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Nr. 1948. Jahrgang

2. Beilage des Vorwärts

Bändigung der Wirtschaft.

Der Mensch braucht Freiheit.

Die letzten Wochen des verflossenen Jahres haben eine bittere| Enttäuschung gebracht. Seit September bestand wenigstens in einem Teil der von der Krise ergriffenen Länder die Hoffnung, daß der Tiefpunkt der Depression schon überschritten und die Wiederanturbelung der Wirtschaft in Sicht ist. Man hörte vor allem in den Vereinigten Staaten   und auch in England hoffnungs­vollere Töne. Man sah schon in den beiden genannten Ländern einige Ansätze der Belebung in den für den breiten Konsum arbeitenden Industrien. Die Abwärtsbewegung der Großhandelspreise schien schon zum Stillstand gekommen oder unmittelbar vor ihrem Abschluß zu sein. Die Einzelhandels preise paßten sich zwar nur sehr langsam an die veränderte Kauf fraft an, im Herbst schien aber schon eine ziemliche Anpassung erreicht zu werden, und die Umsätze des Einzelhandels haben im Oktober und November, unter Berücksichtigung der Preissentung, eher einen größeren als einen geringeren Umfang als in der ent­sprechenden Zeit des Vorjahres gehabt. Alles schien dafür zu sprechen, daß die erste Stufe der Stabilisierung der Beschäftigung, nämlich die Feſtigung des Geschäfts auf dem Gebiete der wichtigsten Konsumgüter schon erreicht sei. Auch die Nachrichten aus mehreren anderen Ländern flangen etwas optimistischer. Der Austlang des Jahres war aber um so enttäuschender. Die einzige optimistische Note war eigentlich die vorsichtig ausgesprochene Hoffnung, daß vielleicht die neue Vertiefung der Depression im Laufe des Dezembers endlich

den Tiefpunkt der Depression bedeutete. Börtlich schreibt der englische   Economist  " vom 27. De zember in seiner letzten monatlichen Uebersicht:

also Schlichtungswesen sowie den Reichskohlenrat. Man wirft der Regierung vor, daß sie fast immer am falschen Ende angepackt hat", indem sie angeblich nur bei dem ersten Anlauf zur Lohn­herabsetzung" stehen geblieben ist und dann ,, immer wieder nur die Preise zwangsmäßig herabdrücken wollte".

Nicht alle Unternehmer find so plump und drücken ihren Klassenegoismus in einer solchen geradezu naiven Form aus wie die deutschen   Schwerindustriellen und die von ihnen abhängigen Kreise. Es muß auch zugegeben werden, daß die sich in der ganzen Welt ständig vermehrenden Versuche der weitgehenden staatlichen | Beeinflussung der wirtschaftlichen Vorgänge manche Volkswirte mit der ehrlichen Sorge um das Schicksal der Volkswirtschaft und nicht bloß um die Interessen der einzelnen Kapitaliſten erfüllen. Bei der Uebersicht verschiedener staatlicher Eingriffe, die wir hier demnächst vorzunehmen beabsichtigen, werden wir selbst manches einer scharfen Kritik unterziehen müssen. Das ist aber tein Grund, die Notwendigkeit der regelnden Einmischung des Staates überhaupt zu verneinen. Wer eine solche Schlußfolgerung ziehen will, muß auch nicht nur jede Zoll- und überhaupt jede Handels­politik, sondern auch z. B. die Distontpolitik der Zen= tralnotenbanken verneinen.

Wir sind von den Ergebnissen der bisherigen ftaatlichen Ein­griffe auch sehr wenig befriedigt, und sind der Meinung, daß viele Regierungen ,, am falschen Ende angepackt" haben. Wir haben auch in diesem Artikel schon darauf hingewiesen, daß z. B. die Verknüpfung des Preisabbaus mit dem Lohnabbau durch die deutsche Regierung zur Vertiefung der Depression beigetragen hat. Nicht deshalb aber, weil durch diese Politik die Freiheit" der Wirt­schaft angetastet, sondern vielmehr deshalb, weil

