10 Pf. Nr. 16 BS 48. Jahrgang
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Oer �uhrschiedsspruch
Beschluß der Gonderschlichter: 6 Prozent Lohnsenkung
Esse«, 10. Zenmerr. Tosrrerbeulnnittag. 13,45 Uhr, fällte der Schlich- ter für Westfalen , Professor Dr. Brah», de« SchiedS- sprach für de« Ruhrkohlenbergbau. Der Schleds- sprach steht eine Lohnkürzung von 0 Prozent vor. Tic Arbcitgcbcrvertreter erklärten sofort die Ablehnung des Spruches, während die Gewcrkschaf- ten auf den morgen stattfindenden Revierkonfcrcnzen ihren Beschluß fassen. Die Erklärungsfrist zum Schiedsspruch läuft bis Montagvormittag 9 Uhr. Nachverhandlungen find auf Montagnachmittag 5 Uhr angesetzt. Die Berbindlichkeitserklärung ist noch für Montag zu erwarten.
Schutz für den Winter. Kein Ablauf der Krisenfürsorge vor Ende Würz. Der Reichsarbeitsmiukfter hat fich damit einverstan- de» erklärt, daß für Arbeitslose, die fich am Z. November 1930 in der strisenfürsorge befanden, die frühere Höchst- bezugsdaner von 39 oder SS Woche« bis zum 28. März 1931 weiter gilt. Auf diesen Zeitpunkt sind die für den 17. und 24. Januar 1931 vorgeschriebenen Nwslanfsfriften verschoben worden. Durch die Neuregelung der Krisenfürsorge ab 3. November wurde die Höchstdauer der Krisenunterstützung von SS Wochen aus 32 Wochen herabgesetzt, für Personen über 40 Jahre auf 43 Wochen. In der Hauptsache zur Entlastung der Gemeinden tritt setzt ein Härteausgleich ein. Die am Stichtag, dem 3. November, be- rcits in der Krisenfürsorge stehenden Arbeitslosen wie die bis zum 3. November der Krisensllrsorg« überwiesenen Arbeitslosen, haben noch Anspruch auf die frühere Unterstützungsdauer von 39 Wochen bzw. 52 Wochen. Die Wohlfahrtsfürsorge der Gemeinden ist also in diesen Fällen erst 7 bzw. 10 Wochen später erforderlich Arbeitslose, die nach dem 3. November in die Krisenfürsorge kommen, haben nur 32 Wochen Anspruch auf Krisenunterstlltzung, über 40 Jahre alt« Personen nur 45 Wochen. Aetherwellen statt Brot. 180 Millionen Mark für Sowjet-Auslands-propaganda Während in Sowjetrutzland ein empsindlicher Geldmangel herrscht, so daß Angestellten und Beamten oft der Lohn nicht aus- gezahlt werden kann, und in der letzten Zeit durch Geldmangel die Bauten verschiedener Krankenhäuser und sozialer Institute eingestellt werden mußten, teilt jetzt die Sowjetpresse mn, daß für den Bau 50 neuer Riesenriindfunksender 180 Millionen Mark her- ausgegeben werden sollen. Dabei sollen Sender mit phantastischen Energien errichtet werden. Dieser neue Bauplan des Radiolgbora- trriums in Leningrad wird von der Sowjctpresse als großer kultureller Fortschritt gefeiert. Man tut so, als würden durch die neuen Riefenrundstinkseirder ganze Teile der Sowjetunion für die Kultur erschlossen. Gerade in der letzten Zeit aber hörte man aus Sowjetrußlond, daß das Land zu viele Rundfiistksender hätte. Der Aufbau werde so unnatürlich schnell vorgenommen, daß die Nadioindustrie gar nicht mitkommen kann. Dadurch dlelbt die Produktion von Empfängern immer mehr zurück und neue Hörer sind nicht in der Lage. Empfänger zu bekommen, während immer neue Sender erbaut werden. We wenig die Sowjets bei dem Bau der neuen Radiosendcr an den eigenen kulturellen Fortschritt denken, zeigt am besten eine Sowjeterklärung, in der es deißt. daß die neuen großen Radiosender in den Dienst der in ter- nationalen Propaganda gestellt werden sollen! Da» heißt, daß diese Riesensumme für Propaganda ausgegeben werden soll. Während der russische Proletarier hungernd und ohne Kleider in das neue Jahr zieht, geben die Herren vom Kreml 180 Millionen Mark au», um ihr« Hellsbotschafren in fremden Sprachen in den Aethor zu funken: So gibt man dem russischen Polk an Stelle von Brot Aetherwellen
