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oho diriiie: Die 9lavimmjemnwl

Lor dem Lieferanteneingang des Kaufhauses standen 20 bis 30 junge Leute oder hockten auf den Treppenstufen, die zu den 'Büros führten. Die meisten blickten stumpf noch der Tür und warteten auf die Rückkehr des Glücklichen, der zuerst eintreten durfte. Ein Inserat in der Morgenzeitung hatte sie hergerufen. Das lautete aber so: Jüngere Ausgeher als Begleiter des Gefchästswagens gesucht. Gute Haltung, Ehrlichkeit, Zuoerlässigteit, anständige Familie Bedingung. Dorzustellen zwischen 10 und 12 Uhr vormittags im Kaufhaus des Westens. Der erste blieb lange im Büro. Einige stießen halblaute Verwünschungen aus, andere unterhielten sich gedämpft, alle aber hatten da, drückende Gefühl, unter Konkurrenten zu sein. Die Tür wurde hart aufgestoßen, der erst« der Bewerber kam zurück.Angenommen?" rief ihm einer zu. Er zuckt« die Achseln und zwängte sich mit verdrießlicher Miene durch die Wartenden. Esel", zischte ihm der Frager nach. Inzwischen war auch der zweite geräuschlos hineingeschlüpft. Wieder vergingen lastende Minuten, ehe«r mit einem verbissenen Lächeln auf den Lippen zurückkam. Alle blickten ihn wortlos an.Der braucht einen Aus- geher vom Gymnasium und aus Geheimratsfamilie", höhnte er und verschwand, während die Tür einen anderen verschlang. Einige Burschen entfernten sich mürrisch und suchten vergebens einen schmächtigen, düsterblickenden Schwarztopf mitzuziehen, der seinen dünnen Rock der empfindlichen Wintertälte wegen fest überm Leib zusammenhielt. Er lehnte in sich gekehrt am Treppengeländer. Unter der Mütze fiel ihm ein Büschel Haare aus das frühharte Gesicht. Seine Augen froren wie sein ganzer Körper. Einer nach dem anderen der Bewerber ging hineib and kam entweder mit verblüfftem oder ärgerlichem Gesicht schimpfend zurück. Der Schwarze sah anscheinend teilnahmslos zu, fragte nicht wie die übrigen und atmete tief auf, als er früher als erwartet an die Reihe kam, weil sich wieder drei entmutigt entfernten. Im Büro schlug ihm, verwirrend die Starrheit lösend, ein Schwall heißer Luft entgegen. An einem großen, fast leeren Schreibtisch in tiefem Klubsessel eine massige Gestall. Der Schein von blitzenden Augengläsern glitt an dem Eintretenden nieder, so daß ihn wieder fröstelte. Wie heißen Sie?"Franz Zeltinger.'Wie all?" Neunzehn Jahre."Was ist der Vater?"Lauarbeiter." Arbeitet die Mutter?"Nein, die Ist zu Hausei"Wieviel Geschwister?"Fünf!" Wieviel verdienen davon?" Mein ältester Bruder lernt noch, die anderen Geschwister sind kleiner und gehen noch in die Schule!" Ein mißtrauischer Blick des Direktors glitt Über die goldene Brillenfassung:Sind Sie vorbestraft?" Schweigen. Haben Sie verstanden? Ob sie vorbestraft sind?" Die Augen des Burschen schienen sich katzenarttg zusammen- zuziehen. Plötzlich wurden sie groß und starr.Nein!" Trotzig klang es.Ich habe doch auch Zeugnissei" Er griff in die Rocktasche. Der Mann im Klubsessel winkte ab:.Lasten Sie steckeni Herein!" Das galt einem Klopfen»n der zu den inner«» Kontor- räumen führenden Tür. Ein Mädchen schob auf einem Tablett«in Glas Rotwein und ein« Kaviarsemmel auf da» grün« Tuch d«s Schreibtische». Purpur» strahlte der Wein im Licht. Da» Mädchen ging mit einem Lächeln nach dem Direktor. Die Mütze in der Hand de» Burschen zittert«. Si« können gehen. Sie bekommen Nachricht, wenn wir auf Sie reflektieren. Ach sol Wo wohnen Sie?"Wastertor 7, II. Stock." Ein Ton in der