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STADT

BEILAGE

Die Lungen der Weltstadt

Grünflächen für alle Das Verdienst der Sozialdemokratie

Berlin  , die Stadt der Arbeit, hat anter sozialdemokratischem Ein­fluß mit ihren vielen hundert Grünflächen ihren Einwohnern einen gesunden Aus­gleich für die ungünstigen Lebensverhält­nisse des Großstadtbewohners zu schaffen versucht Deshalb sollen nach einem be­reits früher aufgestellten Besiedlungsplan von dem Gesamtgebiet der Stadt Berlin   in Größe von 88 450 ha nur 45 887 ha 52 Proz der Gesamtfläche Wohngebiet sein, roährend 42 563 ha 48 Proz. auf unbewohntes Gebiet entfallen.

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Von diesem unbewohnten Gebiet mer­den allein 32 309 ha in der Form von Freiflächen ausgewiesen, so daß nach pölligem Ausbau des gegenwärtigen Ber­ liner   Gebietes etroa 33 qm auf den Kopf der Gesamtbevölkerung in Freiflächen ein­schließlich Dauerwäldern vorhanden sein werden. In städtischem Besitz befin­den sich hiervon zur Zeit rund 20 000 ha.

Die Ait- Berliner   Bezirke sind naturgemäß am wenigsten an den Frei­flächen beteiligt. Neben dem Bezirk Tiergarten mit 289 ha schneidet der Bezirk Wedding durch die vor unge­

BERLINS

289

226

360

PANKOW  

REINICKENDORF  

347

WEISSENSEE

95

RK.

DES

VORWARTS

FREIFLÄCHEN

WEDDING

PRENZLAUER / BERG

SPANDAU CHARLOTTENBURG 40

1gm

LICHTENBERG

MITTE

214 gm.

162

405

TIERGARTEN

FRIEDRICHSHAIN

WILMERSDORF

KREUZBERG

SCHÖNEBERG  

95

STEGLITZ

NEUKOLLN

ZEHLENDORF

510

TEMPELHOF

TREPTOW  

875

KOPENICK

FREIFLACHEN PRO KOPF DER EINWOHNER IN DEN BEZIRKEN

GESAMTFLÄCHE DER BEZIRKE PRO KOPF DER EINWOHNER

fähr zwei Jahren erfolgte Freiflächenausweisung| Reinickendorf   mit 3022 ha, Wilmersdorf   mit in der ehemaligen Jungfernheide mit rund 270 ha am günstigsten ab

Von den Außenbezirken haben diejenigen, in welchen die Wälder und Rieselfelder liegen, den Vorrang. Vor allem

3163 ha, Spandau   mit 3630 ha. Pankom mit 4085 ha und schließlich Köpenick   mit 6783 ha. Auch an Wasser­flächen ist Köpenick   mit 1923 ha von insgesamt rund 5000 ha am meisten beteiligt.

Ein Wort zum Verkehrsabbau

Kind und Presse.

Bor dem Berliner   Lehrerverein sprach Professor Dr. Dovifat, der Direktor des Deutschen Instituts für Zeitungstunde an der Ber­ liner   Universität, über das viel umstrittene Thema Kind und Presse".

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In unserer Zeit, die den Bruch vieler Traditionen erlebte, iſt auch mit der Tradition der guten, alten Bresse fast völlig gebrochen worden. Die leichte Erreichbarkeit jedes Kind kann heute jede Zeitung auf der Straße taufen und ist dadurch völlig der Kontrolle der Eltern entzogen tennzeichnet die Zeitung von heute. Etwa im Alter von acht bis zwölf Jahren beginnt das Kind angeregt durch Sensation und Sport sich mit der Zeitung zu beschäftigen Aber auch an vielen Schulen wird die Zeitung als Unter­richtsstoff verwendet. So können z. B. Nachrichten über ein Bergwerksunglück Anlaß sein, die Kinder über das Leben des Berg­manns aufzuklären. Der politische Teil wird oft im Staats­bürgerunterricht gebraucht. Ein Einwand vieler Eltern und Pädagogen gegen das Zeitunglefen der Kinder ist der angeblich Schlechte Zeitungsstil. Aber die Sprache der Zeitung ist auf jeden Fall lebendig, furz und prägnant; ihren Schwächen gegenüber gilt immer noch das Wort Schopenhauers, daß auf einen schlechten Zeitungsschreiber zehn schlechte Gelehrtenschreiber fommen. Die Gefahr der Zeitung für das Kind liegt auf anderem Gebiet, in der übertriebenen Senfation und besonders in der ausführ­lichen Schilderung von Kinder- und Jugendlichentragödien. gesetzlicher Hilfe hier etwas ändern zu wollen, hat seine großen Ge­fahren. Am besten tann der Leser selbst auf die Gestaltung der Presse Einfluß nehmen, denn die Zeitung ist immer so, wie der Leser sie haben will. Von dieser Seite tann die Befferung zwar nicht allein kommen, aber der Redner vertraute auf die Erziehung, indem er an die Lehrerhaft die Forderung richtete, eine Leserschaft zu erziehen, die wieder Qualität verlangt.

