Loffres Staatsbegräbnis. Riesige Beteiligung. Paris . 7. Januar.(Eigenbericht.) Zlm Mittwoch, einem herrlichen talten Wintertag, nahm die Pariser Bevölkerung von Marschall Joffre Abschied. Schon am frühen Morgen zogen die Pariser mit Stühlen und Decken aus, um sich in einer der Strotzen, die der Leichenzug passieren sollte, einen Platz zu sichern. Große Polizeiabteiwngen und republikanische Garden waren zur Ausrechterhaltung der Ordnung zur Stelle. Sn der Kathodrale Notre-Dame . wo die sterblichen Reste des Marschalls seit Dienstagabend in einer provisorischen Kapelle ruhten, war im Mittelschiff unter einem hohen schwarzen, mit Hermelin bedeckten Baldachin ein grandioser Katafalk errichtet, auf dem der Sarg mit blou-weiß-rotem Fahnentuch überdeckt placiert war Um zehn Uhr setzte sich der Trauerzug in Bewegung. Er wurde von Kürassieren der republikanischen Garde eröffnet. Ihr folgten Ab- tcilungen aller Truppengattungen. Von den alliierten Armeen waren ein Bataillon belgischer Infanterie, die pittoreske englische Garde, sowie amerikanische Füsiliere zum Trauer- geleite erschienen. In großem Abstand solgte die F e l d st a n d a r t« des toten Marschalls, von seinem Adjutanten getragen. Ihr solgte das herrenlos gewordene Pferd des einstigen Generalissimus in -iner schweren, schwarzen, silbernen Schabracke. Auf einer von sechs hwarzen Pferden gezogenen Artillerie-Lafette war der Sarg des iarscholls aufgebahrt, von der Trikolore überdeckt. An den Seiten '•ritten die drei letzten noch lebenden Weltkriegsmarschälle P 6 t a i n, ! ij a u t e y und d'Esperey, denen die Familie folgte. Der Präsident der Republik eröffnet« den zweiten Teil des Trauerzuges. Nach ihm kamen die Mitglieder der Regierung, des ' Senats, der Kammer sowie das unübersehbare Heer der Würden- träger und Mitglieder der Academie Fran?aise. Es war um die Mittagsstunde, als der mehrere Kilo- m e t c r lange Zug am Jnvalidenplatz ankam. Bor dem Gebäude waren drei schwarz verhängte Tribünen errichtet worden, wo die osjiziellcn Vertreter Frankreichs sowie die Delegationen der sremden Staaten Platz nahmen. Äm Angesicht der MitteltrMne war ein hoher Sockel errichtet worden, auf dem der Sarg des Marschalls placiert wurde, um ein letztes Mal die Reime seiner Truppen abzunehmen. Die Trauerrede hielt Kriegsminister B a r t h o u. Er rühmte •ie Schlichtheit und Einfachheit des Siegers in der Marneschlacht, der •ine Soldaten so gut in der Hand gehabt habe, daß sie dem„G r o tz- i a t e r Joffre" nach vielen schweren Niederlagen und nach einem ermüdenden Rückzug doch zur siegreichen Offensive an der Marne gefolgt seien. Joffre, so betonte Barthou weiter, habe nie das Wort „Revanche" ausgesprochen. N i« auch habe Joffre ein b e l e i d i- g e n d e s Wortgegen Deutschland oder die Deutschen gesagt. (Wenn das stimmt, dann hat sich Joffre sehr vorteilhaft von seinem Nachfolger unterschieden. Red. d.„V.") Herriot läßt im Rathaus verhasten. Pari». 7. Januar.