die Freiheit einzelner fapitalistischer Gruppen

Dienstag, 13. Januar 1931

Praris der staatlichen Eingriffe viel mehr Konsequenz er­fordert, als dies bis jetzt in irgendwelchem kapitalistischen   Lande der Fall war. Die Schwäche der staatlichen Wirtschaftspolitik bestand bis jetzt überall darin, daß sie entweder ihre Maßnahmen durch die Interessen einiger engerer Gruppen bestimmen ließ oder aber nur einen engeren Ausschnitt aus der Wirtschaft zu beeinflussen versuchte, ohne zusammenhängende Vorgänge zu sehen oder an fie heranzu­treten zu wagen. Die Lehre aus dieser Praxis ist nicht die, daß man die Freiheit der Wirtschaft", die gar nicht mehr existieren kann, erstreben muß, sondern die, daß jeder staatliche Eingriff, auch wenn er sich unmittelbar auf ein beschränktes Gebiet erstreckt,

das Ganze der Wirtschaft

im Auge haben und in bestimmter, bewußt gewordener Richtung beeinflussen muß. Dieses Bewußtwerden der wirtschaftlichen Zu­sammenhänge und ihre zweckentsprechende Beherrschung wird uns, wenn nicht die Freiheit der Wirtschaft, so die Freiheit des Menschen in der Wirtschaft schaffen.

Die kapitalistische Wirtschaft hat selbst das früher so gerühmte freie Spiel der Kräfte" wesentlich eingeschränkt, sie bewegt sich aber immer noch so frei, daß der arbeitende Mensch der flave seiner Werkzeuge bleibt. Durch die Entwicklung der Technik hat sich der Mensch in starkem Maße Freiheit den Natur­fräften gegenüber verschafft. Er muß sich jetzt durch die planmäßige Lenkung der wirtschaftlichen Vorgänge aus der Sklaverei

befreien, in die ihn

das ungezügelte Walten der wirtschaftlichen Kräfte bringt. In dieser Wirtschaft ist auch die Freiheit des Unternehmers Sie wollen aber für sich wenigstens die Freiheit der sehr bedingt. Ausbeutung der Arbeitskraft, und sie erheben die Forderung nach der Freiheit der Wirtschaft, wenn sie sich in den Möglichkeiten der Aus­beutung eingeengt fühlen. Für den arbeitenden Menschen beginnt feine wirtschaftliche Freiheit dort, wo die kapitalistische Aus= beutung aufhört. Diese Ausbeutung kann aber nur durch die Bändigung aller wirtschaftlichen Kräfte, durch ihre Unterordnung unter die Ziele der gesamten menschlichen Gesellschaft überwunden G. Decker.

Mehr als einmal im Laufe der letzten zwölf Monate schien der Tiefpunkt der Depression schon erreicht zu sein, jedesmal aber drehte sich nach wenigen Wochen der Hoffnung die Kurve der Entwicklung wieder einmal un 3 weideutig nach unten. zu sehr geschont wurde. Richtig ist auf jeden Fall, daß die werden. Im Dezember hat sich leider die gleiche Geschichte wiederholt."

Aus Amerika   wurde von einem neuen Rückgang der Preise gemeldet, sowie von einem weiteren Rückgang der Güter­beförderung durch die Eisenbahnen. Die Stahlerzeugung fant in der zweiten Dezemberhälfte auf 34 Proz. der Produktionskapazität. Am 1. Januar hat der amerikanische   Wirtschaftsminister Lamont zwar mit dem üblichen offiziellen Optimismus über die Zukunft gesprochen, hat aber nur wenige Ansäße zur Besserung an­führen können. Er erwähnte nämlich die Zunahme der Spar­einlagen, das gute Geschäft in der Lebensversicherung, eine scharfe Abnahme der Lagerbestände und eine gewisse Steigerung des Einzel­handels. Daher leitete er die Hoffnung ab, daß eine Kauf­bewegung" der breiten Schichten, die ihre Ersparnisse dazu ver­brauchen werden, demnächst einsetzen wird.

Wir in Deutschland   haben noch weniger Grunb anzu nehmen, daß der Tiefpunkt der Depression schon hinter uns liegt. Die unglückselige

Verknüpfung des Preisabbaus mit dem Lohnabban, dieser Auswuchs des blutigsten wirtschaftlichen Dilettantismus, droht vielmehr noch sehr viel unheil anzurichten. Zu dem neuen Herd der Verschärfung der Krise droht zugleich die Verschlechterung der Wirtschaftslage in Frankreich   zu werden. Die französischen  Arbeitslosenziffern erscheinen uns zwar fast gleich Null, sie erfassen aber nur die französischen   Bürger. Von der Verschlechterung der Beschäftigung werden in Frankreich   zunächst nur die einge= wanderten Arbeiter betroffen, wie überhaupt die Abschwächung der französischen   Konjunktur zunächst die Zunahme der Arbeits­lofigkeit weniger in Frankreich   selbst bewirkt als in den Ländern, aus welchen sonst die Arbeitskräfte zu dem französischen   Arbeits­markt( Polen  , Italien  ) zu strömen pflegen.

