Nr. 29* 45. Jahrgang
3. Beilage des Vorwärts
Sonntag, 45. Januar 1931
Qerdland: Jllemchen" gibt ein QaUfpiel
ff Petitula und Paroaletta, Littluli und Micky-Mitros weckten mit ihren gymnastischen Uebungen Herrn Kleinchen aus tiefstem Schlaf. Er versuchte, sich noch einmal aus die andere Seite zu legen. Aber er war plötzlich ganz wach. Ausrecht sah er in dem ihm viel zu grohcn Betl der Artistenpension und wollte«inen Gedanken zu Ende denken, der ihm vor wenigen Wochen, als ihm der Manager den Kontrakt mit dem hiesigen Varietekonzern zur Unterschrist reichte, gekommen war... Dieser Tag, der jetzt dämmerte, war der zweite des Monats, und Herr Kleinchen war noch nicht ganz zur Besinnung gekommen. So war es ja immer während des letzten und ersten Tages zweier Monate, dah sich die Ereignisse überwürzten. So war es immer, dah aus Herrn Kleinchens Schultern die ganze Vcrant- wortung lastet«, die da hieh: Die LUiputanertruppe muh pünktlich sein! Und, tatsächlich, seit Herrn Kleinchens Tätigkeit als Truppen- ches und Truppenältester, als Zugnummer des Liliputanervarites hatte alles geklappt, war nichts„durch die Lappen gegangen"... Micky-Mikros, der Ballettmeister, steigerte nebenan seine Kam- mandostimme zu schrillster Disionanz, gar zu laut Nappten die kleinen Füße der Petitula, Paroaletta und Littluli aus die Dielen. Aus den Korridoren der Artistenpension machte sich anwachsendes Brummen bemerkbar. Ach, Kleinchen kannte das olles so genau. Er kannte den Damenimitawr, kannte die„Drei Bidpites", den Parterreakrobaten und den Musikalclown, der nichts tragischer nahm. als wenn man seinen Schlummer vergewaltigte, er kannte alle, alle; in unzähligen Programmen, in vielen Städten, vor den ver- schiedensten Menschen, die immer an denselben Stellen lachten oder gebannt starrten, hatte Kleinchen mit ihnen zusammen gearbeitet... Es klopfte. Dos hübsche Zimmermädchen der Artistenpension brachte den Kaffee. Sie war groh und schlank, hatte dunkle, braun« Augen mit goldenen Punkten, und der Gang ihrer hohen Bein«, das Wippen ihrer runden Brüste zeichneten sich unter dem Servier- klcid ab.„Na, Fräulein Ursel, was gibt's? Sie sind betrübt! Ich seh's ja...*, sagte Kleinchen von seinem Bett aus und be- trachte!« das schöne Mädchen, das das Tablett auf den Nachttisch stellte, und dem er so etwas wie ein Beichtvater war, sehr zu seinem heimlichen Kummer, Beichtvater deshalb, weil er für Fräulein Ursula ein Neutrum war,«ine kleine Sündenabladestell«, etwa wie eine Granimophonplatte, die man mit einer Beichte besprach, während man die andere Seite nur unter die Nadel zu legen brauchte, um den betreffenden Trost zu hören... Ja, Fräulein Ursel setzte sich auf das Bett, an die Seite des Liliputaners, der in den Variete- agenturen als„Komischer Kraftakt" gebucht war. setzte sich und schüttete ihr Herz aus. Wie gern hätte Kleinchen auch ihr eine Sehnsucht gestanden. Aber das durste er nicht, denn ein Liliputaner, der Abend für Abend als„komischer Kraftmensch" aus einem un- übersehbaren Publikum Lachkrämpfe hervorkitzelt, legt natürlich im Privatleben Wert darauf, ernst genommen zu