Einzelbild herunterladen
 

Der Mäuschenpfarrer.

Her mit dem Dittator- wenn er auch ein Lump ift!

Der Pfarrer Rönig in Honnef am Rhein , der schon mehr­fach seiner unverhohlenen Sympathie für die Hatenkreuzler Auss brud verliehen hat, hat zu Weihnachten an prominente National­fozialisten und an sämtliche Ortsgruppen der Nationalsozialistischen Partei eine Weihnachts und Neujahrsbotschaft ver­schickt, die sich sehen loffen fann. Der Herr Pfarrer befennt seine Liebe zu den Mäuschen, den Blindschleichen und den Stintbomben. Also deklamiert er

,, Die da cüben versuchen es mit dem Gummifnüppel, mir müssen es einstweilen versuchen mit weißen Mäusen, Blindsgeichen und Stintbomben! Nicht gerade an­genehm, aber im Augenblick einzig möglich und unfehlbar wirk­fam. Sentrum, Bayerische Heldenpartei und jüdischer Volksdienst haben den Bürgerkrieg geschaffen, wir nehmen ihn auf und führen ihn zu herrlichem Siege."

Der Christliche Bolksdienst hat es ihm besonders an­getan und er nennt ihn einen jüdischen Volksdienst", ein ,, jämmer­liches Gebilde", ein genaues Gegenstück zum schmierigen Zentrum". Die Regierungen in Berlin find für ihn nur die Berliner Ber­brecher". Deshalb schwärmt er auch für den Diktator. Nicht nur das, er hat an der Diktatur als Institution einen ganz neuen Bor­zug entdeckt:

Wir wollen die Dittatur, denn auch wenn der Diftator verjagen follte, so ist es immerhin besser und leichter und angenehmer einen Lumpen vor sich zu haben als 298. Es ist besser und leichter und angenehmer einen Psychopathen vor sich zu haben als 45 000 Bonzen. Wir wollen den Führer, der mir das eine erstrebt: Gott und mein Bolt!"

Die Parole: Gott und mein Volk macht sich im Zusammenhang mit einem Lumpen und einem Psychopathen besonders gut! Der Herr Pfarrer scheut sich nicht, sofort die Anwärter für die Diftatur zu nennen, die ihm vorschweben: Hugenberg, Hitler und Seldte, Hepp, Dr. Schnee, Dr. 3apf, Dr. Schneider. Der Herr Pfarrer ist fonsequent, wenn er auch Führer des rechten Flügels der Deutschen Boltspartei neben Hitler und Konsorten stellt. Aber eines hätte er doch nicht tun sollen: nämlich die Möglichkeit andeuten, daß einer von diesen großen Männern der Diktatur ent­weder ein Lump oder ein Psychopath sein könnte. Der Herr Pfarrer muß sich dabei schließlich etwas gedacht haben. Wen meint er denn mit dem Lumpen und wen mit dem Psycho= pathen?

Immerhin ist er guter Hoffnungen voll. Bis zum 3. Februar will er den Sieg der Diftatur in Deutschland verwirklicht haben

und so ruft er:

3ur gleichen Stunde an einem einzigen Sonntag muß aus­gerufen werden die chriftliche Staatsführung, die deutsche Politik. Auf denn zur Volkserhebung, für ein Bündnis mit Italien und Rußland . Bon heute bis zum 3. Februar wollen wir ein eigenes Parlament in Frankfurt schaffen."

Das ist die Neujahrspredigt eines Hakenkreuzchriften, eines Pfarrers, der es mit den Mäusen, den Blindschleichen und den Stinkbomben hält. Seine Hoffnung ist: Die Pforten der Hölle werden Gottes Reich nicht überwältigen. Niemals, niemals, über­mältigen."

Aber wir sind überwältigt. lleberwältigt von so viel unfrei. williger Komit, von so viel Selbstentlarvung der pinchopathischen Züge in der rechtsraditalen Bewegung!

Goebbels schulmeistert Hugenberg.

Er wacht mit ernster Strenge über die Ulfa .

Der nationalsozialistische Angriff beschäftigt sich mit der Ufa. Herr Goebbels ftellt fest, daß die Ufa in der Deffentlichkeit als ,, nationales Filmunternehmen gelte. Er hat jedoch Bedenken, und so äußert er:

,, Es macht jedoch den Anschein, daß die Ufa davon überzeugt ist, daß das Adjettip ,, national" mehr dazu dient, bequem Ge­schäfte zu machen als zu einem bestimmten charakterlichen Handel zu verpflichten."