Antwort ließ den Direktor sekundenlang aufblicken. Dann kritzelte er die Adresse auf ei» Blatt und griff nach der/ Kaoiarsemmel. Irgendwoher kam ein kurzer dumpfer Laut, au» der Kehl « Zeltingers oder vom Anprall des Klubsessels. Wie eine Katze auf den Baum sprang der sehnige Schwarzkops auf den massigen Nacken des Direktors und drückte dessen Gesicht aus das Tablett. Das Weinglas zerklirrte, über den Schreibtisch floß es wie Blut. Ein stummes«rbittertes Ringen! Die schlanken feingliedrigen Hände des Burschen hielten den Hals de» Direktors wie Klammern umspannt. Kein Laut drang aus seiner Kehle, nur ein Schnauben wie au» Pferdenüstern quoll aus der Rase des bläulichen Gesichtes. Mit einer gewaltigen Anstrengung drehte der Angegriffene sich dem Angreifer zu, den Hals wendend. So knirscht ein verrostetes Scharnier. Plötzlich schnellt« der Bursche wie«in« Feder zurück und gab sein Opfer frei. Heber sein« verkrampften Züge ging ein Wetter- leuchten, dann brach ein gewitterige» Lachen los, hell sich über- steigernd, ein irres Gelächter. Von der Ohnmacht des Schreckens befreit, war die Mäste im Klubsessel wieder gewachsen und hatte sich voll Leben gesaugt. Hilfe! Räuber!" Angstvoll schrie der Direktor und drang wachsend mit geballten Fäusten auf Zeltinger ein. Mit einem Schlag warf er ihn an die Wand. Dieser ließ es sich ohne Widerstand gefallen und lachte nur, lachte bis zu Tränen. Im hinteren Türrahmen zeigten sich bestürzte Gesichter aus den Kontorrüumen.Da der Lump l" leuchte der Direktor und wies auf den lachenden Angreifer. Da geschah etwas, das den Ueberfallenen der mühsam erlangten Sprache wieder beraubte und ihn fassungslos gestikulieren ließ. Das herbeigeeille Personal stutzte eine Sekunde und stimmte dann fröhlich in das Lachen ein, wider Willen, wodurch die Fröhlichkeit nur noch heftiger''und an- steckender wurde. Verzweifelt reckte der Direktor die Arme über den Chor grinsender Gesichter:Polizei! Polizei!" Sein Anblick war unendlich komisch. Der körnige Kaviar von der Semmel hatte sich auf dSn vollen Backen breitgedrückt und das Weiß der entsetzt aufgeristenen und vorgequollenen Augen wirkte zu dem grauschwarzen Kaviar wie die grelle Schminke eines Bajazzo. Das allgemein« Gelächter steigerte die Wut des Direktors zu sinnloser Raserei. Er schlug den Burschen mit der Faust in den lachenden Mund, daß sich Zähne und Lippen blutig färbten, warf ihn aus den Boden und stieß ihn mit dem Fuß an den Leib. Nun ward auch das Personal ernst und erfuhr was geschehen war. Einige Angestellte suchten ihr respektloses Lachen aus feige Art gut zu machen, rissen den Burschen empor und ohrfeigten den Wehrlosen. Zwei Schutzleute führten später denRläuber" gefesselt ab, der wieder starr blickt« und da, verschönend» Lachen verlvren hatte. Der Untersuchungsrichter hatte es nicht leicht, den Fall zu paragraphiereu. Für»ine» Raubanfall sah die Handlung»««- Zellinger» zu sehr nach einem Ausbruch von Jähzorn, nach einer momentanen Einnesstörung au», wofür auch da» sonderbare Lachen sprach, die Würgemale am Hal» de» Direktor» hingegen redeten«in ernstere» Wort und die Tatsache, daß Zeltinger der letzte Stellen- suchende gewesen war, ließ wiederum an einen oersuchten Raub denken. Der Bursche selbst erklärte, er wisse nicht, was ihn zur Mißhandlung des Direktors veranlaßt habe, das Verhalten und die Fragen de» virettor», der rasch« Temperaturwechfel.»l, er das 'überheizt, Zimmer betrat«der Hunger beim Anblick de« Frühstück».

