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Gegen die Filmzenfur!

Aufruf der Filmschaffenden.

Die Dach organisation der Filmschaffenden Deutschland s" hat bereits bei der ersten Kundgebung des ,, Kampfausschusses gegen 3ensur" aufgezeigt, daß die in der Reichs­verfassung vorgesehene Sonderzensur des Filmes eine Ausnahme schaffe, die den Film gegenüber allen anderen Kunstgattungen herab­würdige, aber auch geeignet sei, als Einfallstor für Maßnahmen be= dentlichsten Ursprungs und unabsehbarer Tragweite gegen das Kul­turleben des ganzen Voltes zu dienen.

Erscheinungen der jüngsten Zeit haben die Berechtigung dieser Befürchtungen erwiesen. Obgleich die Paragraphen des Lichtspiel­gesetzes als Grundlage für ihre Anwendung eine begrenzte Anzahl firierter Begriffe vorsahen, hat es die Praxis gezeigt, daß diese Grundlage von einer Dehnbarkeit ist, die sie zu leeren Formeln in den Händen der Verwaltungsbeamten macht. Dies aber wider­spricht klar dem Willen des Gesetzgebers.

Die Filmzenfur, deren Grundgesetz ihrem Wortlaute nach die Handhabung einer geschmacklichen, weltanschaulichen oder politischen Zensur ausschließen sollte, wird in wachsendem Maße in Richtungen ausgeübt, denen geschmackliche, weltanschauliche und politische Gründe und Ziele deutlich anhaften.

In einem Augenblid, in dem diese Filmzensur in den Vordergrund der Tagespolitit gerüdt und von Parteien des Reichstages sogar die Absicht fundgetan wurde, ihre gefährliche Anwendungsart durch Verschärfung der Lichtspielnovelle nach­träglich zu legalisieren, tönnen die Filmschaffenden Deutschlands - Autoren, Komponisten, Regisseure, Architekten, Kameraleute, Ton­meister, Schauspieler und Aufnahmeleiter nur ihre grundsätzliche Forderung auf Abschaffung jeder Zensur des Films wieder­holen.

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Krach bei Fridericus.

In der Neun- Uhr- Borstellung des Fridericus"-Films der Ufa des Herrn Hugenberg tam es heute wieder zu Proteftfundgebungen. Die Ufa läßt den Schluß des Films, die Potsdamer Wachtparade, nur noch bei erleuchtetem Saal laufen, so daß regelmäßig der Saal nur noch halb besetzt ist.

Hugenberg- Filme schädigen deutsches Ansehen.

Der Borstand der Studentenschaft der Technischen Hochschule Dresden hat an Dr. Hugenberg einen Offenen Brief gerichtet. Es heißt darin unter anderem: Der Ufa Ton= film Ein Burschenlied aus Heidelberg" zeuge auch in feiner verkürzten Form von einer seltenen Verständnislosigkeit und Unkenntnis des deutschen Studententums und geben deffen Sitten und Gebräuche zum Teil oberflächlich, zum größten Teil aber voll­tommen falsch wieder". Weiterhin wird in dem Schreiben ausge­führt: Bitter wird durch solche Filme das Ehrgefühl des deutschen Studenten verletzt, schwer das Ansehen des deutschen Akademikers überhaupt geschädigt. Noch bedauerlicher ist jedoch, daß man gerade Filme dieser Art in besonderem Ausmaße im Ausland laufen läßt und uns gegenüber gerade besonders fritisch ein gestellten Völkern eine Vorstellung über Deutschlands Gegenwart gibt, die schwerlich dem Ansehen unseres Boltes von

Borteil ist."

Frauennot

Frauenglück" bleiben frei.

