Donnerstag 15. Januar
1931
Der Abend
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Nr. 24
B.12 48. Jahrgang
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Madrid , 15. Januar. ( Eigenbericht.)
Joaquin Salvatella, der Unterrichtsminister wurde ols Primo de Rivera die Regierung ergriff, hatte vor einiger Zeit eine Botschaft an den König gesandt, deren Veröffentlichung von der Zensur verboten wurde. Man erfuhr jedoch, daß Salvatella vor ein Kriegsgericht gestellt wurde, dessen Urteil aber erst beröffentlicht werden soll, wenn die letzte Justanz entschieden haben wird.
Aus zuverlässiger Quelle erfahre ich, daß Salvatella ben König autlagt, der Urheber des Staatsstreichs Primo de Riveras zu sein und die Diktatur Primo be Riberas aufgerichtet zu haben. Salvatella erbringt gleichzeitig die Beweise für seine Behauptung und er klärt, daß die Beseitigung des Parlaments und die Verlekung der Verfassung unausbleibliche Folgen für die Monarchie in Spanien haben müsse.
Die Monarchisten verlassen den König. Paris , 15. Januar. ( Eigenbericht.) Wie Havas aus: Madrid berichtet, gehen in Spanien wieder die. beunruhigendsten Gerüchte über die Errichtung einer neuen Diftatur um. Als Bormand für diesen Gewaltstreich werde die Notmendigkeit angegeben, einen energischeren Kampf gegen die Revofufionäre einzuleiten. Zum Diktator habe man zunächst einen befannten General ausgesucht, der sich in Marotto ausgezeichnet habe, dieser habe es jedoch abgelehnt, fich darauf einzulassen. Ein dem königlichen Hof nahestehendes Blatt, die„ Jnformationes", behaupte, daß der Hönig sich zu diesen Diktaturabsichten bereitgefunden habe, weil er glaube, daß die monarchistische Partei in Spanien auzu große Mutlosigkeit zeige.
Erdbeben in Merifo.
Schwere Schäden. - Zahl der Opfer noch unbekannt. New Yort, 15. Januar.
Nach einer Meldung der Associated Pres" aus Mexiko- Stadt ereignete sich dort am Mittwoch ein itarkes Erdbeben von mehr als zwei Mi. nuten Dauer, das unter der Bevölkerung eine Panik hervorrief. Die Einwohner verließen eiligst ihre Woh nungen, da sie den Einsturz der Häuser befürchteten. Zur Zeit des Erdbebens war ein eigenartiges gelbes Licht am Himmel zu beobachten, aus dem leuchtende Blize hervorzuckten. Die gelbliche Beleuchtung der Atmosphäre hielt noch über eine Stunde an. Das Erdbeben war von
Wolkenbrüch n n begleitet. Dem ersten heftigen Erd. stoh folgten während fünf Minuten kleinere Stöße. Viele Gebäude wurden durch Risse beschädigt; alte von den Spaniern erbaute Brunnen versiegten. Einige denk
mäler sind von den Sockeln gestürzt.
Nach den letzten Berichten wird das Beben als das schwerste bezeichnet, das man seit jenem großen Beben im Juni 1911, bei dem in 41 Städten über 2000 Menschen umfamen, erlebt hat. Das Epizentrum des Bebens war in der Stadt Mata morafyzucar, füdöstlich von Merito- Stadt, im Staate Puebla . Der Seismograph in Merito- Stadt versagte, nachdem er das Beben vier Minuten lang aufgezeichnet hatte. Es scheint, als ob das Erdbeben den Rio Panuco entlang gelaufen ist.
Die Zahl der Opfer ist noch nicht bekannt. Bisher find ein Toter und vier Verletzte gemeldet. In Merifo- Stadt brachen an mehreren Stellen Brände aus. In Tampico stießen eine Anzahl Bahnwagen zusammen.
