Es ist genug!
Wir formieren uns heute zum Trauerzug Die Toten flagen- Es ist genug! Seit Jahren Verleumdung und Heherwort, seit Jahren politischer Meuchelmord.
Aus dem Hinterhalt, im Dunkel der Nacht wurden Menschen wie Wild zur Strecke gebracht. Blühendes Leben ward viehisch zerstört, der Wehruf der Eltern blieb ungehört- Die Opfer sind stumm- die Mörder schrein. Soll das so bleiben? Wir rufen: Nein! Und abermals: Nein! Es ist genug! Die Reihe der Opfer ist endloser Zug! Wir dulden nicht länger Mord und Gewalt! Das Maß ist voll! Wir rufen: Halt! Lauheit muß fallen,- Erstarrung vergehn! Rein Republikaner darf abseits stehn! Die Reihen gefüllt und Tritt gefaßt! Die toten Genossen sind mahnende Last Wir tragen sie mit uns in unserem Zug, sie sind uns Mahnung: Es ist genng!
Das„ ewige" Zündholz
Ein Patent Dr. Ferdinand Ringers- Wien, ein ewiges Zündholz herzustellen, erregt mit Recht in der Deffentlichkeit großes Aufsehen, denn die Streichhölzer find in ihrer heutigen Form durchaus teine ideale Einrichtung. Sie verlöschen an unrechter Stelle, die brennbare Rapsel springt ab und erregt Feuerschaden, Brandwunden, und schließlich ist es nicht unseren Fortschritten auf dem Gebiete der Technik entsprechend, daß wir riesige Wälder abholzen müssen, um die Welt mit Feuerzeug zu versorgen. Die sogenannten schwedischen Streichhölzer bedeuteten schon einen großen Fortschritt gegenüber den Schwefelhölzern aus unserer früheren Zeit, die bekanntlich mit ungeheurem Geftant allmählich das kleine Holz zum Brennen brachten. Nun tam Dr. Ringer auf den guten Gedanken, eine, wie es in der Patentschrift heißt, geformte Masse aus Nitrozellulose, Viscose herzustellen und die ganze Masse in Stabform zu bringen, auf passende Längen zu schneiden und auf diese Weise gebrauchsfertig zu machen." Um ein ewiges" Streichholz herzustellen, das allerdings nicht ewig ist, sondern für ungefähr 500 bis 600 Zündungen ausreicht, mußte Ringer auf das Holz verzichten, das bisher die Hauptsache des Zündholzes bildete. Das Brennmaterial muß nämlich für ein mehrfach zu benußendes Streichholz richtig imprägniert werden, um zu verhüten, daß die ganze Stange fofort in Brand gesetzt wird. Holz ist auf diese Weise nicht zu bearbeiten, damit es für den Massengebrauch verwendbar wird. Ringer mußte also auf ein anderes Brennmaterial zurückgreifen, das, wie aus der oben. genannten Patentschrift hervorgeht, aus holzähnlichen Stoffen wie Biscofe und Nitrozellulose besteht und für derartige Zwede richtig imprägniert werden tann. Diese Stoffe haben in der letzten Zeit auf technischem Gebiete eine hervorragende Verwendung erfahren. Man dente nur an die Kunstseidenfabrikation. Jetzt sollen sie zur Fabrikation des ewigen Streichholzes dienen. Um die Masse brennbar zu machen, muß fie andererseits so präpariert werden, daß sie wie eine Art Zündholzkopf wirkt. Es gibt mehrere derartige Zündmassen wie Kaliumchlorat, Braunstein usw. Falls die Masse derartig präpariert ist, wird sie aufgewalzt und in Stäbchenform geschnitten, genau wie Streichhölzer, woraufhin sie sofort gebraucht werden kann. Von dem gewöhnlichen Streichholz unterscheidet sie sich durch das Material, aus dem das ewige Zündholz hergestellt ist, und durch die Art der Verarbeitung. Als Reibfläche wird man ähnliche Vorfehrungen verwenden können wie bei den sogenannten schwedischen Streichhölzern.
Diese Neueinrichtung wird, falls sie sich bewähren sollte, eine starfe Beeinträchtigung der schwedischen Zündhölzer hervorrufen, und es fann wohl möglich sein, daß Ivar Kreugers Millionenindustrie dadurch gefährdet wird.
elibi: Im Jugendgericht
Franz Bczelnit, geboren am 16. Mai 1903 zu Martinswalde in| verbüßung bei guter Führung Bewährungsfrist und leberweisung Bommern , unehelicher Sohn des Schnitters Alfons Bczelnik und der in Fürsorgeerziehung." Melkerin Maria Dumdereit, steht vor den Schranken des Jugendgerichts.