Die deutsche Gesandtschast in Warschau ist beaustragt worden, wegen der neue» Fälle der Ueberfliegung deut- scheu Reichsgebiets durch polnische Militärflugzeuge de» schärfsten Protest gegen diese Gebietsverletznn- gen zu wiederholen. Weitere Erklärungen wird die Gesandtschaft nach den» Abschluß der deutschen Unter- snchung hinzufügen. Die polnischen Flugzeuge, die bei Oppeln gelandet sind, haben weder Funkgeräte noch Photoapparate oder Kriegsmaterial an Bord gehabt. polen will ratifizieren. De» deutschen Handeltivertrag/»Soviel Sicherheit- soviel Abrüstung" Warschau , 10. Januar. (Eigenbericht) In d« heutigen Sitzung des Außenpolitischen Ausschusses des Sejms hielt Außenminister Zalesti ein längeres Exposä über die außenpolitische Lage und über das Programm des Außen- minlsteriums. Er unterstrich, daß die polnische Außenpolitik sich heute mehr denn j« auf die vereinigten Kräfte der Völker stütze, die im polnischen Parlament vertreten seien. Polen habe stets Beweis« seiner Einmütigkeit geliefert, wenn es sich Angriffen auf die polnischen Rechte widersetzen mußte. Er hob hierauf die Friedfertigkeit als Grundbasis aller polnischen außenpolitischen Ziele hervor. Di« gegenwärtige inter - nationale Wirtschaftskrise ermögliche durch ihre Einwirkung aus die politischen Verhältnisse eine psychische Stimmung, die eine Besserung der Lage aus dem Weg« politischer Veränderungen er- strebe, was seiner Ansicht nach sehr gefährlich sei. In seinen weiteren Aussührungen empfahl Zaleski die Ratisi- tation der Internationalen Handelskonvention vom März 1930. Polen habe in letzter Zeit 87 verschiedene Abkommen mit einer
Reihe von Staaten unterzeichnet, ein Teil dieser Abkommen sei bereits schon dem Sejm unterbreitet worden, der Rest werde dem- nächst folgen. Etwas länger verweilte der Minister bei dem deutsch » polnischen Handelsoertrage, wobei er erklärte, daß feit dessen Unterzeichnung von feiten Deutschlands gewisse Maßnahmen erfolgt feien, die dessen Grundlage verkleinert hätten und Polen daher gezwungen gewesen sei, gewisse Verordnungen(gemeint ist die Erhöhung der polnischen Jndustrie-Einfuhrzölle) zur Wieder- Herstellung des Gleichgewichts einzuführen. Die polnische Regierung habe, obwohl die gegenwärtigen Grundlagen des Bertrages nicht seinen eigenen Absichten etit- sprechen, sich entschlossen, den deutsch -polnischen Handelsvertrag dem Selm zur Rakl. fizlernng zu unlerbrellm». da si« auf dem Standpunkt stehe, daß die anormalen Beziehungen zwischen den beiden Staaten, die sich wirtschaftlich gegenseitig e» ganzen, nicht länger ohne Schaden für beide Sellen bestehen könnten. Zu der Abrüstungsaktion des Völkerbundes übergehend, er» klärte Zalesti, daß der kardinale Grundsatz für Polen hierbei sei: Soviel Abrüstung wie Sicherheit. Zu der aktuellen Minderheitenfrage erklärte Zaleski: Polen wolle loyal die Minder- heitenfrage durchführen, stellt jedoch mll aller Entschiedenhell fest,. daß die polnische Regierung sich energisch den Versuchen entgegen- stellen werde, die Minderhellenfrag« für Nebenziele und staats- feindliche Aktionen zu verwenden. Polen habe Geduld und Kalt- blütigkeit gezeigt. Man wird jedoch nicht vergessen, daß, wenn von der einen Celle gehetzt wird, man von der anderen Seite nicht Liebe erwarten kann. Im übrigen verweise er auf die polnische Antwortnote an den Bölkerbund. Er schließt mit dem Hinweis darauf, daß Polen nicht darauf verzichte, die Beziehungen mit seinen westlichen Nachbarn zu erleichtern. Er habe daher dem Sejm die deutsch -polnischen Ab- kommen zur Ratifizierung unterbreitet.
