reich ziehen, übermorgen durch monarchische Restauration in Zentral-Europa einen reaktionären Keil zwischen Osten und Westen treiben. Die Sprungbereitschaft Italiens ist die Gefahr, und diese ist durch die Bedrohung der Diktatur im eigenen Lande bedingt. Hier liegt die Drohung des Fa- schismus für Europa , nicht darin, daß Mussolini im Jahre lS3l) die faschistische Ideologie zum Ausfuhr- a r t i k e l erklärt hat. Reaktionäre Ideen produziert fedes Land über den Eigenbedarf hinaus, da braucht es Italien nicht. Aber für die nationalistische Reaktion der verschiedenen Länder ist es eine Ermutigung, an ein von bewaffneten Schwarzhemden starrendes sprungbereites Italien zu glauben. So wächst die Gefährdung des Auslandes durch den italieni- schen Faschismus in demselben Maße, in dem dieser sich im Inland gefährdet fühlt. Das ganze Jahr 1930 steht im Zeiche nderRü st un- gen gegen den inneren Feind. Man hat neunzig Bataillone B e r u f s m i l i z gegründet, mit zehnjähriger Dienstpflicht, was von den dreihunderttausend Mann des ersten Aufgebots der Miliz zwischen siebzig- und achtzig- tausend dauernd verfügungsfähig und vor allem im ganzen Lande verschiebbar macht. Die vielen Unruhen im Laufe des Jahres haben bewiesen, das die lokal ausgehobene Miliz bei den Konflikten im eigenen Ort völlig versagt. Außerdem hat man eine neue Kampforganisation der I u n g f a s ch i st e n geschaffen, die zum Teil nur die vorher schon erfaßten jungen Leute anders benennt, aber doch— wenigstens auf dem Papier — unter ihren dreihunderttausend Mann achtzig- tausend aufführt, die nicht aus der faschistischen„Vorhut" stammen. Diese Burschen sind nur zum kleinsten Teil mili- tärisch geschult und bewaffnet. Immerhin zeigt die Tatsache, daß man im neunten Jahr faschistischer Zeitrechnung das Bedürfnis fühlt, neue Kampfverbände zu gründen und sich nicht mehr mit dem natürlichen Zuwachs aus der Organi- sation der„Balilla" zu begnügen, sondern die bisher dieser Organisation Ferngebliebenen zu erfassen, daß der Faschismus sich stärker bedroht fühlt als früher. Und er leugnete das gar nicht mehr. In früheren Jahren wurde die Opposition feierlich totgesagt. Seit dem Flug über Mailand , seit es Aufruhr aus der Luft hagelte, ist es anders geworden. Seitdem empfindet man die allseitige, überall eindringende Unzufriedenheit als eine einzige große Verschwörung und ruft Gerichte und Exekutionsplotons gegen sie auf. Im Oktober verkündete Mussolini , er werde seine Gegner„seelenruhig an die Mauer stellen". Und seitdem verhaftet man und deckt Komplotte aus, ohne Ende, in allen Kreisen: in denen der Akademiker und im Heer, unter den Arbeitern und im Handel. Tatsächlich wirkt in ganz Italien eine große Organisation„Giustizia e Libertn" lGerechtigkeit und Freiheit), aber sie schleppt nicht, wie der Faschismus glauben macht, Dynamit zu Attentaten zusammen, sondern gibt nur den Hunderttausenden im Lande, die müde sind und übermüde der Schmach und Knechtschaft, das Be- wuhtfein ihrer gemeinsamen Not und chrer gemeinsamen Aufgabe. Ihr Spreng st off ist das bedruckte Papier. Worte allein haben noch nie einen Aufstand ge- ichasfen. Wo aber aus der Unerträglichkeit der Dinge der Ausstand grollt wie beginnender Donner, da ist es das Wort, das die