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BERLIN Dienstag 6. Januar 1931

Der Abend

Erfcheint täglich außer Sonntags.

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B4 48. Jahrgang

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Panif beim Fabrikbrand

Brand in der Greifswalder Straße/ Arbeiter in Erstickungsgefahr

Gin gefährlicher Brand entstand heute vormittag in[ der Greifswalder Str. 13. Pas Quergebäude dieses Hauses beherbergt im ersten, zweiten und vierten Stock nicht weniger als drei Mühenfabriken mit zahlreicher Arbeiterschaft. Die Arbeiterschaft geriet in Erstidungsgefahr und mußte von der Feuerwehr gerettet

werden.

Gegen den Mörder Faschismus Gin neuer Safenkreuzmord.

demonstrieren wir alle, die wir uns morgen an dem Leichenbegängnis des ermordeten Genossen WIHI Schneider beteiligen.

Wir gehen alle mit!

Ein Arbeiter in Braunschweig niedergeschossen. Braunschweig , 6. Januar. ( Eigenbericht.) In dem Orte Lüerdissen wurde dem nachts heim. fehrenden Arbeiter Reinede, dem politische Gegner einen Denkzettel verabfolgen" wollten, von drei Razis aufgelauert. Da er sich zur Wehr sekte,

Revolverschuß nieder. Der Schuß drang durch die Backe in den Kopf. Der lieberfallene wurde erst geraume Zeit später von Arbeitskollegen im Blute schwimmend aufgefunden. Sein Zustand ist hoffnungslos.

Aus bisher noch nicht aufgeklärter Ursache entstand in der Kein Mann, keine Frau bleibt fern! fchon einer der Sakenkreuzler den Arbeiter mit einem elften Bormittagsstunde in der im ersten Stod gelegenen Müßen­fabrit von 3ins im Tuchlager dieses Betriebes ein Brand, der das Lager fofort in helle Flammen feste. Unglüdlicherweise befand sich dieses Tuchlager unmittelbar neben der Ausgangstür der etwa 100 Quadratmeter umfassenden Fabrikräume, so daß nicht nur der Belegschaft der Weg ins Freie abgeschnitten war, sondern auch das ganze Treppenhaus in furzer Zeit in so diden Qualm gehüllt wurde, daß ein Durchlommen unmöglich war. Während bas Feuer in der Müzenfabrik pon Bins imnier weiter um sich griff, gerieten die bariiber gelegenen Betriebe in nicht minder große Gefahr durch die ftändig machende Qualmentmidiung. Die Arbeiter der Firma 3ins sprangen, benor noch die Feuerwehr eintraf,

in höchster Not aus den Jenffern auf ein kleines Glasdach, wo sie fich platt hinlegen mußten, um den aus den Fenstern schlagenden Flammen zu entgehen,

Die Feuermehr holte sie von hier mit Beitern herunter. Eine Frau, die sich beim Hinausspringen Schnittmunden am rechten Bein zugezogen hatte, mußte nach Anlegung von Rot verbänden dem Krankenhaus zugeführt werden. Während die ersten Löschtrupps mit Rauchschutzgerät in die brennenden Fabrikräume einbrangen, ertönten aus dem vierten Stod wert gellende Hilferufe. Zwei Arbeiter, die nicht mehr rechtzeitig hatten flüchten tönnen, waren in den von beißendem Qualm erfüllten oberen Fabrikrävanen in Erstickungsgefahr. Weitere Löschtrupps mit Rauchschußgerät drangen nach oben vor und brachten die. beiden Arbeiter, die bereits erheblich unter der Einwirkung des Rauches gelitten hatten, noch rechtzeitig ins Freie. Die Ablöschung des Brandes gelang in verhältnismäßig turzer Zeit mit zwei C- Rohren.

