Innsbrud, 17. Januar.( Eigenbericht.) Die sozialdemokratische Bolts- Zeitung" veröffentlicht folgende genau festgestellten Tatsachen: Schon vor einiger Zeit waren in Nordtirol Gerüchte verbreitet, daß die Faschisten an der tirolisch- italienischen Grenze eine Reihe strategischer Straßenbauten und Bahnhofsrampen errichten. Das italienische Konfulat in Innsbrud hat sich damals beeilt, diese Gerüchte als unwahr zu dementieren. Mit welchem Rechte, zeigen nachstehende Mitteilungen, die wir aus informierten Rreisen erhalten haben:
Die Italiener haben die Straße vom Brenner bis Ala auf eine durchschnittliche Breite von acht Meter gebracht, beziehungsweise sind dabei, die letzten Stüde im Gelände zwischen Sterzing und Bozen auf diese Breite auszusprengen und auszubauen. Man hat diese Berbreiterung der Brennerstraße als eine Notstandsarbeit zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit bezeichnet. In Wirklichkeit aber waren es strategische Rücksichten, die diese Notstandsarbeiten" auslöften. Eine acht meter breite Straße vom Brenner bedeutet nichts anderes als eine doppelte Aufmarschstraße, nicht nur für Infanterie, sondern auch für Artillerie samt Train, das heißt, daß gut nebeneinander zwei Heerestolonnen gegen Norden marschieren fönnen. Dazu tommt noch, die, doppelgleisige Bahn bis zum Brenner, so daß man eigentlich von einer vierfachen Auf marschlinie reden kann. Diese Annahme, die keine bloße Annahme, fondern eine Tatsache ist, wird wohl am besten dadurch beträftigt, daß die Italiener
an der Bahnstrede Bozen- Brenner eine Reihe von Bahnhöfen mit großen Ausladerampen
versehen, deren Zwed nur ein militärisch- strategischer sein kann. Die größte diefer Rampen zieht sich von dem Orte Freienfeld beinahe bis Sterzing und ist so lang, daß bequem drei Militärzüge gleich zeitig innerhalb zehn Minuten ausgeladen werden können.
Daß gerade bei Sterzing diese große Ausladerampe vorgesehen, ist durchaus tein Zufall. Wie man nämlich erfährt, find Italiener auch daran, zwei Militärstraßen aus der Linie Sterzing - Goffenfaß zu erbauen. Die erste geht durch das Bitschertal zum Pfitscherjoch. Von dort aus ist der Uebergang von Gebirgs truppen mit Gebirgsartillerie ins Zillertal nach den Erfahrungen des Weltkrieges durchaus möglich. Was ein Einbruch der Italiener ins Zillertal für Innsbrud und Nordtirol bedeutet, braucht nicht erst hervorgehoben zu werden.
Eine zweite Abzweigung geht durchs Pflerschtal gegen die Tribulaungruppe, von wo dann sowohl der Uebergang über das Gandesjöchl ins Obernberg und ins Gschnitztal möglich ist. Sowohl die rechts wie linksfeitige Straße flantieren den Brenner nicht nur, sondern gestatten auch weitgehende Umgebungen des Brennerfattels. Die strategische Bedeutung dieser Straßen als Einbruchsstellen ins Inntal fällt auch dem Laien ohne weiteres auf.
Eine dritte strategische Straßenverbindung geht von Meran durch das Pasfeiertal nach St. Leonhard . Moos und Rabenstein, von wo dann der Bau einer Militärstraße angeblich soll es eine Touristenstraße werden zum Timmlerjoch, also zum Uebergang ins Degtal geplant, beziehungsweise bereits im Bau ist. Dabei ift zu erwähnen, daß von St. Leonhard im Paffeiertal wiederum die bereits bestehende Jaufenstraße nach Sterzing abzweigt
Man stelle sich nun die Situation vor. Die ehemalige Reichs straße von Meran durch Bintschgau an die jetzige Grenze bei Nauders wird ebenfalls verbreitert. Eine Militärstraße von Meran durchs Passeiertal führt zum Uebergang ins Deztal Dann tomint die vierfache Aufmarschlinie zum und über den Brenner mit den beiden Umgehungsstraßen zum Pfitscherjoch ins Zillertal und über die Tribulaungruppe ins Gschnig- und Obernbergtal. Nimmt man dazu noch die Ausgestaltung der Bahnanlagen auch in der Richtung Bustertal, und den angeblichen Plan, von Brigen aus an der rechten Teilseite gegen das Pustertal hin eine Abzweigbahn in dieses Tal zu bauen, so springt
der gewaltige strategische Hintergrund aller diefer Bauten ohne weiteres ins Auge.
Was gelten mun diese militärischen Bauten? Gelten sie Defterreich, gelten sie Deutschland !? Ihre Zielrichtung würde dies eigentTich annehmen lassen. In Wirklichkeit mag gewiß die Verteidigung der Brennergrenze gegen Norden für die Errichtung dieser militä
Im Schlagerzentrum
rischen Anlagen maßgebend gewesen sein. Der Hauptgrund liegt aber in weitergehenden Plänen des faschistischen Italiens , die auf die Schaffung eines großen mitteleuropäischen fafchistischen Blods, bestehend aus Desterreich, Deutsch land , Ungarn und Italien mit der Spitze gegen Frankreich und die fleine Entente hinzielen.