Der Richter hat das umfangreiche Anklageregister verlesen. Mehrfacher Diebstahl, schwerer Einbruch, Unterschlagung und einige Betrugsfälle wechseln in bunter Folge. Franz Bezelnik vernimmt stehend, mit zusammengepreßten Lippen die einförmige Vorlesung. Seine Mutter figt in sich zusammengefunten. Tränen rollen in ihren Schoß.
Der erste Zeuge, ein Kaplan, marschiert auf. Franz war Mitglied des Jünglingsvereins und hatte aus des Kaplans Wohnraum im Pfarrhaus einen Zwanzigmarkschein in einem günstigen Augen
blick vom Schreibtisch an sich genommen. Der Junge gesteht.
Von einem Arbeiter lieh er sich ein Fahrrad und verkaufte es für zehn Mark am Schlesischen Bahnhof . Mit der Fahrradlampe eines Zweiten machte er es ebenso. In mehreren Kleinhandelsgeschäften hatte er eine Sammelliste des Katholischen Pfarramtes vorgelegt und die gezeichneten Beträge für sich verwendet. Bei einer älteren mitleidigen Frau in der Provinz, die dem abgeriffenen, zigeunernden Burschen ein Nachtquartier gewährte, nahm er aus verschlossenen Schränken Wäsche an sich, um sich Geld zu schaffen. Einem Gastwirt in märkischem Dorfe stahl er während des Schlafes dreihundert Mart aus der Hosentasche. Nach diesem Beutezug war er in Gesellschaft einer Dirne vom Alexanderplatz aus per Auto in die Provinz hinausgefahren und im Dorfgasthaus abgestiegen. Die Augen der Obrigkeit schöpften schon am nächsten Tage Berdacht. Das Mädchen war gegen Mittag bereits verschwunden. Franz Bezelnik wurde festgesetzt. Von dem Geld besaß er mur noch fünfzehn Mart; den übrigen Teil hatte seine Freundin" mitgehen heißen. Bevor der Bursche jedoch einer fatholischen Fürsorgeerziehungsanstalt in Ostpreußen überwiesen werden fonnte, mußte er erst die Geschlechtskrankenſtation des Städtischen Krankenhauses passieren.
Die beiden Bänke vermochten kaum die abtretenden Zeugen zu fassen. Franz Bezelnik leugnet in feinem Falle. Feindselige Blicke der Zeugen fielen dem untersetzten Burschen zu. In ungelenten Worten gestand er alles. Seine Stimme flang gepreßt; das Gesicht aber blieb unbeweglich. Die Augen blickten starr zu Boden und hoben sich taum beim Sprechen.
Der nächste Fall wurde aufgerufen.
Emil Peschke, Arbeiter in einer Metallwarenfabrik, siebzehn Jahre alt, hat sich wegen groben Unfugs und Körperverlegung zu verantworten.
Emil ist ein großer, vierjchrötiger Bursche. Fortwährend fährt er sich mit dem Finger zwischen Hals und Kragen. Er knöpft sein Jackett auf. Alles ist ihm unbehaglich eng.
Nach den üblichen Formalitäten bittet ihn der Vorsitzende, den ganzen Vorfall noch einmal im Zusammenhang zu schildern. jejangen, drei Mann un id, und ham da in Jarten jesessen. Draußen
uff de Wiese ham'n paar Fußball jespielt und denn ham wa uns den Ball jegriffen und wollten ooch'n bißten fnedeln. Da is denn der Bata von die Jungen jekomm' und wollte den Ball wiedaham. Und wie ma'n nich jejeben ham, da famen plezlich noch zwee Männer und wollten' n uns mit Jewalt wechnehm'. Aba so ein
fach jing det nich. Na und so iffet gefomm'!"
Der Richter hatte ihn ausreden lassen. Nunmehr stellte er verschiedene Fragen: Waren Sie zuvor auch noch in anderen Wirtschaften? Nach einigem Schweigen gesteht Emil Peschke, mit seinen Freunden noch in zwei anderen Ausflugslokalen dem Alkohol zugeiprochen zu haben. Aba' t war'n bloß sechs bis acht Moll'n!" Der Vater der bedrängten Jungen und die beiden Zeugen befunden übereinstimmend die starke Trunfenheit des Angeklagten. Da braust Emil Beschte höhnisch und zugleich beleidigt auf:„ Nee, Der Herr da," und er weist dabei auf einen der Männer,„ hat mir fehr unsanft anjefaßt und da hab ick' n bißten feste zujedrückt. So war et."
meine Herrn
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von soon paa' Moll'n find ma noch nich besoff'n!