werden... Ja, das Zimmermädchen beichtete, zwischendurch warf Kleinchen einen Pantoffel gegen die Wand, worauf die Kommandowokte des Herrn Micky-Mikros abebbten. Ja, Kleinchen spendete Trostwort«, und das Mädchen ging erleichtert hinaus. Dann frühstückte er, überflog di« ersten Lobeshymnen der Varietezensenten in den Blättern, er zog sich an, begrühte das Strahensängerehepaar, das unter dieser Firma die Welt bereiste, den Tierbändiger und die beiden Brüder, die tagsüber kein Wort miteinander sprachen, verfeindet waren und ab«nds als Groteskduo auftraten... Es zog ihn zu seiner Truppe. Di« rotblonde Littluli hatte Magenschmerzen. Er mußte für alles sorgen. Und immer noch hatte er nicht jenen Ge- danken zu Ende gedacht, der ihn jedesmal, wenn er in dieser Stadt mit seiner Gruppe gastierte, mit einer vehementen Unruhe überfiel... Wie war denn das, wieviel Jahre waren seicher vergangen, seit er in dieser Stadt als Kind„normaler Eltern" gelebt hatte. Wie lange war das vorbei, ausgelöscht, erledigt, daß er als Vierzehnjähriger einsah, daß«r nicht mehr wachsen werde und mit seinem frühreifen, durch Verbitterung, Neid und Benachteiligung überjcharsen Verstand erkannte, er müsse einen Schlußstrich ziehen...? Jetzt, da er di- Artytenpcnsion allein verläßt, denn es ist ein probenfreier Vormittag, jetzt, da er vorbei geht an dem kolossalen Narietegebäude, vor dem auf bunten Plakaten der Name seiner Truppe prangt, in dessen Schaukästen seine Bilder angebrocht sind, denkt er zurück an dies Damals, an dies Früherl Da steht er vor leinen Photos, von denen das eine ihn zeigt, wie er mit letzter Kräfteanspannung ein überdimensionales Gewicht ausstemmt, während das andere den komischen Moment festhält, bei dem die Menschen sich vor Lachen umkrampfen, wie er nach dieser vermesnt- lichen Leistung das Gewicht mit zwei Fingerspitzen auf die Erde wirst und es sich herausstellt, daß es aus Gummi ist... Da stsht er nun und denkt an das Dämmer des Wanderpanoptikums, an den Modergeruch, der über den starräugigen Wachspuppen lastete, an die triefäugig«, immer besoffen«„Madame" und daran, wie man ihn em«r gaffenden Johrmarktsmeut« als„Marsmenschen" ausposaunt«, ihn, der doch in dieser Stadt, als Kind normaler Eltern geboren worden ist. Und nun, während die geschäftigen, hastenden Wclsstadtmenschen sekundenlang stehen bleiben, um sich das anzusehen:„Kleinchen, der Liliputaner clown, vor seinen Photos!", nun, während neugierige, sensationslüsterne Blick« ihn streifen, überkonimt ihn plötzlich«ine heiße, ungestüme Sehnsucht, di« sich heraussehnt aus dein ewigen Einerlei der Proben, der Auftritte, des Kontrakte-Unterzeichnens, der Abfahrten am Ultimo, der Ankünfte am Ersten, die sich heraus- sehnt auch aus dem ewigen Einerlei seiner Truppe, die ihn mit den Klauen einer Familie, mit dem Bewußtsein des Aufeinander- angewiesenscins festhält, und die etwas sucht, das man nicht be° schreiben, nicht niederschreiben kann und das man am besten mit „einer Anerkennung seines menschlichen W«rts durch Normale" be- zeichnen könnt«,.mit einem Ernstnehmen durch Nichtliliputaner und Richtartistcn"... Herr