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Berlin   sendet

Jahresende- Jahresanfang

Nicht alles, was die Berliner   Sender im vergangenen Jahr hren Hörern boten, mar gut; das Ende aber war es. Am Sil­vestertag wurden. Die Unterhaltungsdarbietungen in buntester Füße ausgeschüttet; jeder fonnte auf seine Kosten kommen, jeder mit der Qualität der ihm erwünschten Darbietungen zufrieden sein. Unterhaltung, die sich nur auf das gesprochene Wort stiizte, gab es

nicht, und man hatte recht daran getan, auf alles zu verzichten, was die Menschen an diesem Tage in ernsthafter Schweigsamkeit hätte voneinander trennen tönnen. Das gesprochene Wort hört jeder für sich allein; Musik schließt die Menschen zur Gemeinschaft zu fammen. Und an dem letzten Tag dieses trüben Jahres war es vielen bitter noi, Gemeinsamkeit zu spüren. Wer an dem Abend nicht für Frohsinn gestimmt war, fonnte ein ernstes Orchester tonzert der Funkstinide empfangen und dann nach kurzer Unter brechung aus der Volksbühne Beethovens Neunte Sinfonie hören, ihre Schlußode ,, An die Freude" als Berheißung mit ins neue Jahr nehmen. Doch war es möglich, zur gleichen Zeit auch leichte, heiter unterhaltende Darbietungen anzuhören. Selbst die musikalischen

Beranstaltungen am Nachmittag bewiesen erfolgreich ihren Ehrgeiz. besonders Hübsches, Unalltägliches zu bieten. Eine höchst erfreuliche Ueberraschung brachte der Jahresrüdblid auf Blatten": es wurde eine ungewöhnlich gehaltvolle Stunde, eine Rückschau auf wirklich wesentliche Ereignisse, die in raschen Hör- Momentaufnahmen vorüberzogen. Die Zusammenstellung dieser Bilderfolge bewies sehr viel Taft, echte Einfühlungsfähigkeit und guten Geschmack. Leider war trotz mancher wertvoller Darbietungen der Beginn des neuen Funkjahres weit weniger vielseitig und infolgedessen für viele Hörer sicher auch weit weniger befriedigend. Die Unter haltungskonzerte am Neujahrstag brachten mittags, nach­mittags und in den frühen Abendstunden das für solche Darbietungen übliche Musitgemisch, nicht schlecht in der Qualität, in sauberer, ge­schmackvoller Ausführung. Aber dreimal ähnliches, mit geringen Qualitätsunterschieden, wird langweilig. Gab es für die Neujahrs­fonzerte feine Solisten? Waren alle Einfälle für eine gefällige und

wechselungsreiche Gestaltung des musikalischen Funtpro. grann hfür Silvester verbraucht worden? Die Aufführung von Virdis Oper Othello" in hervorragend guter Besetzung breitete sicherlich vielen Hörern große Freude. Doch mußten des ab alle jente, denen das Verständnis für anspruchsvolle Musik ebit, zum Mithören oder gar zum völligen Berzicht auf Funkdar­bietungen gezwungen werden? Ein heiteres Abendprogramım auf einem der Berkner Sender hätte gewiß viele dankbare Hörer ge­

