Berleumdungshehe gegen Nydahl. Kommunist und Deutschnationaler auf der Anklagebant.
Man erlebte gestern vor dem Schöffengericht Berlin- Mitte zin feltenes Schauspiel: die Deutsche Tageszeitung" und die„ Rote Fahne" friedlich- kameradschaftlich auf derselben Anklagebank wegen Beleidigung des Stadtschulrats Nydahl.
Im Hintergrund des Verleumdungsprozesses stand die Affäre des Stadtinspektors Borchard, der beschuldigt war, Schmiergelder bei Bestellungen erhalten zu haben. Stadtschulrat Nydahl hatte mit der ganzen Sache nichts zu tun. Für die nationale und bolschemistische Presse waren aber die genannten Verfehlungen ein erwünschter Anlaß, eine Berleumdungskampagne zu eröffnen. Und obgleich Nydahl in einer seinerzeit veröffentlichten Erklärung in allen Einzelheiten die gegen ihn aufgestellten verleumderischen Behauptungen widerlegt hatte, waren die angeflagien Redakteure Metternich von der„ Deutschen Tageszeitung" und Wilde von der „ Roten Fahne" gestern doch nicht gewillt, die Ehrenerklärungen abzugeben, die Rechtsanwalt Landsberg für Nydahl forderte. Die ..Deutsche Tageszeitung" hatte am 30. April in einem Artifel„ Was ist los, Herr Nydahl: Schmiergelder in der Stadtverwaltung?" mit der Anfrage der deutschnationalen Fraktion in der Stadtverordnetenversammlung wiederholt die Frage aufgeworfen, ob es zutreffe, daß Stadtschulrat Nydahl von diesen Dingen( das heißt den Borcardschen Schmiergeldern) gewußt habe, und von sich aus einige verleumderische Behauptungen aufgestellt. Die„ Rote Fahne " hatte ihrerseits am 1. Mai dieselben verleumderischen Behauptungen in einem Artikel„ Stadtschulrat Nydahl und seine Gräfin" wiederholt und eine weitere hinzugefügt. Nydahl, als Zeuge vernommen, hielt sich im großen und ganzen an seine im Mai in der Presse peröffentlichte Erklärung. Er habe von den Borchardschen Schmiergeldern erst nachträglich durch die Untersuchung erfahren. Einer Beantwortung der Anfrage über Borchards Berhalten in der Stadt verordnetenversammlung habe er sich in feiner Weise entzogen. Er habe am Mittwoch, als der Arzt ihn wegen seines Leberleidens veranlagt habe, sofort niederzulegen, noch nicht gewußt, daß am
Donnerstag die deutschnationale Anfrage zu beantworten fein würde. Er sei damals vierzehn Tage bettlägerig gewesen und habe nach feiner Rückkehr aus Marienbad selbst beim Magistrat beantragt, ihn amtsärztlich unterſuchen zu laffen. Was die Anwürfe gegen ihn in Berbindung mit der Gräfin Talleyerand betreffe, so habe er erst später erfahren, daß sie an einer Firma teilhabe, die übrigens schon seit Jahren den Magistrat beliefere. Den Auftrag, den sie von ihm erhalten hatte, galt einer ganz anderen Firma. Ebenso energifd) müffe er den Vorwurf zurückweisen, als habe er sich bei Bestellungen von Pianos etwas zuschulden fommen lassen.
Die Berteidiger der angeflagten Redakteure mollten sich mit diefen eindeutigen Erklärungen des Stadstchulrats Nydahl nicht zufrieden geben und erflärten, den Wahrheitsbeweis antreten zu wollen. Sie stellten eine Reihe Beweisanträge, die das Gericht veranlaßten, die Verhandlung zu vertagen.
Waffen gegen Nationalsozialismus und politisches Rowdyfum. Die verfassungstreuen Schülerschaften im Stadtbezirk Berlin vercnstalten am Dienstag, dem 13. Januar 1931, pünktlich 17,30 Uhr ( 5,30 11hr nachmittags), im Saal des Jugendheims, Charlottenburg , Spreestraße 30( Nähe Wilhelmplatz), einen öffentlichen Schulungsfurfus. Oberstudienrat Dr. Wilhelm Blankenburg spricht zu dem oben genannten Thema.
