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fieilage Miftwodi, H. Januar 1931

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Q e&cfttc fiten vom Stande

Julie Wöhrle: Siandgetiefit ußet einen ftatex Eines Abends, es war schon dunkel geworden und in der Wohn- laubenküche, wo wir hinter den geschwellten Äartofscln saßen, brannte längst Licht, klopfte es ans Fenster. Drei-, viermal klopfte es, ganz kurz, energisch. Man spürte, der da an die Scheiben pochte, mußte einen ordent- lichen Zorn in den Fingerknöcheln haben. Deshalb sagte die Mutter sofort:Es ist sicherHuhnchen" T Hühnchen ist nämlich unser Nachbar. Ein Knurrer und Murrer, wie er im Buch steht, und ständig hinter seinein Federvolk her, das sich auf die benachbarten Parzellen verlaust, und ständig in Angst, es würde sich eine seiner herumstreifenden Eierlegerinnen in einen fremden Kochtopf verirren. Richtig, der Klopfer war wirklich Hühnchen. Als er sich auf unser vierfachesHerein!" in die Türfüllung pflanzte, sah er im Gesicht grau aus und fast zerfallen vor Wut. Da war etwas Schlimmes passiert. Wir spürten es alle, noch eh' ihm ein Wort zum Mund draußen war. Was gibt's denn, Herr Schneemann?" fragt« der Vater und stemmte die Gabel auf den Tisch wie einen Lan&sknechtsspieß. ,Was es gibt?" echote der Hühnchen,euer verdammter Kater hat mir drei Briefer gefressen!" Man muß nämlich wissen, Hühnchen züchtete nicht nur Hühner, sondern auch Tauben. Er hatte einen ganzen Schlag voll. Ueber hundert Stück. Alles schöne, grauflüglig« Brieftauben, in der Züchter- sprach« hier draußen abkürzungshalber nurBriefer" genannt. Was?" meinte der Dater und verschluckte sich dabei fast an der halben Kartoffel, die vor Schreck nicht mehr über die Schlingschwelle wollle,ausgerechnet unser Kater und dazu gleich drei Brieser aus einmal?!" La!" sagte der Hühnchen,euer Kater! Und dazu meine schönsten Brieferl Sie haben auf der letzten Ausstellung einen Preis bekommen. Sechsunddreihig Mark kostet das Stück! Wollt ihr bezahlen?" Ich denk gar nicht daran!" sagte der Dater und nahm sich nicht mal die Mühe auszurechnen, daß drei mal sechsunddreißig Mark gradaus hundertacht macht, also zwei Drittel seines Monats- Verdienstes.Aber, was ich fragen wollte, Herr Schneemann, woher wißt ihr denn, daß es ausgerechnet unser Kater war? Hatte er nieine Bisitenkarte an den Schwanz gebunden?" Der Hühnchen überhörte den Hohn und sagte:Ich Hab' einen Zeugen, daß es euer Kater war. Der Zweig hat ihn gesehen, wie er, mit einem blutigen Fittich im Maul, grab aus dem Schlag kam!" Der Zweig hatte ihn gesehen! Bums, das faß! Man muß nämlich wissen, Zweig, unser Nachbar zur Linken, war, genau wie der Hünhchen, ebenfalls Taubenzüchter. Und was für einer! Er betrieb die Taubenzucht geradezu als Sport. Den ganzen Tag streckte er seinen Struppkopf aus der Dachluke heraus und beobachtete seinen Schwärm. Und wenn ihm der zu lang« foul an einer Stell« saß, da schwenkte der Zweig«ine Bohnenstange, an die ein weißes Tuch gebunden war, und scheuchte damit sein« Zucht. Und die blaugrauen Briefer schwangen schn.idig die Flügel, hauten ab, daß ihre Schwingen klatschten wie nasse Leintücher im Wind, und kamen erst wieder, wenn die Drohflagge eingezogen war. Also, der Zweig kannte anscheinend keine andere Lebens- aufgäbe als zu verhindern, daß seine Tauben Fett ansetzten. Deshalb stand er ewig an seiner Dachluke, pünktlicher als eine Schildwache. Ich glaube. Zweig beobachtete von seinem Turm aus noch ganz andere Dinge in der Nachbarschaft, als nur sein« Tauben. So zum Beispiel die dicke Frau Krause, wenn sie ihre Wäsche schwenkte. Aber das läßt sich nur vermuten und niemals beweisen. Was aber bewiesen werden konnte, war, daß Züß, unser