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Doch nicht nur im musikalischen Teil war der erste Funftag des neuen Jaires uimbefriedigend. Auch die übrige Programmn­geftung bewies wenign Rücksicht auf die Wünsche großer Hörer­treise. In den frühen Nachmittagslunden gab es anderthalb Stumen Sportporträge: zuerst eine lebertragung von dem ballturnier, dann für die Jugend einen Vortrag über Fechten. Die ermutung, daß eine reit größere Anzahl Jugend licher für jne Unterhaltungsstunde dankbar gewesen wäre, scheint den Leitern der Jugendstunde nicht gelommen zu sein. Während Berlin   diese Veranstaltungen gab, schwieg die Deutsche Welle. Wer nicht zuhören mochte, konnte feinen Apparat abftellen. Wollte man den Willen zur Sparsamkeit d. h. zur Pro grammeinschränkung im neuen Jahr betonen, indem man gleich auch am folgenden Tag auf das Doppelprogramm am Abend verzichtete? Das Berliner Programm, obwoh! Höchstleistungen darin fehlten, war zwar vielseitiger als am Neujahrstag; jedoch tam Diesmal der einigermaßen anspruchsvolle Hörer zu furz. Ein Hör spiel von Geno Ohlifchlaeger Der Tagihauffeur" war zwar ſehr nett inszeniert und gut befeht; aber die beste Snizenie­war zwar fehr nett inszeniert und gut befegt; aber die beste Snizenie­tung, die tüchtigsten Sprecher fönnen Unsinn nicht in Sinn ver­wandeln. Wodurch Herrn Ohlischlaeger die Ehre zuteil wurde, in Berlin   zum anerkannten Hörspieldichter zu avancieren, wäre zu fahren recht interessant. Bei der himmelschreienden Unfähigkeit, die sein Werk verriet, muß man doch annehmen, daß hier die Katze im Sack gekauft wurde, d. h. das Wert eine bestellte Arbeit ist, die dann notgedrungen zur Aufführung fam.

Für Januar verhieß in der Programnivorschau Edlef Köppen   allerlei Hörenswertes. Hoffen wir, daß wir trotz des nicht allzuviel versprechenden Anfangs mit den Funkdarbietungen des beginnenden Monats, des beginnenden Jahres zufrieden sein fönnen. Eine kleine Bereicherung, die vorläufig nur der Jugend fiunde zugute fommt, hat sich am Ende des alten Jahres angekündigt und sich nun im neuen Jahre bereits bestätigt: die archäo logischen Vorträge von Dr. Elise Baumgärtel

Die Zahl der Wissenschaftier, die von großen und bedeutenden Dingen in einfachen Sägen reden tönnen, scheint nach den Er­fahrungen, die man mit Rundfunkrednern machte, außerordentlich flein zu sein oder verstand man es bisher nur schlecht, die ge­

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cigneten Menschen heranzuziehen? Jebenfalls fei dankbar fest gestellt, daß Frau Dr. Baumgärtel allem Anschein nach die Gabe tefiht, ihre Schilderungen dem Borstellungskreis jugendlicher Hörer

onzupassen, und dabei wirklich anregende, unterhaltende Dar­stellungen zu geben. Ihre eigene Ausgrabungstätigkeit dürfte allerdings einen für die Allgemeinheit wenig ergiebigen Vortrags stoff bieten: weiß sie jedoch auch andere Gebiete ihrer Wissenschaft in gleicher Weise verständlich und anschaulich zu gestalten, so würden fich gewiß zahlreiche Hörer freuen, außerhalb der Jugendstunde, also zu einer Beit, während der Berufstätigen das Abhören möglich ist,

interessante Themen von ihr behandelt zu hören.

Es gab in der Woche zwischen Weihnachten   und Neujahr noch Es gab in der Woche zwischen Weihnachten   und Neujahr noch manche besonders gute, leider auch noch manche unzureichende Dar­bietung: aber feine, deren Bedeutung über den Einzelfall hinaus­zureichen scheint. Und auf billiges Lob wie auf tleinliche Nörgelei mollen mir verzichten. Eine Tatsache aber hat sich erfreulich deutlich gezeigt: die Aufwärtsbewegung in der Qualität der lite­rarischen Darbietungen. Natürlich können nicht alle für jeden Geschmack zugeschnitten sein; alle aber beweisen, daß es dem Leiter dieser Beranstaltungen Ernst damit ist, junge Verheißungen und unbekannte Talente zu fördern, daß er aber darüber nicht feine Hauptaufgabe vergist: dem Hörer zu dienen.

Tes.

Ueberbezahlung/ Ueberstunden  Das Landesarbeitsgericht Berlin   fällte folgende Entscheidung, die rechtskräftig ist: Der Arbeitgeber fann sich gegenüber der Forderung des Arbeitnehmers auf Bezahlung der eberstunden nicht darauf berufen, daß er ihm einen übertariflichen Lohn gezahlt habe und bei der Lohnvereinbarung der Arbeitnehmer gewußt habe, daß der Betrieb eine erhöhte Arbeitszeit bedinge. Es hätte eine ausdrückliche Vereinbarung getroffen werden müssen, tak durch die Ueberbezahlung der Ueberstunden lohn abgegoften sein sollte."