Herr Goebbels begrüßt zwar den Fridericus Film, aber er tabelt, daß die Ufa - Jahresschau für 1930 nicht den Aufmarsch der Hillerschen SA. und des Stahlhelms zeige, daß sie nicht die Er. mordung von SA.- Männern im Bilde vorführe. Die Ursache für diesen Mangel erblickt er darin, daß es in der nationalen Ufa von Juden nur so mimme It". Diese Vorwürfe richtet er vor allen Dingen gegen die Hugenberg- Presse. Der Filmkritiker des Scherl- Verlages, Alfred Rosenthal, der unter dem Pfeu donym Aros" schreibt, hat es ihm besonders angetan. Herr Goebbels fordert von Herrn Hugenberg fehr energisch, daß er diese Mißstände

abstelle:

Die wahren Sachfenner.

Die Kriegsbeschädigten protestierten gegen bas Berbot des Films Im Besten nichts Neues".

,, Was uns Hitlerjungen wollt 3hr alten Kamele was vom Krieg erzählen? Wo wir jeden Sonntag Geländeübung machen?!"

DE

Filmzensur und Ufa - Monopol.

Engherzige Zenfurpraktiken im Reichsinnenministerium.

Die Praris der Filmprüfungsstellen in der letzten Zeit hat wie eine Sicherung eines Ufa- Filmmonopols in Deutsch land gewirkt. Es stellt sich nun heraus, daß dies Monopol auch noch durch andere Einrichtungen gesichert ist.

Seit dem 15. Juni 1930 besteht ein Kontingentgesetz. Nach diesem Gesetz muß jeder ausländische Film der Außenhandelsstelle vorgelegt werden, dann hat das Gesuch um ein Kontingent zu erfolgen und schließlich wird das Reich sinnenministerium gefragt, ob es gegen die Einführung des Filmes etwas einzuwenden habe.

=

Die Prometheus- Filmgesellschaft mollte nun einen russi­fchen Propagandafilm 200 meter Tonfilmauf nahmen aus dem Ramsin Prozeß nach Deutsch land einführen. Das Reichsinnenministerium, dem der Antrag auf Grund des Kontingentgesetzes vorgelegt wurde, lehnte den Film ab mit der Begründung, daß er die für Attualitäten zugestandene Menge von 50 Metern übersteige.

Ein Ende und doch keins. Alle Politiker aus Brest - Litowst entlassen. Warschau , 30. Desember.

Mit der Haftentlassung des Abg. Dubois und des früheren Abg. Baginsti( beides Sozialisten) find alle Politiker, die in Brest - Litowst interniert waren, auf freien Fuß geseht. Auch der ukrainische Abg. Kohut wurde gegen Bürgschaft aus dem Gefängnis. entlassen; weitere ukrainische Abgeordnete sitzen noch im Lemberger Untersuchungsgefängnis.

*.

Auch in diesem Falle wirkt die Ablehnung wie ein 3enjur verbot, das aus inhaltlichen Gründen ergangen ist. Es ist unerfindlich, warum dieser Film nicht nach Deutsch­ land zugelassen werden soll! Die deutsche Deffentlichkeit hätte auf Grund dieses Films die Möglichkeit, sich selbst einen Ein­druck zu bilden. Ein solcher Film ist ein Beitdokument von großem historischen Wert. Seine Nichtzulassung spricht für Mangel an historischem Sinn, sie ist geradezu ein Att der Vogel- Strauß- Politit vor der Wirklichkeit. Wenn die russische Propaganda glaubt, mit der Justizkomödie von Moskau in Deutschland werbend zu wirken, so muß sie die Intelligenz der deutschen Bevölkerung verflucht niedrig einschätzen. Hatte das von Herrn Birth geleitete Reichsinnenministerium es nötig, die Russen in dieser falschen Auffassung zu bekräftigen?

Es läßt sich zudem nicht der Eindruck verwischen, daß hier im Effekt wieder einmal das Ufa - Monopol künstlich gestützt morden ist!

stapelung bewirkten und Gelbstauungen bei den Ber brauchern hervorriefen. Durch die vorgenommene Beschleunigung des Warenumfaßes und andere Maßnahmen würden dicie Schwierigkeiten jetzt behoben.