Das Feuer hätte nach Ansicht des Brandleitenden, Baurat Meyer, leicht zu einer ähnlichen Katastrophe führen tönnen, mie vor Jahren bei dem Großfeuer in der Radiofabrik von Trozli in der Schönleinstraße. Daß die Rettungsmaßnahmen in vollem Umfange geglückt find, ohne daß Arbeiter oder Arbeiterinnen von der starten Belegschaft der verschiedenen Betriebe ernstere Ber­legungen erlitten haben, ist vor allen Dingen dem Umstand zu ver danken, daß die Behr gleich mit genügenden Kräften anrückte ind tatträftig eingriff. Insgesamt haben vier Arbeiterinnen der Müßenfabrik im ersten Stodwert bei der Flucht über das Glasbach Berlegungen erlitten. Zwei Frauen brachen durch ein Glasdach und zerschnitten sich die Füße, zwei andere Arbeiterinnen blieben mit. Verftauchungen bewußtlos liegen.

Stegerwalds Missionvergeblich

Morgen Schlichtungsverhandlungen im Ruhrgebiet . Dortmund , 6. Januar. ( TU.) Reichsarbeitsminister Stegerwald haf feine Anwesenheit im Ruhrgebiet benutzt, um die strittigen Cohnfragen mit den beiderseitgien Berbänden und mit einzelnen führenden Persönlich­feiten aufs eingehendfte durchzusprechen. Die Besprechungen haben jedoch eine Möglichkeit der Annäherung der beiderseitigen Standpuntie bisher nicht ergeben.

Das Schlichtungsverfahren wird daher am Mittwoch unter den Borsitz des Schlichters für Westfalen feinen Fortgang nehmen. Die Reichsregierung hält trotzdem ihren Standpunkt auf­recht, daß eine gewaltfame Austragung dieses konfliktes bei der gegenwärtigen Gesamtlage Deutschlands nicht zu verantworten wäre und wird ihre Bemühungen nach einer friedlichen Beilegung nach drücklichft fortsetzen.

Taifun über den Philippinen.

130 Todescpfer.- Schwerer Sachschaden. New York , 6. Januar

Die Philippinen sind am Montag von einem ver Heerenden Zaifun heimgesucht worden. In dem Sturm tamen nach vorläufigen Schägungen mehr als 100 Personen ums Leben, während etwa 500 ver­lekt wurden. Der Eachschaden, der auf der Insel Leyte angerichtet wurde, wird auf 500 000 Dollar geschäkt. Auf der Insel Cebu soll ein Schaden in Höhe von 250 000 Dollar verursacht worden sein. Zahlreiche Fischerboote find in dem Sturm gesunken, andere werden vielerorts unterbrochen, so daß Einzelheiten über den Telephon und Telegraphenleitungen find bermißt. Umfang der Katastrophe nur sehr langsam einlaufen. Umfang der Katastrophe nur sehr langsam einlaufen.

in den Gewässern der Jusein Cebu und Iloilo gefordert, wo dreißig Nach den letzten Meldungen hat die Katastrophe 130 Todesopfer Fischerboote tenterten. Sämtliche Infaffen ertranten. Im Hafen non Cebu janten drei Dampfer, ein Motorschiff und zwei Barfaffen. Fünf größere Schiffe sind gestrandet. Auf der Insel Lente hat der Wirbelsturm die gesamte Rotosernte vernichtet und schweren Sach­schaden angerichtet.

Zwölf Flugboote fliegen nach Brafilien. Rom , 6. Januar.

der vergangenen Vollmondnacht unter Führung des Generals Balbo Das italienische Ozeanfluggeschwader von 12 Flugbooten ist in in Bolama( Portugiesisch- Guinea) um 1 Uhr 10 minuten örtlicher Zeit ( 3.10 Uhr Me3.) zu seinem Flug nach Port Natal ( Brasilien ) gestartet.

