Roheitstat im Wirtshaus. Oer Strett um vas Mädchen. — Einarmiger sticht Friedens» st.fter nieoer. Seine Einmischung als Friedensstifter in einen Wirts. haue streit hat ein junger Mann mit dem Leben bezahlen müssen. Am ersten Feiertag war der 20 Jahre alte Angestellte Hans Kratz, der in der Borstzstraße 16 im Norden Berlins wohnte, mit seinem Better ausgegangen. Zum Schluß lehrten die beiden in einem Lokal in der Borsigstraße noch ein, um ein Glas Bier zu trinken. In der Wirtschaft war als Gast auch ein einarmiger Mann in Begleitung eines Mädchens. Wegen dieses Mädchens, das andere ihm abspenstig machen wollten, gerieten die Männer in einen Streit. Kratz mischte sich ein und versuchte Frieden zu stiften, was ihm zunächst auch gelang. Als um 3 Uhr der Wirt Feierabend gebot, gingen alle Gäste fort. Auf der Straße aber wollten sich die Erregten immer noch nicht beruhigen und die Prügelei begann von neuem. Kratz und sein Better standen noch im Hausflur, als der Einarmig« plötzlich auf sie zukam und sie beschimpfte. Sie wollten nichts mit ihm zu tun haben und gingen langsam weiter. Der Invalide folgte ihnen aber, stellte sich Kratz in den Weg und stieß mit einem dolchartigen Messer den jungen Mann zweimal in die Brust. Mit einem Aufschrei brach der Getroffene zusammen. Der Einarmige versehte ihm noch Fußtritte gegen den Kopf und flüchtete dann. Der Better brachte Kratz schleunigst nach dem Lazarus-Krankenhause, doch konnte der Arzt dort nur noch den in- zwischen eingetretenen Tod feststellen. Die Messerstiche hatten Lunge und Herz durchbohrt. Kriminalkommissar Werneburg und Kommissar Kollat vom Raubdezernat sind mit der Untersuchung des tragischen Todes beschäftigt. Der Messerstecher ist bis jetzt nur mit dem Vornamen Alfred bekannt. Es ist ein Mann von etwa 33 bis 35 Jahren. 1,63 Meter groß, er hat dunkelblondes Haar, gestutzten Schnurrbart und trug blaukarierten Regenmantel, blaue Sportmütze, grüne Joppe, dunkelgrüne Hose und schwarze Schnürstiefel. Der rechte Arm fehlt ganz. Der Mann hat vorher in der Gegend vom Wagen aus als wilder Händler Weihnachtsbäume verkauft. Die Fahndung nach ihm ist eingeleitet. Mitteilungen über seine Person und seinen Aufenthalt erbittet die Dienststelle A 5 im Polizeipräsidium. Schlägerei im Dom. „Ihr habt eine Mördergrube aus meinem Haus gemacht!» Am ersten Feiertag kam es im D o m kurz vor Beginn des Gottesdienstes zu einer lauten Störung, die zu Schläge- reieu zwischen einigen Kirchenbcsuchern und einem Wanne führte, der sich„als im Dienste Christi stehend" bezeichnete. Die Predigt sollte am 1. Feiertag Domprediger Doering halten. Der Geistliche war noch nicht erschienen, als sich plötzlich ein Mann in mittleren Jahren, der in einer der ersten Reihen gesessen hatte, erhob und auf den Altar zuging, der mit einem Christ» bäum geschmückt war. Er wandt« sich den Versammelten zu und rief sie laut an. Wie er erklärte, stünde er im Dienste Christi. Dieser habe gesagt:„Wein haus ist ein Bekhaus. Ihr aber habt eine Mörder- grübe daraus gemacht." Der Mann faßte dann den Christbaum an und warf ihn zu Boden. Dabei rief«rt der lichtergeschmückte Tannen. bäum habe mit der Religion nichts zu tun, sondern fei heidnische Sitte. Die Kirche solle von dem Tand ablassem Ein Dombeamter und mehrere Männer, die zum Gottesdienst erschienen waren, wollten den Ruhestörer entfernem Er leistete jedoch heftigen Widerstand, trat mit den Füßen um sich und schlug auch einem Herrn mit der Faust ins Gesicht. Schließlich konnte er überwältigt werden und ließ sich nun ruhig hinausführen. Auf der Wache wurde er festgestellt als ein 39 Jahrs alter Fritz Schulz, der aus Schmaleningken m Ost preußen stammt und in Berlin keine Wohnung hat. Sch. erklärte, daß er sich berufen fühle, die wahr« Religiosität zu verkünden. Er werde, selbst wenn man ihn verurteil«, jeden Tag das gleiche wieder tun. Allem Anschein nach hat man es bei ihm mit einem Sektierer und Fanatiker zu tun, der von der Rechtmäßigkeit seines Ein- jpruches überzeugt ist. Am Weihnachtsabend erwürgt. Eatsehliches Verbrechen an einem Kinde. Aachen , 26. Dezember. Am Weihnachtsabend ist in T a t t e r n bei Jülich ein fest emigen Tagen vermißtes Kind in der Scheune der elterlichen Wohnung im obersten Fochwerk unter Holz versteckt tot aufgefunden worden. Die am ersten Feiertage vorgenommen« Obduktion der Leiche ergab, daß an dem Kinde ein schweres Sittlichkeitsoerbreche u oerübt und es dann erwürgt worden ist. Dlutspuren im Hause lassen darauf schließen, daß das Verbrechen am Fundorte selbst be- gangen wurde. Der Aerdacht der Täterschaft richtet sich gegen«inen ganz bestimmten Personenkreis.
