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Gandhi will weiter kämpfen.

Forderung der Freilaffung aller.

Bombay, 27. Januar.

Gandhi erklärte einem Pressevertreter, die Freilassung der indischen Kämpfer werde nur dann volle Wirkung ausüben tönnen, menn alle megen ,, zivilen Ungehorsams" Berurteilten ebenfalls freigelassen würden. Selbst wenn die Männer des allindischen Kon­greffes glaubten, auf Grund der Erklärungen Mac= donalds ihre Mitarbeit zum Verfassungsmert anbieten zu dürfen, so werde man doch weder auf das Recht, Streitposten vor den Geschäften zu stellen, noch auf dasjenige, für Millionen Hungernde Salz herzustellen, verzichten können.

Jn Bombay wurde Gandhi von Hunderttausenden mit enthusiastischem Jubel begrüßt.

Er ist bei einem befreundeten Fabrikanten abgestiegen. Stunden­lang standen die Massen vor dem Hause, bis Gandhi auf den Balton trat und seine Anhänger aufforderte, ruhig nach Hause zu gehen und sich ans Spinnrad zu setzen.

In der Nacht zum Mittwoch reist Gandhi nach Allahabad , wo das allindische Romitee versammelt ist. Beschlüsse sind einstweilen nicht zu erwarten. Gandhi erklärt, er werde die Rückkehr der Dele­gierten der Londoner Konferenz und die Aussprache mit ihnen ab­warten, bevor Pläne über die fünftige Politik gefaßt werden.

Der Bontott gegen die Gesetze wird fortgescht.

In Patna tam es zu schweren Zusammenstößen zwischen der Polizei und 10 000 Demonstranten. 5 Inder wurden getötet, 2 Offiziere und 6 Polizisten vermundet. Der Bürgermeister von Kalfutta, Bose, war am Sonnabend aus dem Gefängnis ent­lassen worden. Am Montag marschierte er bereits wieder an der Epiße einer Demonstration, die zum Bontott aufforderte. Er wurde verhaftet und wieder zu 6 Monaten Rerter ver­urteilt.

Billigung der Indienpolitik.

London , 27. Januar. ( Eigenbericht.)

Die Indien debatte im Unterhaus ergab, daß alle drei Parteien die Politik der Arbeiterregierung und die Beschlüsse der Londoner Konferenz billigen. Persönliche Ausnahmen machten der Liberale John Simon und der Konservative Chur­chill, der wiederum eine heftige Anklagerede hielt, jedoch von dem tonservativen Führer Baldwin energisch abgeschüttelt wurde. Nur die Rothermere- Blätter stehen hinter Churchill . Die gesamte übrige englische Presse lehnt ihn ab..

Gewerkschaftskampf im Unterhaus.

Bedrohte Einheit der Arbeiterpartei.

London , 27. Januar. ( Eigenbericht.)

Die Fortsetzung der Unterhausdebatte über die Regierungs­vorlage zur Beseitigung des Baldwinschen Antigewerkschaftsgesetzes hat am Dienstagnachmittag begonnen. Haus und Tribünen waren überfüllt, auch einige Mitglieder des Oberhauses hörten zu.

Es hat den Anschein, daß der Regierung vonden Liberalen feine Gefahr droht, obgleich etwa 10 Liberale unter Führung von Sir John Simon gegen das Gejez stimmen wollen; der offizielle Fraktionsbschluß lautet auf Stimmenthaltung. Möglicherweise wird Lloyd George ebensoviel Mitglieder seines linten Flügels für die Regierung abfommandieren als Rechte gegen sie stimmen werden. Die Hauptredeschlacht ist am Mittwoch. Mit Spannung wird vor allem der Haltung der Unabhängigen Arbeiterpartei ent gegengesehen. Beachtenswert ist, daß ihr Mitglied Baugham am Dienstag aus ihr ausgetreten ist mit der Begründung, fie füge durch ihre Disziplinlosigkeit der Arbeiterbewegung mehr Schaden zu als vor Jahren die Kommunisten.