Kater, drei Brieser des Herrn Schneemann gefressen hat«. Noch immer stand der Hühnchen im Türrahmen der Küche, so daß es uns alle fror, und machte ein schmerzoerzogenes Gesicht, wie einer der armen Schächer am Kreuz. Schließlich sagte er:Nun, wenn ihr nicht zahlen wollt, so muß die Sache auf eine andere Weise erledigt werden!" Ich bin neugierig, wie?!" knurrt« der Vater, eine Kartossel vierteilend und dabei so angelegentlich in seinen Teller starrend, als ob der wichtiger sei, als Hühnchens Gesicht, aus dem jetzt die Ant- wort kam: Ihr gebt mir den Malefizkater mit!" Wozu?" Ich dreh ihm das Genick ab!" Der Kater wird schreien!" Keine Angst, Nachbar! Bevor ich mit ihm um die Ecke bin, wird er ausgeschrien haben!" Auf diese henkerlichen Aussichten hin erhob Didi, die Sieben- jährige, die bisher den ganzen Berhandlungen mit immer größer werdenden Augen gefolgt war, ein solches Gebrüll, daß Hühnchen es vorzog, seine Stellung im Türrahmen aufzugeben. Bevor er jedoch wegging, drohte er: Das ein« will ich euch aber sagen, Nachbar! Sobald ich das Mistmeh. das elende, nochmals auf meinem Grundstück treffe, zieh' ich ihm dos Rückenmark lang, ohne Gnade und Barmherzigkeit! Wundert euch also nicht, wenn euer Briefersresser eines Tages nicht mehr heimkommt!" Ans Gutenachtsagen dachte diesmal keiner. Schweigend wurden die Kartoffeln bewältigt und nachher, als die Didi im Bett war, wurde Gericht gehalten über den Kater. Das Vieh muß weg!" fing der Vater an,sonst verfeinden wir uns mit der gesamten Nachbarschaft!" Aber. Mann, es ist doch ein so schönes Tier!" Schön hin, schön her! Du hörtest doch, der Lausekerl hat drei Brieftauben gefressen!" Ich kann's kaum glauben! Er schaut einen doch so lieb an! Was nützt das liebe Anschauen?! Hast du die drei jun?en Amseln vergessen, die er aus dem Nest heraus abgewürgt hat, ärger als ein Iltis?" Dos ist doch schon so lange her!" Und die anderthalb Pfund Suppenfleisch, die er dir aus dem Topf geklaut hat?!" So ging Rede und Gegenred« zwischen Staatsanwalt und Ber - teidiger ein? halbe Stund« hin und ber, bis schließlich der?lnkläzer frch zum Richter aufwarf und duwpstonig oerkündete:Es nützt oll-s! nichts! Der Kater muß erschossen werden!"

Gut!" sagte da zornbebend die Mutter, und das war der höchste Trumpf, den sie in dieser Verhandlung ausspielen konnte,gut, wenn der Kater schon erschossen werden mujj, dann bist du es, der ihn zu erschießen hat!" Bums! Das faß noch besser, als vorher Hühnchens Geschoß. Man muß nämlich wissen: trotzdem der Valer schnell fertig ist mit dem Wort, ich glaube, er hat noch nie einer Fliege was zu Leid« getan. Die von ihm Erschossenen leben wahrscheinlich noch alle! Diesmal aber sollten wir uns getäuscht haben, die Mutter und ich. Es ging dem Mordkater tatsächlich an den Kragen. Er lag ruhig und unschuldig in seiner Kiste in der Holzwolle, als ob er nie in feinem Leben in einen Taubenhals gebissen hätte. So friedlich hatte er die schwarze Nase in die weißen Vorderpfoten vergraben, daß auch des Baters grollerfülltes Gemüt für einen Augenblick erweicht wurde. Gut!" sagte der Herr über das Katzenleben,meinetwegen soll er noch bis morgen früh ruhig schlafen! Eine Gnadennacht soll ihm geschenkt sein! Zwölf Stunden, nicht länger! Dann knallt's!" Dann knallt's!" Das war das letzte Wort, das ich diese Nacht hörte. Der Kater aber, die Stimme seines Herrn hörend, drehte die Ohren und hob ein paarmal die schweren, schwarzen Lider über seinen bernsteinenen Augen. Dann setzte er sich buckelnd aufrecht und fing zu schnurren an. Q. I-I. Mostar: dbex SiauCiaugex Die einzige, die es gleich geahnt hatte, war meine fünfjährige Tochter Liesl. Sie kam ins Zimmer gestürzt, als wir gerode am sriedsam dampfenden