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Verkürzt die Arbeitszeit!

Arbeit den Arbeitslosen!

Von Rudolf Wissell  .

Die Arbeitslosigkeit ist in Deutschland   von Monat zu Monat rapid gestiegen. Sie wird auch weiter steigen, denn der erfahrungs­gemäß tiefste winterliche Stand ist noch nicht erreicht.

Die Versuche, Arbeit auf fünstliche Weise zu beschaffen, haben nur ein sehr mageres Ergebnis gehabt, und bei ihnen handelt es sich auch nur um Vorwegnahme von Arbeiten, die früher oder später doch gemacht werden müssen; sie werden späterhin wieder fehlen.

Bei dieser Sachlage muß gefragt werden, was zur Beruhigung der innerpolitischen Aimosphäre und was zur Beseitigung der fata­strophalen Auswirkungen der Unterstützung so vieler Millionen für die Gemeinden zu geschehen hat. Fast ein Jahr lang habe ich um eine Erhöhung der Beiträge für die Arbeitslofen­versicherung gefämpft, ohne sie durchsetzen zu können. Dieselben Kreise, die sie bekämpft haben, haben sich dann kurze Zeit darauf doch mit einer Erhöhung auf 6% Proz. abfinden müssen. Aber auch diese hat nicht bewirken können, daß die Lage der Gemeinden auch nur im geringsten sich gebessert hat. Sie hat es nicht verhindern können, daß wir heute vor einer Sprengung des Rahmens der gefeßlichen Grundlage der Versicherung stehen. Der Bezug von Arbeitslosenunterstügung ist nicht mehr die normale Unterstügungs­form bei eintretender Erwerbslosigkeit, sondern nur eine zeitlich be­grenzte Station auf einem Wege, der von der Reichsanstalt über die Krisenfürsorge zur gemeindlichen Wohlfahrtspflege führt. Die Sanierung der Reichsanstalt durch die Erhöhung der Beiträge hat nicht die Lösung des finanzpolitischen Problems ge­schaffen, das sich aus der Ueberlastung des Arbeitsmarktes ergibt. Er ist ernster und schlimmer geworden, auch durch die furchtbare Sorge der noch in Arbeit Stehenden, über furz oder lang selbst die Zahl der Arbeitslosen vermehren zu müssen. Natürlich veranlaßt diese Sorge sie, das nicht absolut Notwendige an Lebensbedürfnissen zurückzustellen. Freiwillig wird die Kauftraft der in Arbeit Stehen den eingeschränkt und bringt von ihnen nicht gewollt weitere Absatz­stockung und damit verminderte Arbeitsmöglichkeit.

Bei dieser Sachlage ist die Frage sehr naheliegend, ob nicht durch Arbeitsstreckung die Erwerbslosigkeit gemildert werden tönne. Natürlich handelt es sich dabei nicht um die Beschaffung neuer Arbeit, sondern lediglich um die Verteilung der vorhandenen Arbeit auf alle Arbeitswilligen. Nach dem letzten Bericht des Instituts für Konjunkturforschung haben wir in Deutschland   noch etwa 8,2 Millionen beschäftigte Industriearbeiter, 1,8 Millionen arbeiten bereits verkürzt. Diese müssen heute schon mit einem mesentlich geminderten Berdienst durchzukommen suchen; da liegt die Frage auf der Hand, ob nicht die Vollbeschäftigten für eine Zeit des Ueberganges bis zur Neubelebung der Wirtschaft zugunsten ihrer Arbeitslosen mit einem geringeren Verdienst vorlieb nehmen sollen. Der Gedanke einer Arbeitsstreckung mit Lohnausgleich würde bei der heutigen Wirtschaftslage auf unüberwindliche Schwierigkeiten stoßen. Soll die Arbeitsstreckung erfolgen, so tann sie nur bei entsprechender Verdienstsentung erfolgen. Auch so

stößt eine solche Maßnahme auf außerordentlich große Widerstände, und zwar in erster Linie gerade bei den Arbeitgebern, die doch eigentlich auch das größte Interesse mit daran haben müßten, daß wir ohne ernste Komplitationen zum mindesten durch die schweren Monate dieses Winters hindurchkommen müssen. Auch die Gemein­den, die unter der Last der Unterstützung der Wohlfahrtserwerbs­losen fast zusammenbrechen, würden wesentlich günstiger dastehen können.

So ganz verschließt sich auch der heutige Arbeitgeber nicht mehr diesem Gedanken. Die Vereinigung der Arbeitgeberverbände hat am 3. Oftober Richtlinien befanntgegeben, die, soweit Maß­nahmen zur Hebung der Arbeitslosennot in Betracht kommen, dahin gehen:

,, Gesetzlicher 3wang fann zu feiner Besserung führen. Da­gegen ist mit Nachdruck zu betonen, daß jeder Betrieb es als eine selbstverständliche Pflicht ansehen muß, zu prüfen, inwieweit er im Rahmen seiner besonderen Verhältnisse zur Milderung der Arbeitslosennot beitragen fann."

