Schwindel mit Bürgerfieuer. Ruhiger Weihnachtsabend
zur
In Charlottenburg ist in diesen Tagen ein Betrüger aufgetreten, der sich unter dem Vorgeben, mit der Erhebung der Bürgersteuer beauftragt zu sein, Geld erschwindelt. Er mendet sich besonders an geschäftsungewandte 5 aus angestellte, läßt sich ihre Steuerkarte vorlegen und quittiert über die erschwindelten Beträge auf den Steuerfartenabschnitten mit einem Stempel ,, Betrag erhalten. Deutsch ". Wir möchten des halb darauf hinweisen, daß die Bürgerstener, deren erste Rate übrigens erst am 10 Januar 1931 fällig ist, ebenso wie die anderen Staats- und Gemeindesteuern nicht durch Beamte von den Steuerpflichtigen und ihren Arbeitgebern abgeholt wird. Nur bei Durchführung des Mahn- und Zwangsvollstreďungsverfahrens sind die Vollziehungsbeamten ermächtigt, Zahlungen außerhalb der Steuertasse entgegenzunehmen. Die Vollziehungsbeamten sind mit Dienstschild und beglaubigtem Lichtbildausweis versehen und legen stets einen Mahnzettel oder Pfändungsbefehl vor. Sie quittieren über die erfolgte Zahlung stets mittels Quittung aus ihrem Durchschreibeblock, niemals auf anderen Schriftstücken.
Drei Jugendliche unter Mordverdacht. Der Mord in der Stargarder Straße vor der Aufklärung.
Unter dem dringenden Verdacht, den brutalen Raubmord an dem belagten Ehepaar Ridmann in der Stargarder Straße 47 verübt zu haben, wurden in der Nacht zum Mittwoch in Herbergen der Stargarder Straße und der Pappel- Allee von der Mordkommission drei junge Burschen festgenommen und nach dem Polizeipräsidium gebracht.
Alle
Schon bei den ersten Untersuchungen, die die Kriminalkommissare Dr. Wächter und Nebe mit ihren Beamten am Tatort pornahmen, tamen fie bald zu der Erkenntnis, daß sie nicht nur mit einem, sondern mit zwei, vielleicht auch mit mehr Tätern rechnen snüßten. Andere Anzeichen deuteten darauf hin, daß man die Täter in den Kreifen jugendlicher Burschen zu suchen habe. In der Stargarder Straße und ihrer Umgebung sind eine Reihe von Herbergen und Unterkunftsstätten, in denen die Ar= beits- und Wohnungslosen zu nächtigen pflegen. Besucher wurden unauffällig, aber sehr eingehend beobachtet und tefenders Verdächtige auf ihren Gängen verfolgt. Schließlich blieben drei junge Burschen übrig, auf die man ein scharfes Augenmerf richtete. Es sind ein 20 Jahre alter Walter P., ein 22 Jahre alter Otto H. und ein 23 Jahre alter Erich M. Diese drei hatte man früher sehr oft beieinander gesehen. Nach dem Bekanntwerden des Mordes aber schienen sie ihr Benehmen zu ändern. Sie trafen sich nur ab und zu und versuchten dann, diese Zusammenkünfte als 3ufall hinzustellen. Nach einer furzen geflüsterten Besprechung trennten sie sich bald wieder. Sie nächtigten auch in verschiebenen Herbergen und nicht mehr gemeinsam wie sonst. Weil sich der Berdacht gegen dieses Trio mehr und mehr verstärkte, wurden sie seit Montag nicht mehr aus den Augen gelassen. Schließlich wurden fie in der Mittwochnacht gegen 3 Uhr aus den Herbergen geholt und in das Polizeipräsidium eingeliefert. Die Mordkommission hat inzwischen so viel Beweismaterial gegen sie zusammen getragen, daß an ihrer Täterschaft faum zu zweifeln ist.
Der Alex einst und jetzt.
