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Jahr, da riß ihn die mörderische Rugel feiger Gesellen jäh aus dem Leben. Ein Schrei des Echmerzes durchzitterte die Partei, ein Schrei des Zornes entrang fich dem gesamten Proletariat. Aber wir wären schlechte Brüder eines to tapferen Streiters, menn mir uns vom Schmerz übermannen ließen, wenn wir nicht Trost suchten und fänden. Die Lücke, die der Lod Schneiders in unsere Reihen gerissen hat, ist ausgefüllt: der Bater, der in seinem Alter fchon glaubte, in die Reservearmee der Partei eintreten zu können, er füllte die Lücke im Reichsbanner aus. So zeigt sich der Geist der

Familie Schneider als der rechte Geist, der in der Arbeiterschaft lebendig ist und an dem unsere Gegner zerschellen werden. Wenn pir zurückschauend die Zeit betrachten, in der das Bolt seine Ge­schicke selbst in die Hand nahm, dann sehen mir, mie die Gegner des. Volkes sich immer frecher herporwagten, wie sie Mordtat an Mordtat reihten. Wir fordern nicht Rache, wohl aber gerechte Ber­geltung, und wir werden nicht eher ruhen, als bis sie geworden ist!

Genosse Stelling

sprach für das Reichsbanner dem Toten den Dank der republikani schen Organisation für seine Arbeit im Dienste der Republik aus. Unsere Trauer ist gepaart mit dem Bewußtsein, daß wir eine große, den großen harten gewaltige Aufgabe zu lösen haben: Das soll Kampf um das Volk und die Republit. unser Gelöbnis am Sarge Willi Schneiders sein!

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Genoffe Gottfurcht

feierte als Gewerkschaftsvertreter den Gewerkschaftsgenossen. Mit den Eltern, die um den Sohn trauern, mit der Braut, der der Lebensfamerad genommen wurde, mit dem Reichsbanner, das einen seiner Besten und mit der Partei, die ein junges, hoff nungsfrohes Mitglied verloren hat, trauern die Mitglieder des AfA Bundes und der übrigen freien Gewertschaften um den toten Kollegen. Immer wieder war Willi Schneider das Beispiel von Solidarität, die allein geeignet ist, uns aus den Tiefen der Zeit emporzuführen. Heute stehen die Gewerkschaftskollegen an der Bahre im Bewußtsein der Berbundenheit mit der Partei, die nötig ist, um solche feigen Mordtaten unmöglich zu machen. Das Reichsbanner und die Sozialdemokratische Partei Dft fachsens hatten einen Vertreter entfandt, der der Trauer, aber auch der Empörung über den Mord an Willi Schneider Ausdruc gab.

Mächtig flangen die Rhythmen des Liedes Tord Foleson" empor, die Banner senften sich, Reichsbannerfameraden tragen den Sarg hinaus die Trauerfeier für den von Nationalsozialisten gemeuchelten Rämpfer für die Republik war beendet.

Maffen gaben das Trauergeleit.

Die Bürgersteuer.

Wer muß sie zahlen und wie wird sie eingezogen?

Die Bürgersteuer ift endgültig durch die Notverordnung des Reichspräsidenten nom 1. Dezember 1930 eingeführt worden. Sie wird zum erstenmal für das Rechnungsjahr 1930( 1. April 1930 bis 31. März 1931) erhoben. Um nicht den ganzen Steuerbetrag mit einem Male zu erheben, soll die Bürgersteuer in zwei gleichen Teil­beträgen nach dem 10. Januar und nach dem 10. März eingezogen

werden.

Wer ist bürgersteuerpflichtig? Die Bürgersteuer wird grundsäglich von allen natürlichen Personen erhoben, die am 10. Oftober 1930 im Gemeindebezirk wohnten und an diesem Tage am 11. Oftober 1930 20 Jahre alt geworden sind, brauchen also für das 20. Lebensjahr erreicht oder überschritten hatten. Personen, die 1930 teine Bürgersteuer zu entrichten. Auch Ehefrauen sind Steuerpflichtig, allerdings nur zur Hälfte des Betrages des Ehegatten.

