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?lr. 15» 48. Jahrgang
1. Beilage des Vorwärts
Sonnabend, 10. Januar 1931
Von Mitternacht   bis zum Morgen Mit der Polizeipatrouille durch das dunkle Berlin  
Wenn man die Männer von der Schutzpolizei   in ihren blauen Uniformen durch die Straßen patrouillieren sieht zu zweit, zu dritt oder auch einzeln, so ist man vielleicht, wenn man nicht bös- willig, aber uninteressiert ist, geneigt zu sagen:Ein etwas lang- welliger, aber recht angenchmer Berus  . Die gehen spazieren und lriegcn es noch bezahlt!" Andere aber, die denBlaukoller" haben, Nazis und Kozis, verärgerte Spießbürger nationaler Couleur, können nichts anderes als immer wieder kritisieren, immer wieder nörgeln, immer wieder über diese schlechten Menschen in harter Pflichterfüllung hersallen... Nur die allerwenigsten haben ein« Ahmmg davon, wie schwer und wie nervenausreibend dieser Straßen- dienst ist, währenddem das Publikum mit zahllosen Eigenwillig- kcitcn, Wünschen und Beschwerden an die Beamten herantritt, die alle gemeistert und, wenn irgend möglich, mit Güte geregelt werden sollen. Einer unserer Mitarbeller lzat nun eine Stichprobe gemacht: Er begleitete in Spätabend- und Nachtstunden drei Polizei- Patrouillen in drei verschiedenen Gegenden je eine halbe Stimde lang und hat die markantesten Vorfäll«, deren Regelung den Be- ainten überlassen war, aufnotiert. Es ist nur ein Neiner Auszug. aber er gibt eine Ahnung von der mühseligen und aufreibenden Arbeit der Polszeiboamten. Möge die Aufzählung dieser Tatsachen das V e r st ä n d n i s für die Tätigkeit der Polizeibeamten- fchoft in weitesten Kreisen vertiefen.
mein« Herren, alles Schwindel! Der Kellner will nicht di« Rech- nung ausstellen.- Ich kauf« keine Katze im Sack. Mich können Sie nicht belatschern, meine Herren, mich nicht." Es stellt sich her- aus, daß man dem dicken Mann mit dem Elchzahn längst die detaillierte Rechnung vorgelegt hat. Di« Beamten reden ihm güt- lich zu, aber durch Vernunftgründe ist er nicht zu überzeugen.
Ein tapferer Nazi und ein Querulant. Potsdamer Straße  , Nähe Bülowviertel. Es ist tief in der Nacht, gegen M3 Uhr. Im langsamen Schritt zieht die Patrouille vorüber. An der Autobushaltestelle der Nachtlinien 1 und 5 steht ein Herr, stark nach Alkohol duftend, der wie eine glänzend ge- lungene Kopie aus einem George-Grosz  «2llbum aussieht. Jäger. Hütchen mit Rasierpinsel auf dem Kopf, Wickelgamaschen um dj  « etwas kurzen, nicht ganz geraden Bein« und einem leichten Ansatz zu Bauch, d«r den martialischen Anblick des alkoholisierten Spießers abschwächt. Typ: Früher deutschnationaler Rittergutsbesitzer in Hinterpommern, heute offenbar zu den Nazis übergeschwenkt. In der Hand schwingt der Edle einen riesigen Knotenstock. Und siehe da, die Prognose ist richtig. Kaum erblickt der Ritter im Jäger- Hütchen di« Schupos, als er zu stänkern beginnt. Erst ruft er mit bierhciserer StimmeHeil Hitler  " undNieder mit den Juden", so daß sich Leute anzusammeln beginnen. Als die Be- amten den Recken vom dritten Reich in ruhigem Ton« auffordern, sich, der späten Stunde angemessen, etwas stiller zu verhalten, ist er zuerst ganz vernünftig. Als die Patrouille dann weiter geht, brüllt er ihr nach:Belästigen Sie mich nicht, zum Donnerwetterl Ich bin ein ehrenwerter Bürger und verbitte mir das! Hab« gar nicht nötig, mir so etwas gefallen zu lassen!" Und zu einenr Mann« gewendet, der ihm ein Gssintiungsgenosse zu sein scheint, sogt der freche Bursche mit höhnischem Lachen halblaut:Die Kerle sind ja für uns abgemeldet! Völlig abgemeldet! Die können mich sonst was..." Dann ruft er noch etwas hinter den Polizisten her, das wieLausejungen" undAffen" klingt. Als die Beamten zurück- kommen, ist er plötzlich ganz Nein und bittet in weinerlicher Stimm« dringend, ihn nicht ins Unglück zu stürzen... Schließlich wenden sich die Beamten ochselzuckend und angewidert ab. Sie lassen den Kerl laufen. Der besinnt sich nun auf seine erotische Mission, angelt sich ein«Dame der Straße" und zieht mit ihr in ein Stunden- Hotel ab. * Genau sieben Minuten später ist wieder etwas los. Aus einem Cafe heraus kommt ein Herr in Hut und Mantel. Ein anderer stürzt unbedeckt hinter ihm her. Man trifft sich bei der Polizei-
