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Nr. 1148. Jahrgang

2. Beilage des Vorwärts Dag

Kunstfeidendämmerung.

Krisenabschluß bei Bemberg.

Der mächtige Aufschwung der Kunstseidenindustrie in der Nach-| von rund 18 Millionen bei einem Gesamitapital von 40 Millionen friegszeit hatte bis zum Jahre 1928 auch den führenden deutschen Mart schrumpft durch diese Reinigungsaktion auf 4 Millionen zu Konzernen Glanz stoff und der mit ihm verbundenen Bem- fammen. berg AG. in Barmen eine phantastische Entwicklung gebracht. Die Die Hauptgründe für diese enormen Abschreibungen liegen, mehrfachen Kapitalerhöhungen und riesigen Ausbauten der Pro-| neben der notwendigen Wertminderung der vielfachen Bemberg- Be­duktionsanlagen, deren fünftige Auswertung von den Kunstseide| teiligungen, in der Uebersteigerung der Werksaus Unternehmern mit größtem Optimismus betrachtet wurden, zeugten von einem regelrechten Gründungsfieber dieser jungen Industrie.

Auch ohne die schwere Weltkrise des letzten Jahres hätte es bei der plonlosen Ausdehnung der Kunstseidefabrikation aller Länder in dieser Industrie turz über lang zum Klappen tommen müssen. An­zeiden hierfür waren bereits Ende 1928 und dann im Jahre 1929 genügend vorhanden.

Zeigte schon der Jahresabschluß der Bemberg AG vom 30. Sep: tember 1929, in dem die Dividende von 14 Proz. auf 8 Proz. herabgesezt wurde, daß der ununterbrochene Aufstieg dieses Unter­nehmens zu Ende sei, so läßt der jetzt veröffentlichte Jahresabschluß für das am 30. September beendete Geschäftsjahr 1929/30 erkennen, in welche ernsten Schwierigkeiten die führenden Kunstseide­fonzerne Deutschlands durch Ueberfapitalisierung

und die vorhandene Weltüberproduktion geraten find.

Der Aufsichtsrat von Bemberg genehmigte gestern den Abschluß, der nur einen kleinen lleberschuß von 115 718 Mart aufweist. Dem gegenüber stehen in den legten drei Jahren Reingewinne von 3,12 im Jahre 1926/27, 4.27 im Jahre 1927/28 und 3,24 M11 lionen Mart im Jahre 1928/29. Aber auch dieser tieine Rein­gewinn des letzten Jahres ist eigentlich nur bilanzmäßig kon.

struiert, denn das Unternehmen hat sich gezwungen gefehen, Sonderabschreibungen in Höhe von 14,3 Millionen auf feine Beteiligungen und Anlagen abzufeßen, die nicht mehr aus dem Geschäftsgewinn, sondern mur unter Zuhilfenahme des Reserve­fonds bestritten werden. Demnach ergibt sich also als tatsächliches Ergebnis des letzten Betriebsjahres

bauten, für die angesichts der jezigen Lage Millionen nug los zum Fenster hinausgeworfen sind. So kam das große neue Werf in Siegburg überhaupt nicht in Betrieb, und ob es bei einem Anhalten der Kunstseidestagnation überhaupt jemals von Bemberg in Betrieb genommen wird, ist noch sehr die Frage. der Bemberg- Bilanz erledigt ist, dürfte sehr bezweifelt werden. Im Db mit dieser Aktion der Sonderabschreibungen die Reinigung vergangenen Jahr betrug der

Gesamtumfatz des Konzerns 57% miffionen und der reine Kunstjeidenumfah 51% Millionen,

so daß das Kapital von 40 Millionen noch nicht einmal anderthalbfach umgeschlagen wurde. Die Bemberg- Aktien haben in den letzten zwei Jahren der Börsentrise einen Kurssturz erlebt, der wohl zu den sensationellst en seiner Art gehörte. Von ihrem Höchftfurs von 669 Proz. im Jahre 1926 sind die Bemberg- Kurse Ende Dezember 1930 bis auf 43 Broz. gefallen. Eine Tausendmarfattie, für die 1926 noch 6690 Mart bezahlt wurden, hat also zur Zeit nur noch einen Kurswert von 430 Mart, ist also auf weniger als ein Fünf­zehntel zusammengeschrumpft. Das zeigt, abgesehen von den all­gemeinen tatastrophalen Kursstürzen sämtlicher Aktiengruppen in Deutschland aber doch, daß in Kapitaliſtenkreisen nicht mehr die Hoff nung besteht, daß