Attest eingereicht, auf welchem bescheinigt wird, daß dem Zeugen Der foon bißten jedrückte Herr" hat dem Gericht ein ärztliches zwei Rippen durch die Gewaltanwendung angebrochen sind. Lächeln über des Burschen Gesicht. Bei Berlefung dieser ärztlichen Feststellung huscht ein zufriedenes
Der Jugendamtsvertreter bittet um Stellung unter Schutzaufficht. Der Staatsanwalt beantragt unter Berücksichtigung der bisdrei Wochen.
währenddem sich der Jugendrichter unermüdlich bemühte, Trieb. Der Staatsanwalt fand selten einen Anlaß zum Eingreifen, herigen Unbescholtenheit des Angeklagten eine Gefängnisstrafe von träfte und Milieueinflüsse bloßzulegen.
Die Mutter wurde befragt. Mit weinerlicher, faum vernehm barer Stimme antwortete sie. Als alleinstehende Frau schaffte fie tagsüber in der Fabrit. Der Junge war wechselweise als Lauf- und Arbeitsbursche in verschiedenen Betrieben tätig. Er mußte Geld verdienen. Von ihrem geringen Einkommen konnte sie ihn nicht noch Jahre hindurchschleppen.
Unbekannt war ihr bis vor einem Bierteljahr, daß er über ein Jahr schon ohne Arbeit, tagsüber herumftrolchte und sich das Geld so" beschaffte.
Hinter der niederen Stirn des Jungen arbeitete es plöglich fieberhaft. Er platzte mitten in der Mutter Rede hinein: Hätt'st du mir doch Maurer lern' lassen!"
Die Frau zudte nur stumm und verzweifelt mit den Schultern und trat zurüd.
Der Staatsanwalt hatte ein leichtes Spiel. Er wies auf die ., unzweifelhaft verbrecherische Anlage" des Angeklagten hin und beantragte nach furzer Rede unter Hinweis auf die niedere Gesinnung, die sich besonders in einzelnen Taten aufweise, eine Gesamtftrafe von einem Jahr und neun Monaten Gefängnis.
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- ,, wenn
Franz Bczelnik murde erregt. Er bat im Schlußwort et sein muß!" um Gefängnis! ,, Lieba will ick ins Jefängnis als nochmal in Fürsorjeerziehung!" Mit tränenerstickter, heiserer Stimme sprach er weiter:„ Da lernt man ja erst, wie't jemacht wird. Id mollte Maurer lern'. Da hamse bloß imma jelacht, wie ich mir det jewünscht habe. Id wär'n anständijer Mensch jeword'n, wennje mir hätten lern'n lassen." Jäh brach er ab.
Der Richter zog sich mit den Schöffen zur Beratung zurück.
Nach halbstündiger Unterbrechung wurde das Urteil verkündet: ,, Ein Jahr und drei Monate Gefängnis; nach sechsmonatiger Straf
Der Schöpfer des Weltpoftvereins
Zum heutigen 100. Geburtstag Heinrich Stephans
Noch heute nennt man wohl den Briefträger ,, Stephansboten",| führung er 1865 in einer Denkschrift befürwortete. Aber damals ein Beweis dafür, wie tief das Wirken des Schöpfers des deutschen Postwesens Heinrich Stephan in das Bewußtsein des Volkes gedrungen war. Freilich, vieles von dem, was dieser Mann nicht nur für sein Vaterland, sondern für die ganze Welt geschaffen, ist unter dessen verschüttet, doch in der Weltgeschichte des Post- und Nachrichtenwesens wird sein Name fortleben als der eines Genies, das für dieses Gebiet eine besondere Begabung besaß.
