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Briand   lehnt ab.

Zelephongespräch mit dem Präsidenten der Republit. Paris  , 24. Januar.  ( Eigenbericht.)

Der Präsident der Republif führte am Sonnabend mit Außen­minister Briand   in Genf   ein längeres Telephon­gefpräch, in deffen Berlauf er ihm die Neubildung der Re­gierung anfrug.

Es ist Herrn Doumergue   sicher nicht leicht gefallen, diesen Schritt, den die öffentliche Meinung sozusagen einstimmig gefordert hatte, zu unternehmen, denn es ist ein offenes Geheimnis, daß der Bräsident der Republit seit der Rheinlandräumung und dem Hitler­Sieg in Deutschland   mit Briands Außenpolitit nicht mehr sehr start sympathisiert. Briand   hat das an ihn gerichtete Ansinnen erwartungsgemäß abgelehnt mit der Begründung, daß die Außenpolitit seine ganze Kraft und Aufmerksamkeit erfordere. Als Illustration für die Richtigkeit seines Standpunktes fonnte Briand anführen, daß die Beilegung des deutsch  - polnischen Konfliktes über das Minderheitenproblem ihm nicht einmal gestatte, am Sonn­abend, wie er beabsichtigt hatte, nach Paris   zurückzukehren.

Der Präsident der Republik   wird jetzt wegen der Neubildung der Regierung voraussichtlich an Senator Laval herantreten, der zwar noch im Dezember mit seinen Bemühungen um die Bildung einer bürgerlichen Konzentrationsregierung gescheitert ist, der aber genug Sympathien in allen Kreisen befizen soll, um nunmehr mit größeren Aussichten auf Erfolg das Experiment wiederholen zu fönnen.

Laval beauftragt.

Patis, 24. Januar.

Nachdem Briand   die Bildung des neuen Kabinetts mit der Begründung abgelehnt hat, daß er zu der schweren Last des Außenministeriums nicht noch das Ministerpräsidium übernehmen tönne, hat Doumergue   den früheren Arbeitsminister Laval mit ter Kabinettsbildung beauftragt. Laval hat den Antrag an­genommen und wird bereits am Sonntag die Verhandlungen aufnehmen.

Tardieu wird vorgeladen.

Paris  , 24. Januar.  ( Eigenbericht.)

Die Untersuchungskommission im Oustric Standal hat am Sonnabend nach längerem 3ögern auf Antrag Renaudels be­schlossen, den ehemaligen Ministerpräsidenten Tardieu vorzu­laden.

Tardieu hat beim Ausbruch des Standals in der Kammer öffent lich erklärt, er habe die Akten über die Beziehungen seines Justiz ministers Péret zur Duftric- Bant eingehend geprüft und tönne erflären, daß diese Beziehungen durchaus normal gewesen seien. Die Untersuchungsfommission will nun feststellen, auf Grund welcher Aften Tardieu diese Erklärung abgeben. tonnte. Außerdem ist in den letzten Tagen von der Untersuchungskommission festgestellt worden, daß der Rabinettschef Tardieus, und sein parlamenta. rischer Attaché bei Duftric größere Konten befaßen und sich auch unter den Nugnießern der geheimnisvollen, nur mit ihren Initialen gezeichneten Beftechungstonten der Bank befinden.

Die Kommission hat ferner beschlossen, den Abg. Buyat, der ten entscheidenden Interpellationsangriff gegen den Aderbauminister Boret unternommen hat, zum Berichterstatter über die Snia Biscofa ffäre zu ernennen, die bemnächst vor dem Barlament zur Dis. Tuffton tommen wird.

Konservative bereiten Wahlen vor. Zunehmende Arbeitskämpfe. Antigewertschaftsgefeh

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bringt die Entscheidung.