das start verwäfferte 40- Millionen- Kapital

von Bemberg in absehbarer Zeit überhaupt wieder eine Dividende bringt. Die Bemberg- Berwaltung wird daher wohl taum darum herum tommen, ihr 40- millionen- Rapital auf eine Basis zusammen. zuftreichen, die die Möglichkeiten einer fünftigen Rentabilität in fich fchließt. Jedenfalls mird taum ein anderer Weg vorhanden sein, bei dem Bemberg- Konzern. Die bei Bemberg sehr starte Reserve um die Sünden der Bergangenheit wieder gutzumachen.

ein Berluft von rund 14 Millionen Mark

Induſtrie fordert Tariffenfung.

Scharfe Angriffe gegen die Reichsbahn.

Bon verschiebenen Seiten der deutschen Industrie, besonders auch der Eisen verarbeitenden Industrie, wird die bisherige Pv Iitif der Reichsbahn im Rahmen der Preisfenfungsattion einer fcharfen ritit unterzogen. Es wird mit Recht darauf hingewiefen, daß die 45 Millionen Mart, die die Reichsbahn für eine Tariffenfung aufwenden will, im ganzen 0,98 Pro­gent(!!) der Reichsbahneinnahmen im letzten Jahr ausmachen. Daß dieser lächerliche Prozentsatz den Preisabbautendenzen der Re­gierung entspricht, glauben wir auch nicht, denn schließlich hat die Heichsbahn als größter Käufer der Industrie im Laufe des letzten Jahres von Preissenkungen bis zu 10 Proz. und darüber profitiert.

Ferner wird in der Kritik an der Reichsbahn, darauf hin­gewiesen, daß die Einnahme im Krisenjahr 1930 gegenüber der Hochkonjunktur von 1927 nur um 9,14 Bro3. gefunten fei. Wenn man berücksichtige, daß 1930 der Wirtschaft im Durchschnitt Mindereinnahmen von 20 bis 30 Pro3. gebracht haben, fo fönnte man eigentlich der Reichsbahn zu ihrem Abschluß nod) gratulieren. An die Regierung wird schließlich die Forderung gestellt, dafür zu sorgen, daß öffentliche Unternehmen von der mirt­schaftlichen Bedeutung der Reichsbahn sich beim Brzisabbau nicht ein unverständliches Sonderrecht anmaßten, denn da­durch mürde die Bereitwilligkeit der Wirtschaft, den Preisabbau­wünschen der Regierung zu folgen, ein schwerer Stoß verfekt.

Bahlungsaufschub für den Pleß - Konzern

Reich und Preußen greifen ein.

Gestern fand in Berlin die entscheidende Gläubigersihung der Stidstoffwerte A.-G. Waldenburg statt, die ein Haupt­befigtum des schlesischen Magnaten Fürst Bleß darstellt. Nach dem Bericht des Vorsitzenden Dr. Baulig find insgesamt 11 Mil­lionen vorberechtigte und 11 Millionen ungedecte Forderungen vor­handen. Nach den Aeußerungen von Sachverständigen dürften die Betriebe der Stickstoffwerke A.-G. rentabet gestaltet werden, wenn sie mit Bollbetrieb arbeiteten und weiter ausgebaut seien. Wir halten diese Feststellungen der Gutachter angesichts der schon vor handenen starken Ueberproduktion an Stickstoff in Deutschland für fehr optimistisch, ganz abgesehen davon, daß für den weiteren Ausbau der Werte zunächst wohl erst noch Betriebsmittet befchifft werden müßten.

der Berwaltung offenbar nicht zur Debatte, ba ber gesamte Verlust auf neue Rechnung vorgetragen werden soll. Die, fmüftige Entmid­lung wird im übrigen von der Verwaltung ziemlich opti mistis beurteilt. Die Bewertung der alten und neuen Filme fei sehr vorsichtig, unter anderem find 21 ältere Filme überhaupt nicht und die Filme der Saison 1928/29 nur mit 110 000 m. be­werbet. Auch die Verbindung mit der United Artists Compann hat fich günstig ausgewirft.