Ninq-Vereme gegen(Sportler. In der Nacht zum Zwesten Feiertag kam es an der Ecke der Am rumer» und See st ratze im Norden Berlins zu einer schweren Schlägerei zwischen Mitgliedern eines Arbeiter- sportvereins und„Ringbrüdern" der„Soge Norde n". Die Ringleute erhielten bald Zuzug, der in wenigen Minuten nach- einander in nicht weniger als löAutodroschken anrückt«. Zwei Polizeibeamte bemühten sich angesichts der großen Uebermacht ver- geblich. Ruh« zu stiften und die Kampfhähne auseinanderzubringen. Die Schlägerei drohte«inen äußerst ernsten Ausgang zu nehmen, als im letzten Augenblick das von Passanten alarmierte U e b e r- fallkommando anrückte und die Sportler von ihren Angreifern befreite. Zwei von den Ringleuten wurden zur Feststellung der Personalien mit zur Wache genommen, später aber wieder entlassen.
Schnellzug enigleist- Zwei Tote! Rom , 24 Dezember. In der Nacht zu Msttwoch ist der Schnellzug R« g z i o— Ea l o b r i a— Neapel in der Nähe von P a o t a entgleist. Die Lokomotive und der Tender stürzten vom Bahndamm ab. Der Lokomotivführer und der Heizer fanden den Tod. Drei Fahrgäste und fünf Cisenbahnbeamte wurden verletzt. Bon Paola ist sofort ein Hilfszug an die Unfallstelle entsandt worden. «lt-verli«. Die nächste SliSnin« durch die oewtTenen Windel des älteste» «,rlin aetanftal'et das SejirUamt Lchäneber« unter der bewährten Leitung fthrifitWt«« Georg Baillberaer am Sonnabend, dem 28. Desember. Trest0»"k> 10-4 Uhr«nf dem Spfttclnwrtt, Ausgang Uittergrundbahnhoi Teilnahme ö« Pk-
Nach dem Mord ins Kino! Veibrechen in der Stargarder Strafe aufgeklärt/ Die Täter überlühri
Die drei Burschen, die nuker dem drlugendeu Berdachk des Raubmordes au dem Ehepaar Rick m au u iu der Slargarder Straße verhaftet wurden, sind von den Kommissaren der Word- kommissiou Dr. Wächter und Nebe mehrmals veruommcu worden. Obwohl sich die Täter zu einem endgültigen Geständnis noch nicht bequemen konnten, sind sie auf Grund des gegen sie zn- sammengelrageneu Beweismalerlals so gut wie überführt. Es handell sich um den 29 Jahre alten Walter Popp, den 22Iährigen Otto H a l u b k a und einen 23iährigen Erich M o h r i n g. Zunächst bestritten die drei, überhaupt mst der schrecklichen Mordtat zu tun gehabt zu haben. Halubta und Mohring verwickelten sich aber bei dem wiederHollen Verhör bald in Widersprüche, und in einem erneuten Verhör gab Popp schließlich zu, daß er von dem Plan der beiden anderen, das Ehepaar auszurauben, Kenntnis gehabt habe. Der geistige Urheber war offenbar M o h- ring, der früher in dem Männerheim der Gekhfemane-Gemelnde genächtigt hatte und auch die Gepflogenheiten der alten Frau kannte, außerhalb der Geschäftszeit an der Hintertür noch Waren an die Kunden abzugeben. Wie Popp aussagt, sollte Mohring klingeln und die Frau mit vorgehaltener Pistole ln den Laden zurück- drängen. Halubka war die Aufgabe zugedacht, sich dann des baren Geldes zu bemächtigen. Den Burschen war bekannt, daß die allen Leute
