Seine Eltern in Hannover sind wohlhabende Bürgers Jeute.. Er mußte seinen Artisten beruf aufgeben, weil Ausschweisungen seine Kräfte untergraben hatten. Seitdem führte ez ein unste es Leben. Arbeit suchte er nicht, eine Zeitlang handelte er mit Blumen. 18 Monate verbrachte er als Arbeitsscheuer im Arbeitshaus; dann wurde er Strichjunge, ließ sich von Freunden aus:
halten und von Mädchen. Mit der Elli wollte er bereits seit einem Jahr nichts mehr zu tun gehabt haben. Nicht er sei ihr, sondern sie ihm nachgelaufen. Auch habe er nicht von ihr Geld genominen, sondern im Gegenteil ihr Geld gegeben. Als aber das Gericht ihn wegen Zuhälterei zu fünf Monaten Gefängnis verurteilt, nimmt er die Strafe ohne weiteres an. Er weiß, daß er schuldig ist. Der 24jährige hübsche Mensch scheint unretibar verloren. Wird Elli in der katholischen Fürsorgeanstalt Rettung finden?
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Vorführung beantragt. Vom Gericht abgelehnt. Bor dem Schöffengericht Charlottenburg stand neulich mieder einmal ein ganzes Bündel Beleidigungsklagen egen Goebbels zur Verhandlung. Beleidigt waren u. a. der frühere Belizeipräsident 3 örgiebel, der Bizepolizeipräsident Dr. Wei, der Kommandant der Schuhpolizei Oberst Heimannsberg , Eriminalkommissar Busdorf, verschiedene Potsdamer Bo lizeibeamte und die Jüdische Glaubensgenossenschaft, der Goebbels Rifualmord vorgeworfen hatte. 65
Goebbels war nicht erschienen; er hatte auch diesmal bem Gericht keine Entschuldigung zukommen lassen. Der Staatsanwalt beantragte Vertagung der Verhandlung. Rechtsanwalt Santorowicz als Vertreter des Nebentlägers Busdorf widersprach tesem Antrage. Er erklärte: Goebbels hat das Glüd, ein besonders nachfichtiges Gericht zu finden. Als er am 13 Ottober nicht zum Termin erschienen war, fonnte er wenigstens von der Ausrede des Reichstagsbeginns Gebrauch machen. Das Gericht hat die Anträge des Staatsanwalts und des Nebenflägers auf Goebbels Berh iftung obgelehnt und den Vorsitzenden mit weiteren Maßnahmen beauf tragt. Von solchen weiteren Maßnah: nen ist in den Aften nichts zu ersehen. Ich bin derselben Rechtsauffassung, fährt der Nebenfläger fort, wie letztens, und fann diese Auffassung durch eine Reichsgerichtsentscheidung im 38. Bande bestärken. Es heißt darin, daß auch die zwangsweise Borführung eines Reichs. tagsabgeordneten möglich sei. Unterstützt wird diese Reichsgerichtsentscheidung durch den Kommentar des Marburger Professors Arndt, der gleichfalls der Ansicht ist, daß bei unentschuldborem Ausbleiben auch ein Reichstagsabgeordneter vorgeführt mer. den könne, sofern seine Tätigkeit als Reichstagsabgeordneter hier.. durch nicht unterbunden werde. Der Reichstag ist aber im Augenblid vertagt. Es soll nicht verkannt werden, daß Reichstagsbge= cronete auch während der Bertagung des Reichstags verschiedenartige Pflichten haben. Es wäre aber eine Beleidigung der Reichstagsabgeordneten, zu behaupten, daß das Aussetzen von weißen Mäusen und das Werfen von Stinkbomben zu den Pflichten eines Reichstagsabgeordneten gehört. Ich beantrage, einen neuen Termin anzuberaunnen, aber bis zum letzten Tage vor dem Angeklagten Goebbels geheim zu halten. Goebbels Berhalten ist nichts anderes als eine Verhöhnung des Gerichts und zeugt von Mangel an Mut gerade bei ihm, der immerfort von Heldentum und Frontgeist spricht.
Nach kurzer Beratung verfündete der Torfizende, Landgerichts Direttor Ramble folgenden Beschluß: Die Berhandlung wird ver. tagt, der Antrag des Rebentlägers auf Erlaß eines Borführungs befehls wird abgelehnt, da hierin eine Beeinträchtigung der Tätigkeit als Reichstagsabgeordneter liegen würde. Der Staats anmalt ist mit den vorbereitenden Maßnahmen zu beauftragen.