Ein medizinischer Sachverständiger murmelte etwas von momentaner Sinnesstörung, hervorgerufen durch Unterernährung. Da aber zur Beruhigung aller Direktoren eine Strafe nötig war, verurteilte man den Burschen zu drei Monaten Gesängnis mit Bewährungsfrist, nachdem er vier Wochen m Untersuchungshaft gesessen hatte. E» wäre noch schöner, wenn die soziale Ordnung durch den Anblick einer Kaviarsemmel aus dem Geleise gebracht werden könnte. Nach der Gerichtsverhandlung begegnete der allbeliebte Direktor dem Gerichtsvorsitzenden, wobei sie sich gegenseitig gratulierten, zu der Errettung aus Lebensgesahr der eine, zur richterlichen Weisheit der andere. Meinen Sie wirtlich, daß der Kerl mich unter Umständen erwürgt hätte, frug der Direktor. Sehr leicht möglich! Es sind schon Leute aus geringfügigeren Ursachen«rmorhet worden." Das ist ja schaurig! Da ist man Ja sozufagen jeden Tag in Lebensgefahr!" Eigentlich schon!" Wohin soll da» führen, lieber Rat? Womit soll da, enden?" Der zuckte die Achseln: Das weiß kein Mensch. Aber vielleicht damit, daß nach dem atten Wort wir nicht nur alle Brüder, sondern auch unsere Schüsseln Schwestern werden! Bis dahin müssen Sie sich halt auf uns oerlasien, lieber Direktor! Guten Tag!"

QepfropHe SBähne

Trostreich« Nachricht für alle, denen die Angst den Gang zum Zahnarzt zur Qual macht! Es handelt sich um eine Anwendung des bei Bäumen und anderen Pflanzen bekannten Pfropfverfahrens auf menschliche Gewebe. Die EinHeilung von Hautstücken in be- schädigte Teile der Haut wird ja schon fett langer Jett geübt. Nun- mehr will aber, wie eine französische Fachzeitschrist ausführt, F. de Najas eine ähnliche Methode auch für die Zähne anwenden. Denkbar wäre hierbei die Verpflanzung der Zähne einer Person in den Mund einer anderen gegen entsprechende Bezahlung, doch würden fremde Zähne nicht genau passen und daher nur schwer einheilen. Auch müßte dies unmittelbar nach dem Herausziehen erfolgen, denn wenn der Zahn nicht sofort überpflanzt wird, heilt er nicht mehr ein. Eine praktische Anwendung findet aber der Gedanke in der Weise, daß Zähu« jetzt außerhalb des Mund«s behandett werden können. Es wird zuerst eine Röntgenaufnahme gemacht, um genau die Stellung der Wurzeln zu erkennen. Dann wird der schadhafte Zahn schmerzlos gezogen und ebenso wie die zurückbleibende Höhle, keimfrei gemacht. Der Zahn kann nun in einer Werkstatt wie ein lebloses Ding behandelt werden. Wie sonst unter Schmerzen im Mund werden die schadhaften Stellen aus- gebohrt und gefüllt, wozu ein« einzige Sitzung genügt. Dann wird der Zahn wieder an seine alle Stelle gebracht: man darf allerdings einig« Tage lang nicht auf Harte» beißen. Um das Gewebe zu reger Tätigkeit anzuspornen, folgt noch eine Behandlung mit Hoch- frequenzströmen oder ultraviolettem Licht. Der Zahn hellt so allmählich wieder ein und leistet gute Dienst«. Für dieses Per- fahren stich aber nur lebenskräftige Personen mit gutem Gewebe- Wachstum geeignet.

