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Reichsbank finanziert. Erhöhter Geldbedarf der Wirtschast dürste jedenfalls hierbei kaum ein« Rolle gespielt hoben. In diesem Zusammenhang haben sich die fremden Gelder um lSÜ auf 451,3 Mill. erhöht. Die Steigerung der Giro guthaben ist fast ausschließlich auf Einzahlungen öffentlicher Stellen zurückzuführen. An Reichsbanknoten und Rentenbankscheinen zusammen sind 5.7 Millionen in den Verkehr abgeflossen, so daß am 23. Dezember 4275,3 Mill. Reichsbanknoten und 396,3 Mill. Rentenbankscheine im Umlauf waren. Die Bestände an Gold und deckungsfähigen Devisen haben sich um 14,8 auf 2761,7 Mill. vermindert. Die Deckung der Roten durch Göll» allein verringert« sich von 52,1 aus 51,8 Proz., diejenige durch Gold und deckungsfähige Devifen von 65 auf 64,4 Proz. Mansfeld   wird forigeführi. Bessere Aussichten für die Zukunft? Di« Verhandlungen der Reichs- und Staatsbehörden mit der Verwaltung der Mansfeld A.- G. über die Weilergewährung der Subvention sind zum Abschluß gekommen. Es liegt jetzt ein Sachverständigengutachten über die Aussichten des Mansfelder Kupferbergbaues vor. Dieses kommt zu dem Schluß, daß bei dem jetzigen Kupferpreis eine Rentabilität ausgeschlossen ist, daß aber für die Zukunft gewisse Aussichten beständen. Zweifellos wird man mit einem so niedrigen Kupserpreis auf die Dauer nicht rechnen dürfen: er ist eine Folge der Krise und der durch das Kupferkartell künstlich gesteigerten Ueberproduktion. an der auch die letzten Drosselungsmahnahmen wenig geändert haben. Ausschlaggebend ist aber jetzt wie im Juli, daß eine Stillegung der Mansfeld   Tl.-G. mit ihren 13 006 Arbeitern und Angestellten (32 000 mit Angehörigen) den Stach ganz bedeutend mehr an direkter Unterstützung und Aussätlen aller Art tosten würde als die Weiterzahlung der Subvention in Höhe von etwa einer halben Million Mark monatlich. Es handelt sich eben bei der Subvention Mansfeld   um einen Ausnahmefall, weil das ganze Mansfelder Land von diesem einen Unternehmen abhängig ist, weil keine Möglichkeit vorhanden ist, die Arbeiterschaft in ab- s e h b a r e r Zeit einem anderen Berufe zuzuführen und well schließ- lich Mansfeld   das einzige Kupferbergbauunternehnien in Deutsch  - land ist. Während bisher die Abmachung bestand, daß der Zuschuß bei Unrentabilität des Gesamtunternehmens als verloren" anzusehen war, soll die R ü ck z a h l un g s p f l i ch t der gewährten Summen in Zukunft unabänderlich sein. Das ist auch durchaus in der Ordnung, da ja nach dem erwähnten Cutachteii mit einem Steigen des Kupferpreises und nach weiterer Senkung der Selbstkosten eine Rentabilität des Unternehmens in späteren Iahren nicht ausgeschlossen ist. Man muß aber verlangen, daß die ständige Kontrolle durch die Reichstreuhand- g e s e l l s ch a f t bestehen bleibt. Einzelheiten der Neuregelung wird man erfahren, wenn die Parlamente sich mit der Mansfeld  -Suboention beschäftigen werden._ Llmkämpste Gummireifen. Gescheiterte Kartellverhandlungen. Di« seit Wochen anhaltenden Verhandlungen in der Gummi» reifenindustrie, kartellmäßige Preisbindungen für den beut- schen Markt festzulegen, sind völlig gescheitert. Wenn auch noch die Möglichkeit besteht, daß in zwölfter Stunde eine Ver- ständigung erzielt wird, so ist doch mit ziemlicher Sicherheit damit zu rechnen, daß vom 1. Januar 1931 ab in der deutschen   Gummi- reifenindustrie ein vertr agloser Zustand besteht, der einen Kampf aller gegen alle mit sich bringen wird. Im Kampf um den deutschen   Markt stehen 25 Werke, die bei dem verhältnismäßig geringen Bedarf der deutschen   Verbraucher- industrie nur einen verhältnismäßig kleinen Teil ihrer Produktion unterbringen können. Da der großen Zahl mittlerer und kleinerer Unternehmen Riesenwerke wie der hannoversche Continental- Trust und Dunlop gegenüberstehen, wird dieser Kampf mit sehr ungleichen Waffen geführt werden. Der Konsument ist in diesem Fall der lachende Dritte, denn unter den jetzigen Umständen wird am 1. Januar die schon längst fällig« zweite Preissenkung um nochmals 10 Prozent ein- treten, die bei einem Zustandekommen des Kartells wahrscheinlich abgebremst worden wäre. Mit dieser Zwesten Preissenkung sind die Gummireifenpreise seit dem 1. Oktober um insgesamt 20 Prozent abgebaut worden. Die bisherigen Händler- rabatt« werden von 20 auf 15 Prozent für Autoluftreifen und auf 12% Prozent für Elastic-Vollgummireifen herabgesetzt.