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Eine weitere Berhandlung gegen Goebbels sollte sodann vor dem Schöffengericht Schöneberg stattfinden megen Beleidigung des Bizepolizeipräsidenten Dr. Weiß und wegen Aufreizung durch ein Gedicht ,, Die Sturmtolonne. Auch diesmal war Goebbels nicht erschienen. Er hatte dem Staatsanwalt geschrieben, daß er das Verfahren für unzulässig halte, weil er Reichstagsabgeordneter sei. Das Gericht beschloß die Bertagung und Bor führung des Angeklagten, falls der Reichstag feine Immunität aufheben sollte.
Die antifaschistische Kundgebung in Bantom war bald nach Beginn so überfüllt, daß der große Saal in Lindners Konzert haus polizeilich gesperrt merden mußte. Reichstagsabgeordneter Genosse 2itte zeigte die Rolle der Nationalsozialisten als Schutztruppe des Kapitals. Die Nazis behaupten zwar, eine Arbeiterpartei zu sein, aber ihre Vertreter im Reichstag sind Rittergutsbesiger, frühere Offiziere, Fememörder. Fabrikbefizer, und kaum ein Arbeiter ist darunter. Sie sind also auch außerstande, Arbeiterinteressen zu vertreten, und sie haben auch bis heute noch tein sozialpolitisches Programm. Damit warten sie auf das dritte Reich, inzwischen empfehlen sie den Kranten und Krüppeln den Selbstmord, damit sie ihrer Umwelt nicht mehr zur Last fallen. Während des Metallarbeiterstreits hat man sich bei den Metallarbeitern anbiedern wollen, aber den Unternehmern haben sie später erklärt, das sei nur geschehen, um die Arbeiter aus den margistischen Gewerkschaften herauszuloden. In der letzten Zeit hat sich ja auch ihre ablehnende Stellung zum Sozialismus deutlich gezeigt, fie bejahen grundsätzlich das Privat eigentum, und auch dem anständigen" Privatbankier foll im dritten, Reich nichts passieren. Ihr ganzer Kampf gegen den Marrismus ist weiter nichts als ein Kampf gegen die politischen, genossenschaftlichen und gemerfschaftlichen Organisationen der Arbeiterschaft, gegen tommunale und soziale Einrichtungen. An die Arbeiterschaft muß heute die Mahnung gerichtet werden, fidh feinesfalls provozieren zu lassen, aber wenn die Nazis einen Bürgerkrieg beabsichtigen, werden Sozialdemokratische Partei und Reichsbanner auf der Wacht sein.
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Freidenker gegen Kulturfaschismus.
In der Besorgnis um den Fortbestand der bürgerlichen Privi legienwirtschaft finden sich Rapitalisten und Vertreter des realtio. nären Teils der christlichen Kirche im Kampf gegen die sozialistische Entwicklung oder, gegen den Marrismus zusammen. In diesem immer schärfer werdenden Klassenfampf hoffen fie gegen die freie weltliche Entwicklung ihre Bestrebungen am erfolgreichsten durch jefen zu fönnen. Rede- und Sagwendungen harmlofen Charakters werden zu Gotteslästerungen gemacht, und die Erhebung einer AnPlage ist sicher. Das erst vor einigen Tagen ergangene Berbot des Remarque Films hat ungeheure Empörung des gejamten freiheitlich gerichteten Boltsteils in Deutschland hervor gerufen. Einen harmlosen Berbetenfilm für Elektrizitätsverbraud ereilte dasselbe Schieffal, weil darin Petrus als behandelnde er
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fon auftrat. Bücher von hohem wissenschaftlichen und literarischen Wert werden beschlagnahmt, Abbildungen und Zeichnungen verboten, Schriftstellern und Künstlern schwebt permanent der Gottslästerungsparagraph über dem Kopf. Vorzügliche Helferdienste leisten dem Kulturfaschismus auch die Kommunisten. Ihre Spaltungsbestrebungen versuchen sie wie auf dem gewerkschaftlichen und politischen auch auf dem kulturpolitischen Gebiete mit allen Mitteln der Demagogie durchzuführen. In der evangelischen Kirchen presse findet man oft eine schlimme eße gegen So. zialdemokratie und freie Gewerkschaften, während man den Nationalsozialismus auf den Schild erhebt. Die freiheitlich aufirebenden Arbeiter müssen mehr als bisher auf diese Dinge achten. Der Deutsche Freidenter Verband E. V., die Organi fation von 600 000 flaffenbewußten Kämpfern, führt einen erbitterten Kampf gegen den auf dem Marich befindlichen Kulturfaschismus. Es ist notwendig, daß er durch Mitgliedschaft und Mitarbeit unterstügt wird.