London  , 24. Januar.  ( Eigenbericht.) Die Arbeiterregierung war bereit, zwischen den Baumwollfabri fanten und den ausgesperrten Webern Verhandlungen anzu bahnen. Die Führer der Weber- und Spinnereigemperfschaften ver­langten jedoch vorher einen entsprechenden Auftrag von den An­gehörigen ihrer Organisationen. In der hierzu vorgenommenen Urabstimmung lehnten es die im Aussperrungsgebiet organisierten Arbeiter mit 90 770 gegen 44 990 Stimmen ab, den Gemertschafts­iührern einen Berhandlungsauftrag zu erteilen. Dieser Beschluß verfchärft natürlich den ohnehin sehr erbitterten Wirtschaftskampf. Die bisher durchlöcherte Front der Unternehmer wird sich rasch ichließen und die Aussperrung volfommen machen. Auto­matiscy werden dadurch auch sämtliche 280 000 Spinnereiarbeiter in Lürzester Frist brotlos werden.

Diese ununterbrochenen und immer schärfer werdenden Kämpfe zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern erhalten felbstverständlich auch ihren parlamentarischen Ausbrud. Dem nur auf politische Taktik eingestellten 21ond George wird es immer schwerer, die Mehrzahl der Liberalen an das Arbeiterkabinett zu tetten. Anderer­feits erzeugten die fortwährenden Provokationen der Industriellen gegen die Arbeiterschaft, die wachsende Arbeitslosigkeit und das Ringen um den Arbeitslohn innerhalb der Arbeiterschaft eine so erbitterte Stimmung, daß Marton und die Unabhängige Arbeiter partei im gleichen Maße radikalisiert werden. Bon außen und innen verschärft sich damit täglich der Drud gegen das Arbeiter fabinett. Am Freitagabend hatten, Macdonald und Lloyd George  cine stundenlange Unterredung.

Die völkischen ,, oberen Tausend".

Tausend

..Gott Wodan, zeige uns einen Weg der Rettung!" Stimme aus dem Hintergrund: Jdh fann aus fleinen Steinen Gold machen!"

1000

1000

1000

Natürlich erst dann, wenn mir ein Kapital von min­destens einer Million Mark bedingungslos zur Ver­fügung steht."

So

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,, Er fann Gold machen... Gold machen!"

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-nun versuchen Sie es mal mit meiner Geige! Um meine Theorien zu verstehen, muß man nämlich musikalisch sein." O weh, wir sind bloß dämlich."

Morit- Barnow gesteht.

Ein Offiziersbeschimpfer als Freund von Goebbels   und Hugenberg.

Bu den Feststellungen, die. Genoffe Rutiner im Hauptausschus des Breußischen Landtags über die Person des Bamphletisten Gott des Preußischen Landtags über die Berson des Pamphletisten Gotts fried Sarnow, in Wirtlichkeit Emald Morik, gemacht hat, erhalten wir durch den Rechtsanwalt. Ead eine Berichtigung, bie mir ab. Drufen, obwohl fie bem Breßgefes nicht entspricht. Die Berichtis gung lautet:

Es ist unwahr, daß ich mich nach der Revolution der Sozialdemokratie als Enthüller gegen die Offiziere der alten Armee und die Propiantander angeboten habe".

Wahr ist, daß ich por jeht 12 Jahren gegen amifiche Ber untreuungen mur beim Bropiantami Rüftrin mit dem Erfolge Pämpfte, daß deffen Borstand nach Bremen   perfekt, aber nicht ftrafverfolgt wurde.

Es ist unwahr, daß ich dem Abgeordneten Kuttner ,, Briefe" geschrieben habe, um rachfüchtig zu verleumden"

Wahr ist, daß ich 1919 und 1920 auf juristischen Rat hin Parlamentarier auf die mir damals bekanntgewordenen Heeres­gutschiebungen aufmerksam machen wollte, daß ich der Reihe nach bei sozialdemokratischen, demotretischen und 3entrumsabgeord neten fein Verständnis gefunden habe. Zu diesen Abgeordneten gehört auch der Abgeordnete. Suttner.

Ich bin damals gänzlich unpolitisch und nur fachlich eingestellt gewesen.

Es ist unwahr, daß der Abgeordnete Kuttner mich fchroff" abgewiesen hat. Wahr ist, daß er erklärte, feine Zeit zu haben. Es ist unwahr, daß ich in Artifein Die Offiziere der alten Armee auf das müftefte beschimpft habe. Berlin  , den 23. Samuar 1931. M. Erald Morik."