Dieses Urteil ist sehr erfreulich. Bei der heutigen Arbeitslosig feit sind eberstunden überhaupt nur in den seltenften Fällen zu rechtfertigen, zu allermeist sind sie das Ergebnis einer unzulässigen

Einsparung von Arbeitsträften für den Arbeitnehmer bebenten fie eine starke gesundheitliche Belastung und tragen wesentlich zu ciner schnellen Abnukung seiner Arbeitstraft bei, andererseits find sie bei den heutigen niedrigen Löhnen und Gehältern infolge ihrer höheren Bezahlung eine starte Lockung. Dagegen läßt sich, wie die Umstände liegen, natürlich nichts sagen, auch ist ja ein Arbeit feine Eristenz zu gefährden nehmer faum je in der Lage, Ueberstunden zu verweigern, ohne feine Eristenz zu gefährden

Um so schärfer muß man allen Bestrebungen entgegentreten, Diese Ueberstunden auch noch unbezahlt zu verlangen. In der Braris tommt es ja, besonders um Angestelltenverhältnis immer noch in gewissem Umfang dazu( Aufräumen nach Laden schluß usw.). Gabe aber übertarifliche Bezahlung dem Arbeitgeber ichon das Recht auf Ueberstunden, so könnte das zu grenzenloser Ausbeutung der Angestellten führen, die sich dadurch unter Um­ständen weit schlechter als die tariflich bezahlten stehen könnten.

Da sich die Versuche zu einer Arbeitszeitverlängerung mit ge­wisser Harinädigkeit immer wiederholen, ist die Kenntnis diefer Gerichtsentscheidung für die Angestellten von Wichtigkeit.

Dr. Camilla Stiemer.

übliche Raufet, daß mündliche Bereinbarungen teine Gültigkeit haben, befand sich zwar in dem gedruckten Formular, der Agent erklärte aber, daß er berechtigt sei, die Zusicherung des Weg­falls irgendwelchen Nachschusses verbindlich abzugeben. Das ging einige Jahre ganz gut, bis in diesem Jahre durch besonders vielę Schadensfälle die Versicherung große Zahlungen zu leisten hatte und dementsprechend mit Nachschußforderungen an alle Mit­glieder, auch an unseren Landwirt, herantrat. Diesem war inzwischen eiit Pferd gefallen, er hotte den Fall sofort dem Agenten angezeigt, die Schadensfumme aber nicht erhalten. Er verweigerte die Zahlung des Nachschusses auf Grund der thm gemachten Zusicherung, und zahlte auch bei Fälligkeit die Prämie nicht, indem er mit seinem Schadensanspruch wegen des gefallenen Pferdes gegen die Versiche­rung aufrechnete.

Es tam zur Klage. Die Versicherung verlangte Nachschuß und Prämie, der Beklagte erhob Widerklage auf Zahlung der Ent­fchädigung für das gefallene Pferd.

Vorsicht bei Versicherungen! Eine große Rolle in unserem Wirtschaftsleben spielt das Berdaß mit Schadensersatzforderungen gegenüber der Prämie nicht auf­Sicherungswesen. Es gibt eine außerordentlich große Anzahl von privaten Versicherungsgesellschaften. Eine ganz besondere Be wandtnis hat es mit den Gesellschaften, hinter deren Namen die un­scheinbaren Buchstaben ,, a. G" stehen. Dies bedeutet nämlich, daß scheinbaren Buchstaben ,, a. G" stehen.

