Beilage
Donnerstag, 15. Januar 1931
Der Abend
Shalausealle des Vorward
Schlagwort und Schule Die Katholische Volkshochschule"
Ein Beitrag zur Frage staatsbürgerlicher Erziehung
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Anregungen für unsere Bildungsarbeit
sein." Bon dieser Formulierung der Ziele der Arbeiterbildungsschule darf man wohl bei der Beurteilung ihrer Tätigkeit ausgehen.
Nun habe ich das Zitat etwas gefälscht. An Stelle der unter strichenen Borte stehen im Original andere: es wird nicht von dem sozialistischen, sondern von dem tatholischen Boltste Berlins und fatholischer Weltanschauumg gesprochen. Die zitierten Sage beziehen sich auf die Katholische Boltshochschule Berlin", die 1922 non Dr. Karl Sonnenschein gegründet murde. Ich zitiere auch die Fortsetzung:
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In einer Zeit, in der Millionen von Bolfsgenossen infolge ihrer Berzweiflung ben radifalen Parteien nachlaufen, in der es fdymer ift, die ungeheuren und die ganze Welt berührenden Schwierigkeiten mit normalen Mitteln zu beseitigen, tommen Parolen und Schlage Was will die Arbeiterbildungsschule? Sie will dem sozia, fame namentlich solche Klärung und Bertiefung der Wanderungs worte auf, die nur geprägt werden, um eine urteilsunfähige An liftischen Bolisteil Berlins die Möglichkeit der Weiterbildung erlebnisse unter den sozialen und tulturellen Gefichtspunkten in Iangerschaft zu täuschen. In allen Gesprächen, bei allen Reden auf dem Boden einer festen sozialistischen Weltanschauung Frage. tauchen diese Borte auf, die uns Zeitungen und Anschlagfäulen in bieten, will eine Bildungseinrichtung eigener Atmosphäre, eine In- Oder in einem anderen Arbeitsplan: Rurfus für Laien grellen Lettern entgegenschreien. Die dankbarsten. Refer- stitution, die eine unferer Lebensauffassung gemäße Brägung trägt, fpielführer"( 3 Abende, Hörgebühr 1,50 mart). Am 11. Ja und da liegt die Gefahr! sind die Schüler und die Jugend nuar habe ich einer Beranstaltung der Arbeiterjugend Neukölln, Iichen. Ste nehmen sozusagen mit diesen Aeußerungen die erste nämlich der von der Jugend selbst follettiv geschaffenen und in politische Belehrung enigegen, die besonders gefärbt wird durch die Szene gesetzten ,, Revue 1930" beigemohrt. Das war eine außer mizachtung der geltenden Staatsform, die viele gewöhnlich gut geglückte Veranstaltung, voll Leben und Geist, mit Erwachsene in ihren Reden zeigen. Wenn auch diese Kinder und reizenden Einfällen und feinem politischen Wig. Ein Erlebnis für die Jugendlichen nicht für eine bestimmte Partei gewonnen werden, fo Teilnehmer selbst und für die Zuschauer. Prachtvolle Ansätze, die der ist es doch gefährlich, daß sich viele daran gewöhnen müssen, daß die Weiterentwicklung und der Vervollkommnung wert sind. Die Teil Republit eine Staatsform fei, über die man schimpft. Bersagt nehmer sehen selbst ein, daß zu solchen Veranstaltungen auch eine dann noch die Schule badurch, bag sie es versäumt, die gemisse Techni? gehört, die gefunden werden muß( die natürliche großen Wiederaufbauleistungen und die freie Form des neuen Technit war übrigens zum Teil direkt blendend). Also ist der Bes Staates herauszustellen. dann hat man die Jugendlichen vorbereitet, darf für einen Rurfus für Latenspielführer" auch bei uns vore van Nazileuten und Mosfaujüngern sich die Ideale zu holen. Die handen. Erkenntnis dieser Auswirtungen foll uns überzeugen, daß Eltern Eine weitere Frage: ist die unst in ihren verschiedenen haus und Schule hier mehr als bisher eingreifen müssen. Formen nicht aktuell? Kann sie nicht zu einem wesentlichen Bes standteil der Bildung des ganzen Menschen werden? Die Katho lische Volkshochschule" veranstaltet nicht nur Rurfe und einzelne Bor träge über verschiedene Kunstfragen, sondern auch z. B. die Be ich tigung von Ateliers der fatholischen Künstler oder ge meinsamen Opernbefuch, dem Boriräge über die zu hörende Oper mit Schallplattenvorführung als Vorbereitung vorangehen. Und aus einem ganz anderen Gebiet: Führungen durch die Ber liner Börje, durch die Preußische Staatsbibliothet ( Laboratorium des Wissens!) usw.