Patrouille. Der Herr ohne Hut und Mantel, schrecklich aufgeregt und sichtlich animiert, möchte den Namen des anderen festgestellt wissen. Er kennt ihn zwar, er hat einen Prozeß mit ihm gehabt und den Prozeß verloren. Aber tnis einer alkoholischen Laune heraus will er ssinen Gegner, wohl, um ihn zu blamieren, noch- mals feststellen lassen. Der ein« Beamte fragt den Ausgeregten. warum«r jenen denn feststellen soll. Der verweigert die Gründe und verlangt nochmals in barschem Ton, der Beamte solleseiner Pflicht nachkommen".Nein", sagt der Polizist,wenn Sie mir nicht sagen, weshalb, denke ich gor nicht daran."Wollen Sie nun Ihrer Pflicht nachkommen", schreit der Ouertilant,oder bin ich schutzlos? Und wenn ich bis zum Rsichsgericht gehe, Sie sollen mich kennenlernen!" Menschen sammeln sich an, alles entrüstet sich über den halsstarrigen Querköpfigen.Eine weich« Birne ist da. gegen eine Mannorkugel", sagt grinsend«in Straßenhändler. Man stimmt lachend zu. Die Beamten gehen einige Schritt« weiter. Da erscheint nach kurzer Zeit das Ueberfallkommando. Der Mann ohne Hut und Maittel, der bis zum Reichsgericht zu gehen beab- sichtigt, hat es alarmiert. Es gibt großen Disput auf der Straße. Schließlich wird dem Führer des Kommandos die Sache zu bunt: er nimmt denWeichbirmgen" mit aufs Auto und in scharfer Wendung geht es zur Revierwache..Heute meutert ja alles", jagen mit leisem Kopfschütteln die beiden Schupos, die«in« vor­bildlich« Ruhe bewahrt haben. ,Laß sie laufen und geh' pennen! Schlesisches Bahnhofsviertel. Rund um die Koppen«, Frucht- und Breslauer Straße. Hier ist es dunkler und trüber als an der Bülowftraßc. Die schweren Schuhe der Polizisten hallen an den Hauswänden wieder. Von Zeit zu Zeit fällt trübes Licht auf die Tschakos der Beamten, das aus den zahl« reichen Destillen und Alkoholkellern kommt, in denen sich die Zwischenschichtler" und ihre Mädchen zu trefsen pflegen. Plötz- lich kommt aus einer unterirdisch gelegenen Kneipe ein junges Mädchen in fliehender Haft auf die Beamten zugestürzt. Ein junges Ding, vielleicht 18 Jahre alt, aufgedonnert und angemalt. Retten Sie mir, Herr Wachtmeister, er will mir totschlagen...!" Da erscheint schon der.Mädchenhirt" auf der Bildfläche. Breiter, starkknochiger Kerl, brutale ZuhAtervisage, geballte Fäuste.... Totschlagen sollte man det Aas! Hat einen juten Freier jekappt urnd versäuft det Jeld mit einem anderen Kerl. Na, warte!" Das Mädchen verkriecht sich heulend hinler der schützenden Schupo- wand. Man läßt den falschen Star schnell in eine der dunklen Seitenstraßen entwischen und beruhigt den tobenden Zuhälter. Die Beamten könnten den famosen Bräutigam ja auch zur Wache bringen, ober besser geht es mit Nachsicht.Warum sich denn wegen des Mächens so ausregen! Laß sie laufen und geh pen««n", sagt der ein« Beamte mit gutmütigem Humor. Di«-zu- traglich« Ermahnung wirkt Wunder. Nach einigem Murren und Grollen schlenkert der Zuhälter in sein« Destille zurück. Das ist die Kunst der Menschenbehandlung. Er hat Geld wie Heu. Ein ganz anderes Milieu. Der Kurfür st endo in m im hohen Westen» da, wo er schon hart an Halens«« grenzt und wieder kleinbürgerlich zu werden beginnt. Aus einem Lokal, irgendeinem Bräustübl, stürzt aufgeregt ein Kellner heraus und ruft nach der Schupo. Zufällig erwischt«r unsere Patrouille und holt sie schnell herein. Ein Gast will die Zech« nicht bezahlen. Der Zechpreller,«in dicker Mann in feudalem Pelz- mantel und n»t einem Elchzahn an der Uhrkette: Typ: bestrenom- mierter Spießer, schimpft fürchterlich auf den Wirt. Die Beamten empfängt er mit einem Schwall von Worten:Alles Schwindel,