Volkspartei greift Dietrich an
Er soll die Sozialausgaben senken
In der allgemeinen finanzpolitischen Aussprache.| weitere Mitarbeit am Haushalt davon abhängig machen, daß im die heute im Haushaltsausschuß des Reichstags forgeführt wurde. Plenum in flarer gefeßgeberischer Form die Einsparung hielt der volksparteiliche Abg. Dr. Cremer zu Beginn eine des eventuellen Fehlbetrages, von dem der Minifter gesprochen habe, fange Rebe, in der er sich wiederholt fehr scharf gegen die Reouf der Ausgabenseite erfolge. Es werde auch notwendig sein, daß gierung wandte. Er erklärte einleitend, die Rede des Reichs der Minister Aufklärung gibt über die von ihm in Süddeutschland finanzministers hätte ihn und seine Freunde aufs höchste be entwickelten Pläne bezüglich einer Einschränkung der Arbeitslosigkeit. fremdet, und er halte es für durchaus falsch, daß Dr. Dietrich Jfi es wahr, daß der Plan bestehe, pro Stopf eines neu einzustellenden Arbeiter im betreffenden Betrieb tausend Mark Zuschuß zu zahlen unter der Verpflichtung, daß der Arbeiter mindestens ein Jahr be schäftigt werde? Wie steht es mit dem auch in der Deffentlichkeit erörterten Projekt, durch Bereitstellung von 750 Millionen öffentliche Arbeiten in Gang zu sehen, und wie will der Minister diese 750 Mil lionen beschaffen?
G
Wirtschaftspartei
Drewitz
Lalfin
Colosser
Wirtschaftspartei
Wahl
Kreis
Sachse
So geht es, Herr Drewih, wenn man immer- zum Zrog drängt!
Der Steuerfontrolleur bestochen. Bei allen französischen Banken üblich.
Paris , 15. Januar. ( Eigenbericht.) Der parlamentarische Untersuchungsausschuß im Duſtric Standal hat cine neue schwere Beffechungsaffäre aufgededt. Der ontrolleur der Steuerverwaltung, Auge, dessen Aufgabe es mar, die Bank Ouffric zu überwachen, erhielt von Quftric ein fefies Monatsgehalt und besaß zu diesem Zwed ein Banffoulo. Ein Direktor der Duftric- Baut, der vor der Unterfuchungskommiffion die Bestechungsaffäre aufdeckte, erklärte dazu, daß diese Praris der Beamtenbestechung bei allen Banten geübt werde.
Volfsspeisung billiger.
Aber auch geringe Senfung der Unterfügungsrichtfäße.
Die Senfung der Lebensmiffelpreise und einschneidende Maßnahmen zur Berringerung der Berwaltungskosten haben es ermög licht, mit Wirkung vom 1. Februar ab den Abgabepreis für die städtische Boltsspeifung um 20 Prozent zu fenten. Menge und Güle des Effens bleiben unverändert.
müßten nach den geltenden Gemeindebeschlüssen auch die gegen Infolge des erheblichen Sinkens der Lebenshaltungstoftew wärtigen Unterstützungsrichtfäße um 3 bis 6 m. herabgesezt werden. Der Magistrat hat sich nach eingehender Beratung jedoch hierzu nicht entschließen fönnen. 1. Februar 1931 ab geringer, für die Betroffenen immerhin fühlbar genug, herabgesetzt worden. Die Senkung beträgt für die Die Unterstütungsfäße find vielmehr vom
sich lediglich darauf beschränkt habe, ein Bild der i nanzen zu geben. Selbst dieses Bild sei nach seiner Ansicht nicht richtig. Es werde noch viel ungünstiger werden, als Dietrich es angenommen habc. Es sei notwendig, die Finanzen in engste Beziehung zu der gesamten Reichspolitik zu stellen und sie in diesem Rahmen zu betrachten. So sezze die Frage einer Revision des Young Plans die Bereinigung der Reichsfinanzen voraus. Keine Reichsregierung könne doch mit irgendeiner ausländischen Re- Monatsbeträge bei Alleinstehenden 1 M. und bei Chegierung in Berhandlungen über Aenderungen im Young- Blan eintreten, wenn nicht abfolute Sicherheit dafür sei, daß die Reichsfinanzen in fich in Ordnung seien und der ausländische Kapitalmarkt nicht in Anspruch genommen zu werden braucht. Die Finanzpolitik fei nicht, wie Dietrich seiner Rede nach angenommen habe, ein Ding für sich, sondern nur ein Teil der allgemeinen Innen- und Außenpolitit.
