Beilage
Freitag, 30. Januar 1931
Der Abend
Shalausgabe des Vorwärts
Aussprache: Partei und Arbeiterbildung
Erfaffen wir den
ganzen Menschen?
Jeder, der die Berliner Arbeiterbildung aus eigener Anschauung fennt und über ihre Probleme schon einmal nachgedacht hat, wird mit mir übereinstimmen müssen, wenn ich an die Spitze meines Diskussionsbeitrages den Satz stelle: Es wäre tief bedauer lich, wenn durch die Einwände Hartigs die wich tigen Anregungen Deders totgeschlagen würden. Die Ueberlegungen, auf Grund deren sich Hartig gegen die Vorschläge Deckers mendet, zeugen zwar von einem vertieften nach denken über die allgemeinen Aufgaben und Bedingungen der proletarischen Bildungsarbeit, aber sie gehen meins Erachtens am Kern der Ausführungen Deders vorbei.
Zunächst beweist Hartig selbst, daß der Streit darüber, ob und in welchem Ausmaß man die sozialistische Anschauungswelt als eine Weltanschauung bezeichnen darf, in diesem Zusammenhang ziemlich müßig ist. Denn mit der Aufzählung all der Organisationen, die sich mit der Bildung des sozialistischen Menschen beschäftigen Naturfreunde, Sänger, Sportler usw.-, gibt er selbst zu, daß der Kreis von menschlichen Lebens- und Dentbetätigungen, den die fozialistische Bewegung erfaßt, so ungeheuer meit ist, daß es praktisch feine erhebliche Rolle mehr spielt, die Grenzen festzulegen, bis wohin die sozialistische Bildungsarbeit reichen darf. Schließlich dar auch nicht übersehen werden, daß es Organisationen gibt, denen, menn sie von Hartig auch nicht erwähnt wurden, dennoch niemand den Anspruch verwehren darf, sozialistische Bildungsarbeit zu be: treiben, die auch vor der Durchdenkung religiöser Fragen nicht haltmachen( proletarische Freidenter, religiöse Sozialisten).
Daraus ergibt sich also, daß die Forderung Deckers, die sozialistische Bildungsarbeit müsse den ganzen Menschen erfassen, grundsäglich berechtigt ist, wenn man das Wort„ ganz" nicht spikfindig, sondern so auslegt, wie es gemeint war. Daraus ergibt sich aber nicht die Notwendigkeit eines Bildungssalats", daraus ergibt sich nicht die Notwendigkeit, daß derselbe Mensch in eine bunte Reihe von Kursen gehen müßte. Denn das ,, Ganze" jedes Menschen Hartig und, wenn ich ihn richtig verstehe, fogar mit Hartig die Forderung bestehen:
mir gemeinten Sinn in den Bernfeld Kursen behandelt. Die über I bildung erstrect. Und trotzdem tann auch hier auf diesem rein raschend große Beteiligung sowie die starke innere Anteilnahme der Hörer an den Bernfeld- kursen beweist, wie wichtig ein weiterer Ausbau der Parteibildungsarbeit in dieser Richtung ist. Und eine weitere erfreuliche Erscheinung, die in der Linie der meines Erachtens anzustrebenden Zusammenarbeit von Mitgliedern verschiedener Kulturorganisationen in der Parteibildung liegt: an den von der Arbeiterbildungsschule veranstalteten Kursen Bernfelds beteiligt sich eine große Zahl von Kinderfreundehelfern und, wie ich annehme, auch von Mitgliedern anderer Kulturorganisationen. Es ist, wie gesagt, nur ein Ansatz. Ich sehe es als eine wichtige Aufgabe der Arbeiterbildungsschule an, ihn auszubauen und mehrere andere zentrale Kurse in der von Decker und mir vor geschlagenen Richtung einzurichten. Die Beteiligung wird sicher sehr stark sein, wenn die Kurse nur sorgfältig ausgewählt und wenn vor allem Lehrer gewonnen werden, die wirklich etwas zu sagen haben. Und gegen eine starke Beteiligung in solchen Kursen wird man wirklich nicht einwenden können, daß die große Besucherzahl fich aus dem Entgegenkommen gegenüber den verschiedensten Geſdymädern und Interessen erklärt.
