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1923

Spanien   wird demokratisch.

Die Bewegung geht weiter.

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Von**

Madrid  , Ende Dezember.

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Die Ereignisse, deren Schauplah Spanien   ist, sind nur eine der Phasen der tiefen Krise, die durch den Staatsstreich Primo de Riveras eröffnet wurde. Schon in dem Augenblick, in dem die Diktatur begann anı 13. September traten die liberalen Elemente des Landes zusammen. um über die Herstellung eines demokratischen Regimes zu be­raten. Die Gemäßigten waren der Ansicht, daß eine ver­faffunggebende Versammlung einberufen werden müßte, deren Mitglieder auf Grund des allgemeinen Wahlrechts zu wählen seien. Die anderen, vom liberalen Zentrum bis zur republi­fanischen Linken und dem linken Flügel der Sozialisten, hatten kein Vertrauen zu dieser Lösung, weil sie im voraus die Ueber­zeugung hatten, daß der König und seine Umgebung einen derartigen Versuch mit allen Mitteln sabotieren würden.

Nach der Verfassung von 1876, die durch den Staats­streich vom 13. September 1923 zu einem Fezen Papier   ge­macht wurde, wird die gesetzgebende Gewalt ausgeübt vom Parlament und dem König. Als Alfons XIII  . Brimo de Rivera erlaubte, das Barlament zu beseitigen und diktato­risch zu regieren, hat er nicht nur die Verfassung beseitigt, die er befchworen hatte, er hat damit auch jede legale Ordnung aufgehoben und das Regime der Willkür eingeführt.

Um aus diesem Zustande herauszukommen und dem Lande ein Regime zu geben, das einem modernen zivilifierten Bolte würdig ist, hat sich eine große Konzentration der demokratischen Kräfte vollzogen, die zwar eine friedliche Lösung vorgezogen hätte, wenn diese möglich ge­wesen wäre, die aber nicht davor zurückschreckte, zu Gewalt­maßnahmen zu greifen, um Spanien   von einem Regime zu befreien, das sich nur durch die Gewalt aufrechterhalten fonnte. Das Bolt, die Mittelklassen und die Studenten, unterstützt von einem großen Teil der Armee, sollten auf die Straße gehen und die Republik   ausrufen. Der Morgen des 15. Dezember war der festgesetzte Zeitpunkt. Unglücklicherweise haben die Elemente, die in der Region von Jaca   operieren sollten, zu früh losgeschlagen. Der Hauptmann Fermin Galán   ging im lleberschwang des Vertrauens in die Kräfte, über die er verfügte, drei Tage zu früh los und hat dadurch eine Ber­wirrung zwischen den Organen der Leitung und den aus­führenden Organen hervorgerufen, die von der Regierung ausgenutzt worden ist. Der General Queipo des Llano und der Flieger Ramón Franco   haben durch einen fühnen Handstreich versucht, die Situation zu retten. Eine große Anzahl von Provinzorganisationen haben das gleiche getan. Aber die Führer der Bewegung, um das Scheitern einer so gut vorbereiteten Operation zu verhindern, beschlossen einen strategischen Rückzug, der die Kampfelemente intatt hielt, die zu einem günstigeren Zeitpunkt wieder eingesetzt werden können.

Dispositionen getroffen, um den demokratischen und fortschritt­lichen Charakter des neuen Regimes sofort zum Ausdruck zu bringen, das Spanien   sich geben will, um für die Freiheit der Spanier und den Frieden der Völker zu arbeiten. Zulegt wurde ein Manifest an das spanische Bolf fertiggestellt und von allen Mitgliedern der provisorischen Regierung unter zeichnet. Hier die Namen dieser provisorischen Regierung: Ministerpräsident Alcala 3a mora, ehemaliger mi­nifter und ehemaliger Führer der Liberal- Demokratischen Partei; Minister: Indalecio Prieto  , ehemaliger sozia­listischer Abgeordneter von Bilbau; Miguel Maura  , ehe­maliger Abgeordneter und Sohn des früheren Führers der Konservativen Partei; Alejandro Lerrour, Führer der Republikanischen Radikalen Partei, ehemaliger Abgeordneter; Fernando de Los Rios  , Universitätsprofeffor, ehemaliger sozialistischer Abgeordneter; Manuel Azana  , Schriftsteller, Führer der Republikanischen Allianz; Santiago Casares  , Mitglied der Handelsflotte; Alvaro de Albornoz  , ehe­maliger republikanischer Abgeordneter und Führer der Radikalfozialen Partei; Largo Caballero  , Sefretär des Spanischen Gewerkschaftsbundes, ehemaliger sozialistischer Abgeordneter; Martinez Barrio  , Führer der Republi­faner von Andalusien  ; Marcelins Domingo, ehemaliger republikanischer Abgeordneter; Nicolau d'Olmer, Führe der Republikanischen Partei von Catalonien  . Zu bernerken ist, daß de los Rios und Caballero dem Exekutivkomitee der Sozialistischen Partei Spaniens   angehören.