Frühstückstisch saßen, und rief strahlend: Mutti, Vati, kommt doch mal raus! Draußen steht ein Mann mit einem Sarg!" Meine Frau ging gehorsam hinaus und kam nach drei Minuten zurück.Es ist nur ein Mann mit einem Staubsauger", sagte sie. Nur..! Frauen haben immer so verschrobene Wertbegriffe. Mit dem friedsam dampfenden Frühstück war es natürlich vorbei. Denn der verbindliche Mann kam zwecks unverbindlicher Vor- führung: er öffnete den Sarg und ließ mit unsäglich frivolem Lächeln ein Tier, ein Untier auf uns los, das mir gleich nicht sympathisch war. Sein Fell schimmerte bösartig, sein Schwanz ringelte sich um den Hals seines verbindlich-unverbindlichen Fakirs und steckte sein Ende, das zweigeteilt war wie der Hinterleib des mir verhaßten Ohrwurms, in unseren anscheinend dafür prädestinierten Steck- kontakt; dann stieß es ein furchtbares Geheul aus und stürzt« sich mit rundgeöfsnetem Rachen auf unseren Frühstückskuchen, dessen Streusel und Rosinen es im Nu verschlungen hatte. Während ich noch leichenblaß aus den weiland Kuchen starrte, warf es sich mit Triumphgeheul auf den Teppich, der Fakir zog das Maul des Viechs in eine widerwärtig grinsende Breüe, es wälzte sich, stöhnend vor Behagen, auf dem Perser... Meine Fünfjährige starrte verblüfft auf ihre Mutter. Das war ein Vergnügen, das nicht mal sie, als verwöhntestes Kind der weiteren Umgebung, sich gestatten durfte. Sie wartete auf den An- schnauzcr, den der Fakir beziehen würde. Ich wartete auch. Nichts dergleichen geschah. Meine Frau lächelte verzückt, ekstatisch, hingerissen dem Untier zu. Und schien tief zu bedauern. daß es nun, nachdem es sein Dresseur am Kopf gestreichelt hatte, mit einem stöhnenden Seufzer der Sättigung sein Fressen und Heulen einstellte. Ich indessen tonnte mich eines tiefen Gefühls der Er- leichterung und der Schadenfreude nicht erwehren, weil es ja nun wieder in seinen Koffer mußt«.' Aber nein, ach nein! Ihm und uns geschah Schlimmeres? Der Fakir nahm es auseinander, zerlegte es in Kopf, Rumpf und Schwanz, operierte ihm den Magen heraus und ließ uns hinein- schauen. Dabei sah er einen»ach dem anderen von uns mit einem Blick an, der unendlich überlegen und hoheitsvoll war, mit einem Blick, mit dem ein deutscher Hygienesachoerständiger einen tibeta- nischen Schafhirten ansteht, der sich noch nie, noch nie gewaschen hat. Und meine Frau erblaßte und ward rot und sagte:Oh!" und ich schlug mich innerlich an die Brust, als ich im Magen des Tieres eine graue, wie aus Milliarden Spinnweben geknetete Masse sah so viel Dreck war also in unserer Wohnung, in einem bescheidenen Bruchteil unserer Wohnung, solche Dreck... solche Unhygieniker waren wir! Der Fakir tat zum ersten Male seinen Mund auf und sagte fein und langgezogen wie eine geduldige, an allerhand gewöhnt«, dennoch aber innerlich empörte Säuglingsschwester:S o o viel Schmuuutz!" und stülpte mit ganz vorsichtigen, unendlich distanzierten Fingern, denen man den Ekel vor unserem Schmuuutz deutlich anmerkte, den Magen um. lieh seinen Inhalt auf mein morgen abzulieferndes Manuskript über den Schlangenmythos rinnen, knüllte es zusammen und warf es in den Ofen... Ich ging erschüttert in mein Zimmer, um den Schlangenmythos nochmals zu schreiben. Und der Staubsauger wurde natürlich gekaust. Der Schlangenmythos" Bon allers her schon haftet der Schlange der Charakter des Bösartigen und Niedrigen an. Schon nach ällester Ueberlieferung So weit war ich gekommen, als bereits ein neuer Sarg bei uns abgegeben wurde, als wir also die Bestie im Hause hatten ohne ihren Fakir, der sie zu zähmen verstand... Oh über den Mut meiner Frau! Hut ab vor der alles über- windenden, mannhaften Tapferkeit des so lange ilnterdrückten weiblichen Geschlechts! Meine