*

Bisher waren solche Reden stets als Vorläufer von GPU.­Attionen, Prozessen und Massenhinrichtungen zu betrachten. Wird man etwa demnächst Erschießungen von russischen Genossen­schaftsführern erleben?

Daß die russischen Konsumvereine total persagen, ist bisher von allen unparteiischen Beobachtern berichtet, von den Kommunisten aber entschieden bestritten worden. Jetzt gibt man es zu, macht aber natürlich die Schädlinge" dafür verantwortlich. Die ,, künstliche Warenaufstapelung ist durchaus erklärlich einer­seits durch das überforcierte Lempo der Produktion in gewissen Zweigen, ohne Rücksicht auf die Absatzmöglichkeiten, andererseits durch die Kaufunfähigkeit der breiten andererseits durch die Kaufunfähigkeit der breiten maffen, die elend entlohnt werden.

Die Bewegung, in Polen gegen die Verbrechen, die Bilsudskis Beauftragte an den verhafteten Oppositionsführern begangen haben, wächst ständig und greift weit über die Oppositionsparteien hinaus. Pilsudski sigt mit 50 Kriminal­beamten Begleitung auf Madeira - aber in Bolen bildet Der Parteisekretär Raganowitsch hat doch selbst damit renommiert, sich die Front der Menschen gegen die Bestien à la Bjernazli daß die Voranschläge des Fünfjahresplanes in den ersten zwei Jahren und gegen die Erbärmlichen, die sich wider Ehre und Ge- daß die Voranschläge des Fünfjahresplanes in den ersten zwei Jahren ,, erheblich überstiegen" worden seien. Wenn das wahr ist wissen ben tranthaften Geboten eines notorisch Irrsinnigen bei der Sozialisierung" des Bauernbefizes wurde bekanntlich in Geständnis ganz schwindlig" wurde dann ist es fein Wunder, daß gewisse Waren in unfinnigen Mengen produziert wurden, die nun hoffnungslos aufgeftapel: liegen bleiben und zum

"

.ind

,, Das Scherl- Haus und die Ufa müssen sich entscheiden. Das fügen und Vorfämpfer der Wiedererrichtung des nationalen| folchem Tempo vorgegangen, daß es Stalin nach seinem eigenen

hier soll eine erste Warming und Mahnung sein. Wir werden die weitere Arbeit der Ufa mit Aufmerksamkeit, aber auch mit Goebbels , Herrn Hugenberg mit ernster Strenge drohend, das ist ein Schauspiel für Götter! Es geschieht Hugenberg und den Seinen ganz recht, daß sie in diese erbärmliche Haltung den national sozialistischen Maulaufreißern gegenüber geraten find. Wenn Herr Hugenberg nicht so funktioniert, wie die Lärmmacher befehlen, dann ristiert er, daß auch bei ihm die weißen Mäuse tanzen und die Stintbomben plagen. Immerhin fönnen die um Goebbels sich darauf verlassen, daß sie mächtige Bundesgenossen haben. Denn wie die legten Ereignisse gezeigt haben, tanzt auch die Oberfilm­prüfstelle nach der Pfeife der nationalsozialistischen Mäusejäger.

ernster Strenge verfolgen."

Ein flares Nein.

Die Zugehörigkeit von Beamten zur Nazipartei. In einer Kleinen Anfrage mehrerer nationalsozialistischer Land tagsabgeordneter wurde ausgeführt, der Berliner Bolizeipräsident Grzesinsti habe öffentlich in einer fozialdemokratischen Ver­fammlung festgestellt, daß die Behauptungen, die Nationalsozia listische Deutsche Arbeiterpartei wolle den gewaltsamen Umsturz, uns gerechtfertigt sind". Auf diese Behauptung gründe sich aber, wie die Anfragenden weiter sagten, der Staatsministerialbeschluß, der den Beamten die Zugehörigkeit zur Nationalsozialistischen Arbeiterpartei verbiete. Das Staatsministerium wurde gefragt, ob es bereit sei, diesen Beschluß aufzuheben. Wie der Amtliche Preußische Presses dienst mitteilt, beantwortet der preußische Ministerpräsident die An frage mit einem Rein".

Borahs. Ablage an die dritte Partei. Senator Borah, der Führer der progressiven Republikaner, schloß sich der Meinung von Senator George Norris an, daß es untunlich fei, eine dritte Partei zu bilden. Borah meint, daß die Bildung einer dritten Partei an­aefichts der organisatorischen Schwierigkeiten nicht von einigen

Führern unternommen werben tönnte.