In Verfolg der unglücklichen Affäre con Jaca   bat die Regierung zunächst Zamora   und Maura rerhaften lassen. Angeblich sollen drei Minister gegen die Erschießung des Kapitäns Galan gewesen sein. Sicher ist, daß der Unterrichts minister da gegen geftimmt und verlangt hat, daß ein Botum in das Protokoll eingetragen werde. Ossorio y Gal­lario, Prä dent der königlichen Akademie für Rechtswissen­fchaft und ehemaliger Minister, hat in einem Brief an Berenguer diesem das Recht bestritten, den Aufständischen von Jaca   gegenüber die Geseze anzuwenden, die von Primo de Rivera   eingeführt wurden. Berenguer hat diesen sehr energischen Brief dem Generalstaatsanwalt übergeben, der jedoch eine Verfolgung Gallardos abgelehnt hat und darauf gezwungen wurde, seine Demission zu geben. Wie versichert wird, hat die Anwaltskammer von Madrid   be= schlossen, die vier Minister, die Rechtsanwälte sind, auszu stoßen. Jedenfalls haben die Zeitungen mitgeteilt, daß der Wirtschaftsminister, der Schahmeister des Vorstandes der Anwaltskammer war, feine D emission gegeben hat. Wie man sieht, ist die Stellung der Regierung sehr schwierig. Hinzu kommt die Erklärung, die von den so genannten Konstitutionalist en veröffentlicht wurde. Es handelt sich dabei um eine Gruppe politischer Persönlich­feiten, die alle der Monarchie gedient haben, darunter Sanches Guerra, ehemaliger Ministerpräsident. ein Ron­fervativer, Melquiades Alvarez  , ehemaliger Präsident der Kammer, ein Reformist, Billanueva, ehemaliger Minister Die Regierung des General Berenguer fennt weder die des Aeußeren, ein Liberaler, Bergamin, ehemaliger Quantität, noch die Qualität der Elemente, die der republifa- Unterrichtsminister, ein Konservativer, usw. Diese Persönlich nischen Bewegung zur Verfügung stehen. Professoren, teiten erflären jeßt, daß sie angesichts des Ernstes der Lage Schriftsteller, Studenten, Industrielle, Handeltreibende, Ar- einmütig erstens die Notwendigkeit der Einberufung einer beiter, Bauern und Militärs unter diesen mehrere Gene- verfassunggebenden Versammlung anerkennen, zweitens die räle, viele Offiziere und zahlreiche Truppen- alle waren und Beschlüsse dieses Parlaments, das sie als die einzige legitime find einig in der Zusammenfassung ihrer Kräfte, um die Gewalt erachten, im voraus annehmen, drittens mit allen demokratische und föderative Republit auszurufen, in der die ihren Kräften dahin streben werden, um dem Land ein Re­Berherrschaft der Zivilgewalt gesichert ist. Alle gime wirklicher Freiheit zu geben. Es ist weiter mitgeteilt diese Elemente hatten eine provisorische Regierung ernannt worden, daß die Konstitutionalisten die Absetzung des und gleichzeitig die Personen bestimmt, die in den leitenden Königs verlangen würden, falls die verfassunggebende lofalen und zentralen Verwaltungsstellen mit der Regierung| Versammlung sich für die Monarchie erklären würde. Wenn zusammenarbeiten sollten. Es waren auch die hauptsächlichsten sie in der Minderheit blieben, so würden sie sich weigern,