Berlin , die ,, Elf- Hügel- Stadt"
Hügelstädte haben in der Geschichte sich ihren Namen gemacht. I in der Gegend der heutigen Mainzer und Hermannstraße. Hier Auch Berlin war einmal eine Hügelstadt. ohne jedoch sich diesen Charakter zu bewahren. Im Gegenteil. Vor etwa 50 Jahren sette die große Nivellierungsperiode ein, die Berlins Hügel nach biblischem Vorbild" in die Täler schhüttete, sie dem Erdboden gleichmachte, so daß von dieser stolzen Hügelzahl nur eine„ eins" übrigblieb, nämlich der Kreuzberg . Er ist das letzte Abbild der ehemaligen Berliner Berge.
Ursprünglich bestand Berlin aus einem rechts und links der Spree gelegenen tiefen Becken, zu dem rundum die Hügel und Hänge zweier Plateaug hinabstiegen. Noch heute finden sich am Rande der Berliner Altstadt eine Reihe von Straßen, die nach außen hin ansteigen und besonders jetzt bei dem regnerischschneeigen Frost und Taumetter sowohl der Straßenbahn als auch anderen Fahrzeugen Schwierigkeiten bereiten. Am bemerkbarsten ist das Ansteigen der Belle- Alliance- und Friesenstraße am Teltom Plateau und der Christinen, Choriner und Greifswalder Straße sowie der Prenzlauer und Schönhauser Allee am Barnim Plateau. Ursprünglich sah der Kreuzberg stolz auf seine Kollegen zur Rechten und Linken herab, die zum Teil 1862 parzelliert wurden. Nichts hört man mehr heute von den Tempelhofer Bergen, die später Köllnische Weinberge hießen, und auf denen eine alte Weißbierstube,„ Der dustere Keller", mar. Jenseits der Hasenheide, Rigdorf zu, lagen die„ Rollberge"
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20 Arbeiter verschüttet.
Katastrophe beim Tunnelbau in Kalifornien .
New York , 10. Januar. Nahe bei Livermore , etwa 80 Kilometer östlich von San Franzisko in Kalifornien sind bei dem Bau eines Tunnels durch einen Erdeutsch 20 Arbeiter verschüttet worden. Der Tunnel sollte in 700 Meter Tiefe angelegt werden. Die Hilfsarbeiten sind im Gange, jedoch besteht wenig Hoffnung auf Rettung der
Verschütteten.
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führte eine alte Landstraße über den von Weidenbäumen eingefaßten Rigdorfer Damm nach Dresden . Im Norden Berlins , am Treffpunkt der Bernauer, Neuen König- und Greifswalder Straße lagen zu beiden Seiten der heutigen Friedenstraße der„ Beßmannsche Weinberg", auf dessen nordöstlicher Seite fich heute die Bartholomäuskirche erhebt und der Ottosche Weinberg". Dieses Terrain wurde vor etwa 100 Jahren parzelliert. Weiter nördlich erhoben sich die Mühlenberge " und der„ Windmühlenberg". Am heutigen Weinbergsweg lag der„ Wollantsche Weinberg", und an der heutigen Bergstraße der Kleine Weinberg". Zum Humboldthafen jenseits der Alsenbrüde murde der ehemalige Hohe Weinberg", der also eine merkwürdige Wandlung mitmachte. Das Moabiter Land beherrschte der Moabiter Berg" auf einer Landzunge, die umspült war von der Spree und der Wulwe- Lanke". Er war einer der landschaftlich reizvollsten Punkte in Berlin und wies einen stattlichen Bestand von schattigen Laubbäumen auf. Zum Schillerpart wurden die teilweise eingeebneten" Rehberge" und zum„ Volkspark" in der Jungfernheide die ehemaligen Leutnantsberge
Soweit es sich bei diesen Bergen nur um Sandhügel handelte, trugen sie sich zum Teil selbst ab durch den herunterrieselnden Sand, in den der Wanderer knöchelties einsant. Von den 11 Hügeln sind in Berlin mur wenige Reste übrig geblieben.
verwundet und starb auf dem Transport zum Krankenhaus. Bier Arbeiter und einige Bewohner benachbarter Häufer wurden leicht verletzt. Durch die Explosion wurden zahlreiche Fensterscheiben zer
trümmert.
Todesopfer eines Autounglücks in Charlottenburg .
Die Autoraferei hat gestern wieder ein Tobesopfer ge fordert. An der Ecke der Wiebestraße und Kaiserin- Augusta- Allee in Charlottenburg mußte der Fahrer eines Privatautos, das in sehr schneller Fahrt heranfam, plötzlich scharf bremsen, um einen Zusammenstoß mit einem Lieferauto zu verhüten. Das Privatauto rutschte mit angezogenen Bremsen auf dem vereisten Fahrdamm noch viele Meter weiter und überschlug sich da bei mehrmals. Das Auto wurde völlig zertrümmert. Der Führer, ein 30jähriger Walter Homann aus der Nordhausener Straße, fonnte mur noch als Leiche aus den Trümmern geborgen werden.
