Gerhart
Herrmann Mostar:
( Schluß.)
Und jah
Zurück, Kepler , zurück! brüllte es in ihm. Du bist zu flein für die Tat, die du tun soulst. Widerrufe, nicht um der Mutter willen nur: um deinetwillen! Entscheide dich für die Zeit, die dich gebar,
deren Gesetzen du lebſt; deren Irrtum du vielleicht erkanntest, die
aber dennoch
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deine Mutter ist!
Er fühlte, wie der Mensch in ihm ja sagte zu dieser Entscheidung; fühlte, wie das Blut ruhiger floß, seine Knie sich festigten. Wohl empfand er auch, wie fein Geist, sein stolzer, fluger Geist, sich wand im schmerzenden Hirn und nicht hergeben wollte, was er als recht erkannt; solches Empfinden schuf in ihm ein würgendes Gefühl der Scham. Aber er war wohl nur zu allein in dieser Nacht, daran mochte es liegen, es war zu viel Kälte und Einsamkeit um ihn; es tat not, unter Menschen zu sein bis zur vierten Stunde..
Er ging wieder weiter und suchte den großen Gasthof; aber als er das hochgegiebelte Haus, zuweilen mühsam tastend im mondlosen Dunkel, gefunden hatte, war es längst verschlossen. Hastig wandte er sich dem Eltinger Tor zu; dort lag eine übel beleumundete Schenke, in der einst sein Vater seinen Kummer vertrunken hatte, ehe ihm das Landsknechtstum erträglicher als die Ehe mit dem Kätterle erschienen war.
Johannes fand den niederen Raum voll fragwürdiger Gestalten, die aber schon zu trunken waren, um dem späten Erscheinen des Fremden Aufmerksamkeit zu schenken; man lauschte den Erzählungen eines Mannes, der berauscht abseits saß, an einem Tisch für sich allein. Kepler beachtete das Gerede anfangs nicht. Es glitt an seinem Dhr vorüber, ohne daß er es hörte. Seine Gedanken gingen hin nach Linz , an seinen Schreibtisch, wo auf reinlichen Blättern in forgsamer Schrift neue Beobachtungen und Erkenntnisse des Drudes harrten sie würden nie gedruckt werden; ganz anderes würde gedruckt werden: Lügen... Gleichgültig; wie hatte doch Martinus Einhorn gesagt: Wahrheit ist Tod... Und es half mun fein Trauern; es wäre denn, daß die Tübinger Fakultät noch heute nacht ihren Beschluß gefaßt und durch einen reitenden Boten hierher über mittelt hätte aber das war wohl nicht möglich.
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Eine Redewendung des Mannes am einsamen Tisch drang zu ihm hin und weckte ihn jäh.
,, Die Hey', die Keplerin, hat Zuständ' heut Nacht", rief der Mann laut. Wie ich' kommen bin, hat sie am Fenster gestanden und die Stern' angesehen und gefragt: hörst sie fingen, die Stern'? Die Frau Venus und den Kriegsmann Mars ? Nein, sag' ich, aber ich mein' schon, daß du in der Früh' gar die Engel im Himmel
die Sterne
fah die
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Schwingungen erzeugen im Aether, wie der gleitende Bogen auf der Saite? Muß nicht muß nicht jeder Planet einen Ton, seinen Ton haben, der seiner Größe, seiner Gestalt, seinem Wege entspricht? Und habe nicht ich, ich selbst, nachgewiesen, daß die Entfernungen der Planeten von der Sonne und voneinander in einem gewissen harmonischen Verhältnis stehen? Müssen also nicht auch ihre Töne solch ein Verhältnis ergeben, Akkorde ergeben, Harmonien? Und, im Wechsel ihrer Begegnungen auf ihrer Bahn durch den Raum: Melodien? Ist das nicht ist das nicht die Musik der Sphären,
daran die Alten glaubten?"