künstliche, polizeilich gemachte Vereinzelung der In- dioiduen und damit das Geiühl ihrer Ohnmackit aufhebt, das zedem Italiener von den Alpen bis nach Sizilien zuruft: ..Wie du denkst, so denken Tausende, wie du leidest-, leiden Tausende, was du wagst, wird Tausenden zum Ansporn. Das Wort schafft keine Macht, wohl aber enthüllt es das Bewußt- sein einer vorhandenen Macht, das zu ersticken die Polizei arbeitet. Gegner, leidenschaftliche und tatkräftige Gegner hat sich der Faschismus auch durch die Verfolgung der Anders- sprachigen geschaffen, nicht nur in den neuen Provinzen, in I st r i e n und S ü d t i r o l, sondern auch unter der französisch sprechenden Bevölkerung des A o st a t a l e s. Auf das vergangene Jahr zurückblickend, ist noch des formellen und offiziellen Abbaus einer Tradition des dritten Italien zu gedenken: der Abschaffung des Nationalfeiertages vom 29. September, der den Sturz der w e l t l i ch e n H e r r- schaft des Papsttums symbolisierte. Künftighin wird man im faschistischen Italien den 11. Februar, den Jahres- lag der Lateransverträge, als nationales Fest begehen, den Tag der Wiederherstellung der toten Hand, der Rückgabe eines Teils des Besitzes der geistlichen Orden, der Wiedererrichtung der kirchlichen Jurisdiktion, der Zahlung von beinahe zwei Milliarden an den Vatikan und solcher zeitgemäßen Dinge. Für unsere Partei hat das Jahr 1939 endlich die langersehnte Einigung zwischen Einheitssozialisten und Maximalisten gebracht, die einer nutzlosen Kraftverschwen- dung im proletarischen Lager ein Ende setzt. Wenn die Ein- heit heute, wo der Kampf gegen die Diktatur überparteilich geführt wird, keine praktische Bedeutung hat, so wird es von allergrößter Wichtigkeit sein für die Zeit des Wieder- aufbaus in Italien , daß das Proletariat nicht durch die Existenz zweier sozialistischer Parteien verwirrt und gelähmt werde. Das neue Jahr wird für Italien ein K a m p f j a h r werden. Die ganze Halbinsel ist in Gährung. Im Jahre 1931 laufen die fünf Jahre ab. während derer der Faschismus durch seine Ausnabmegesetzc und sein Svezialgericht den inneren Feind beseitigen wollte. Er hat die Frist genützt, um dem ganzen Volke, um der ganzen Kulturwelt zu zeigen, daß der innere Feind Italiens — der Faschismus ist.
Briands Weihnachisarbeii. Besprechungen mit den Vertretern Polens und Rußlands . Paris , 26. Dezember. Ueber die Unterredungen, die Außenminister Briand am Weih- nachtsabsnd nacheinander mit dem Pariser polnischen und dem russischen Botschafter und dem chinesiichen Gcsandten hatte, berichten die Blätter übereinstimmend, C h l a p o w s k l habe mit Briand über die deutsche Protestnote hinsichtlich der Zwischenfälle bei den polnischen Wahlen und über die beabsichtigte' Aufrollung dieser Fragen auf der kommenden Genfer Ratstagung gesprochen. Ferner hätte Briand Dowgalewski zu sich gebeten, um erneut gegen die Anschuldigungen zu protestieren, die im Moskauer Jndustrieprozeß gegen ihn und gegen den ehemaligen Ministerpräsidenten Poincare von den Angeklagten erhoben worden sind. Der chinesische Gesandte schließlich habe in seiner Aussprache mit Briand die Frage der Aufhebung der Exterritorialitätsrechte in Ehina berührt.
Llm Mmarque. Ein halbes Pfund Heringe pro Kopf in sieben Tagen.