Erst vor einigen Togen ist in der in Frankfurt erschienenen Broschüre ,, Alarmruf aus Desterreich auf derartige Pläne Italiens hingewiesen worden. Diese Pläne werden um so interessanter, tennt
man
die engen Fäden zwischen dem Stabschef der österreichischen Heimwehrbewegung, dem preußischen Putschemajor Pabst und den Faschiffen in Jfallen.
Babsts Pläne, die fonform mit den Plänen der Safeutreuzler und des Stahlhelms in Deutschland gehen, sie sind die Bläne Mussolinis, sie sind aber auch die Pläne gewisser österreichischer Heimwehrführer, wie die Enthüllungen aus dem steierischen Heimwehrlager, die ein Zusammenarbeiten mit Italien gegen Jugoflawien vorgesehen haben, beweisen. In diesem Zusammenhang ist es auch gut, zu wiffen, daß die Stabsleitung der Heimwehren in Innsbrud ehemalige t. u. t. Offiziere, die schon während des Welt frieges Ausspähungs- und Spionage bienfte geleistet haben, des öfteren als Kuriere zu den Faschisten nach Italien entfendet wurden. Und nod) interessanter wird die Sache, wenn man weiß, daß solche Kuriere in Innsbrud auch zufammenfünfte mit jugoslawischen Agenten hatten.
Bom Standpunkte Tirols und Desterreichs und darüber hinaus auch Deutschlands verdienen diese Bauten und die mit ihnen verbundenen Pläne Italiens alle Aufmertfamteit.
Während der Faschismus in allem, was Reflame und zum Handwerkklappern gehört, unbestrittener Weltmeister ist, umgibt er seine Prozesse vor dem Spezialgericht immer mit dem Schleier teuscher zurückhaltung. Um diese Verhandlungen wird wenig Lärm gemacht. In der Praxis ist das Publikum aus geschlossen, denn alle der Deffentlichkeit reservierten Bläge find von Polizisten besetzt. Bon auswärtigen Journalisten haben nur die dreimal Frommen Zutritt, und die Presse muß die Verurteilungen mit wenigen Worten abtun. Man tann daher sicher sein, daß die große Beachtung, die der bevorstehende Prozeß im Ausland, besonders in England und Amerika , gefunden hat, dem Faschismus im hohen Maße unangenehm ist. Denn, je länger das Spezialgericht besteht, um so mehr zeigt es sich, daß es weniger ein Mittel ist, den Gegnern Angst einzujagen, als vielmehr eine Aeußerung der eigenen Angst. Und es fann dem Faschismus unmöglich daran gelegen sein, diese seine eigene Angst an die große Glode zu hängen.
Auch der Prozeß gegen die vierundzwanzig Mailänder Antifaschisten ist ein Lodspielprozeß. Der Lockspizel, der die Leute ans Meffer geliefert hat, ist ein gewisser Carlo del Re , in Venedig geboren und bis jetzt in Mailand ansässig, 31 Jahre alt, afademisch gebildet. Er war gegen Ende 1929 durch einen an gesehenen Antifaschisten der Organisation Giustizia e Liberta vor gestellt worden und hatte sich mit der Verteilung der ille galen Literatur beschäftigt. Es hätte von Anfang an ftuzig machen sollen, daß der Mensch immer
die Propaganda durch Wort und Schrift als wertlos hinftellte und Taten forderte, nämlich Attentate.
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Alls Chemiker soll er auch Bomben hergestellt und diese in den Wohnungen der heutigen Angeklagten untergebracht haben. Damit war die Falle fertig die Tat" getan. Die Vierundzwanzig wurden verhaftet und unser Lodspitel verschwand von der Bildfläche. Man kann sicher sein, daß er nicht einmal als Zeuge gegen feine Opfer auftreten wird. Besonders tragisch bei der Sache ist, daß dieser Lump auch den Selbstmord von l m berto Ceva auf dem Gewissen zu haben scheint. Ceva murde am Weihnachtstag in seiner Zelle tot aufgefunden. Es heißt, er hätte selbst den Tod gesucht, um nicht einen Gefährten anzugeben, der die ihm zur Last gelegte Handlung begangen hatte. Und diefer Gefährte war Carlo del Re. Man hat ein schon wiederholt in italienischen
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Winterfuchungsgefängnisfen angewendetes tittet gebraucht, um die Berhafteten zum Sprechen zu bringen, nämlich) Injektione mit einem Hyoscyaminpräparat einem im Biljenkraut, in der Belladonna und im Stechapfel befindlichen Alkaloid, das eine haltlofe Gefchmäßigtett und eine Unfähigkeit zur Ueberlegung und Beherrschung herbeiführt. Ceva sagte sich, daß er
unter dem Einfluß dieses Giftes den Freund verraten würdeund dieser Freund" war ein Judas und hatte ihn schon verkauft.