diese Versicherungsgesellschaften auf Gegenseitigkeit" be fellschaft gleichermaßen beteiligt, und es ist äußerst wichtig, sich darüber klar zu sein, welche Berpflichtung man bei Abschluß einer solchen Versicherung übernimmt. Die Beteiligung am Gewinn ist ia durchaus flar, aber anders liegt die Sache, wenn bei der Gesell­schaft durch besonders große Auszahlungen eine Unterbilang entsteht, und sie ihre Mitglieder zur Zahlung eines Nachschuffes heranzieht. Welche Rechtsfolgen auch bei vorsichtigem Verhalten bei Abschluß einer solchen Bersicherung entstehen tönnen, zeigt folgender Fall:

ruhen. Die dort Bersicherten find am Gewinn und Verlust der Ge­

Ein fleiner Landwirt hatte seine Pferde bei einer Viehversiche­rung a. G. verfichert. Der Agent, der den Bersicherungsantrag auf nahm, erklärte, daß nur die feste Prämie zu zahlen sei, und feinerlei Nachschüffe erhoben würden. Unter dieser ausdrücklich zuge­sicherten Bedingung wurde die Versicherung abgeschloffen. Die

Das neile Buch

B. Traven  : Der Karren  "

Mit dem Anspruch auf Nachschuß wurde die Klägerin abge­wiesen. Nach Treu und Glauben konnte der Beklagte sich auf die Zusicherung des Agenten, die dieser im Prozeß als Zeuge auch gar nicht bestritt, verlassen. Zur Zahlung der Prämie wurde der Beklagte nerurteilt, weil im Bertrag die Bestimmung enthalten war, gerechnet werden dürfe. Auf die Biderklage wurde die Ber­ficherungsgesellschaft verurteilt, die Schadenssumme zu zahlen. Sie hatte eingewendet, daß der Schadensfall ihr nicht direkt, sondern nur dem Agenten angezeigt worden war. Mit diesem Einwand drang fie nicht durch, denn wiederum nach Treu und Glauben fonnte der Beklagte annehmen, daß eine Anzeige bei dem Agenten, mit dem er ja bis dahin allein verhandelt hatte, genügen würde. Dieses vom Amtsgericht gefällte Urteil tann aber mit der Be­rufung angefochten werden, und es ist durchaus nicht sicher, ob das Berufungsgericht zu einer dem Beklagten   ebenso günstigen Entschei­dung tommen wird. Man möge daher aus diesem Fall dreierlei lernen:

1. Daß man sich mündliche Zusicherungen des Agenten von der Versicherungsgesellschaft schriftlich bestätigen laffen soll, 2. daß man Schadensfälle nicht nur bei dem Agenten, sondern auch noch bei der Gesellschaft durch eingeschriebe. nen Brief anzeigen foll,

3. daß man den unscheinbaren Buchstaben ,, a. G." eine ganz Margarete Falkenfeld. besondere Beachtung schenken soll.

Immer stärker tritt bei Traven   die Kritik hervor. Die allge= meine gloffterende Betrachtung spielt jetzt fast dieselbe Rolle wie die Gestaltung des Geschehens. Berglichen etwa mit dem Schatz in der Sierra Madre" sind die reinen Handlungsvorgänge im ,, Karren" nicht mehr so wichtig. Bieber der Gegensatz zwischen dem einfachen, in Natur und alter Tradition verwurzelten Indio und dem aus­beutenden weißen Kapitalisten, der Gegensatz von intuitiver An­ständigkeit und der die höchste Gewinnquote berechnenden Profit­gier. Diese merikanischen Kapitalisten find Ausbeuter schlimmster Sorte, aber die Ausgebeuteten, die erst auf der Borstufe intellektueller Erkenntnis stehen, sehen sie in einem anderen Licht, denn es war immer so, und der Indianer Zentralameritas ist alles eher als ein revolutionierendes Gemüt.

Aber find diese Kapitalisten als Individualitäten verbrecherische Existenzen? Das tapitalistische System trägt die Schuld. Traven  zieht Parallelen, er sucht Bergleiche und weift darauf hin, daß zu jeder Zeit von den herrschenden Gewalten alles aufgewandt wurde, um die Arbeitenden zu unterbrüden und dumm zu halten und um aus jeder Sache ein Gefchäft zu machen.