cl i.rc,» em rntge zu, riimperr, oie unre �ano rn ucl mit Silberstücken, und sagt breit lachend:Geld hob' ich wie Heu. so'ne poplige Rechnung bezahl' ich mit dem linken Daumen. Aber ich will die Aufftellung sehen!" Man hält sie ihm vor die Nase, es nützt nichts. Da er auch sein« Personalien nicht angeben will, wird er zur Wache gebracht. * Sckstießlich ein fast rührendes, sentimental-romanttsche. Final«. Aus einer dunklen, ganz unbelebten Seitenstraße des Kurfürsten- dämm kommt,«in vielleicht fünfjähriges Mädchen ge- trippelt, bleibt mit verängstigtem, verweintem Gesicht vor den Beamten stehen und sagt schluchzend, mit tränenerstickter Stimme: Ich will nach Hause, ich will nach Hause!"Wo wohnst du denn?" fragt der Beamte und beugt sich tief zu der Kleinen nieder. Sie kann nur mit den Achseln zucken und in verstärktes Sthluchzen ausbrechen. Schließlich nimmt ein Beamte,; die Kleine behutsam an die Hand und geht mit ihr zur Wache. Der schwere und der leise trippelnde Schritt verklingen in der Nacht Das ist ein sehr kleiner Anderthalbstunden-Auszug aus dem mühevollen Leben der Beamten im Straßendienst zur Nachtzeit.
Herbert Grafs Bestattung. Eines jungen Nepublitaners lehter Weg. Nim deckt auch den von den Nati onalsozialisten erschossenen Parteigenossen Herbert Gras die kühle Erde. Zwei Tage noch der Einäscherung des durch nationalsozialistische Mörderhand gefalle- nen Reichsbanncrkameraden Schneider ist er gestern nachmittag unter starker Anteilnahme der Bevölkerung aus dem Georgen- sriedhof in der Landsberger Allee   zu Grobe getragen worden. Zu Hunderten gedrängt standen die Trauernden unter ihnen die tiesgebeugten Eltern des von Hakenkreuzlern feige.Hingemordeten, die nächsten Verwandtelt und Freunde, die Vertreter der Partei und Gewerkschaften in der kleinen Friedhofshall«. Hundertc fanden keinen Einlaß mehr; sie harrten trotz des strengen Wintertages draußen, um dem Toten die letzte Ehre zu erweisen und ihm dos letzte Geleit zu geben. Eine Reichsbannerdelegation der Kameradschaft Arnswalder Platz nahm mit einem prächtigen Kranz, der mit den Farben der Republik   geschmückt war, zu beiden Seiten des Sarges Aufftellung. Unter den zahlreichen Kranzdelegationen -bemerkte man Aboridmmgen der Sozialdemokratischen Partei. Kreis Prettzlaiter Berg, des Allgemeinen Verbandes der Bankangestellten, der Berliner   Stadtbank, des AfA-Ortskartells, der Bank für Arbeiter, Angestellte und Beamte und des Vereins ehe­maliger Schüler der Arndt-Realschule, dem der Tote angehört hatte. Auch die Mieterschaft des Hauses Hufelondstraße 35 ehrte den Toten durch ein Krauzgewiirde. Di«, rot« Schleife des Kranzes, den die Stadtbonkkollegen ihrem toten Freunde' und Parkeigenossen wid- meten, iimg die Msschrist:Unserem lieben Kollegen und Mit-. arbeiter Herbert Gras, dem Opfer nationalsozialistischer Mordbuben." Nach den Worten des Geistlichen wurde der Sarg durch den verschneiten Friedhof zur Gruft getragen. Di« Menge folgte teil- nohmsooll, die Häupter entblößten sich, als der Schrein unter dem herzerbrechenden Schluchzen der fassungslosen Mutter, die ihr ein- ziges Ki nd durch Mörderhand verloren hat, in die Ties« sank. Kränze über Kränze»rmsäumten die Gruft. Langsam senkt« sich die Dämmerung hernieder, als di« letzten Trauergäste den stillen Hain verließen.
