Diese Behauptung ist u n w a h r. Petzold liefert dem Kon-sumverein nur Zwieback und geröstetes Mehl.und zwar, wie der Konsumverein offiziell bestäligt, für 120 bis150 M. monatlich. Brot liefert er dem Konsumverein garnicht, dagegen hat er in Löbtau 416 Familien, an die erFrühstückswaare verkauft.Weiter behauptete Herr Vielhaben, Petzold ließe Sonntagsnicht arbeiten, weil er keinen Kuchen und dergleichen zu backenhabe. Auch diese Behauptung ist u n w a h r. Petzold macht einmindestens so großes Kuchengeschäft, wie seine Konkurrenten,er beendet aber die Kuchenbäckerei Sonntag früh 6 Uhr, wohin«gegen die Konkurrenz mindestens bis 6 Uhr bäckt.Ferner behauptet Herr Vielhaben, ein Geselle habe beiPetzold gearbeiiet, der ihn dem Obermeister als Leute«s ch i n d e r bezeichnet habe.Der Sachverhalt ist folgender: Am 12. September 1894stellte Petzold den Bäckergesellen Max Schönitz ein, der bisdahin bei dem Bäcker-Obermeister Schöne gearbeitet hatte; am14. September entdeckte Petzold, daß der Geselle an einerHautkrankheit litt und entließ denselben. Alsder Geselle zum Obermeister kam, um seine noch dort liegendenSachen zu holen, frug dieser ihn, warum er schon von Petzold fort sei.worauf der Geselle log: weil bei Petzold die Schinderei zu groß sei.Am 10. Oktober ging der Geselle endlich ins Krankenhaus, wo-selbst er bis zum 30. Oktober verblieb.Charakteristisch aber ist, daß dieser Geselle schon währendder Arbeitszeit bei Schöne Monate lang haut«krank war. wie er Petzold selbst eingestand.Seltsam ist, daß der Herr Obermeister von dieser Krankheit seinesGesellen keine Ahnung hatte, obgleich sich dieser langeZeit mit einer sehr übelriechenden Salbe ein-rieb.Wahrlich, ein recht angenehmes Kapitel zu den Zuständenin der Bäckerei, das speziell Herrn Vielhaben zum Studiumempfohlen sei.— Im Reichstags-Wahlkreise Ansbach erregtder plötzliche Rücktritt des Kandidaten der Konservativenund Bauernbündler, des Landtags- Abgeordneten B e ck h, Auf-sehen. Welches die„besonderen Gründe" waren, die den Abg.Beckh zu diesem Schritte veranlaßten, wird leider nicht an-gegeben.—Stuttgart, 7. Mai. Die Kammer der Abgeord-neten verhandelte über den königlichen Erlaß, betreffend diebedingte Begnadigung von Personen, welche das18. Lebensjahr noch nicht vollendet haben und zum ersten Malezu einer Gefängnißstrafe von höchstens drei Monaten ver-urtheilt worden sind. Die Kammer genehmigte dieVerordnung.—— Der württembergische Landtag trat amDienstag Nachmittag nach mehrmonatlicher Pause wieder zu-sammen. In der zweiten Sitzung am Mittwoch wurde derBau der Bodensee- Gürtelbahn von Friedrichshafen bis an diebayerische Grenze bei Lindau genehmigt und weitere Eisenbahn-bauten besprochen.—— Gegen die Konvertirung der vierprozen-tigenStaatspapiere sprach sich die Mehrheit der Budget-(ommission der zweiten b a d i s ch e n Kammer aus.—Mainz» 6. Mai.(Privat-Mittheil.) Eine Konferenzder selbständigen kaufmännischen Vereine de»Städte Mainz, Frankfurt, Wiesbaden, Darmstadt und Hombiubeschloß heute einen scharfen Protest gegen den§ öder Gewerbeordnungs- Novelle betreffend das Verbotdes Detailreisens und gegen den K 1 desGesetzentwurfs über den unlauteren Wettbewerbin der Fassung der Reichstags- Kommission. Gleichzeitigwurde eine Eingabe an die Reichs-Postverwaltung beschlossenmit dem Verlangen, daß die Post-Dlenststunden an Sonntagenmit den Verkaussftunden in den Ladengeschäften in Einklang ge-bracht werden. Als ein unerläßliches Erforderniß wurde diesbezeichnet. Auch gegen die Errichtung eines Kaufhauses inBerlin von seilen des Kolonialoereins behuss Absatz der ausunseren Kolonien stammenden Produkte wurde Einspruch er-hoben.