Nein, es handelt sich um die systematische Durch bildung eines Kreises von Menschen, der für die sozialistische Bewegung und ihre kulturelle Entwickfang die größte Bedeutung hat, und zwar um eine Durchbildung gerade in der Richtung, in der diese Menschen zu arbeiten berufen sind, also Funktionärbildung im besten Sinne des Wortes.
Jedoch gehen wir einen Schritt weiter und wenden wir uns den Bildungsaufgaben zu, auf die Hartig die Parteibildungsarbeit beschränken möchte. Kann man mit gutem Gewiffen auch nur von diesem Aufgabenkreis sagen, daß die Parteibildung hier in idealer Beise ihr Teil dazu beiträgt, die Forderung von der Erfaffung des ganzen Menschen zu erfüllen? Es soll gerne zugegeben merden, daß der Themenkreis der Arbeiterbildungsschule in den zentralen wie in den Kreisfursen im allgemeinen gut ausgewählt ist und sich fast durchaus auf Gebiete von zentraler Bedeutung für die Partei
ift an sehr verschiedenen Stellen zu packen. Es bleibt also trok erner Falk:
die sozialistische Bildungsarbeit hat den Menschen als ganzes zu erfassen, das heißt so weit das Lebenss und Kulturinteresse des sozialistischen Menschen reicht.
Es bleibt dann nur mehr eine technisch organisato rische Frage, wie und wie weit die einzelnen Gliederorganisationen der sozialistischen Bewegung sich in diese Arbeit teilen sollen und ob und wie weit auch den Volkshochschulen und anderen außerhalb der sozialistischen Bewegung stehenden Bildungsorganisationen eine Hilfsstellung eingeräumt werden kann. Wichtig und von allgemeinem Interesse ist vielmehr die Frage, wie weit die Aufgabe, die der sozialistischen Bildungs. arbeit im ganzen gestellt ist, von ihr gelöst ist. Wenn man mun, wie Hartig, auf dem Standpunkt steht, daß in Berlin alle sozialistischen Organisationen zusammen in ciner idealen Weise jene Forderung von der Erfassung des ganzen Menchen erfüllen", dann ist freilich jede Diskussion über sozialistische Bildungsfragen überflüssig, denn dann gibt es gar feine allgemein intereffierenden Probleme der sozialistischen Bildungsarbeit in Berlin . Ich habe den Eindruck, daß es der Sinn des Artikels von Deder war, nachzuweisen, daß es in der Berliner sozialistischen Bildungsarbeit noch Lücken gibt, daß ihr die Erfassung des sozialistischen Menschen als ganzen noch nicht vollständig gelungen ist. Und diese Auffassung ist mit der bloßen Behauptung, daß die Aufgabe der Berliner sozialistischen Bildungsarbeit in idealer Weise gelöst ist, noch nicht entfräftet.
Decker hat durch eine Reihe von Beispielen zu veranschaulichen versucht, worin er die Lücken in der Erfassung des sozialistischen Menschen als ganzen sieht. Vielleicht war nicht jedes Beispiel gleich glüdlich gewählt, vielleicht erfüllen zum Beispiel die Natur freunde in Berlin wirklich in idealer Weise die Forderung, die Natur dem dafür Verständnis entgegenbringenden Menschen in der Art zu erschließen, wie es uns als Sozialisten entspricht. Aber dann bleibt immer noch die Frage zu Recht bestehen: Wo gibt es in Berlin für die dafür interessierten Menschen beispielsweise die Möglichkeit, sich im Kreise Gleichgesinnter und in Zusammenarbeit mit thnen vom Standpunkt fozialistischer Anschauungsweise in den Fragen der Kunst, des Kulturlebens und der Kulturformen überhaupt zu bilden? Ich weiß, daß es eine Reihe von Organisationen gibt, in denen man in gemeinsamer Arbeit, in Bort und Tat sozusagen, um diese Dinge ringt, so die Kinder freunde, die S2J., die Jungfozialisten- deren Auflösung hoffentlich
mur eine vorübergehende ist.
Aber es fehlt eine Bildungsstätte, wo die in diesen Organisationen Tätigen gemeinsam und vor allem zusammen mit außerhalb dieser Organisationen Stehenden an der Klärung über diese sozialistischen Lebensfragen arbeiten können.