Die im öftlichen Borraum zum neuen U.- Bahnhof Alexander plah angebrachten Bilder aus der Vergangenheit des Alexanderplates haben Aufmerksamkeit und das Interesse der Allgemeinheit
Menschenleere Straßen
Weihnachten in der Schupo- Kaserne
Der Weihnachtsabend ist in ganz Berlin vollkommen ruhig verlaufen. Die große Zahl der Erwerbslojen, deren Nof verlaufen. Die große Zahl der Erwerbslosen, deren Not und Elend das Weihnachtsfest nur noch greller beleuchtet, ist den 3rrfinnsparolen der Kommunisten nicht gefolgt. Wohl fam es im Norden in den frühen Nachmittagsstunden und später auch im Westen Berlins zu fleinen Anfammlungen Halbwüchfiger. Mühelos fonnten die Demonftranten zerstreut werden. So ist denn der geffrige Tag glücklicherweise ohne die angekündigten Zwischenfälle geblieben und die Polizei fonnte sich auf den Bereitschaftsdienst beschränken. Schon in der fünften Nachmittagsstunde nahm der Verkehr in der Innenstadt merklich ab. Der große letzte Sturm auf die Warenhäuser und Spezialgeschäfte ließ nach und Ruhe legte sich eine Stunde später auch über die Außenbezirke, als die Läden um 18 Uhr ihre Pforten schlossen.
Bald flammt schon hier und dort ein Weihnachtsbaum auf; für viele wird der Tannenbaum wohl die einzige Festesfreude sein, und wieviele müssen auch auf diese bescheidene Freude verzichten!
Die Reichsbahndirektion hatte, wie im Vorjahr, auf
den Bahnhöfen riesige I annen aufgestellt. Strahlende Lichterbäume grüßten die Reisenden an den Eingangspforten. Auch einige große Restaurationsbetriebe haben wieder silbergeschmückte Tannenbäume mit unzähligen Kerzen vor den Eingängen aufgestellt.
Weihnachten in der Schupofaserne! Viele Beamten haben feine Angehörigen in Berlin , nicht alle haben zu gleicher Zeit beurlaubt werden können. Da sitzen die ,, hüter der Ordnung", jo fern sie nicht dank der irrsinnigen Parolen der Kommunisten auch diesen Abend auf der Straße zubringen müssen, gemeinsam in ihren Unterkünften und feiern im Kreise der Kameraden die Weihnacht. Ein großes Hallo entsteht, als ein Schupowachtmeister mit Baketen schwer beladen den Raum betritt. Er hat den Verfehrsposten an einer wichtigen Kreuzung im Berliner Westen und die Autofahrer haben ihn, wie viele seiner Kameraden, reich) beschenkt. Jeder befommt etwas ab. In einem Falle hat ein Schupowachtmeister seine Schokoladenspende unter arme Kinder
verteilt.
Falscher Kontrolleur.
Ueberfällt, fnebelt und beraubt eine Frau. Das Opfer eines Ueberfalles ist die Ehefrau eines Elektrotechnifers, Marie S., in der Knesebecstraße 146a in Neukölln geworden.
fesselten Händen und einem Knebel im Munde auf dem Bei der Heimkehr am Mittwoch fand ihr Mann sie mit ge Korridor liegen. Der Kriminalpolizei, die benachrichtigt wurde, gab Frau S. an, daß gegen 12 Uhr ein angeblicher Kontrolleur der Be wag vorgesprochen habe, um den elektrischen Zähler abzulesen. Arglos habe sie den Mann eingelassen. Plötzlich aber habe er fie angefallen. Nachdem er ihr die Hände gefesselt und den Mund mit dem Knebel geschlossen hatte, nahm sie wahr, daß sich noch ein zweiter Mann in die Wohnung eingefchlichen hatte, da die Tür offen geblieben war hilflos mußte sie zusehen, wie die Wohnung durchsucht wurde. Später stellte sich heraus, daß die Eindringlinge 100 Mart bares Geld, einen Anzug und einen Mantel gestohlen hatten. Der Ehemann, der gegen 2 Uhr nach den Vorgängen nichts gehört. Hause kam, fand die Frau gefesselt auf. Die Nachbarn haben von
Solche Zeichen wahrhaft edler Gesinnung sind Lichtblické in diesen Tagen trostloser Weihnacht.
Die letzten Stunden...