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irgendeine offizielle Stellung anzunehmen. Wie ich aus ficherer Quelle weiß, haben verschiedene hohe Militärs den Konstitutionalisten gegenüber erflärt, fie mürden das Regime unterstützen, das die verfassunggebende Versammlung wählen würde.

und des Königs unhaltbar geworden ist. Zamora  , de los Rios, Nach alledem ist es klar, daß die Lage der Monarchie Caballero und Maura, die vom militärischen Untersuchungs­richter vernommen wurden die anderen Mitglieder der provisorischen Regierung sind bisher noch nicht vernommen worden, haben übereinstimmend erklärt, daß sie die Ver­antwortung für die Unterschrift unter dem Manifest über­nehmen. Die Frau Zamoras erklärte dem Untersuchungs­richter auf dessen Frage, ob es richtig sei, daß das Manifest in ihrer Wohnung diskutiert und ausgearbeitet worden ist: Jawohl, und ich bin sehr stolz darauf.

Was wird Berenguer jetzt tun? Berfolgt er die Führer der Bewegung nicht gerichtlich, so verliert er den letzten Rest von Autorität. Berfolgt er sie aber gerichtlich, so wird er damit die gesamte Deffentlichkeit gegen sich aufbringen. Die spanische Demokratie ist auf dem Marsch und nichts wird sie aufhalten.

Neue Verhaffungen.

Darunter zwei Generale.

Madrid  , 27. Dezember.( Eigenbericht.) Die Militärzenfur verbietet streng die Veröffent­lichung der Namen der Verhafteten, außer denen der vier früheren Abgeordneten de los Rios, Caballero, Miguel Maura und Zamaro. Ich erfahre aus sicherer Quelle, daß jeht verhaftet wurden die ehemaligen Abge­sekretär der spanischen   Liga der Menschenrechte Bot: ordneten de Alvarez und Gasset  , der General­tela sensi, der General Riquelme, der sich in der Armee eines großen Ansehens erfreut, und noch ein weiter General  , dessen Namen ich noch nicht erfahren

fonnte.

Marschall Joffre im Sterben.

Das rechte Bein amputiert.

Paris  , 27. Dezember.( Eigenbericht.) dings bedentliche Formen angenommen. Der 78jährige Der Gesundheitszustand des Marschalls Joffre   hat neuer­Sieger der Marne  " leidet schon seit vielen Monaten an

Venenentzündung.

einer

zeichneter Krankheitsbericht veröffentlicht worden, in dem der hoff­Am Sonnabend ist völlig unerwartet ein von fünf Aerzten unter­nungslose Zustand des Marschalls offen zugegeben wird. Danach hat sich die Benenentzündung an beiden Beinen unterhalb der Knie derart verschlimmert, daß der Pariser   Professor Leriche einen sofortigen Eingriff vornehmen mußte. Bon der Operation hatte die Deffentlichkeit auf Wunsch Joffres bisher nichts erfahren. Wie jeßt aber bekannt wird, hat sich nach einer vorübergehenden Besserung der Zustand des Kranten so verschlechtert, daß mit einem tödlichen Ausgang gerechnet werden muß. Bereits am 19. Dezember wurde der Marschall in aller Eile in die Klinik St. Jean de Dieu gebracht, wo ihm am Sonnabend früh nach halbstündiger Beratung des Aerztefonziliums das rechte Bein amputiert wurde, um die Ausbreitung des Brandes zu verhindern. Trok dieser verzweifelten Maßnahme ist die Hoffnung der Aerzte, das Leben des Marschalls zu retten, vollkommen geschwunden.

geboren. Er ist aus der berühmten Schule von St. Cyr hervor Joseph Joffre   ist im Jahre 1852 in Rivesaltes in den Pyrenäen  gegangen und dozierte vor dem Krieg an der Pariser   Kriegsakademie.

( Gewerkschaftliches siehe 2. Beilage.) Berantwortlich für Bolitit: Bieter Schiff: Wirtschaft: G. Klingelhäfer; Gewerchaftsbewegung: 9. Steiner; Feuilleton  : Dr. John Schikowski; Zotales Berlag: Forwärts- Berlag G. m. b. S.. Berlin  . Drud: Vorwärts- Bud bruderei und Berlagsanstalt Baul Ginger u. Co. Beriin SW 68, Lindenstrake 3.

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