Die Verschlechterung im Dezember war sozusagen nicht pro­grammäßig. Sie wirkte enttäuschend, weil man auf Grund der vorhandenen Anzeichen, den für normal gehaltenen Entwicklungs. gang vorausgesetzt, wenigstens mit der Stabilisierung der Beschäf­tigung rechnen durfte. Es stellte sich hiermit heraus, daß man bisher das Ausmaß der Krise immer noch unterschäßte. Es ist aber auch das Gefühl wiederum stark geworden, daß der Ent­wicklungsgang nicht normal" ist, daß der übliche Ausgleich der wirtschaftlichen Verhältnisse durch etwas gestört wird. Die tapitalistische Wirtschaft werde, so hört man allerorten, durch etwas verhindert, ihren wunderbaren Anpassungsmechanismus in vollem Maße zu entwickeln. Sie sei in ihrer Bewegungsfreiheit durch außerwirtschaftliche Kräfte gehemmt. Also ist die Parole da:

..Die Wirtschaft braucht Freiheit!" Wohlbemerkt: diese Parole ist nicht erst jetzt entstanden, die traurigen Erfahrungen des verflossenen Jahres schienen aber dazu: geeignet, die Forderung nach der Befreiung der Wirtschaft" einen besonderen Nachdruck zu verschaffen. So lesen wir z. B. im Jahres­bericht des Zweckverbandes der Industrie- und Handelskammern zu Bochum  , Dortmund  , Essen   und Münster  ":

Berfolgt man die Ursachen der deutschen   Wirtschaftskrise| und die Möglichkeiten ihrer Beseitigung, so wird man feststellen müssen, daß das Schwergewicht bei der staatlichen Wirtschafts­politit liegt. Die Wirtschaft braucht Freiheit. Der Staat muß die 3wangsbewirtschaftung der Arbeitskraft und von Rohstoffen aufgeben. Die augenblickliche Lohn- und Preissenfungspolitik der Regierung wäre bei freier Wirtschaft und nicht überhöhten Lasten gar nicht notwendig geworden. Die Regierung aber hat bei der herrschen­den Zwangswirtschaft in Verfolg ihrer Preissenfungsaftion fast immer am falschen Ende angepackt, nachdem sie nach dem ersten Anlauf zur Lohnherabsetzung immer wieder nur die Preise zwangsmäßig herabdrücken wollte. Jeder Preissenfungsaktion muß die Senkung der Löhne und der überhöhten öffentlicher Lasten vorausgehen."

Schon aus diesen Säßen sieht man, wie wenig aufrichtig, ja, wie verlogen die Forderung nach der Freiheit der Wirtschaft in manchem Munde ist. Wovon soll die Wirt­schaft befreit werden? Von je der Bevormundung durch den Staat. von jeder staatlichen Beeinflussung und Unterstützung? Wollen die Verfasser des zitierten Jahresberichts fordern, daß der Staat 3. B. jede protektionistische Zollpolitik aufgibt? Ist die deutsche Elsen- und Stahlindustrie wirklich so weit, sehnt sie sich so starf nach ihrer Freiheit, daß sie die zollfreie Einfuhr von Eisen­und Stahlerzeugnissen nach Deutschland   befürworten will? Keine Spur davon! Man will teine allgemeine Beseitigung der staat fichen Eingriffe, sondern wendet sich nur

Deutsche   Anleihen begehrt.

Kräftige Kursfteigerungen in New Hort.

Die deutschen   Dollaranleihen zeigen nach den empfindlichen Kursrückschlägen des vergangenen Jahres, die das Kursniveau der an Kursrückschlägen des vergangenen Jahres, die das Kursniveau der an der New- Yorker Börse   gehandelten 7prozentigen Bons( festverzins­liche Wertpapiere) um durchschnittlich 16% Proz. und der 6% pro­zentigen Anleihen sogar um 23 Proz. herabdrückten, in den letzten Tagen in der Wall Street bemerkenswerte Ansätze zu einer Kurserholung. In der nachstehenden Tabelle ist die Kurs entwicklung einer Reihe wichtiger Amerika  - Anleihen Deutschlands   im neuen Jahre veranschaulicht. Der Genauigkeit halber jei bemerkt, daß bei der Auswahl nur diejenigen Papiere berücksichtigt worden sind, die seit Jahresbeginn nennenswerte Kursbefestigungen aufzu weisen haben, wobei jedoch hinzugefügt werden muß, daß sich die deutschen   Dollaranleihen, die von der Haussebewegung bisher nicht erfaßt wurden, bei weitem in der Minderzahl befinden.