unter der Ladenkasse in einer Kiste das Papiergeld verwahrten, und hierauf hasten sie es in erster Linie abgesehen. Sie hasten aller- dings nicht damit gerechnet, daß das Geld nach Ladenschlutz an anderer Stelle untergebracht wurde. Wie sich die Vorgänge im einzelnen bei der Tat abgespielt haben, darüber hüllen sich die jugendlichen Mörder noch in Stillschweigen. Nach der Tat will Popp nur gesehen haben, wie seine Freunde fluchtartig das Haus verließen. Es scheint, daß Mohring die tödlichen Schläge geführt hat. Popp mußte Mohring einige Stunden nach der Tat einen Mantel bringen, da der Anzug des Mohring über und über mst Blut be- sudelt war. Halubka war am Abend nach der Tat mit einem Freunde zusammen in einem Kino und zeigte ihm dort eine Uhr und eine Geldbörse, die nach den Ermittlungen Frau Rickmann gehörten. Außerdem hat man aus Grund von Blutspuren und Haarbüscheln, die an der Bekleidung der Täter vorgefunden wurden, unzweifelhaft den Beweis, daß die drei Festgenommenen die Täter find. Später wurde auch noch ein Revolver, der Mohring gehört, gefunden, an dessen Handgriff sich ebenfalls Spuren von Menschenblut befinden. Mst dieser Waffe hat Mohring zweifellos die alte Frau niedergeschossen und ihr die furchtbaren Verletzungen, die zu ihrem unmtttelbaren Tod führten, beigebracht.
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Euhige„Festtage Berlin ruhte sich aus.— Gasthäuser klagen über schlechten Besuch. Selbstmorde aus Verzweiflung
Die Weihnachtsfeiertage sind in Berlin und auch im Reich recht ruhig verlaufen. Die allgemeine Rot spiegelle sich auch im Besuch der Gaststätten in der Berliner Eity wieder, konnie man in früheren Iahren gerade an den weihnachtsseiertagen überfüllte Restaurants beobachten, so klagen in diesem Zahre die Restauraleure sehr über schlechten Besuch. Die mißliche Lage zwang zweifellos viele zu Hause zu bleiben. Leider sind auch wieder eine ganze Reihe von Selbstmorden und Selbstmordoersuchen zu verzeichnen. In acht Fällen kam die Hilfe zu spät. Sechs andere Derzroeifelle, die den Tod suchten, konnten noch einmal gerellet werden. Wirtschaftliche Not und Arbeitslosigkeit sind m den meisten Fällen die Gründe der Verzweiflungstaten. Erfreulicherweise haben sich im Straßenverkehr nud besonders bei dem starten Autoverkehr, der in hervorragendem Maße auf den Ausfallchausseen Berlins zu verzeichnen war, verhällnrsmößig wenig Unfälle ereignet. Hier und dort trugen sich einige Zusammenstöße zu, bei denen es mehrere Schwer- und Leichtverletzte gab. die den Krankenhäusern zugeführt werden mußten. Die Kommunisten hatten aus chrsm R s t n f a l l am Weihnachts - abend, mä lehiglich. einige hundert verzweifelt« Erwerbslose ihren Irrsinns parolen gefolgt waren, gelernt und an den Feiertagen gar nicht erst den Versuch gemacht, Demonstrationen zu veranstalten. So verliefen die„Festtage" selbst m den Unruhezentren, am Wedding und in Neukölln in völliger Ruhe. In Amerika ist wieder vielerlei passiert. Rem Dork, 26. Dezember.(Eigenbericht.) Die Unfälle an den Feiertagen einschließlich der Verkehrsunfälle sowie die Hausbrände forderten im ganzen Lande 135 Menschen-
leben. In W h i t i n g(Indiana ) wurde durch einen Weihnachts - bäum ein fürchterlicher Brand verursacht, bei dem sechs Männer verbrannten und zwei hoffnungslos verletzt wurden. In New Jork spricht man von einem Meteor, der am ersteu Weihnachtsabend bei Boise im Staate Idaho niedergegangen ist. Das Gebiet, in dem das Meteor niederging, soll hundert Kilometer im Umkreis taghell erleuchtet gewesen sein. Tausende von Menschen pilgerten morgens hinaus, um den Himmelskörper zu betrachten.
