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Oscar Wilde   redivivus.

Ein idealer Gatte."

Benn nicht der englische   Dandy und Artist Oscar Wilde   fürzlich ein Jubiläum gehabt hätte, hätte man wohl taum seine aus dem Jahre 1895 stammende Komödie wieder ausgegraben. Aber Harry Liedtke  , wie es scheint, der Filmlorbeeren überdrüssig, kehrt zum Sprechschauspiel zurück und hat sich eine Truppe für die Aufführung dieses Stückes von Eugen Robert   zusammenbauen lassen. Nach den Erfolgen in der Provinz soll jetzt Berlin   an die Reihe kommer ( Theater in der Stresemannstraße).

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Wird das Stück so gespielt, ist es attualisiert oder neu geformt, daß man diesen durch Wildesche Paradore und Geistreichigkeiten cufgelockerten Sardou neu genießen fann? Zunächst wird eine neue llebertragung von Bruno Fran? angefündigt, aber abgesehen von ein paar Attualisierungen merkt man nicht viel davon, und auch die Regie bemüht sich nicht, dies gesellschaftliche Kriminalstüd mit all seinen technischen Tricks und Drehs unter einem neuen Gefichts winkel zu zeigen. Gewiß hat Wilde, indem er dem Geschmack seines er wollte ja Geld verdienen Theaterpublikums weitgehend entgegentam, sich doch ein wenig über diese englische Gesellschaft lustig gemacht und wie die Kage mit der Maus mit seinen Zu­schauern gespielt. Man tönnte fein Stüd heute mit parodistischem und meinetwegen mit satirischem Einschlag spielen. Aber man tat es nicht, und Harry Liedtke   vollends, der Räjoneur des Stückes, der still und leise die ganze Handlung lenkt, und mit seinen Paradoren die Langweiligkeit der Salongespräche befeuert, ist viel zu bieber und brav, auch zu nochalant, um als Feuerwerfer zu wirken. Er war eine fleine Enttäuschung, und so mußte man sich denn mehr an die sonst gute Besetzung des Stückes halten. Artur Schröder   als der ideale Gatte mit dem Fleck auf der Vergangenheit, Carola Toelle   als die Gartenlaube- Dame sowie Roma Bahn   als die Frau, die das Leben nimmt, wie es ist, bildeten ein gutes Ensemble. Die interessante Frau, die als Hecht im Karpfenteich alles durch­einanderwirbelt und die Probleme aufrührt, ist Traute Carlsen  , überlegend, anziehend, aber schließlich vom Dichter preisgegeben. K. H. D.

Die neue Nelson- Revue.

,, Glüd muß man haben."

Unterwelt der Großstadt als modische Sensation, elegante Amüfiergesellschaft, die sich am Dunst von Lafter und Berkommen heit berauscht, aber die Dirnen, Zuhälter, Mörder sind nur tostü mierte Schwindler, Angestellte des Kneipenwirts und Kumpane feines Reppgeschäftes, auf das die feinen Gäste prompt herein fallen. Dieses Bild des Verbrechertellers, der nur eine Attrappe iſt, das beste des Abends, wird ungewollt zum Symbol und Ebenbild der typischen Kurfürstendammrevue und ihres Bublifums. Das soll alles ein bißchen nach Wagnis aussehen, ein bißchen aufrührerisch [ lingen, doch eben nur aussehen, nur scheinen; die Herrschaften wollen durch die schmeichelnde Juufion einer Als- ob- Gefährlichkeit betrogen, durch die Täuschung einer Zeit- und Gesellschaftskriti altaciert werden, von der sie selbst, die bürgerliche Gesellschaft", samt ihren heiligsten Gütern forgsam verschont bleibt.

Erwarten wir also in diesem Theaterchen der garantierten Harm­lofigfeit nichts von Mut und echtem Angriffsgeist. Doch freilich, wer hier Geist und Annut erwartet hat, der mird diesmal von den