Kleinchen tritt in einen Zigarrenladen,«r läßt sich das Adreßbuch geben und blättert seinen bürgerlichen Namen aus. Da steht auch schon„Erwin Kleinicke, Bertreter", und dieser Erwin Äleinicke ist sein Bruder... Dann nimmt sich Kleinchen ein Auto und fährt zu feinem Bruder. Sindergeschrei hinter der Wohnungstür in der vierten Etage eines schäbigen Kleinbürgerhauses In einer verarmten Gegend. Kindergeschrei und eine besänftigende Fraucnstimm«. Er klingelt. Es wird geöffnet. Ein Jung« von vielleicht sieben Jahren steht vor ihm und will wohl ein einstudiertes„Bater ist nicht zu Hause" auf- aber die Worte bleiben ihm im Halse stecken, er starrt den
Kleinen an. läßt die Tür auf und stürmt ins Zimmer mit den Worten:„Mutter, Mutter,«in Zwerg!" Die Frau kommt heraus. Sic muß einmal sehr schön gewesen sein, aber ihr Gesicht hat herbe Züge der Entbehrung...„Treten Sie doch ein!" sagt sie.„Sie sind doch der Bruder von Erwin, nicht wahr? Treten Sie doch ein! Mein Mann hat mir schon viel von Ihnen erzählt. Gar nicht nett, daß Sie so furchtbar lange nichts haben von sich hören lassen!" So sehr die Mutter sich Reserve aus- erlegt, so sehr sie ihre lleberraschung verbirgt und ihre Gefühle be- herrscht, um so ausgelassener gebärden sich die Kinder, das zwölf- jährige Mädchen und der Junge... Dann kommt der Bruder. Der kräftige, gedrungene Mann zeigt «ine überschwängliche Freude. Er drückt den Kleinen an sein Herz. Aber mit dem geschärften Verstand des Benachteiligten und dem noch schärferen Gefühl des Clowns für private Wirkungen erkennt und unterscheidet Kleinchen die Freundlichkeiten des Bruders, der Schwägerin und der Kinder. Die Freundlichkeit des Bruders soll
den Neid auf den großen Geldverdiener, die seiner Frau das Mitleid einem Fremden gegenüber, die der Kinder die Freude, einen„Zwerg" zu sehen, überschminkcn... Und Kleinchen bleibt zum Essen. Und Kleinchen opfert einige Nachmittagsstunden. Und da sagt der Bruder:„Wenn es nicht uu- verschämt ist, möchte ich dich um Freikarten für das Variete bitten, in dem du auftrittst. Du weißt: man hat heute so selten Gelegen- heil!" Und nun überfällt Kleinchen plötzlich der ganze Jammer seines Bajazzodaseinsl Er weih— ganz unvermittelt—, daß diese fremden Menschen hier, die er sein« Verwandten nennt, ihn während seines ganzen Besuchs auf komische Gebärden, aus drollige Aussprüche hin untersucht haben. Er weiß: auch sie werden einstimmen in das brausend« Gelächter seines Publikums bei seinem Austritt, in dies Gelächter, über dem immer irgendwie— und nur für die Ohren der Liliputaner erfühlbar!— ein leises Protzen mit der eigenen Stärke, mit der eigenen, normalen Beschaffenheit,«in leiser Spott über die cmbryonenhaften Gesichtsfalten Kleinchens, Petitulas, Parvalettas, Liltlulis und des Micky-Mikros liegt... Er schreibt hastig die Freikarte für vier Personen aus. Dann geht er. Er geht noch ein paar Straßen, bevor er sich ein Auto winkt. Da weiß er auf einmal: man wartet ja auf ihn! Man braucht ihn ja! Er ist eine Zugnummer des großen Varietes, er, Kleinchen, der nun um eine Sehnsucht, um eine Illusion ärmer ist...