Vom v-Zug zermalmt. Furchtbares Llnalück auf dem Bahnhof Köpenick . Aus dem Bahnhof Köpenick ereignete sich am 1. Weihnachts- seiertag ein entsetzliches Unglück. In später Nachtstunde war der Rongiermeister Hermann Schmook mit dem Zusammenstellen eines Znges beschäftigt. Bei dem starken Geräusch muß Schmook. der in der Nähe des Stellwerkes auf die Ferngleise getreten war. den fälligen V-Zug überhört haben. Er wnrde von der Waschine erfaßt und buchstäblich zermalmt. ,■■...■ � Ausströmende« Gas, das drei junge Menschen stn Schlaf über- fiel, hat wieder seine Todesopfer gefordert. Der erste Unglücks» fall«eignete sich im Hause Klaus�Arothe-Straße 7 in Charlotten- ' bürg. Dort wurde die ZZjährwe Hansangestellte Anna R« i k e l mit ihrem 21jährigen Freund Helmuth Klee in der Kamm« des Mädchens, in dem sich der Gasofen befindet, tot aufgefunden. Als am Z. Feiertag die Hausfrau nach dem Rechten sehen wollte, fand sie zu ihrem Schrecken das junge Paar in der völlig mst Gas«füllten Kammer leblos auf. Die Rettungsversuche der Feuerwehr waren leider ohne Erfolg. Wie die Feststellungen der Polizei ergeben, liegt ein Unglücksfall vor. Der Hahn am Gasofen war nicht ganz geschlossen, so daß in d« Nacht erhebliche Gasmengen ausströmten. Durch Gas umgekommen ist wester«in löjähriger Friseurlehr- ling Gerhard Ramm, der am ersten Feiertag in der Wohnung seiner Eltern in der Färberstr. 18 in Köpenick vergiftet aufgefunden wurde. Auch in diesem Falle ist der Unglücksfall auf ausströmen- des Gas aus der nur halb geschlossenen Leitung zurückzuführen.
Der Mittwoch bringt im Berlin « Sender, von wenigen Aus- nahmen abgesehen, nur Weihnachtliches. Man trifft hier allerdings cuf sehr gute Dinge. So sendet Königsberg in den späten Abendstunden Orgeloorträg« und i capelia Gesänge, die durch die künstlerische Höhe ihrer Ausführung Beachtung erfordern. Aber ist es notwendig, den Charakter des Heiligen Abend so betont stn Programm des Rundfunks zum Ausdruck zu bringen? Ist es ferner notwendig, am ersten Feiertag die Tanzmusik ausfallen zu lassen, besonders da der Mitteldeutsche Sender und das Ausland weniger engherzig in dieser Richtung denken? Hier sei noch auf «in Orchcsterkonzert hingewiesen, das Leipzig sendet. Der Dirigent Hilmar Weber führt u. a. Josef Haydns O.Our-Symphonie mst starkem rhythmischem Empfinden aus. Das Orchester spiest ge- schmeidig und klangschön. Am ersten Feiertag singt die„Weihnachtswünsche" aus Schallplasten die interessanteste Veranstaltung. Die Berliner Funk- slunde hat durch ihre Vortragsabteilung Führer des politischen, geistigen und wirtschaftlichen Lebens Wünsch« für die Zukunft Deutschlands auf Platten sprechen lassen. Die Auswahl ist nicht immer glücklich und das Gesagte Höst sich meistens in den bekannten Bahnen. Dr. Wirth, Prof. N ernst, Universitätsprofessor Deißmonn, Max Liebermann , der Bisckiof Dr. Schrei- b« r, Ernst B o r s i g und Theodor L e i p a r t sind die Sprecher. Borsig spricht nur von den Opfern, die die Arbestnehmerschast auf sich nehmen müsse. Es ist die üblich« Großindustriellenrede. Er- starkung der gewerkschaftlichen Organisationen und Kürzung der Arbeitszeit sind dagegen für Leipart die einzigen Mittel, um in Deutschland die Wirtschaftskrise zu über- winden. Wie in den letzten Jahren ,zu Weihnachten wird auch dies- mal Verdis„Aida " aus der Lindenoper übertragen. Leo Blech dirigiert. Das Orchester kommt zu großer Wirkung und vor ollem gelingt jetzt einwandfrei die Wiedergabe des zweiten