Berlin  

Bremen  

Kurs am

Letzter Kurs

Binsfuß

Young- Anleihe

51

30. 12.30 68.75

5.1.31 71,25

Dames- Anleihe

7

100,75

101

74,25 102,25

Giroverband

7

75,87

77,62

81,25

61

70

75

75

7

89

90,37

Rentenbank.

7

77

84

Deutsche   Bant.

6

96,50

97

93,37 83,12 97

Commerzbant

51/2

79,50

80,75

Berliner   Hochbahn

61/2

68,12

71

Bewag

6/2

69,25

71,75

80,75 73,75 74,75

6

74

80

80

.7

73,75

78

80

7

89,50

91

6

84

96 85

62,25

R.W.E.

Sächsische Werte AEG. Nordlloyd Karstadt  

222

81,50 59,75

65,25

Die in der Tabelle aufgezählten 15 repräsentativen deutschen  Dollaranleihen haben sich in der Zeit vom 30. Dezember bis zum 5. Januar um durchschnittlich zirka Proz. und seitdem weiter um 24 Proz. befestigt. Insgesamt haben diese Anleihen somit im neuen Jahre bereits Kursgewinne von nahezu 6 Pro 3. erzielt.

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Die erfreuliche Kurserholung der deutschen   Bons entspricht dem in den letzten Tagen allgemein festzustellenden stärteren Inter­esse der Wall Street für festverzinsliche Wertpapiere, das sich u. a. auch in einer namhaften Belebung der Bonsumsätze an der New­Yorker Börse äußert. Es hat den Anschein, daß das den amerika­ nischen   Besitzern zum Januar- Coupontermin in Gestalt von 3injen es handelt sich um einen und Dividenden zugeflossene Kapital augenblicklich vor= Betrag von über einer halben Milliarde Dollar zugsweise am Anleihemarkte Anlage sucht. Beschleu­nigt wird der Reinvestierungsprozeß durch die am Geldmarkte herr­schenden ungewöhnlich niedrigen Zinssätze. Der offizielle Zinssatz für tägliches Geld ist seit Jahresbeginn auf Proz. gesunken, während außerhalb der Wall Street Abschlüsse zu überwiegend 1 Broz. getätigt werden. Auch in Termingeldern liegt starkes leber angebot vor. Der Zinssatz für Geld auf drei Monate stellte sich zuletzt nur noch auf 24 bis Proz.

Der englische   Baumwollkampf. Erinnerungen an die Weberstürme.

Der jetzt im englischen Baumwollzentrum Lancashire   ausges brochene Arbeitskonflitt ruft die Erinnerung an die iragischen Zeiten wach, wo die ihrer Existenz beraubten Handweber um die Wende des 18. und im ersten Drittel des 19. Jahrhunderts zum Sturm auf die Maschinen schritten.

3war sind bei dem jezigen Konflikt von den britischen   Baum­wollwebern nicht die Maschinenhallen mit den modernen Webstühlen erstürmt worden, doch sind die Ursachen des jezigen Kampfas in der Hochburg der englischen Textilindustrie die gleichen, die zu den schweren sozialen Unruhen in der Zeit des Frühkapitalismus führten. Die Baumwollweber in Lancashire   sind in den Streif getreten bzw. ausgesperrt worden, weil sie sich gegen die von den Unternehmern beschossene Anwendung des Achtstuhl systems" wehrten. Dieses neuartige Achtwebstuhlsystem, das an die Stelle des bisherigen Bierstuhlsystems treten soll, würde natür wie 3wangsbewirtschaftung der Arbeitskraft und von Rohstoffen" lich neben einer weit stärkeren Ausnuzung der mensch.

gegen bestimmte Eingriffe

lichen Arbeitstraft zwangsläufig Entlassungen in großem Umfange zur Folge haben.

Die augenblickliche Situation im Lancashire  - Revier ist sehr zu= gefpigt. Die Unternehmer haben erklärt, daß sie zu einer Ge­famtaussperrung, die 250 000 Arbeiter betreffen würde, noch diese Woche schreiten, wenn die Teilstreiks nicht abgebremst würden. Bei der allgemeinen Unruhe in diesem Distrikt, die infolge der anhaltend großen Arbeitslosigkeit und des Lohnabbaudiktats von 1929 herrscht, ist auf eine gütliche Einigung faum zu rechnen, so daß in Londoner Regierungskreisen ein Eingreifen des Arbeits­ministers erwartet wird.