Zum 6. Male mußte gestern der Film Frauennot- Frauen giüd" die Zenjur passieren. Die Regierungen Bayerns , Badens und Thüringens hatten erneut das völlige Verbot dieses Films bean tragt. Die Oberprüfstelle hielt jedoch die Zulassung des Films auf­recht. Dagegen ist der ärztliche Bortrag verboten und die Ab­haltung eines solchen überhaupt für entbehrlich erflärt morden. Eine große Rolle in dem Berbotsantrag Bayerns fpielte ein Gutachten des ärztlichen Bezirksvereins München , das das Verbot des Films wegen angeblicher Gesundheitsstörungen forderte. Diesem Gutachten stellte Dr. Friedmann ein solches des föniglich- bayrischen Medizinal­follegiums aus dem Jahre 1835 gegenüber, das behauptete, die Eisen­bahn löse durchaus nicht nur für ihre Benutzer, sondern auch für die Zuschauer infolge der Schnelligkeit ihrer Bewegung die Gefahr geistiger Erkrankung aus. Dr. Friedmann erklärte, daß das heutige Gutachten des ärztlichen Bezirksvereins München auf derselben geistigen Höhe stehe mie jenes.

Der Remarque - Film in Desterreich.

Wien , 22. Dezember.( Eigenbericht.) Amtlich wird mitgeteilt, daß die Bundesregierung nicht in der Lage sei, den Film: 3m Westen nichts Neues" zu verbieten. Sie überläßt die Entscheidung den Landesregie­rungen, rät ihnen aber dringend, ihn in ihrem Wirkungsbereich zu verbieten, da durch den Film die Ehre der deutschen Nation beleidigt erscheine.

Der Landesregierung von Wien steht der sozialdemokratische Bürgermeister Seiß vor. In den anderen Landesteilen sitzen nur christlich- soziale Regierungen.

Steeg auf der Ministerfuche.

Er muß seine Mehrheit verstärfen.

Paris , 22. Dezember.( Eigenbericht.) Die Regierung Steeg befaßte fich am Montag mit den notwendig gewordenen personellen Ergänzungen. Ueber das Er­gebnis der Sigung wurde lediglich mitgeteilt, daß die erwarteten

Presse

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Nach der Entscheidung.

N

BRAUNSCHWEIGER OBERLANDESGERICHT

FRANZEN

BRAUNSCHWE

VOLKSFREUND

EINSTWEILIGE

AUFGEHOBEN!

VERFÜGUNG

Herr Minister machen einen so ramponierten Eindruck...

Einheitsfront der Neutralen.

Wirtschaftskonferenz in Ost: Belgien am Scheidewege.

In Oslo tagt augenblicklich eine Wirtschaftskonferenz, auf der die Regierungen von Schweden , Norwegen , Däne mart, holland und Belgien vertreten sind. Die Konferenz verdient Beachtung, weil sie möglicherweise den Ausgangspuntt einer neuen Phase der europäischen Politit bilden tann, mindestens soweit die genannten Staaten in Betracht kommen. Als Zweck der Konferenz wird angegeben: Förderung der wirt. chaftlichen Annäherung zwischen den fünf beteiligten Län dern im Geiste der Genfer Wirtschaftsverhandlungen. Sie wurde einberufen, weil die genannten Länder vorläufig an einem praktischen Erfolg der in Genf angestrebten internationalen Wirtschaftsverständi­gung zweifeln und zunächst einmal im fleineren Rahmen über gewisse Fragen eine Verständigung herbeiführen wollen. Daß die Länder dabei vor allem ihre eigenen Wirtschaftsinteressen im Auge be­halten, ist selbstverständlich.

Voraussichtlich wird die Konferenz zur Unterzeichnung eines blommens führen, das zunächst eine Erhöhung der 30lltariffage der betreffenden Länder erschwert. Erhöhungen follen in Zukunft nicht ohne vorherige Beratungen unter den fünf Ländern vorgenommen werden. Außerdem wird in dem Abkommen beftimant werden, daß für den Fall, daß der eine oder andere Staat zu zollpolitischen Abwehr- oder Bergeltungsmaßnahmen gegen andere Länder genötigt werden sollte, dafür zu forgen ist, daß den genannten Bertragsländern fein Nachteil daraus erwächst. Schließlich wollen sich die fünf Vertragsländer zu einem