Mit dieser Berichtigung bestätigt 3arnow- Moriz alles, was Suttner über ihn behauptet hat. Er versucht lediglich, den Tatsachen eine harmlosere Deutung zu geben

Zunächst bestätigt Moritz durch Nichtbestreiten, daß er mit Jarnow identisch ist.

toft für Offiziere und Mannschaften gibt, Rep. d. Borp.") unter­worfen haben, dürften dünn gesät sein."

Moriz zählt dann eine Zahl von Einzelfällen auf, in denen Offiziere hoher Stäbe ,, Sett gefoffen haben, während die Golbaten um trodenes Brot bettelten. Bor sich Geschüß- und Gewehrfeuer -im Rüden taallle der Settforten dies find Worte, mit benest Moris einen schlemmenden General charakterisierte. Depriz fomnt zu dem Ergebnis:

Ich muß bekennen, daß mich heute noch ein u n überwind­licher Efel abhält, meine Kriegserinnerungen auch nur zu fichten und zu oronen, geschweige denn zu schreiben. Mit Scham und Grimm gedenke ich der Monate Mai bis Juni 1917. Unsere Dipision fämpfte bei Bullecourt, Grandville  usw. die große Abwehrschlacht. Glühende Hiße und fein Minerai­maffer; größte Kroftanstrengung und faum genügend Marmelade.  11nd hinter uns gab es Butter, Eier und Fleisch beim Divi­fionsstab.

Es hat im Felde zweierlei Maß gegeben, sowohl im gemeinen Recht wie in jenem, das im täglichen Speisezettel zum Ausdruck gelommen ist. Und ich sehe als fiefften Grund des 9. November 1918: den Hunger der Soldaten und die Schwelgerei eines großen Teils der Offiziere."

Wir wollen hierzu feststellen: Herr Goebbels  , der gegen den Remarque  - Film mit weißen Mäusen tämpft, prudt die gegen links gerichtete Schimpfschrift di eses Morig- 3arnom fort­etungsweise ab, der ehemalige Offizier A. Stein, Rumpelstilzchen genannt, ein Breßatellit Hugenbergs, besorgt für Morig die Preßreflame. Feine Gesellschaft!

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Die Deutsche Zeitung" fündigt eine Sage Sarnopps gegen Kuttner an. Die Meldung ist schon deswegen findisch, peil es sich um Aeußerungen im Barlament handelt. Im übrigen aber wird Herr Sarnom moris sehr wohl viel schneller. Gelegenheit haben, fich zu all diesen Fragen zu äußern, aber nicht als Kläger,

Er bestätigt aisdann, daß er den Linksparteien nach der Repolution Enthüllungen über feine ehemaligen Borgelegten angefondern als Angeklagter! beten hat. Was seinen Rausschmiß durch Kuttner anbelangt, so hat Ehren- Moriz offenbar vergessen, daß er selber fich in späteren Artikeln bittter darüber beschwert hat, wie unfreundlich er, der brave Enthüller und Demungiant, von Kuttner vor die Tür gefeht worden ist.

Um die Wahrheitsliebe des Zarnow- Morih in das denkbar deut­lichste Licht zu setzen,

Finanzmann verschickt.

Die Faschistentschefa verbannt ohne Urteil.

Turin  , 24. Januar. Der Finanzmann Riccardo Guylino ist wegen ,, piederholter schperer Schädigung der Nationalwirtschaft" zu fünfjährigem 3mangsaufenthalt auf den Liparischen Inseln   verurteilt worben.

Die gesamte wirtschaftliche und politische Spannung wird sich am Dienstag und Mittwoch im Unterhaus entladen, wenn die Be­ratung über das Antige wertschaftsgesetz fortgelegt wird. Die am Mittmochabend zu ermartende Abstimmung wird durch die Meinungsverschiedenheiten innerhalb der Liberalen Partei und durch die Radikalisierung der Unabhängigen Arbeiterpartet so auf des Messers Schneide stehen, daß das Ergebnis nicht vorauszusehen ist. Die Konservativen haben bereits Anordnungen für eine Dieser Artikel schildert die Schlemmerei bel den hohen Begründer der vielfältigsten Industrieunternehmungen von Schoko­Neuwahl herausgegeben."