S)er amttiche liachtteis Mein Detter kriegt vom Staat eine kleine Rente. Er hat st«» well er sich im letzten Jahre auswärt» aufhiell, nicht erhoben. Jetzt ist er wieder da und hat sich zum Quartalsschluß vor dem Schalter eingefunden. Schön", sagt der Beamte,e» fehll nur noch der Lebens- Nachweis."* Der was?" Der Nachweis, daß Sie noch am Lebe» find." Ich stehe doch vor Ihnen." Wer sagt mir. daß Sie der find, welcher?" Vielleicht kennen Sie mich von früher?" Früher! Das letzte�Geld erhoben Sie im Jahre 1S2S heule schreibt man 1930 in zwei Iahren kann mit einem Menschen vieles vorgehen lassen Sie sich von der Polizei bescheinigen, daß Sie derzett noch am Leben sind." Mein Vetter ging zur Polizei. Mein Bett-r ging zum Renten. schaller. Mein Detter kriegte seine 19Z0-Reitte. Und die Renten 19Z9?" fragte er bescheiden. Können ebenfalls erhoben werden." Bitte." Erst den Lebensnachweis." Den den was?" Den Nachweis, daß Sie noch am Leben" Den haben Sie doch schon an meine Quittung angeheftet." .Las ist der Nachweis 1930. Zu der Quittung 1929. die in einen anderen Akt 12 kommt, brauch« ich den Nachweis, daß Sie 1929 noch am Leben waren." Aber die Logik" Es handelt sich hier nicht um Logik, sondern um Befolgung amllicher Lorschriften gehen Sie zur Polizei." Mein Vetter ging zur Polizei. Mein Vetter kriegt« von der Polizei den Lebensnachweis 1929. Mein Vetter wies den Lebens- nachweis 1929 vor am Rentenschaller 1930. ., Betrifft 1929", sagte der Beamte. Weiß ich." Sie müssen sich zu jenem Herrn verfügen, der Si«, wenn Sie 1929 vorgesprochen hätten, ausgezahtt haben würde." Schön, und dieser Herr befindet sich?" Am übernöchsten Schalter links." Mein Vetter ging zum übernächsten Schall«? link». Dort erhiell er, was er wünschte.' Bitte, die Geschichte Hab' ich nicht erfunden, mein Vetter hat sie mir erzählt und zugefügt, er habe sich erkundigt und erfahren, alle Dienstbehörden seien angewiesen, so zu handeln. Ich habe mich dabei beruhigt. Aber eine Frag« läßt mich seitdem nicht mehr schlafen: Wenn am übernächsten Schaller links nun der Beamte nicht mehr der gewesen wäre, welcher 1929 meinen Vetter, wenn er damals vorgesprochen hätte» ausbezahlt haben würde-- Ob das Staatsgefüge, das auf Ordnung halten muß, ins Wanken geraten wäre? Oder ob es genügt hätte, wenn der Nachfolger des Beamten, der meinen Veller» wenn er 1929 vorgesprochen hätte, ausbezahlt haben würde, bescheinigt hätte, daß, wenn sein Vorgänger 1930 noch am Leben gewesen wäre, er meinen Detter, wenn er 1929 vor, gesprochen hätte.,. Krit? Müllcr-Pirtenkirchen.