,, Gine Zigarette und ihre Folgen".

Mit

Im Wintergarten nennt so der Zauberkünstler Arcano feine Nummer, mit der die Zuschauer in fassungsloses Staunen ver­setzt werden, wiewohl man annehmen dürfte, daß auf diesem Gebiet nichts Neues mehr produziert werden kann. Arcano widerlegt diese Auffassung glänzend. Die Lufttrapez? ünstler Codonas find noch einmal gewonnen worden und dann werden wir sie wohl nicht mehr wiedersehen, denn sie wollen in ihrer Heimat Meriko bleiben. Jeder Abend ist für diese Künstler höchster Klasse ein großer Triumph. Den schwedischen Akrobaten drei Cressos gebührt gleichfalls höchstes Lob; die bewußte Langfamfeit ihrer Produktionen

Keine Personalentlassungen!- Neue Hetze der Deutschnationalen febt eine ungewöhnlich große Beherrschung des Körpers voraus, und

was sie beginnen, lancen sie mit absoluter Sicherheit. Sechs aus dem deutschen   Erzgebirge   stammende und aus einer Weberfamilie ge­Im gefirigen Abend" haben wir die von der Berliner   Ver- bahngesellschaft, lange bevor die BVG. gegründet mar und lange be- bürtige Brüder bekommen es sogar fertig, in zwei ganz verschiedenen fehrsgesellschaft geplanten neuen Verkehrseinschränkungen vor Sozialdemokraten Einfluß auf ihre Berwaltung hatten. Es war Nummern aufzutreten. Einmal starten sie als die sechs Köhlers bekanntgegeben und dabei hervorgehoben, daß einem 22prozentigen der deutsch   nationale Direktor Lüdtke, der als kaufmänni- als schneidige und bewundernswerte Turner am dreifachen Red, mo­Berkehrsrudgang eine nur 11prozentige Einschrän- scher Dezernent die finanzielle Verantwortung für den Bau hatte. bei sich zwei durch UIf und Groteste auszeichnen. Das zweite Mal An ihm hätte es gelegen, sich bei dem volisparteilichen technischen sind sie durch Hinzunahme eines Fräuleins die sieben Alfredos, fung des Betriebs gegenübersteht. Die neuen Einschränkungen Direktor Bforr die Gewißheit für das einwandfreie Funktionieren arbeiten nunmehr am Schleuderbrett und türmen vier Personen über sollen nach dem Willen der BBG. nur da vorgenommen werden, wo der Wagen zu schaffen, ehe er die Geldmittel dafür bewilligte bzw. einander. Das Fräulein ist eine sehr gute Springerin. Raya ohne Schädigung der Intereffen des fahrenden Publikums der sich im Aufsichtsrat dafür einfegte. Das alles ist dem Lokal- Sisters und Dolinoff bringen endlich einmal wieder eine Verkehr auch von Nachbarlinien oder durch die U- Bahn aufgenommen 2fnzeiger" beftens befannt. Alber, wo bliebe die Setze, wollte er hübsche Tanzmimmer mit aparten Einzelheiten auf die Bretter. Es werden kann. es eingestehen. ist ein besonderer Genuß, den vier schönen Menschen zuzuschauen. wenn der Zirkus in Varieté will, weiß man nicht, ob man dazu ja sagen soll, aber die brillanten zwei Caroli Jockeys, die zur

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Die städtische Verkehrsgesellschaft befolgt dabei das gerade von den Rechtsparteien stets geforderte kaufmännische Brinzip, daß die Wirtschaftlichkeit gerade auch fommunaler Betriebe gewährleistet sein muß. Die Sozialdemokratie ist darüber hanous stets dafür eingetreten, daß auch die Interessen der Bevölkerung gewahrt werden müßten eine Erweiterung des Prinzips übrigens, die bei den Rechtsparteien stets vermißt wurde. Der deutschnationale Lotal- Anzeiger" fann es sich nicht ver­fneifen, die Leitung der BVG. erneut anzugreifen und es so dar­zustellen, als ob nur sozialistische Kommunalpolitif" für die Einschränkungen verantwortlich zu machen ist. Daß hei faft einer halben Million Erwerbsloser in Berlin   der Berufs­verfehr ganz außerordentlich zurückgehen muß, kann man in der verfehr ganz außerordentlich zurückgehen muß, kann man in der Redaktion des Cotal- Anzeigers" cbenst wenig begreifen, wie man die Tatsache zugeben will, daß auch der noch in Lohn und Bret Stehende infolge der allgemeinen Wirtschaftsnot sich weitgehender Beschränkungen in seiner Lebenshaltung, also auch in der Benuzung der Berkehrsmittel, auferlegen muß.