Stephan war ein Selfmademan, der sich sein universelles Wissen auf eigene Faust aneignete. Daß in dem Sohn des Schneiders Stephan in Stolp , als er mit 17 Jahren als Postschreiber in den preußischen Postdienst aufgenommen wurde, bereits eine Ahnung feines fünftigen Aufstieges bestand, zeigt seine Aeußerung:„ Ein schlechter Kerl, der nicht denkt, Generalpostmeister zu werden." Freilich, leicht wurde ihm die Erreichung dieses Zieles nicht. Er war vor allem ein erstaunlicher Arbeiter, der sich durch nächtliche Studien das ungeheure Wissen aneignete, das ihn später dazu befähigte, seine grundlegenden Werke zur Geschichte des Verkehrs und der Post zu schaffen.„ Weil ich beim Nachtarbeiten manchmal die Füße in faltes Wasser setze, ist mir die Schleimhaut im Halse und auf der Brust zerrissen", schrieb er damals beiläufig in einem Brief an den Vater. Der Brusthusten war so arg, daß ich fürchtete, es fäße in der Lunge. Aber eine ärztliche Untersuchung hat das nicht bestätigt." Weil er sich nicht zu Spizeldiensten in seiner Zeit der schwarzen Kabinette" hergeben wollte, war er aus dem Generalpoftamt, in Das man ihn seiner Befähigung wegen früh gebracht hatte, strafnersetzt worden, und das Gehalt war so gering, daß er, den heutigen Werkstudenten vorauseilend, in einem Tanzlokal mit seiner Geige aufspielte. Doch seine überragende Begabung ließ sich nicht per fennen, und so holte der damalige preußische Generalpostmeister Schmidert 1856 den vielversprechenden jungen Beamten als seinen Gehilfen nach Berlin , und schon mit 27 Jahren war er Postrat. Von nun an beginnt seine großartige Tätigkeit im Dienft und zum Nutzen der Weltpost.
Seine erste Erfindung war die der Postkarte, deren Ein
war schon sein Freund Schmückert dahingegangen; sein Nachfolger suchte das aufstrebende Genie in jeder Weise zu behindern, und so war es die österreichische Postverwaltung, die die Idee Stephans 1869 verwirklichte. Durch seine geschickten Verhandlungen hatte er damals, noch vor der Reichseinheit, bereits eine deutsche Posteinheit zusammengebracht, und 1867 schuf er als Schrittmacher der deutschen Einheit als Einheitsporto die Silbergroschenmorte. Gewiß eine Großtat, die man damals ganz anders empfand als heutzutage, da die Zahl der verschiedenen Brieftagen im deutschen Bostverkehr bei Stephans Eintritt noch etwa 2000 betragen hatte. Endlich 1870 zum Generalpoſtdirektor ernannt, schuf er zunächst die mustergültige Organisation der Feldpost im deutschfranzösischen Kriege und machte dann durch seine umfassenden. Reformen die deutsche Reichspost zu einer Musteranſtalt, die in der ganzen Welt bewundert wurde. Jetzt fonnte er auch seine Pläne zur Vereinheitlichung des internationalen Postmesens, die er seit 1860 verfolgte, durchführen, und ihre Krönung war die Schöpfung des Weltpoftvereins, die erste universelle Bereinigung der Nationen des Erdballs, die als seine größte Tat bezeichnet werden fann. Auf seinem Gebiet blieb er führend. Er schuf u. a. die Rohr post und war der erste, der die Bedeutung der neuen Zwei Monate bevor das Erfindung des Fernsprechers erkannte. Bell- Telephon in seiner Heimat Amerika zur Verwendung gelangte, übergab es Stephan, der diese Erfindung Fernsprecher getauft hat, in Deutschland dem öffentlichen Verkehr, und zwar am 12. November 1877. Zehn Jahre später wies Berlin die meisten Sprechstellen in der Welt auf. Sogar die Bedeutung der Luftschiffahrt hat er bereits vorausgeahnt, als er 1874 in seinem Bortrag ,, Weltpoft und Luftschiffahrt" erklärte, nur mit einer starten Straftmaschine werde sich dieses Problem lösen lassen. Dadurch wurde er zum Anreger des Grafen 3eppelin, der öfters gestanden hat, daß der Wunsch, ein lenkbares Luftschiff zu schaffen, in ihm durch den Vortrag Stephans machgerufen worden sei.
Das Urteil lautete auf fünfzig Mart Geldstrafe und Stellung unter Schußaufsicht des Jugendamtes.
Der Angeklagte bittet, in Wochenraten zahlen zu dürfen. Die Bitte wird ihm gewährt.
*
Wegen fahrlässiger Tötung ist der Lehrling Friz Horwitz angeklagt. Sein Bormund ist mit ihm gekommen.
Zur Verhandlung ist ein Sachverständiger hinzugezogen. Er hat eine Situationsfarte auf dem großen Tisch vor sich ausgebreitet.