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* Bnt« bm Ttttt ntrlfhntiW fcrt verw» Adolf övonioltl, baanooet, von Heinrich Lcrsch»in«» Zionian, der ei» ganz neue» PrrfjÜltni» de» Menschen Mir Maschine»um Inhalt hat. Mit GeneHiniflunfl de» Berlaee» verSffentlichen wir de»»ach» folaenden Abschnitt. Eine Viertelstunde noch, dann würde die Brücke auf gleicher Höh« stehen, dann konnten die Hiissiräger untergeschoben werden, die Schrauben ins Loch gesteckt, dann mochte kommen, was wollt«, Erbbeben und Weltuntergang, dl« Brücke, die würde stehen. Oder sie stürzte, riß alle Mann auf den Kähnen uild Trägern mit hinunter in den Strom. Da war kein« Rettung und kern Hallen, was nicht erschlagen wurde, da» ersosf. Mann und Meister, Techniker und Ingenieur, rettungslos war Wer,! und Mensch mit- einander verbunden. Dos Schicksal der Brück: war auch unser Schicksal. Mehr ats hundert Duiim wurden m diesen Minuten der Span- nung zu einem einzigen Menschenblock, der nur noch zusaimr.en dachte, zusammen handelle. Da glühten die Gedanken aus den Hirnen in brennender Stichflamnee von einem zum midern, sich selber unbewußt: Die Brücke, die Brücke! Noch ein« Viertelstund«, noch zehn Minuten! Ich saß auf dem höchsten Bogen der Brücke, hing, spähend wie ein Raubvogel, mit gestrecktem Hat», psifs wie ein Adler so gewöhnt des Sturmes, daß ich ihn gar nicht spürt«. Nun konnte ich aber auch gar nichts mehr tun als warten, warten, sehen, ob alles gut ging. Unten pussten die Dampsmaschinen der Pumpen, die Wasserströme klatschten, von allen Seiten Geraus he: die Eisenträger rieben aneinander, st« scheuert.-n mit kreischenden Schreien, dann nibberie dumpf sprungweis«, weiß der Teufel was, dann knallte und schrammte ein Stahlseil, ich ratzte vor Wu, aus die Pumpen hinunter, well die nickst schneller machten. Brücke, vevdannnte Brücke! Mensch, in solchen Minuten bist du nicht für deine Gedanken verantwortlich, in solchen Wnuten bist du von einem �unbekannten Geist gepackt. Wie in einer Fieberphintasie sah ich auf einmal hinter dieser Brücke ustfer« Dortmunder Fabrik, sah ich die große Montagehalle, wo die hundert Holser schleiften, fuhren, schraubten, bohrten, nieteten. Sah die Ingenieur« rumlaufen, die Techniker, sah hoch am Dach die Kräne fahren und mit einem Hieb schmeißen alle die Hände voraus und schreien:Di« Brücke!" Sie zeigen mit dem Finger auf uns, reihen Maul und Augen auf:Die Brücke!" Der Ernst Weilbach sagt:Donnerschlag, heut' fahren sie ja die Stück« zusammen, ob es kloppen wird? Es muß doch Kappen, niemand hat gemurkst, niemand was versaut!" Bums, lang« Hakt« sich der Träger geklemmi. jetzt macht«r wieder einen Hup« nach oben, ich spann« wieder aus pi« Pumpen. auf die Kollegen, aus die Löcher, unerträgflch langsam geht das. Warten, warten, warten. Da sehe ich aber Hundert« van schwarzen Fäusten um mich, das sind dl« Fäuste unserer Kamerad««, die helfen, st« schieben, sie drücken, da, auch die Hände meiner Frau, viel« Frauenhänd«. als wären es die Händ« der Frauen und Mütter unserer Äo'iegsn. Der Wind saust, der Dreck fliegt, ich muß die Augen zukneifen. Gleich spüre ich wieder die uusich.baren Helfer, alle kämpfen sie mit gegen den Wind: d<« Kameradschaft der Kollegen, da« Bewußtsein der Techniker, der Will« der Ingeni«ure. Noch zehn Mnniten, noch fünf Mtmtteu.