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Kepler begann zu laufen, mit seinen Gedanken um die Wette. Manchmal wies er, mitten im Lauf, mit der Hand auf einen Stern und blieb eine Weile stehen. Du dort, sagten dann seine Gedanken etwa zur Venus , bist du nicht die Terz in der Tonika Jupiter, Venus , Erde? Und da ist da nicht ein allzu großes Intervall zwischen ein Ton fehlt da nicht ein Planet Mars und Saturn Da muß noch ein Planet sein, den noch keiner fennt... dort, und ihr alle, ihr seid nicht tot und stumm: ihr singt!" Er blieb stehen, erzitternd: hört Gott ....
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,, Und eure Gesänge
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..?
Und du
Ich danke dir, Herr, daß du mich wiederum einblicken ließest in die Harmonie deines Alls, wenn auch meine Ohren zu gering sind, der Sphärenmusik zu lauschen gleich dir..."
Herr
Und in jäher Rückkehr zur Not dieser Nacht:
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,, Da du mich zum Sternseher machtest trotz meiner blöden Augen, zeige mir auch, wie ich die erkannte Wahrheit mag verfünden, ohne meiner Mutter Mörder zu werden!"
Wieder ging er eine Strecke, gemessener diesmal, doch ohne Ziel; da aber der Weg noch immer am Berghang blieb, blieben auch die Sterne, und blieben auch seine Gedanken noch bei ihrer neuen Wahrheit.
,, Und auch du, meine Erde, auch du also singst deinen Ton, deine Weise ins All. Und auch ich, ich armes Stäublein Mensch, auch ich bin ein Teil, eine winzigste Schwingung, ein leisester Mit flang deines Tons. Und wenn ich nicht mehr schwingen werde, so wird ein anderer flingen an meiner Statt, damit der Ton sich auch nicht um eine Wenigkeit senke und die Harmonie des Alls verletze. Und wenn ich selber unrein bin
die Menschen sein, die meine Gedanken denken! Reiner müssen sie Ach, Martinus Einhorn: nicht ohne Pflicht und Sitte werden werden als je, wenn sie wissen, daß sie Tonteilchen sind in Gottes Mufit!"
Ich werde eine Himmelsorgel bauen", sagte er laut und findwirst fingen hören, und morgen auf die Nacht die Teufel in lich vor sich hin. Sie wird die Harmonie der Sphären verkünden,
Der Höll!"
Die Zecher johlten. Macht dir wohl Spaß, die Keplerin das hören zu lassen, traun, Gottfriedle?"
Kepler sah erblassend, daß der Krug, aus dem der Mann jetzt Erna
trant, mit einer Kette am Tisch befestigt war, damit niemand anders daraus trinken könne: es war also der Unehrliche, der Foltertnecht.
Spaß?" fragte der beleidigt zurüd, nein, das ist gewiß fein Spaß nit. Schwer ist mein Beruf, das fönnt ihr glauben, arg viel
zu lernen gibt's dabei, lacht' s nit! Die Herren Richter, die steden die Ehr ein, die sprechen das Urteil und gehen unter euch hoch geehrt, und unsereiner vollzieht's und darf nit einmal ſizen mit euch
an einem Tisch und trinken!"
,, Nun, getrunken hast doch genug, Gottfriedle! Aber sag doch, was hast denn so Schweres zu lernen?" rief einer. Aber das Gottfriedle blieb in seiner Trunkenheit teine Antwort schuldig. Hoho! Meinst, es sei so gar leicht, die Füß' richtig hineinzusperren in den Spanischen Stiefel? Und auf die rechte Art
an der Schrauben zu drehen, damit das Schienbein wohl recht arg wird? Oder die brennende Kerze, die du vorher mußt besorgt haben, grad' so nah an die Fußsohlen zu halten, daß die Haut brav röstet und nit lichterloh brennt?"
schmerzt und das Fleisch geschwülstet, nit aber der Knochen gebrochen
"
Warum darfs denn nit brennen, Gottfriedle?"
„ Damit's am andern Tag weiter gefoltert werden kann!" fagte
Gottfriedle und trant. Lacht nit! Manchmal tun's einem leid, die armen Weible, insonders wanns hübsch sind!"
So hübsch, wie das Kätterle, gelt, Gottfriedle?" Man lachte wichernd.
Büsing:
mit armen, irdischen Mitteln. Sie wird in einem Dom stehen, vielleicht zu Regensburg . Wer sie hören wird, wird rein werden.
