Der Abend
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Nr. 20
B 10 48. Jahrgang
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Fluggeschwader verunglückt
Eine Katastrophe in England- drei Tote, zwei Verwundete
Condon, 13. Januar.
Die englische Luftflotte wurde am Montag von zwei weiteren fchweren Unfällen betroffen, die drei Todesopfer und zwei Berwundete forderten. Ein Gejchwader von drei Flugzeugen mußte an der Grenze von Cincolnshire und Nordthampton not Landen. Cins der Flugzeuge mit vier Jafaffen ffieß gegen eine Beschung, durchbradh eine Hede und überschlug fich auf einem Ader. Der Führer und zwei Offiziere wurden auf der Stelle getötet, ein Mechaniker erlitt erhebliche Verlegungen. Die Leichen maren derart in den Apparat eingeklemmt, daß es unmöglich mar. fie noch in der Nacht zu befreien. Das zweite Flugzeng, das in der Nähe laudete, wurde schwer beschädigt. Einer der Infaffen wurde berleht; er muhte 20 Bilometer weit zum Krankenhaus getragen werden. Die dritte Maschine tam unbeschädigt davon. Die Flieger hatten offenbar bei Einbruch der Dunkelheit die Richtung verloren. Die Candung wurde durch dichten Rebel erschwert.
Das deutsche Ansehen.
Oder der deutsche Lausbub im Ausland. Nachdem die Filmzanjur, ausgeübt von typisch reaktionären Bertretern der Borkriegszeit, den Film„ Im Besten nichts Reues" ver boten hat, fühlen fich die nationalsozialistischen Boisbuben als Träger des deutschen Ansehens im Ausland. Wenn das Auswärtige Ant und die Filmzenfür nach ihrer Pfeife tanzen, müffen sie größen mahnsinnig merden.
Sie tragen nun ihre Bropaganda gegen den Remarque Film ins Ausland. Badische Nationalsozialisten haben der Direktion eines Bajeler Stinos einen Drohbrief geschrieben, der die bubenhafte Unzeife der Berjaffer ebenso zeigt mie ihren Mangel an Beherrschung der deutschen Sprache. Ein Student der Berliner Landwirtschaftlichen Hochschule ist nach Riga gereift, um dort mit fieben anderen Lausbuben einen Klamaut gegen den Remarque: Film zu vernaftalten.
Die Kulturmerte, die dieser Förderer des deutschen Ansehens noch Riga exportierte, maren Bieifen, Knallfapfeln und Stinkbomben Die Rigaer Polizei hat für diese Kulturwerte weniger Berständnis Die Rigaer Polizei hat für diese Kulturmerte weniger Berständnis als das deutsche Ausmärtige Amt, das vor den weißen Mäufen des Herrn Goebbels tapitufierte. Die sieben nationalsozialistischen Laus buben, bie, von der Rigoer Polizei verhaftet wurden, reben in Riga von der Ehre der deutschen Frontfämpfer", die Polizei in Riga aher stellt nüchtern fest, daß fie bei Ausbruch des Krieges npch nicht zehn Jahre alt maren.
Es find diplomatische Bertreter ganz besonderer Art, die von den Nationalsozialisten zur Förderung des deutschen Ansehens ins Ausland ausgeschicht werden! Glaubt man im Auswärtigen Amt , wo man vergeblich eine Gefährdung des deutschen Ansehens durch den Remarque Film befürchtete, daß man durch Gestank das deutsche Ansehen fördere, und daß es der deutschen Ehre dienlich ift, wenn deutscher Nationalismus und Stint: bomben im Ausland unzertrennlich werden?
An diesen Erzeljen nationalsozialistischer unreifer Burschen im Ausland trägt das amtliche Deutschland die Schuld! Es hat vor ihnen tapituliert, und muß nun zusehen, wie die Herren von den Stintbomben und den weißen Mäufen auf dem deutschen Ansehen im Ausland herumtrampeln.
Nicht wahr: Friedensliebe zeigen verträgt sich nicht mit dem deutschen Ansehen wohl aber Stintbomben, Knalltapseln
und Pfeifen!
Einstein für den Remarque- Film.
Profeffor Einstein, der im Augenblid Amerifa bereist und die unangenehme Birkung des Berbotes des Remarque Films in Deutschland auf die amerikanische öffentliche Meinung aus nächster Nähe beobachtet hat, hat der Preffe folgende Erklärung darüber abgegeben:
,, Das Berbot dieſes Filmes in Deutschland bedeutet eine diplomatische Riederlage für unfere Regierung in den Augen der ganzen Welt. Dieses Berbot entblößt eine solche gefahrnolle Schwäche der Regierung, die sich vor dem
Eine unsterbliche Hafenkreuzlüge
Die schmutzige Berleumdung als politische Methode
Das Schöffengericht Schöneberg verurteilte heute den national-, als Grzesinskis Bertreter meinte, das Gericht möge mur in die sozialistischen Landtagsabgeordneten Sube wegen Verleumdung des früheren preußischen Janenminiffers und jetzigen Polizeipräsidenten Grzeliusti zu 1000 Mart Geldstrafe.
In diesem Prozeß murde eine der schmählichsten Lügen widerlegt, die die Hakenkreuzpropaganda gegen den Genoffen Grzesinsti nerbreitet hat. Es handelt sich um die Behauptung, das fich Grzesinski während eines Effens, das ihm der Bremer Bürgerfenat nach seiner Rüdfehr vom Zeppelin- Flug nach Amerita gab, deract bezecht habe, daß er sich habe übergeben müffen, und daß er durch eine Rollwand dem Bublifum habe unsichtbar gemacht werden müffen
Diese Lüge if an allen Eden und Enden Deutschlands verbreitet morden. Auch die reisstehende bürgerliche Presse hatte fich gierig darauf gestürzt. Bor Gericht ist sie längst wider legt, es ist auch nicht ein wahres Wort daran. Herr Sube aber hat sie weiter verbreitet, auch dann noch, als fie öffentlich widerlegt mar. Er hat den Parteiapparat der Rationalfezialisten eingespannt, um dennoch den Berleumdungsfeldzug meiterzuführen.