Die Kriegsteilnehmer, die den Film„Im Westen nichts Neues" gesehen haben, bekunden übereinstimmend, daß die Wirklichkeit viel grauenhafter gewesen ist als der Film. Für objektio urteilende I Menschen ist das«inleuchtend. Zwar haben die bilderstürmenden Nazis durch Stinkbomben, die sie in den Mozartsaal geworfen haben, dazu beigetragen, das ein klein wenig zu ersetzen, was Ton und Film bisher nicht geboten haben: den Geruch. Der Leichen- oeruch wirkt allerdings schlimmer als die Stinkbomben der Goebbels- Jünger. Die Nazis haben auch Mäuse und Blindschleichen im j Mozartsaal ausgesetzt. Das sst aber auch kein Ersatz für die grauenhafte Wirklichkeit. Von den Granaten zerfetzte Menschenleiber. Arme, Beine, Gedärme und Köpfe, die den Kameraden auf den Schlachtfeldern in die Gesichter und vor die Füße flogen, wirkten bestimmt anders als die Mäuschen, die über Spangenschuhe und Strümpfchen hüpften. Und dann der Sergeant Himmelstoß! Hat es denn so etwas nicht zu Tausenden gegeben? Im Reichstag haben früher Jahr für Jahr große Debatten über Soldatenmißhandlungen stattgefunden Die furchtbarsten Tatsachen sind besonders von Bebel, Eugen Richter und anderen im Reichstag gegeißett worden. Man wird den Ver- fasier dieses Artikels wieder beschimpfen, weil er„das alte Unter- ofsizierskorps verleumde". Das ist nicht die Absicht: es wäre auch sachlich nicht richtig, derartiges zu tun. Es sei ausdrücklich voraus- geschickt, daß„das" ehemalige Unteroffizierskorps, ebenso wie das Lffizierskorps, im Kern gesund gewesen ist, daß aber das System des stehenden Heeres ganz naturgemäß dem schlecht veranlagten Vor- gesetzten, besonders natürlich ungebildeten Knechtsnowren, die nach drei- und mehrjähriger Dienstzeit keiner geordneten Arbeit weiter fähig und deshalb geradezu berufen waren, Unterosfizier zu werden, zur Loldatenmißhandlung direkt herausfordert«. Gegen viehisch oer- anlagte Rckrutendriller war der gemeine Soldat tatsächlich wehrlos. Freilich konnte er sich am nächsten Tag(während der Nacht sollte er sich die Sache„überlegen") beschweren: aber wehe ihm, wenn er es tat! Wie das ganze deutsche Volk im Kriege die Wahrheit nicht er- fahren sollte, wie es durch oerlogen formulierte Kriegsberichte über den wahren Gang der Dinge getäuscht wurde, so soll die heran- wachsende Jugend jetzt über die furchtbaren Greuel des Krieges hin- wcggetäuscht werden, um sie als neues Kanonenfutter bereit zu haben. * Ain widerlichsten ist das heldische Geiue der naziverseuchten Mädchen und Frauen. Sie wissen nicht, was sie tun, sonst würden sie sich bis in die Seele hinein schämen. Je mehr sich herausstellt, in wie hohem Grade die Verseuchung unserer Jugend mit der nationalsozialistischen Verlogenheit bereits um sich gegriffen hat. um so entschiedener muß die Aufklärungsarbeit einsetzen. Die Schule ist bis auf den heutigen Tag der Tummelplatz vieler Schulmeister ge- blieben, die nicht gewillt, vielleicht auch infolg« von Verkalkung gor nicht mehr imstande sind, neuzeitlich und endlich wahrhaftig zu unterrichten.>> Was in der Schule versäumt und gesüitßigt wird, muß im