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Jugendweihen der Sozialisten, Freidenfer und Gewerkschaften. LichtenGestern explodierte auf dem Grundstück eines ftillgelegten Gas- berg: Für die 34., 35. und 38. Boltsschule beginnt am Dienstag, dem 13. b. Mis., 16, 1hr, die Lebenstunde in der Schule Scharnweberstr. 19, werts im Süden von Kopenhagen ein Gasbehälter, Zimmer 29. Für die 36., 37. und 39. Wolfsschule beginnt ebenfalls aut der abmontiert wird. Als ein Monteur eine Schraube nicht los- Dienstag, dem 18. d. Mts., die Lebenskunde in der Schule Marktstraße um 16%, Uhr. Jugendweiheanmeldungen werden dort noch entgegengenommen. bekommen fonnte und deshalb mit einer eifernen Stange dagegen- Ginschreibegebühr 50% f. Die Jugendweihe selbst findet am Sonntag, fief, entstanden Funken, die die Explosion verursachten. Im Gas- dem 29. März, statt. behälter befand sich knallgas, das sich durch Lufteindringen gebildet hatte. Ein Rohrleger wurde auf der Stelle getötet. Seine Ceiche liegt vermutlich in dem 9 Meter tiefen Loch, wo der Gasbehälter gestanden hatte. Ein anderer Rohrleger wurde schwer
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Stuhlverstopfung. Nach den an den Kliniken für innere Kranf heiten gesammelten Erfahrungen ist das natürliche ,, Franz- Josef". Bitterwaffer ein äußerst wohltuendes Abführmittel. In Apoth. erh.
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Kein Lohnabbau bei eiser
Von unserem Gesamtpersonal von ca. 2500 Personen sind durch gewissenlose Hetzer 140 Chauffeure und Handelshilfsarbeiter unter dem Vorwand, dass wir einen Lohnabbau beabsichtigen, in einen wilden Streik gedrängt worden.
Die Arbeitseinstellung ist gegen den Willen der Gewerkschaften erfolgt, die ausdrücklich erklärt haben, dass für die Mitglieder ihrer Organisation ein Streik bei uns nicht bestände.. ( ,, Vorwärts" vom 9. Januar 1931.)
Ein Lohnabbau ist bei uns nicht erfolgt!
Die bestehenden Tariflöhne sind von uns bis zum 31. März 1931 fest zugesichert. Die von den wild Streikenden verlangte sofortige zehnprozentige Lohnerhöhung haben wir jedoch ablehnen müssen.
Wie unberechtigt diese Forderung ist, wird bewiesen durch die aussergewöhnlichen Vorteile, die wir unseren Arbeitern und Angestellten durch übertarifliche Leistungen gewähren. Das gesamte Personal unseres Kraftwagenparks und ein grosser Teil unserer Handelsarbeiter erhalten freiwillige Leistungszulagen, die um 5 bis 25% den tariflichen Wochenlohn von M. 54,50 für Chauffeure und M. 46,50 für Handelsarbeiter, zuzüglich Sozialzulagen für Verheiratete und Kinder, übersteigen. Im Erkrankungsfalle erhalten sie eine freiwillige Beihilfe zum Krankengeld, so dass sie auch in diesem Falle annähernd ihren Tariflohn erreichen.
Sie erhalten ausserdem eine freiwillige aussertarifliche Urlaubszulage, die im Jahre 1930 M. 35,- pro Person betrug.
80% unseres Personals erhalten freiwillig gewährte übertarifliche Bezüge. Jeder Angestellte und Arbeiter unserer Firma erhielt ein Weihnachtsgeschenk.
In unserer Schuhfabrik und Reparaturwerkstatt zahlen wir die höchsten Löhne, die in der deutschen Schuhindustrie überhaupt gezahlt werden.
Wir sind uns durchaus bewusst, dass die Interessen von Arbeitgeber und Arbeitnehmer in weitem Masse gleichlaufend sind, und dass auf die Dauer kein Arbeitgeber erfolgreich sein kann, der seinen Mitarbeitern keine Möglichkeit zur Verbesserung ihrer sozialen Atmosphäre bietet,