Und es wird feine Heren mehr geben, die Gott lästern können. Der Gott, der Erden kreisen ließ, damit sie sängen, ist zu groß, als daß ein Mensch ihn lästern könnte. Um der Vielen willen, die meine Lehre retten, wird vor dem Urteilen und dem Verurteiltwerden, vor dem Richten und der Folter: um der Vielen willen möge Gott mir die Kraft geben, diese eine, meine Mutter zu opfern. weiß ich, daß ich doch ihr Sohn bin. Sie hörte den Sang der Sterne in Dumpfheit, ich in Klarheit; ihr Aberglaube ist mein Genius; den wirren Trieb der Mutter in mir zu läutern zur Weisheit: das ist meine Aufgabe und mein Vermögen. Ich muß ihr dankbar sein, und ich muß sie doch opfern.
Noch schwerer wird mir dies werden denn zuvor; denn nun
Ich weiß wohl, daß die Menschen im Anfang zu flein fein Gottlose werden für meine große Lehre, wie ich es selber war. Herren werden kommen und Kriege und Umstürze, Pest der Leiber und Aussatz der Seelen. Aber am Ende wird alle Dissonanz gelöst sein in Harmonie."
Bewege dich, meine Erde, und tone!"
Und Johannes Kepler hob die gerundete Hand in die Höhe, öffnete sie leicht und ließ mit einem leisen Stoß eine imaginäre Kugel hinausrollen zwischen die abertausend blizenden Kugeln vor ihm und über ihm; und es war ihm, als wüchse sie bald zur Größe der Erde, und als klänge fie auf in einem brausenden Ton.
Zur vierten Stunde fand Kepler sich im Richthause ein; er trat zu Martinus Einhorn und sagte fest: Ich widerrufe nicht. Dereinst hoffe ich Euch zu überzeugen. Einstweilen bitte ich Euch um Chrifti willen, meine arme Mutter zu schonen, so weit Ihr es Dermögt."
Der Burgemeister antwortete ihm mit unbewegtem Geficht: ,, leber Nacht ist ein Bote gekommen aus Tübingen . Die hohe Fakultät hat gestern, zu später Abendstunde, das Urteil in Sachen der Katharina Keplerin gefällt. Es ist bestimmt worden, daß die Beklagte noch einmal einem scharfen Verhör zu unterwerfen sei, im Angesicht der Folterinstrumente, aber ohne sie anzuwenden. So sie dann nicht gestehe, sei fie los und ledig zu sprechen. Das Verhör ist bereits geschehen. Katharina Keplerin hat nicht gestanden. Ich könnte sie halten unter irgendeinem Vorwand: mir liegt nichts daran; Ihr wißt, woran mir lag. Nehmet sie hin und gehabt Euch wohl!"
Das Gottfriedle kam und legte Johannes die Mutter in den Arm; sie schlief fest nach den fünf Tagen der Wachfolter und fah den Sohn nicht.
Johannes Kepler neigte sich gegen Martinus Einhorn und trat aus dem Richthaus auf den Platz, der davor war; in feinen beiden Armen lag leise atmend der leichte Greisenleib seiner geretteten Mutter, und über seinem weißen Gesicht war der samtene Himmel noch immer strahlender Sterne voll.