(Eigenbericht.) Der ehemalige Ministerpräsident Herriot hat am Dienstag im Rathaus von Lyon in seinem Amtszimmer einen Erpresser verhaften lassen. Der Schuldige, ein Ingenieur namens Sauze, hatte bei c'nem Prozeß zwischen der Stadt Lyon und der Gasgesellschast als Sachverständiger gewirkt. Dabei hatte er sich von der Gasgesellschast mit einer Million Franken b e st e ch e n lassen, um ein ihr günstiges Urteil abzugeben. Von Herriot verlangte er mir 250 000 Franken, damit er ihm die Beweise für die Schuld der Gasgesellschast aus- händige. Herriot ließ sich auf keine Verhandlungen ein, sondern rief die Polizei herbei._ Verschleierte Inflation. Gutscheine statt Geld in Sowjetrußland. Angesichts des dauernden Mangels an Zahlungsmitteln— einer Folge des Verfalls der russischen Währung— hat die Sowjetrcgie- rung zu einem neuen Experiment gegrissen: für die Arbeiter der Unternehmungen mit über 5000 Beschäftigten werden besondere ltzenossenschaftsläden eingerichtet, die allein der Verfor- g»ng die-ser Arbeiter dienen. Die gleiche Einrichtung wird getrossen Üir Fabriken, die für das K r i e g s k o mm i sf o r i a t arbeiten. lBekannllich gibt es in Rußland zur unbedingten Sicherstellung der Armceversorgung besondere mllitarisiene Betriebe.) Die Belieferung der Arbeiter durch die geschlossenen Genossen- ichaftsläden geschieht nun in der Weise, daß die Arbeiter einen Teil ihres Lohnes statt in barem Gelde in Gutscheinen erhallen, gegen die chnen der zuständige G-nosseirschaftsladen Waren verabfolgt. Natürlich können die Genosfenschastsläden auf jlie Gutscheine dauernd nur Ware verabfolgen, wenn ihnen der Staat diese in Geld einwechselt. Es handell sich dalier bei diesem Gutscheinsystem in Wir Mich feit um die Schaffung zusätzlicher Zah- lungsm.ittel. also um ein inflationistisches Manöver, das zwar nicht so plump ist wie da» Tappeldrucken von Tscherwo- netznoten. aber in seiner Wirkung auch zu weiterer Wert- Minderung des Geldes führen muß. Es ist eine ähnlich« Er- scheinung, wie wir sie in der Inflation erlebten, als allenthalben besonderes Stadtnotgeld, Fabriknotgeld usw. entstand. Bon der Seite des Arbeiters gesehen, bedeutet das Gutschein- system eine Rückkehr zu den Methoden des roh« st«n „K r i e g s k o m m u n i s m u s". Statt des Barlohnes bekommt der Arbellcr wieder seinen„Pajock" kriegskommunistischen Angedenkens, d. h. eine Anweisung auf Lebensmittel und bestimmte Waren. Etwas anderes ist der Gutschein nicht, höchstens ein„Pajock" in etwas ver- feinerter Form. Jedenfalls schränkt er wie dieser dl« Freiheit des Arbeiters in der Verwendung feines Lohnes außerordentlich ein.
Massenausweisung aus Amerika . 100000 betroffen.- Einwanderungsquote auf 10 Prozent verkürzt. woshingtoo. 7. Januar.(Eigenbericht.) Der Einwaicherungsausschuß des Repräsentantenhauses lehnte am Dienstag den Antrag eines Abgeordneten auf zweijährige Unterbrechung der Einwanderung ab. Er stimmt« dagegen dem Vorschlag des Staatsdepartements auf Minderung der Ge- jamtquote um SO Prozent zu. Damit Ist auch di« Bevor- zugung solcher Einwanderer gefallen, di« Verwandte in Amerika haben. Der Arbeitsminister beantragte beim Senat die Verschärfung der Bestimmungen über die Ausweisung von Ausländern, ins- besondere die Befugnis zur Ausweisung beim Vorliegen irgend- welcher strafbarer Handlungen. Wie inzwischen amllich festgestellt wurde, hallen sich zur Zell 400 000 Ausländer ohne Patz m Amerika auf. Bon ihnen dürften demnächst 100 000 ausgewiesen werden.