In der Straße Am Friedrichshain und in der Bow ftraße hatten inzwischen die Reichsbannerformationen, die Bartei. angehörigen und die Gewerkschaftsmitglieder Aufstellung genommen. Unter dumpfem Trommelwirbel wurde der Sarg auf den Wagen Unter melchen Boraussetzungen muß bie gehoben, der Konduft seht sich in Bewegung. An der Spize ein Reichsbannertambour und Musikkorps, an beiden Seiten von Fadelträgern begleitet, dann mehrere Ehrenhundert. Bürgersteuer entrichtet werden? Die Bürgersteuer wird fchaften des Reichsbanners, gefolgt von den Kranz- erhoben, wenn sie von der Gemeinde beschlossen oder von der Auf­delegationen, so nahm der Zug seinen Anfang. Eine unübersichtsbehörde eingeführt ist. Das trifft nicht für alle Gemeinden zu. sehbare Menschenmenge fäumte die Bürgersteige und den halben In diesem Falle wird die Bürgersteuer nicht erhoben. Fahrdamm ein, an den Fenstern und auf den Baltonen standen die Anwohner der Straßen, immer neue strömten hinzu, oft war der Andrang so groß, daß der Zug sich nur mit Mühe seinen Weg bahnen konnte. Entblösten Hauptes ließ die Menge den Leichen wagen vorbeiziehen, dem die Wagen mit den nächsten Angehörigen folgten. Dann tam der endlose Zug der anderen Kreise und Ab­teilungen und der Gewerkschaften. Immer wieder Fahnen und Banner, immer wieder andere Organisationen und Vereine! Der Reichsbund der Kriegsbeschädigten, die republikanischen Studenten, die bundestreuen Arbeitersportler, die Sozialistische Arbeiterjugend, die Arbeiterfänger, so gaben sie alle dem Toten die letzte Ehre. Unter den Gruppen der Belegschaften, die sich im Trauerzuge be­fanden, bemerkte man auch die dienstfreien Arbeiter und Angestellten der Berliner Elektrizitätsmerke und der Hoch- und Untergrundbahn mit ihren Fahnen. Musterhafte Ordnung herrschte im 3uge, frei­willige Ordner walteten ihres Amtes, doch die Massen der Spalier­bildenden waren diszipliniert genug, das Leichenbegängnis nicht zum Anlaß irgendwelcher lebergriffe zu nehmen. Einige kommunistische Störungsversuche wurden rasch abgewiesen. An den großen Verkehrsknotenpunkten unterbrach die Polizei hin und wieder den ungeheuren langen Zug, um nicht zu starke Berkehrsstodungen ein­treten zu laffen. Aber stets füllten sich die Lücken wieder auf, der 3ug war und blieb ein geschlossenes Ganzes.

Ueber anderthalb Stunden lang dauerte der Vorbeimarsch.

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Die Feier im Krematorium.

In der Gerichtstraße.

Wenige Stunden, bevor wir von unserm Freunde Willi Schneider letzten Abschied nahmen, wurde im Krematorium in der Gerichtstraße ein alter Parteiveran, der Genosse Grosse, von der 125. Abteilung, der seit über dreißig Jahren der Sozialdemokratie seine Kräfte gewidmet hat, dem Feuer übergeben. Ein Symbol, daß wir Sozialdemokraten, auf Geschichte zurüdblidenb, Jung und Alt umfassen.

Das Reichsbanner bildet Spalier; aber hinter den Reihen in der Windjacke und mit dem schwarzrotgoldenen Abzeichen staut sich die Menge, die auch teilhaben will. Es wird 19 Uhr, es mird 20 1hr, der Trauerzug verzögert sich, allzu groß ist die Zahl der Teil nehmenden, allzu allgemein ist der Mille gerade der Menschen, die in diesem Stadtviertel des Proletariats leben, den Gegnern zu zeigen, daß diese gemeine Bluttat auch die bisher noch Säumigen aufgeschredt und an ihre Pflicht gemahnt hat. Fadeln werden bem Toten zur Ehre entzündet, als der Leichenzug naht.