Auch den Aeußerungen des Ministers bezüglich der Gemein den sei nicht zuzustimmen. Man habe zwar den Gemeinden neue Einnahmequellen eröffnet, aber viele Gemeinden könnten sie nicht durchführen und wo sie eingeführt wären, würden sie nicht die erhofften Beträge bringen, ganz abgesehen davon, daß auf der anderen Seite dadurch die Reichseinnahmen gesenkt werden. Biel wichtiger als die Erschließung neuer Einnahmequellen für die Gemeinden sei es, den stärksten Drud auf die Gemeinden bezüglich einer Einschränkung ihrer Ausgabenwirtschaft zu üben. Der WiderStädten ungeheure. Bezüge hätten, auf freiwillige Senkung dieser Bezüge würde in der gesamten Deffentlichkeit nicht verstanden. Wie könne man bei den kleineren Beamten Berständnis für die Not wendigkeit von Gehaltstürzungen erwarten, wenn von den Spizen derartig vorgegangen werde. Die Deutsche Boltspartei verlange aud, baß der Reichsfinanzminister in seinen Bestrebungen
Der Konflikt im oberschlesischen Bergbau stand mancher rheinischer Oberbürgermeister, die in Köln und anderen
Heute Verhandlungen im Reichsarbeitsminifterium.
Die Nachverhandlungen im Cohnkonflikt der oberschleichen Bergbauindustrie werden heute vormittag im Reichsarbeitsminifterium flattfinden. Die Gewerkschaften haben den am Dienstagabend in der Lohnfrage gefällten Schiedsspruch abgelehnt. Der Schiebsfpruch über den Manteltarifvertrag, der für die Bergarbelter. Jhaft einige Berbefferungen bringt wurde angenommen.
nicht vor dem Arbeitsministerium half madhe. Die Sozialpolitif muffe gezwungen werben, fich anzupaffen an bie Möglichkeiten her Finanspolitif. Die Deutsche Boltspartei werbe thre
leuten 1,50 M. Die Richtfäße für Kinder find bestehen geblieben Kleinrentner, Sozialrentner, diefen Gleichgestellte, Kriegsbeschädigte Die Richtfäße sehen jetzt vor in der gehobenen Fürsorge( für und Kriegerhinterbliebene) für Alleinstehende 52 M., für Cheleute 78 M., für jedes Kind unter 15 Jahren 18 M.; für nicht in aller laufend Unterstügten) für Alleinstehende 41 M., für Eheleute
61,50 M., für Kinder unter 15 Jahren 18 M.
Diese Unterstüßungsrichtfäße find weder Mindest noch höchst falle tatsächlich erforderlichen Unterstützungsbetrages erfolgt jedesmal fäße, sondern lediglich Richtfäße. Die Festsetzung des im Einzelschaftlichen Verhältnisse. auf Grund einer, genauen individuellen Prüfung der wirt
Belgien holt die Flagge nieder. Die Konzession in Zientfin an China zurückgegeben. Brüssel , 15. Januar.
then Regierung abgeschlossenen llebereinkommens wurde die belgische Auf Grund des fürzlich zwischen der belgischen und der chinesio Konzession in Tientsin den Bertretern der Rantingregierung über geben. Die belgische Flagge wurde niedergeholt und durch die chi neftfchen Farben erlegt. Aus Anlaß der llebergabe fanden Boltsfest. lidyteiten statt. Ale Beanzten und die Schultinder erhielten einen freien Tag. Die Bolizei hat an Stelle ber belgefchen Uniform die chinesische angezogen.