Tolkmar Jro: &hiitveüe des OialkuUa-SEyklons Eine der grauenhaftesten Sturmkatastrophen des 19. Jahr- Hunderts war der berüchtigte„Kalkutta-Zyklon" vom 5. Oktober 1864, dessen 12 Meter hohe Flutwelle vom Bengalischen Golf über das Ganges-Delta hinaufzog und gegen hunderttausend Menschen- leben verschlang. Die Erinnerung an jenen Schrcckcnstag ist noch heute in der ganzen Bevölkerung des Uferlandes um Kalkutta lebendig, und in der kleinen Stadt Burai, die ungefähr dreißig Kilometer von der Küste entfernt liegt, wird zum Andenken an diesen Tag olljährlich eine merkwürdige Feier veranstaltet. Die Stämme von zwei auffallend hohen Königspalmen im Nordviertcl der Stadt werden mit Blumenkränzen umwunden, und die ganz« Bevölkerung legt Opfergaben vor die Palmen, in deren Kronen eine Schar von Jungen fitzt, die den ganzen Tag oben verbringen und erst mit Einbruch der Dunkelheit wieder herunter- klettern. Dann macht sich das hungrig« Rudel über die gespendeten Reistöpse, Fischgerichte und Früchte her; an dieser Bewirtung nimmt auch die übrige Jugend der Stadt teil und man würde bei diesem fröhlichen Wettessen der braunen Bengel nie auf den Ge- danken kommen, daß es sich hier um die Erinnerungsseier an eine Katastrophe handle, wenn nicht auf einem blumengeschmückten Karren ein altes Schilfdach von kahlköpfigen Mönchen feierlich durch die Straßen geführt würde. Auf diesem Schilfdach sitzt ein festlich gekleideter Knabe, und die wenigen Fremden, die diese Feier be- suchen, erfahren für einige SUberrupien von den Mönchen den symbolischen Sinn des Festes und die Geschichte der Rettung des jungen Uaram, der als einziger von sämtlichen Bewohnern der Stadt bei jenem Zyklon mit dem Üeben davonkam. Der zwölfjährige Param war der Sohn des Töpfers Nangun und hatte an jenem verhängnisvollen Mittag beim Brennen der Schüsseln und Töpfe mitgeholfen. Schon am späten Vormittag war eine schwarze Wolkemnauer vom Meer her ausgezogen, die dann plötzlich näher.kam, aber man hielt die von Blitzen durch- zuckte Wand nur für ein schweres Monsungewitter, und der alte Nangun gab seinen Söhnen noch Austrag, rasch das Geschirr unter die Trockenhütte zu bringen und die Sarongs und Wäschestücke, die zwischen den zwei benachbarten Königspalmen aufgehängt waren, zu holen, als der Zyklon schon losbrach. Binnen wenigen Minuten war der größte Teil der leichten Bambushäuser eingestürzt, der Sturm warf Jaram und seine Brüder, die zu den Palmen gelaufen waren, zu Boden, sie konnten nicht mehr zurück und hörten jetzt trotz des Tobens des Zyklons ein Brausen, das immer gewaltiger an- wuchs und dann brandete schon die erste seichte Welle der Sturm- flut an. Daram kämpfte sich durch das Wasser bis zu den Palmen durch, kletterte schnell hoch, sah, wie sich ein riesiger Wasserberg über di« Stadt wälzte, sah, wie einer seiner Brüder an der zweiten Palme heraufklettert«, während der Dritte in den gelben Wellen verschwand. Die Palmen schwankten im Sturm wie Halme, aber Param hielt sich in der Krone fest, klammerte sich wie ein Affe mit Händen und Füßen an. sah knapp unter sich schreiende Menschen, brüllendes Bieh, Hütten und Bäume oorbeitreiben und das Wasser immer höher steigen. Nach einigen Stunden hatte er weniger Mühe, sich festzuhalten, denn der Zyklon zog schnell landeinwärts, aber die ungeheuren Wassermengen, die der Wirbelwind mit sich gezogen hatte, fanden keinen Abfluß, und der Junge mußte bis zum nächsten Morgen in der Krone hängen. Sein Bruder hatte in der Nacht wiederholt herüber geschrien, daß er sich nicht länger halten köime und