Rußland-Auftrag für Kieler   Werften. Die Sowsetunion hat jetzt mit den Howaldt- Werken m Kiel   einen Liefervertrag über zehn Fischerei-Motordampfer ab­geschlossen. Der Auftrag, der einen Wert von mehr als 6MiMionen Mark hat, ist von der Berliner   Handelsvertretung der Sowjetunion   bereits ertestt worden. Wie wir hören, wird die Finanzierung mit Hilfe öffentlicher Wirtschaften durchgeführt, wäh- rend sich andererseits die Howaldt-Werke oerpflichten, zur Durch- jührung dieses Austroges Neueinstellungen vorzunehmen. Es dürste sich hierbei um etwa 600 Arbeiter handeln, die bis zur Be. cndigung dieses Schiffbauauftrages acht Monate beschäftigt würden. Der Baubeginn setzt Anfang des neuen Jahres ein.
Adler u. Oppenheimer zahlen wieder Dividende. Die Schuh- und Lederindustrie, die noch vor knapp zwei Jahren h o f s n u n g s- ! o s daniederzuliegen schien, hat ihre Rentabilität trotz der Krise im letzten Jahr teilweis« sogar verbessern können. Auch die Adler u. Oppenheimer A.-G. in Berlin   kann sür das am 30. Juni 1930 abgelaufene Geschäftsjahr wieder die Dividenden- -ahlung aufnehmen. Es werden 4 Proz. auf das IZ-Millionen- Kapital oerteilt. Die Bilanz macht einen stark gebesserten Eindruck. Die Warenvorräte sind von 10 8 aus 9 Millionen Mark zurückgegangen, was neben gestiegenem Absatz aber auch mit der Preissenkung zusammenhänaen kann. Die Besserung zeigt sich aber auch auf der Passivseite: Bankschulden gingen von 11,8 aus 10,2 Millionen und Gläubiger von Ich auf 1,2 Millionen zurück. Die Bruttoeinnahmen werden dagegen mit 4.83 Millionen fast genau so hoch ausgewiesen wie im Vorjahre(4,73 Mill.). Das erweckt natürlich stark den Eindruck derFrisur" d«r Bilanzz'ssern, zumal das Aktienkapital vollständig im Besitz der Familien Adl«r und Oppenheimer ist. In der Generalver- s a m m l u n g äußerte die BerwaUung. daß man bei derBeliebt- best der Erzeugnisse" und der gut funktionierende» Absatzorgani. sotion damt rechne, daß der Umsatz im lausenden Gejchästsjahr nicht zurückgehen werde. Millionenbauauftrag der Rheinisch-westfäHschrn Elektrizitäts- werke. Das RWE., Rheinisch-Westfälische Elektrizitätswerk in Essen hat nach einer Meldung derKölnischen Zeitung  " einer Gruppe west- deutscher   Bausirmen einen Auftrag zum weiteren Ausbau des Rhein- krastwerkes, Altbnick-Dogern, erteilt. Der Wert des Auftrags stellt sich auf etwa 13 Millionen Mark.
Monteure in Rußland  . Ohne Garaniievertrag ein Hundeleben.