Gegen die in der lehten Zeit innerhalb der Arbeiterpartei ver­übten Extratouren herrscht bei der Mehrheit größter Unmille. Dem hat jetzt der Abg. Scurr, der in der vergangenen Woche gegen die Regierung beim Schulgesetz gestimmt hat, Rechnung tragen müssen. Er war im Beirat der Labour- Fraktion und mußte jetzt diesen Boften niederlegen. Auch Mosley und seine Freunde haben eine scharfe Zurüdweisung erhalten. Moslen hatte von der Fraktion die Einberufung einer allgemeinen Partei­fonferenz verlangt, die über die Regierung wegen der Arbeits­lofenfrage zu Gericht figen sollte. In der Fraktion stieß dieser Antrag vor allem auf den Widerstand Hendersons. Mit 97 gegen 13 Stimmen blieb Moslen in der Minderheit. Die Arbeits­losenfrage wird jedoch nach der zweiten Lesung des Gewerkschafts­gefeßes wieder auf die Tagesordnung sowohl der Fraktion der Labour Party wie der des Parlaments gesetzt werden und wiederum zu heftigen Auseinandersehungen führen.

Labour- Krise in Australien .

Sidney ( Australien , 27. Januar. ( Eigenbericht.) In der australischen Arbeiterpartei droht eine heftige Krise aus­zubrechen. Bor etwa 6 Monaten mußte- Finanzminister Theodore zurücktreten, da gegen ihn Korruptionsantlage erhoben worden war. Inzwischen ist aus der Verhandlung vor einer gericht. lichen Untersuchungskommission hervorgegangen, daß die Anflagen gegen Theodore unberechtigt find. Der Ministerpräsident der Arbeiterregierung Scullin hat deshalb durch einen Beschluß der Arbeiterfraktion des Parlaments Theodore wiederum in sein früheres Amt einsehen laffen. Handelsminister Fenton hat daraufhin seinen Rüdtritt und seinen Austritt aus der Ar­beiterpartei erklärt, auch der Abg. Gabb ist aus der Arbeiterpartei ausgetreten.

Das Zürcher Attentat.

Ein Berzweiflungsaft.

Zürich , 27. Januar.

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Sehr richtig!

nach Holland

Friedens

Bedin­gungen

Friedas

Bedin­

gungen

General v. Wächter schreibt: Einem deutschen Kaiser hätte die Entente die Bedingungen von Compiègne und Versailles nicht anzubieten gewagt." Sie wäre auch zweifellos zu spät damit gekommen.

Brest - Litowst ohne Ende.

Nach den Führern die Presse.

Warschau , 27. Januar.

Wegen Verleumdung des Brester Untersuchungs­

richters Demant wurde der verantwortliche Redakteur des sozialistischen Robotnik, Stojanowski, zu sechs Monaten Gefängnis und 500 3loth Geldstrafe verurteilt. Berufung ist eingelegt.

Der Untersuchungsrichter Demant ist ein Hauptschuldiger der Marterung der Oppositionsführer nicht einer der meist blutjungen Offiziere oder der ungebildeten Gendarmen. die im Namen des Marschalls Pilsudski die Parlamentarier in scheußlichster Weise mißhandelten, sondern einer der Schurken höheren Ranges, die diese Schandtaten befahlen und geschehen ließen. Die Oppositionspresse hatte diese Amtsführung des Untersuchungsrichters mit seiner früheren Tätigkeit für die bolichemistische Tsche fa in Zusammenhang gebracht. In einem Lande, dessen Minister vor ihrem zu-, fammengeschwindelten Parlament die Berbrechen von Brest als in voller Ordnung erflären und dafür den Beifall ihrer Mehrheit erhalten, muß logischerweise der oppositionelle Journalist, der gegen diese Schändung seines Landes und Bolkes kämpft, ins Gefängnis.