Elternhause, muß in den Organisationen der demokra- tischen Parteien und der Gewerkschaften nachgeholl werden. Dieser Aufgabe darf sich namentlich keine Müller entziehen, es sei denn, daß sie den Wunsch hat, ihre Kinder als Raziopfer den inzwischen in ihren Wirkungen noch gräßlicher gewordenen Granaten und Flieger- bomben erziehen will. W i e eine Riut.er der Naziverhetzung entgegenwirken und die Kinder für die Politik der Polkeroersöhnung und des Wellf.redens erziehen kann? Sie soll von den furchtbaren Erlebnissen im Kriege zu Hause erzählen, wenn die Väter oder Groß- väier ihr« Schützengrabenerlebnisse geschildert haben. Jede Mutt.r wird sich leicht erinnern.„Vom Vater ha.ten wir seit sechs Wochen nichts gehört, es kam keine Karte, kein Brief. Lebte er noch? Lag er verwundet in einem Lazarett oder schlummerte er bereits irgend- wo im Massengrab? Wir wuß.en es nicht."—„Wilhelm war vor vier Wochen gefallen, August war von den Franzosen gesangen ge- nommen worden."—„Die ganze Famille zitterte im Gedanken an den Vater."—„Die Großmutter stöhnte: wegen Mangel an Nah- rungsmitteln verhungerte sie allmählich. Sie verlangte nach Rli/ch. Woher soll.en wir Milch nehmen? Zwar wurde ab und zu Mi ch versprochen, aber es gab keine. In der vorausgegangenen Woche Halle es für die Milchkarten einen Eßlöffel Rübenmarmelads ge- geben. Um dies« zu bekommen, hatte eure Schwester drei Stunden lang vor dem Laden auf der Straße anstehen müssen."—„Statt den paar Gramm Butler, für die wir wieder den ganzen Dormittcg angestanden hatten, gab es schließlich einen abscheulichen Seifen- ersatz: er schäumte nicht, er erfüllte aber das ganze Haus mit einem widerlichen Geruch."—„Ein entsetzlicher Schrei ertönte auf dem Flur, dann wurde unsere Tür ausgerissen, eine Frau stürzte herein und schluchzte: Mein Mann, mein armer Mann! Sie haben ihin beide Vein« abgeschossen: sein Bruder ist blind..."—«Wo bleibt denn heute die Post? Die Briefträgerin liegt ohnmächtig auf der Treppe."—„Schließlich kam die Zeitung: alle griffen danach, um zu sehen, was für Nahrungsmittel versprochen wurden auf die ver- schiedenen Marken, mit denen man morgen an vier verschiedenen Stellen anstehen sollte. Die Zesiung enthielt folgend« Bekannt- machungen: 1. Vom 4. bis einschließlich 10. November werden auf jeden Kopf der Bevölkerung ein halbes Pfund Heringe verteilt. Dafür werden in der ersten Hälfte des Winters drei fleisch - los« Wochen eingeführt, in denen auch kleine Rationen von Fleisch nicht abgegeben werden. 2. Milch kann nur noch an Säuglinge und Schwerkranke abgegeben werden. So war der Krieg mit seinen Wirkungen in der Heimat. So sah es in Berlin aus, als der letz e Kanzler des letzten Kaisers die„Novemberverbrecher" Eberl, Braun und Scheidemann bat. sich Deutschland anzunehmen, um es vor der drohenden Anarchie zu retten. Die Anarchie, der Voischewismus und der Zerfall des Reichs blieben uns tatsächlich erspart. Aber wenn Herr Hiller ans Ruder kommt, dann sollen die Köpfe der„Nooemberverbrecher" m den Sand rollen! BKilipp Scheidemann,