Frau lockte dos Untter aus dem Sarg, sie ließ sich von seinem Schwänze umwinden, sie beförderte selbst seine Ohrwurmzange in den Steckkontakt, sie lächelte nyr wie eine langjährig« Dompteuse, als es ausheult« in satanischer Mordlust. Und ich kläglicher, entnervter Sterblicher, ich zerbrach fast unter dem Heulen, das nun durch meine Wohnung gellte, ich kam aus Angst davor mit meinem Schlangenmythos nicht weiter, ich erlitt einen Nervenchok. als der Schwanz des Untiers die ahnungslosen Kannen. Tassen und Teller aus dem immer noch nicht abgeräumten Frühstückstisch umstrickt, zu Boden geschmettert und umgehend ver­schluckt halle , ich lieh mich verleiten, gegen jedes primitivste Klassen- bewußtsein dem Hausipirt rechtzugeben, der mtt sofortiger Räumungsklage drohte, falls meine Frau nicht und als ihre Antwort darin bestand, daß sie das Weh auf den Wirt losließ, der wemend und mit zeigefingerverfwpften Ohren entfloh, da dachte ich

I in den Abgründen meines schwarzen Herzens an Scheidung... und es heulte, heulle, heute... Als eine ausreichende Menge von Fensterscheiben, die man ja auch mtt dem Staubsauger reinigen kann, zersprungen waren, als unser Perser restlos enthaart war und- da lag wie ein Fell, das zehn Mottengenerationen ernährt hatte, als das Untier unter dem Protest Liesls sämtlichen Puppen die Haare und Glieder ausgerissen und den Leimfarbenanstrich der Wände zusammen mit dem Verputz verschluckt und ausgespien hatte, als infolgedessen Ausguß, Bade- wanne und WC. längst verstopft und die Zimmer mit den Massen der aufgestapelten Schmuuutzballen angefüllt waren da lieh sich meine unentwegte Frau sämtliche Dienstmädchen des Hauses aus und richtete einen Pendelverkehr nach der Müllablage ein, und in ihren Augen glomm die finstere Entschlossenheit des Fanatikers, und Heulen, Heulen, Heulen, und mein Schlangenmythos aber tief in meiner Brust die Stimme Wellingtons: Lch wollte, es wäre Nacht", und tief in meinem Herzen der Traum von stiller Arbeit bei Lampenschein, wenn der Abend dem Wüten Einhalt geboten haben würde... Und als, da es endlich dunkel ward, mit einem wilden Kroch die Sicherungen des ganzen Hauses durchbrannten, da brach ich definitiv zusammen. Aber mannhaft erklärte meine Frau, künftighin die elektrotechnischen Bedarfsartikel bei einer anderen Firma zu kaufen, die keine Schundsicherungen liefere, am besten bei der be- währten Staubsougersirma... Hut ab! Dann aber sank auch sie hin, erschöpft, wie Satan es«inst sein wird, wenn es ihm endlich gelungen ist, die Schöpfung wieder ins Chaos zurückzubefördern, in einem Tage gewiß mit Hilfe eines Staubsaugers. Ich jedoch, ich hämisches, aller tragische» Größe verständnislos gegenüberstehendes, rachsüchtiges Subjekt, ich schlich mich im Morgen- grauen an die Bestie heran, die noch immer heulend auf dem ehemaligen Teppich log. denn irgend jemand hatte neue Sicherungen beschaift, ich oersetzte dem Untter einen furchtbaren Tritt mtt dem Stiefelabsatz, und ich bekam einen furchtbaren elektrischen Schlag, der mich niederstreckte, ober das Heulen hört« auf, der Kopf des Viechs war zerquetscht... und ich stand auf, wankte an meinen Schreibtisch und führte im fahlen Licht des erwachenden Tages meinen Schlangenmythos fort: .,... Schon nach ältester Ueberlieferung wird die Schlange verflucht:Aus dem Bauche sollst du kriechen und Staub fressen dein Leben lang, und du wirst ihn in die Ferse stechen, und er wird dir den Kops zertreten" und die Schlange ging hin und nannte sich fortan Staubsauger .. EEriest» Preusse: (paare im paxk Eine dünne Schneedeck« dämpft den Schritt und gaukell Winter, frcuden vor, die sie kaum zuläßt. An der patinogrüuen Kuppel des Barockdenkmols klebt der Schnee in