Kränze über Kränze werden am Garge niedergelegt. Die Sangesbrüder des toten Willi Schneider leiten die Trauer tundgebung ein. Der Redner des Fretdenkerverbandes fpricht:

,, Im Mai des Lebens ist den Eltern und der Braut und uns allen ein junger Kämpfer entrissen, der sein Leben in den Dienst der Freiheit und der Republif gestellt hatte. Fanatische Rohlinge haben ihn ermordet, aber in der Gewißheit, daß so sittenloses Tun fich selber richtet, wissen wir, daß unser das Banner des Sieges ist: Wie die Eltern, die einen guten Jungen, wie die Braut, die einen lieben Berlobten verlor, sind auch wir schmerzerfüllt, aber ungebeugt. Auf deinem Banner stand: Es werde Licht. Dein Banner ist in guter Hand."

Die Arbeiterfänger geben dem Toten den Abschiedsgruß: ,, leber allen Wipfeln.

Dann nimmt im Namen der Sozialdemokratischen Partei

das Wort

Genosse Erich Kuttner :

Die Sozialdemokratische Partei Deutschlands entbietet ihrem treuen Mitstreiter, dem Freund und Kampfgenossen Willi Schneider , durch mich den legten Gruß. Nächst der Familie, nächst den An­gehörigen, denen unsere wärmste Teilnahme gilt, haben wir Sozial­demokraten das Recht und die Pflicht, um den Toten zu trauern. Dieser Tote war unser. Und wir nehmen dieses Recht der Trauer in Anspruch gegen eine Breffe, die uns eine Gemeinschafts­trauer als gefámadlos vermehren will, und gegen jene, die sich nicht geschämt haben, als Andersdenkende diese Feier unter der Maste heuchlerischer Sympathie zu entwürdigen und zu stören. Wir sind mehr als eine Partei, als eine Organisation, als ein bloßer Verein. Wir sind die lebendige ringende Gemeinschaft der Arbeitenden, der Unterdrückten, der für die Zukunft der Menschheit Schaffenden. Wie ein jeder, der zu uns tritt, uns Herz und Kampfeseifer beflügelt, so tut es uns innerlich weh um jeben, der von uns gerissen wird. Wir fühlen den Berlust des verblichenen Kameraden jeder als wärs ein Stück von mir". Aber an der Bahre dieses Toten empfinden mir noch etwas darüber hinaus. Bir können nicht Abschied von ihm nehmen in jenem geklärten Schmerz wie etwa unlängst von unseren toten Führern Eduard David und Adolf Hoffmann , wo der Erestgedante zur Seite stand: Gin reiches Leben hat sich nach fiebzig Jahren vollendet. Erschüttert sind wir von der Disharmonie dieses Todes, dem gewaltsam tragischen Abschluß eines jungen Lebens, das als bemußtes Dasein doch erst zu beginnen war. Wir tommen nicht hinweg über die

säulen nicht. Jene Armseligen leben in dem Glauben, den Geist töten zu können, indem sie einzelne Menschen umbringen. Für den Sozialisten gibt es nur eins, sich durch Drohungen nicht um Haares­breite von seiner Pflicht abbringen zu lassen. Wenn wir für die glücklichere Zukunft der Menschheit arbeiten, so darf unsere Person in feinem Zusammenhang mit der Frage stehen, ob wir persönlich an dieser Zukunft teilhaben werden.