Dies mur ein Beispiel. Es ließe sich vermehren. Warum soll die Partei nicht die für die sozialistische Bewegung überaus wichtige Aufgabe übernehmen, hier führend voranzugehen? Nur meil eine dogmatische Pädagegit Arbeitsteilung und Beschränkung der Partei bildungsarbeit auf die politischen Fächer verlangt? Aber kann man wirklich eine solche Trennung vornehmen? Kann man die Kunst- und Kulturfragen von der Politik loslösen? Ein sehr schöner Ansah in der Richtung, auf die Genosse Decker| mit seinen Anregungen abzielte, ist von der Arbeiterbildungsschule schon gemacht worden: die Kurse Siegfried Bernfelds. Ihr offizielles Thema ist die Psychologie( also schon ein Verstoß gegen bie von Hartig aufgestellten Regeln?). In Wirklichkeit werden, soweit ich unterrichtet bin, auch viele andere Fragen in dem von
Neue
politischen Gebiet noch viel mehr von dem gegeben werden, was den im engeren Sinn des Wortes politisch Interessierten bewegt. Decker regte Kurse über Berlin an, also Geschichte der Partei in Berlin , Arbeiterbewegung in Berlin ; weiter lägen in dieser Richtung Kurse über die Geschichte Berlins , die soziale und fulturelle Struktur Berlins usw. Diese Kurse tönnten weiter nach der kommunalpolitischen Seite ausgebaut werden, also die besonderen Probleme, Leistungen und Aufgaben der Berliner munalpolitik in verschiedenen Kursen behandelt werden. Natürlich dürften auch allgemeine kommunalpolitische Kurse nicht fehlen. Auch die Kurse über die politischen Parteien vertragen noch einen weiteren Ausbau. Es findet zum Beispiel in diesem Jahr fein einziger zentraler Kursus über das Parteiwesen in Deutschland statt. Und dabei gibt es auf diesem Gebiet eine Fülle von Themen, die für den Parteifunktionär wichtig sind, wie Kurse über die Geschichte der Parteien, über ihre soziale Struftur, ihre Organisation und innere Verfassung usw. Oder es können einzelne Parteien, deren Durchleuchtung augenblicklich von besonderer politischer Bedeutung ist, wie jetzt die Nationalsozialisten, heraus gegriffen und in furzen Kursen montöglich in allen Kreisen behandelt werden.
Auch diese Beispiele können noch vermehrt werden. Aber es ist nicht Aufgabe dieser Zeilen, einzelne Anregungen zu geben, sondern es soll nur an hervorstechenden Beispielen gezeigt werden,
daß wir als Sozialisten niemals mit uns selbst zu frieden sein dürfen, daß wir niemals uns selbst einreden dürfen, wir hätten irgendeine Aufgabe schon in idealer Weise gelöst.
Schon die wenigen Beispiele, die von Decker und mir angeführt
murden, beweisen, daß wir in der sozialistischen Bildungsarbeit Berlins noch weit von jenem idealen Zustand entfernt sind, den Hartig als gegeben annimmt, daß unserer Bildungsarbeit und speziell der Arbeiterbildungsschule noch sehr grobe Aufgaben gestellt sind, die zu bewältigen sie sich bemühen muß, um zu ihrem Teil die Forderung von der Erfassung des ganzen Menschen zu erfüllen.
Zielsetzung!
deren zeitlichen und örtlichen Verhältnisse entspricht also einem Stand der Bewegung, bei dem gegen den Kapitalismus als Ganzen grundfählich nichts zu unternehmen ist; wo also die Not des Tages noch nicht zum Ausgangs- und Zielpunkt einer Attion gemacht wer
der allgemeine Feind, der Kapitalismus, trägt. Ja, auf dieses Abfehen vom Einzelfall fommt es hier gerade deshalb an, um den Abwehrwillen vor halben Reformen und Widerstandsmaßnahmen zu bewahren, feine Kraft für den Moment des Eingriffs zurückzuhalten, den die allgemeinen Entwidlungstendenzen erst vorbereiten.