Aeffchen und Leiermann
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Im Weltkriege war er einer der ersten Verwundeten. Die Verletzung war schwer. Sein rechtes Bein wurde ihm abgenommen. nach den wirren Tagen der Schmerzen, der grauenvollen Fieberträume, der Schüttelfröfte nach den Narkosen und des dumpfen Hindämmerns nach den starten Schlafmitteln, hatte er wieder Verlangen nach dem Leben. Er mar ja noch so jung, er mußte ja eigentlich überhaupt noch gar nicht, was das Leben war. Er war doch immerhin einer der ersten Verwundeten Im Krankenhaus wurde er verhätschelt, das muß man sagen. was zu bedenken ist, und er lag im Lazarett seiner Heimatstadt. Sein Lehrer tam persönlich und sagte ihm, er müsse stolz darauf sein, intendent fam persönlich und brachte zwei Arme voll Liebesgaben, dem Vaterland dieses Opfer bringen zu dürfen. Die Frau Superdie der Frauenverein gesammelt hatte, und sie sprach solch erdie der Frauenverein gesammelt hatte, und sie sprach folch' er mutigende Worte, daß man zu guter Letzt glauben mußte, nur für die Einbeinigen habe das Leben seine Schönheiten reserviert. Ein Herr Fabrikdirektor fuhr mit dem Verwundeten spazieren, ja, er zeigte sich mit ihm im offenen Auto, da er insgeheim hoffte, diese patriotische Tat würde seinen Antrag auf Kriegslieferungen unter stützen. Wirklich, es fümmerten sich alle um den Krüppel. Die Mutter zwar, die weinte insgeheim. In der Deffentlichkeit freilich trug auch sie guten Mut zur Schau; denn bei der allgemein gehobenen Stimmung würde ihr selbst der schwächste Schein von
,, Das Rätterle kommt in der Früh' dran!" berichtete Gottfriedle. " Das heißt, eigentlich ist's schon dran seit dreien Tagen. Es gilt noch nit als Folter, was wir jetzt anstellen mit ihr aber eigent- Traurigkeit als strafwürdige Wiesmacherei ausgelegt worden sein.
lich is' das schlimmst'
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,, Erzähl', erzähl, Gottfriedle!" ,, Sie darf nit schlafen, schon fünf Tage nit! Immer, wenn's einschlafen will, sticht sie einer wach mit einer Nadel. Ich sag' euch, daß dies mürbe macht! Und morgen die Eisern' Jungfrau dazu... ,, Nein!" rief Johannes Kepler ; er rief es aus seinen Gedanken heraus, aber es ward ein so lautes Nein, daß viele es hörten und nach ihm sahen.
,, Wer ist das?" fragten einige; aber die anderen drängten in den Folterknecht: Wie ist das doch mit der Eisern Jungfrau, Gottfriedle?"
Repler vermochte nicht zu bleiben. Er stürzte zur Tür, riß fie auf, stand draußen; Gelächter folgte ihm. In die dunkle Torede neigte er sein Gesicht und weinte lange.
Die Schenke lag am Hang der Berge, ihre Front blickte hinab in die Ebene: so standen denn jetzt im Rücken des Weinenden in einem großartigen Aufriß die winterlich eisklaren Sterne, und er sah sie nicht. Seit er Einhorns Haus verlassen hatte, war sein Gesicht noch nicht einmal dem Himmel zugewendet gewesen; nur das Bild seiner Mutter hatte vor seinem Blick gestanden und stand noch jetzt davor, düster und wirr, als ein Sinnbild seiner Herkunft aus Trieb und Aberglauben
Nun aber wollte er hingehen, hinrennen zu Martinus Einhorn, ihm zu sagen, daß er sich unterwerfe; nun wandte er sich um und sah die Sterne.
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Sah die Sterne; dachte nichts, mußte nichts, fah nur, sah, wohl eine Minute lang: die gleißende Gürtelschließe des Orion, die filbernen Schuppen der Fische, das rote Auge des Stiers, die gelbe Lampe Jupiters, das blaue Wetterleuchten des Sirius, und die mütterlich fanfte Glut der gewaltigen Milchstraße mitten hinein- und sank nieder und sagte laut:
Ich fann es nicht!"
Und wiederholte nach vielen Minuten noch einmal, leise und weh: ,, Ich kann es ja nicht widerrufen, denn ich habe es geschaffen." Seine Gedanken redeten weiter:
Dann fam die Zeit, wo der Krüppel anderen Berletzten Platz machte. Es kam das endlose Sterben des Krieges, es tamen Hunger der Mutter. Es war viel Leid für den einzelnen, aber der einzelne und Inflation und den Krüppel traf noch im besonderen der Tod schwamm mit in der Not der Allgemeinheit.
Endlich kamen die normalen Verhältnisse. Nun hieß es für den einzelnen, sich einordnen. Der einzelne wurde nicht mehr so muchtend bedrückt von der allgemeinen Not, sie hatte sich aufgelöst in viele einzelne, traurige Fälle. Vorwärtskommen, festen Fuß fassen, das waren die Ziele, die für den einzelnen Tagesinhalt wurden.