Wohltätigkeitsfonzert der Schupomufifer.
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Zum Besten ihrer Kriegsbeschädigten und Hinterbliebenen veranstaltete das Sinfonieorchester der Berliner Schutzpolizei unter Leitung von Camillo Hildebrand auch in diesem Jahre ein Weihnachtskonzert im Großen Schauspielhaus. Feierliche Orgeltöne Bachs D- Moll- Fuge durchbrausten den Riesenraum, von Professor Walter Fischer meisterhaft zu Gehör gebracht. Dann spielte das bestdisziplinierte Orchester Air" aus der D- Dur- Suite von Bach, Bagners Göttereinzug aus Rheingold" und verschiedene Opernouvertüren. In Arien aus ,, Tosca " und Manon" brillierte die fultivierte Sangestunst von Joseph Schmidt . Unter den zahlreich erschienenen Gästen bemerkte man Landtagspräsident Bartels, Ministerialdirektor Dr. Klausener, Polizeipräsident Grzesinski u. a.
elbstmord eines Lehrlings.
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rerübte gestern abend der 17jährige Tischlerlehrling Paul D. SelbstIn der Wohnung seiner Eltern, im Hause Euferstraße 24, mord turch Gas Als die Eltern gegen 18 Uhr heimfehrten, fanden fie ihren Sohn bereits tot auf. Der junge Mann war gestern auf seiner Lehrstelle aus noch unbekannten Gründen plöglich entlassen worten. Das nahm er sich so zu Herzen, daß er be schloß, aus dem Leben zu scheiden. Die Abwesenheit seiner An gehörigen benugte er dann zur Ausführung der Verzweiflungstat.
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Maffenvergiftung durch Blausäure.
Zehn Greife und Greifinnen erstickt. Gitschin , 22. Dezember. Montag fam es in dem Altersversorgungs- und Armenhaus in Gitschin zu einer Massen vergiftung durch Blausäuredämpfe, der bisher zehn Personen erlagen.
Das sehr alte Gebäude sollte nach behördlicher Anordnimg gründlich von Insekten gereinigt werden. Die Reinigung wurde einer Prager Firma übertragen, die die Räume der Reihe nach mit Cyanwasserstoff durch gaste. Laut Borschrift dürfen die Wohnräume dann erst nach 30ftündiger Lüftung wieder betreten werden. Die Infassen aber suchten wegen der Rälte die Räume schon drei Stunden nach der Durchgajung wieder auf, wobei sie sofort Bergiftungserscheinungen zeigten. Einzelne der Vergifteten verfielen in Krämpfe. Sechs starben sofort, 17 weitere Insassen mußten in das Krankenhaus geschafft werden, wo vier von ihnen starben. Mit einer Ausnahme sind alle Verstorbenen über 80 Jahre alt. Der verantwortliche Beamte der Prager Reinigungsgesellschaft ist verhaftet worden.
Eisenbahnunglück in Südstawien.
Ein Zoter und zehn Berletzte.
Auf der Strede Sarajewo Bisegrad- Belgrad ereignete sich am Montag ein Eisenbahnunglid, durch das eine Berjon getötet, sechs fchwer und vier leicht per egt wurden. Durch einen Erdrutsch, der die Strecke verlegte, entgleifte die Maschine cines Personenzuges und riß einen Salon- und zwei Personenwagen mit fich. Die Maschine überschlug sich und wurde schwer be fchädigt. Die zwei Personenwagen wurden zertrümmert. Kältewelle über Frankreich .
Der Winter ist im größten Teil Frankreichs mit macht ein. gezogen. Die Kälte ist im Ofen und im Zentralmaffio ſehr empfind lich. Im letzteren Gebiet fiel das Thermometer auf 15 Grad unter Mull, in Clermont- Ferrand auf minus 7, in Dijon auf minus 5 und in Straßburg auf minus 4 Grad
Was fagt der Bär?
ANMAPA
Forgli
JUNO
KON LINON
JOSETTI JUNO
Auf jedem Gabentisch
erwartet den Raucher seine Lieblingsmarke und im weihnachtlichen Kerzenschimmer vermischt sich bald der würzige Duft der Tanne mit dem herrlichen Aroma von:
JosettiJuno
Berlins meitsgerauchter 48 Cigarette
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