Die anläßlich der Weihnachtsfeiertage in Berlin   wellenden In- und Auslandsmonteure kamen gestern in den S o p h i e n s ä 1 e n zu der üblichen Monteurversammmng, in der sie von den Vertretern des Metallarbesteroerbandes über alle wichtigen Vorkommnisse während ihrer Abwesenheit informiert werden und gegenseitig ihre eigenen Erfahrungen austauschen. Die gestrige Zusammenkunst war insofern außerordentlich inier- «ssant, als die Monteure, die oon Sewjebrußlund her entweder auf Weihnachtsurlaub oder vor kurzer Zeit von Montagen nach Deutschland   gekommen sind, über die cebensverhällnisse der deutschen   Monteure in Sowjelrußland einiges zum Besten gaben. Das Thema war leider nur zu eng be- grenzt, den» sie sollten der Organisation mir darüber berichten, wie es ihnen persönlich in Rußland   geht oder gegangen ist. Uebereinstimmend berichteten die Rußlandmonteure, daß sie persönlich über eine schlechte Behandlung sowie über schlechte Er- nährung nicht klagen können. Mit dem Auslösungssatz von fünf amerikanischen   Dollars pro Tag(21 Mark) kämen sie verhältnismäßig gut aus Die russischen Auftraggeber und auch die Behörden geben sich alle Müh«, die von deutschen   Firmen entsandten Spezialisten, an denen es dort sehr mangell, zufriedenzustellen. Daß die deutschen   Monteure von der GPU.   beobachtet, also b e- spitzelt werden und sich politisch völlig neutral verhalten müssen, ist für sie ollmählich zur Selbstverständlichkeit geworden. Daß sie weiter manchen Gewohnheiten entsagen müssen, auf die der deutsche Arbeiter nur sehr ungern verzichtet, ist für sie natür- lich immer noch angenehmer, als in Deutschland   ohne Arbest ein kümmerliches Dasein zu fristen. Die mit ihren deutschen   Firmen auf Grund ihrer Erfahrungen in Sowjetrußland abgeschlossenen Garantieverträge bewahren sie vor dem elenden Los, mit dem sich der russische Arbeiter bescheiden muß.
I Diese erfahrenenen Rußlandmonteure warnten aber ihre deutschen  Berufskollegen davor, sich ohne besondere Garantie- vertrag« als Facharbeiter für russische Betriebe in Deutschland  anwerben zu lassen. Da diese Facharbeiter keine Ahnung von den russischen Verhältnissen haben, schließen sie ojt Verträge ab, die ihnen hier in Deutschland   ganz g ü n st i g erscheinen, die ihnen in Rußland  aber nur die dürftig st e Existenz gewähren. Die Rußland- moMeure erklärten gleichfalls, daß sie ganz genau wissen, daß man ihnen und den amerikanischen   Facharbeitern nur deswegen austämm- liche Auslösungssatz« zähst, well sie diese Sätze einmal mit den deutschen   Firmen vereinbart haben, und well man sie in Rußland   eben dringend braucht. Verfügt Rußland  erst selbst über genügend geschulle Fachkräfte, wird«s sich hüten, neben dem schlechtbezahlten russischen Facharbeiter einen um das vielfache höher bezahlten deulschen oder amerikanischen   Fach- arbeiter zu stellen. Das gleich« ist auch der Fall mit den deutschen  und amerikanischen   Ingenieuren, denen man in Rußland  teilweise INonalrgehäller bis zu 7000 Warf zahlt. lieber die Lebensverhältnisse der russischen Arbester sprachen die Monteure, die alle nach Rußland   wieder zurückfahren, aus be- preislichen Gründen nicht. Ihre Andeutungen und ihr mitleidiges Lächeln auf diesbezügliche Anfragen aus der Versammlung sagten jedem deutlich genug, daß der russische Arbeiter leider gegenüber dem mit einem Garantievertrag arbeitenden deutschen   Monteur ein Hundeleben führen muß. Im weiteren Verlauf der Versammlung wurden noch einige innerorganisatorische Fragen besprochen und dem Genossen G r o n vom Metallarbeiterverband nahegelegt, sür die Abstellung einiger Mißstände zu sorgen, die sich durch die unklrre Fassung einiger Be- stimmungen des Monteurabkommens ergeben.
Arbeiiszeit im Sralinkvhlenbergbau. Oer(Schiedsspruch darf nicht verbindlich erklärt werden.