Haben Lassalle , Bebel, Wilhelm Liebknecht , Ludwig Frant ge. fragt, ob sie den Tag der Freiheit und des Glückes persönlich schauen würden? Ihr Glüd lag in dem Bewußtsein, für diesen Tag zu arbeiten. Es tommt nicht auf mich und mein Schicksal, fondern auf das Schicksal der Menschheit an. Die Familie Schneider diene uns als Vorbild. Wie hier der sozialistische Gedante sich fort­erbte vom Vater auf den Sohn, so wollen aud) wir nur an jene denten, die nach uns tommen. Berhindern wir weitere Opfer, indem wir vor allem der faschistischen Verrohung, die sich in solchen Taten enthüllt, es unmöglich machen, jemals die Macht über Deutschland zu gewinnen, jemals die Arbeiterbewegung nieberzuwerfen und zu

Enebeln.

Für eine Sache gestorben sein, heißt: in der Sache weiter. leben. Willi Schneider , du lebst in uns, in deinen Millionen Kameraden. Unsere Trauer dir, dem Toten! Den Dant, den wir dir schulden, wollen wir den Lebenden abstatten.

Die Arbeiterfänger leiten über zu den Abschiedsworten bes Sprechers des Bundesvorstandes des Reichsbanners, Krohn:

Wer Willi Schneiders entfeelten Körper heute im Friedrichs hain sah, erblickte ein schönes, flares und freies Antlig, und er stellte sich die stumme, zornige Frage: Mußte das sein? Er, der stellte sich die stumme, zornige Frage: Mußte das sein? Er, der gemordet wurde, weil er höherem nachstrebte, mahnt uns, noch wacher zu sein. Bir flagen weniger den Menschen an, dessen Hand en tödlichen Schuß abgab, als jene Führer, aus deren Hirn die cordhege entspringt. Bir verlangen von der Staatsgemalt: Schluß mit dem Verbrechertum! Wir unterstüßen die republikanischen Ge malten in jedem Schritte, den sie gegen die Hakenkreuzfeuche unter nehmen. Wir stehen da, Hirn gegen Hirn, aber auch Faust gegen Fauft. Wie wenige wird unser Kamerad Schneider von uns be­weiter, auf dem er gewandelt ist, und mit dem Gelöbnis zu Freiheit stattet. Bir treten an feine Stelle, wir gehen den Weg und Republit nehmen wir von ihm Abschied."

Ich hatt einen Kameraden!" Der Sarg verfintt. Wir aber gehen, in dem einen starten Willen, daß dieses deutsche Baterland, daß unser Volk, dem wir dienen, daß Deutschlands Arbeiterschaft befreit werden muß von Mord- und Blutheze des Hakenkreuzes!

Störungsverfuche.

Auf dem Wege zum Krematorium tam es infolge tommu- nistischer Provotationen zu einigen 3 wischenfällen mit den polizeilichen Begleitmannschaften. Diese Borfälle sind um so bedauerlicher, als sich die Schupobeamten in dantens und an erkennenswerter Weise Mühe gaben, für einen ungestörten Ber­lauf der gewaltigen Trauerfundgebung Sorge zu tragen.

Während das Reichsbanner in der Gerichtstraße Spalier stand, wurde der Reichsbannerkamerad Hans Jafoneit von der Kamerad­fchaft Kreuzberg durch einen Messerstich in den Rüden erheblich verlegt. Der Täter entfam unerkannt.

Im Laufe des Abends erfolgte eine Reihe von Festnahmen. So wurbe u. a. an der Kreuzung der Schwedter und Bernauer Straße aus der Menge heraus ein Mann festgenommen, der ein dolch artiges Messer in der Hand hielt und damit herumfuchtelte.