Donnerstag. 8. Januar 1931

Verfehlte Spekulationen.

Frankfurter Metallfonzern muß mit Dividendensenfung quiltieren.

Der größte deutsche Metalltonzern, die Frankfurter Metall­gesellschaft 2.-G., die mit einem Kapital von 59 Millionen Mart arbeitet, schließt ihr Geschäftsjahr 1929/30 mit einem um 2 millionen verringerten Reingewinn von insgesamt 4,04 Miili onen Mark ab. Die Dividende wird entsprechend von 8 auf 5 Proz. herabgesetzt.

Dieser verschlechterte Gewinnabschluß des führenden deutschen Metallunternehmens ist im Hinblick auf die allgemeinen Schwierig feiten in der internationalen Metallwirtschaft und die anhaltende Unruhe, die besonders in preispolitischer Beziehung durch die plm­losen Manipulationen des amerikanischen Kupferkartells herver­gerufen wurde, nicht überraschend. Auch bei vorsichtigster Betriebsführung waren sicherlich bei den Zuständen des letzten Jahres größere Beriuste nicht zu vermeiden.

Es hat sich jedoch auch bei der Frankfurter Gesellschaft die Notwendigkeit ergeben, bestimmte Spekulationen, die fehl fchlugen, zu liquidieren. In erster Linie steht hier wohl das Ge schäft mit den Stolberg- Aktien, das schon für den bekannten Mansfeld Konzern eine recht faule Geschichte wurde. 3war hat der Frankfurter Konzern Wert darauf gelegt, in der Deffentlich­feit zu erklären, daß er durch Abmachungen vor Verlusten bei dem Stolberg- Geschäft gesichert(?) sei. Und in der Tat werden auch die höheren Abschreibungen in der Bilanz ausschließlich mit dem Hin­weis auf die enimerteten Metallbestände begründet. Inwieweit aber. diefe offen ausgewiesenen Abschreibungen und nicht die in den Vorräten enthaltenen stillen Reserven zum Ausgleich für den Metallpreissturz gedient haben und wieviel für die Sti­berg Aktien abgesetzt wurden, läßt sich bei der Undurchsichtigkeit der Bilanz nicht feststellen. Reichsfinanzen Ende November 1930.

Gesamtdefizit 913 Millionen.

Jetzt erst liegt der Monatsaus meis des Reichs­finanzministeriums für November über Einnahmen und Ausgaben des Reichs vor. Danach hat sich das Defizit seit dem Bormonat von 722,1 Mil. auf 912,7 111, also um 190,6 mil lionen Mart erhöht.

Im ordentlichen Etat hat das Defizit die Höhe von 579,6 mill. Marf erreicht Bon dieser Summe entfallen 65 Mill, auf das Vorjahr, während in diesem Jahr in den Monaten April bis November em neues Defizit von 514,6 mill. durch Einnahmeausfall entstanden ist. Im Monat November betrugen die Einnahmen 713,8 Mill., während die Ausgaben einen Betrag von 879,3 Mill. ausmachten, also die Einnahmen um 165,5 mill. übertrafen. Die Einnahmen der Monate April bis Movember zusammen in Höhe von 7061,8 mill. blieben hinter ven Ausgaben in Höhe von 7576,4 mill. um 514,6 mill. zurück.