Finales mit den schwierigen Chören, die leicht im Radio verwischen können. Karl Martin O e h m a n n ist ein gesanglich hoch kullivierter Radames, der das Lyrisch« in der Partie betont. Eine Zeitrevue„Jeder einmal in Schild a" am Freitag nachmittag von Robert S ch i f t a n ist ein« Satire auf Berlin , auf allerlei Torheiten, die sich die Weltstadt in manchen Beziehun- gen leistet. Vieles zeigt Geist und Witz und vor allem eine aus- gezeichnete prägnante Form. Semen Augenblick vermißt man das Bühnenbild, denn Schiftan hat alles rein akustisch empfunden. Die Wirkung liegt im Wort und auch in der Musik Werner Michels, die zu den Couplets geschrieben wurde. Gut die Regie Max Bings. Es folgen dann Cello-Vorträge Enrico M a i n a r d i e. Glänzends Techmit oereinigt sich mst ausdrucksstarkem Spiel. Fred Hilden- brandt spricht über die Not der Zeit. Kleine Feuilletons, kleine Bilder, sprachlich leicht geformt, deuten darauf hin. daß die Gegen- wart die Zeit schwerster Arbest ist. Kein Aesthet plaudert hier, sondern ein verstehender und mitfühlender Mensch. F. Sch.
Weihnachken im Rundfunk. 365 religiöse, aber nur 5 freigeistige Sendungen. Eine bürgerlich« Programmvorschau schrieb im Dezember vorigen Jahres:„Die weihnachtlichen Feiertage als Msttelpunkt der Weihnachtswoche bestimmen den GeHall des Programms auchf in den vorangehenden und nachfolgenden Tagen." Vom 1. Dezember ab werden die Hörer täglich und mehrfach an die bevorstehenden Festtage erinnert. Jugend- und Frauen- stunden besonders, aber auch Gelegenhesten, die das übrige Pro- gramm bietet, werden benutzt, um religiös gefärbte Dar- bietungen zu senden. Ein« Berechnung ergibt, daß im Vorjahre von den deutschen Sendern in der Zeit vom 1. Dezemb« bis zum 1. Januar etwa 369 weihnachtlich abgestimmt« Darbietungen ge» bracht wurden. Darunter befanden sich allein 66 religiöse Morgenfeiern Es klingt fast unglaublich, daß demgegenüber die fozia- listische Arbeiterschaft nur durch 4 Feierstunden und durch 3 sonstige Sendungen„berücksichtigt" wurde. Aehnlich verhält es sich in diesem Jahr: da zählen wir nicht weniger als 365 weihnachtlich- religiöse Sendungen, darunter allein 69 Morgen- feiern. Dieser lieberfülle kirchlicher Darbietungen stehen ganze 3 freigeistige Morgenfeiern gegenüber. Man wird gewiß nichts dagegen einwenden, daß Weihnachten auch im Rundfunk gefeiert wird, aber hier wird des Guten ent- schieden zu viel getan. Es muß verbitternd wirken, wenn dem- gegenüber um jede proletarische Feierstunde förm- lich gerungen werden muß. Weihnachten ist ja schließlich auch noch die Zeit der Sonnenwende und es gibt breite Kreise der Be- völkerung, die— unbeschadet der Weihnachtsfeier— auch diesen Gedanken feiern, der auf einer uralten Tradition beruht. Davon will aber der angeblich„neutrale" Rundfunk nichts wissen. Be- sonders merkwürdig aber nimmt sich diese Ueberbetonung religiöser Veranstaltungen gegenüber der Tatsache aus, daß bisher selbst am 1. Mai, dem Tag festlicher Erhebung von Millionen Volks- genossen, noch nicht einmal eine Feierstunde im Rundfunk möglich gewesen ist. Gegen eine derartige Ein- seitigkeit im Rundfunk muß auf das entschiedenste protestiert werden. Umleitung der Omnibuslinie T. Di« Omnibuslinie T Turm- Ecke Waldstraße— Teltow (Ruhlsdorser Platz) wird vom 5. Januar 1931 ab in Dahlem nicht mehr über Thielallee, U-Bahnhof Thielplatz, Ihnestraße, Leichhardt- straße, sondern über Königin-Luife-Straße, Kronprinzenallee, U-Bahn- Hof Oskar-Helene-Heim geführt.