Ideen nur erörtern, nicht in Soubhaft genommen werden fönnten!

Ich bin der Ueberzeugung, daß wir vor einer Strukturwandlung unserer Wirtschaft stehen und daß nur dauernde Vers fürzung der Arbeitszeit uns aus unserer Not heraus helfen kann. Wenn es nicht anders möglich ist, als durch Verzicht auf einen Teil des Lohnes, dann muß auch der in Kauf genommen werden. Wie haben die deutschen Gewerkschaften nicht in der Vor­friegszeit jede Arbeitszeitverkürzung begrüßt, auch wenn fein Lohn­ausgleich erfolgte. Sie haben auf die tommende Zeit nicht mit Un­recht vertraut. Aber diese sich eröffnende Möglichkeit neuer Freizeit für den Arbeitenden scheint es wohl zu sein, der viele Unternehmer abhält, ernstlich den einzigen Versuch zu machen, der uns aus unjerer Not heraushelfen kann.

"

Ingenieurselbstmorde in Moskau  .

An meinen Aussagen fein wahres Wort!"

Dein Berliner   Organ der russischen Sozialdemokraten, dem Sozialistischen Boten  ", ist folgender Bericht aus Moskau   zuge=

gangen:

Wir erfahren von dem Selbstmord des Ingenieurs Schein. Er war im Schädlingsprozeß ein wichtiger Belastungs­zeuge. Nach Beendigung des Prozesses hat er sich in der Gefängnis­zelle erhängt!

Beharrlich hält sich das Gerücht, daß Professor Fedotom, einer der Hauptangeklagten im Ramsin  - Prozeß, plötzlich im Ge­gestorben sei.

-

Dieser Tage hat der Ingenieur klart durch Sturz aus dem 4. Stockwerf Selbstmord verübt. In einem hinterlasseny Brief erklärt er, nach Lage der Dinge sei es doch unvermeidlich, daß man als Ingenieur früher oder später zum Schädling erklärt wird! Zusammen mit seiner Frau tötete sich der stellvertretende Direktor des Gummitrufts, Ingenieur Lisizin. Auch er hat den Freitod dem Grauen vorgezogen, dem die technischen Kräfte, mie der Moskauer   Prozeß gezeigt hat, ausgeliefert sind.

Einer der wichtigsten Belastungszeugen der Anklagebehörde, der sich jetzt im Gefängnis befindet, sagte zu seiner Frau, die ihn be­suchte: In meinen Aussagen ist fein wahres Wort."

Mit Entschiedenheit haben sich für diesen Gedanken der Arbeits­streckung auch einige deutsche Industrielle eingesetzt. Verwirklicht ist er leider nur erst ganz vereinzelt, z. B. von den Harburger   Del­werken Brindmann und Mergell. Seit Ende Oktober hat diese Firma nach Uebereinkunft mit ihrem Betriebsrat die regel- fängnis mäßige tägliche Arbeitszeit von 8 auf 6 Stunden herabgesetzt und so Platz für die Neueinstellung von 350 Erwerbslosen geschaffen. Die Firma veröffentlicht jetzt in einer Sonderschrift Gedanken und Erfahrungen über diese Maßnahme und sie kommt zu diesem Er­gebnis, daß die Erfahrungen nur günstig seien. Sie habe zwar eine Mehraufwendung für alle soziale Lasten für den Betrieb zu buchen, die jedoch nicht 1 Proz der Lohnfumme betrage. Diese Mehrbelastung sei erheblich geringer, als die für die Arbeitslosenversicherung schon jetzt zu zahlenden Beiträge; fie tönne nicht ins Gewicht fallen angesichts der Erwägung, daß Reichsanstalt wie auch Gemeinden zur Aufbringung der Unkosten für die Er haltung der Erwerbslosen die Betriebe noch im stärkeren Umfange werden belasten müssen. Die Firma sieht feinen Grund dafür, daß man die Beschäftigung, die man einem großen Teile der Erwerbs­losen durch Verkürzung der Arbeitszeit schaffen könne, deswegen ausschlage, weil man nicht restlos alle unterbringen könne. Wenn 2 Millionen oder gar mehr Menschen der Ver= zweiflung der Arbeitslosigkeit entrissen werden fönnten, so wäre das ein so ungeheurer Erfolg, daß es sich schon lohne, deswegen gewisse Anfangsschwierigkeiten zu überwinden. Der Bericht der Firma verweist auf die Tatsache, daß sich die freien Gewerkschaften zu einer Arbeitsstreckung im Prinzip bereit erklärt hätten und beflagt es, daß die meisten Unter­nehmer und Unternehmerverbände anstatt diese günstige Situation auszumuzen, die Arbeitszeitverkürzung brüst zurückgewiesen hätten. Ja, die Unternehmerseite hätte sich nicht nur abwartend verhalten, sondern der Firma wegen, der Berkürzung der Arbeitszeit an manchen Stellen den offenen Rampf angesagt. Der Ge­schäftsführer eines Unternehmerverbandes habe sich zum Wortführer mancher Unternehmer gemacht, als er in ihrer Gegenwart seiner Meinung dahin Ausdruck gab, es sei schade, daß Leute, die solche