Aber wie? Cine gemiß berechtigte Frage. Die größte Schwierig. feit bietet die Bolfsschule, meil sie die Kinder in einem Lebensafter entläßt, in dem der junge Mensch erst aufängt, staatsbürgerliche Probleme zu begreifen. Für die Mißachtung der Staatsform ist er dagegen schon viel früher empfänglich. Gerade wir SozialDemokraten lehnen ja die Parteipolitit in der Schule ab, fordern aber eine entschiedene Erziehung im fogialen, demokratischen und republitanischen Geiſt. Nicht durch Belehrungen tönnen wir für den Giaat begeistern, sondern durch Tatsachen, welche die Kinder erleben müssen. Nun gibt es unter unseren Boltsschülern auch politisch frühreife Kinder, die unbedingt eine Aussprache über die aufgenommenen Schlagmorte wünschen. Lehnen Bater und Lehrer diese Aussprache mit der Begründung ab:„ Das versteht du noch nicht", so fucht der Junge an anderer Stelle Aufklärung.
Unsere Aufgabe ist es daher, in der modernen Schule und in der modernen Familie solchen Problemen nicht aus dem Wege zu gchen, sondern ihre Erörterung gern herbeizuführen. Auch in der Boltsschule bietet sich in den oberen Klassen die Möglichkeit zum erfolgreichen Unterrichtsgespräch in diefer Hinsicht. Gibt es denn für die meisten Berliner Schulen ein Erlebnisgebiet, das dem Bedürfnis der Schülergruppe mehr entspricht als die Arbeitslosigkeit? Mit Leichtigkeit fann dies Problem nach allen Fächern hin ausgewertet werden. Und mit dem sozialen Bersicherungswesen ist es nicht anders. Schon Zwölf jährige laffen fich langsam und vorsichtig zu der Erkenntnis führen, daß alle Bolter der Erde wirtschaftlich so start miteinander verbunden sind, daß jeder Krieg Bahnsinn wäre. 3ahlreiche Beispiele und Arbeiten in der verschiedensten Form müssen natürlich in folchem After bie eigentliche Arbeit vorbereiten, aber schnell wird erfannt, daß ein Bäder, der alle Menschen in seiner Straße haßt, ihnen doch Arbeit wünschen muß, wenn er nicht selbst verhungern will Da Schimpft jemand auf der Straße, daß es ein Berbrechen fei, Spanien Apfelfinen abzutaufen. Ein aufgemedtes Mädchen stellt diese Frage im Unterricht zur Debatte, und bald erkennt die Klaffe den Unfinn einer übermäßigen Betonung neurmerkantilistischer Bestrebungen. Allerdings heißt die Erkenntnis ganz einfach: Wenn wir feine Apfelfinen faufen, dann nimmt Spanien nicht unsere Maschinen. Ein anderes Mädchen erwähnt bei einer anderer Gelegenheit, daß die Nationalsozialisten über den Young- Plan schimpfen, an dem die Republit fchuld fel. Auch hier ist beste Gelegenheit, schon Bolfsschüler die Berechtigung der offiziellen deutschen Berftändigungspolitif er tennen zu laffen. Man hüte sich aber, die Erkenntnisse zu geben, anstatt fie von den Schülern finden zu lassen. Wenn der Lehrer oder der Bater den Kindern die einzelnen Leistungen aufschreibt, dann braucht er nur noch zu sagen:„ Entscheidet, was ihr getan hättet. Schon der Geift eines Kindes muß ja erkennen, daß der Deutsche töricht handeln würde, der nicht immer den Vertrag mit der geringeren Leistung wählte. Finden unsere Kinder und Jugend lichen aber selbst folche staatsbürgerlichen Erkenntnisse, dann mag fich noch ein Teil aus dem Geltungsdrang der Jugend heraus am Radau der radikalen Barteien berauschen, für das Gros aber wird das politische Schlagwort zur Lügnerischen Seifenblase, die schnell zerplagt. Auch in der Politik haben Lügen turze Beine.
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Natürlich kommen die Jugendlichen oft auch mit den berühmten Patentlösungen, über die Sowjetstern und Hakenkreuz ja verfügen. Auch dabei laffe man die Jugendlichen sich selbst ausfprechen, wobei Vater und Lehrer fich nicht völlig aus schalten dürfen. Alle diese Gespräche dürfen nicht zur. Wichtigtuerei einzelner Schüler führen, die dann balb jedes Augenmaß verlieren. Golche Distutlerflubs sollten in jeder Schule unmöglich sein, weil fie tatsächlich nur den radikalften Parteien dadurch nützen, daß Fanatiker für sie ausgebildet werden. Jugendliche, die durch ihre Meinung andere terrorisieren dürfen, werden für das ganze Leben verdorben, weil sie nie mehr eine andere Meinung anerkennen.