Zuschuß für die Volkshochschule  . Der Magistrat hat in seiner Sitzung vom 7. Januar beschlossen, als Zuschuß für die Volkshochschule   Grvß-Berlin wiederum 70 0 0 0 Mark in den Haushaltsplan für 1931 einzusetzen.
Igsäig? Er richtete sich in den Kissen aus und rief,:Ischo! Ischa!" Der Rodetzkimarsch brach ab. Schritte kamen näher und Zscha stand unter der Tür, beleidigt, wie es schien. Was ist los, Papa?" Komm hierher! Oder soll ich etwa mit dem Bett zu dir hinüberrutschen?" Zögernd trat Ischa aus dem Türrahmen. Warum paukst du auf dem Klavier herum? Kannst du nichts Ordentliches spielen?" Was verstehst du schon von Musik, Papa?!" Eine tiefe Falte wuchs aus Ludwigs Nasenwurzel. Irgendwer hat dir den Kopf verdreht. Das wird ab- gestellt. Morgen früh um acht Uhr meldest du dich bei mir im Kontor." Isthas frisches Gesicht war blutrot übergössen. Der Zorn funkelte aus ihren Augen. Sie stampfte mit dem Fuße auf. Du willst mich in die Fabrik schicken? Niemals gehe ich dahin!" Er sah sie mit zusammengekniffenen Augenbrauen an. .Morgen früh bist du um acht Uhr zur Stelle!" Sein Ton war so drohend, daß er jeden Widerspruch ausschloß. Einmal kam in den Vormittagsstunden sein alter Vater in die Fabrik. Sanüow meldete den Schuhmachermeister erst an, als er vor den Kontorräumen stand. Ludwig erhob sich ungeduldig, warf rasch einen Blick auf Ischa, ob sie auch arbeite, und ging seinem Vater mit ernstem Gesicht entgegen. Der wacklige Alle stand verschüchtert an ein Büfett ge- lohnt und schaute ängstlich in all das Getose und Gelärme ringsum. Als Ludwig feinen Bater so hilflos dastehen sah, faßte
ihn ein überwältigendes Gefühl. Wieder war die heiße Mit- leidswelle da, die er zum ersten Male nach dem Begräbnis von Marios Vater verspürt hatte. Ohne aus die Umstehenden zu achten, lief er auf den Alten zu und begrüßte ihn mit einer solchen Wärme und Herzlichkeit, daß sich dessen zweifelnde und mißtrauische Miene erhellte. Ich wollte nur mal meinen großen Sohn und seinen Betrieb sehen. Die Leute reden viel von dir in der Gürtel- straße, Ludwig. Da habe ich eben meine alten Knochen mal zusammengerafft, und hier stehe ich nun. Du bist mir doch nicht böse?" Aber Vater!" lachte Ludwig.Nun komm mal und schau dir die Klitsche an!" Er führte den Vater mit stolzen leuchtenden Augen durch alle Säle, erklärte ihm die großen neuen Maschinen, die Furnierpressen, Kreissägen, an deren Wellen zwölf und mehr Sägenscheiben angebracht waren. Der Alte stand staunend vor einer Maschine, die größer war als sein ganzer Laden, und bewunderte, daß eine Doppel- säge mehrere Schnitte zur gleichen Zeit machen konnte. Ludwig führte ihn in die Trockenkammer, in der Tausende von Hölzern aufgespeichert waren. Er zeigte ihm die Beizerei, wo Frauen und Männer, wohl an die dreißig Personen, zusammen wetteiferten, die rohen Möbel in verschiedenartige Farbtöne aufzuarbeiten. Zum Schluß demonstrierte