Kein Mensch weiß, was solche Minuten sind! Nichts wären sie, wenn der Wind nicht gekommen wäre! Jeder verfluchte in Wut, verstöhnte in Angst, verwünscht« in Not den Wind. Warten, warten hier oben auf dem Träger, warten Minute um Minute. Ich mußte tun. als fühl« l-H den Wind nicht. Ich sah diese Brücke wie ein Schlach.fcld, auf dem gesiegt oder gestorben wurde. Hier bewährte sich das Werk oder ward zum Gespött; hier entschied nicht znehr Kunst und Können derer, die hier an der Arbeit waren. Der Sieg war schon vorher entschieden, in den Ingenieur- büros, in dem Direklarzimmer, tn der Fabrik selbst. Wenn das Material la war, bei der Berechnung nicht an Mehrgewinn und Pro- fit gedacht, tn der Konstruktion nicht spekuliert, hier an Organisation und Leuten nicht geknausert, wenn alles, alles Qualität war, dann konnte der Wind nichts machen; dann war die Schlacht gewonnen. Ich saß da. wie ein Generat, jetzt der General in der Arbettsschlocht, aber auch üh konnte nichts mehr ändern, ich konnte nur mein Leben, eingefetzt in das Wert,«ich mit dem Leben der anderen verbinden und mit den Hunderten siegen oder untergehen. Ich fühlle in diesem Augenblick die wunderbare Einheit der Arbeit, di« Harmonie oller sthafsenden Kräfte. Es war mir, als säße ich gar nicht hier oben auf dem eisernen Träger. Es war mir, als schwebe uh, getragen von der Verantwortung und von dem Vertrauen. Gehoben von den Strömen der Kraft stand ich roi« auf dem Rücken eine» Erzengels und geisterleicht schwebte ich über dem Wasser. Magnetisch gehoben, ! mit Hunden und aberhundert Augen begabt, sah ich alle», was zu sehen nötig war. Als flögen die Verbindungen, gelöst aus Stahl und Eisen, für einen Augenblick zu mir hinauf und fragten mich: Meister, bin ich so gut?" Und ich streichelte da- Eisen mit Kennerblicken und sagte:Ja! Du gutes Stück, geh' wieder an deinen Hrt!"

sn WliUtonen Telephone In der Wcli Die englische Telephonzeitung bringt eine Weltstatistik der Tele. phone, deren Zahlen allerdings auf einer Aufnahme vom 31. De- zembsr 1929 beruhen. Danach beträgt die Gesamtzahl der Fern- spreche? aus unserer Erde 34 400 000, fast Millionen mehr als 19Z8. In dieser Zeit wuchs die Telephonzifser in Europa um 8,4. die in Nordamerika um 3.9 Prozent. Aign schätzt, daß di« Gesamt. zahl der Telephone in Europa Ende 1930 mindestens 1 0 Vi Mil­lionen betragen wird, das wäre etwa 100 Prozent n-�hr als die Gesamtziffer von 1920, dem ersten Jahre nach dem Äriez«, in dem eine Statistik aufgestellt wurde. Während der 10 Jahr« von 1920 bis 1930 ist die Telephonzahl in Nordamerika von 14 ZtzZ 000 auf 22 300 000 gestiegen, also um etwas mehr als SO Prozent In Asien wuchs die Zahl im Jahr« 1929 auf 1 2öS 000, in Afrika auf 224 000. Die Vereinigten Staaten haben die meisten Telephcn», nämlich 16.9 auf 100 Einwohner; dann folgen Kanada mit 14,4 Neuseeland mit 10,8, Dänemark mit 9,4. Schweden mit 8,3. Australien mit 8,2. Norwegen mit 6,6, die Schweiz mit 6,5, Deutschland mit S, Groß­ britannien mit 4,2, die Niederlande mit 3,7, Finnland mit 3,1, Oesterreich und Belgien mit 3,2, Frankc«>ch mit 2,6 und Arzentinicn mit 2,4 auf 100 Einwohner. Die telephonreichste Stadt der Welt ist New Dork mit 1811410, während di« verhältnismäßig meistcn Telephon« auf der Erde San Franziska besitzt, wo von 100 Be- wohnern 24 Telephon habe».