Geschicht ist dagegen die Art, wie einer unserer höchsten Schulaufficts. und Verwaltungsbeamten, ein oft genannter Genosse, sich nach der Septemberwahl mit Fortbildungsschülern in einem prole tarischen Gebiet über die wahrscheinliche Regierungsbildung und die geforderte zerreißung des Versailler Vertrages unterhielt. Er behielt geforderte zerreißung des Versailler Bertrages unterhielt. Er behielt die Leitung des Gespräches stets in der Hand und die( hier schon politisch bestimmt orientierten) Jugendlichen mußten durch ihr eigenes Gespräch den Unfinn manches Schlagwortes erkennen, weil der Genoffe ihnen zunächst immer die Möglichkeit bot, die Ausmirfung ihrer Forderung oder Behauptung zu erkennen. Durch die Tatsache, daß die uns bekämpfenden Parteien inumer wieder verlodende Ziele aufstellen, dann sich aber weigern, den dornenvollen Weg dahin zu zeigen, ist es ihnen möglich, politisch unerfahrene Dumme einzufangen. Daher menden sich ja viele enttäuscht ab, menn fie längere Zeit den Unsinn mitgemacht haben.
Ihr Ziel ist: der gesamte, leistungsfähige, weitaufgeschlossene Menfch, der sich hineinführen läßt in Recht und Wirtschaft, in Volk und Staat, in Kunst und Leben, in Religion und Philosophie, um innerlich reifer und weiter zu werden, um mehr zu wissen, um fo anderen und der Gemeinschaft mehr fein zu tönnen."
Wie die katholische Kirche bestrebt ist, den ganzen Menschen und nicht bloß bestimmte Formen der menschlichen Tätigkeit zu er. faffen, so stellt sich auch die Katholische Bollshochschule Berlin" die Bildung des ganzen Menschen zur Aufgabe. Da ich die Bragis der Rotholischen Volkshochschule" nicht fenne, fann ich auch nicht beurteilen, mit welchem Erfolg und in welchem Maße diese Aufgabe gelöst wird. Aus den Arbeitsplänen der Schule gewinnt man aber den Eindrud, daß menigstens ernsthaft verfucht wird, das Programm der Arbeit mit den oben formulierten Aufgaben entsprechend zu gehalten. Von dem Erfolg bei den Teilnehmern zeugt die nachfolgende
Statiftit:
Gesamtzahl der Teilnehmer in den Geschäftsjahren
1925/26( 2 Trimester). 1926/27( 3 Trimester). 1927/28( 3 Trimester). 1928/29( 3 Trimester). 1929/30( 3 Trimester).
1457
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3929
•
7388
9854
11 716
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Es ist nicht überflüffig zu bemerken, daß die Katholische Boltshochschule Berlin" teine ausgiebig fubventionierte Einrichtung ist: sie ist vielmehr gezwungen, mit Not und Mühe die Mittel zu sammeln, um ihren außerordentlich sparsamen Etat zu decken( die Unterhaltung der Geschäftsstelle foftet 3. 23. 7000 Mart jährlich). Ich will nicht die ,, Katholische Volkshochschule" als in jeder Hinficht nachahmenswertes Borbild für unsere Bildungsarbeit darstellen. Die Aufgaben find zum Teil auch ganzlich unvergleichbar. Die Rotholische Boltshochschule" veranstaltet& B. eine Reihe von Surfen, die ins Gebiet der Berufsschule( Buchführung, Kurz schrift, Schreibmaschinenfurse, Sprachturse, Schneiderkurse) oher Sportturse, die bei uns zum Tätigkeitsfeld der Arbeitersport organisationen gehören. Was auf anderer Seite die allgemeine Bildung anbelangt, so ist die Katholische Bolkshochschule zwar eine ausgesprochene Weltanschauungsschule. mill aber partei politisch neutral bleiben, während unsere Bildungsarbeit zu gleich eine ausgesprochene Parteiarbeit ist. Trotzdem fann meines Erachtens die Bekanntschaft mit der Arbeit der Katho. lischen Volkshochschule für die Genossen, die in unserer Bildungs arbeit tätig sind, sehr lehrreich sein.