seltsam zerrissenen Mustern von eigenartiger Schönhett. Der See träuntt unter dem Eise, nur am Ufer glucksen noch einige ungebändigte Wellen. Die Sträucher sehen erbärmlich nackend aus: sie gleichen Rersbefen. Es ist still. Kaum daß der Schrei einer AutoHupe herübertönt. Als ich mich auf eine Bank setze und zu essen beginne, bitten hungrige Spatzen um Brot- krünrel. Ein Liebespaar kommt Arm in Arm den Weg entlang. Beide sind jung und gut angezogen: er könnt« ein Buchhalter oder Lehrer oder Reisender sein, si« ist Moschinenschreiberin etrva oder Verkäuferin oder auch Haustochter und sehr niedlich. Sie bleiben flehen und küssen sich, verliebt und lange. Jetzt sehen di« Liebenden mich. Sie«vschrickt, er guckt niich vorwurfsvoll an und legt seinen Ann schützend um die Begleiterin: so ganz sachte und lieb, und sie schlüpft kaum merklich in seine Umarmung. Von ihm ist das ein Versprechen: Ich will immer so lieb zu dir sein wie heute, ich will dich immer schützen! Das ist ihr Einverständnis: Ich vertrau« dir, ich stelle mich unter deinen Schutz! Die Spatzen, die verschwunden waren, kommen wieder betteln. Ein Windstoß weht eine Wolke Schnee aus dem Geflecht der Zweige. Einige Flocken sind mir in den Nacken gefallen. Mich friert. Bor mir gehen zwei Menschen. Er: breite Schultern, die durch einen dicken Rauhhaarmantel noch maisiger erscheinen, die Hosenbeine strammen sich über die Waden und schieben sich an ihnen hoch, der schwarze steife Hut ist nach vorn gerutscht: die Hinterfront eines mächtigen Kopses ist zu sehen, der Nacken, gekerbt, quillt in Wülsten über den steifen Wäschckragen. Am Ende des Genicks ist ein beulenartiger Knuppen sichtbar. Sie: in einen Seal gehüllt, herrliche Hüftlinie, erstklassige Strümpfe, handgearbeitete Schuhe. Plötzlich bleibt er stehen und klopft seiner Begleiterin auf die Schulter. Er trägt einen Trauring neben den vielen anderen Ringen, die an seinen Wurstfingern sitzen. Der Schlag war nicht derb, immerhin: sie zuckt zusammen. Aber wie gemein dieser Schlag war! So wider- lich besitzergreifend, ungefähr als wenn ein Rennstallbesttzer seinem Lieblingspferd aus die Schenkel klopft: braves Pferdchen. ja, bist brav! Die beiden gehen weiter, er redet auf sie ein. Si« sagt nichts. Ihre Tasche fällt aus die Erde. Er schmatzt ruhig weiter. Sie hebt die Tasche auf. Auf dem Hauptweg arbetten z w e i a l t e L e u t e. Er fegt den Wog und geht ziemlich knickebeinig. Di« Hosen sind um seine Bem« geknautscht- Ein Taschentuchzipfel guckt aus der Tasche. Der Alte hat Pulswärmer an den Händen, seine Finger sind blaurot und geschwollen, die Nägel eingerissen. Die Frau bückt sich nach Zweigen. Sie hat ein Kostüm mit enganliegender Jacke an. das vielleicht Aus- gangs des letzten Jahrhunderts neu gewesen ist- Ihr graues, strähniges Haar fällt unter einer turbanähnlichen Mütze hervor. Die Füße stecken in Filzschuhen.Mutter". sagt der AlteMutter, bück dir mch so ville, det kannst« nich ab!"Ja. Bater", sagt die Frau. Ich weiß nicht, ob ich mir das nur einbilde: Aus den wenigen Worten der beiden Allen klang soviel von gegenseitigem Verständnis an. von Lieh« und Kmneradschrst.. Verstehen Sie mich: t*« beiden Alten sind vermutlich im Lause der Zell gemeinsam durch' Glück und viel Not gegongen, jeder kennt den anderen genau, weiß, wieviel der Partner sich zutrauen darf, bedenken Sie: die langen Ehejahr« und trotzdem: diese Besorgtheit' Die Zukunst hat eine dunkelgoldene Tiefe, vielfältig verhängt von den Nebeln der Zell . Wer aber könnte sich vorstellen, daß jemals das Liebespaar ein Ehepaar wie das ungleiche, der Dicke und seine Frau, würde? Und wer möchte annehmen, daß der Dicke jetnalz zu seiner Frau sprechen könnte wie>->r?llte zu der feinigen?