er ihm die riesigen Holzlager. Der alte Schuhmachermeister wußte in der Tat nicht mehr, wo er seine Augen lassen sollte. Es ist mir von all dem ganz wirr geworden, Ludwig!" sagte er..Kannst du mir nicht einen Stuhl geben, damit ich mich ein wenig verschnaufen kann?" Ludwig führte ihn ins Kontor und schob ihm den be- guemsten Sessel hin. Arbeitest du noch, Vater?" fragte er wie von ungefähr, um den Alken behutsam auszuhorchen. Es muß eben noch ein bißchen gehen, Ludwig. Wovon soll man denn leben, wenn nicht von der Arbeit?" Ludwig fuhr auf:Da soll doch der größte Hobel drein- schlagen! Meine Familie lebt im Ueberfluß und du, Vater, hungerst. Ich habe doch Moria angewiesen, sich um dich zu kümmern. Wie ist das nun, Vater?" Der Alte zögerte, zu sprechen.
Sag es ruhig, Vater! Ich muß es ja doch einmal hören!" Deine Frau hat ja schon ihre Mutter im Hause! Das ist doch schon sehr viel, Ludwig. Da will ich nicht auch noch kommen!" Ludwig sah den Bater erstaunt an. Wer sagt das? Hat Maria schon über ihre Mutter mit dir gesprochen, Vater?" Der Alte rutschte hin und her in seinem Sessel. Die Frage war ihm sichtlich unbequem. Er hätte sie gern überhört. Doch Ludwig ließ nicht locker. Nun?" fragte er ungeduldig. Dierekt hat sie's mir nicht gesagt. Ich dachte, wenn du schon die alte Dame im Hause hast, ist das für dich Sorge genug. Und du kennst mich ja, schnorren gehe ich auch nicht gerade..." Verlegen sah Vater Elsermann zu Ischa hinüber, die sehr intensiv ihre Fingernägel polierte. Ludwig schritt aufgeregt im Kontor auf und ab. Da ist etwas nicht in Ordnung!" dachte er.Vater sagt mir bestimmt nicht die volle Wahrheit. Was hat Maria nur wieder gemacht? Sicher eine ihrer bekannten Eseleien natür- lich. Zum Teufel, wenn ich mich nicht um alles persönlich be- kümmere, wird's nicht! Aber ich werde der hochnäsigen Ge- sellschaft die Flausen schon austreiben!" Er sah Jschas Beschäftigung und herrschte sie wütend an: Heißt das arbeiten! Putze deine Fingernägel gefälligst zu Hause, aber nicht hier im Büro! Und, zum Buchhalter ge- wendet, fuhr er fort:Nehmen Sie meine. Tochter ordenllich ran, Möbius! Nur nicht zimperlich mit dem Fräulein! Sie ist auch nicht mehr als andere Leute, die hier arbeiten müssen!" Ischa nahm erschrocken den Federhalter zur Hand und schrieb die unterbrochene Faktur fertig. Ihr Gesicht zeigte trotzige Röte. Ich arbeite ja schon, Papa!" sagte sie in einen, Ton, der ihn verletzen mußte. Ludwig hielt einen Augenblick in seinem Auf- und Ab- gehen inne, sah sie von der Seite an, überlegte, und sagte dann:Ich werde dafür sorgen, daß du bei fremden Leuten arbeitest! Die werden dir dann beibringen, während der Büro- zeit die Nägel zu putzen!" Dann trat Ludwig ganz dicht an seinen Vater heran und legte ihm di« Hand auf die Schulter. Die große, wohlgepflegte Hand des Sohnes deckte beinahe die ganze Achsel des Altan  ' (Fortsetzung folgt.)