Dort in den Hochgebirgen Merifos, wo weder Eisenbahnen noch Autostraßen eriftieren, werden Gütertransporte auf zweirädrigen Ochsenfarren befördert. Die Wege befinden sich in schlimmem 3u­stand, sie sind ausgewaschen und durchlöchert. Jeden Augenblic können Menschen, Tiere und Wagen abstürzen. Indianer, nur schlecht und recht von der europäisch- amerikanischen Zivilisation übertüncht, sind die Führer der Karrenzüge und miserabel bezahlte Angestellte eines Unternehmertums, das nur einen Grundfaz tenni  : reich merden. In dieses Milieu der Carrateros" führt Der Karren"( Berlag Büchergilde Gutenberg), das neue Buch B. Travens. Sohn eines Dieners auf einer Hazienda aufgewachsen, wird Carra Eine einfache Geschichte. Der Indianer Andreu Ugaldo, als tero und erlebt wohl auch Abenteuerliches, aber im Grunde nichts weiter als das typische Schicksal dieser Menschen, die aus den Ge Inmitten dieser Antlagen, dieser beißenden Satiren, dieser ein entbehrungsreiches, gefahrvolles und mageres Leben führen in der Ugalbo seine Frau findet, Szenen ohne jede Sentimentalität gebenheiten des Landes und einer rigorofen Wirtschaftsform heraus ironischen und fachlichen Menschenschilderung stehen plöglich Szenen, müssen. Entscheidend bleibt nicht der Ablauf dieses Lebens, sondern aber sehr zart im Gefühl und in der sprachlichen Formulierung. Das die Deutung, die ihm Traven gibt, das Einordnen des einzelnen in Ganze leidet unter einer Unausgeglichenheit, die bereits in der schaftsordnung gefällt wird. die wirtschaftliche Struktur und die Kritif, die über die ganze Gesell- Weißen Rose" zu finden war. Betrachtung und Darstellung bilden teine geschlossene Einheit. Felix Scherret.

Wochenragout

WAS DER TAG BRINGT

Ein jugendlicher Einbrecher wurde in Bad Kreuznach   auf frischer Tat überrascht. Zu den Einbruchswerkzeugen, die man bei ihm fand, gehörte merkwürdigerweise auch ein sider Stoß Defettioromane. An Hand dieser Bücher, so erflärte der find, wie sie darin beschrieben werden. Ertappie, wollte er nachprüfen, ob Einbrüche wirklich so durchführbar Das erste Ergebnis spricht ja nicht gerade dafür. Allerdings hat Sherlock Holmes   meines 2ẞiffens bei beinem feiner Gegner gedruckte Gebrauchsanweisungen vorgefunden. Und schließlich flammt man sich ja auch nicht den Bandevelde unter den Arm, wenn man zur Geliebten geht. Nur: wenn zum Beispiel die Leser der Frau Hedwig Courths Mahler  , deren Romane immer bei sich führen und nachprüfen würden, ob das Leben wirklich so stattfindet, wie diese Dame es schildert dann hätte der junge Mann aus Bad Kreuznach   nicht umsonst gelebt... Chifagos Bürgermeister hat eine Lotterie veranstaltet, bei der

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die Preisträger nicht durch eine Ziehung, sondern durch den Gelft des früheren Präsidenten Cleveland   bestimmt werden sollen. Mit land in Berbindung segen, und der, so hoffen die zahllosen Räufer Hilfe eines Mediums wird der Bürgermeister sich mit Mister Cleve der Lose, wird das in ihn gesetzte Vertrauen als Unparteilscher recht fertigen. Benn der Bürgermeister nicht von allen seinen guten Geistern verlassen werden soll: e seine Chikagoer sind es bereits! Die fechzehnjährige Tochter eines englischen Gutsbesikers eilt fäglich im eigenen Kleinflugzeug zur Schule. Die Zeiten werden noch besser! Heute gibt es schon Schüler, die in die Schule hinein fliegen; zu meiner Zeit flog man eigentlich mehr hinaus. Europa   passiert Revue