Uebrigens ist die Familie des Gestorbenen, die junge Witwe und zwei kleine Kinder, gleich nach dem Tode aus ihrer Wohnung eg mittiert worden. So greift beim Faschismus alles herrlich ineinander.
Es gehen allerlei Gerüchte um, deren Wahrheitsgehalt nicht leicht zu erkennen ist. Es verlautet, daß ein Offizier der Luftschiffahrt, der mit einem Dienstflugzeug über Rom fliegen und Propagandaschriften abwerfen wollte, furzerhand und ohne Urteil erschossen worden wäre. Gleichzeitig bringt man den plötzlichen Tod eines Attachés der Sowjetbotschaft in Rom in verhaftungen in der Romagna, und zwar verlautet, der Beamte einen geheimnisvollen Zusammenhang mit den Kommunistenhätte seine tommunistische Parteifolidarität höher gestellt als die ihm von seiner Regierung zur Pflicht gemachte Solidarität mit der befreundeten Dittatur. Auf beiden Seiten, der der Antifaschisten und der Faschisten, ist die Phantasie überhitzt. Das Urteil gegen die Mailänder Mitglieder von Giustizia e Liberta wird uns einen guten Gradmesser der Angst des Regimes geben. Auch darum wird man gut tun, in den nächsten Tagen den Blick auf Rom zu heften.
Aufruf gegen römische Schandjuſtiz.
Einem Aufruf englischer Intellettueller entnehmen wir:
Eine amtliche Mitteilung der italienischen Regierung vom 3. Dezember 1930 veröffentlichte eine Liste von 24 Berhafteten, gegen die wegen ihrer Zugehörigkeit zu einer Organisation mit dem Ziel, Verbrechen gegen die Regierung vorzubereiten, ein Gerichtsverfahren eingeleitet werden folle. Alle Berhafteten gehören gemäßigten politischen Parteien an; unter ihnen find Anwälte, öffentliche Beamte, Journalisten, Gymnasiallehrer, Ingenieure und Männer mit Aus zeichnungen für hervorragende Verdienste im Kriege.
Die amtliche Mitteilung besagte, daß die Angeklagten vor den Sondergerichtshof zur Verteidigung des Staates" gestellt würden. Den Borsiz in diesem Gericht führt ein General des Landesheeres, der Marine oder der Lufttruppen, oder der Faschistenmiliz. ( Der gegenwärtige Inhaber des Amtes, Herr Cristini, ist General der Faschistenmiliz.) Die Richter find Offiziere vom Oberstenrang, alle aus der Miliz, und demgemäß natürlich Mitglieder der Faschistenpartei. Der Vorsitzende hat das Recht, nicht nur jede Untersuchung geheim abzuhalten, sondern auch die Angeklagten. zu verpflichten, Offiziere als Verteidiger zu nehmen. und es fann geschehen, daß die Angeklagten und ihre Berater von dem Beginn des Verfahrens erst am Tage der Berhandlung Kenntnis erhalten. Gegen den Spruch des Gerichts gibt es feine Berufung.
Die Unterzeichner bitten die italienische Regierung, den AngeMagten den Vorzug öffentlichen Berhörs zu gewähren, die Wahl eines eigenen Verteidigers und die rechtzeitige Mitteilung von Beginn der gegen sie gerichteten Verhandlung.
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Diesem englischen Aufruf schließen sich in Deutschland mit aller Dringlichkeit an: Prof. Dr. Ernst Caffierer- Hamburg, Frau Louife Best Betting Beof Del Herniann heffer Berlin , Geheintrat Prof. Dr Herfner, Frau Riccarda Huch- München, Frans Katharina von Kardorff- Berlin , Frau Dr. Gertrud Klausner- Berlin , Frau Prof. Käthe Kollmi Berlin, Prof. Dr. Thomas Mann München , Prof. Dr. August Müller, Staatssekretär a. D., Berlin , Prof. Dr. Quidde, Mitglied der bayerischen Akademie der Wissenschaften , München , Prof. Dr. Radbruch Heidelberg, Eduard Reinacher - Aichenberg, Prof. Dr. Boßler- München, Prof. Dr. Wiernfzowski, Senatspräsident a. D., Köln , Prof. Dr. Hermann zonded Berlin, Oberbürgermeister Dr. Luppe- Nürnberg, Universitätsprofeffor Dr. Martin Rade- Marburg, Universitätsprofeffor Dr. GrotjahnBerlin, Reichsjuftizminister a. D. Koch- Weser.
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( Gewerkschaftliches fiehe 2. Beilage.) Berantwortlich füje Politik: Bictor Schiff; Wirtschaft: 6. Klingelhöfer; Gewerkschaftsbewegung: 3. Steiner; Feuilleton : R. H. Döscher; Lotales und Sonstiges: Frik Karstädt; Anzeigen: Th. Glode; sämtlich in Berlin . Berlag: Borwärts- Berlag G. m. b. S., Berlin . Drud: Vorwärts- Buchdruckerei und Berlagsanstalt Baul Singer u. Co., Berlin SW68. Lindenstraße 3. Sierzu 3 Beilagen unb Blid in die Bücherwelt".
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