Auf Vem Bauch vor Hitler . Eine llmfrage Ver„DAZ.* Die Reaktion der„Deutschen Allgemeinen Zeitung" hat es sich zur Aufgabe gesetzt, die große Rachtsregierung einschließlich der Nationalsozialfften auf die Beine zu bringen. Oder richtiger aus- gedrückt: ihre großinduslliellen Geldgeber haben ihr diese Aufgabe aufgetrogen und sie entledigt sich chrer Mission mit einem Eifer, der eigene Ueberzeugung vortäuschen soll. Wenn die„DAZ." vier Ant- warten auf die Umfrage veröffentlicht„W as halten Sie von einer RcgierungsbeteiligungHitlers?" so ist es sehr schade, daß die Redakteure nicht ihre eigene Ansicht freimütig aus- sprechen dürfen. Denn sie würde kurz und bündig lauten:„Ver- rückt!" Dennoch muß man den Veranstaltern dieser Umfrage dankbar sein, weil sie das Streben gewisser bürgerlicher Kreise offen enchüllt hat. Das gilt freilich nicht für den allen Oldenburg -Ianuschau, von dem man schon vorher wußte, daß er„lieber mit Frick als mit Wirth" zusammenarbeitet. Zumal er den„Vorzug" hat, wie er selber betont, seinen Platz in unmittelbarer Nähe des Dr. Frick zu haben. Den National,.soziallsten" ist jedenfalls diese Empfehlung durch den typischen Repräsentanten des ostelbffchen Junkertums zu gönnen. Ein nicht gerade wellbekannter Professor Schüßler aus Rostock wäre gewiß nicht abgeneigt, Hitlsr in den Sattel zu setzen. aber er fürchtet offenbar den großen Kladderadatsch, vor allem außenpokllisch: „Die Hiller-Bewegung aber darf im Interesse der Nation(?!), wenn sie die Verantworumg trägt, außenpolitisch kernen wirklichen Fehlschlag, keinen dauernden Mißerfolg erleiden." Es gibt Bürgerliche, die meinen, man müsse Hitler an die Re- gicrung heranziehen, denn nur so würde diese Seifenblase von Demo- gogis, Maukheldentum und ignorantem Phraserrschwall zerplatzen. Der Professor aus Rostock denkt, im Grunde genommen wie Hiller, umgekehrt: Diese Seifenblase darf nicht zerplatzen, deshalb muh man die Nazis mit der Verantwortung verschonen. Hjalmar Schacht antwortet lediglich mit einem Zitat aus seiner Münchener Rede, wonach es ebenso unmöglich sei, gegen die extreme Rechte wie gegen die Sozialdemokratie zu regieren. Dieses Kunststück sollte einer nur fertig bringen! Im übrigen wünschen wir dem Mitverfasser des Poung-Planes viel Glück bei feinem ferneren Werben um die Gunst Hitlers . Am interessantesten sst die Antwort von Geeckt s. Militärisch- kategorisch beantwortet er die Frage„mit einem uneinge- schränkten Ja". Dann begründet er sein« Bejahung mit einem wahren Gallimathias, das beinahe von Hitler selbst stammen könnte. Nur mit dem Unterschied, daß Hitler seinen Quatsch einigermaßen frei und in der Extase vorzutragen pflegt, während dieses Elaborat des Generalobersten a. D. offenbar schristlich formuliert wurde: «Diese Regierung muß die Form eines Keils haben, dessen stählerne Spitz« die Vernunft sst, die von der Macht vorwärts gellieben wird gegen die Wand wirtschaftlicher Hemmnisse und äußerer Feindschaft An diesen führenden Keil schließen sich rechts und links, ihn verstärkend und seine Wirkung verbreiternd, alle die Kräfte des V o l k e s a n, die reinen Möllens und selten Willens sind. Zur Entfaltung der vollen Stoßkraft bedürfen wir ebenso der Masse der im Grund ihres Herzens deutschen, gegen russisches Gift gefeiten Arbeiterschaft wie der national be- gessterten Jugend aller Stände aus Stadt und Land. Parteien spielen bei diesem Zusammenschluß keine Rolle: da- her kommt es auch nicht darauf an, aus welchen der bisherigen