allgemeinen gegenseitigen Beistand

achtung. Vandervelde widerlegt zunächst noch einmal die im Ausland verbreitete falsche Ansicht, daß es sich bei diesem Abkommen um ein Militärbündnis handelt oder daß es neben dem veröffentlichten und beim Völkerbund angemeldeten Tegt noch irgendeinen Geheimvertrag gebe. Er fügt aber hinzu, daß allerdings neben dem veröffentlichten Abkommen Vereinbarungen über Generalstäbe der beiden Länder bestehen, die naturgemäß geheim bleiben müßten und soweit sie von den Regierungen und Barlamenten ge­billigt wurden, tatsächlich die ganze Militär- und Außenpolitik der beiden Länder beeinflussen würden. Vandervelde läßt durchblicken, daß die Vorschläge der belgischen Regierung für den Bau der Grenzbefestigungen nur unter diesem Gesichtspunkt ver­ständlich sind, und daß dieses neben der grundsäglichen Gegnerschaft gegen übertriebene Kriegsrüstungen der Grund dafür ist, daß die belgische sozialistische Partei diese Militärausgaben aufs schärfste befämpft. Bandervelde führt weiter aus, daß das französisch­belgische Militärabkommen zu dem Zeitpunkt, wo es abgeschloffen wurde, also unmittelbar nach dem Kriege, feine Berechtigung haben tomte, daß es aber heute,

Tak

nach dem Bertrag von Locarno , feinen Sinn verloren hat und überflüssig geworden ist. Die Aufrechterhaltung des fran­ zösisch - belgischen Abtommens auch nach dem Infrafttreten pes Locarno Bertrages fei nur geeignet, im Ausland die oben erwähnten Zweifel und Mißtrauen zu stärken. Vandervelde fündigt schließlich an, daß die von ihm angeschnittenen Fragen sowohl auf dem kom­menden Kongreß der belgischen Arbeiterpartei als auch im belgischen Parlament zur Sprache kommen werden. Er hält die Fragen ins­besondere vom Standpunkt der internationalen Politik und der all­gemeinen Abrüstung aus für außerordentlich wichtig.

bei internationalen Wirtschaftsverhandlungen oder bei Wirt fchafts- und 3olltonflitten mit anderen Ländern ver­pflichten. Es liegt also auf der Hand, daß die Osloer Wirtschafts­verhandlungen gerade im Hinblick auf die holländisch- deut- Indem die Jaspar- Regierung", so schreibt Vandervelde zum Ichen Wirtschaftsdifferenzen von Bedeutung sind. Dar- Schluß seines Artikels ,,, weitere Befestigungswerte errichten will, über hinaus aber ist die Tatsache, daß gerade die nordischen Klein die als Verlängerung oder Ergänzung der französischen erscheinen, staaten, zu denen sich Holland und Belgien gesellen, und die praktisch stellt sie das Land vor folgendes Dilemma: Entweder eine illu­alle Freihandelsländer find, zu einem gemeinsamen und sorische Sicherheit durch Beteiligung am internationalen selbständigen Unternehmen sich zusammenfinden, von allgemeinem Wettrüsten zu suchen oder seine Bemühungen zu verdoppeln, damit Intereffe. Insbesondere handelt es sich bei den Berhandlungen, minden von den Siegern 1918 eingegangenen Abrüstungsver­Die erstgenannte destens soweit Belgien in Frage fommt, um einen ernst zu pflichtungen nachgekommen wird. Politik führt unfehlbar zum Kriege und zur Katastrophe. Nur die zweite fann zum Frieden führen, durch die allgemeine, gleich­zeitige und überwachte Abrüstung Die heutige belgische Regierung schwankt sichtlich zwischen der einen und anderen Politit. Die Arbeiter­partei aber muß dafür sorgen, daß die Friedenspolitik zum Siege geführt wird, im Einvernehmen mit den französischen Sozia­listen und der belgischen Arbeiterpartei sowie der deutschen Sozialdemokratie."

nehmenden Versuch,

eine Neuorientierung der Politit

und der Wirtschaftspolitit von Frantreid weg nach den nor. dischen Kleinstaaten hin.

In diesem Zusammenhang verdient ein Artitel Bander veldes im Brüsseler Peuple" über das französisch- bel gifche Militärabtommen und die Abrüstung größte Be

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purde auf fürzere Gefängnisstrafen erkannt. Soekarno hat gegen das Urteil Berufung eingelegt. Der Prozeß dauerte insgesamt fünf Monate.

Ein dreifier Raubüberfall.

Ein Goldwarengeschäft in Schöneberg beraubt.