Der Zweck heiligt die Mittel, denkt Hugenberg, und deshalb wärmen seine Leute im, Lokal- Anzeiger" bereits viele Male wider leate Märchen von der Verschwendungssucht der BV. zuf. ,, Das Geld ist in phantastischen U- Bahn- Strecken, für unbrauchbare Schügen magen verpulvert, die Bevölkerung muß jetzt alle

Sünden sozialistischer Kommunalpolitik büßen." So liest man im ,, Lokal- Anzeiger". Man merkt die Absicht und wundert sich nicht mehr. Aber erstaunt muß man sein über soviel Unverfroren­heit im Hause Hugenberg. Wir nehmen deshalb Anlaß, folgendes festzustellen:

Wer ist denn der Verantwortliche?

Der verantwortliche Dezernent für den Außenbetrieb der BBG. ist der deutschnationale Direttor 3angemeister, der die neuen Verkehrseinschränkungen verfügte. Das weiß man natür­lich auch im, Lofal- Anzeiger" und durch einen einfachen Anruf bei dem Barteianhänger hätten die Hugenberg- Redakteure sich über die Sachlage informieren können. Man unterließ es aber bewußt, am bei der geistig schwerfälligen Leserschaft des Lokal- Anzeigers" die Fiktion von der sozialistischen Mißwirtschaft" bei der BVB.  aufrechterhalten zu können.

Eine einfache Anfrage hätte auch die Gewißheit gebracht, daß die vom Cokal- Au- eiger" angekündigten nenen perfonal­entlaffungen von niemandem in der BBG. geplant find. Bangemeister hat aber auch als Baurat nicht geringen Anteil am Bau der phantastischen 11- Bahn- Strecken", deren Notwendigkeit von den Deutschnationalen im Rathaus übrigens nie bestritten wor­den ist.

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Die Wirtschaftskrise darf für die BVG. nicht eristieren, obmohl jeder den Lokal- Anzeiger" lesende Krämer an seiner Laden­kasse die Not der Massen spürt; die Schüßenwagen sind Produkte sozialistischer Mißwirtschaft", obschon an ihrer Konstruktion und an der Bestellung nie ein Sozialdemokrat mitwirfte! Aber trotz­dem: Der Jude wird verbrannt!

Das neue Heim des Arbeitsgerichts.

völlig unzureichenden Räumen in der Bimmerstraße und mit not. Länger als drei Jahre hat sich das Arbeitsgericht Berlin   mit müssen. Jetzt ist es endlich gelungen, dem Arbeitsgericht ein neues dürftig hergerichteten Räumen in der Prinz- Albrecht- Straße behelfen Heim zu schaffen. Ein Teil des Gebäudekomplexes in der Wilhelm: straße, der früher das ehemalige preußische Kriegs­ministeri um beherbergte, wird voraussichtlich am 1. März das Arbeitsgericht aufnehmen. Es sind für diesen 3wed nicht etwa alte Räume notdürftig hergerichtet, sondern der betreffende Gebäudeteil ist im Innern vollständig umgebaut worden und hat ein durchaus modernes Ansehen erhalten. Davon konnte man sich über zeugen bei einer am Donnerstag unter der Führung des Arbeits: gerichtspräsidenten Dr. Doyen veranstalteten Besichtigung durch

die Vertreter der Presse.

Durch den neugeschaffenen Haupteingang in der Wilhelmstraße betritt man eine geräumige Vorhalle. Die bequeme breite, vom hellen Tageslicht überflutete Haupttreppe führt durch drei Gefchoffe, von denen jedes, um dem Publikum eine bessere Orientierung zu er möglichen, in einer besonderen Farbe gehalten ist. Für das Publikum, das sich in der Zimmerstraße in fd, malen, halbdunklen Korridoren herumdrücken muß, sind im neuen Gebäude eine Anzahl lichter, freundlicher Warteräume geschaffen. Selbstverständlich ent­sprechen auch die Verhandlungsfäle den Anforderungen, die man an ein modernes Gerichtsgebäude zu stellen berechtigt ist. Es find auch Zimmer für die Prozeßvertreter und für die Bresse bereit, und in einem Erfrischungsraum wird man gelegentlich eine fleine Stärkung zu sich nehmen können.