Jm außerordentlichen Etat betrugen die Eine nahmen im November mur 4,3 mill., in den Monaten April bis November 674,4 mill. Die Ausgaben beliefen sich im Der modernfte Fernfprechdienst Europas in Rumänien ? Das November auf 29,4 mill., in der Zeit April bis November auf ameritanische Elettrofapital dringt in immer neue Gebiete 233,8 Mill. Im außerordentlichen Etat ist also für dieses Jahr vor. Besondere Erfolge hat in legter Reit die Schwachstromindustrie bisher eine Mehreinnahme von 438,6 Will. zu verzeichnen. errungen. Die International Telephone and Tele­Aus dem vorangegangenen Rechnungsjahr mußte aber ein graph Corporation( III.) hat jetzt ler rumänischen Regie rung Neg und Betrieb des Fernsprechverkehrs für 4,5 Mil- ehlbetrag von 771,7 Mill. übernommen werden, so daß sich fionen Dollar abgekauft, nachdem sie vor einiger Zeit Spaniens im Endergebnis ein Defizit von 333,1 Mill. ergibt. Fernsprechbetrieb übernommen hatte. Bekanntlich ist dieser Kon­zern über die Tochteraesellschaft Standard Elektrizitäts­Gesellschaft 2.-G. auch an der deutschen Schwachstrom-, Karel- und Anvaroteban Industrie maßgeblich beteiligt( Lorenz A.-G., Mig u. Genest, Schuchhard, Telephonfabrik Berliner ). Damit in Rumän en las gesamte Fernsprechnetz erneuert und der Betrieb in 13 Stätten auf Selbstanschlußbetrieb umgestellt werden kann, wird eine Fabrikationsgesellschaft( Standard Electrica Romana) gegründet. Es wird aber wohl noch einige Zeit dauern, bis Rumänien den modernsten und vollständigsten Fernsprechdienst Europas "( wie die Berheizung lautet) haben wird!

Wieder freie Preisbildung für Porzellangeschirre. Der Ber band Deutscher Porzellangeschirrfabriken beschloß, daß die einzelnen Werte statt nach den Minimalpreisen ( die vom Verband festgelegt werden) nach ihren individuellen Gestehungsfosten verkaufen. Damit gibt ein Kartell offiziell zu, daß es feine Preispolitik des Hochhaltens ungerecht­fertigter Breise nicht durchführen tann. Schon jahrelang unter­bieten sich die deutschen Geschirrfabriken gegenseitig. Dieser Beschluß hinft der tatsächlichen Entwicklung nach; der Markt ist damit für jeden Preiskampf freigegeben.

Schutzzölle in Lebersee.

Gefahren für Europa .

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vor

Stoden. Die im Kriege vor sich gegangene Aenderung genügte jedoch, um der europäischen - insbesondere britischen- Industrie, allem textil- und metallverarbeitenden Unternehmungen, dauernde Abfazverluste zuzufügen, der z. B. in der ununterbrochenen Arbeitslosigkeit vieler hunderttausend englischer Arbeiter zum Aus­druck fam. Wenn die erwähnten chilenischen Schutzzollbemühungen Erfolg haben, so werden wahrscheinlich andere südamerikanische Länder folgen. Nehmen wir hierzu die verschärfte australische 3011 politit, die zur Zeit zahlreiche neue industrielle Betriebe in Australien erstehen läßt, die Berselbständigung der großen afiatischen Länder, so ergibt fidh bie Schlußfolgerung, daß die gegenwärtige Weltkrise, menn fie noch weiterhin in solcher Schwere

Nachdem vor einigen Monaten Kanada und Australien die Industrialisierung wieder und geriet teilweise vollkommen ins ihre Zölle teilweise auf das Vielfache früherer Säge erhöht hatten, scheint nunmehr Chile mit der Berwirklichung umfassender Schutz­zollpläne zu folgen. Noch stärker als bei Australien ist diese Ab­sicht bei Chile eine unmittelbare Folge der Weltwirt­schaftskrise, d. h. in erster Linie der rüdgängigen europäischen und nordamerikanischen Rohstoffkäufe, die zu einem Sturz der inter­und nordamerikanischen Rohstoffläufe, die zu einem Sturz der inter­nationalen Rohstoffpreife geführt haben. Chile exportiert insbesondere Chilesalpeter und Kupfer. Im Jahre 1929 hat Chile für 2,3 milliar­Chilesalpeter und Kupfer. Im Jahre 1929 hat Chile für 2,3 milliar: den Besos Waren ausgeführt: hiervon entfielen etwa 46 Broz. auf Salpeter, 3 Brpz. auf Jod, 32 Bro3. auf Kupfer, zufammen also mehr als vier Fünftel auf diese Bergbauprodukte. Das Jahr 1930 hat mun infolge geringerer Abfagmengen und gesunkener Preise einen Rüdgang der Chileausfuhr um rund 40 Pros. zur Folge gehabt. Die Wareneinfuhr aus Europa und den Ber einigten Staaten fant demgegenüber nur um 10 Broz., so daß im Jahre 1930 zum erstenmal feit langer Zeit die Außenhandelsbilanz Chiles passiv gewesen ist. Um wieder eine attive Handelsbilanz herzustellen, will nach New- Yorker Meldungen die chilenische In­Auf Antrag von Dr. Schachian beschloß die Gläubigerversammdustrie diese Gelegenheit benutzen, um umfangreiche Zollwünsche zu Lung, dem Pleß - Konzern bzw. der Waldenburger Stickstoffwerte verwirklichen, insbesondere auf dem Gebiet von Lebensmitteln, Bau­A.-G. ein Moratorium( 3ahlungsaufschub) bis zum 31. Mär3 ftoffen und solchen fertigindustriellen Erzeugnissen, die auch im In­1931 zu gewähren. land selbst ohne befondere Schwierigkeiten hergestellt werden könnten.