Die großen Betriebe wurden gezwungen, Schwerkriegsbeschädigte einzustellen. So fand auch unser Krüppel ein Unterfommen. Man nahm ihn nicht mit Freuden auf, o nein, denn die Berhältnisse lagen so, daß für diese eine Stelle sich hundert Bemerber meldeten, von denen zehn Freunde im Betriebe hatten, die sie gar zu gerne untergebracht hätten. Der Krüppel also hatte das große Los gezogen. Er hatte die vielumworbene Stelle bekommen und nicht einmal wegen seiner Fähigkeiten, sondern weil er Krüppel war. Man sagte es nicht laut, aber indirekt war man ihm gram Er stand den Gesunden, die arbeiten wollten, die arbeiten wußten da sie Pflichten hatten, im Wege. Eine Wand von Mißmut baute sich gegen ihn auf. Er flagte, sofort schalt man ihn übelnehmisch. Da ward er still und fraß allen Kummer in sich hinein. Darum fam er mit feinem Menschen in Fühlung. Zulegt ging er frei millig, meil er von der eigenen Berbitterung nicht aufgefressen werden wollte. Zwei-, dreimal passierte ihm das gleiche. Da hatte er es fatt, der Störenfried zu sein.
Er mietete sich eine Drchorgel und ging auf die Höfe spielen. Seine Rente und die Musik ernährten ihn färglich. Ans Feiraten dachte er nicht, obzmar er wohl eine Frau hätte bekommen können; denn es gibt Frauen, die durchaus heiraten wollen, es gibt Frauen, die immer denken, sicher ist sicher, und denen eine nerbürgte Rente, selbst wenn sie an und für sich noch so flein ist, ein ungeheures Bermögen bedeutet, und dann gibt es Frauen, die wollen durchaus etwas Appartes, und wenn es ein Krüppel ist. Doch er blieb allein, er dachte an die Wohnungsnot, und er dachte an seine Erfahrungen mit den Menschen. Er hatte faum mehr Sehnsucht nach den Menschen, er hatte mur noch Verlangen nach einem Lebewesen. Und da die Armut immer wohltätig ist, wenn sie nicht gerade magenfrümmend hungert, faufte er einer alten Frau einen Affen ab. Der Sohn, der als Matrose fuhr, hatte das Aeffchen mitgebracht. Doch die Alte mar sehr ordnungsliebend und der Affe mar sehr spielerisch. Die Alte murde oft nicht satt, sie hatte es gelernt, ihren Magen zu beherrschen, der Affe aber verforgie fich felbft; menn fein Magen Müssen fie denn nicht, menm fe hinzufen dung ben Rams, Emircie, flahl er alles Breßbare und mußte es fiets za erreichen,
Kopernikus hat die Bewegung der Planeten gedacht. Ich aber habe sie bewiesen, habe sie geschaffen, ich, mit Galilei , der widerrufen hat. Aber lassen sich die Sterne widerrufen? Mich erdrückt mein Gedanke, seit ich seine Weite ermesse, und doch stehen sie nicht still, sondern freisen weiter, mie sagte Einhorn ? Ein totes, stummes Kreifen von Kugeln... Und wie sagte meine Mutter zu ihrem Henter? Hörst sie singen, die Stern'?"
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Kepler sprang jah auf. Ein Gedanke riß ihn empor. Und- fingen sie denn nicht?
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Dieferhalb mechselte der Asse seinen Befizer und fam, wie schon gesagt, zu dem Leiermann. Doch brachte der Affe ihm kein Glück. Die Drehorgel war zwar immer umlagert, aber der einzelne muſikfreudige Teil fiel nun nicht mehr so auf, er fühlte sich nicht mehr verpflichtet, und viele drückten sich und gaben nichts. Wieder andere dachten nur an den Affen, Früher gaben fie dem Leiermann einen Sechfer, jetzt gaben sie dem Affen ein Stück Zucker. Der Affe bekam mitunter zehn Spiegel an einem Tag, der Affe befam sogar Röckchen und Jäckchen. Und der Leiermann? Nun man tröstete sich, als Kriegsinvalide bekam er doch seine Rente.