Der Weihnachtsmarkt ist zu Ende. So aber sah es noch gestern abend aus:
Die letzten Stunden... Das Weihnachtsgeschäft geht seinem Ende zu. Noch einmal strapazieren die Straßenhändler ihre Lungen, noch einmal sucht man die Säumigsten der Säumigen herbeizulockeen... Da sind die Leute mit den Spezialitäten Wohl dem, der einen Schlager auf den Weihnachtsanarkt gebracht hat Zufrieden schmunzeln die Glücklichen mit der ,, Micky- Maus ", die eine Absazhausse erlebte, wie wohl felten ein Scherzartikel. Aber andere sind schlechter daran.
Beweglich flagt mir ein Händler sein Leid, dem irgendeine obsture Firma eine als Bombenschlager" gepriesene Novität,
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Parfümzerstäuber„ Erita" genannt, angedreht hat.„ Erika" war eine schlimme Niete, kein Mensch wollte sich von ihr etwas vorstäuben lassen. Bon 300 Stück hat der Händler bis zum Mittag des 24. Dezember ganze Siebenundzwanzig abgesetzt... Der Arme, der seit über acht Tagen in Frost und Wind steht, friert und sich heiser Er ist feiner von der brüllt, hat beinahe umsonst gearbeitet. Branche, sondern ein Arbeitsloser, ben geriffene Schieber mit einem Ladenhüter übertölpelt haben. zerschlagen am Heiligen Abend nach Hause. Es war wieder umsonst. Bon flottem Absatz erzählen die Tannenbaumhandler. Aber das Geschäft war trotzdem flau. Die Preise der Grossisten, hoch, ja unerschwinglich, fraßen auch hier dem kleinen Mann den Verdienst fort. Er, nur er bekam die allzu hohen Preise zu spüren. Das Publikum hielt sich zurück und mehr oder weniger freiwillig senkten sich die Preise bis zu 50 Prozent.
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Nun fommt er müde und
Es ist ein Weihnachtsfest der Sorge, das die Glocken einläuten...
fand sich neben dem Mobiliar ein gesch müdter Weihnachtsbaum. Ein Bewohner dieser Höhle konnte noch nicht ermittelt merden. Weiterhin wurde im Wald zwischen Potsdam und Caputh die Forstverwaltung durch Anzeige von Spaziergängern eine umfangreiche Schlingenstellerorgani sation aufmerksam. Die Spaziergänger fanden ein junges Reh in einer Drahtschlinge. Daraufhin wurde von der Forstfand dabei eine besonders angelegte Futterstelle und in deren Nähe verwaltung eine Streife durch den dichten Wald organisiert. Man nicht weniger als 22 Drahtschlingen.
Berlin wird demnächst zwei neue 100 Meter hohe Junttürme erhalten, die wahrscheinlich in der Nähe des neuen Funtzentrums am Kaiserdamm zur Aufstellung gelangen.
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gefunden. Die Entwürfe für die von der Staatlichen Borzellan Der Weihnachtsbaum unter der Erde. konstruiert werden. Bermutlich wird man eine fogenannte
Manufaktur hergestellten Bildplatten aus Porzellan sind von namhaften Künstlern gefertigt, und zwar ist das Bild vom Jahre 1730 von Johannes Boehland , das Bild vom Jahre 1780 von Gerhard Ulrich, das Bild vom Jahre 1785 von Friedrich WincklerTannenberg, das Bild vom Jahre 1830 von Prof. Ludwig Bartning , das Bild vom Jahre 1900 von Tommy Par zinger, das Bild vom Jahre 1930 von Prof. Ernst Böhm gefertigt.
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V.Seemann
O.Wöhrle
Unternehmer
=
In frühester Morgenstunde, nachdem ihn der Wecker wachgeraffelt hatte, fuhr er hinaus nach Freienwalde und von dort mit der Kleinbahn ein Stückchen rechts ins Land hinein.
Dort lag auf einsamer Ebene eine schnell errichtete, moderne Fabrik, in der Kampfflugzeuge hergestellt wurden. Die Werke, aufs neuzeitlichste eingerichtet, standen unter staatlicher Leitung, und beschäftigten mehrere hundert Ar
beiter.
Ludwig Eisermann, vordem Meister seines Handwerks in der Gürtelstraße, Brotgeber zuletzt von nahezu zwanzig Gefellen, war hier im Betrieb nur eine Nummer unter vielen, vielen anderen, und nichts weiter als ein simpler Tischler, der zunächst in die Propellerwerkstatt eingereiht wurde.