Die armen Bedrohten

Reichsbanner Marschbereit! Mit den Waffen, mit denen man

uns angreift werden wir uns wehren. Ros Heerder

Republikan ist gerüster

mit den gleichen Waffen will das Reichsbanner Da die Kündigung der einzelnen Arbeitsverträge erst zum uns bekämpfen, mit denen wir es anareifen? Das ift eine 15. Januar wirffam wird, bleibt hierfür auch noch hinreichend Zeit. offensichtliche Morddrohung

Sabotage der Ofthilfe.

Eine Mahnung Brünings und ihr Echo.

Der Reidetangler hat gestern auf seiner Oftreise in Schneide mühl mit den Bertretern der Provinz Grénzmart gesprochen. Er hat dabei tritische Borte gebraucht. Go führte er aus:

Die Regierung habe von Monat 3 Monat madhjende Schwierigkeiten zu überwinden gehabt. Sie fei gewöhnt, vpn Interessentenfeite Uebertreibungen 81 hören und sich Forderungen gegenüberzusehen, die nicht erfüllt merben tönnen. Die zahlreichen Unterhaltungen, die bereits auf der Reise gepflogen morden feien, hätten gezeigt, daß trotz allen guten Willens auf allen Seiten auch in der öftlichen Landwirtschaft und ganz besonders der Grenz bezirfe Fehlerquellen lägen, die beseitigt werden müffen. Sie hätten in weitem Maße in der Vergangenheit ver hindert, daß wohlgemeinte Pläne vom Reich und von Preußen erfolgreich hätten durchgeführt werden können. Früher sei es möglich gemelen, im Reichstag Anträge zu stellen, auf Grund deren Hunderte von Millionen und dann fortschreitend geringere Summen bewilligt worden wären. Diese Zeiten seien. vorbei. Agitationsanträge mürden nicht mehr ernst genommen. Die Zeit fei zu nüchlern, um unverant mortliche Pläne zu verfolgen. Mit Mitteln, die tros mancher Fehler der Bergangenheit bewilligt morden seien, müßte der höchste Rußeffelt erreicht werden, insbesondere im Osten. Das fei nicht leicht, denn die Regierung stoße oft auf Widerstand und Mißverstehen.

Gründen die Arbeit des Reichs und Preußens für den Osten agita Der Reichsfanzler hat angedeutet, daß aus parteipolitischea torisch verkleinert und sabotiert wird. Er hat heute in Königs berg eine neue Erfahrung auf diesem Gebiete machen können. Die deutschynationale O ft preußische Zeitung" begrüßt ihn mit einem Artikel des deutschnationalen Landtagsabgeordneten Rentel, in dem es heißt:

,, Wesentlich set vor allem festzustellen, ob die Regierung start genug sein werde, der Durchsetzung der Absichten, die der Ministerpräsident Braun unter mißbräuch= licher Anwendung der Ostpreußenhilfe auf Dit­preußen habe, energisch entgegenzutreten. Es sei zu hoffen, daß die führenden ostpreußischen Persönlichkeiten Brüning bei seinem Besuch ohne jede Beschönigung sagten, was in der Osthilfe gespielt werde und welches der hohe politische Einsatz sei."

Hier ist nicht nur Mißverstehen, sondern Böswilligkeit und Berleumdung wider besseres Wissen zugleich aber auch das Geständnis, daß die wahre Not der Landwirtschaft für die Kenkel und Konsorten nur ein Agitationsmittel gegen die Preußenregierung ift, und daß fie die Hilfe sabotieren!

Gandhis Gefängnis Jubiläum.

Mohammedaner nehmen am Proteststreit teil. Bombay, 6. Januar. ( Eigenbericht.) Gandhi faß am Montag 8 Monate im Gefängnis. Aus diesem Grunde hatten die Hindus einen Trauertag feft gefeßt, der zu einem Generalstreit für die Hauptstadt wurde. Die Moslems hatten fich ihm angeschloffen.

Angesichts der nahenden Entscheidung der englisch - indischen Konferenz herricht zur Seit nölliges Einverständnis zwischen Hindus und Mohammebanern.