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Allem anderen voran: unsere Arbeiterbildungsschule muß fich nach meinem Dafürhalten in einem viel stärteren Maße, als es jetzt der Fall ist, an den ganzen Menschen richten. Will sie wirk lich aktuell sein, so heißt das nicht nur mas ohne Zweifel unentbehrlich und außerordentlich wichtig ist, die aktuellen politischen und wirtschaftlichen Fragen zum Gegenstand des Unterrichts zu machen, sondern auch alles, was in der Gegenwart er lebt wird, ärend und bildend durcharbeiten zu laffen. Ich finde 3. B. in einem Arbeitsplan der Katholischen Volkshochschule" folgende naturkundlichen Wanderungen: Die schlafende. Natur" im Januar, Die vorbereitende Natur" in der zweiten februarhälfte und„ Die erwachende Natur Ende März. Das ist eine flärende und vertiefende Form einer auch für die Hörer unserer Arbeiterbildungsschule allgemein üblichen Betätigung. Für uns
Rundfunk für Arbeitslose
Neue Bildungsmöglichkeiten
Die Deutsche Welle, tie am 7. Januar das fünfjährige Jubiläum beging, hat stets die ernste pädagogische Arbeit als ihre wesentliche Aufgabe bezeichnet. Schon diese Zielsetzung müßte die Arbeitslofen veranlaffen, ihre Aufmerksamkeit den Darbietungen des Deutschlandsenders zuzuwenden. Dort, wo der Mangel an Mitteln es vorläufig verbietet, allen Arbeitslosen Bildungsmöglichkeiten in dem Umfange zu eröffnen, in dem es wünschenswert wäre, geben man versammle sich im Hause eines Freundes, der einen Lautdie Vorträge der Deutschen Welle Gelegenheit zur Selbsthilfe. Sprecher besitzt oder in Vereinsräumen, die mit Empfangsund höre gemeinsam die Dar apparaten ausgestattet sind bietungen an. Gemeinsamer Empfang ist durchaus vorzuziehen, da er Gelegenheit bietet, die durch den Vortrag usw. angeregten Fragen in einer Aussprache zu vertiefen und weiterzuführen. Belingt es, einen Sachverständigen als Leiter hinzuzuziehen, so vermag die Rundfunkdarbietung bis zu einem gewissen Grade einen Rurfusabend zu ersetzen.
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Allerdings verlangt dos fchärfste Selbstdisziplin. Bis dahin mollen mir aber auch in der Schule und der Familie Die größte Gefahr für ernsthafte Weiterbildung ist mahllose Man beschränke sich auf einen flar umgrenzten für unsere Sache fämpfen, indem mir die Kinder und Jugendlichen Bielhörerel. die Hohlheit des Schlagwortes erkennen lassen. Wo aber Lehrer Thementreis wie Bolkswirtschaft oder Politif. Es ist bejjer, ein bis absichtlich versagen, ha ist es Aufgabe der Schule zwei Vorträge in der Woche aufmerksam zu hören und zu befprechen, aufsichtsbeamten, ein Aenderung herbeizuführen. Sie mögen als fich stundenlang den Kopf durch die verschiedensten Dinge verwirren zu lassen. Man bringe soweit das Programm es erlaubt der Klasse ein Problem stellen und werden dann bald erkennen, ob in das Hören System. Man trenne den Empfang ber der Behrer feine Pflicht tut oder nicht. Die Republit tann nur Lehrer gebrauchen, bie ben staatsbürgerlichenpädagogischen Darbietungen der Deutschen Welle auch im Bemußt Unterricht nicht mit perfchwommenen Redens fein flar, von der durch den Rundfunt nermittelten Unterhaltung arten, sondern mit mirtlichen Erfolgen ausfüllen. oder zerstreuung. Auch diese Trennung wird der Gemeinschafts Ernst Schultz. empfang start unterstreiden..
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Die, Ratholische Boltshochschule" veranstaltet in jebem oder fast in jedem Trimester einige Borträge über Berliner Themen, z. B. im laufenden Trimester: ,, Berliner Inpen und Originale"," Bom Fischerdorf zur Weltstadt und Schönes, altes Berlin . Wir mürden, glaube ich, solche Berliner " Borträge etwas anders machen müssen. Ist es aber nicht eine dankbare und zugleich auch praktisch sehr wichtige Aufgabe, unseren Berliner Genossen die Eigenart ihrer gewaltigen, so unendlich interessanten und in ihrem Leben tom plizierten Stadt bewußt werden zu lassen? Daher entsteht für uns In ihrem noch eine Anregung, die sehr fruchtbar werden kann. Arbeitsplan hat die Katholische Boltshochschule" eine für fie zweifelsohne außerordentlich wichtige Abteilung Religions wissenschaften. Ihrer Bedeutung für die meltonschauliche Bildung nach mürde bei uns dieser Abteilung die Abteilung 50. & talismus und Arbeiterbewegung entsprechen. Bie wäre es, wenn wir nicht nur kurse über die Parteigeschichte ader die Geschichte der Arbeiterbewegung überhaupt, sondern auch Surfe über ble Parteigeschichte in Berlin unb über die Arbeiterbewegung in Berlin veranstalten?