Exploflon eines Gasbehälters. Ein Arbeiter getötet, mehrere verletzt. Kopenhagen . 10. Zanuar. heut« vormittag 10.15 Uhr flog mit einer starken velonaklou ein großer Gasbehälter eines Reservegaswerks auf dem Holmtor la die Luft. Alle Fenster der umliegendea Häuser wurden zertrümmert. Der Behälter war beinahe leer. Ulan nimmt an, daß sich nur sogeaanute» Knallgas darin befand. Ein mann wurde getätet und eine Anzahl von Personen verletzt. darunter auch einige, die sich in den umliegenden Häusern aufhielten. Ein mann wird noch vermißt, man nimmt an. daß seine Leiche aus dem Boden des Behälters liegt, in dem das Wasser steht. Die Ursache de« Unglücks Ist noch nicht ermittelt.
Schwerer Ltnglücksfall im V-Zug. Oer Bcrletzie noch unbekannt. In einem Abteil 3. Klasse des D-Zuges Bajel— Lindau— Berlin wurde auf der Slation Wittenberg ein gut gekleideter jüngerer Mann in einer großen Blutlache besinnungslos am Boden liegend gefunden. Das Zugpersonal, das sich um ihn bemühte, erkannte, daß der jung- Mann»ine stark blutende Kopfverletzung Halle . Er wurde verbunden und bis nach Berlin mit- genommen, wo er noch der Universitätsklinik gebracht wurde. Dort tst er noch nicht zur Besinnung gekommen und kann nach Aus- sogen der Aerzte auch schwerlich vor Sonntag vernommen werden. Bei der Auffindung in Wittenberg meldete sich«in anderer Reisen- der, der bekundete, er habe gesehen, wie der Mann im Schlafe von der Bank gefallen sei. Er habe aber angenommen, er werde sich wieder aufraffen und deshalb nicht mehr darauf ge- achtet. Wer der Verletzt« ist, steht noch nicht einwandfrei fest. In setner Brieftasche wurden nur belanglose Papiere, aber kein Geld und kein« Ausweist gefunden. In einem Notizbuch steht der Name.Rens Lemnr-Warjeillc" vermerkt. Ob dos der Name des
Verunglückten fst, weiß man nicht. Sein Gepäck ist vollzählig vor- Händen. Der Verunglückte war im Besitze einer Fahrkart« Stull- gart— Hall«. Er scheint also den v-Zug in Stuttgart bestiegen zu haben, ist aber, da er erst in Wittenberg aufgefunden wurde, über sein Reiseziel hinausgefahren. Kecke junge Räuber. Räumen in aller Seelenruhe Schaukasten aus. Einen kecken und noch dazu gelungenen Streich haben sich drei junge Burschen in Reukölln Feleistel: Am hellen Tag räumkcn sie ungestört de« Schaukasten eines Uhren- und Gold- warongeschäfls aus. In der Bergstraße 10 befindet sich ein Uhren- und Gold- Warengeschäft, das nach der Straße einen größeren Schaukasten am Hausflur hat. Nachmittags zwischen 2 und 3 Uhr. als die Straße recht belebt war, erschienen drei junge Leute, die keine Kopfbedeckung trugen. Einer hatte ein Köfferchen bei sich. In aller Ruhe schlössen die drei mit einem Nachschlüssel den Schaukasten auf und räumten die darin liegenden Gegenstände in den Koffer. Ohne sich aufgeregt zu gebärden, gingen sie mit der Beute von dann«,,. Der Chausseur der Firma, der mit dem Wagen draußen hielt, hatte den ganzen Vorgang beobachtet. Da er aber nicht alle Angestellten kennt, schöpft« er auch keinen Verdacht. Ebensowenig ahnte einer ter Passanten, daß hier vor aller Autzen ein Diebstahl oerübt worden war. Di« Uhren und Goldsachen, die die schlauen Burschen erbeutet haben, sind etwa 2000 Mark wert. Zum drlltenmal seit den Wsihnachtstagen wurde auch ein G o ld- warengeschäft in der Oranienstraße 206 von Schau- senstordleben heimgesucht Das erstemal waren die Burschen gestärt worden und konnten nichts mllnehmen. beim zweitenmal erbeuteten sie für etwa 500 Mark. Jetzt ist der dritte Einbruch verüb! worden. Obwohl hiiller der Scheibe«in Gllter angebracht ist, gelang es den Dieben doch, mit einem Stock, an dem unten ein Hake» ang:- bracht war, die Uhren und andere Gegenstände herauszuangeln. An> hier�sind für etwa 2000 Mark Waren gestohlen worden.