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Entfaltung ihres vollen artistischen Glanzes zweifellos das Milieu des Zirkus brauchen, gefallen mit ihren fühnen und ganz hervor­ragenden Reiterkünften auch hier.

Schupo spielt Beethoven  .

Konzert der Berliner   Schupo in der Hochschule für Musik unter dem leuchtenden Dreigestirn: Beethoven  , Wagner, Tschaitomsty. Das Vorspiel zu Wagners ,, Meistersingern" leitete den Abend ein, wünschen kann; im B- Moll- Klavierkonzert Nr. 1 von Tſchaifawsty in einer orchestralen Wiedergabe, wie man sie sich besser nicht brillierte der. Solist des Abends, Professor Frederic Lamond  , ais Pianist von kaum erreichbarer Birtuofität der Technik und fünft­lerischer Interpretation. Eine Bravourleiſtung im edelſten Sinne

des Wortes, die bei dem zahlreich erschienenen Publikum Stürme der Begeisterung hervorrrief. Die prächtige Assistenz des Orchesters unterstützte den Künstler im besten Sinne; ab und zu im Mezzo­piano wurde die Klavierstimme vom Orchester ein wenig ſtart gedeckt. Und dann Beethovens Fünfte   in all ihrer zeitlosen Schön­heit der Harmonie und Vitalität des Empfindens. Ein Extralob dem prächtigen Zusammenspiel der ersten Geigen, den Hörnern und den Blechinstrumenten. Ein Gesamtlob dem best­disziplinierten Orchester und seinem feinsinnigen Führer Camillo Hildebrand. Der Abend brachte dann noch eine Uraufführung, Sommerabend" von Burgstaller, eine nette Stimmungs­malerei, die aber natürlich inmitten dieser gewaltigen Musik­darbietungen allzusehr zur Folie ward. Unter den Ehrengästen waren u. a. Reichstagspräsident Löbe, Staatsminister Seve ring, Polizeipräsident Grzesinski   und auch Polizeikomman­deur Heimannsberg  .

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Schranken zwischen Buch und Leser. Der Verfasser des Artikels über Volksbüchereien, Genosse Unitower, in der Stadt­beiiage des Borwärts" vom 16. Januar 1931 bittet uns um Auf­nahme der folgenden Zeilen: ,, Um möglichen Misdeutungen einer Stelle meines Buches entgegenzutreten, jei ergänzend bemerkt, daß der angegebene Saz von 3 Proz. Büchereibenuzern in der Groß- Berliner Bevölkerung den tatsächlichen Verhältnissen nicht ganz gerecht wird. Berücksichtiat man auch die in einem großen Teil der Fälle anzunehmenden Mitleser( Familienmitglieder, Hausgenossen usw.), somie Leser an anderen städtischen Anstalten, die nicht eigent Kinderlesehallen u. a.), fo fann man auf das Doppelte bis Dreifache bleibt aber die Tatsache, daß die Berliner   Volksbüchereien( in anderen des angegebenen Sages schließen Bon dieser Feststellung unberührt Großstädten wird es auch nicht anders sein) bem gegenwärtigen Leserandrang schlecht gerüstet gegenüberstehen und nach ihrer tech nischen Leistungsmöglichkeit überhaupt bloß einen fleinen Bruchteil der Bevölkerung versorgen können.

Eine zwar nebensächliche, aber dem demokratischen Geist Rech­nung tragende Neuerung: Der Vorsitzende der Kammer thront nicht mehr, wie es sonst bei allen Gerichten üblich ist, auf einem durch eine hohe Lehne ausgezeichneten Präsidentenstuhl", sondern feine Size gelegenheit unterscheidet sich nicht von denen der Beisiger. Leider war es noch nicht möglich, das ganze Arbeitslid zu den Volksbüchereien gehören( Schulbüchereien, besondere gericht in dem neuen Hause unterzubringen. Etwa ein Drittel der Kammern nebst den zugehörigen Büroräumen muß einstweilen noch in der Zimmerstraße bleiben, bis in der Wilhelmstraße die benötigten Räume, die noch von Reichsbehörden und als Beamtenwohnungen benutzt werden, frei gemacht werden können. Hoffen wir, daß dieser

Die Schüßenwagen zu bauen beschloß noch die alte Straßen. Beitpunkt nicht mehr fern ist.