Studenten gegen den Terror.

In Warschau  .

Warschau  , 24. Januar. Die Warschauer Stubenten, etwa 4000 an der Zahl, veranstalteten im Hofe der Universität eine Protestfundgebung gegen die Vorgänge von Brest  - Litowst. Hierbei fam es zu Schlägereien mit einer fleinen Gruppe regierungsfreundlicher Studenten. Die Studenten zogen dann durch die Stadt, wobei sie Rufe gegen die Regierung ausstiegen.

Der Moskauer   Rundfunksender tellte mit, daß in Leningrab auf verschiedenen Bertsversammlungen anläßlich der Somjetwahlen Rechtsoppositionelle das Wort ergriffen hätten. Ein Leningrader Berfreter bei dem jungkommunistischen Kongres berichtete, daß in Leningrad   im jungfommunistischen Verband die Rechtsoppofitionellen schr starten Einfluß hätten. Der Beamte des Sowjetfunts erklärte zum Schluß, daß man die Augen nach Leningrad   richten müsse,

wollen wir hier einiges aus einem Artikel abdruden, der unter der Ueberschrift, Wer hat die Front erdolcht?" von M. E. Morih im September 1919 in der sozialdemokratifchen Preffe veröffent­licht wurde.

Stäben und führt wörtlich aus:

Die Offiziere, die auftreten können und für sich und die unter­stellten Offiziere nachweisen, daß sie sich bewußt und freudig dem § 1 der Kriegsverpflegungsvorschrift( wonach es nur eine Feld­

Mozarts Zauberflöte  ".

Geffaufführung im Haus des Rundfunks  ".

Als festliche Beranstaltung der Reichsrundfunkgesellschaft und der Funkstunde Berlin fand gestern im neu erbauten hause des Rundfunks" der erste Opernabend statt. Mozarts Sauberflöte" ge­langte unter der Leitung Bruno Walters zu einer musikalisch außer ordentlich schönen, in allen Teilen ausgeglichenen Biebergabe; die tertliche Rundfunkbearbeitung durch Cornelis Bronsgeeft mußte aller­dings gewisse Bedenken weden. Der Sendung ging eine furze An­Sprache des Reichsrundfunkcommissars voraus, der die geladenen Gäfte, unter ihnen den Reichspostminister Schäzel und zahlreiche Vertreter der Reichs- und Staatsbehörden willkommen hieß. K. P.

Guylino beherrschte eine der größten Provinzbanten und par lade bis Blei und Kunstseide. Man fonnte ihn zeitweise den ita Im vergangenen Olaber lienischen Stinnes nennen. wetterte Mussolini   gegen ihn und seinesgleichen als die ,, Cagliaftros der Wirtschaft". Er ist ein persönlicher Feind Musso­linis. Als Mussolini   die Macht ergriff, soll Guylino für Hundert tausende von Lire kompromittierende Akten gegen die Diktatur auf­getauft haben. Angeblich drohte er dann, die Akten zu veröffent­lichen, menn Mussolini   ihm für seine zweifelhaften finanziellen Ge schäfte nicht freie Hand lasse. Mussolini   hat ihm aber so heißt es nicht nur freie Sand für seine Transaktionen gelaffen, sondern hat auch die tompromittierenden Dokumente getauft. So sei Gunlino in die Lage verfekt worden, unter dem Faschismus ungeheure Spetulationsgewinne zu machen und ein Riefennermögen anzusammeln. Heute fei Gunlino durch die Duftric­Affäre und die Spekulation in den Akten der Snia Biscoja bantrait, und Mussolini   glaube ihn nun erledigen zu können. Es verlaute aber, daß Guylino in ausländischen Banken mehrere Photographien der Mussolini   belastenden Dokumente aufbewahrt habe und gedroht habe, sie zu veröffentlichen.

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