war in der Dämmerung abgestürzt. Als am Vormittag ein Schilfdach an die Palmen angetrieben wurde, kletterte Daram mit dem Aufgebot seiner letzten Kräfte hin- unter, hockte sich auf das schwankende Fahrzeug, band es mit seinem Sarong an der Palme fest und konnte erst am Nachmittag durch den Schlamm waten, der die Ueberreste der Stadt bedeckte... Jetzt sitzt sein ältester Enkel, der ebenfalls den Namen Torom trägt, alljährlich am 5. Oktober auf diesem Schilfdach, und die Mönch« ziehen ihn feierlich durch die Stadt, die schon längst wieder übervölkert ist. Xuri Sfhmellxer: 3)ie Würzburger Xügenfteine Der Name des Ephiaves ist wegen schnöden Verrats an seinem Dolk auf di« Nachwelt gekommen: der Name des hochgelehrten Würz- burger Profesiors Johann Bartholomäus Adam Behringer, Doktors der Medizin und Philosophie, wäre längst und mit Recht vergessen, wenn die Welt nicht einmal unbändig über ihn gelacht hätte. Das kam so: Er war wohl ein sehr aufgeblasener und auf seine Gelehrsamkeit übermäßig stolzer Herr, und sein« Studenten zerbrochen sich den Kopf, wie sie ihn einmal gründlich hereinlegen möchten. Nun war damals(anno 1726) die Paläontologie, die Wissemchast von den vorwestlichen Geschöpfen,«ine Sache, wegen de? di« Herren Professoren weidlich viel Time verspritzten. Unseres ehrenwerten Professors Beringer Steckenpferd war diese neue Wissenschast, und er buddelte eifrig in Würzburgs Umgebung nach versteinerten
Pflanzen und Tieren und redete und schrieb gelehrte Sachen darüber� Da kam einer seiner Studenten, ein spaßiger Kops, auf den Einsall, künstliche Versteinerungen zu fabrizieren. Gedacht, geran: man Holle Platten und Blöcke aus Mergelkalk und schnitt und meißelte die abenteuerlichsten„Fossilien" hinein, an die hundert, mengte sie vorsichtig mit echten Bersteinerungen und vergrub sie bei Nacht und Nebel an einem Ort, den man dann dem Famulus des Professors, Georg Ludwig Hueber, unter dem Siegel der Ver- schwiegenheit entdeckte. Der berichtete natürlich von den seltenen Funden eilig seinem Herrn und Meister. Bei Fackelschein in aller Heimlichkeit und Stille grub man nachts an dem bezeichneten Orte, grub, suchte und fand. Staunte und freute sich unbändig über die nie gesehenen hochinteressanten Stücke, die man da hervorholte. Da gab es die seltsamsten Wesen, Eier, Pflanzen, eine Spinne, die samt ihrem Netz versteinert war, einen Kometen mit Schweif, einen Urmenschen und gar einen Stein, auf dem der Name des Allmäch- tigen Jahwe in herbäischcn Lettern zu lesen war. Aber selbst das konnte den gelehrten Herrn nicht stutzig machen, tobte doch der Streit noch erbittert über den Charakter aller fossilen Funde. Professor Dr. Johann Bartholomäus Adam Beringer ließ seinen Famulus und auch die Studenten, die eifrig beim Suchen halfen, heilige Eide ablegen, Stillschweigen über diese welterschütternde Sache zu bewahren, bis der Fundort ganz ausgebeutet fei. Und man beutete aus. Der Professor, weit entfernt an eine Blasphemie zu glauben, schrieb im Verein mit seinem getreuen Famulus«in grundgelehrtes schwer wissenschaftliches Werk, die„Lithographia Wirceburgensis"« lateinisch natürlich, wie es damals üblich war, beschrieb sein« Fund« und ihr« Wichtigkeit eingehendst, fügte auch auf 21 Kupfertafeln die wichtigsten im BUde bei und wurde täglich stolzer auf sein Glück und aus seine Gelehrsamkeit. Das Werk nahm seinen Weg in die wissenschaftliche Welt und erregte ungeheures Aussehen. Wie sich die Studenten den Buckel voll lachten, braucht kaum gesagt zu werden. Aber der Spaß wäre ja nicht vollkommen