Wie gut es ihm ging, das sah man doch, er konnte sich sogar einen und viele Leute, weiche die Not mißgünſtig gemacht hatte, fic Affen halten. Irgendein hämischer Mensch tat diesen Ausspruch, fprachen ihm nach. Der Krüppel jedoch trennte sich nicht von den Affen. Er trotzte seiner ganzen mißlaunigen Umwelt, er schloß sich fest an das Tier. Er wollte von feinem Menschen mehr etwas wiffen. Nie tat er den Mund auf zu einer erleichternden Aussprache.
Der Affe war mit der Zeit böse geworden. Er haßte die kleinen Kinderhände, die ihn oft niffen, er haßte die dünnen Kinder. stimmen. Er wollte weder gerufen noch gestreichelt werden. Er sprang die Kinder an, er biß. Bald mied man dieserhalb den Leiermann, aber er trennte sich nicht von dem Affen.
Beide wurden frank, beide husteten, und der Winter war hart. Der Mann blieb nicht zu Hause, in wahrer Verbissenheit spielte er Tag für Tag abgeleierte Schlager. Das Aeffchen troch dicht an ihn, es war nur noch ein kleines, mit dünnem Fell behangenes Gerippe.
Beide schleppten sich nur noch mühsam durchs Leben, beiden zerriß die Kälte die Brust. Und eines Abends, als der Mann noch mit letzter Kraft Wasser auf die Gasflamme gesetzt hatte, um etwas wärmenden Tee zu kochen, wurden beide von ganz besonders heftigen Hustenanfällen geschüttelt und sie starben beide in der gleichen Nacht, das heißt, ihre Körper; denn ihre Seelen waren schon lange in dieser kleinlich keifenden Welt des mißmutigen Alltags verendet.
David Luschnat: Der Abschied
Die Dinge fordern ihren Abschied von uns, alle Dinge, die uns verlassen müssen, weil sie uns fremd wurden. Dieses letzte Geschenk fordern sie, daß wir den Knoten lösen, der uns mit ihnen verband. Sie möchten noch einmal unseren segnenden Atem fühlen, unsere liebende Hand, ehe sie uns entgleiten. Die Dinge wissen, daß wir durch das Abschiednehmen unaufhörlich an sie gefesselt werden.
Später taucht Erinnerung mahnend und klagend empor. Die Träne des Abschieds trocknet niemals. Wir denken an die Stunde der Trennung, und unser Herz schmilzt wie Wachs. Schmerzhaft fühlen mir die Unwiederbringlichkeit der Dinge, die nicht mehr sind, die uns wenigstens nicht mehr sind, was sie uns waren.
Unaufhörlich nehmen wir Abschied und segnen Dinge, die uns entgleiten. Denn alles rinnt dem Menschen unter den Händen fort wje Sand. Immer leerer wird es um uns. Die Einsamkeit wächst, einem Walde vergleichbar, und überschattet uns mit lautlosen Wipfeln.
Die Zeit fcheint nahe, mo mir nichts mehr haben, von dem wir Abschied nehmen könnten. Dann vielleicht werden wir empfinden lernen, was Gott empfand, als er von den Menschen Abschied nahm.
Sperlingssterben. Auf den Shetlandinseln und auf Fair Isle . einer fleinen Insel in der Nähe, gab es bisher, Sperlinge in Hülle und Fülle. Seit dem Jahre 1926 nimmt ihre 3ahl erstaunlich schnell ab, und man weiß jeht nur noch von ganz vereinzelten Tieren zu berichten. Man führt das Aussterben der Sperlinge auf irgendeine Krankheit zurück, fonnte aber bis jetzt noch nichts Genaueres darüber ermitteln.
Die Bezeichnung Karat hat ihren Ursprung in dem arabischen Borte ,, Kirat", das eigentlich der Name für den Samen des Brotfruchtbaums ist. Die arabischen Juwelenhändler mendeien mümlich) früher diesen Samen beim Biegen an,