Theaterfrise in Essen.

Das Städtische Schauspielhaus wird aufgegeben. Effen, 31. Dezember.( Eigenbericht.) Der Kunstausschuß der Stadt Effen will, da Oper und Schauspiel zusammen wegen der finanziellen Belastung der Stadt nicht mehr Es werden dadurch zu halten sind, das Schauspielhaus aufgeben. 450 000 Mart jährlich eingespart. Die Oper zu schließen war wegen der langfristigen Verträge mit dem Personal nicht möglich.

( Gewerkschaftliches siehe 2. Beilage.)

Berantwortlich für Politik: Victor Schiff; Wirtschaft: 6. Klingelhöfer; Gewerkschaftsbewegung: J. Steiner; Feuilleton  : Dr. John Schitowski; Lotales und Sonstiges: Frik Karstädt; Anzeigen: Th. Glode; fämtlich in Berlin  . Verlag: Vorwärts- Berlag G. m. b. S., Berlin  . Druck: Borwärts- Buchbruderei und Berlagsanstalt Baul Ginger u. Co., Berlin   SW. 68, Lindenstraße 3. Hierzu 3 Beilagen.

Freitag u. Sonnabend, soweit Dorrat

WERTHEIM Billige Lebensmittel

Leipziger Str.( Versand- Abt.)

Königstraße

Frisch. Fleisch| Konserven

Rosenthaler Str. Moritzplatz

%, Dose

Kalbskamm... Pfund 0.82 Br.- u. Schnittbohnen 0.50 Kalbsnierenbraten

0.88 Kalbsschnitzel Pfund 2.00

und Kalbsbrust, Pfund

Gulasch 1.00 Gehacktes 0.85

Pfund

Liesen

Pfund

Pfund

... Pfund 0.75 Suppenfleisch.. Pfund 0.84 Rinderkamm u.-Brust 0.90 Schmorfleisch 1.10.1.24 Roastbeef mit Knoch., Pid. 1.10 Rückenfett bratfortig und 0.80 Hammel- Vorderfl. 0.98 Schweinerücken Pfund 0.94 Schweinebauch" Pfund 0.88 0.88 Spezialitär 1.16 Fr. Bratwurst

u. Blatt

Pfund

Fr. Rinderzungen Pfd. 1.20 Kafler mild gesalzen, Pfund 1.08 0.50 Nierenfalg ausgelassen

Pfund

Karotten geschnitten... 0.28 Gemüse- Erbsen... 0.56 Junge Erbsen fein... 1.00 Haushalt- Gemüse.. 0.70

Gemischtes Gemüse

mittelfein

sehr

0.98 Spargelköpfe grün.. 2.00 Stangenspargel stark 2.60 Pfifferlinge 1. D. 0.78 1.35 Sellerie Dose 0.45 0.70 Senfgurken....... 0.75 Pflaumen y Dose 0.38 0.60 Pflaumen ohne Stein.. 0.76 Kürbis... .0.75

( Vierfrucht) %, Elmer

Kalif. Pfirsiche, Frucht 1.25 Marmelade 0.85 Aprikosen- Konf. Eimer 1.15

Obst u. Gemüse

Tiroler Apfel 3 Pfund 1.00, Bananen.... 3 Phund 0.98 Amerik. Apfel 3 Pfund 1.00 Schöner v. Boskop 0.40 Tafeläpfel aus der Krim  0.45 u. Kalifornien  , Pfund Kiste ca. 45 Pfd. brutto 15.75

Weißkohl..... Pfund 0.05 Rotkohl...... Pfund 0.05 Wirsingkohl...Pfund 0.05 Möhren gewasch. 5 Pfund 0.20 Rote Rüben..4 Pfund 0.20 Sellerie... Pfund 0.06 0.09

Mandarinen... Pfund 0.28 Apfelsinen Duts. 0.40 0.60 Zitronen neue, Duizend 0.45 Schwarzwurzeln Pfd. 0.20

Gänse geff. Pfund 88 Pf.

von an

Hühner frisch Pfund 92 Pf.

von an

Schellfisch Plund 12 Pt.

von an

Schinken

gekocht, geschnitten, B.Smarte

Pfund 50 Pf.