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Sie haben ihn schon vor vielen Monaten hinübergeschleppt: ihn, Zaro Aga  , der für amerikanische Begriffe am deutlichsten die alte elt repräsentiert, weil er ihr ältester ist; einhundertsechsurfünfzig Jahre behauptet er jetzt zu sein. Sie haben drüben allerlei von dem angestellt, mas europäische Gealtertheit als geschmadios, als ameri fanisch geschmadlos bezeidmet. Engagiert von den Berfechtern der Brohibition, hat er im Kreise facharinfüß lächelnder Girls sich als Beweis für die Segnungen der Enthaltsamteit beglogen, inipfen, filmen und aushauen lassen müssen. Ein Autounfall blieb ihm nicht erfpart; die Sache verlief harmlos; Böswillige behaupten, daß auch diese kleine Episode von tüchtigen Reflamemännern gemanagt worden sei. Trotzdem: auch dies Mittel scheint nicht mehr zu verfangen; auch drüben scheint das Interesse für junge Mädchen größer zu sein als das für alte Männer; und man fand einen neuen Weg, um es wieder aufzustacheln: man engagierte ihn für die Revue. In New Dort wird er die Rolle eines Sultans spielen, die man ihm auf den

hundertsechsundfünfzigjährigen Leib schreiben wird. Man wird ihn gut bezahlen, zweifellos. Man kann sichs leisten, gottlob, für gute Dollars die alte Welt vor sich Revue passieren zu lassen. Und das scheint befriedigender als die sinnigen Interviews, mit denen man Europas Nestor bisher auszuschlachten versuchte. Zaro Aga  , der brave und geschäftstüchtige Kurde, war fein Keyserling- Schüler: die Schule des Lebens war ihm keine Schule der Weisheit gewesen, und auf die Frage nach der Quintessenz seiner fünfeinhalb Generationen antwortete er, getreu feinen Auftraggebern, lediglich mit Mahnungen zur Mäßigkeit das heißt mir in bezug auf Alkohol Ansonsten scheint es Herr Aga nicht mit dieser Forderung zu halten. Wenigstens hat er erklärt, er werde das verdiente Geld verwenden, um noch­mals zu heiraten. Womit die amerikanische Ueberlegenheit über die alte Welt doch noch gerechtfertigt erscheint. Zweihundert Jahre tönnen diese Europäer alt werden und machen immer noch die alten Fehler....

Chikagos Brüder Sab

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Berlin hat seine Brüder Saß, und Chitago hat seinen 21 und Bankpapiere gehandelt bei Capone geht's um Altohol und Capone. Gewiß, bet den Brüdern Saß hat sich's nur um Juwelen auch wohl mal um ein Menschenleben; aber dafür haben wir ja eben hier bloß Berlin  , dort aber Chitago. Jedenfalls haben die Firmen Saß und Capone das eine gemeinsam, daß man sie polizei­licherseits aller möglicher dunklen Geschäfte bezichtigt, von denen ihnen auch nicht eins nachzuweisen ist; denn beide haben sich trotz bringender dahingehender Wünsche der Kriminalpolizei noch nicht entschließen können, eine genaue Buchführung über ihre Unter­nehmungen einzurichten. Somit ist denn bei beiden die zuständige Behörde bisher gescheitert, und ihr Frieden schien gesichert- da aber ist man in Amerita auf einen geradezu infernalischen Ge danken gekommen. Nämlich auf den, daß 21 Copones Geschäfte, wenn schon nicht bestraft, so doch besteuert werden müssen. Und so hat sich das Steueramt Herrn Capones liebevoll angenommen. Sobald ein neuer Coup bekannt wird, geht dem Unternehmer die Steuerveranschlagung darüber zu. Wenn Capone nicht reagiert, greift das Steueramt zu mündlichen Anfragen. Und der große Gangster muß den Wertzuwachs feines Bermögens durch seine Raubüberfälle und Schmuggelfahrten verfteuern, und wenn er zu hohe Spesensäge für Bestechungen der Prohibitionsbeamten in Abzug bringt, macht man ihm Schwierigkeiten. Wir wollen den Brüdern Saß ja nichts Böses wünschen, man soll das ja nicht, sondern soll Gutes von andern reden und alles zum besten kehren, und von unsern Juwelen lag nichts in den Safes am Wittenbergplak aber wie, wenn das Finanzamt sich ihrer mal annähme? Das befäme ohne Frage noch mehr heraus, als fie tatsächlich verbrochen haben sollen...