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Bon dieser allgemeinen Steuerpflicht sind jedoch fünf Personenkreise befreit. So darf die Bürgersteuer nichi erhoben werden von Personen:

1. die am Fälligkeitstag arbeitslosenunterstühung oder krisenunterstütung empfangen,

2. die am Fälligkeitstag laufend öffentliche Fürsorge genießen, insbesondere die Kleinrentnet,

3. die am Fälligkeitstag Renten aus der reichsgeseh­ligen Sozialversicherung empfangen. Die Sozin rentner sind jedoch nur dann von der Bürgersteuer befreit, f fern ihr gesamtes Jahreseinkommen 900 Reichsmari nicht übersteigt,

4. die am Fälligkeitstag eine Zufahrente nach§ 88 des Reichs­versorgungsgefehes empfangen. Das sind also im wesentlichen die kriegsbeschädigten, und schließlich

5. die Personen, die am Stichtag( 10. Oftober 1930) voin Wahlrecht ausgefchloffen oder rechtlich in der Aus­übung ihres Wahlrechts behindert waren oder bei denen an diesem Tage die Ausübung des Wahlrechts ruhte

Zu den am 10. Oktober vom Wahlrecht ausgeschlossenen Per­sonen zählen die Entmündigten und Bevormumdeten oder die Per­sonen, die die bürgerlichen Ehrenrechte verloren hatten. Zu den Personen, für die die Ausübung des Wahlrechts ruhte, zählen por allem die Angehörigen der Reichswehr und der Reichsmarine. Die steuerfreien Personen, die rechtlich in der Ausübung des Wahlrechts behindert waren, find solche, die wegen Geiftesfrankheit oder Geistes­schwäche in einer Heil- oder Pflegeanstalt untergebracht waren, ferner Straf. und Untersuchungsgefangene usw.

Zu den unter 1. bis 4. aufgezählten Befreiungen ist zu beachten, daß die Voraussetzungen der Befreiung am Fälligkeitstage der Bürgersteuer vorliegen müssen. Die Befreiung gilt nur für die am Fälligkeitstag zu entrichtende Rate. Bezieht z. B. ein Arbeitsloser am 10. Januar 1931 eine Arbeits­losenunterstügung, so ist die am 10. Jamuar fällige Bürgersteuerrate nicht einzuziehen. Das gleiche gilt für die Rate vom 10. März, wenn der Arbeitslose auch an diesem Tage eine Unterstübung empfängt. Empfängt der Arbeitslose mur am 10. Januar oder nur am 10. März eine Unterſtügung, so ist er nur von der Entrichtung der betreffenden Rate zu befreien.

Wie hoch ist die Bürgersteuer?

Für das Rechnungsjahr 1930 beträgt die Bürgerfteuer für Ber fonen mit einem Jahreseinfommen non night mehr als 8000 Mart 6 Mart. Der Steuerbetrag ermäßigt sich u die Hälfte 1. für die Personen, die einkommensteuerfre find. Alle Personen also, die nicht mehr als 1200 Mart im Jahre perdienen, zahlen nur 3 Mart Bürgersteuer. Die Ermäßigung un die Hälfte gilt 2. für die Ehefrauen, sofern die Ehegatten nich: dauernd voneinander getrennt leben und der Ehemann zur Bürger­ſteuer herangezogen wird. Bei den Ehegatten bestimmt sich der für den Ehemann geltende Steuerbetrag nach dem Jahreseinkommen, das die Ehegatten zusammen haben.

Wie wird die Bürgersteuer eingezogen? Für die Lohn- und Gehaltsempfänger wird die Bürgerſteuer im allge­steuerpflichtigen bis zum 1. Januar zugegangen ist. Diese Ein­führen. In vielen Fällen ist z. B. die Bürgersteuer von der Ge­ziehung, der für die Gemeinden bestimmten Bürgersteuer im Wege des Lohnabzuges läßt sich jedoch nicht allgemein durch- meinde erst beschlossen worden, nachdem die Vorbereitungen für die Ausstellung und Zusendung der Lohnsteuerkarten abgeschloffen Arbeitgeber im Wege des Lohnabzuges einbehalten und der einbe waren. Darum wird in diesen Fällen die Bürgersteuer nicht vom

meinen auf der Steuerfarte angefordert, die den Lohn­

haltene Betrag wird nicht auf der Steuerkarte vermertt. Die Ein­ziehung der Bürgersteuer liegt dann den Gemeinde­behörden o b.