Der Verhandlungsleiter skizziert noch einmal an Hand der Aften den Sachverhalt: Während der Mittagspause am 17. September fuhr der Angeklagte ohne Führerschein mit einer schweren D- Maschine auf der verkehrsarmen Linkestraße. Auf dem Soziusfiz faß der inzwischen verstorbene Helmut Rönnede. Hinter der Straßenkreuzung Linke- und Lobanstraße streifte das Motorrad das Auto einer Wäschefirma und fam ins Schleudern, wobei der Mitfahrende Könnecke von seinem Soziusfiz gegen die Bordschwelle geschleudert wurde und einen Schädelbruch erlitt, an dessen Folgen er am nächsten Toe verschied. Der Angeklagte blieb unverletzt. Die Maschine war, von einigen leichten Schrammen abgesehen, un
versehrt.
Frizz Horwitz zitterte am ganzen Körper. Blaß und befangen schilderte er den unglückseligen Zwischenfall, gab auf die verfänglichen Fragen des Sachverständigen leise, doch klare Auskünfte, die Ian Hand der Planskizze und mit Hilfe von Berechnungen der Fahrtgeschwindigkeiten schnell geklärt wurden und durch die Aussagen des Chauffeurs und Mitfahrers im wesentlichen bestätigt werden
fonnten.
Der Vertreter des Jugendamts sowie der Vormund der Halbmaise gaben dem Angeklagten einen guten Leumund. Der Vormund wies im besonderen auf die Strebsamkeit seines Schühlings hin, der nach Beendigung seiner Lehre als Autoschlosser sich später auf die Fahrerprüfung vorzubereiten beabsichtige. Durch eine Berurteilung werde ihm dieser Weg verbaut.
Der Staatsanwalt aber plädierte nach wie vor auf fahrlässige Tötung. Sechs Monate, die Mindeststrafe, seien geignet, in diesem Fall eine harte, doch unabwendbare Mahnung erstehen zu lassen. ,, Bei der Strafzumessung," fügte er hinzu, ist der allseitig anoführte Leumund bereits in Betracht gezogen." Der junge Angeklagte ist erschüttert.
Er findet kein Wort zu seiner Verteidigung.
Richter und Beisitzer verschwinden im Beratungszimmer. Während der fast dreiviertelstündigen Urteilsfindung im Nebenzimmer herrscht im Saal ein bedrückendes Schweigen. Der junge Mensch verharrt regungslos. Sein Vormund stiert ins Leere. Träge rinnt die Zeit. Vierzig Minuten werden zur Ewigkeit. Qualvolle Ungewißheit zerrt an den Nervensträngen.
Weiß wie die Wand erhebt sich Friz Horwitz bei der Urteils. verkündung. Ein dumpfer Druck im Hirn läßt alle Worte an ihm abgleiten wie Wasser von einem Wachstuch. Nur ein Wort fast sein Gehirn: Freispruch! Kaum noch hört er von der Geldstrafe wegen Fahrens ohne Führerschein.
Tränengas für Tiere. Unter den Ausrüstungsgegenständen einer Forschungsexpedition, die zum Zwecke zoologischer und ethnologischer Studien in diesen Tagen die Ausreise von New Yort nach Venezuela angetreten hat, befinden sich auch Tränengasbomben somie joge nannte„ hypodermische Kugeln. Die Bomben dienen dazu, die Tiere, die photographiert werden sollen, vorübergehend bewegungslos zu machen, während die Kugeln die Tiere betäuben und dadurch ihren Fang erleichtern sollen. Fernerhin will sich die Expedition, die ihre Operationsbasis in Marida, etwa 350 Meilen landeinwärts, aufzuschlagen gedenkt, eingehend mit dem Eingeborenenstamm der Chibchas beschäftigen, einem interessanten primitiven Bolt, von dem bisher noch wenig bekannt geworden ist.
Bergsteigen verboten. In dem mongolischen Lande Amdo befindet sich das große lamaistische Klöster Lawran, das am Fuße haher und schön geforinter Berge liegt. An das Besteigen dieser Berge hat sich nun seit alterher ein merkwürdiger Aberglaube gea fnüpft. Es heißt nämlich, daß jeder, der als erster den Gipfel eines Berges besteigt, bestimmt sei, der Herr über die ganze Gegend zu merden. Um dies zu verhindern, besteht nun tatsächlich ein Berbot, die Berge um das Kloster Lamran herum zu besteigen, denn das Besteigen wäre gleichbedeutend mit dem Verlangen, das Land beherrschen zu mollen. Aus diesem Grunde wird es auch den Forschern sehr erschwert, Messungen auf diesen Bergen auszuführen.