In den geftrigen späten Abendstunden wurde auf das Gold­

Genennungen am Dienstag veröffentlicht werben. In der Bree Ausnahmegericht gegen Antifaschisten. warengeschäft von Seffner von fünf jüngeren Buchen ein ver

wird jedoch bereits mitgeteilt, daß voraussichtlich zum Pensions­minister der Abgeordnete Dormann von der radikalen Linken, zum Unterstaatssekretär im Finanzministerium der Abgeordnete Dechappedelaine, zum Unterstaatssekretär im Luftfahrt­ministerium der Abgeordnete Guilhamnon, zum Unterstaats­

sekretär im Innenministerium der Abgeordnete Tricart- Bravenou, zum Unterstaatssekretär im Aderbauministerium der Abg. Boitte vin und zum Unterstaatssekretär für den sportlichen Unterricht Henry

Genfationsprozeß in Rom .

Rom , 22. Dezember.( Eigenbericht.)

wegener Raub verübt. Kurz vor 23 Uhr mieteten die Burschen in der Hauptstraße in Schöneberg eine Autodroschte und gaben dem Chauffeur als Ziel das Haus Kolonnenstraße 60 an. Dort an­gekommen, fliegen die Fahrgäste aus und während einer von ihnen Drohung richlete, sich ruhig zu verhalten, zertrümmerten die anderen vier das Schaufenster des Goldwarengeschäftes und rafften zu­fammen, was sie greifen konnten.

Am Montag nachmittag begann vor dem Ausnahme­gericht der sensationelle Prozeß gegen die anti- plöglich eine Pistole hervorzog, und sie auf den Chauffeur mit der faschistischen 3ntellektuellen.

Baté ernannt werden. Dadurch würde sich das Kabinett Steeg um Vinciguerra und der rechtsfozialistische Journalist Ren 30 fammen, was fie greifen fonnten.

drei Mitglieder aus der Tardieu und zwei Mit­glieder aus der Boucheur Gruppe verstärken und somit noch mehr den Charakter eines Versöhnungskabinetts erhalten.

Indonesierführer verurteilt.

Das Ende eines Fünfmonate- Prozesses.

Amfterdam, 22. Dezember.( Eigenbericht.) In dem Prozeß gegen die Vorstandsmitglieder der indonesischen Nationalpartei, die unter der Anklage umstürzlerischer Pläne standen, wurde vor dem Landgericht Ban­ dung der 1. Borsigende Soekarno zu vier Jahren Ge­fängnis verurteilt. Gegen die übrigen Borstandsmitglieder

Die Bandifen flüchteten in das Auto zurück und zwangen den Chauffeur, fie bis zum Lindenpark zu fahren, wo sie das Auto ver­ließen und in einer Seitenstraße verschwanden. Obwohl der In­haber zur Zeit des Borfalles in den hinteren Räumen seines Ge­schäftes weilte und gleich nach vorn eilte, als er das klirren der Feusterscheiben vernahm, fonnten die Banditen trotz der fofort unter­nommenen Berfolgung entkommen.

Von den Angeklagten sind bisher mur der liberale Journalist Rendi geständig. Sie erklärten, revolutionäre Propaganda getrieben und entsprechende Aufrufe verfaßt und verbreitet zu haben. Die frante und alte Witwe des Dichters de Bosis, die bei ihrer ersten Bernehmung ertiärt hatte, daß fie stolz darauf sei, zu den Revolutionären gegen das faschistische Regime zu gehören, widerrief am Montag ihre Geständnisse. Die alte Dame fürchtet augenscheinlich für ihren in der Schweiz meilenben und gleichfalls unter Antlage stehenden Sohn. Ebenso scheinen die veronesischen Lehrer Gelmetti und Benedetti, die beibe aus der demo­tratifch- fatholischen Bolfspartei stammen und als leidenschaftliche Antifaschisten bekannt sind, sich mit Zeichen der Reue und In Finnland wurden wiederum sieben Kommunisten wegen Milde des Ausnahmegerichtes empfehlen zu wollen. staatsfeindlicher Agitation zu 1 bis 4 Jahren 3uchthaus ver­Das Urteil ist in den späten Nachtstunden des Montag, vielleicht urteilt. In Tammerfors , Helsingfors und an der Sowjetgrenze hat auch erst am Dienstag zu erwarten. die Polizei Kommunisten verhaftet.

Der Chauffeur hat sich später auf einem Schöneberger Polizei­revier gemeldet.