In der überwiegenden Mehrzahl der Fälle wird die Bürger­steuer jedoch auf der Steuerkarte angefordert, und der Arbeitgeber ist verpflichtet, die am 10. Jamuar und 10. März 1931 fälligen Raten bei den auf den Fälligkeitstag folgenden Lohn­zahlungstagen einzubehalten und an die Gemeindefaffe abzuführen. Die Einbehaltung der vollen Rate würde aber bei Arbeitnehmern, die wöchentlich entlohnt werden, zu Härten führen. Um diese Härten zu vermeiden, sind die Arbeitgeber ermächtigt worden, bei möchentlichen Lohnzahlungen den Abzug jeder der beiden Bürgersteuerraten auf mehrere Lohn­zahlungen zu verteilen. Grundsätzlich soll bet wöchentlicher Lohnzahlung die Bürgersteuerrate auf zwei Lohnzahlungen verteilt werden. Statt eines einmaligen Abzuges von 3 Mart bzw. 4,50 Mart( Berheiratete) fann ein zweimaliger Abzug in Höhe von je 1,50 Mart bzw. 2,25 Mark( Berheiratete) erfolgen.

Diese Regelung tritt jedoch dann nicht ein, wenn ein. Arbeit­

Brutalität, daß Willi Schneider Opfer seines Gemeinschaftsgefühles, Proteft gegen Franzens Rulfurreaktion. nehmer vor Ablauf des 14tägigen Verteilungszeitraumes aus dem

Opfer seiner sozialdemokratischen Ueberzeugung wurde. Seiner leberzeugung? Nein, unserer aller Ueberzeugung! An jeden von uns hat der Tote ein Anrecht. Wir stehen in jeiner Schuld. Das laßt uns nie vergessen! Und weil wir den Gedanken der Gemeinschaft innerlich erleben wie ihn der Tote erlebt hat, deshalb ist unsere Trauer echt und start. Dieser Geist der Gemeinschaft, wie er lebendig ist unter Sosialisten, befähigt uns auch aus Klagen und Schmerz zu neuem Willen und Reuer Tat.

Weil wir uns dessen bewußt sind, daß der Schuß des Mörders uns allen galt, daß heute oder morgen das Schicksal Billi Schneiders das eines jeden von uns sein tann, so schrecken uns die Todes drohungen aus den völkischen Zeitungen, aus den Parlamentsreden der Nationalsozialisten und aus den Plataten an den Anschlag­

Ueberfüllte Maffenversammlungen in Braunschweig . Braunschweig , 7. Januar. ( Eigenbericht.).

In zwei wegen Ueberfüllung polizeilich geschloffenen, von un­gefähr 4000 Personen besuchten Protest fundgebungen des weltlichen Elternbundes, in denen u. a. Prof. Geiger, Reichstagsabgeordneter Löwenstein und abgebaute sozialistische Lehrer fprachen, wurde schärfster Kampf gegen die Absichten des Naziministers Franzen, durch Lehrerentlassungen und andere Maß­nahmen die weltlichen Schulen zu zerschlagen, angekündigt. Eine gegen fleine fommunistische Minderheiten, die auch diese Einheits­front zu schwächen versuchten, angenommene Resolution stellte sich hinter den weltlichen Elternbund und unterstüßt seinen Abwehr­tampf gegen Kulturabbau und reaktionäre Willkür.

Arbeitsverhältnis ausscheidet. Für diese Fälle ist vorgesehen, daß der Arbeitgeber den an der vollen Bürgersteuerrate noch fehlenden Betrag bei der lehten Lohnzahlung einzubehalten hat.

Rußland erschießt Priester.

Neue Hinrichtungsreihe.

Riga , 7. Januar. ( Eigenbericht.) Auf Anordnung der russischen Regierung wurden ber Pfarrer Schwalbe in Smolensk und der Geistliche Kaut­mann wegen ,, konterrevolutionärer" Gesinnung erschossen. Weitere Erschießungen von Geistlichen sollen bevorstehen.