Parteien sich die führenden Kräfte bilden: wenn nur bei ihnen dle.ZZernunft und die Macht vereinigt sind, dann wird sich die Gefolgschaft von Rechts und Links �fchon finden. Bei dem Stoß dieses Keils werden Späne fliegen, das ist unvermeidlich. Das werden die Feigen sein und die Lauen und die Undeutschen, die Formalisten und die Bürokraten, und es wird nicht schade um sie sein." Solange Herr von Seeckt aktiv diente, umgab ihn der Nimbus des„großen Schweigers". Seitdem er redet und schreibt, sind von diesem Nimbus nur noch Späne übrig geblieben. Die„Vernunft", wie jie Herr von Seeckt auffaßt, besteht also darin, sich mit Hitler , Goebbels , Reventlow, Franzen und Konsorten zu verbünden und mft ihnen gegen die„Wand wirtschaftlicher Hemm- nisse und äußerer Feindschaft vorzustoßen". Was bicher Herr von Seeckt in dieser Richtung prattisch vor- geschlagen hat, darüber soll sein Fraktionskollege C u r t i u s die Hände über den Kopf geschlagen haben. Aber anscheinend meint er nicht zuletzt ihn. wenn er von den„Feigen", den„Lauen", den „Undeutschen", den„Formalssten" und den„Demokraten " spricht, die auf der Strecke siegen blieben. Nebenbei bemerkt: es sst sehr schön. daß Herr von Seeckt als M. d. R. die deutsche Arbeiterschaft gegen das russische Gift immun hallen will. Einstmals hat er, der Tisch - genösse Tschitscherins. russische Giftgasgranaten einführen lassen. Wenn die polftische„Vernunft" bei ihm so aussieht, dann wundern wir uns nicht, daß er heute die Brüderschaft mit Hiller erstrebt. Die Seecktsche Theorie des„Keils", mit dem man Wirtschasts- krise und Lersailler Vertrag im Nu überrennt, sst von einer grandi- osen militärischen Einfachhell. Leider muß daran erinnert werden, daß der Plural von Keil Keile heißt. Diese wollen wir unserem Volk ersparen, das nun einmal trotz Herrn von Seeckt schon einen Krieg verloren hat und eine zweite Niederlage weder wünscht noch ertragen könnte. Ein Botschaster als Finanzschieber. Besnards falsche Ausjagen vor vem Oustric-Ausschuß. Paris , 28. Dezember. Di« Untersuchungen des parlamentarischen Untsrsuchungs- ausschusies über die Zusammenhänge im Oustne-Krach haben die Feststellung ergeben, daß die Aussagen des ehemaligen franzöfsschen Bosschafters in Rom , Besnard, wissentlich falsch waren. Besnard hatte behauptet, den Handelsattache der sranzössschen Botschaft in Rom zur Untersuchung des italienischen Kunssseidenkonzerns Snia Bistofa, nach Turin entsandt zu haben. Der Attache, der am Mittwoch vernommen wurde, erklärte aber im Gegensatz dazu, auf der Rückkehr von seinem Pariser Urlaub ohne Wissen des Bot- schafters in Turin Untersuchungen angestellt und einen Bericht an- gefertigt zu haben, ohne dazu aufgefordert gewesen zu sein. Dieser Bericht fiel sehr zu Ungunsten des Kunstseidenkonzerns aus. Der Untersuchungsausschuß legte dem Attache sodann einen Bericht vor, den er angeblich in diesem Zusammenhange an seinen Botschafter gerichtet haben soll und den dieser an das Finanzministerium in Paris weiterleitete. In diesem Bericht kommt zum Ausdruck, daß gegen die Einführung der italienischen Wertpapiere an der Pariser Börse keine Bedenken beständen. Der Attache zeigte sich hierüber im höchsten Maße erstaunt und erklärte, niemals als der Urheber dieses Berichtes angesehen werden zu können. Der damalige Bot- schafter hat also entweder bewußt die Unwahrhell gesagt oder aber eine große Unkorrektheit begangen, indem er den Bericht seines unter- geordneten Beamten als denjenigen des Handelsattaches hinstellt«.