Bochum  , 27. Dezember.(Eigenbericht.) Der Bergbauindustriearbeiterverband stellt zu dem Arbeitszeitkonflitt im mitteldeutschen Berg- bau folgendes fest: Für den mitteldeutschen Braunkohlenbergbau ist am 9. De- zember«in Schiedsspruch gefällt worden, der ein Weiter- bestehen der bisherigen Schichtzeit vorsieht. Diese beträgt für Arbester im Tagebau 9%, für die Arbeiter im Tiefbau 8% bzw. 9 Stunden. Dieser Schiedsspruch ist für die Bergarbeiter ein« große Enttäuschung. Die Lohnentwicklung im mittel- deutschen   Braunkohlenbergbau zeigt nämlich folgendes Bild: Im Ottober 1928: 7,54 Mark Durchschnittslohn je Mann und Schicht. Dezember 1928: 7.43 Mark. Dezember 1929: 7.58 Mark und Oktober 1930: 7,39 Mark. Trotzdem die tariflichen Löhne m diesem Zeitraum erhöht worden sind, ist gegenüber 1928 ein« Lohnsenkung dadurch eingetreten, daß man die Spanne zwischen Tarif- und Effektivlohn vermindert hat. Insbesondere hat man die Prämien und Leistungszuschläge rücksichtslos gekürzt. Die Unternehmer des mitteldeutschen Braunkohlenbergbaues sabotierten also die Schiedssprüche über Lohnfragen und zum Dank dafür bringt der jetzige Schiedsspruch ihnen eine Schichtzest von 9� Stunden im Tagebau.
Für die Bergarbeiter ist das um so aufreizender. Äs sich die Belegschaft in den letzten Jahren oon 78000 auf 66000 Mann oermindert hat, ohne daß der Schichtförderanteil zu- rückgegangen ist. Die Fällung des Schiedsspruches bleibt infolge- dessen vollkommen unverständlich, zumal die Ge­schäftsabschlüsse vom 1. und 2. QuartÄ 1930 recht gute Ergebnisse aufweisen. Eine Verkürzung der Schichtzeit um eine halbe Stund« hätte sür etwa 50 000 Arbeiter keine Verkürzung der Arbeite- zeit, sondern nur«ine Einschränkung der Pausen von einer Stunde auf eine halbe Stunde gebracht. Aber auch diese Regelung, die keine Steigerung der Selbstkosten bringt, ist ab- gelehnt worden. Für den übrigen Teil der Belegschaft, der in durchgehenden Beirieben beschäftigt- ist wäre eine Verkürzung der Arbeiiszeit um eine halbe Stunde eingetreten, mos aber" keine wesentlich- Belastung der Produktion bedeutet hätte. Als Beweis dafür dient die Entwicklung des mitteldeutschen Braunkohlen- bergbaues, in dem die Verkürzung der Schichtzest von 12 auf 9% Stunden weder ein« Verringerung der Produktion, noch eine Steige- rung der Selbstkosten gebracht hat. Nachdem die Delegierten der Bergarbeiter mst vollem Recht den Schiedsspruch abgelehnt haben, dürfen sie erwarten, daß dem Antrag der Unternehmer auf Per- bindlichkeitserklärung nicht entsprochen wird."
Epidemie des Lohnabbaus. Eine auflesende tlnternehmerkrankheit. Die wachsende Arbeitslosigkeit, die fortschreitenden Lohn- und Gehaltskürzungen, die Verminderung des Einkommens.  - der Unternehmer und der Landwirtschaft werden eine weitere Verringerung der verfügbaren Kauf- b e t r ä g e bewirken." So.schrieb vor kurzem dieTonindustrie-Zeitung". Und was machen die Unternehmer der Tonindustrie? Fast alle'Lohn- Verträge, die zum Jahresschluß kündbar waren, sind von ihnen zum Zwecke des Lohnabbaues gekündigt worden. Sie fordern einen Abbau von 10, 20 und noch mehr Prozent. Der erkannten Wahrheit widerstreben, ist die schlimmste aller Sünden._ In Köln   kann man es auch. Der Schlichtungsausschuß Köln fällte für die rheinischen Kleinbahnen einen Spruch, wonach die Löhne ab 1. Ja- nuar bis 31. Mai 1931 um6 Prozent In allen Gruppen herab- gesetzt werden. Dieser Abbau soll an Lohnsätzen von 59 bis 62 Pfennigen vorgenommen werden! * Für die Kölner   Metallindustrie wurde«in S ch i e d s- s p r u ch gefällt. Er will das zum 31. Dezember gekündigte Lohn- abkommen mit einer Lohnsenkung in allen Gruppen um etwa fünf Prozent wieder in Kraft setzen und die Arbeitszeit von 51 auf 50 Stunden in der Woche verkürzen. Das Abkommen soll zum erstenmal mit sechswöchiger Frist zum 30. Juni 1931 kündbar fein. Die Erklärungsfrist läuft bis zum 30. Dezember.