Die Regierung wird auch weiter

Warschau , 27. Januar.

Die gestern nachmittag begonnene Sejmfizung währte bis in die Morgenstunden des heutigen Tages. Auf der Tagesordnung stand die sogenannte Pazifizierung Ostgaliziens und die

Affäre von Brest Litowst.

Selbstverständlich wurden in beiden Fällen die oppositionellen Anträge abgelehnt.

In der Frage der Pazifierung" wiederholten die Regierungs­vertreter und der Berichterstatter, daß diese Attion notwendig gewesen wäre, um Schlimmeres zu verhüten. Demgegenüber stellten der ukrainische und der sozialistische Redner fest, daß schon ein Zehntel der im ukrainischen Antrag enthaltenen Vorwürfe genüge, um für ihn zu stimmen. Im Interesse des künftigen Zu­sammenlebens der beiden Nationen, fagte der Sozialist Dubois, selbst ein ehemaliger Brester Häftling, müßten bie Schuldigen bestraft werden. In der Brest - Litowsker Affäre hielt der Nationaldemokrat, Professor Stronsti, eine große Anklage­rede, wobei er neue Einzelheiten der Behandlung der oppofitionellen Polifiter vorbrachte. Der Sozialist Njedzialfowiti unter­stügte den Antrag auf Bestrafung der Schuldigen und gab hierbei eine Beschreibung der Mißhandlung seines Parteigenossen Lieber­mann. Nach längerer Aussprache erklärte gegen 14 Uhr Miniſter­präsident, Oberst Stawet,

die Regierung werde auch in Zukunft der Methode treu bleiben, dem Staate durch wenig taftspielige Miffel Aufstände zu

ersparen.

In dieser Debatte erklärte der Innenminister unter dem Ges lächter der Zuhörer, daß ein Polizist, der während der Pazi­fierung eine goldene Uhr gestohlen hatte, bereits bestraft worden sei.

Um 25 Uhr morgens fam es zur Abstimmung. Der national= demokratische Antrag wurde mit 232 Stimmen des Regierungsblods gegen 150 Stimmen der Oppofition abgelehnt. Der ehemalige Brester Gefangene Dubois machte hierauf einige Zwischenrufe, worauf er vom Marschall ausgeschlossen wurde. zialisten verließen zum Zeichen des Protestes den Saal.

Die Co­

3 mei Konsulatsbeamte, die ihn stellen wollten, nieder- Stahlbergs Wahlbund 52 und Schpedische Volkspartei 25 Man geschlagen hatte. Der Generalkonsul wurde im Krankenhaus fofort operiert. Sein Zustand ist besorgniserregend.

Wahlboykott in Spanien .

Beschluß der Sozialisten.

Madrid , 27. Januar. ( Eigenbericht.) Die Instanzen der sozialistischen Partei von Madrid haben be­schlossen, die bevorstehenden Wahlen zu bontottieren; diese Wahlen seien mur eine Farce. Die sozialistische Partei in Madrid beabsichtigt, andere republikanische Organisationen zu dem gleichen Beschluß zu bewegen.

Der Ministerrat hat beschlossen, den Belagerungszustand in ganz Spanien mit Ausnahme von Madrid und Saragossa aufzuheben. Die Zensur bleibt bestehen und geht von den Militär- auf die Zivilbehörden über.

Finnlands Präsidentenwahl.

Stahlbergs Giegesaussicht.