ge- wesen, wenn man den Gelehrten in seinem stolzen Glauben gelassen hätte. Und so grub eines Tages der Herr Professor höchst eigen- händig eine Steinplatte aus mit einer sonderbaren Bersteinerung: da stand wahr und wahrhaftig sein eigener Name Beringer ver- steinert in einer Platte zu lesen. Ein wahnsinniges Gelächter tobte los. Was sollte der arme Gefoppte tun? Er kaufte sämtliche erreichbaren Exemplare seiner ach so gelehrten.Litographia Wirceburgensis" aus und vernichtete sie. Das Gelächter tobte weiter, und olle Exemplare seines in- zwischen weitoerbreiteten Buches konnte er ja doch nicht mehr er- reichen. Und 49 Lahre später, 1766, erschien eine Neuauflage zu seinem lächerlichen Ruhme. Aber das erlebte er zu seinem Glück nicht mehr. Zweifell jemand an dieser wahrljflftigen Geschichte, so kann er im Bamberger Naturalienkabinett, auch im geologischen Institut der Universität Würzburg noch heutigen Tages die„Würzburger Lügen- steine" ansehen, die die Originalausgrabungen der von den Studenten verfertigten Fossilien sind. Auch die„Lithographia Wirceburgensis" ist noch in mehreren Exemplaren erhalten und wird von den Diblio- theken, die sie besitzen, als besondere Kuriosität geschätzt. Wundert man sich, wie ein gelehrter Herr auf diesen Unsinn hereinfallen konnte, zumal auf den versteinerten Namen Jahwe, so darf man nicht vergessen, daß vor zweihundert Jahren die Natur- Wissenschaften noch arg in den Kinderschuhen steckten, menschliche Schwäche, Eitelkeit, Freude über den Neid der Kollegen kamen hinzu, den armen Professor zu irritieren, und fiel nicht erst vor wenigen Iahren ein bekannter Autographensammler auf einen Originalbrief Napoleons herein, den der Fälscher versehentlich in— deutscher Sprache geschrieben halte?_ wo wird das meiste Bröl gegessen. Der Brotkonsum ist in jedem Lande verschieden. Am meisten Brot wird in Belgien ge- gessen, und zwar kommen hier 273 Kilogramm pro Jahr auf den Kopf der Bevölkerung. An zweiter Stelle steht Frankreich mit 239 Kilogramm, es folgen die Niederlande mit 219, Ungarn und die Tschechoslowakei mit je 291, Spanien mit 199 und Rußland mit 189 Kilogramm. Der Italiener verbraucht jährlich im Durchschnitt 173, der Engländer 179 und der Amerikaner 169 Kilogramm. An vorletzter Stell« steht Deutschland mit 133 und an letzter di« Schwei ; mit 199 Kilogramm. Deutschland hat cinen�sehr starken Verbrauch an Kartoffeln, währeird in der Schweiz an Stelle des Brotes mehr Milch und Milchprodukte verzehrt werden. Die..Wollspinne", ein Gewächs, das man vielfach in Süd- amoriko findet, gehört zu den seltsamsten Geschöpfen der Pflanzen- well. Es ist ein Strauch, der dieses seltsame Wesen erzeugt. Die „Wollspinne" hat einen dicken Leib und ist mit kräftigen Beinen versehen, an deren Enden sich kleine Widerhaken beiinden. Es kommt sehr oft vor, daß sich die„Wollspinne" in das Fell der weidenden Tiere einnistet und sich somit überall verbreiten läßt. Den Tieren selbst setzt es sich in die Hufe und zwischen die Zehe» und verursacht dort gefährliche Geschwürs, an denen das Tier meistens eingeht. Die Zeiwngstilanen der USA . Räch neuen Berechnungen über- steigt die Auslage, die von den Zeitungen der Vereinigten Staaten von Nordamerika erreicht wird, bereits 44 Millionen Exemplare. Diese Zahl bedeutet eine außerordentlich große Zunahm« gegenüber dem Rechnungsjahre 1929. Infolgedessen dürfte sich auch die Summe, die von den amerikanischen Jellungcn für Inserate eingenommen wird, und die im Jahre 1929 auf rund 899 Millionen Dollar geschätzt muvde, um ein Beträchtliches erhöht haben.