Geschichte unserer Bildungsarbeit und Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung sind durch innere Zusammengehörigkeit mit einander verbunden. Die Bildungsarbeit war anentbehrlich ais Bestandteil der Bewegung selbst, nicht nur wichtig und wert voll als Ergänzung der unzureichenden Bolksschulbildung, als fach- den fann und nur übrig bleibt, die Schuld zu erkennen, die an ihr liche Schulung für den täglichen Lebenstampi, als Abwehr des ful turellen Bildungsprivilegs der Besitzenden. Ohne Bildungsarbeit fein ficheres zielflares politisches Bewußtsein, ohne diefes feine Einheitlichkeit der Entscheidung, keine Festigkeit der Führung, keine Stoßfraft der Aktion. Im Gang der Bewegung tommt der Bildungsarbeit ihre eigene selbständige Aufgabe zu: aus dem, was die eigene Not jedem einzelnen an utopischem Hoffen und revolutio närem Drang aufzwingt, erst ein einheitliches Maffenwollen heranzubilden; überzeugend zu begründen, wohin der Weg geht und welche Richtung er nun nehmen kann. Die Bildungsarbeit fett erst das in Wirklichkeit um, was Marg und Engels ein für allemal für die Gesamtbewegung geleistet haben; sie verwandelt in
stetiger und unabschließbarer Kleinarbeit den utopischen Sozialismus des einzelnen in den wissenschaftlichen So
zialismus der Klasse.
Der Ausgangspunkt.
neuen Abwehrwillen
Auf der Sorgfalt, dem Umfang und der Eindringlichkeit solcher politischen Bildungstäligkeit ist die Arbeiterbewegung aufgebaut, fie steht und fällt mit der Fruchtbarkeit, Lebensnähe und histori schen Richtigkeit der Inhalte, die als Klassen weg und Klassen ziel 3ief nehmen, daß diese Aufgabe jemals abgeschloffen fein könnte. vermittelt werden. Berhängnisvollster Irrtum wäre es, anzunehmen, daß diese Aufgabe jemals abgeschlossen sein könnte. 3mang schafft, so schafft er für jeden einzelnen und vor allem für Denn so wie der Kapitalismus jeden Tag neue Not und neuen jede in ihn hineinwachsende Generation 3wang schafft, so schafft er für jeden einzelnen und vor allem für iede in ihn hineinwachsende Generation und neue Frage nach Ursachen und Abhilfemöglichkeiten. Und es diesen Abwehrwillen auf die Aufgaben als Ziele hinzulenten, die ist entscheidend, daß die Antwort jedesmal von neuem imstande ist, der Kampfplatz der Geschichte als Lösungen mit Dauererfolg bietet. gelehrt haben, mußte die politische Erziehungsarbeit vor allem Nach dem, was Marg und Engels gerade in dieser Hinsicht Nach dem, was Marg und Engels gerade in dieser Hinsicht von dem Bestreben diftiert sein, der täglichen Not des einzelnen die Vorstellung eines isolierten und zufälligen Einzelfalles zu neh
men.
Der wirkliche Feind ist nicht die akute Wirtschaftskrisis, die
mangelnde soziale und wirtschaftliche Gesetzgebung eines Landes, die besondere Rücksichtslosigkeit eines Unternehmers, also alles das, was täglich, unmittelbar und handgreiflich als Bedrücker begegnet; es ist der Kapitalismus als System, dessen zwangsläufige Folge nur das Einzelschicksal, dessen unfreiwillige Bollstrecker die beson deren Berhältnisse eines bestimmten Zeitpunktes und eines bestimmten Landes sind. Der Gesamtzusammenhang des Systems und seine innere Gesetzlichkeit ist daher auch der Hauptgegenstand unserer politischen Bildungsarbeit; weniger dagegen die besonderen Umstände, unter denen es sich gerade bei uns entfaltet, innerhalb eines bestimmten nationalen Raumes, unter bestimmten geschichtlichen Traditionen, unter besonderen Produktionsbedingungen und Reichtumsverhältnissen, unter Menschen bestimmter Art. Wie weit man gerade von ihnen abzusehen hat, ist auch durchaus nicht be. liebig; vielmehr ist es sehr start abhängig von Art und Grad der in einer Beriode möglichen politischen Aktivität. afute wirtschaftliche Krisis eines Landes und die genaue Kenntnis ihrer besonderen Ursachen ist für den Weg zum Sozialismus nur in einem Falle wichtig: menn eine gegen diese Umstände gerichtete Aktion am Ganzen des fapitalistischen Swanges etwas ändern tönnte; sonst ist dieser Einzelfall nur bemerkenswert als Beispiel einer bestimmten Entwicklungsstufe des Kapitalismus, wie unzählige einer bestimmten Entwicklungsstufe des Kapitalismus, wie unzählige andere Fälle auch. Die grundsägliche Vernachlässigung der beson
Die
Eine gefährliche Klippe.