Autoren bitter enttäuscht. Hans J. Rehsisch und Dito ka missen ohne Zweifel un alle aktuellen Angreifbarkeiten, die in der Luft und in der Linie der Revuebühne liegen, und was sie vereint an aufbegehrender Gesinnung beizusteuern haben, reicht burchaus für den Bedarf solch einer Abendunterhaltung. Aber für ihre Arbeit hat lie leichte Hand gefehlt, die sie unspürbar macht; mit manchem treffenden Bort machen sie nur sich, doch nicht den Hörer lustig, ihr Biz schlägt nicht ein. Im Text dieser lose gefügten Bilderreihe ist nichts von der Beschwingtheit und frechen Grazie, mit der Gustan Gründgens die überflüssigste Szene zum darstellerischen Höhe punft macht. Eine mißratene Nummer rettet der persönliche Charme, Käthe Erlholz, von Paul Henkels   sekundiert, dafür einsetzt. Kurt Gerron  , als Regisseur fachlich- präzis, gibt sich, von seiner Rolle im Stich gelassen, wie wir ihn tennen: massiv, ohne zu pol­Ein Berliner  tern; ohne aufzutragen, eindringlichster Sprecher. Figürchen von erfrischender Echtheit: Grete Weiser  . Hell und sympathisch André Mattoni  , überraschend begabt für Tempo und Rhythmus des modernen Couplets, Berthe Dit yf, Gerhard Bienert  , Reinhold Bernt   zeigen Talente.. Aber Ernst Busch fann hier nicht zeigen, was er fann. Als optische Attrattion ist die bildhübsche Lee Barry gewonnen. Und die Musif die Peter Kreuder   vom zweiten Flügel aus in guter Ordnung hält)? Sie stammt von Rudolf Nelson   und verleugnet nicht den routinierten Könner seines Genres. Ein Tango besticht durch harmonische und instrumentale Feinheit; und das Marschlieb, Glück muß man haben" hat alle Qualitäten eines Saisonschlagers. Leider hat die Revue, die nach ihm heißt, nicht die Schlagtrajt eines Saisonerfolges.

Admiralspa'aft.

Edaar Wallace: Auf den Fled".

K. P.

Das Räuberstück, das für die Braven und auch sehr bescheidenen Stammbesucher des Admiralspalastes aufgeführt wird, spielt in Chikago. Dort vollziehen, wie jeder anständige Staatsbürger weiß, das Killen ihrer Mitmenschen nicht patriotische Fememörder, sondern Alkoholschmuggler, Freudenhausbesizer und ähnliche Gentlemen. Sie gehören zu einer besonderen Verbrecheraristokratie, die sich in pruntvollen Balästen von Champagner und ähnlichen Volks­getränken nährt und dafür sorgt, daß Polizei und Richter der Bereinigten Staaten bekömmlichen Nebenverdienst finden.

Edgar Wallace  , der sich rühmen darf, in allen fünf Erdteilen als beliebtester Spezialist dieser Halunfenliteratur gelesen zu werden, zeigt drei Arte fang Chitagos edelste Sittenkultur. Knallende und geräuschlose Revolver, Selbstmorddolche, Ganoven jargon, Banditenliebe, Dimans  , die in Särge verwandelt werden tönnen, furz die wichtigsten Geheimnisse der Unterwelt werden enthüllt.

Die Zuschauer und Zuhörer sind sehr dankbar, ihre fach­männischen Kenntnisse befestigen und erweitern zu können. Sie verlassen das Theater mit dem gleichen Entzüden, das ihnen einige Tage vorher das Flötentonzert von Sanssouci  " bereitete. M. H.

Prof. Eugen Goldstein  , der Entdeder der Kanal.( Anoden). Strahlen, ist, wie erft jegt befannt wird, am 1. Weihnachtstag im 81. Lebensjahre in Berlin   gestorben. Seine bereits vor langer Zeit . erfolgte Entdeckung hat erst später ihre Bedeutung erlangt, als die Kanalstrahlen als positiv geladene Atome erkannt wurden. Seit 1888 hatte Goldstein an der Universitätssternwarte Berlin   gewirft. Musichronit. Leo testenberg wirb auf Einladung der Bolsbühne am Sonntag, hem. 11 and 23. Jamar, abends 8 Uhr. im Bechilein. Enal Boutrage iber Sauberts 2iber baitent. Witioit fende: Maria von Bajilides, Budapester Oper, 3ba Harth zur Rieben.

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Der letzte Schritt

Doppelselbstmord eines Fabrikanten- Ehepaares aus Not.