Die Arbeit, die ihm zugewiesen wurde, war schwer und erforderte gewissenhafte, peinlich präzise Arbeit. Der Staatsarbeiter Eisermann legte sich mächtig ran und beherrschte in einigen Wochen die Arbeit aus dem Grund. Der Werkstättenmeister hielt mit seinem Lobspruch nicht zurück. So schnell, wie Sie, Eisermann, hat sich hier noch feiner eingearbeitet!"
Ludwig lachte geschmeichelt und gab sich von da ab noch mehr Mühe. Aber er mußte einsehen, daß seine Kräfte doch nicht mehr die alten waren. Nach zwei Monaten hatte er während der Arbeit. Schwächeanfälle. Er machte schlapp.
Mensch, geh zum Arzt!" mahnten feine Kollegen. Er meldete sich jedoch nicht frant, aus Furcht, die Stelle zu verlieren. Lieber biß er die Zähne zusammen und murtste weiter, bis es nicht mehr ging.
Zum Glück bekam er bald Arbeiten, die ihn förperlich nicht so sehr mitnahmen. Er erhielt Zeichnungen in die Hände und baute nach diesen Flugzeugrümpfe aus leichten Sparren und Sperrhölzrn. Hier fonnte er sein ganzes fachmännisches Wissen und Können zeigen und lebte innerlich mächtig auf. Doch förperlich fam er immer mehr auf den Hund. Dieser Staatsbetrieb war eben auch nichts anderes als eine Tret
Abenteuerliches aus Potsdamer Wäldern.
Durch die Anzeige eines Knaben wurde die Potsdamer Polizei auf eine unterirdische Wohnung aufmerksam, die sich im Wolde hinter der Kolonie Cecilienhöhe befindet. Es handelt sich um einen 3,50 mal 4 Meter großen Wohnraum, der sorgsam mit Sand und Laub abgedeckt ist. In der Wohnhöhle be
mühle. Nur daß er einem Privatbetrieb die ungeheure Vergünstigung voraus hatte: seine Arbeiter saßen sicher wie in Abrahams Schoß. Sie brauchten niemals zur Front.
Dies und nur dies war's, was Ludwig aushalten ließ in einem Leben, das sich von dem eines Sklaven nur wenig unterschied. Wie hatte doch erst kürzlich sein Zuleimer bei einer Mittagspause gesagt: ,, Kulis sind wir, keine Arbeiter!" Der Mann hatte den Zweck auf den Kopf getroffen; Kulis waren hier alle, die ganzen vierundzwanzig Mann, Kulis des Kaisers.
Manchmal wachte er auf wie aus einem bösen Traum. Das war, wenn er Ischa ansah, sein großes, blaffes Mädel, dem zwei verräterische Flecke auf den Baden brannten, Flecke, die immer größer und größer wurden.
In solchen Stunden des Wachseins verfluchte er nicht nur den Krieg und das dadurch bedingte Hundeleben, sondern auch die ganze irrsinnige Welt, den Schurken, der sie gemacht, und alle die Pfuscher, die sie nachträglich noch weiter vermurkst hatten. Vor allem verfluchte er das, worauf er im Normalzustand am stolzesten war: sein Geld. Wohl lag es sicher verwahrt in den Betongewölben einer Bank, geschüßt gegen jeden diebischen Zugriff, und doch wurde es jeden Tag etwas weniger. Jetzt, wenn er es jede Woche hundertmarkweise abhob, hatten die Papierfezen nicht einmal mehr genügend Kraft, für seine Familie die notwendigen Nahrungsmittel herbeizu schaffen.
Es war eine geheimnisvolle Macht am Werf, die den inneren Wert des Geldes schwächte und minderte. Ja, das Geld fing an, genau so mark- und saftlos zu werden, wie der elende Schlangenfraß, den man auf Schleichwegen dafür einhandeln konnte.
Sonntags, wenn er, statt auszuruhen und sich von der schweren Arbeit zu erholen, mit Maria und auch oft mit den Kindern in die Dörfer rund um Berlin fuhr, um hintenherum auf abgelegenen Gehöften Kartoffeln, Mehl, Butter, Eier, Fleisch oder Sped zu taufen, mußte er für das Geld und die freundlichen Worte, die er gab, manche bäuerische Grobheit einstecken.