Helsingfors , 27. Januar.( Eigenbericht.) Die endgültige Verteilung der Wahlmänner auf die Parteien' ft: Sozialdemokraten 90, Agrarpartei 69, Svinhufvudlifte 64,

Zu dem Anschlag auf den italieniſchen Generalkonsul in Zürich Theater am Kurfürstendamm .

ist ergänzend zu melden, daß der Täter der 1898 in der Nähe von Irient geborene Maurer Rino Bassi ist. Er hatte sich im Kriege, den er als österreichischer Soldat mitmachte, eine unheil­bare Krankheit zugezogen und bewarb sich darum wiederholt beim Konsulat um eine Militärrente. Als diese mit der Be­gründung abgelehnt wurde, daß die Krankheit mit dem Kriege nicht in ursächlichem Zusammenhang stehe, verlangte er eine Unterstützung non hundert Franken. Als ihm der Generalfonful die ablehnende Antwort vorlas, geriet Bassi so in But, daß er den Revolver 30g und zwei Schüsse auf den Generalkonsul abfeuerte. Der eine Schuß draag in die Bauchhöhle, der zweite ging durch die Hand und dann in die Lunge. Bassi vers te zu fliehen. fonnte aber auf der Straße mit Hilfe von Passanten festgenomen werden, nachdem er vorher

Bourdet: Das schwache Geschlecht".

Das Theater am Kurfürstendamm , das die Finan ziers einige Jahre verschimmeln ließen, wurde wieder aufgefrischt und sehr feierlich eröffnet. Man hat von den Logen die perrostete Silberbemalung abgeschabt und sie durch Goldbronze ersetzt. Aller. dings war nicht alles echtes Gold, mas am Eröffnungsabend fünft. lerisch und gesellschaftlich gezeigt wurde. Ganz Berlin , das immer noch Banfaftien, Elitemodiſtinnen und Kredit hat, war versammeit. am Ausgang des Theaters bettelten die Armen, nicht sehr erfolg. reich, da die leichtgekleideten Damen und ihre diensteifrigen Kava liere teine Zeit, und Lust hatten, sich in der feuchten Nachtluft zu er­fälten,

M. H.

date. Wie schon oft stellt auch diesmal die Schwedenpartei das Zünglein an der Waage dar. Sollte ein Teil der schwedischen Wahlmänner fich den Sozialdemokraten und der Fortschrittspartei anschließen, dann scheint Stahlbergs Kandidatur im zweiten Wahl­gang Erfolg zu versprechen. Auch der jezige Präsident Relander wird als aussichtsreicher Kandidat genannt.

Genf vor dem Ausschuß.

Curtius will berichten.

Der Auswärtige Ausschuß ist für Montag, den 2. Fes bruar, 10 Uhr vormittags, einberufen worden. Auf der Tagesord nung steht die Besprechung der Genfer Lagung des Bölferbundsrates, über die Reichsaußenminister Dr. Curtius Bericht erstatten wird.

Der Reichspräsident empfing gestern den Reichsaußenminister und nahm von ihm einen Bericht über die Tagung des Völker­bundsrats entgegen.

Die Memelfrage. Verhandlungen mit Kowno .

Memel , 27. Januar. Entgegen den Versprechungen der litauischen Regierung auf volle Wiederherstellung der verfassungsmäßigen Bürgerrechte be­stehen Kriegszustand und Preisezensur unvermindert weiter. Zu Beginn der Landtagssigung protestierte die Linke da gegen in schärffter Form. Ein Antrag der litauischen Fraktion ver­langte die Bildung eines Sonderausschusses des Landtags, der mit Komno die strittigen Fragen regeln solle, die Gegenstand der Landtagsbeschwerde beim Völkerbund sind. Es wurde beschlossen, in den Sonderausschuß je zwei Abgeordnete der Landwirtschafts partei und der Volkspartei sowie je einen der Sozialdemo traten und der Litauer zu entsenden.

Die Hinausschiebung der Memelberatung in Genf auf den Mai ist für die litauische Regierung sehr unangenehm; fie versuchte vergebens, Memel vom Programm zu entfernen nun steht sie unter dem Druck der drohenden Mai- Beratung. Der auf Betreiben der Litauer eingesetzte Ausschuß des Memellandtags wird sich natür. lich durch bloße Bersprechungen nicht zum. Verzicht auf seine Böller­bundbeschwerde verleiten lassen.