In der Nacht zum Sonntag hat wieder eine Tragödie ihren Abschluß gefunden, deren Ursache, wie so oft in der letzten Zeit, in den wirtschaftlichen Nöten zu suchen ist. Im Hause Krautstraße 52 wohnte der 38 Jahre alte Büstenfabrikant Friz Müller mit seiner fieben Jahre jüngeren Ehefrau Elise. Die Wohnung des Ehepaares teilte auch die Schwiegermutter. Am Sonntagmorgen blieben Müller und feine Frau unsichtbar. Als die Schwiegermutter nachforschte, fand sie die Türen zum Wohn- und Schlafzimmer verschlossen. Sie alarmierte Polizei und Feuerwehr, die mit Gewalt sich Eingang verschaffen. man fand die Eheleute mit Gas vergiftet auf. Wieder belebungsversuche blieben bei beiden erfolglos. Es fonnte festgestellt werden, daß Müller einen sehr langen Schlauch gekauft und diesen in der Küche an den Kocher angeschlossen hatte. Ueber den Korridor hinweg und durch das Wohnzimmer bis in die Schlafftube hatte er den Schlauch weitergeleitet. In die Türen waren Löcher gebohrt, so daß der Schlauch hindurchgezogen werden konnte. Die Fugen waren sorgfältig verstopft. Auf dem Tische fand man fünf Ab­schiedsbriefe, in denen Müller und seine Frau ihren Entschluß, gemeinsam aus dem Leben zu gehen, bekannt gaben. Der Fabrikant hatte unter schlechtem Geschäftsgang zu leiden; es waren Wechsel eingegangen, die er nicht einlösen konnte. In der Nacht hatten die Unglücklichen ihren Plan ausgeführt.

Bom Rheingoldexpreß gerädert.

Schrecklicher Tod eines jungen Mädchens. Düsseldorf  , 29. Dezember.( Eigenbericht.)

Auf dem Bahnhof Düsseldorf- Derendorf murde am Sonntag ein 21 Jahre altes Mädchen, das auf einen Personenzug

wartete, von dem Rheingold- Expreß erfaßt und getötet. Der Bräu­tigam des Mädchens war Augenzeuge des schrecklichen Unglücks. Er stand auf der Derendorfer Brücke und mintte seiner Braut Ab­schiedsgrüße zu, die diese erwiderte. Anscheinend hat sich das Mädchen beim Winken zu nahe an die Schienen gemagt. Als der Rheingold- Zug, der aus Holland   kommt und bis Basel   fährt, den Bahnhof durchfuhr, wurde das Mädchen erfaßt, auf die Schienen ge­schleudert und unter den Rädern getötet. Auf dem Wege bis zum Sauptbahnhof wurde der Körper der Unglücklichen völlig zerrissen. Nur Blutspuren an der Maschine waren noch Zeichen von dem ent­jeglichen Unglüds.

Drei Opfer einer Lawine. Stiläuferfatastrophe in den Schweizer   Aspen. 3ürich, 29. Dezember. Eine aus acht Personen bestehende Stigruppe aus Winterthur   wurde beim Ueberschreiten des Bölgen- Passes zwischen dem Säntis und der Megglis Alp von einer Lamine über­rascht. Drei der Stifahrer fonnten nur noch als Leichen geborgen werden, zwei weitere vermochten sich selbst herauszu­arbeiten, die übrigen famen mit dem Schreden davon.

Explosion im Arztzimmer.

Im Behandlungszimmer des Sanitätsrats Dr. Stutsch, Hirschsprung 25 in Dahlem  , cxplodierte heute vormittag gegen 10 Uhr ein Säureapparat. Dr. Stutsch wurde von den umherfliegenten Eisenteilen getroffen und erheblich ver­letzt. Der Verunglückte mußte ins Krankenhaus gebracht werden.

Der volksbildende" Fridericus

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Eine neue Glanzleistung des Lampe: Ausschusses.

Der Lampe Ausschuß   ist nicht etwa felig entschlafen, sondern inumer noch sehr lebendig. Die neuesten Ruhmestaten dieser Ge­schmacs Benjur liegen noch nicht im Wortlaut vor, man weiß nur, daß Hugenbergs in jeder Beziehung minderwertiger patriotischer Schmarren Das Flötentonzert von Sanssouci  " nicht allein als fünstlerisch wertvoll", sondern auch als voltsbildend" erflärt worden ist. Das Urteil ist wirtschaftlich bedeutungs­erffärt worden ist. Das Urteil ist wirtschaftlich bedeutungs­voll insofern es der Ufa   Steuerermäßigung verfchafft. Es ist aber auch in politischer und tultureller Beziehung höchst be= merkenswert Der Lampe- Ausschuß nimmt es nämlich mit der