Staates, wie einen Liebermann( Oberstleutnant der Legion!), wie auch einen Konfanty und so viele andere brutal miß­handelten und von Rechts wegen" in einer Haft hielten, die nicht einmal wegen gemeiner Verbrechen verurteilten Sol­daten auferlegt wird.

Gerade die Polen , die 150 Jahre lang ihrem National staat nachtrauerten und von seiner Auferstehung nicht nur träumten, sondern sie durch heldenhafte Kämpfe gegen die Fremdherrscher erzwingen wollten, haben ein starkes Gefühl für die Ehre der Nation. Wenn auch noch vielen Polen das Empfinden fehlt. wie unehrenhaft es für eine Staats­nation ist, wenn Minderheitsvölker von diesem Staat nicht viele Bolen haben föniglich preußische oder faiserlich russische als vollkommen gleichberechtigt behandelt werden viel zu Entnationalisierungspolitit erfahren oder gesehen, um jezt das Gleiche und noch viel Schlimmere verdammen zu wollen, das Polen an den Deutschen , den Weißrussen und den Ultrainern verübt. Der Zorn über die mit Brest - Litomst zu kennzeich­nende Schändung des polnischen Namens kann sehr wohl zu der Gewalt werden, die das Schandregime des Verrückten und seiner Spießgesellen hinwegfegt! und feiner Spießgefellen hinwegfegt!

Teil auch verderben.

-

Ueberhaupt ist ein Fünfjahresplan, den man angeblich- in vier Jahren durchführen will, ein Unding: menn man selbst alle eigenen Boranschläge und Berechnungen auf den Kopf stellt, dann darf eigenen Boranschläge und Berechnungen auf den Kopf stellt, dann darf man sich nicht wundern, wenn ein Zustand der wirtschaftlichen Anarchie eintritt. Dieser Zustand ist längst da und deshalb müssen sogenannte Schädlinge" gebrandmarkt und erschossen werden.

Duellunfug vor Gericht.

Außerordentlich milde Strafen.

Stuttgart , 30. Dezember.( Eigenbericht.) Das Erweiterte Schöffengericht in Tübingen hatte sich mit zwei Säbelduellen zu befassen. In einem Falle standen sich ein Rechtsanwalt aus Rottweil und ein Arzt aus Balingen , im zweiten Fall ein Referendar aus Tübingen und ein Student aus Berlin gegenüber. Gefochten wurde in Verbindungshäusern. Bei dem Säbelduell zwischen Rechtsanwalt und Arzt wurde einer der Beteiligten verlegt. Die Regeln für den Zweikampf wurden Das Urteil lautete gegen den Rechts­anwalt und den Arzt auf je Monate Festungshaft, gegen die beiden anderen Duellanten auf je 3 Monate Festungshaft. Die Hausmeister und die Sekundanten erhielten Geldstrafen.

Schädlinge" in den Genossenschaften. Dorher genau vereinbart.

Neue nrichtungen in Aussicht? Mostau, 30. Dezember. ( Meldung der Telegraphenagentur der Sowjetunion .) Der Sekretär des Zentralfomitees der Kommunistischen Partei, aganowitsch, stellte fest, daß nach den Berichten der Ber­fammlung der Funktionäre der Moskauer Organisation der Kommu­niffifchen Partei die ersten zwei Jahre des Fünfjahrplanes und das Sonderquartal die Boranschläge des Fünfjahrplanes erheblich über­fliegen. Gewiffe finanzielle Schwierigteiten feien wahrgenommen worden. Sie tämen in erster Linie von den Schädlingen in den konsumgenossenschaften und den Berforgungsorganen, die fünßliche Warenauf- haben?

Das württembergische Landesorgan des Zentrums bemerkt zu diesem Urteil: 3uchthaus oder Gefängnis wären für folgen Unfug doch angemessener." Es muß doch die Frage aufgeworfen werden, warum der zum Zentrum gehörende Justizminister Dr. Beyerle die Staatsanwaltschaft nicht angewiesen hat, Buchthaus oder Gefängnisstrafen zu beantragen, denn in beiden Brozeffen hat der Antrag des Staatsanwaltes nur auf Festungshaft gelautet. Und warum werden die studentischen Verbindungen nicht für aufgelöst erklärt, die ihre Häufer für solchen Unfug" hergegeben