Wir müssen aber noch weiter gehen. Sc dente daran, baß auch in einzelnen Kreisen die soziologische Struktur des reises, insbesondere der Charafter feiner proletarischen Be nölferung und dann die besonderen Aufgaben unserer Arbeit in diesem Kreise untersucht und durchgesprochen werden. Jeder meig doch, daß die Bartei in Berlin ihre besondere Geschichte hat, die his jetzt dem Berliner Parteileben sein besonderes Gepräge gibt. Die Bartei steht in Berlin nor manchen ganz besonderen und außer ordentlich schwierigen Aufgaben, die auch in nerschiedenen Kreisen zum Teil wenigstens sehr perfchieden find. Es scheint mir unbedingt notmendig, daß unsere Bildungsarbeit in Berlin audy der Lösung unferer Berliner Aufgaben dient. Ich übersehe die Schmierig teiten nicht: man muß erst die Geschichte und die Gegenwart ter Arbeiterbemegung in Berlin erforschen. Das muß aber geschehen, und die Teilaufgaben auf diesem Gebiet fönnen im Rahmen der Arbeiterbildungsschule, gelöst werden.
Das sind nur einige Anregungen, deren noch viele zu machen wären. Boran es mir vor allem liegt, ist dies: ich möchte, daß wir in unserer Bildungsarbeit den Begriff und dementsprechend die Sielseßung der Bildung viel weiterfassen, und daß unsere Bildungsarbeit zugleich nicht nur in bezug auf die Erfassung der laufenden politischen und mirtschaftlichen Entwicklung, sondern auch in dem oben angegebenen Sinne attualisiert wird. Georg Decker .
Die Forderung nach systematischem Hören fann nur erfüllt werden bei fyftematischer Ausgestaltung des Sende. programms. Ist sich die Deutsche Welle, der ungeheuren Mission bewußt, die sie gerade in Zeiten der Arbeitslosigkeit zu erfüllen hat, so wird sie mit ernstester Prüfung an die Programme gestaltung gehen. Wirft man auf ihre Darbietungen in den letzten fünf Jahren einen Blick, so ist der Wille, namentlich auf den die Arbeiter angehenden Gebieten, zu einer gewissen Syſtematik zuz tommen, nicht zu verkennen. Der Technische Fun! gab Lehrgänge, welche es interessierten Hörern ermöglichten, unter Benuzung der dazu herausgegebenen Hilfsmittel, sich fachlich weiterzubilden. wirtschaft; bei vorsichtiger Auswahl fonnte der Arbeiter für Sehr reichhaltig war das Programm auf dem Gebiet der Bolts. feine Weiterbildung mancherlei finden, wenn auch zusammenhängende Reihen nicht so sehr hervortraten, wie es für die intensive Durcharbeitung in Hörergemeinschaften nötig gewesen wäre. Die politischen Themen waren, namentlich in der letzten Zeit, erfreulicherweise vielfach stärker in inneren Zusammenhang gebracht. Der aufmerksame Hörer konnte an Kursen über das Wesen der Nachbarstaaten, über europäische Staatsmänner, über die Aufgaben des Bölkerbundes, über die Jugend im Ausland usw. teilnehmen. Ein Arbeiterfunt, dessen Programm unter Mitwirkung ber Bertreter der Arbeiterschaft zustande fam, wandte sich mit seinen Beranstaltungen den Lebensfragen der Arbeiterschaft zu. Eine Reihe von Borträgen, die sich um den, Generalnenner Gegenwarts . und viele Zwiegespräche unter dem Oberfragen" gruppieren titel Gedanken zur Zeit" dienen seit 1929 der Diskussion aftueller Probleme. Es ist noch nicht alles vollendet, die Anfäße aber zeigen, daß es, wenn sich die Deutsche Welle auf dem eingeschlagenen Weg weiter fortzuschreiten bemüht, durchaus möglich fein wird, mit Hilfe des Rundfunks den Arbeitern, insbesondere den Unbeschäftigten unter ihnen, Gelegenheit zur Fortbildung zu geben. Viktor Engelhardt.
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