Boltsbildung bei anderen Filmen sehr genau. Beispielsweise wurde dem russischen Film Der blaue Ggpreß" der volks= bildende Charakter nicht zuerkannt, und zwar aus folgenden

Gründen:

,, Als Lehr- oder volfsbildender Filmstreifen wäre der Fülm ent­schieben abzulehnen. An einem Kunstwert fann man den Inhalt auf sich beruhen lassen und lediglich nach der Stofformung fragen. Literarisch ist sie zweifellos minderwertig, schon wegen der Partei­lichkeit des Drehbuches und wegen allzu grober Effefte. Alles mitgefühl der Zuschauer wird für die unterdrückte Klasse erregt, alle Abneigung den zu Erschießenden und zu Erschlagenden in der ersten und zweiten Wagenklasse zugewendet, die auf achtstellung, Militär, Polizei oder Reich tum sich stützen. Zum Individualcharakter wird fein Anlauf ge­nommen. Alle sind Typen. Doch das Manuskript unterscheidet noch nicht über den Wert oder Unwert des Films. Eine besonders im Einzelnen und Kleinen kraftvolle optische Phantasie hat in diesem Bildwestdrehbuch einen unendlichen Reichtum an padenden Es ist zu verstehen, daß die Eigenart des Bildern gefunden Bildwertes Der blaue Expreß es mandhem erschwert, in ihm Borzüge überhaupt zu erkennen; weil aber Filmkunst in erster Linie eine Leistung des optischen Gestaltens bewegter Inhalte ist, hat nach sehr eingehender Erwägung aller Vorzüge und Mängel die Mehr­zahl der Gutachter diesem Bildwerk die Anerkennung als fünstlerisch nicht versagen wollen."

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Auch die Anerkennung des amerikanischen Films, alleluja" Fiel dem Herrn Profeffor nicht leicht. Er muß zwar zugeben: eine

fünstlerische Formung liegt zweifellos vor". Trotzdem ist ihm der Stoff feineswegs sympathisch:

,, Der Gesamtinhalt wirft als eine Kuriosität, der gegen­über der rechte Maßstab für uns fehlt. Boltsbildend möchte man das Bert nicht nennen, denn der Beweis der Wirklichkeits­treue müßte hierzu erst geliefert werden. Auch sind die Dialoge und die spärlich einkopierten Titel nicht auf Lehrwirtung ab. geftimmt."

Wie steht es nun aber bei dem neuesten ,, Fridericus"? Spielt der eima nicht in einer Art von Märchenland"? Gibt es in dem

russischen Proletarierfilm etwas, was freier erfunden" märe als

die breit ausgewälzte Geschichte des homofeguelfen Königs, der eine Offiziersfrau vor einem Ehebruch bewahrt? Ist etwa die ganze Intrige, die den Siebenjährigen Krieg heraufbeschwört und die mit der Berfolgung eines preußischen Spions und seinem Triumph über die Dummköpfe von sächsischen Berfolgern gipfelte, teine Wildwest­geschichte"? Wendet das Drehbuch nicht alles Mitgefühl der zu­schauer" denen zu, die auf Machtstellung, Militär, Polizei oder Reichtum fich" stützen"?

Wenn der Inhalt des Negerfilms als ,, Kuriosität" wirkt, und wenn ferner der volksbildende Wert eines Films davon abhängt. das Flötenkonzert von Sanssouci", in dem nicht ein Zug, nicht ein daß der Beweis der Wirklichkeitstreue" geliefert wird, dann wäre einziger Charakter wirklichkeitstreu" ist, alles eher als volts. bildend". Bolfs v er bildend" möchte man es nennen, verlogen, unmoralisch. Man scheut nicht einmal vor der Geschmacklosigkeit zurüd, einen deutschen   Volksstamm gegen einen anderen auszu­spielen. Die Sachsen müssen es sich gefallen laffen, als Verräter, Feiglinge, Lubriane und Dummtöpfe hingestellt zu werden, nur damit der preußische Militarismus um so heller erstrahlt.

Die vom Reich eingesetzte Zensurstelle aber bringt es fertig, ein solches Machwert nicht nur als fünstlerisch", sondern auch als boltsbildend" zu erflären, und ausländischen Meisterwerten der Filmtunst, wie Der blaue Expreß" und Halleluja" gegenüber zu bevorzugen. Wie lange follen wir uns diesen Standal noch ge­Hermann Hieber. fallen laffen?