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Der endgültige Aufstellungsort für den neuen Berliner Großfender, mit den beiden Türmen wird jedoch erst nach Abschluß der Erwägungen und der technischen Messungen des Reichspostzentralamtes bestimmt. Die neuen Funktürme werden aus funttechnischen Gründen nicht aus Eisen, sondern wie es schon beim Großsender. Mühlacker und anderen Großfendern der Fall ist aus Holz Reusenantenne, das ist ein Schlauch mit Antennendrähten, vermenden. Der Berliner Funkturm in Wizleben und der diesem gegenüberstehende Antennenturm waren sowieso nur als Proviforium gedacht; sie sollen nach Inbetriebnahme des neuen Großfenders weiter als Antennentürme für einen Hilfssender Verwendung finden. Die Aufstellung des neuen Berliner Großfenders wird in Angriff genommen werden, nachdem die Großsender in Schlesien und Mitteldeutschland fertig sind.
Rammel nicht. Ich hätte gute Lust, der Bagage die Scheunen über den verdammten Schädeln anzuzünden!
So stedte er gegen die Bauern voll Galle und Wut. Seine wahre Stimmung zeigte er aber nicht, wenn er auf einen Hof fam. Im Gegenteil, da konnte er wie mit Engelszungen reden. Und wo seine Rede nichts zu fruchten schien, da fing er an, seine bunten Geldscheine zu schwenken.
Was sollen wir mit dem Papiergeld anfangen?" sagten die Bauern. Diese Sorte Papier ist doch höchstens noch für die Kriegsanleihe brauchbar. Für'n Arschwisch ist es zu flein. Behaltet's! Doch wenn ihr Silbergeld habt oder Gold, dann hängt schon irgendwo ein Schinken im Rauch!"
Bon ihrem Standpunkt hatten die Leute auf dem Lande vollkommen recht. Auch für sie waren die notwendigen Waren und Industrieprodukte knapp. 3u kaufen gab's auf dem freien Markte so gut wie nichts. Alles war rationiert, höchst kümmerlich zugemessen und deckte kaum einen Bruchteil des allgemeinen Bedarfs.
Das Wirtschaftsleben war außer Rand und Band. Jeder suchte sich durchzuwinden, wie und wo er fonnte. Wer sich an die Vorschriften hielt und die täglich wachsende Zahl der Notverordnungen und Geseze, verlor bald das letzte Gramm Spec an den Rippen.
Da hieß es denn, dem Vater Staat und seinen Knechten und Handlangern nach Möglichkeit ein Schnippchen zu schlagen. Mogeln war Trumpf. Wer nicht ganz auf den Hund kommen wollte, mußte Schleichwege gehen.
Not bricht Eisen! Das ist ein wahres Wort. Not bricht aber noch ganz andere Dinge. Die Notwendigkeit, leben zu müssen, unterhöhlte Staat und Gesetz.
In diesem Unterminieren war Ludwig geradezu Berg
mann.
Trotzdem langte das, was er von seinen Hamstersohrten mit den Seinigen nach Haus brachte, nie lange por.
Bon Donnerstag bis Sonnabend war Schmalhans Küchenmeister. Da gab es an Lebensmitteln nur das, was auf Karten erhältlich war. Diese liliputanischen Mengen machten nicht fatt.
Wenn er an diesen Lagen nach Hause lam, lagen Maria Ludwig wußte, daß die Bauern geben fonnten, wenn sie und Ischa, um den Hunger zu vergessen, meist schon im Bett. wollten. Sie wollten aber nicht, da steckte der Hafen! Das Nur Franz saß am Tisch in der Küche und sah ihm gierig zu, sind die Herren, die die Vaterlandsliebe gepachtet haben!" jeden Bissen zählend, den er in den Mund steckte. Manchmal pflegte er zu seiner Frau zu sagen. Siehst du, lieber verließ Ludwig absichtlich den größten Teil des Essens stehen, füttern sie ihre Milch den Ferkeln, statt daß sie uns abgeben. Damit der Junge seinen Hunger stillen konnte. Wir können ruhig in der Stadt verreden. Das bekümmert die
( Fortsetzung folgt.)