— Ein Staatsanwalt Vorsitzender einesMilitär-Ehrengerichts. Wie das„Fränkische Volksbl."mittheilt, hat das Ehrengericht des Osfizierkorps beim Land-wehrbezirks- Kommando Würzburg einen katholischen Rechts-Praktikanten, der zugleich Reserve-Offizier ist, zur Annahme einesSäbcldnells verurlheilt". Der Vorsitzende dieses Ehrengerichtssei ein königlich bayerischer Staatsanwalt gewesen. Also einBeamter, dazu berufen, den Gesetzen Achtung zu verschaffen.trägt in entscheidender Stellung dazu bei, einen Mann widerdessen Willen zur Verletzung der Gesetze zu zwinge n. DerName dieses Staatsanwalts sollte der Oeffentlichkeit nicht vor-entHallen bleiben. Es muß den bayerischen Staatsbürgerneinen eigenen Genuß bereiten, ihn für Ordnung, Sitte undReligion plaidiren zu hören.—Oesterreich.Wie», 7. Mai. Das Abgeordnetenhaus nahm indritter Lesung die Wahlreformgesetz« an. Die Annahmedes ersten Gesetzes betreffend die Abänderung des Grundgesetzesüber die Reichsvertretung erfolgte mit 234 gegen 19 Stimmen.Das zweite Gesetz betreffend die Abänderung und Ergänzungder Wahlordnung wurde mit den in der zweiten Lesung an-genommenen Abänderungen mit überwältigender Majorität an-genommen.—Frankreich.Paris, 5. Mai.(Eig. Ber.) Die Gemeinderaths.wählen. Die Ungeduld des Senats, das Kabinet Bourgeoiszur Demission zu zwingen, hatle bekanntlich ihren Grund indem Wunsche, die Gemeinderathswahlen von einem Ordnungs-Ministerium„geleitet" zu sehen. Der Senat hatte nun unterMithilfe des Präsidenten Faure sein Ziel erreicht. Die Wahlensind aber keineswegs nach dem Herzen der reaktionären Körper-schaft ausgefallen.Soweit sich die Ergebnisse der Hauptwahl zur Stunde über-sehen lassen, haben die Radikalen zum mindesten ihrePositionen behauptet und die Sozialisten haben bedeutende Er-folge zu verzeichnen. Daß freilich die Mehrheit der 36 144 Ge-meinderäthe Frankreichs in radikale und sozialistische Händeübergehen würde, das war von vorn herein nusgeschlosfen. Zähltdoch fast die Hälfte der Gemeinden(17 590) 500 Einwohnerund darunter, nnd von den in ganz Frankreich zu wählenden431 217 Gemeinderaths- Mitgliedern entfallen mehr als 3/«(843 408) auf Gemeinden mir 500—1500 Einwohnern. Diesekleinen, von den politischen Strömungen wenig oder gar nichtberührten ländlichen oder halbländlichen Gemeinden bildenvorläufig den festen, meist gar nicht bestrittenen Besitz-stand der opportunistisch- monarchistischen Parteien. Daspolitische Interesse der Wahlen konzentrirt sich aufdie größeren Orte, die Mittelpunkte des öffentlichenLebens und der Partcikämpfe. Hier hat nun derRegierungsantritt des Kabinets Meline-Barthou die Fortschritteder Sozialisten nicht zu hemnien vermocht. Das beste Zeugnißdafür sind die Wahlkommeutare der Bourgeoispresse, welche dieo-mal nicht mehr von einem„Niedergang", sondern nur noch voneinem„Slillstand" der sozialistischen Partei faselt.Sehen wir uns diesen„Slillstand" etwas näher an.In Paris wurden im ersten Wahlgang 19 Sozialistengewählt(annalt der bisherigen 13), von den 28 Stichwahlenstehen 15 für unsere Genossen durchaus günstig; nnd was nochmehr bedeutet, die sozialistische» Stimme» habe» sich selbst