Rybnik . 7. Januar. Im Prozeß gegen die acht Golossowitzer Einwohner wegen der Auflehnung gegen den Terror der polnischen Aufständischen und der Tötung des Polizisten Schnapka— über den Anfang haben wir schon berichtet— wurde der Antrag des Verteidigers Dr. Vaj, den Prozeß zu oertagen, well nach der Verlegung des Prozesses von Kallowitz nach Rybnik die in der Strafprozeßordnung vorgesehene Terminsfrist nicht eingehallen worden sei, abgelehnt. Die Anklageschrist erwähnt auf acht Seiten eine ausführliche Darstellung der Vorgänge am 22. November. Auffallend ist, daß darin die Person des Pastors Harlfinger. der von der polnischen Presse als der Urheber der Zwischenfälle bezeichnet wurde, mit keinem Wort erwähnt wird. Eigenartig ist, daß bei jedem Angeklagten die „deutsche Nationalität" besonders betont wird. Die Tätigkeit des Aufftändischenoerbandes wird als recht harmlos hingestellt. Da- nach seien die Aufständischen, etwa 15 an der Zahl, in Uniform auf einem Lastauto nur gekommen, um für die Regierungspartei die übliche Wahlpropoganda zu betreiben. Die Aufständischen hätten lediglich das Vereinshaus, in dem die deutsche Schule unter- gebracht ist,„besichtigt" und dabei die Lehrerin Fuchs „beruhigt", indem ihr ein Aufständischer erklärte, daß die Schule nur dann in die Luft fliegen würde, wenn die Kinder im ankistaallichen Geiste erzogen würden. Die Aufständischen seien dann weitergefahren und hätten sich auf der Rückkehr nicht mehr in Golassowitz aufgehalten. Am Abend hätten sich die Dorfbewohner auf ein vereinbartes Signal mit Stöcken, Zaunlatten und Messern bewaffnet, um die Kirche und um das Vereinshaus versammelt. Die Angeklagten Ku b la und W a t u t hätten sich auf Patrouille begeben und seien dabei aus den Polizei- kommandanten Schnapka gestoßen, der ebenfalls ans die Alarm- signale nach dem Vereinshaus eilte. Hierbei soll es zwischen dem Polizeibeamten und Bauern, die den Polizeibeamten überfallen hätten, zum Kampf gekommen sein, wobei Schnapka schwere Ver- letzungen erlitt, an denen er verstarb. Ein aus dem 6 Kilometer entfernten Nachbardorf gerufener Arzt lehnt« Hilfeleistung ab unter dem Vorrvand, daß es Nachtzeit wäre und ihm die anrufenden Personen unbekannt seien. Laut Anklageschrift haben sich sämtliche Personen zu der Tat bekannt: die Beweggründe der Tat sind nicht in der Selbstverteidigung der von den Aufständischen terrori- sierten Ortsbevölkerung zu suchen, sondern„in der deutschen Agi- tation, in dem Nativnalitätsantagonismus und in dem Haß gegen das polnische Staatswesen bei den Angehörigen der natio- nalen Minderheit". Die Anklageschrift schließt mtt den Worten: „Dies findet seine Erklärung in der seil einiger Zeit verstärkten organisatorischen Agitationstätigkeit der deutschen Minderheit und in der Taffache, daß alle Angeklagten zur deuffchen Minderheit gehören." Die acht angeklagten Angehörigen der deutschen Minderhell stehen im Alter von l0 bis 60 Jahren: sie weisen zum Teil noch beträchtliche Verletzungen auf und heißen Johann Kubla, Joses W a t u t, Adolf S w i e z y, Wilhelm B r z e z e k, Johann K o r ch e l. Johann W a c l a w i k, Oskar S z y m i t und Kurt Szym ik. v Zunächst wurde der Hauptangeklagt« Kubla gehört, der den Mitangeklagten Watut st a r t b e l a st« t e. Nach den Schilderungen Kublas hat Watut dem Kubla einen Stock aus der Hand gerissen, im gleichen Augenblick wurde beiden von einer dritten Person mit einer Taschenlampe in? Gesicht geleuchtet. Watut schlug nunmehr mit dem Stock zu. Es Handelle sich, wie sich später herausstellte, um den Polizeibeamten S ch n a p t a. Watut habe noch mehrere Male auf ihn eingeschlagen, und auch Kubla gab zu. daß er mit einem Küchenmesser dem Schnapka einen Stich in den Hinlerkopf verfehl Hab«.