Auch das ArbeiisgerichtVerlin angesteckt Bor der Kammer 43. Land- und Forstwirtschaft, Vorsitzender Amtsgerlchtsrat A h r e n s, stand als Kläger der Landarbeiter K., der bei der Rsttergutsoerwastung des U n i a n- K l u b s in N e u e n- Hagen schon seit 1919 beschäftigt war. Der jetzige Administrator Meckelnburg hat feftgestelll, daß der Kläger   nicht mehr voll arbeitsfähig sei und hat ihn deswegen zum 31. Dezember d. I. gekündigt. Der Landarbeiter hat gegen diese Kündigung beim Betriebsrat Einspruch erhoben und so kam es zur Klage. Vor dem Arbeitsgericht erklärte der Administrator M., daß er den Kläger   weiter beschäftigen wolle, ihm aber den Lohn u m 25 Prozent kürzen müsse. Das Gericht wies, die Klage ab, mit der Begründung, daß die Kündigung keine unbillige Härte sei
und es dem Kläger zugemutet werden könnte, für den um 25 Prozent geknrzkeu Lohn seine Arbeit weiter zu verrichten. Nach dem für den Kreis Niederbarnim gellenden Tarifvertrag für Landarbeiter sind die Löhne für nichtvollwertige Arbeiter zwischen dem Unternehmer und dem Betriebsrat zu vereinbaren. Der Unternehmer hat es aber nicht für notwendig gehalten, mst dem Betriebsrat wegen einer Lohnkürzung des Klägers zu verhandeln und will unter Umgehung des Tarifvertrages den Lohn von sich aus festsetzen. Das Arbeitsgericht, das doch für die Durchführung der Tarif- vetträge eintreten muß, unterstützt mst seinem Urtest den T a r i f b r u ch. Die Lohnabboumaßnahmen der jetzigen Regierung scheinen auf die Kammer 43 des Arbeitegerichts Berlin   einen so starken Einfluß ausgeübt zu haben, daß diese Kammer einen be- stehenden Tariflohn nicht etwa um 5 bis 8 Prozent senkt, wie die Schlichtungsinstanzen es in der letzten Zeit getan haben, sondern sie mutet einem Landarbeiter zu, sich seinen Hungerlohn noch um 25 Prozent kürzen zu lassen, obwohl er noch vollerwerbsfähig ist. Den Unternehmern, denen die Löhne ihrer Arbeiter zu hoch sind, wäre also zu empfehlen, einen Streit vor die Kammer 43 des Arbeitsgerichts Berlin   zu bringen. Sie werden dort noch viel besser bedient als bei den Schlichtungsbehörden.
Ostpreußisches Landrecht. Oer geschlagene Lanvarbeiter hat unrecht. Bor einigen Tagen hatte sich das Arbeitsgericht Insterburg  mit einer Feststellungsklage zu beschäftigen, die einen Hos- gänger betrifft. Der Vater des Betreffenden klagte auf Lösung des Dienstverhältnisses. Als Grund wurde Mißhandlung durch den Jnjpek-or des Gutsbesitzers von Z. angegeben. Der Inspektor will beobachtet haben, daß der Hofgänger nicht schnell genug gearbeitet hat. Aus Wut darüber verabfolgte er ihm einen Schlag in das Genick. Der Gestagene protestierte hiergegen. Darauf leg« ihm der Inspektor die Hand so stark auf den Mund, daß er stolperte und hinfiel. Einige Zeit> ach d-m Vorfall mußte sich der Hosgänger bei dem Gutsbesitzer v-rant- warten. Dieser erklärte ihm, daß er sich höchst a n st ä n d i g zu de- tragen habe, widrigenfalls«r entlassen werde. Wester«rklörte er ihm, daß der Inspek.or von ihm den Auftrag erhrlt-n habe, gegen die Arbeiter so vorzugehen, wie er es für richtig hält. Der Hofgänger oerließ darauf den Dienst, weil er befürchte.'«, weiteren Mißhanllungen ausgesetzt zu sein. Trotz dieser Sachlage lehnte das Arbeitsgericht Jnsterbmg d i« K l a g e a b mit der Begründung, daß das Verhallen des Hof­gängers zu rügen fei! Er hätte sich dem Inspektor gegenüber nickt oerantworten dürfen. Im übrigen seien die Mißhand-