Sier ist ein typisches Beispiel für die verleumderischen und bundsgemeinen Methoden, mit denen die Halenkreuzpropaganda gegen sozialdemokratische Führer arbeitet. Die Geschichte dieser Lüge zeigt, daß die Nationalsozialistische Partei ouf Berleumdung und Lüge aufgebaut ist!
Beweisaufnahme eintreten, da man sonst doch nicht sicher sein fönne, ob dieselbe Berleumdung nicht noch einmal wiederholt merden würde. Im übrigen sei es für Herrn Rube charatteristisch. daß er in einer ameiten Bersammlung in Stettin den überwachenden Bolizeifommissar gedroht habe, daß er ihn wegen feiner Berichte nach Errichtung des Dritten Reiches schon was zeigen würbe
Die Beweisaufnahme war turz Aus den verlesenen Zeugen aussagen ergab sich, daß Grzesinski nach seiner Ankunft aus Amerita nom Bremer Bürgermeister und einigen anderen Beutem begrüßt, fofpzt nach Bremen weitergefahren fei und im Hotel Exzelfior, in dem bas angebliche Gelage ftattgefunden haben follic berhaupt nicht zugegen gemefen fet
Staatsanwaltschaftsrat Dr. Fischer beantragte megen übler Nachrede aus dem 186 des StGB. an Stelle einer an fich vere wirften Gefängnisstrafe von sechs Wochen eine Geldstrafe in Höhe von 1500 M. 2s straferschwerend falle ins Gewicht: erstens, daß der Angetlagte während der ganzen Beit feine Gelegenheit ge nommen habe, dem Nebntläger sein Bebauern über die über ihn nerbreitete Berleumbung auszusprechen, und zweitens, daß die rahitalen Parteien fich mit Vorliebe der gehäffigsten Angriffe gegen den politischen Gegner bebient.
Rechtsammalt 2andsberg betonte ganz besonders die Absicht des Angeklagten, feinen politischen Gegner herabzuwürdigen. In welch unerhörter Weise der Angeflagte leichtfertig gehandelt habe, erhelle daraus, daß er nicht allein die ihm von Kerl und Ziegelrüden zugegangene Information nicht nachgeprüft hot, sondern daß er in der Bersammlung fich fälschlicherweise auf den Oberfellner des Hotels Erzelfior als feinen Gewährsmann bea rufen habe.
Herr Stube, beffen Immunität vom Landtag aufgehoben wurde, Kube fand zu seiner Rechtfertigung nichts besseres als die Er erflärte, Opfer einer angeblich gehässige politische Kampfesweise Grzesinstis anzuführen. war persönlich erschienen. fallen Information durch seinen Parteigenoffen Kerl Er habe nicht die Abficht, diesen Prozeß zu einem politischen zuz bedauere. Der als Nebentläger und Zeuge anwesende Bolizeibeantragten Strafmaßes seine politische Absicht. und den Abgeordneten Ziegelrüden geworden zu sein, und daß er es geftalten, ber Staatsanwalt aber beweise durd, die Höhe des präfident Grzesinski dachte aber gar nicht daran, sich mit dieser Eine tüchtige Abfuhr erhielt gleich darauf Herr Kube vom Erklärung zufrieden zu geben, und Rechtsanwalt 2 aubsberg Nebenfläger Grzesinsti Welche Absicht der Angeklagte Kube
Ein böser Konfurrent
-Habt ihr gar feine Rahe mehr?"
Ru, das arme Zier ist verhungert. Seitdem wir den Schret des Straßenmobs gebeugt hat, daß eine Rehabilitierung in Nazi Abacordneten in Untermiete haben, hat der
den Augen her Welt unbedingt zu verlangen ist."
ihr alle Mäuse weggefangen!"
Feuer in der Charité.
Starte Berqualmung der Frauenflinit.
Kurz vor 5 Uhr wurde heute früh die Feuerwehr nach der Charité alarmiert, wo im Heizungsfeller der Frauentlinit Feuer ausgebrochen war. Gerümpel und Heizungsmate rialten boten den Flammen reiche Nahrung. Die Patienten wurden in Unruhe verfeßt, als dichte Rauchschwaden durch die Luftschächte in das Treppenhaus der Klinik einbrangen. Bom Pflegepersonal wurden sofort vorsorgliche Maßnahmen ergriffen, um die Kranken vor der Einwirkung der Rauchgase zu schützen und in aller Eile murben um beitungen vorgenommen. Die Feuerwehr mar nahezu zwei Stunden mit den Lösch- und Aufräumungsarbeiten, die durch ftidige Rauchgase. sehr erschwert wurden, beschäftigt.
Bei der Anmeldung seiner Belegschaft zur Sozialver. figerung stellte ein Pariser Druckereibefizer fest, daß er die älteste Arbeiterin Frankreichs , wenn nicht gar der ganzen Welt, beschäftigt. Es handelt sich um ein altes Fräulein Helene Bonnet, die im Alter von 101 Jahren steht. Die alte Arbeiterin verbient in der Druderei einen täglichen Arbeitslohn von rund 13 Franten Als ihr Alter entbedt wurde, war ihre erste Sorge die, daß sie ihre Arbeitsstelle verlieren und arbeitsins werben tönnte. Die Stadt Paris hat ihr sofort eine Alters. rente zur Berfügung gestellt.