Die Krise in Großbritannien  .

Zusammengeschrumpfter Außenhandel.

Der Umfang der in England herrschenden Wirtschaftskrise prägt sich in dem jetzt veröffentlichten Ergebnis des britischen   Außens handels im Jahre 1930 mit aller Schärfe aus. Sogar das schwärzeste Jahr in der Wirtschaftsgeschichte Englands nach dem Kriege, das Jahr 1926 mit seinem siebenmonatigen Kohlenstreik hat noch günstigere Außenhandelszahlen aufzuweisen, als das abgelaufene Krisenjahr.

Der Gesamt umsatz des britischen   Außenhandels ist um fast 6,7 Milliarden Mark zusammengeschrumpft. Um mehr als 21 Proz. ist Englands Ausfuhr mit 1,14 gegen 1,45 Milliarden Mark gesunken. Auch die Einfuhr nach England ist von 24,4 auf rund 20 Milliarden Mark zurückgegangen, doch wirken hier weit stärker als bei der englischen Ausfuhr die Preiseinbrüche auf dem Weltmarkt mit. Während sich der Export von Kohle, der nur einen fechsprozentigen Rückgang( mertmäßig) aufweist, verhältnis­mäßig gut erhalten hat, ist die Entwicklung des bedeutendsten eng­lischen Ausfuhrpostens, der Tegtilfertigfabritate, fata­strophal gewesen. Der Wert des Exports von Baumwollwaren hat mit rund 1,7 Milliarden nur noch wenig mehr als 60 Proz. des Ausfuhrwertes von 1928. Nicht viel besser sieht es mit der Dagegen konnte sich unter Berück Ausfuhr der Wollindustrie aus. fichtigung der allgemeinen Preissenfungen der Export der Fahrzeug­industrie und auch von Teilen des allgemeinen Maschinenbaues ver­hältnismäßig gut behaupten.

Weltzuckerfartell fertig.

Das

Was wir vor wenigen Tagen als höchst wahrscheinlich bezeich­neten, ift geschehen: die Versammlung aller deutschen   Zuckerfabriken hat gemäß dem Vorschlag des Vereins der Deutschen   Zuckerindustrie das Angebot der übrigen Juderegportländer angenommen. Zuckerkartell aller Produzenten der Welt ist damit wirklichkeit ge­worden. Der Weltmarktpreis für Zucker wird also wesentlich steigen; die Ausfuhrverluste der deutschen   Zuderindustrie werden sich im gleichen Maße verringern. Die Ausfuhrmenge ist fest begrenzt; da­mit der Verbrauch der Produktion entsprechend fteigt, ist eine be­deutende Senkung des Inlandpreises notwendig. Sie ist möglich. über die die Fabriken beraten, steht im Gegensatz zum Intereffe jetzt mehr denn je! Eine Kontingentierung der Zudererzeugung, wichtiger Teile der Landwirtschaft.

Europas   Zuckerproduktion.

Nach der Januar- Umfrage der Internationalen Ver= einigung für 3uderstatistik werden mehr als 600 Fabriken in 15 europäischen Staaten im Betriebsjahr 1930/31( 1. September bis 31. August) 39,5 Mill. Tonnen Rüben verarbeiten, also 18,8 Proz. mehr als im Vorjahre( 33,2 Mill. Tonnen). Deutschland   steht mit 15,85 Mill. Tonnen an der Spitze und hat in der Rübenverarbeitung gegenüber dem Vorjahre( 11,94 mil. Tonnen) eine Zunahme von 32,8 Proz. zu verzeichnen. An zweiter Stelle steht die Tschechoslowakei   mit 6,75 Mill. Tonnen( plus 21 Proz.), an dritter Polen   mit 4,55 mill.( minus 10 Proz.).

Die 3udererzeugung wird mit 6,17 Mill. Tonnen die des Vorjahres von 5,52 Mill. Tonnen um 12 Pro 3. übertreffen. Die deutsche Produktion wird mit 251 Mill. Tonnen angegeben, also um 264 Proz. höher als im Vorjahr( 1,98 Mill. Tonnen). Die tschechische Erzeugung wird mit 1,13 Mill. Tonnen um 9 Proz. größer, die polnische mit 0,78 Mill. Tonnen um 15 Broz. tleiner als im Vorjahr sein.