Kaffee

eigene Rösterel Pfund von an

190

Tee- Mischungen Pak. 125 Gr. 45

von an

Brot

vorgeschrieb. Gewicht 4/2 1/1

20PI.40PI.

Zusendung bei Bestellung von 5 M an

Obst, Gemüse u. alle leicht verderblichen Artikel sind vom Versand ausgeschlossen

Geflügel, Wild

Enten u. Puten Schneehühner

Pfund

von an Stück von an

0.98 1.65

Perlhühner Stück von an 1.65 Hirschfleisch Pfd. von an 0.35 Hirschblätter Pfd. von an 0.85 Hasen gestr. u. ausgeworfen, 0.90

Fische

Seelachs ohne Kopf, ganze

Fische, Pfund von an

Kabeljau ohne Kopf,

ganze Fische, Pfund von an

0.15

0.14 Kabeljaufilet Pid. v. an 0.22 Grüne Heringe 3 0.68 Zander gefr., Pfund von an 0.58

Räucherwaren

Pfund von an

|

Pfund v. an

v. an

Kolonialwaren

Viktoria- Erbsen Pfd. 0.22 0.18 poliert, Gelbe Erbsen Pid. 0.36 0.30 Weiße Bohnen Pfd. 0.25 0.18 Linsen

.... Pfund 0.25 0.18 Haferflocken... Pfund 0.24

Tafelreis. Pfund 0.20 0.34 Makkaroni

Bruch, Pfund 0.50 Pfund

0.44

Eler- Schnitt- Nud.. 0.48

Fettbücklinge 0.38 Kleler Bücklinge Pd. 0.55 Kalif. Pflaumen Pid. 0.42 0.32 Sprotten Pfd.0.42 Kistch. 0.48 Spickaal.. Pfund von an 2.40 Schellfisch Pfund. von an 0.36| Bundaale Bund von an 0.28 Seelachs 0.38 Lachs in Stücken, Pfd. v. an 1.35

in Stücken,

Pfund von an

Wurstwaren Dampf- u. Rotw. Pfd. 0.98 Fleischwurst... Pfund 1.05| Schinkenpolnische 1.20 Landleber- u. Mettwurst 1.20 Kümmel- Jagdwund 1.40 Leberwurst Filetwurst 1.50 Zervelat u. Salami 1.55 Teewurst 1.60 grobe 1.70 Zervelatwurst 1.80

fett

felne U.

Fettdarm Pfund

Speck v. an 0.98 mager 1.30 Schinkenspeck 1.60

i.Stücken Pfund

Königstr., Rosenthaler Str., Moritzplat

Hall.

Blut-, Leberwurst Pfd. 0.72 Speckwurst Pfund 0.80

vollf., 6 Port.,

6 Port

Käse u. Fett Camembert Schacht, 0.68 0.25 Emmenthal  . Art inde 0.68 Tilsiter vollfett, Pid. von an 0.88 Dän. Schweizer 0.84 Limburger 0.55 0.90 Steinbuscher vollfett, Ptd. 0.90 Holländer vollfet, Pfund 0.90 Briekäse vollfett.. Pfund 0.95 Schweizer Pfund von an bayr., vollfett 1.28

814 fett Pfund voll­tett

u. Edamer,

Margarine Pfund 0.40 0.52 Molkereibutter Pfund 1.40 Tafelbutter Pfund 1.52 1.64 Dän. Butter Pid. 1.64 1.78

Gem. Backobst.  0.68 0.45 Kallf. Birnen Pfund 0.70 0.58 Kalif  . Pfirsiche Pid. 0.2 0.60 Kalif.Ringäpfel Pid.0.98 0.84 Kalif  . Aprikosen. 0.72

Wein

Preise für Flasche, ohne Glas 1929 Oberhaardfer Tischw. 0.75 1929 Dürkheimer   rot.Tischw. 0.80 Roter   Tarragona  . ... 0.95 1928 Dittelsh. Kloppberg 0.95 1928 Senheimer Kirchberg 0.95 Domaine St. Coloma

spanischer Rotwein 0.95 1928 Niersteiner. 1.25 1928 Clottener Rosenberg 1.25 1922 Chat. La Grolet

Naturgewächs, Bordeaux   1.25 1927 Oppenh. Goldberg 1.50 Billige Einheitsliköre: Curaçao   braun, Klosterlikör, Kirschlikör, Stonsdorfer 2.95 Deutscher   Weinbrand A. Descieux*** 5.00 Wein vom Fals zu billigen Preisen

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Beginn 5. Januar