— Die weitere Vernehmung der Angeklagten ergab zahl- reiche Widersprüche, da sich die Angeklagten größtente'ls auf ihre Angaben vor dem Untersuchungsrichter nicht mehr be- sinnen können. Die Verteidigung erklärt« die Widersprüche da. mit. daß Kubla und Watut vor ihrer Vernehmung durch den Unter- suchungsrichter mit K o l b e n s cht ä g e n und Fußtritten bearbeitet wurden und bei einem glühenden Koksofen knien mußten, bis sie ohnmächtig zusammenbrachen. Der Staats- anwall, dem diese Feststellungen offensichtlich sehr un° angenehm waren, verlangte Ausschaltung dieser Fragen aus der Verhandlung, da sie auf den Verlaus des Prozesses keinen Einsluß hätten. Der Vorsitzende bemüht« sich, aus dem Wirrwarr der Aussagen ein klares Bild zu gewinnen. Ein Gegenprozeß in Westpreußen . Marienburg . 7. Januar. Am Mittwochvormlltag begann hier vor dem Schöffengericht die Derhandlung über die N i k o l a i k e r Zwischenfälle. Dort wurden Ende Oktober 1930 polnischen Einwohnern die Fenster- scheiden eingeschlagen. In einer Nacht durchlief«ine Horde den Ort und demolierte planmäßig polnisches Eigentum. Namentlich war es auf die M i n de r h e i t e n s ch u l e abgesehen. Es wurden vier Personen verhastet, die jetzt vor Gericht stehen: Rechtsbeistand Patczin s ki aus Nikolaiken , Kaufmann C hole vi u s- Könige. berg, Arbeiter Gottschewski und Chaussee Wärter(Bufowski aus Nikolaiken . Rechtsbeistand P a t c z i n s k i gab an. früher in Soldau gewohnt zu haben, dann aber, da er für Deutschland optierte, ausgewiesen worden zu sein. Er habe sich dann nach Nikolaiken begehen, wo er mehrfach unter dem Verdacht, für Polen zu agi- tieren, oerhastet worden sei. C h o l e v i u s erklärte, er sei in Nikolaiken wiederholt von Polen angepöbell worden, da er sich zu seinem Deutschtum bekannt habe. Gottschewski schilderte es ähnlich Auch er fei als Deutscher gehaßt worden und habe keln« Beschäftigung gefunden. Sodann wird der erste Fall der Beleidigungen gegen den Hausbesitzer
Hans Albers in der Volksbühne Franz Mo'nar.„Liliotn*- Wieder einmal«in Volltreffer der Volksbühne. Beglückt sieht man dreieinhalb Swnden lang ein in bestem Sinne großartiges Theater und weih, warum es so lange Jahre gedauert hat, bis diese prachtvolle Lorstadtlegend« von neuem auf der Bühne erschienen ist. Weil man bis dahin keinen so wundervollen, leicht- lebigen, lustigen, sich in die Herzen spielenden Llliom entdeckt hatte, wie es Han» Albers ist. Dxr.
Ossiliski verhandelt, der sich nicht als Pole bekennen will. Zeugen sagen aus, daß Ossinfki oft auf Deuffch« geschimpft habe. Zu einem kleinen Zwischenfall kommt es. als eine polnische Zeugin erklärt, „wir P o l a k« n sollten alle nach Polen ", wobei sie also selbst das „Schimpfwort" benutzt, dos bei dem Angeklagten Gottschewski be- anstandet wurde. Oer polensp'on vorm Reichsgericht. Leipzig . 7. Januar. Der 4. Strasfenoi des Reichsgerichts Hot die Verhandlung im Spionageprozeß Biedrzynfki öffentlich fortgesetzt. Es ist noch nickst geklärt, welcher polniiche Beamte geschossen hat. B. leugnet. geschossen zu haben. In diesem Zusammenhang fragt der Dvr- sitzende: Warum sind fünf Beamte mit Ihnen über die Weichsel gefahren? Angeklagter: Das weiß ich nicht. Ich habe mich auch nicht darum gekümmert. Der verantwortliche Vorgesetzte hat uns darüber nichts gesagt.. Als wir an der Grenze angekommen waren, gab er uns einen Wink mit der rechten Hand, ihm zu folgen. Weiter haben wir nichts erfahren. Vors.: Als de» erst« Schuß in der Paßkontrolle gefallen war, setzte doch auch draußen ein leb- Haftes Feuer ein. Wie erklären Sie' sich das? Angekl.: Die haben doch sicher aus eigenem Antriebe geschossen. Sie glaubten vielleicht, wir seien in dem Kohlcaraum in Gefahr. Vors.: Die Pistole des Leskjewicz, der tödlich verletzt wurde, ist erst am nächsten Tage in dem Kohlenraum gefunden worden. Angekl.: Es ist möglich, daß man uns zugerufen hat, wir sollten uns ergeben. Ich weiß es abe" nicht. L. wurde angeschossen in dem Augenblick, als wir aus dem Sohlenraum herauskamen. Ich sah, daß der deutsche Beamte Sender seine Pistole tief hielt, doch kann ich nicht sagen, daß Sender auf L. geschossen hat. Wahr- scheinlich dachte Sender, er müsse sich vor uns schützen. Uebrigens hat L. gar nicht deutsch oerstanden. Er konnte also auch den Zuruf, sich zu ergeben, nicht verstanden haben. Einen Warnungs- schuß hat Sender abgegeben. Damit ist die Vernehmung beendet. Das