Der Stand der Bewegung in der Borkriegszeit eine realpolitisch ohnmächtige Arbeiterschaft gegenüber einem festgefügten und blühenden Kapitalismus stellte Bildungsarbeit und Aktionsprogramm der Partei tatsächlich vor eine derartige Aufgabe: auf
-
diesem Boden konnte daher auch ohne merklichen Schaden die vul gäre Vorstellung entstehen von einem Sozialismus, dem die Be
megung ohne ihr eigentliches Zutun, über die Köpfe der handeln den Menschen hinweg", lediglich durch das Spiel der immanenten Geseze der kapitalistischen Produktion" allmählich zuwächst. Denn die Lähmung eines zielflaren und tatbereiten Willens zur Aftion, zu der diese Anschauung führt, entsprach damals nur einer poli
tischen Notwendigkeit. Dem Sinn der Lehre, die Marg schaftlichen Sozialismus entsprach dagegen dieser Soziaund Engels uns hinterlassen haben, ihrer Idee vom wissenlismus frei Haus" niemals. Ihre ganze Lebensarbeit wäre ja
überflüssig gewesen, wenn sie uns nur die Prognose eines Entläufig zur Erlösung vom Kapitalismus führt! Statt nur theowicklungsganges hätten geben wollen, der sowieso und zwangs= retisch den Schleier der Zukunft zu lüften, kam es ihnen vielmehr auf etwas sehr Praktisches an: der Arbeiterbewegung das Ziel zu zeigen, dem fie nur folgen fann, wenn sie die wahren und wirk lichen Gründe ihrer Lage erkannt hat, die Wege, die sie gehen muß, wenn sie im Rahmen des geschichtlich möglichen erfolgreich sein will; sie zum Beschreiten dieses Weges aufzurütteln, anstatt bürgerlicher Reformer zu folgen. Marg und Engels waren mehr utopischen Idealen, gefühlsmäßigen Aufwallungen, Versprechungen als die großen Theoretifer, fie waren die großen Erzieher der Bewegung. Und darum hatte auch die Betonung der kapita listischen Entwicklungsgeseßlichkeit einen praktischen Ginn: Abwehrwillen und revolutionäre Aktivität zu regein, fie vor unfruchtbaren und verfrühten Aktionen zurückzuhalten, dafür aber den Einsatz aller Kraft für die kritische Lage zu bewahren, die.„, im Schoße der fapitalistischen Entwicklung" heranreifte. Nicht eine Feldzugsplan, der Bildungsarbeit und Aktion in ihrer RichPrognose wurde damit der Bewegung vermittelt, sondern ein tung festlegte. Die Aktion auf der Linie: Erweckung des Waffenbewußtseins, Sammlung und Zurückhaltung; die Bildungsarbeit an der Idee: in aller gegenwärtigen Not die allgemeine Schuld des Kapitalismus zu erkennen, jede wirksame Abhilfe aber auf die ferne Stunde der Verwirklichung des Sozialismus zu ver
tagen.
Die veränderte Situation.
Dieser Feldzugsplan hat die Bewegung groß gemacht, weil er richtig war für die Zeit, in der er entstanden ist. Er fann sich aber ebenso vernichtend gegen die Bewegung fehren, wenn er die Richtschnur bleiben würde in einem Abschnitt, dem er nicht mehr entspricht. Im Zeichen dieser Gefahr stehen wir heute feinen Sinn, sich das zu verheimlichen. Die geschichtliche Lage ist eine andere geworden, der Kampf ist in eine neue Phase einges treten. Auf der einen Seite heute eine machtpolitisch erstartte
-
es hat