Berlins Kriminalität 1930S

Folgen des Elends- 93 Prozent aller Mordfälle aufgeklärt

Leider haben, wie freilich Kenner der Verhältnisse nicht anders ermarien fonnten, die Beröffentlichungen des Berliner Bolizeipräfie diums über die Kriminalität in der Reichshauptstadt eine weiter an fteigende 3iffer aufzuweisen. Die Gründe liegen auf der Hand: in der Tatsache, daß eine Biermillionenstadt rund 500 000 Er merbsloje hat, ist die Grundlage für eine Bermehruna der..Ber­brechen aus Geminnjucht" gegeben.

Diese Zendenz zeigt sich in besonderem Maße bei der Grunne des Raubes und der räuberischen Erpressuna. Hier haben mir 415 Fälle des Jahres 1929 gegen 546 Fälle für 1930: das bedeutet eine Steigerung von etwa 33 Broz. Aehnlich liegen die Dinge beim Diebstahl: die Ziffern 65 154( 1929) und 73 975 ( 1930) stehen sich gegenüber. Es besteht kein Zweifel, daß die Ver­mehrung dieser Berbrechen auf das allgemeine wirtschaftliche und foziale Elend zurückzuführen ist.

Die Steigerung in der Zahl der Tötungsdelikte ist er­freulicherweise erheblich geringer. Die Ziffern stiegen von 114 auf 118. Hiervon sind Mor de 45 gegenüber 32 des Borjahres. Gewisse Borfälle in den letzten Wochen ,, wie die langfame Aufklärung im Falle der Ermordung der Reichsbannerfameraden Schneider und Graf und das scheinbare Versagen der Polizei in der furchtbaren Folge der drei Mordtaten an dem Kinodirektor Schmoller, dem Händler Freudenhein und dem Autobefizer Ponik haben in der Berliner Bevölkerung eine gewisse Beun ruhigung über die Fähigkeiten der Mordkommiffionen unserer Kriminalpolizei hervorgerufen. Demgegenüber muß festgestellt wer=

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den, daß die Zahl der aufgeflärten Morde im Berichtsjahre 93 Broz. gegenüber 94 Proz. im Jahre 1929 beträgt, d. h. fast ebenso groß ist. Die Zahl der aufgeflärten Mordversuche, Totschläge und Totschlags= versuche weist die Refordziffer von 100 Pro 3. auf.

Interessant ist meiter die Abnahme der Anzeigen wegen 11n­zut und Rotzucht. Hier finft die Biffer gegenüber dem Bor­jahre von 496 auf 353 Fälle. Das ist so zu erklären, daß sich hier bereits das Gesetz zur Bekämpfung der Geschlechtskrankheiten in der Richtung auswirkt, daß gewisse Bestimmungen sittenpolizeilicher Art geändert wurden und so aus dem Bereich der polizeilichen Mach forschungen herausfallen. Leider stieg die Zahl der Anzeigen über unzüchtige Handlungen mit Kindern von 834 auf 967. Hier eine Erklärung zu finden, ist für den Außenstehenden außer ordentlich schmer.

Recht weift bas Balizeipräfibhne Wegreffer burd bie Baltze darauf hin, daß die durch die wirtschaftliche und soziale Sufammen fegung der Benölferung bedingte verschiedenartige Kriminalität der großstädtischen und ländlichen Bevölkerung sowie die verschiedene artigen örtlichen Berhältnisse erfahrungsgemäß niemals gleiche Er­folge der friminalpolizeilichen Tätigkeit in den Großstädten und auf dem Lande ermöglichen".

Die Industrie schränkt ein.

Zeche Baldur will 500 Arbeiter entlassen.

Dortmund , 6. Februar.

Die Hoesch Röln Reuessen.- G. für Bergbau und Hüttenbetrieb, Dortmund , hat bein Demobilmachungstommissar Antrag auf Einschränkung des Grubenbetriebs der Zeche Baldur in Holsterhausen gestellt. Von diesen Maßnahmen werden rund 500 Arbeiter betroffen werden.

6 Proz. Lohnfürzung in der Geidenindustrie.

Es bleibt zu bemerken, daß mit der Arbeit innerhalb Groß­Durch den staatlichen Schlichtungsausschuß wurde in den Lohn­Berlins die Tätigkeit unserer Kriminalpolizei keineswegs erschöpft streitigkeiten der Krefelder Seidenindustrie ein Schiedsspruch gefällt, ist. Sehr oft wird Berlin von auswärtigen Bolizeiverwaltungen durch den der abgelaufene Gesamtarifvertrag für Tertularbeiter und zur Mitwirkung an der Aufklärung schwieriger Kriminalfälle heran-- arbeiterinnen mieder in Kraft gesetzt wird mit der Maßgabe, daß, gezogen. So find z. B. durch Mitwirkung der Berliner Kriminal abgesehen von den Sonderregelungen für einzelne Berufsgruppen, polizei allein in den Regierungsbezirken Potsdam und Frank die Zeitlöhne, Artordrichtsäge und tariflichen Akkordstücklöhne um furt a. d. D. 4 Morde, 2 Mordverjuche und 6 Raubüberfälle auf 6 Broz. ermäßigt" werden. Diese Lohntürzung soll mindestens geflärt worden. Allgemein läßt sich fagen, daß die Aufklärungs bis 15. April gelten. ziffern bei den schweren Straftaten denen des Borjahres fait gleichen. Bei den Raubüberfällen zeigt sich eine begrüßenswerte Steigerung der aufgeklärten Fälle um 13 Broz.

Ein Vergleich mit anderen Verwaltungen ist schmer. Mit

Verantwortl. für die Rebattion: Herbert Zepere, Berlin ; Anzeigen: Th. Glode, Berlin . Berlag: Borwärts Berlag G. m. b. S.. Berlin . Drud: Borwärts Buch bruderei und Berlagsanftalt Baul Ginger& Co. Berlin GB 68. Lindenstraße 3. Sierzu 1 Beilage.

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