Dieser Bedarf an flüssigen Mitteln ist übrigens, wie Rechts. anwalt Dr. Schachian feststellte jetzt bereits vorhanden. Dr. Schachian machte meiter die Mitteilung, daß das Reich und Preußen im Interesse des Waldenburger Notstandsgebietes be­reits eingegriffen hätten, und daß bereits ein Sanierungsausschuß unter Borsiz des Generaldirektors von der Porten, des Leiters der Reichsindustriemerke, gebildet fei, um die Berhältnisse bei Bleß gründlich zu überprüfen. Von dem Ergebnis dieser Prüfung wiro es abhängen, ob der Staat von sich aus in die Sanierungsaktion eingreifen wird.

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Millionenverlust der Terra.

Die Terra- Film A.-G. hat fich infolge der durch die Tonfilm­revolution eingetretenen Umma 18 ungen zu einer Herauffegung ihrer Abschreibungen von 140 000 auf 1,14 Millionen Mart ge zwungen gesehen. Daher wird für das Geschäftsjahr 1929/30 wieder ein Berlust von 0,73 Millionen Mart ausgewiesen, womit der Ge. jamtverlust des Unternehmens fich auf 1.33 Millionen erhöht. Eine Zufammenlegung des Kapitals von 3 Millionen stegt bei

Als während des Krieges die damals noch großenteils nor fapitalistischen lleberseeländer von der Zufuhr industrieller Erzeugnisse plöglich abgeschnitten waren, begann überall ein lebhafter Jn plöglich abgeschnitten waren, begann überall ein lebhafter In­duftrialisierungsprozeß, wobei por allen folche Industrie zweige bevorzugt wurden, in denen nur geringe Kapitalinveftierungen erforderlich waren, und die auch an die Ausbildung der Arbeiter und Angestellten nicht allzu hohe Anforderungen stellten. Lebens­mittel, Tegtil- und gewiffe andere Industriezweige entwidelten fich überall rasch. In der folgenden Najfriegsperiode verlangsamite fich

andauert,

eine neue Industrialisierungsepoche der Ueberseegebiete einzuleiten scheint, die Kehrseite davon, daß Europa zur Zeit auf den großen internationalen Rohstoffmärkten Baumwolle, Jute, Kupfer, Getreide, Kaffee usm. zu phantastisch niedrigen Preisen eintaufen fann. Bisher war es noch günstig für die Fertigwaren ausführenden Länder Europas und die Vereinigten Staaten , daß im Absatz nach den überseeischen Ländern nur ein verhältnismäßig geringer Rück­

gang eintrat.

Die Schuzzollbestrebungen in der Uebersee werden sich um so ftärfer bemerkbar machen und die europäische Warenausfuhr um so mehr bedrohen, als man in Europa , von den sonstigen Krisen­erscheinungen abgesehen, dazu übergeht, fich gegen die Einfuhr von Weizen, aus den überfeetschen Gebieten ftammenden Erzeugnissen Gefrierfleisch, Milchprodukte usw. durch besondere Schutzzölle ab. zusperren. Der in der ganzen Welt herrschende Zoll rotettionismus zeitigt also immer neue Auswüchse, die im gegenwärtigen Krisenstadium nur dazu dienen, die internationalen Wirtschafts­schwierigkeiten durch neue Störungsattionen im Welthandel ver fchärfen.