Maffengrausamkeiten der Goldatesta. nahegelegenen Teich zu durchschwimmen. Baren die Soldaten

Schauerliche Strafegpedition" in der Ukraine  .

Warschau  , 29. Dezember.( Eigenbericht.) Die Sonntagsausgabe des Robotnit" ist entgegen den Beffim­mungen der polnischen Berfaffung wegen eines Auszuges aus dem ukrainischen Senatsantrag über die sogenannte Befriedungsaffion" in der polnischen Ukraine   in den Monaten September bis November dieses Jahres beschlagnahmt worden. Die Motivierung des Antrags, die 84 große Schreibmaschinenseiten füllt, bringt ein er­schütterndes Bild der Leiden der ukrainischen Bevölkerung in Polen  , gegen die Straferpeditionen entfandt worden sind, wobei die wild. gewordene Soldatesta im Bewußtsein ihrer Straflosigkeit wie in einem befehten Cande haufte. Die Opfer diefer eigenartigen Befriedungsaktion" zählen nach Taufenden.

Die ukrainischen Bauern wurden von Soldaten unter Führung von Offizieren mörderisch mit Dreschflegeln und Kesaten peitschen geschlagen. Wurden die Opfer ohnmächtig, dann weckte man sie durch faltes Wasser, um weiter auf sie einschlagen zu können. Dobei wurde ihnen in den Mund mit einem Rnüppel ein Knebei gezwängt, und einer der Schlagenden, meist ein Offizier, fetzte fich in vielen Fällen auf den Kopf des Betreffenden. 500 Schläge waren dabei leine Seltenheit. Es ist auch nicht verwunderlich, daß viele von ben fo bearbeiteten Bauern starben. Alle Dörfer mußten hohe Kontributionen erlegen. Die utrainischen Dorsbeamten wurden

an Pferde gebunden und so durch die Straßen gejchleift. Bergewaltigungen standen auf der Tagesordnung. In einem der Dörfer wurden mit den Geschlagenen, deren Körper mur noch eine große eiternde Bunde bildete, 20 Fuhrwerke gefüllt. Die erzie verweigerten jede Hilfe, da sie dafür ebenfalls geschlagen wurden. Ein anderes Beispiel: Während des Gettesdienstes wurden Belende aus einer Kirche getrieben und gezwungen, in den Kleidern einen

und Offiziere zum Schlagen zu müde, dann zwangen sie die Bauern. einander zu verprügeln. Von den Opfern wurden dann noch Be scheinigungen erzwungen, daß sie bei den Sejmwahlen für die Rc­gierungsparteien stimmen und feinerlei Klagen wegen der Vorfälle. erheben werden. In einigen Fällen wurden die Bauern, nachdem fie bis zur Ohnmacht verprügelt worden waren, erschoffen.

Wettrüsten zwischen Rom   und Paris  . Berständigungsaussichten gleich Null

Condon, 29. Dezember.

Der Marineforrespondent des Daily Telegraph  " vertritt die Ansicht, daß die gegenwärtigen Bemühungen der englischen   Re­gierung, Frankreich   und Italien   zu einem Flottenbaufeierjahr zu bewegen, vollständig hoffnungslos feien. England müsse aber troßdem alle Mittel versuchen, da es den größten Wert auf die Erhaltung des Friedens im Mittelmeer   lege, durch das eine der wichtigsten englischen Handelsstraßen führe. Ein Krieg zwischen Italien   und Frankreich   würde das völlige Verschwinden der neutralen Schiffahrt im Mittelmeer   bedeuten, was zu schweren Schädigungen der englischen Schiffahrt im Mittelmeer  führen müßte. Besonders beängstigend sei die Tatsache, daß sowohl Italien   mie Frankreich   die Bauzeiten beschleunigten. Italien   baue Kreuzer jegt in weniger als 2 Jahren und Torpedo­bootszerstörer und Interseebooie in 18 Monaten. Frankreichs  Bauzeiten seien ungefähr die gleichen. Die sieberhafte Tätigkeit auf den Werften im Mittelmeer   verstärte die Besorgnisse über eine Lage die an sich schon zu ernster Beunruhigung Anlaß gebe.

Defertionen und Arbeitslosigkeit. Infolge der Wirtschaftskrise sind die Desertionen aus der amerikanischen Wehrmacht sehr zurüd­gegangen.