Gericht tritt in die Beweisaufnahme ein. Ein Direktor der deutschen Versuchsanstalt für Handfeuerwaffen erklärt, daß aus her beschlagnahmten Pistole des L. ein Schuß nicht abgegeben worden sei, aber mit vollkommener Sicherheit festgestellt werden konnte, daß aus der Pistole des Angeklagten Biedrzynfki kurze Zeit vor der Beschlagnahme geschossen worden war. Sodann wurden Zeugenaussagen darüber verlesen, welchen De- fund die Paßkontrollstell« am Morgen des 25. Mai aufwies. Dabei ist merkwürdig, daß die Aussagen der Landjäger recht eindeutig darstellten, daß in der Paßkontrolle die Ausräumungsarbeitc» nach der ausregende« Ikachk reckst schnell angeordnet und durchgeführt, oder doch mindesten» von den Beamten der Kontrolle geduldet wurden, so daß eine Spurensicherung im kriminalistischen Sinne des Wortes nicht erfolgt ist. Auch die Behandlung der aufgefundenen polnischen Dienstwaffen ist nicht mit der nötigen Sorgfalt geschehen, ebensowenig hat man über di« Aufsuchung der beweiserheblichen leeren Patronenhülsen einwandfreie Angaben von den Beteiligten«rlängsn können. Dem Gssängntsinspellor von Marienwerder hat der Angeklagte Bjedrzyns kl nach seiner Einlieterung erklärt, man habe die neuesten Gasmasken aus Deutschland angeboten bekommen, es sollten 2500 Mark dafür bezahlt werden, sie, die pol- Nischen Beamten, hätten aber nur 250 Zloty mitgenommen. Wenn es gelungen wäre, diese Gasmasken zu beschaffen, dann hätte der Angeklagt« einen hohen Orden bekommen. Im übrigen habe der?lngeklagte schon 1925 eine neue Quarzlampe aus Berlin auf diesem Wege„besorgt". Der Angeklagte bestreitet die Rich- tigkeit dieser Darstellung. Der erste Zeuge, Krlminalbezirkssekretär S t u l l i ch aus Ma- rienwerder, wird gefragt: Wer hat den ersten Schuß abgegeben? Der Zeuge schilderte seinen Standort in der Paßiontrolle und er- klärte, daß der später verletzte Sender neben ihm gestanden babe. Aber, sagt der Zeuge, der Sender hat nicht geschossen. Ein Sckniß ist hinter mir abgegeben worden. Ich habe den bestimmten Ein- druck, daß dieser Schuß von einem der beiden polnischen Be- amten abgegeben worden ist. Nach diesent ersten Schuß folaten mehrere innerhalb des Hauses. Daun sah ich, daß Sender blutete. Aber auch außerhalb des Hauses ertönten tu dieser Zeit Schüsse. Vors.: Hatten Sie den Eindruck, daß die draußen Schießenden auf der Lauer gelegen hatten? Zeuge: Jawohl, den Eindruck habe ich heute noch. Die pol- Nischen Posten haben wit ja gesehen und sie sind sicher auch vom Kommissar instruiert gewesen, alsbald zu schießen, wenn irgend etwas vorgeh«. Wir haben zunächst kein« Schüsse abgegeben. Später, als Sender getroffen war, haben auch unser« Beamten ge- schössen. Wir haben den schwerverletzten Leskjewicz vorsichtig zum Zollamt getragen, und zwar auf Hinwegen, weil die Straße von den Polen.u nterFeuer gehalten wurde. Weiterverhandlung: Donnerstag vormittag. pilfudsti schädigt Polen . Genf wird es beweisen. Warschau . 7. Jaimar.(Eigenbericht.) Der sozialistische„Robotnik" schreibt, datz die deuffch-polnische Kontroverse tn Genf unabhängig von ihrem Verlaus und Ergebnis Polen großen Schaden zufügen müsse. Vor allein werde die Well etwas über die letzten polnischen Wahlen erfahren. Abgesehen von diesem moralischen Nachteil werde die Genfer Disku'st m Polen auch politische Schäden zufügen, da die deuffch-palnischen Beziehun- gen. deren Besserung alle Verständigen wünschen, durch den Konflikt ein« bedeutende Verschärfung erfahren und die deutsshen Chauvinisten dies zu einem Feldzug gegen das Kabinett Brüning und gegen die bisherige deutsche Außenpolitik benutzen würden. Außerdem sei zu befürchten, daß die deutsch -polnische Diskussion in Genf einen ungünstigen Einfluß auf die beabsichtigte Einberufung der A b- rüstungskonferenz haben werde. In diesem Falle würde die öffentliche Meinung der Well zum mindesten die Hülste der Schuld daran Polen zuschreiben. Die Polen -Dtskusston in Genf , so schließt der„Robotnik", wird demnach beweisen, daß di« Pllfudski-Regierung durch ihre Taktik das beste Propagandamaterial gegen Polen liesert.